Zum Inhalt der Seite

Esralon - Die Kindheit der Königskinder

Weihnachtsgeschenk an meine fleißigen Mitplayer^^
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Turbulenzen

Irgendwann, im Laufe der verbleibenden Nacht, und nachdem sie ihre Besinnung wiedergefunden hatte, öffnete Chandari ihre Augen und sah zum Himmel hoch.

Der Mond befand sich in der Nähe des Horizontes, es war spät geworden, und dennoch blendete sie ein heller Schimmer und sie fühlte sich beobachtet.

Als sie den Blickwinkel etwas veränderte, sah sie in die strahlenden Augen ihres Geliebten. Doch ihn so zu nennen war nicht gerecht. Weder ihm, noch sich selbst, und schon gar nicht Endriels wegen.

Trotzdem hielt sein Blick den ihren einen Moment lang gefangen, bis sich ihre Augen vor Schreck und Erkenntnis weiteten, und sie sich aufsetzte.

Tendai lag neben ihr. Zufrieden scheinbar, und…nackt. So wie sie selbst auch, und auch wenn es nichts, aber auch gar nichts mehr nutzte, so zog sie ihr Kleid an sich heran um wenigstens etwas ihrer –im Mond schimmernden- Haut zu verbergen.

Seine Hand lag auf einem ihrer Schenkel und sein Blick war nicht einzuordnen. Die Königin der Waldelfen starrte auf seine Hand und sah dann zu seinem Gesicht auf. Den Rest seines Körpers wollte sie nicht anstarren. Sie hatte in den letzten Stunden durchaus alles daran kennengelernt, und das war es, was ihr schwer auf der Seele lag.

„Was habe ich getan“, flüsterte sie fassungslos und zog ihre Beine an sich, wodurch der Hautkontakt zu Tendaí verschwand.

„Nicht du“, flüsterte er und nahm ihre Hand in seine. „Wir“

Chandari blickte auf, schüttelte den Kopf und zog ihre Hand zurück. „Nein! Es war meine Schwäche. Mein Wunsch, mein…Fehler.“

„Fehler?“

Sie nickte und erhob sich, zog das Kleid über ihren Körper, versuchte dabei ihn nicht anzusehen. „Ja…Fehler! Es war ein Fehler. Ich hätte nie wieder hierher zurückkommen dürfen. Ich wusste doch was ich noch empfinde für dich. Was ich immer empfinden werde. Es war ein Fehler! Ich bin verheiratet. Ich bin eine Königin! Und was tue ich? Ich benehme mich wie eine gewöhnliche…“

Der Prinz war aufgestanden und hatte ihr nun einen Finger auf die zitternden Lippen gelegt. „Sag so etwas nicht. Denk so etwas nicht einmal. Du bist nicht gewöhnlich, und auch nicht das was du aussprechen wolltest.“

Sie lehnte sich leicht an ihn, nur einen Moment. Dann trat sie zurück. „Dennoch war es ein Fehler. Es hätte nie so weit kommen dürfen. Ich werde jetzt gehen, und ich werde niemals wiederkommen. Außer zu deiner Hochzeit.“

Nun war es an ihm fassungslos zu sein. „Du willst immer noch dass ich deine Tochter heirate? Selbst nach dem was eben passiert ist?“

Chandari strich ihm eine der langen Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Du hast keine andere Wahl. Es wurde beschlossen. Wir alle haben keine andere Wahl. Folge mir nicht Tendaí. Wir dürfen uns nicht wiedersehen. Nie wieder! Ich gehe meinen Weg, du musst den deinen gehen.“ Sie fühlte wie etwas in ihr zerbrach, doch sie bemühte sich um Fassung und Ernsthaftigkeit. „Leb wohl mein Liebster!“

Damit verschwand sie in dem geheimen Durchgang und kehrte –flink wie ein Schatten- durch die Gänge des Palastes, zurück in ihr jetziges Leben.

Zerfressen von Schuldgefühlen war ihr der Rest ihres Aufenthaltes hier in ihrer Heimat eine Qual. Doch sie ertrug es. Als mahnende Buße für ihr Vergehen.

Ja! Sie liebte ihn. Doch sie durfte ihn nicht lieben. Diese Nacht würde auf ewig Teil einer Erinnerung sein, und nie wieder mehr. Nur eine Erinnerung beim Anblick des Mondes….
 

>

Derweil war im Reich der Waldelfen alles friedlich. Noch…

Emraen war ein würdiger Vertreter des verreisten Königs. Er kümmerte sich um die Regierungsangelegenheiten, bei denen ihm dennoch Berater des Königs zur Seite standen, so dass böse Zungen behaupten konnten dass der Kronprinz auch nur eine Marionette an seidenen Fäden war. Doch wusste man auch dass der Prinz das Temperament seines Vaters geerbt hatte, oder es ihm anerzogen war, so dass man ihn besser nicht reizte und dazu brachte sich mit den Lästermäulern des Palastes zu beschäftigen.

Die Prinzessinnen verbrachten ihre Tage wie sonst auch. Eflusa spielte Harfe, oder las Bücher im Palastgarten, wo sie sich auch um ihre eigenen Pflanzen kümmerte.

Enmouen hingegen ritt aus und erkundete die Umgebung hoch zu Ross. Nicht selten kam sie erst spät am Nachmittag von diesen morgendlichen Ritten zurück, doch hatte ihr der König dies erlaubt.

Dem Kronprinzen missfiel das benehmen seiner jüngsten Schwester dennoch. Weder ihm, noch den Beratern gefiel es, das eine Prinzessin der Waldelfen herumgaloppierte wie ein junger Krieger. Es fehlte nur noch das sie anfing mit dem Schwert zu trainieren.

Gut das Emraen nicht wusste das sie so etwas sogar konnte. Das hatten der König und sie immer vor jedem geheim gehalten. Auch vor der Königin.

Die Tage vergingen friedlich. Es gab keine Vorkommnisse die den Frieden im Land oder im Palast stören hätten können. Dabei bahnten sich die dunklen Wolken ausgerechnet innerhalb der Palastmauern an.
 

Es war ein Tag wie es schon hunderte, nein tausende zuvor gegeben hatte. Die Sonnen schienen vom Himmel, es war schönes Wetter. Nicht zu heiß, kein Wind. Ideal um den Tag einfach nur zu genießen.

Die ältere Prinzessin kümmerte sich um ihren Garten und sah wie ihre jüngere Schwester mit ihren Begleitern, auf ihren Pferden den Palast verließ.

Irgendwie beneidete sie Enmouen beinahe. Sie selbst verließ den Palast nicht. Zumindest nicht oft. Was vielleicht daran lag das sie eigentlich eher schüchtern war, und Fremde um sie herum sie nervös machten. Deshalb war sie auch am liebsten mit ihrer Mutter zusammen, oder deren Hofdamen. Vertraute Gesichter eben. Wenn ihr Vater es wünschte dann spielte sie auch Harfe für ihn, aber ansonsten hielt sie sich von anderen Elfen fern.

Nachdem sie ihren Garten versorgt hatte, zog sich die Prinzessin in ihre Gemächer zurück um sich umzuziehen, und danach in die Bibliothek zu gehen um zu lesen.

Hier verbrachte sie auch viel Zeit und bemerkte kaum dass die Stunden an ihr vorüberzogen, war sie doch sehr in ihr Buch vertieft. Eine Dienerin klärte sie schließlich über die Zeit auf, und so pilgerte Eflusa schließlich in den Musikraum, wo sie sich ihrer geliebten Harfe widmete.
 

Derweil hatte Emraen eine Diskussion mit einem der königlichen Berater. Es gab Streitigkeiten darüber wie viel Gold und Juwelen in die Ausrüstung des Heeres gesteckt werden sollte. Der Prinz war der Meinung dass es viel mehr sein musste als dass was geschickt werden sollte.

„Aber mein Prinz. Euer werter Vater hat immer diese Menge zu den Schmieden geschickt. Seit Jahrzehnten“, versuchte es der Berater erneut.

„Und seit Jahrzehnten sind wir nicht in der Lage die feindlichen Heere völlig zu vernichten. Wir schlagen sie nur zurück“, konterte Emraen.

„Was ausreichend ist. Es geht darum unsere Grenzen zu schützen. Nicht unnötige Ausgaben zu decken.“

„Unnötige Ausgaben? Wir haben einen starken Feind und begnügen uns damit ihn hinter seinen Grenzen weiterleben und aufrüsten zu lassen? Das ist Irrsinn!“

Der Berater blieb stur. „Es ist bisher immer so geschehen und der König hat es angeordnet. Sprecht mit ihm wenn er zurück ist mein Prinz. Ohne seine Zustimmung kann ich dies nicht gestatten.“

Der Kronprinz konnte es nicht fassen. „Ich bin der Nachfolger des Königs, und sein Stellvertreter. Was ich sage ist Gesetz.“

„Leider nicht königliche Hoheit. Der König hat genaue Anweisungen gegeben. Ihr habt natürlich die volle Befehlsgewalt, sollte es zu einem Ausnahezustand kommen, oder der König verhindert sein aber, er hat uns Schriftrollen und Befehle hinterlassen die wir zu befolgen haben, und somit auch ihr mein Prinz.“

Das konnte er nicht fassen. Er war also nur ein Aushängeschild? Er hatte nichts zu sagen, und das obwohl der König fort war?

Wütend und aufgebracht verließ der blonde Prinz den Thronsaal. Er war hier fehl am Platze. Er gehörte zu seinen Soldaten, denn hier hörte scheinbar niemand auf ihn wie er nun erfahren hatte.

Missmutig querte er den Palast und begab sich in Richtung Stallungen. Er war kurz davor den Palast zu verlassen. Brauchte man ihn doch ohnehin nicht.

Es war ein ungünstiger Augenblick für Prinzessin Enmouen jetzt zurückzukommen. Noch dazu mit nassen, schmutzigen Kleidern. Ihr Pferd hatte vor einem Sprung gescheut und sie stürzte in den Wassergraben.

Zwar störte das die junge Prinzessin nicht, und auch nicht ihre Reitbegleiter, aber es störte den Thronfolger schon seit langem, so dass eine Diskussion darüber, schon lange überfällig war…
 

„Prinzessin Eflusa!“ Der aufgebrachte Ruf einer der Zofen, riss sie aus ihren Gedanken, und ihrem Harfenspiel, bevor die Elfe schnell atmend im Musikraum erschien. „Bitte….kommt schnell! Es ist furchtbar.“

Besorgt erhob sich die ältere Prinzessin von ihrem Instrument. „Was ist geschehen?“

„Prinzessin Enmouen und Kronprinz Emraen“, japste die Zofe. „Unten bei den Stallungen. Bitte kommt schnell! Sonst geschieht noch ein Unglück.“

Es blieb keine Zeit mehr für weitere Fragen. Die Dienerin eilte voraus und die Prinzessin folgte ihr. Ihr eiliger Weg führte sie so schnell wie möglich nach unten, zu den Stallungen des Palastes im Schutz der mächtigen Wurzeln des gewaltigen Baumes.

Schon bevor sie den Palast verlassen hatte, hörte sie zwei aufgebrachte Stimmen die sich wüst anschrien.

„Es ist so schrecklich! Sie gingen aufeinander los wie zwei wilde Hunde als die Prinzessin von ihrem Ausritt zurückkam“, berichtete die Zofe atemlos und winkte den Wachen das Tor für Prinzessin Eflusa zu öffnen, und dies geschah auch, so dass die beiden Streithähne nun deutlich zu hören waren.

„Wie kannst du es wagen?“ Das kam von Emraen, und er klang mehr als nur verärgert. Eflusa vergrößerte ihre Schritte soweit das Kleid es zuließ.

„Was denn? Dir zu wiedersprechen Eure Hoheit? Ich gehöre nicht zu den Speichelleckern die ständig um den werten Thronfolger herumschleichen müssen.“ Enmouen! Warum konnte sie ihr Temperament nicht etwas zügeln?

Die ältere Prinzessin huschte um die Ecke zu den Ställen und sah die beiden Streithähne nun sich gegenüberstehen. Beide sahen so aus als würde nur noch ein kleiner Funke benötigt um einen von ihnen wie ein Fass Öl explodieren und brennen zu lassen. Das schlimme dabei war…es war nicht zu sagen wer der beiden näher an diesem Punkt war. Man mochte vermuten der Prinz, doch so wie Eflusa ihre Schwester kannte, konnte sie auch sagen das dies nicht so sicher war.

„Was erlaubst du dir Mädchen?“ Für Emraen war dieses Wort wohl im Moment als Beleidigung gedacht und Enmouen nahm es wohl auch als solche auf. „Denkst du dass die beinahe närrische Liebe unseres Vaters zu dir, und deinem kindischen Benehmen ausreicht um dich mir entgegen zu stellen?“

„Und denkst du das du mir Angst machst mit deinem Titel der dir nur gegeben wurde weil du zufällig der Erstgeborene bist?“ Enmouen stand in ihrer Sturheit ihrem Bruder in nichts nach. Einzig und allein ihr unterschiedliches Geschlecht trennte sie weiter voneinander als es bei Brüdern wohl der Fall gewesen wäre.

„Was willst du damit sagen Enmouen?“ der Thronfolger sprach sehr verhalten und leise. Ein Zeichen seiner Wut. Eflusa starrte die beiden an ohne zu wissen was sie tun sollte. Enmouen entgegen warf mit einer kecken Handbewegung ihr Haar –welches sich aus ihrem langen Zopf gelöst hatte- nach hinten und richtete sich vor ihrem Bruder auf.

„Das heißt…Wenn ich ein Junge geworden wäre, würde ich eines Tages den Waldelfenthron erben Emraen. Weil ich mehr der Sohn wäre den unser Vater sich wünscht. Jeder hier im Palast weiß das! Da könntest du Tausende von Jahre vor mir geboren worden sein. ICH bin trotz meines Geschlechtes mehr der Sohn unseres Vaters als du es bist oder jemals sein wirst!“

Eflusa glaubte ihr Herz würde stehen bleiben. Ebenso sah ihre Dienerin aus die noch bei ihr stand, und auch in anderen umstehenden Gesichtern war der blanke Entsetzte zu sehen. Auch in den Augen ihres Bruders, wo die Wut gerade in blanken Hass umschlug und er einen Schritt auf seine jüngste Schwester zumachte.

„Emraen nicht!“ Eflusa setzte sich automatisch in Bewegung und war in einigen eiligen Schritten zwischen den beiden und legte ihre Hände an die starke Brust des blonden Prinzen, wo sie sein Herz stark und schnell schlagen fühlen konnte. „Mäßige dich Bruder. Sie weiß nicht was sie da sagt. Sie will dich nur ärgern“, log die mittlere Prinzessin. Auch wenn sie wusste das Enmouen stets sagte was sei dachte, und das sie überzeugt von dem war was sie von sich gab. Was es nur noch schlimmer machte. Besonders da es vielleicht sogar wahr war, was sie da von sich gab. Zumindest zu einigen teilen.

„Misch dich nicht ein Schwester. Ich weiß sehr wohl was ich sage, und allein darum lasse ich mir von IHM nichts befehlen.“ Enmouen goss auch noch Öl ins Feuer. „Was ist Kronprinz? Willst du mich nun zum Kampf herausfordern? Ich wäre nicht abgeneigt mich mit dir…“

Weiter kam sie nicht, denn jetzt schallte das Geräusch einer heftigen Ohrfeige durch die Stille der Umgebung. Enmouen hielt sich die Wange die sich schnell rot färbte und sah ihre Schwester an, die sei geschlagen hatte und welche mit wütendem Blick zwischen ihr und Emraen stand.

„Gut so“, meinte der Prinz höhnisch. „Hätte sie es nicht getan, dann ich. Obwohl ich einem Kampf nicht abgeneigt wäre. Denkst du wirklich das…“

Und auch der Kronprinz wurde auf dieselbe Art zum Schweigen gebracht wie seine jüngere Schwester.

„Was denkt ihr euch eigentlich?“ Eflusas Stimme zitterte vor Wut, Scham und Schmerz. „Ihr seid Bruder und Schwester und Kinder des Waldelfenherrscherpaares! Wie könnt ihr euch so benehmen? So…so…“ Ihr fehlten die passenden Worte dafür. „Schämt euch! Alle beide. Muss ICH es sein der euch Vernunft lehrt? Was denkt ihr was unsere Eltern dazu sagen werden? Wie enttäuscht sie sein würden wenn sie erfahren dass ihre Kinder sich in diesem Alter benehmen wie Nachkommen von irgendwelchen wilden Wandervölkern aus dem Norden? Egal wie sehr der König dich lieben mag Enmouen. Du gehst zu weit. Du bist und bleibst nun mal eine Prinzessin. Eine Frau und solltest deinen Platz endlich einnehmen. Und du Emraen“, sie wand sich gleich an ihn, bevor er sie unterbrechen konnte mit einer höhnischen Bemerkung, „Du bist der eigentlich Verantwortliche hier wenn Vater fort ist. Ist das deine Auffassung von Pflicht? Dich hier mit einem jungen Mädchen zu streiten und gegen sie kämpfen zu wollen? Dich von ihr provozieren zu lassen?“

Beide schwiegen ihre Schwester an, aber ihre Blicke waren immer noch aufeinander gerichtet und sie waren mehr als feindselig.

„Halte dich in Zukunft fern von mir Enmouen. Zu deinem eigenen Wohle“, knurrte der Kronprinz wütend und funkelte seine Schwester über Eflusas Kopf hinweg an.

„Dasselbe gilt für dich Emraen. Je weniger ich dich sehe, umso besser wird es sein“, antwortete die Jüngste, und bevor Eflusa noch etwas sagen konnte, wandten sich beide ab und verließen –in entgegengesetzten Richtungen den Platz. So das Eflusa und die schweigende Zuschauerschar zurückblieben.

„Kein Wort von dem hier darf im Palast die Runde machen“, flüsterte die Prinzessin schließlich, als sei ihre Fassung wiedererlangt hatte, und sah die Umstehenden an. „Kein Wort über diesen Streit oder das was dabei gesagt oder getan wurde. Zu NIEMANDEN!“ Ihre schönen Augen wurden ernst und sie prägte sich alle Gesichter ein. „Sollte ich erfahren dass irgendjemand außer euch allen hier etwas darüber erfahren hat, dann werdet ihr alle bestraft werden. Egal wer der Schuldige ist. Verlasst euch darauf. Ich scherze nicht. Dieser Moment wird nie geschehen sein. Nicht vor dem Königspaar und erst recht nicht vor irgendwelchen niederen Elfen. Es ist nie passiert, und nun geht wieder eurer Arbeit nach.“

Hastig nickten die Palastbediensteten und zerstreuten sich. Keiner zweifelte an den Worten der Prinzessin, denn jeder wusste wie wichtig ihr die Ehre der Familie war, und außerdem wollte niemand dass der König oder die Königin davon erfuhren.

So geschah es, das niemand darüber auch nur ein weiteres Wort verlor. Man schwieg wie befohlen, und die beiden Geschwister Emraen und Enmouen sprachen nicht mehr miteinander. Nicht das sie früher viele Worte gewechselt hatten, aber nun waren auch diese verstummt durch den schrecklichen Streit.

Jedoch benahmen sie sich –als das Königspaar zurückkehrte- zumindest höflich, so dass die Eltern nichts ahnen konnten, oder misstrauisch wurden.

Der König hatte ohnehin kein Auge für solche Dinge. Das wusste Eflusa, doch fürchtete sie um die wissenden Augen ihrer Mutter. Doch diese schien ein wenig…abgelenkt…zu sein, und mit den Gedanken weit fort, so das ihr die deutliche Kühle zwischen Enmouen und Emraen nicht auffiel, wie es schien.

Eflusa dankte den Göttern dafür, machte sich aber auch Sorgen um ihre Mutter, die ihr –wenn sie sonst auch alles mit ihr besprach- dieses Mal nicht sagen wollte was sie bedrückte, und nur meinte es wären die Strapazen der Reise die sie müde gemacht hatten.

Wochen vergingen und alles war wieder so wie es sein sollte und immer gewesen war. Emraen war wieder bei den Soldaten und scheinbar froh dem Palast den Rücken kehren zu können. Enmouen lebte weiter wie bisher, hatte sich jedoch bei ihrer Schwester für ihr Benehmen entschuldigt, auch wenn sie ihre Worte an sich nicht bereuen konnte.

Eflusa blieb wie sie war. Ruhig, wachsam, gehorsam, und stets an der Seite der Königin. So war es auch Sie die als erste von der freudigen Nachricht erfuhr das ihre Mutter erneut guter Hoffnung war, was ihr die Heiler des Palastes bestätigt hatten.

Die Freude im Palast war groß als die gute Nachricht die Runde machte. Der König scherzte gut gelaunt über dieses Geschenk der Reise und plauderte hinter vorgehaltener Hand darüber wie zutraulich die Königin in ihrer alten Heimat gewesen war. Dies musste ja wohl Früchte tragen.

Diese Worte erreichten allerdings nicht die Damen des Palastes. Dies war Männersache und hatte wohl etwas mit deren Stolz zu tun, den Frauen ohnehin nicht verstehen, nur akzeptieren konnten.

Chandari jedoch war nicht so erfreut wie bei ihren früheren Schwangerschaften. Nicht das sei sich nicht über das neue Leben in ihr freuen würde…sie fürchtete nur um dessen Ursprung.

Die leidenschaftliche Nacht im Mondlicht war vielleicht nicht ohne Folgen geblieben? Auch wenn es eher selten war das ein einziges Mal ausreichte um schwanger zu werden, so glaubte sie, war es eben doch möglich das vielleicht Prinz Tendaí der Vater ihres Kindes war. Jedoch nur vielleicht, den Chandari hatte noch am selben Tag, und den Tagen und Nächten danach den König aufgesucht um ihm…Willens zu sein, ohne Verdacht zu erregen, auch wenn dabei ihr schlechtes Gewissen ihr das Atmen schwer gemacht hatte.

Das Kind das sie nun unter dem Herzen trug konnte also zwei mögliche Väter haben. Doch die Götter würden ihr eine einzige schwache Nacht doch nicht so vergelten oder doch? Immerhin war sie nun schon seit gefühlten Ewigkeiten die Königin der Waldelfen und Endriel eine gute Frau. Wie hatte sie nur ihre Ehre, ihren Ruf und auch somit den ihrer Kinder so leichtfertig gefährden können? Sie war eine schlechte Mutter, denn eine gute wäre standhaft geblieben und hätte der Versuchung nicht nachgegeben.

Dennoch war sie glücklich über das Kind in sich. Fühlte wie es heranwuchs, wie es kräftiger wurde und das erste Mal sich spürbar in ihr bewegte.

Eflusa war –wie auch bei der Schwangerschaft zu Enmouen- stets bei ihr und erlebte dieses Wunder der Schwangerschaft so mit ihr. Jedoch kannte ihre ältere Tochter sie beinahe zu gut, denn sei bemerkte die leichte Unruhe Chandaris sehr wohl und die Königin musste immer wieder bestätigen und schwören das es ihr gut ginge und das Mädchen sich dies alles nur einbildete, was ihr selbst schmerzte, denn sei log ihre Kinder nicht gerne an.

Auch Enmouen gesellte sich öfter zu ihnen und legte ihre Hand auf den inzwischen doch deutlich gewölbten Bauch der Königin, welcher sie jedoch in keinster Weise unbeholfen, plump oder schwerfällig erschienen ließ.

Im Gegenteil…

Chandari war schwanger beinahe noch schöner als sie es sonst war. Ihre Töchter nannten das die Liebe zu dem neuen Kind, und auch der König und der Rest des Palastes bewunderten die Königin dafür.
 

Beinahe ein Jahr später war es dann soweit.

In den Morgenstunden eines lauen Frühlingstages setzten die Wehen bei der Königin ein und einige Stunden später gebar sie einen gesunden jungen Prinzen, welchen Eflusa, die auch hier anwesend war, zuallererst im Arm halten durfte.

„Wie sieht er aus?“, fragte die Königin erschöpft und sah zu ihrer Tochter herüber, welche sich über die Frage nicht wunderte, hörte sie eine andere Bedeutung aus diesen Worten heraus als sie wohl gemeint waren.

„Gesund und wunderschön. Er hat blondes Haar wie Emraen, ganz weich und flaumig ist es noch. Er ist wunderschön Mutter.“ Eflusa gab ihn der Königin in die Arme und diese sah auf den kleinen Prinzen der sich zitternd an sie schmiegte.

Er hatte tatsächlich blondes Haar und nicht das weiße welches sie und die Mondelfen zierte. Was wohl einem Einschlag ihrer Vaterlinie zu verdanken war. Denn Chandaris Vater war ebenfalls blond gewesen. Es waren die Augen die Chandari kurz die Luft anhalten ließen. Die Augen ihres kleinen Sohnes hatten die Farbe von Cyan, einem leichten Türkis, und somit ähnelte es den Augen des Mondelfenprinzen doch sehr stark. Jedoch blieb die Hoffnung dass sich das mit dem Alter noch änderte. Fast alle Säuglinge hatten so strahlende Augen. Sie würde es sehen, doch für Chandari gab es keinen Zweifel. Dieses Kind war ein Kind des Mondes und nicht des Waldes, und dies musste, um seinetwillen, ein Geheimnis bleiben.

Endriel besuchte nun die Gemächer der Königin, küsste seine Frau stolz und nahm dann seinen Sohn auf den Arm, von dem er ebenso begeistert war wie von den Kindern zuvor. Er schien keine Auffälligkeiten zu bemerken und er war ein guter Vater, und das war es was Chandari sehr an ihm bewunderte und schätzte. Und dies sollte auch für Emdoa, so würde sie ihn nennen, so sein.

Emdoa, was „schöne Erinnerung“ bedeutete, und was Endriel sehr passend fand, da er ja, wie er glaubte, und wie es ja auch gewesen war, eine schöne, bleibende Erinnerung dieser Reise in das Mondelfenland war.

Emraen war an diesem Tag sogar im Palast gewesen und hatte seinen Bruder dann auch sehen können, welcher ihm von seinem Vater präsentiert wurde.

„Was sagt man dazu“ Enmouen stand leicht hinter ihm und sprach sehr leise, so das nur ihr Bruder sei hören konnte. „Ein weiterer blonder Prinz. Wohin mag das wohl führen Thronfolger? Hoffentlich wird er dich nicht noch eines Tages einholen?“

Bevor Emraen etwas erwidern konnte, stand Eflusa zwischen ihnen und machte mit einem Blick deutlich das es besser wäre wenn er schwieg und auch Enmoen, welche dies auch tat um sich dann zu ihrem Vater zu stellen und den jüngsten Prinzen im Arm zu halten.

„Du wärst ein guter Bruder wenn du es versuchen würdest. Ich glaube fest daran“, flüsterte Eflusa ihm nun zu und der Ältere zuckte nur mit den Schultern. „Wenn du dich da nicht täuscht Schwester“, und verschwand anschließend wieder.

Eflusa sah ihm hinterher und ihr Herz fühlte sich schwer an.

„Doch…ich glaube daran und ich irre nicht. Du wirst es schon eines Tages einsehen.“, flüsterte sie, um dann selbst wieder zum Rest ihrer Familie zurückzukehren, die nun wieder etwas gewachsen war.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  caty
2011-02-18T18:06:33+00:00 18.02.2011 19:06
hach, ich weiß gar nicht was ich noch groß sagen soll

einfach ein tolles kapitel auch wenn es irgendwie einen bitteren beigeschmack hat

emraen tut einem einfach immer mehr leid und die gesamte situation spitzt sich mehr und mehr zu
sowohl der geschwisterkrieg, als auch chandaris innerer konflikt

wie gesagt, ich mag enmouen und finde es toll, dass sie nicht das typische prinzesschen ist, aber sie verhält sich emraen gegenüber richtig fies, was ihr aber wohl auch nicht zu verdenken ist
ich würde wohl ähnlich handeln wenn ich einen bruder wie emraen hätte, der sich scheinbar einen feuchten dreck um seine familie schert und sich offenbar für etwas besseres hält
leider weiß man nur zu gut, mit welchen zweifeln emraen zu kämpfen hat und darum tut er mir im streit mit enmouen echt wahnsinnig leid

aber auch eflusa wächst mir immer mehr ans herz
es ist schön zu sehen, dass wenigstens eine der kinder einen kühlen kopf bewahrt und sich ihren pflichten stets bewusst ist
und man sieht, dass sie auch durchaus hart und streng sein kann
irgendwie glaube ich, dass sie von allen die beste nachfolgerin für endriel wäre xDD

hach, ich bin hin und weg und auch wenn die geschichte irgendwie immer tragischer wird und einem das herz schwer macht bin ich wahnsnnig gespannt wie das drama seinen lauf nimmt

großes kompliment an dich
*knuddel*
bin gespannt wies weiter geht
Von:  Schattenelf
2011-02-18T12:10:06+00:00 18.02.2011 13:10
Hach! Wieder ein Kapitel, wo ich nur staunen kann und mich noch mehr drüber freue. Ich bekomme das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. ES ist sooooo tollllll!

Zum einen: Wie ich vermutet hatte, quält sich Chandari jetzt mit den Selbstzweifeln. Ich finde es so wunderbar dargestellt, wie sich das äußert. Sie schämt sich der Tat der Liebe so sehr, dass sie quasie die Nähe des Mannes, den sie lieben sollte, weil sie ja mit ihm verheiratet ist, so sehr sucht, dass sie jede Nacht ihrer Reise bei ihm ist. Tendai tut mir dabei auch so leid, weil er sicher mehr als getroffen ist, dass sich Chandari nach diesem Moment des Glücks so von ihm abwendet und dann auch noch bei dem Mann ist, der sein Konkurrent ist. Dabei hat mein Herz schon geblutet.

Zum Anderen: Der Geschwisterkampf zwischen Emraen und Enmouen. Zum ersten Mal in dem was so von Enmouen kam war sie mir heute nicht mehr ganz so sympathisch, auch wenn ich ihre Gefühle verstehe. Sie wünscht sich doch ein Mann zu sein, ein Prinz und damit tun zu können, was ihr am Herzen liegt. Emraen kann das natürlich nicht erkennen, aber er hat es auch nicht verdient zu ihrem Ziel zu werden, weil er ist, was sie sein will. Herzschmerz Teil 2. Sie sollten sich viel besser verstehen und dann ist die arme Eflusa auch noch zwischen den Fronten. Sie muss sehr verzweifelt sein. Achja, warum ich auch noch ein bisschen sauer auf Enmouen bin, liegt an ihrer Art wie sie mit Emdoa den Konkurrenzdruck auf Emraen erhöht. Das ist echt gemein. (ändert aber nichts daran, dass sie eine wirklich tolle und starke Frau ist und ich schiebe es mal auf ihre Jungend. XD Ich hab sie einfach zu gern um da nachtragend zu sein ;) )

Ja, Chandari scheint wirklich gestraft zu sein, für die eine Nacht der Liebe. *heul* Da muss sie die ganze Zeit über zittern und kann die Schwangerschaft gar nicht vollkommen genießen. Sie macht sich viel zu viel Stress, die Arme. Und dann noch die GEburt. XD Sie ist sich so sicher, wegen der Augen ihres Sohnes. Ah, ich liebe Emdoa ja als Char und bin froh ihn übernommen zu haben. Aber er macht seiner Mutter solche Sorgen. DAs tut mir fast noch mehr leid. Eine sehr schöne Szenerie am Ende, wo die Familie beisammen ist, nur Emraen zieht sich leider zurück und ich hoffe sehr, dass er sich noch seinen Brüdern, Pardon, seinem Bruder und seinem Halbbruder annähern wird. Ebenso wie ich hoffe, dass er sich irgendwann auch mit Enmouen aussöhnen kann.

Jetzt bin ich aber sehr gespannt, wie ihr Verhältnis sein wird und was der große Knall ist, der noch kommen soll und der Endriel von Emdoa erstmals entfernt. *kicher* ich hab mich so über seine GEburt gefreut. Das glaubst du nicht. Er ist sicher ein glückliches Baby ^^

Bis zum nächsten Kapitel.
Schatti ^^


Zurück