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Regrets

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Regrets - Oneshot

Regrets
 

Eine einsame Träne rollte leise über seine auffällig gekrümmte Hakennase, sein tiefschwarzes Haar hing wirr herab, seine zitternden Finger klammerten sich hilflos um ein altes, ohnehin schon sehr in Mitleidenschaft gezogenes Stück Papier und zerknitterte dieses dadurch noch etwas weiter. Er war vollkommen in seine Trauer versunken und so schien er dies nicht weiter zu bemerken, möglicherweise war es ihm inzwischen einfach vollkommen egal geworden. So lange hatte er dieses Foto mit sich herumgetragen, so oft hatte er es betrachtet und sich gewünscht, sie wäre wirklich bei ihm. Sooft hatte er sich vorgenommen, endlich etwas zu ändern.
 

Er wollte den Todesser und Voldemort den Rücken kehren, um ihr zu zeigen, was sie ihm bedeutete. Doch bis zum bitteren Ende war er zu feige für eine solche Tat gewesen. Er hatte sich nicht etwa vor dem Abbruch seiner Todesserkarriere und den damit verbundenen Folgen gefürchtet - schließlich kannte er sich bestens in den dunklen Künsten auf und verstand auf sich aufzupassen. Nein, es war sie gewesen, Lily Evans, vor der er sich fürchtete. Um genau zu sein nicht direkt vor ihr, sondern mehr vor dem Gespräch, dem er sich dann hätte stellen müssen. Er wusste, dass sie lange Zeit sehr böse auf ihn gewesen war. Er hatte Angst gehabt, dass sie auch nur ein Gespräch mit ihm ablehnen würde. Natürlich ganz zu schweigen von den, noch so winzigen Hoffnungen, die ein hoffnungslos verliebter Mann sonst hegen konnte. Doch von Jahr zu Jahr wurde seine Furcht größer und seine Chancen, die einzige Frau, für die er je etwas ähnliches wie Liebe empfunden hatte, für sich zu gewinnen, schwanden.
 

Eigentlich hätte er sich spätestens noch Lilys Hochzeit mit diesem arroganten Tunichtgut von Potter abfinden sollen. Oder wenigstens nach der Geburt deren Sohnes. Selbst jetzt, da sie für immer aus diesem Leben getreten war, wollte und konnte er keinen Schlussstrich ziehen. Die Gefühle, die seit dem ersten Tag, an dem er sie getroffen hatte, in ihm loderten, waren niemals erloschen. Er fühlte immer noch dieses leichte Kribbeln, wenn er an sie dachte. Severus hatte in ihr schon immer eine wunderschöne, starke und unglaublich warmherzige Frau gesehen. Nicht nur das - sie war auch eine ausgesprochen gute Freundin gewesen, die er, wie es ihm im Nachhinein schien, niemals ausreichend gewürdigt hatte.
 

Eine weitere Träne folgte der ersten. Es tat weh, an sie zu denken, und doch wollte er nichts andere tun, als hier zu sitzen und sich an längst vergangene Erinnerungen zu klammern. Wenn es doch nur eine Möglichkeit gäbe, die Vergangenheit zu ändern. Wenn er nur noch ein einziges mal mit ihr reden könnte.. Wieder einmal stellte er fest, wie entsetzlich lange es her war, dass er auch nur ein einzelnes Wort mit ihr gewechselt hatte. Genau genommen nicht mehr seit diesem entsetzlichen Streit, als sie beide in ihrem sechsten Schuljahr in Hogwarts waren.
 

Der junge Severus Snape machte sich mit ungewohnt federndem Gang auf den Weg, um seine beste Freundin, Lily Evans, zu treffen. Sein Herz pochte laut bei dem Gedanken, dass er ihr endlich gestehen wollte, was er für sie schon so lange empfand. Er war auch nervös. Er hatte Angst, sie könnte ihn kompromisslos zurückweisen und sie nicht einmal mehr als Freundin betrachten dürfen, doch die Angst, sie an Potter zu verlieren, war größer. Nervös glättete er im Gegen ein letztes Mal sein, heute ungewohnt gepflegt aussehendes, kinnlanges, schwarzes Haar und trat durch das eichene Schlossportal nach draußen, in die sternlose Nacht. Er überprüfte, ob die Rose, die er mitbrachte, auch wirklich Dornenfrei war, damit Lily sich nicht daran stach. Beinahe hatte er ihren Treffpunkt erreicht, welcher bei dieser Dunkelheit nur sehr schwer zu finden war. Mit jedem einzelnen seiner Schritte verstärkte sich seine Nervosität, wurden seine Zweifel bezüglich seines Vorhabens größer, ging sein Herzschlag schneller.
 

Nun konnte er allmählich ihre Umrisse ausmachen - sie war nicht allein. Bevor er nahe genug herankommen konnte, um etwas Genaues zu erkennen, löste sich der Fremde von ihrer Gestalt und hastete davon. Mit einer Mischung aus Bestürzung und Unsicherheit legte er die letzten Meter zu Lily zurück. "Severus!", strahlte sie ihn an. Normalerweise ließ er sich jedes mal von ihrer zauberhaften Art hinreißen, doch heute war es anders. Stumm betrachtete er ihr hübsches Gesicht. Ihre Wangen waren gerötet und sie schien aufgeregt zu sein. Der Gedanke, der Kerl von eben könnte ihr Liebhaber gewesen sein, machte ihn rasend. "Wer war das?", fragte er barsch. Sie sah ihn erstaunt an und wusste nicht so recht, was sie sagen sollte, wie er so vor ihr stand und vor Zorn zitterte. In seinem Zustand interpretierte er ihr Schweigen auf Anhieb falsch und packte sie grob am Arm: "Sag es mir! Mit wem triffst du dich heimlich?" "Du tust mir weh!", stieß sie hervor. Ohne es zu merken, hatte er fester zugedrückt, als beabsichtigt. Doch heute war ihm keineswegs danach, sich zu entschuldigen. Seine Ahnungslosigkeit machte ihn schier wahnsinnig. "War es etwa Potter? Den alle anhimmeln, weil er ein ach-so-toller Sucher ist? Dieses eingebildete, hochmütige Halbblut?"
 

Nun wurde auch Lily sauer. Sie verkraftete es gemeinhin, wenn man sie beleidigte, doch sobald es um ihre Freunde ging, verstand sie absolut keinen Spaß. "Wage es nicht, dass Wort gegen James oder irgendeinen anderen meiner Freunde zu richten! Niemand darf das, du am allerwenigsten! Sieh dir doch nur am, mit wem du andauernd rumhängst. Todesser. Das ist doch kein Umgang für dich!" Lily riss sich endgültig los und starrte ihn so zornig an, dass ihm Zweifel kamen, ob er nicht doch zu weit gegangen war. Doch schnell kam ihm wieder der Fremde in den Sinn und dazu der Gedanke, sie könnte ihn hintergangen haben. Schneller als er denken konnte, brodelte wieder die blanke Wut in ihm. "Du hast doch keine Ahnung vom Dunklen Lord! Du hast keine Ahnung von dieser Welt! Du bist ja noch nicht mal eine richtige Hexe. Du.. dreckiges Schlammblut!" Er warf die Rose, die er bis zum Schluss umklammert hatte, achtlos zu Boden, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte davon. Lily, nun mit Tränen in den Augen, pflückte die Rose vom Boden und sah ihm traurig nach. "Ach Sev.. du wusstest also, dass es so kommen würde.."
 

Snape hasste sich für sein Verhalten damals. Sein Charakter damals war viel zu hitzig gewesen, besonders, wenn es um Lily ging. Und doch hätte er nur allzu gern gewusst, mit wem sie sich an diesem Abend getroffen hatte - und ob zwischen den beiden was gelaufen war. Trotz all dem Unmut gegen sich, spürte er selbst heute noch den schmerzenden Stich der Eifersucht, wenn er auch nur daran dachte, der Unbekannte wäre ihr zu Nahe gekommen. Dennoch - wie er reagiert hatte, war unverzeihlich. Er hatte sie ein dreckiges Schlammblut genannt. Eine leider gängige Bezeichnung unter seinen damals sogenannten Freunden, die er sich unterbewusst angeeignet hatte. Er hatte damals immer wieder aufs neue verdrängt, dass der Ideologie der Todesser nach auch Lily eine Feindin, eine, die die Magiebegabung nicht verdiente, war. Längst wusste er, dass das Gerede von reinem und unreinem Blut keinen Sinn ergab, doch damals wurde er von der Euphorie um Lord Voldemort mitgerissen. Und nun war sie, dank des damaligen Objekts seiner Bewunderung, tot.
 

Er seufzte und schlug die Augen auf. Verwundert blinzelte er, als er bemerkte, dass er sich nicht mehr in seinem Büro, sondern irgendwo im Schloss befand. Er war verwirrt, denn er konnte sich nicht daran erinnern, von seinem Schreibtisch aufgestanden zu sein. Möglicherweise hatte er es unbewusst getan, während er in seine Gedanken versunken gewesen war, ohne es zu bemerken. Das ganze schien ihm rätselhaft, aber er hielt es nicht für unmöglich. Als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, fuhr er sich hastig mit dem Mantelärmel über das Gesicht. Ob ihn wohl jemand gesehen hatte? Sein Ruf wäre dahin, wenn die Schüler mitbekommen würden, wie er hier herumlief - die Augen gerötet, die Wangen von Tränen glänzend, die Haare zerzaust. Zum Glück war dies eher unwahrscheinlich, da schon vor einigen Stunden die Nacht hereingebrochen war - und selbst, wenn ihn einer dieser pubertierenden Rotzlöffel erblickt hätte, dann hätte er lieber die Beine in die Hand genommen, damit man ihn nicht erwischte, wie er des Nachts in en Gängen herumschlich, anstatt stehenzubleiben und den gefürchteten und als gnadenlosen Hauslehrer der Slytherins anzustarren. Kollegen schienen in diesem Teil des Gemäuers glücklicherweise auch nicht unterwegs zu sein. Dennoch - es wäre trotzdem besser, wenn er sich nun in seinen Räumlichkeiten zurückziehen und versuchen würde, ein wenig Schlaf zu bekommen.
 

Er machte kehrt und versuchte schon einmal probeweise, die Gedanken aus seinem Kopf zu verscheuchen. Wie erwartet, gelang es ihm nicht. Snape wünschte sich einfach zu sehr, sie zu sehen, er wünschte sich, jenen Tag noch einmal erleben und ändern zu können, er wünschte sich, dass er sich vor ihrem Tod noch mit ihr hätte aussprechen können. Ein leises Surren ertönte und zu seiner Rechten erschien, wie aus dem Nichts, plötzlich eine unscheinbare Tür. Nun war es nicht so, als wäre solche oder ähnliche Erscheinungen in der Welt der Zauberei besonders überraschend. Trotzdem zweifelte er zuerst an seinem Verstand und dachte, dass er wirklich, wirklich Müde sein musste, wenn er sich jetzt schon Türen einbildete. Möglichweise sinnbildlich für seinen Wunsch, vor seinen Gedankengängen zu fliehen. Wünsche - nun dämmerte es ihm - der Raum der Wünsche hatte sich ihm offenbart. Er griff zuerst bedenkenlos nach der messingfarbenen Klinke, doch dann zögerte er. Doch was konnte schon passieren? Und selber wenn etwas passierte - hatte er noch etwas zu verlieren? Lily war tot, eine eigene Familie hatte er nicht, von vielen Freunden ganz zu schweigen und mit seinen Eltern war er noch nie zurechtgekommen.
 

So atmete er tief durch, ergriff die Klinke, drückte sie herunter und trat schließlich ein. Der Raum war leer. Severus war leicht enttäuscht, obwohl er selbst nicht wusste, was er sich erhofft hatte. Auf den zweiten Blick, den er dem Zimmer noch zuwarf, bevor er es wieder verlassen wollte, erkannte er eine weitere Tür an dessen Ende. Erneut neugierig geworden, ging er hinüber um sie zu inspizieren. Eine merkwürdige Aura ging von ihr aus. Mit zitternder Hand öffnete das Portal, durchquerte es - und stand im Freien.
 

Verwundert sah er sich um. Eindeutig, dies war das Gelände um Hogwarts. Aber irgendetwas war anders. Außerdem war er fast sicher, dass die Tür im Raum der Wünsche nicht einfach nur eine Abkürzung bedeutete. Als er sich umdrehte, stockte ihm der Atem. Da stand sie, nur wenige Meter von ihm entfernt. Trotz des sternenlosen Himmels konnte er ihre feinen Züge genau erkennen. Sie sah genauso aus, wie er sie noch von damals in Erinnerung hatte. Zuerst blickte sie ihn erstaunt an, dann lächelte sie erfreut. "Sev! Ich hab' dich ja gar nicht kommen sehen. Du bist früh dran." Sein Herz schlug schneller. Ihre unbefangene Art zog ihn sofort in ihren Bann. Irritiert und ungeniert starrte er sie an. Sie musste ungefähr sechzehn sein. Sah sie denn nicht, dass er mittlerweile um ein vielfaches älter war? Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, fiel sein Blick auf seine Hände, die plötzlich viel weniger knochig waren, als zuvor. Dann kam ihm ein allzu merkwürdiger Gedanke. War es möglich, dass er sich in der Vergangenheit befand? Er war immerhin durch den Raum der Wünsche hierher gelangt. Und Lily war tot - doch nun stand sie vor ihm.
 

Er spürte wieder Tränen in sich aufsteigen. "Lily", hauchte er, "so lange.. so lange habe ich mir gewünscht, dich endlich wiederzusehen, mit dir zu sprechen…" "Aber Sev, wir habe doch erst beim Mittagessen miteinander gesprochen - hast du mich denn seitdem so sehr vermisst?", witzelte sie. Zunächst schien sie seine Worte nicht ganz ernst genommen zu haben, doch als ihm salzige Tränen über die Wangen rannen, nahm ihr Gesicht einen besorgten Ausdruck an, dann trat sie näher und schloss ihn in die Arme. "Möchtest du darüber reden?" Snape konnte nicht sofort antworten, denn nun war er nicht nur damit überfordert, seiner alten Freundin nach so langer Zeit zu begegnen, jetzt schmiegte sie sich auch noch an ihn und bot ihm ihre Hilfe an, obwohl sie seit Jahren kein Wort miteinander geredet hatten. Zumindest galt das für ihn, denn für Lily lag der Streit noch in der Zukunft. In Anbetracht der Tatsache, dass sie hier draußen im Dunklen herumstand, beschlich ihn das Gefühl, dass genau heute der Tag war, an dem sich ihre Wege trennen sollten. Dies war seine letzte Chance.
 

"Das.. es mag verrückt klingen, aber ich bin nicht der, dem du heute schon begegnet bist.. das heißt, eigentlich bin ich es schon, jedoch ist diese Begegnung schon einige Jahre her.." Severus stotterte vor sich hin und wusste nicht, was er ihr eigentlich erzählen sollte. Sie sah ihn nachdenklich an und schien zu überlegen, was sie von dieser ganzen Sache zu halten hatte. "Du meinst also... du bist aus der Zukunft? Wie soll das möglich sein? Außerdem.. du bist keinen Tag älter als heute noch beim Mittagessen...", dachte sie laut. "Ich weiß auch nicht wirklich, was passiert und was geschehen ist. Das wichtigste ist jedenfalls, dass ich dich endlich sprechen kann…" Dass Lily keineswegs auf den Kopf gefallen war, zeigte sich wieder einmal darin, dass sie sofort bemerkte, was seine Worte bedeuteten. Ihr Gesicht nahm einen Ausdruck von Trauer an: "Was soll das heißen? Werden.. werden wir in Zukunft keine Freunde mehr sein?" Er brauchte es nicht übers Herz, ihr zu sagen, dass sie sich in dieser schönen Nacht für alle Zeiten zerstreiten würden. Er brachte es nicht übers Herz, ihr zu sagen, dass sie bereits als junge Frau sterben sollte und es damit auch in seiner Gegenwart keine Gelegenheit bestand, die unglückliche Stimmung zwischen ihnen zu klären.
 

Er antwortete ihr nicht, denn er spürte seine Zeit mit ihr verstreichen. Seine Vorahnung bestätigte sich, denn er konnte ferne Schritte hören, die sich rasch näherten. Er blickte fest in ihre wunderschönen Augen. "Egal, was in der nächsten halben Stunde passiert, bitte vergib mir." Lily nickte. "Und erzähle niemandem von unserem Gespräch heute Nacht.. ganz besonders nicht mir." Diese Worte fielen ihm schon schwerer, denn er wusste schon, welche Auswirkungen sie haben würden, doch die Zukunft konnte und durfte man nicht ändern, das wusste er. "Wie.. meinst du das?" Er schüttelte den Kopf. "Versprich es." Zweifelnd sah sie ihn an, doch dann willigte sie ein. "Ich verspreche es."
 

Die Schritte hatten sie nun beinahe erreicht. Die letzte Chance. Nun verjagte er all seine Zweifel, trat näher an sie heran und strich sanft über ihre Wange. Fragend sah sie ihn an. Lächelnd sah er ihr wieder direkt in die Augen, dann küsste er sie vorsichtig. Sein Herz raste in seiner Brust, als sie seinen Kuss ebenso vorsichtig erwiderte. Sekunden verstrichen, dann löste er sich schweren Herzens von ihren Lippen. "Ich liebe dich, Lily und ich werde dich immer lieben, vergiss das nicht.", flüsterte er in ihr Ohr, dann verschwand er in die Schatten. Er rannte davon, lief so schnell er konnte, fort, bevor sein jüngeres Ich Lily erreichen konnte. Bevor sein Wille brach und er etwas Dummes tat. Blind vor Tränen irrte er umher, lief einfach immer weiter. Nach einer Weile spürte er wieder den gewohnten Steinboden unter seinen Füßen, doch er konnte immer noch nichts erkennen, sein Blick war verschwommen. Immer noch wollte er nicht stehen bleiben.
 

Er spürte das kühle Holz seines Schreibtisches unter seiner warmen Wange. Irritiert schlug er die Augen auf, erblickte sein Büro, seine knorrigen Hände, die das Bild umklammert hielten. War etwa alles nur ein Traum gewesen? Oder war er Lily wirklich begegnet? Wenn dem so war, dann trug er wirklich die volle Schuld an ihrem Streit, die Schuld daran, dass sie einander nie mehr näher gekommen waren. Er hatte sich selbst gesehen, wie er sie geküsst hatte und war darauf wütend geworden. Also hatte er sie nicht nur beschimpft, wie er bisher glaubte, er hatte ihr auch zuvor am selben Abend das Versprechen abgenommen, niemandem von ihrer Begegnung zu erzählen, was eine spätere Versöhnung unmöglich machte - zumal er ihr sowieso nicht geglaubt hätte, dass Lily von seinem zukünftigen Ich besucht worden war. Doch irgendwo, unter seinem Mantel der Trauer, spürte er Erleichterung in ihm aufkeimen. Lily hatte ihn nie betrogen. Endlich, nach all diesen Jahren wusste er, glaubte er zu wissen, was eigentlich passiert war. Wenn es denn passiert und kein Traum gewesen war. Aber er hatte schließlich mit ihr gesprochen und ihre sanfte Berührung gespürt.
 

Letztendlich war es egal, was genau passiert war. Endlich hatte er sie um Vergebung bitten und ihr seine Gefühle gestehen können. Es bestand die Hoffnung, dass er nun endlich einigermaßen mit dieser Geschichte würde abschließen können. Es war, als würde sich ein Teil einer großen Last von ihm lösen, die ihn die letzten Jahre zu erdrücken drohte. Jedoch war sie noch nicht aus dieser Welt verschwunden - jedenfalls nicht gänzlich. Sie hatte einen Sohn hinterlassen. Gerüchten zufolge sah er jetzt schon diesem furchtbaren Potter unglaublich ähnlich - und das, obwohl er gerade mal ein Jahr alt war. Außerdem wurde ihm nachgesagt, er habe den dunklen Lord besiegt. Bestimmt würde er ebenso entsetzlich arrogant sein, wie James und mit seiner Berühmtheit prahlen. Snape widerte allein schon der Gedanke daran an. Und trotzdem.. er war Lily Evans' Sohn, ihre einzige Hinterlassenschaft. Es würde ihm wohl nichts anderes übrigbleiben, als auf den Bengel aufzupassen, damit ihm nichts passierte, obwohl er bereits eine gewisse Antisympathie gegen den Jungen entwickelte. Doch Lily war er das schuldig.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Omama63
2011-02-23T20:19:57+00:00 23.02.2011 21:19
Ein super OS, aber auch sehr traurig.
Sehr gut geschrieben. Genau so stelle ich es mir vor, wie es in Severus damals aussah.
Ich wünschte nur, dass es mal jemand geben würde, der eine FF von Lily und Severus schreibt, mit einem HappyEnd


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