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Lost Emotion

von

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Und jetzt… Jetzt liegst du neben mir. Du siehst so wunderschön aus, wie du schläfst und leise vor dich hin nuschelst. Was du wohl gerade träumst? Ich kann nicht anders, als näher zu dir aufzurücken. Meine Hand hebt sich wie von selbst, streicht dir vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht.
 

Warst du schon immer so schön…?
 

Sachte fahre ich mit meiner rauen Fingerspitze über deine weiche Haut. Alles an dir wirkt so zart, dass ich es fast nicht ertragen kann. Wie konntest du nur bis jetzt in dieser Welt überleben? Ich frage mich, was du in den letzten Jahren gemacht hast. Wie du zu diesem Menschen wurdest, der so friedlich vor meinen Augen schlummert.
 

Du regst dich leicht, als ich dich berühre. Automatisch ziehe ich meine Finger zurück. Beobachte dich genau, wie deine Augenlider sich unter leichtem Blinzeln öffnen.

„Tooru“, hauchst du leise und lächelst mich an. Du siehst so verträumt aus, schmiegst dich an mich und seufzt ab und an.

Mir wird unglaublich warm unter deinen Berührungen…
 

„Ist dir jetzt wärmer?“, frage ich dich leise, streiche leicht über deinen Arm, der vorhin noch von einer stetigen Gänsehaut überzogen war. Du nickst nur, atmest gegen meine Brust und jagst mir damit einen Schauer über den Rücken.

„Das ist gut“, nuschele ich leise und suche Schutz in deinen Haaren, rieche deinen Duft, der sich nach all den Jahren nicht geändert hat.

Wie von allein finden wir immer näher zueinander, umarmen uns und streicheln über den Körper des anderen. Es tut so unglaublich gut dich zu spüren.

Du bist mein Seelenbalsam…
 

„Tooru“, flüsterst du nach einiger Zeit und hebst leicht den Kopf, wodurch auch ich müde meine Augen aufschlage. Warum klingst du so traurig?

„Du… Du hast mir wirklich… gefehlt… in den ganzen Jahren.“

Innerlich sterbe ich an diesen Worten.

Sie schmerzen, denn ich weiß genau, wie du dich gefühlt hast. Bei mir war es nicht anders.

Du wirst rot bei deinen Worten und ich liebe deine rosigen Wangen. Sie wirken nur noch zarter, als so schon.

„Wie ging es dir damals, Kou?“ frage ich dich, schaue dich an und versuche zu erkennen, ob es sehr schwer für dich war. Der eigenartige Glanz in deinen Augen bestätigt mich, genauso wie dein leises Seufzen, das sich von deinen Lippen löst.

„Nicht gut“, murmelst du und schließt die Augen. „Und… und dir? Waren sie… gemein zu dir?“

Du wirkst so kindlich. So unschuldig, wie konntest du nur bis jetzt so unbeschadet durch diese Welt gehen?

Ich nicke nur und sehe dich weiterhin an.

„Aber du hast dich verändert“, sprichst du leise und dein Blick sucht den meinen. Doch es liegt nichts Enttäuschtes darin.

Erneut nicke ich und wieder huscht dieses Lächeln über deine Lippen.

„Ich bin erleichtert… Also… Also dass du… nicht so weiter leben musstest… Das ist toll.“

Du lächelst glücklich und ich verstehe nicht, wie du so ehrliche Freude empfinden kannst, wo du selbst doch höchstwahrscheinlich all die Jahre weiterhin durch diese Hölle wandern musstest.
 

Allein…
 

„Hat dir jemand wehgetan?“ frage ich, bemerke, wie meine Stimme irgendwie belegt klingt. Kurz schaust du mich an und nickst.

Ein Stich in mein Herz.

„Meine Eltern sind mit mir damals nach Osaka gezogen. Und irgendwie… war da alles nur noch… schlimmer…“

Deine Stimme verliert sich und ich merke genau, wie dich die Gedanken an die Vergangenheit schmerzen. Am liebsten hätte ich augenblicklich losgeheult. Ich kann mir nur vage vorstellen, wie es dir erging und allein diese Vorstellung zerreißt mich innerlich. Wie kann man es nur wagen, dich zu verletzen…
 

Ich nehme mir fest vor, dass dir nie wieder auch nur irgendjemand ein Haar krümmen wird.

„Kou“, flüstere ich leise und du öffnest deine Augen, siehst mich kurz mit einem sehnsüchtigen Blick an, doch dann lächelst du wieder.

„Hm?“ nuschelst du gegen meine Brust, kneifst kurz verspielt die Augen zusammen und kuschelst dich an mich.

Mir ist unsagbar heiß.

„Kou… Ich weiß nicht, wie du derzeit lebst. Ich weiß nicht mal, wo genau. Aber bitte… Bitte geh nicht wieder weg…“

Wann war das letzte Mal, dass ich meine Gefühle so offen ausspreche? Dass ich überhaupt solche Gefühle in mir trage? Mir wird nur noch heißer als zuvor und ich glaube, dass ich rot geworden bin. Doch es ist mir so wichtig, so wichtig dass du an meiner Seite bist, jetzt, wo ich dich endlich wieder gefunden habe. Wie soll ich nur jemals wieder leben können, ohne deine Wärme?

Ich bin mir bereits jetzt schon sicher, dass sie das einzige sein wird, dass mich aufrecht hält. Noch nie war ich schwächer als in diesem Moment. Doch wenn das der Preis für deine Anwesenheit ist, nehme ich ihn ohne zu zögern in Kauf.

Ich kann nicht anders.
 

In meinem Gedanken versunken sehe ich dich an, bemerke nicht, wie sich ein anderes Gefühl in deine glänzenden Augen schleicht, doch als eine erste Träne deine Wange hinabrinnt, realisiere ich.

„Kou, was ist-, nicht doch.“ Voller Sorge wische ich dir die Flüssigkeit aus dem Gesicht, versuche zu erkennen, was du hast, doch dann lächelst du.

„Tooru… darf ich… darf ich hier…bleiben? Bei dir…?“ Wieder färben sich deine Wangen rot und verlegen senkst du deinen Blick.
 

Ich liebe dich.
 

„Bitte“, hauche ich leise und kann dieses unbändige Gefühl in meinem Inneren einfach nicht ertragen. Wie lange hatte ich auf diese Situation gewartet? Gehofft, dass es dir gut geht und wir uns irgendwann wieder sehen würden? Plötzlich kommen mir die letzten Jahre wie eine Unendlichkeit vor. Ein surrealer Traum aus dem ich jetzt erst erwache.
 

Plötzlich klingelt mein Handy und du zuckst zusammen. Du bist genauso unschuldig wie damals, das hat sich nicht verändert. Magst du mich denn überhaupt noch, so, wie ich jetzt bin?

Bei Gelegenheit werde ich dich danach fragen.
 

„Was?“, blaffe ich ins Telefon, als ich mich mühsam aufgerappelt und nach dem Handy in meiner Hosentasche gewühlt habe. Du schaust mich an und lächelst.

Bist du nicht schockiert?
 

„Kyo, Muzashi-Sama braucht dich dringend! Du solltest schleunigst vorbei kommen!“

Ich nicke nur unbeeindruckt.

„Hat er was genaues gesagt?“

„Nein. Aber-“

Ich lege auf.

Es interessiert mich nicht, was Saga jetzt noch zu sagen hat. Vielmehr legt sich mein Blick auf dich, auf dein süßes Lächeln und mir wird warm.

„Wer war das?“, fragst du in einem so naiven Ton, dass ich ernsthaft überlege, ob du vielleicht doch nur ein Hirngespinst meinerseits bist. Kein Mensch kann so unschuldig sein, wie du…
 

Ich lege mich wieder zu dir, was du sofort als Anlass nimmst, dich an mich zu drücken.

„Ich muss jetzt los“, flüstere ich leise, da dein Ohr nur wenige Zentimeter vor meinen Lippen weilt. Du nickst nur und atmest warm gegen meinen Hals. Ist dir eigentlich bewusst, wie gut sich deine Nähe anfühlt?

„Wann kommst du wieder?“, fragst du erneut so lieblich, dass ich kurz überlege, einfach nicht aufzustehen und hier zu bleiben. Doch das würde sicherlich keine sonderlich tollen Konsequenzen mit sich bringen.

„Wird nicht allzu lange dauern. Wenn du irgendetwas brauchst, such einfach danach. Du kannst dir alles von mir nehmen.“

Meine Worte sind aufopferungsvoll und ich denke, mein Blick verrät dir, wie sehr ich dich begehre. Das Letzte, was ich jetzt möchte, ist, mich von dir zu trennen. Doch meine Verpflichtungen lasten auf mir.

Ich werde erwartet…
 

Du nickst und schaust mir dabei zu, wie ich mich aufrichte. Mein ganzer Körper sehnt sich danach, sich einfach wieder zu dir zu legen und ich glaube, dir geht es genauso. Ich schaue auf, als du dich regst und leicht erhebst, tollpatschig wie du bist, auf mich zu stolperst. Wieder umschlingen mich deine dünnen Arme und ich könnte weinen vor Glück. Doch alles was ich von mir gebe, ist ein tiefes Seufzen. Ich kann nicht anders, als dich in meine Arme zu schließen.

Bin ich zu grob? Ich habe solche Angst, dir weh zu tun. Ein so zartes Wesen wie du…
 

„Ich warte hier, okay…“ flüsterst du leise und ich nicke sofort.

Doch jetzt muss ich gehen. Ich merke, wie mich die Angst überkommt, dass du nicht mehr da sein wirst, wenn ich wiederkomme. Dass das alles hier nur simple Einbildung war, die mir einen fiesen Streich spielen wollte.

Und doch hoffe ich.

Ich hoffe einfach, dass dem nicht so ist.

Dass du auf mich warten und nicht wieder spurlos verschwinden wirst. Und für einen Moment glaube ich daran.

Doch am meisten hoffe ich auf ein gutes Ende.

Ich hoffe, dass ich überhaupt zu dir zurückkehren werde…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  klene-Nachtelfe
2011-05-16T18:41:05+00:00 16.05.2011 20:41
Wunderschön.....traurig und doch so romantisch......herzergreifend!
Beim lesen hab ich richtig Gänseheit bekommen, vorallem das Ende ist...WOW...!
Wirklich eine brilliante Leistung...man möchte zwar unglaublich gerne wissen wie es Enden würde, aber du endest genau an der richtigen Stelle.
Eine unglaublich stimmige FF!!!
Wirklich sehr gute Arbeit!
LG -^.^-


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