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MEME

von

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Liam verliert eine Wette. Was muss er tun?

Der Gestank nach abgestandenem Bier schnitt durch den dichten Rauch im Wohnzimmer. In der Mitte des nebligen Dunstes saßen zwei Personen im Schneidersitz um einen niedrigen Tisch.

„Full House... und jesst die linke Sssocke, Liam-chan.“

Grummelnd kam Liam der Bitte nach und versuchte angestrengt die Karten zu fokussieren. Wo hatte er nochmal das Ass versteckt? Und warum war er jetzt schon so betrunken, dass er Karo von Herz nicht mehr unterscheiden konnte? Lag das an der Kopfwehtablette, die er sich zuvor von seinem Mitbewohner geklaut hatte?

„Hihi... du hasssd ja Haaare auf den Zeeheeeen!“

Eigentlich wollte Liam darauf etwas Scharfsinniges erwidern, aber in seinem Kopf herrschte angenehme Stille. Hm... er musste unbedingt mehr Bier holen. Mehr. Bier. Mechanisch stand er auf und wankte zum Kühlschrank. Dabei geriet er ins Wanken und klammerte sich an der Spüle fest.

„Nur noch eine Sssocke uund... dann kommen die Ssshoorrtss!!“

Als hätte ihn jemand plötzlich daran erinnert, dass er demnächst nackt und betrunken vor seiner männlichen Nemesis sitzen würde, überzog eine Gänsehaut seinen Rücken. Quatsch, daran war nur das kalte Bier in seinen Händen Schuld. Nur das Bier. Bier. Mehr Bier!

„Liam-chan!“

Unbeholfen ließ sich Liam auf das Kissen vor dem imprivo...improsi... improsivierten Spieltisch fallen. „Da!“, raunzte er und drückte seinem Gegenüber eine Flasche in die Hand. Bitte kipp demnächst um... bitte.

„Da sinn deine Karten...!“

Liam nahm sein Blatt auf und beäugte misstrauisch die Farben. Karo oder Herz? Karo? Karo. Der Bube sah ein wenig schwul aus, jetzt, wo er ihn genauer betrachtete. Und die Dame wie eine... oh, weiter gings. Ein Augenpaar sah ihn mit einem hinterhältigen Grinsen erwartungsvoll an.

...

...

„Ledsssde Sockä!! Nur noch einmal gewinnen un ich... krieg deine Shorts. Hihi!“

Entmutig blickte Liam auf den kicherenden Mann hinunter, der bisher seinen Pullover und seinen rechten Schuh ausgezogen hatte. Als er das letzte Mal Strippoker gespielt hatte, hatte man ihn nicht dazu gezwungen und sein Spielpartner war eine hübsche Chinesin gewesen. Nach der Partie hatten sie den Rest des Abends im Bett verbracht... oh Gott.

Liam stürzte sein Bier hinunter und nahm die frisch ausgeteilten Karten auf. Einfach weiterspielen und gewinnen, bis der andere vor Alkohol umkippte oder die verlorene Wette vergaß. Und nicht einmal an das Bett denken! Kein. Bett. Nichts.

Wer hatte ihm diese schlechten Karten nur ausgeteilt.

...

...

„Schordss!!“

Oh Gott, wenn du da draußen bist, bitte hilf mir.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Nachtwandler
2010-12-28T16:39:12+00:00 28.12.2010 17:39
Einzige Bemerkung, da ich meinen letzten Kommentar eigenmächtig versemmelt habe: ein bösartiges MUAHAHAHA. |D
Keine schöne Schituatschion. Ich möchte meinen, dass die "Kopfschmerztabletten" in Kombination mit Alkohol nicht unbedingt dass Non-Plus-Ultra waren. Aber das macht gar nichts ... Schordds! :3
Von: abgemeldet
2010-12-28T14:18:55+00:00 28.12.2010 15:18
ARGH, warum hörst du ausgerechnet DA auf? XD Komm schon, Liam, zieh die Shorts aus.

Nein, der letzte Satz sitzt schon perfekt und war die literarisch beste Entscheidung, mit diesem offenen Ende, das eigentlich nicht offen ist, da man genau weiß, welche unausweichlichen Tatsachen nun folgen (die Geschichte steuert ohnehin so wunderbar hoffnungslos drauf zu, dass man sich am liebsten lachend die Augen zuhalten würde), und mit diesem Ausruf der Verzweiflung am endgültigen Gipfel von Liams Misere, als nichts mehr abzuwenden ist. Das bittere Ende wirkt so schön absolut. Aber ach, wie gern hätte ich ihn in diesem Moment der Herabwürdigung erlebt, nicht, weil ich so ein literarisch sadistischer Mensch bin (okay, vielleicht auch deswegen), sondern weil ich mir einfach so gar nicht vorstellen kann, wie der Gute sich in einer solchen Situation verhält. Bisher habe ich ihn zwar schon in so einigen Miseren erlebt/an solche zurückdenken „hören“, aber er hat doch immer innerlich die Oberhand behalten, und sei es nur in Form seines alles gleichmachenden Grimm – selbst wenn er äußerlich betrachtet mies dasteht, er hat immer noch seinen Spott, man meint immer, er fühlt sich innerlich nie komplett unterlegen, solang er sich noch über etwas aufregen oder es gedanklich herabsetzen kann. Und hier hat man das Gefühl, gleich kann er nicht mal mehr das und versinkt in Scham, arrrgh – Liam, der in Scham versinkt, das ist einfach so unglaublich, so hab ich ihn noch nicht kennen gelernt, dachte immer, er wäre da irgendwie unberührbar. Dadurch, dass er sich eben einfach nicht... schämt. Muhahaha. Ich bin schlecht, das mich das so interessiert, wenn es doch mal so ist.

Aber das nur als Seufzer verstehen, denn wie gesagt, es ist natürlich perfekt, dass du da Schluss machst, mit der Andeutung, das erzeugt so viel mehr Spannung als dass sich die Geschichte nachher in irgendeiner ausgeschriebenen, schambesetzten Situation verläuft, die womöglich keinen solchen Höhepunkt, keine Spannung mehr hätte und langweilig würde, da man eben – Gott, das Wortspiel ist jetzt wirklich nicht beabsichtigt – alles „sieht“. Da eh schon alles Entschieden und nur noch hinter sich gebracht werden muss. Und seine Aufgelöstheit, die man da erwartet, wird ja auch so schon hervorragend angedeutet.

Gute Idee übrigens, dieses Konzept, das war es also, was du in der ENS meintest. Hab mir schon sowas Ähnliches gedacht. Find ich wirklich klasse und bin auf das gespannt, was da noch kommt. Ich dachte ja zuerst: Wer ist denn die zweite Figur und habe es schade gefunden, dass du es offen lässt, dann ist mir aber aufgefallen, dass der Meme-Satz nur Liam enthielt und es gar nicht darum ging, dass da zwei deiner Figuren interagieren, sondern es sollte nur eine sein und sozusagen ein NPC. Ich nehme dann mal an, Liams „Nemesis“ war irgendeiner von der Yakuza. Liam-chan.... arrrrrw. XD Zuerst, als ich noch irrte, hatte ich ja gemeint, es wäre Jan, so nach der letzten Episode. Chihihi, auch eine lustige Vorstellung. Aber auch so ist es toll. Und sehr schön geschrieben. Sehr Liam'sch. Du hast es einfach drauf, diesen urigen Charakter zu schreiben.


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