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Die Geschichte einer kleinen Vampiress

von

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Kapitel 1

Kapitel 1 Besuch des Grafen

„Jeanne, mein Schatz! Kommst du mal bitte?“, rief meine Mutter mich aus der Küche. Ich saß in unserem Garten auf der großen Eiche. Meine Rückzugsmöglichkeit. Hier oben kam keiner hoch. Ich schlug mein Buch zu. Meine Mutter wollte nicht, dass ich lese. „Das ist nichts für uns Frauen, Jeanne“ hatte sie immer gesagt als ich nach dem Grund fragte. Schnell nachdem ich das Buch in sein Versteck gelegt hatte, sprang ich von dem Baum - er war nicht so hoch das ich mir etwas getan hätte – und lief in die Küche zu meiner Mutter. Kartoffeln sollte ich schälen. „Euer Vater hat jemanden eingeladen“, sagte sie und schob Fleisch in den Holzofen.

Ein Braten. Das heißt es würde jemand aus gutem Hause kommen. Meiner Familie ging es besser als anderen Familien. Wir hatten ein großes Haus, ordentliche Kleider und immer etwas zu Essen. Unser Vater war bei dem Grafen in der Ortschaft angestellt. Er war sein Steuerberater. Meine Mutter verkaufte zusätzlich Geschirr, was wir bemalten. „Heute mein liebes, lernst du den Grafen kennen. Er wird heute Abend unser Gast sein“, sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich schälte die Kartoffeln.

Sollte der Graf kommen. Mich würde es nicht so sehr interessieren. Mit den Kartoffeln war ich fertig und machte mich an die Möhren. „Wo ist denn nun wieder Melanie?“ fragte sie und knetete einen Teig. „Ich weiß es nicht. Bestimmt spielt sie wieder mit dem Sohn von Roxane. Diesem kleinen Felix oder so…“ murmelte ich. Es war das erste Mal das ich sprach. Die ganze Zeit über hatte meine Mutter gesprochen. Sie konnte reden wie ein Wasserfall. Es roch fantastisch. Meine Mutter war die beste Köchin der Welt. Nachdem ich fertig war holte ich unser gutes Besteck aus der kleinen Kamer und deckte den Tisch ein. „Schnell, schnell mein Kind. Husch husch ins Bad mit dir. Bürste dein Haar und pudere deine Nase“, sagte sie fast schon hysterisch. Das war nicht normal. Ich musste mir nie zum Essen die Nase pudern.

„Aber Mutter, wozu sollte ich... Es kommt doch kein Liebhaber, der um meine Hand anha…“ ihr Blick war warnend. „Nein! Nein Mutter“ Ich konnte es nicht fassen. Sie wollte mich dem Grafen anbieten? Das konnte nicht wahr sein. Das hatte sie nicht wirklich vor. Oder doch? „Nein, das kannst du nicht machen! Er ist zu alt!“ sagte ich fassungslos. Meine Augen fingen an zu brennen. „Jeanne, Liebes, es wird“ ich ließ sie nicht aussprechen. Sie versuchte meine Hand zu nehmen. Doch diese entriss ich ihr. „Zeit… ist es das was du sagen wolltest?“ fragte ich lauter. Was sollte das? Wollte sie mich an ihm abgeben? Er ist verdammt nochmal zu alt! Er ist der Arbeitgeber meines Vaters. Das musste ein schlechter Witz sein. Was anderes konnte ich mir nicht Vorstellen.

Ich lief in mein Zimmer und schloss die Tür. Kurze Zeit darauf klopfte es leise an meiner Zimmertür. „Jeanne, Liebling, öffne mir die Tür“ erklang die rauchige alte Stimme meines Vaters. Ich stand ohne zu zögern auf und öffnete langsam die Tür. Er sah so blass aus. Seine Hände zitterten. Vor Angst? Vor Zorn? Aus Verzweiflung? Ich wusste es nicht. Er stellte sich an mein Fenster und sah raus. Ich lief zu ihm und legte meine Arme um seine starke Mitte. „Was ist mit dir, Vater?“ fragte ich leise und strich ihm über sein besorgt blickendes Gesicht. Er holte tief Luft. „Jeanne, du weißt ich würde dir so etwas nie, niemals antun, wäre ich nicht gezwungen dazu“. Ich verstand nicht auf Anhieb. Was sollte das? „Der Graf will dich nicht zur Frau“ fing er an.

Er war verzweifelt, das hörte man. „Ich werde meinen Job verlieren, wenn er nicht das bekommt, wonach er verlangt“. Langsam schaltete mein Gehirn. Ich hörte die Worte wie durch Watte. „Er will mich…?“ fragte ich leise. „ Vater wie schlecht geht es uns?“ Er schwieg eine Weile. Als wolle er seine Worte richtig zusammen legen. „ Mein liebes Kind, ich will nicht länger Dinge vor dir verheimlichen. Du bist alt genug um damit klar zu kommen…“ er machte eine kurze Pause. Ich sah zu ihm hoch. „Wir stehen kurz vor dem Ruin, ich werde meinen Job verlieren, wenn er nicht das bekommt wonach er verlangt… Er will dich… deine Unschuld“ sagte er grade raus. Ich erstarrte in seinen Armen.

Ich musste mich opfern für meine Familie. Das war mir klar. Wenn es meiner Familie hilft will ich dagegen nichts unternehmen. Klaglos werde ich es über mich ergehen lassen, um meiner Familie zu helfen. Ich nickte leicht an seiner Brust. „ Ich muss mir die Haare bürsten… und meine Nase pudern u… und mir mein schönstes Kleid anziehen“ sagte ich tonlos und löste mechanisch meine Arme von seiner Mitte. Ohne noch ein Wort zu sagen verließ er mein Zimmer. Ich stand wie betäubt vor meinem großen Fenster. Langsam ging ich in mein kleines Badezimmer und bürstete meine Haare.

In Gedanken durchsuchte ich meinen Kleiderschrank. Mir fiel nur eins ein. Es ist rot. Der fällt locker bis zum Boden. Meine brauen Locken kommen durch das rot sehr gut zur Geltung. Ich betrachtete mich im Spiegel. Was fand dieser alte Graf an mir? Ich konnte ihn nicht verstehen. Mein Gesicht war nicht grade schön, durchschnittlich ja, aber nicht schön. Langsam trug ich den Puder auf. Ich zog das Kleid an und schaute in meine grünen Augen. „Jeanne, kommst du?“ rief meine Mutter mit leichter Nervosität in der Stimme. Ich zog die passenden Schuhe an und ging hinunter.

Meine ganze Familie stand schon in unserer Eingangshalle. Mein Vater sah mich nicht an. „Jeanne ich will auf deinen Arm!“ sagte meine kleine Schwester Melanie und rannte in meinen Arm. Ich schloss meine Arme um sie und hob sie hoch. Alle warteten auf den Grafen. Dann läutete endlich die Klingel. Mein Vater straffte die Schultern, räusperte sich und trat an die Tür. Sein Gesichtsausdruck wechselte von tiefer Trauer zu einer höflichen Maske, Er zwang sich ein Lächeln auf. Kein einziges Mal schaute er mich an. Meine Mutter flüsterte mir leise zu: „Du siehst wunderbar aus Jeanne!“ Ich verdrehte meine Augen. Mein Vater atmete noch einmal tief durch bevor er die Tür öffnete.

Dort stand er. Der Graf. Seine schwarzen Haare klebten an seinem Kopf. Alle Haare waren perfekt nachhinten gekämmt. Er hatte einen roten Mantel an, darunter trug er einen schwarzen Anzug. Sein Gesicht war sehr schmal und sehr dünn. Seine Wangenknochen traten weit heraus. Unter seinen Augen hatte er tiefe Schatten. Ein Schauer lief über mein Rücken. „Hallo Herr Graf! Schön sie zu sehen!“ sagte mein Vater und tat auf überhöflich. „Es freut mich sehr Sie hier in meinem Heim begrüßen zu dürfen! Treten sie ein“ sagte meine Mutter. Sie nahm ihm den Mantel ab.

Seine Bewegungen als er eintrat waren so elegant, dass ich nicht anders konnte als ihn anzustarren. „Es freut mich bei ihnen willkommen zu sein“ sagte er und küsste meiner Mutter die Hand. Seine Stimme war rau und samt zugleich. Es hörte sich viel mehr nach wunderschönem Gesang an, als nach gesprochenen Worten. Ich blinzelte einige Mal bevor ich merkte, dass er mit mir sprach. Ich merkte wie mir die röte ins Gesicht schoss. „Es freut mich sehr Sie kennen zu lernen, Gnädige Jeanne. Ihr Vater erzählte mir viel von ihnen. Ich bin gespannt darauf, Sie kennen zu lernen“.

Er ließ seine melodische Stimme voller Leidenschaft klingen und küsste meine Hand. Ich konnte nichts erwidern. Auch Melanie, die immer noch auf meinem Arm saß schien von ihm hin und weg zu sein. Seine Stimme verzauberte einen. Als ich auf die Anmerkung des Grafens nichts erwiderte stieß meine Mutter mir unsanft in die Rippen. Erneut blinzelte ich, als wäre ich aus einem Tagtraum aufgewacht. „Ja“ sagte ich leise. Meine Stimme hörte sich im Gegensatz zu seiner an, als wäre ich von einer Grippe angeschlagen.

„Nun, das Essen ist angerichtet, ich bitte zu Tisch“ sagte mein Vater schließlich und befreite mich so aus den hypnotisierenden Blick des Grafen. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich vergessen zu atmen. Benommen ging ich hinter meiner Mutter her und kämpfte gegen das Schwindelgefühl was sich in mir ausbreitete. Es roch fantastisch. Doch konnte ich mir nicht vorstellen jetzt in dieser Situation etwas zu Essen. Mein Herz schlug mir bis an den Hals. In der Magen Gegend breitete sich ein ungutes Gefühl aus, was ich so gut es ging versuchte zu ignorieren. „Ich würde gern sofort mit ihnen sprechen“ sagte der Graf freundlich und ich konnte meinen Vater laut schlucken hören. Damit hatte er nicht gerechnet.

Wie es aussah hatte er einen Plan, den der Graf nun wie eine Seifenblase zerplatzten ließ. „Aber natürlich“ sagte mein Vater kurz angebunden und tauschte mit meiner Mutter einen besorgten Blick. Sie zuckte mit den Schultern und sah den Männern nach. Dann verschloss mein Vater die Tür und wir saßen schweigend an den reich gedeckten Tisch. Man konnte die Spannung in dem Raum förmlich schmecken. „Nehmt euch Kinder, es ist reichlich da“ sagte meine Mutter mit brüchiger Stimme. Melanies Augen leuchteten als sie die Worte meiner Mutter hörte. „Ich möchte ganz viel davon!“ sagte sie und zeigte auf das Gemüse.

Ich stand auf und machte ihr ihren Teller fertig. „Bitte meine kleine süße, damit du groß und stark wirst!“ sagte ich und lächelte sie an. Sie musste ja nichts von der Stimmung mitbekommen die hier herrschte. Sie fing brav an zu Essen. Es war nur das Ticken der Uhr zu hören. Tick tack, tick tack. Melanie schien das Essen zu schmecken. Sie schmatzte ziemlich laut. Normaler weise hätte ich sie zur Ordnung gerufen, doch jetzt konnte ich nichts tun. Steif saß ich auf meinem Stuhl, meine Hände lagen gefaltet in meinem Schoß. Ich spielte mit einem lockeren Faden meines Rockes. Die Minuten schienen zu Stunden zu werden. Nervös tippte ich mit meinem Fuß auf den Boden. „Jeanne…“ ermahnte meine Mutter mich. Das einzige was ich für sie übrig hatte war ein böser Blick.

Ich konnte nicht mehr still sitzen und fing an den Tisch ab zu räumen. Ohne meiner Mutter einen weiteren Blick zu zuwerfen. Für meinen Vater würde ich alles machen, doch für meine Mutter nicht ansatzweise so viel. Nachdem ich den Tisch abgeräumt hatte setzte ich mich wieder auf meinen Platz. Lange Zeit hörte man nichts. Selbst Melanie schwieg jetzt. Sie spielte mit einer Erbse. Dann Stühle rücken. Mein Herz raste wie wild. Die Klinke der Tür wurde runter gedrückt und die Tür öffnete sich. Mein Vater schaute mich nicht an als er zu mir sprach. „Jeanne liebes. Du wirst die heutige Nacht auswärts verbringen, treff alle Vorbereitungen“ sagte er tonlos und verließ den Raum. Ich wusste nicht wie ich den Blick meiner Mutter deuten sollte. Wortlos ging ich in mein Zimmer und traf alle Vorbereitungen.



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