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(Un)Happy Endings - Drama of one Man

Der, der das Glück mit sich brachte.
von

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Seit zwölf Jahren

"Ist das Leben unglücklich, so ist es mühselig zu ertragen; ist es glücklich, so ist es furchtbar, es zu verlieren. Beides kommt aufs Gleiche heraus."
 

Prolog
 

Draußen beginnt es schon zu dämmern. Die Wolken ziehen sich zusammen. Erste Nebelbänke fangen an sich am nahe gelegenen Forellenwehr zu bilden. Innerhalb einer halben Stunde wird die ganze Gegend in Weiß gehüllt sein. In solchen Momenten trifft man niemanden mehr in Schleierede, da die ansässigen Dorfbewohner, besonders im Herbst und im Winter, sehr vorsichtige Leute sind. Alle Fenster sind fest verschlossen. Nirgendwo sickert Kerzenlicht durch irgendwelche Ritzen. Das ganze Dorf hat sich schon schlafen gelegt. Doch die scheinbar undurchdringliche Stille und Dunkelheit wird von etwas durchbrochen.

Etwas vom Dorf entfernt, liegt ein Gebäude von dem ein warmes und einladendes Licht ausgeht. Durch den drehenden Wind werden ab und zu vereinzelte Geräusche ins Dorf getragen. Ist man nahe genug, kann man Musikern bei ihrer Arbeit und Betrunkenen beim Mitgrölen hören. Außerhalb dieses Gebäudes hängt ein Schild. Das geschmiedete Blech schwenkt im Herbstwind hin und her und gibt dabei quietschende Geräusche von sich. Auf ihm ist ein goldenes Gerstenkorn umringenden von Kanten, die als Lichtstrahlen zu verstehen sind, abgebildet. Eingebettet wird das ganze Gebilde von einem matten Waldgrün und mit einem goldenen Schilderrahmen umrandet. Der Name Zum goldenen Gerstenkorn gibt dem Schild den letzten Schliff. Bei der Kulisse, die das Dorf und die ansonsten vereinsamte Umgebung bietet, wirkt die ansässige Schenke wie eine Pilgerort für all die einsamen und verwirrten Seelen. Demnach war es sogar jetzt in der Übergangszeit vom Herbst zum Winter sehr gut besucht. Die Leute aus der Umgebung kommen, um ihre Sorgen, wie sie ihre Familien über den Winter ernähren sollen, wenigstens einen Abend zu vergessen. Selbst Tiere wie Wildschweine, Füchse oder Bären aus dem nahe gelegenen Wald, finden den Weg dort hin und plündern die Abfälle.
 

Allen Gästen, die von weiter weg herkommen und das erste Mal das Zum goldenen Gerstenkorn besuchen, durchleben alle dieselbe Tortur. Geprägt von den Strapazen und den ständig andauernden schlechten Wetterverhältnissen die man in der Region ringsum von Schleierede macht, erlebt man zuerst einen Schock. Völlig durchfroren und durchnässt drückt man die Türklinke der Gasthaustüre herunter und öffnete sie. In dem Moment kommt dem Geschundenen ein Schwall aus mehreren Eindrücken entgegen geflogen. Eine Mixtur aus verschiedenen Gerüchen, Bier, Wein, Essensgerüche und anderen wohltuenden Düften, einem Singsang aus dem Gesang der angestellten Musiker und den betrunkenen Gästen und einer angenehmen Temperatur. Mit einem Male fühlt sich der niedergeschlagene neue Gast aus unerklärlichen Gründen geborgen und gestärkt, als ob von dem Gasthaus eine positive Energie aus gehen würde. Selbst der Besitzer und gleichzeitig Wirt der Schenke Herr Filius kann sich dieses Phänomen nicht erklären.
 

Anfangs lief sein Gasthaus relativ normal. Sommer und Frühling waren seine Haupteinnahmezeiten. Herbst und Winter hatte er eher die meiste Zeit wegen fehlender Gäste geschlossen. Dies war völlig normal für ein Gasthaus auf dem Land. Doch ab irgendwann kamen die Leute immer mehr zu ihm. Zu anfangs waren es ein paar Gäste in den Winter- und Herbstwochen. Dann wurden es schon ein Duzend Gäste pro Tag während den kalten Tagen. Und nun konnte sich Herr Filius vor lauter Gästen nicht mehr retten. Jeden Tag war das Gasthaus Zum goldenen Gerstenkorn bis zum letzten Stehplatz überfüllt. Sogar draußen tummelten sich die Leute und warteten darauf, dass jemand gehen würde und sie dafür rein gehen konnten. Solange dieses gewonnene Glück ihn nicht verlassen würde, war es Filius egal warum das so war.
 

Doch das größte Markenzeichen der erfolgreichen Ausschenke war ihr Stammgast. Ein alter Mann. Niemand weiß woher er kam oder wie er heißt. Genau genommen weiß keiner was über ihn. Er ist irgendwann mal gekommen und seit dem nicht mehr gegangen. Deshalb hat man ihn einfach den Alten Tom genannt. Seit dem sitzt er immer in der gleichen Ecke des Gasthauses und verweilt dort, bis der Wirt seine Schenke am späten Abend zu macht und Tom sein bezahltes Zimmer aufsucht. Was er dort macht ist unbekannt. Jedenfalls sitzt er jedes Mal pünktlich zur Eröffnung des Zum Goldenen Gerstenkornes wieder an seinem Stammplatz.

Da er schon seit über 12 Jahren Gast bei Herr Filius ist und viele Leute ins Gasthaus ein und aus gehen, kennen ihn auch die Leute aus der Umgebung. Deshalb werden um ihn einige positive aber auch wenige negative Gerüchte gesponnen. Doch die Gesamtmasse sieht ihn als den verschlossenen und geheimen Beschützer dieser Gegend. Es geht sogar soweit, dass in manchen Dörfern den kleinen Kindern Gutenachtgeschichten über ihn erzählt werden. Wie er weit entfernte Städte vor Dämonen oder eine hübsche Prinzessin aus den Klauen eines angeblich unbesiegbaren Drachens befreit hätte.

Nach der Zeit hat sich auch das Erscheinungsbild vom Alten Tom in die Köpfe der Personen, die das Zum Goldenen Gerstenkorn noch nicht besucht haben, durch die verbreiteten Gerüchte und Geschichten gebrannt:

Sein Haar ist völlig weiß und hängt ihm in langen und zotteligen Lotzen herunter, sodass das meiste seines Gesichtes bedeckt bleibt. Doch es wird gemunkelt, dass der Alte Tom braune Augen besäße, die schon leicht verblassen würden. Auch hätte er eine halbmondförmige Narbe auf seiner Schläfe, rechts neben dem linken Auge. Es gibt nur wenige Berichte über das Gesicht des Alten Toms. Doch jede Aussage war im Punkt der Narbe unterschiedlich. Mal wurde sie eher schmaler und rötlich beschrieben, ein anderes Mal eher breiter und braun bis schwarz und Andere umschrieben sie wieder ganz anders.

Er trägt jeden Tag dieselben abgenutzten Kleidungsstücke: Seine schwarzen Stiefel, eine beige Leinenhose und ein kiefergrünes Stoffhemd. Des Weiteren besitzt er einen Reisesack, in dem er sein Geld und ein seltsam aussehendes Amulett aufbewahrt, eine Mappe mit mehreren beschrifteten und leeren Pergament und einen Wanderstab, der zusammen mit der Mappe unter dem Bett seines gemieteten Zimmers verstaubt.
 

Viele Leute haben schon ihn angesprochen und wollten was über ihn herausfinden. Doch Tom ist kein gesprächiger Mensch. Er spricht eher weniger und wenn er was sagt, dann nur das nötigste. Er sitzt den ganzen Tag in seiner Ecke und nimmt das Meiste in seiner Umgebung gar nicht erst war. Stattdessen versteift er sich darauf, auf irgendetwas zu warten.
 

Doch heute ändert sich der routinierte Tagesablauf des Alten Toms.

I

Kapitel I
 

Plötzlich knallt es laut. Die Musik verstummt. Alle Gäste und Herr Filius drehen sich zum Ursprung des Krawalls, zur Eingangstür, um. Nur Tom bleibt völlig unbeeindruckt und starrt weiter auf seinen Bierkrug.

In der Tür steht ein hünenhafter Mann. Hinter ihm vier weitere weniger große Personen, die anscheinend zum Riesen gehören. Der lässt sein Blick im ganzen Raum schweifen um sich eine Überblick über die Lage zu verschaffen. Es herrscht eine toten Stille. Die ansonst vorherrschende Fröhlichkeit ist durch diesen unfreundlichen Besuch der neu eingetroffenen Gäste verschwunden. Niemand kennt die Neuankömmlinge, doch die Truppe sieht nach Ärger aus weshalb keiner es wagt ein Wort zu sagen. Die Anspannung wird von dem würgendem Geräusch, das vom Großen ausgeht, unterbrochen und der dann folglich Rotze auf die Bodendielen spuckt. Beim Eintreten verteilen sich die Schlammreste seiner Stiefel. Seine vier Gefährten folgen dem Beispiel und kehren sich einen Dreck um Respekt gegenüber dem Gastwirt und den anderen Gästen. Währendessen stolziert der Große zum Tresen und spricht Herr Filius an.

„Du hast ein recht schönes Gasthaus. Die Dinge die mir darüber erzählt wurden stimmen also.“

Herr Filius antwortete stotternd. „ Ähmmm, ja… danke.“

„Ziemlich voll hier. Deine Umsätze müssen auch nicht schlecht sein. Du verdienst dir bestimmt ein goldenes Näschen damit, besonders, da es das einzige im Umkreis ist.“

„… Da habt ihr Recht mein Herr. Die nächste Schenke liegt erst 23km, bei Hoppenheim, entfernt.“

„Natürlich hat unser Boss großes Interesse an deiner Schenke. Deshalb hat er uns vorbei geschickt um uns mal ein erstes Bild davon zu machen und ich muss sagen, es hat unsere Erwartungen übertroffen.“

„Erwartungen, mein Herr?“

„Ja, Erwartungen. Natürlich muss ein so hübsches Lokal vor herumstreunenden Halunken beschützt werden. Unser Boss meinte, wir sollen dir unseren Schutz anbiete, gegen Bezahlung versteht sich.“

„Das ist ja nett von euch und ich bin euch sehr dankbar für euer großzügiges Angebot. Jedoch muss ich euch sagen, dass ich seit 12 Jahre noch nie mit der friedlichen Bevölkerung von Schleierede oder Umgebung ernsthafte Probleme hatte.“

„Wirt, du verstehst offenbar nicht. Unser Angebot ist verbindlich. Wenn du uns nicht bezahlst können wir nicht dafür garantieren, dass dein Gasthaus bzw. du bis zum Winternde noch existieren wirst. Das wollen wir doch nicht oder?“

„…Verstehe…“

„Dann wollen wir doch gleich zur Tat schreiten und die Gebühren für diesen Monat einkassieren. Bei der Anzahl an Gästen die im Moment da sind, denke ich ist eine Höhe von 25 Silberstücke angemessen.“

„Aber Herr,...“, der Große unterbricht ihn:

„Was ist? Sind meine Berechnungen etwa falsch und ich muss dir noch mehr abnehmen?“

„Nein natürlich nicht.“

Herr Filius verschwindet hinter dem Tresen. Als er wieder erscheint hat er eine kleine Kiste, an der ein Vorhängeschloss sich befindet, in den Händen. Diese öffnet er rasch mit einem Schlüssel. Beim Entnehmen der vorgesehenen Anzahl der Münzen stößt Herr Filius aus Nervosität die Kiste vom Tresen, sodass sich der komplette Inhalt über den Boden hinter dem Tresen verteilt. Der Mund des Wirtes steht weit offen, seine Mimik ist vor Schock erstarrt und es lassen sich schon erste Scheißtropfen auf seiner Stirn erkennen. Er ist so geschockt, dass er für kurze Zeit einfach nur den Hünen anstarrt. Der antwortet einzig allein mit einem grimmigen Blick. Plötzlich wirft sich der Kleinere von den Beiden zu Boden und sammelt hastig den Inhalt auf. Doch er ist nicht schnell genug. Gerade als er die 25 Silberstücke in den Händen hält und der Rest in der Kiste wieder ist, tritt der Große auf den knienden Wirt ein. Dieser beginnt zu schreien und mit den Armen sein Gesicht zu schützen.

Niemand der anderen Gäste greift ein. Alle haben zu viel Angst.

Nur die vier Gefährten des Großen grunzen und jaulen vor Freude an diesem Anblick.
 

Plötzlich zerschellte ein halbvoller Bierkrug am Hinterkopf des Großen. Die Vier sind ruhig und das Ziel des Bierkruges lässt von Herr Filius ab und dreht sich schäumend vor Wut zu den Gästen um.

„Welcher verdammte Sohn eines Straßenköters war das?“

Niemand antwortet.

„Ich höre.“

Als sich wieder Keiner meldet zückt er sein Messer, geht zum erst Besten und hebt seine Klinge an dessen Hals.

„Wenn sich keiner bis Zehn meldet muss leider dieser Trottel dafür sterben.“

„Zehn, Neun, Acht, Sieben, Sechs, Fünf.“, bei Fünf erhebt sich der Alte Tom von seiner Eckbank. Der Große steckt sein Messer wieder in die Scheide und stampft auf Tom zu. Er packt sein grünes Hemd und hebt Tom hoch. Doch der ist immer noch desinteressiert und schaut ohne Regungen in das rot angelaufene Gesicht seines Gegenübers.

„Was bildest du dir ein alter Mann. Ich könnte deinen Schädel nur mit meinen Fäusten zertrümmern. Du hast wohl zu tief in deinen Bierkrug geschaut?“ Da holt der Hüne zum Schlag aus, doch dazu kommt es nicht.

Tom tritt mit seinem rechten Knie in den Bauch seines Gegners. Dessen Magen krampft sich zusammen, er läst Tom los und geht in die Knie. Der Alte reagiert sofort, packt ein Schild von der Wand und schlägt damit auf dessen Kopf, der dadurch zu Boden geht. Tom nutzt den Moment und klettert auf die Musikerbühne. Währendessen hat sich der wütende Stier wieder aufgerappelt und stürmt nun auf die Bühne zu. Der Alte Tom nimmt sich eine nahe gelegene Laute und wirft sie in die Beine des Anstürmenden. Der taumelt kurz, stürzt letztendlich deshalb und knallt mit voller Wucht mit dem Unterkiefer gegen eine Tischkante. Es regt sich nichts mehr. Tom steigt von der Bühne und testet den Puls des Großen.
 

Er macht den geschockten Gefährten verständlich, dass sie ihren Freund mitnehmen können. Die hetzen zu ihrem Kameraden und schleifen ihn hinaus. Als die Tür wieder in ihr Schloss fällt bricht Jubel aus. Viele Gäste stehen auf, klopfen Tom auf die Schulter und beglückwünschen ihn. Doch wie er immer ist, zuckt er einfach mit den Achseln und verkriecht sich wieder in seine Ecke. Herr Filius dagegen hat sich wieder erholt und kommt zu ihm in die Ecke.

„Danke Tom, dass werde ich dir nie vergessen. Kann ich mich irgendwie bei dir bedanken.“

„Ja das kannst du. Bring mir bitte ein neues Bier.“

„Natürlich.“

Herr Filius wendet sich ab zum Tresen.

Nach einer kurzen Zeit, in der alle sich über den Vorfall unterhalten haben, geht es wie gewöhnlich weiter und die Musiker nehmen ihre Arbeit auf.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von: abgemeldet
2011-04-09T12:32:28+00:00 09.04.2011 14:32
Oh nein, da kannst du doch nicht enden. Was ist das für ein Kerl und wleche Rolle spielt er in der GEschichte?
Von: abgemeldet
2011-04-09T12:27:43+00:00 09.04.2011 14:27
Ahhhhh
Wie spannend. Das ist mal was ganz neues, heitß ich muss es auch unbedingt lesen!!!!
LG


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