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Das Mondlicht in der Finsternis

Xemnas/Saix
von

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Xemnas

Leicht murrend machte ich mich schließlich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum. Mir passte es nicht, wenn Xemnas mich so aus der Fassung brachte. Das schaffte niemand. Niemand, außer ihm. Vor allem konnte ich mir nicht erklären warum; immerhin hieß es doch, wir können keine Gefühle dergleichen empfinden, warum also konnte ich es in solchen Momenten schon?

"Saiiix!!"

Demyx' freudige Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich schon im Gemeinschaftsraum angekommen war. Dort saßen sie alle, die restlichen Mitglieder der Organisation und all ihre Blicke waren auf mich gerichtet.

Ich war es, der ihnen immer Aufgaben erteilte und sie belohnte, wenn sie diese erfolgreich erledigten. Sie hassten mich nicht für die Aufträge, sollten sie auch so unangenehm sein. Letztendlich diente ja alles nur einem Ziel: Kingdom Hearts zu vervollständigen, welches uns Gefühle geben sollte, die wir früher mal hatten, aber jetzt nicht mehr spüren konnten - teilweise zumindest. Leider nur gab es Tage, an denen ich es hasste, diese Arbeiten zu erledigen. Dann wünschte ich mir, selbst auf Xemnas Platz zu sitzen...
 

Demyx versprühte eine Freude und Lebenskraft, dass mir beinahe schon schlecht wurde, wenn ich ihm dabei zusah. Er schaffte es damit die anderen aufzumuntern, aber selbst hatte er dafür vergessen, was Wut, Zorn, Trauer und Hass für Gefühle waren. Was war einem nun wichtiger? Tja, das sollte jeder für sich selbst heraus finden.

Ich selbst bin mir eigentlich sicher, dass ich absolut keine Gefühle mehr in mir hatte. Wobei, wenn ich da an meine Konversationen mit Xemnas denke.... Sofort verwarf ich den Gedanken, noch bevor ich ihn richtig zu Ende gedacht hatte. Ich hatte keine Zeit für einen solchen Gefühlskram.
 

Erst als Demyx mir auf die Schulter klopfte und mich fragte, was denn mit mir los sei, wurde ich wieder in die Realität gerissen. Natürlich, sie warteten darauf, dass ich ihnen Aufgaben gab, oder zumindest etwas sagte. Zumindest schauten sie mich an, als hätte ich den Teufel persönlich gerade getroffen. Wenn ich es recht bedenke, hatte ich das nicht vielleicht sogar?

"Es ist nichts, Demyx.", antwortete ich dem aufgeweckten jungen Mann schließlich und schob mich an ihm vorbei. "Nur viel gearbeitet."

"Du solltest dir eine Pause gönnen, Saix.", sagte Axel, Nummer VIII der Organisation und mein Freund aus der Zeit als Jemand. Ich wusste das nur von Axel selbst, allerdings erinnerte ich mich nicht an meine Zeit als Isa - mein Name von damals. Ab und zu fragte ich mich, ob ich Axel darum beneidete, dass er sich an alles erinnern konnte, doch im nächsten Augenblick kam ich zu dem Entschluss, dass es sicher nur unnötige Erinnerungen waren, die mich jetzt von unserem Ziel ablenken würden.

Mit der fehlenden Erinnerung war auch meine Freundschaft zu Axel gestorben. Er war ein Mitglied, wie jeder andere hier auch.

"Ich kann mir keine Pause gönnen, Axel. Wir arbeiten alle für ein Ziel und irgendwie muss das zu erreichen sein. Und um etwas zu erreichen, muss man auch etwas dafür tun.", sagte ich zu dem Rothaarigen kalt, verschränkte die Arme vor der Brust und begann schließlich mit meiner nahezu alltäglichen Aufgaben die Arbeiten an die elf anderen Mitglieder zu verteilen.

Ich war zwar heute nicht direkt vorbereitet, aber grob wusste ich, wo ich sie alle hinschicken konnte.
 

Nachdem alle zu ihren Auftragsbereichen mittels Portal verschwunden waren, setzte ich mich auf die weiße Ledercouch in der Mitte des Gemeinschaftsraumes und lehnte mich zurück und schloss die Augen. Ich musste darüber nachdenken, was ich mit der versteckten Kammer tun sollte, die gefunden werden musste und mir zugeteilt war. Ich hatte dieses mal niemanden der anderen Mitglieder in das Schloss des Vergessens geschickt.

Xemnas' Befehl war eindeutig an mich gerichtet gewesen.

"Finde die Kammer."

Ich konnte mich so gut an diesen Satz erinnern, dass ich schon Xemnas Stimme vernahm. So sehr hatte sich dieser Befehl also bei mir eingeprägt. Wie erbärmlich, was für eine Wirkung Xemnas doch auf mich hatte. Das hatte niemand sonst! Und es störte mich. Es störte mich richtig, wie mich dieser Mann so leicht manipulieren konnte.

"Dieser Befehl war ernst gemeint, Saix. Er bedeutet nicht, auf dem Sofa zu sitzen und zu schlafen."
 

So viel zum Thema ich erinnerte mich zu gut an den Satz...

Ich öffnete die Augen, schaute zu dem Superior, welcher, die Arme verschränkt, am Türrahmen zum Gemeinschaftsraum stand und mich mit diesen kalten Augen anblickte, die mich einfach nur in den Bann ziehen konnten.

Doch dieses Mal nicht. Xemnas musste mir meine Unsicherheit ihm gegenüber schon lange bemerkt haben und das konnte ich mir nicht leisen. Ich war seine rechte Hand, sein Stellvertreter und durfte mich deswegen nicht von ihm beeinflussen lassen.

Ich sagte nichts, ich wusste nicht, was ich auf seine Aussage auch erwidern sollte. Es war manchmal gut zu schweigen.

Xemnas schritt in meine Richtung, ließ sich schließlich auf einem Sessel gegenüber von mir nieder und schien mich eingehend zu mustern.

Äußerlich versuchte ich mich neutral zu zeigen und Ruhe zu bewahren, doch innerlich war ich schon wieder so aufgewühlt, dass ich am liebsten aufgesprungen und aus dem Raum gegangen wäre.

So saßen Xemnas und ich einfach nur da, blickten uns gegenseitig mit kalten Blicken an. Nur er schien die Ruhe selbst, während in mir die Anspannung stetig stieg, doch ich schluckte sie innerlich hinunter. Gefühle hatten einfach keinen Platz. Sie störten nur, wie ich gerade jetzt merkte...
 

Xemnas brach schließlich das Schweigen - endlich.

"Was ist los mit dir, Saix?"

Na super, was sollte ich darauf antworten, ohne ihn direkt zu belügen?

"Ich wüsste nicht, wie du darauf kommst, Xemnas.", sagte ich schließlich diplomatisch.

"Ich hatte dir einen Befehl gegeben und nun sitzt du hier."

"Ich wollte am Morgen aufbrechen und bis dahin mir eine Planung im Kopf zurecht legen, wie ich bei der Suche vorgehen werde." Ich war nahezu stolz auf mich selbst, dass dieser unwahre Satz so selbstsicher in Xemnas' Gegenwart von meinen Lippen glitt.

"Umso besser, dass du noch nicht weg bist. Ich wollte dir noch sagen, dass ich dich begleiten werde.", erklärte Xemnas kurzerhand. Bei seinen letztem Satz dachte ich, ich müsste wegrennen.

Warum wollte er mitkommen? Wollte er meine Arbeit überwachen und mich testen? Mich auf Fehler in meiner Vorgehensweise überprüfen und gegebenfalls bestrafen? Gut, würde er letzteres Tun, wäre es wohl zu Recht und auch verdient. Dennoch - ich war nicht gerade erpirscht auf seine Anwesenheit. Und ich beschloss, es ihm auch genauso klar zu machen.

Superior hin oder her, ich arbeitete schon immer allein und das wollte ich mir nicht nehmen lassen!

"Ich ziehe es vor, allein das Schloss zu durchsuchen. Meine Planung beinhaltet keine weitere Person."
 

Die nachfolgende Stille war so intensiv, dass ich mir fast schon wünschte, den Mund gehalten zu haben. Doch ich blickte Xemnas noch genauso kalt und emotionslos an, wie zuvor. Auch in seinem Gesicht zeigte sich keine Regung, wobei ich mir nicht sicher war, ob ich in seinen Augen nicht doch ein verärgertes Funkeln gessehen hatte.

"So, du möchtest also nicht, dass ich mitkomme, Saix?" Xemnas Stimme war bedrohlich und düster. Er stand auf, umrundete langsamen Schrittes den Tisch und blieb direkt vor mir stehen. Mit jedem Schritt hatte er mich weiterhin mit seinen Augen fixiert und nun schien er mich förmlich mit seinem Blick auf die Couch zu fesseln. Doch ich hielt seinem Blick stand, schaute ihn regungslos an und wartete darauf, dass er noch etwas sagte.

Mein Schweigen schien er wohl als ein 'Ja' zu werten.

"Du wirst langsam wirklich sehr rebellisch, Nummer VII. Ich glaube, ich sollte die Leine etwas enger ziehen. Ich gebe dir zu viel Freiheiten."

"Xemnas, ich-"

Sein Schlag in meinen Magen, den ich nicht habe vorhersehen können, raubte mir den Atem. Ich krümmte mich nach vorne, hielt mir mit beiden Händen den Bauch und rang nach Luft, da mir jedigliche aus den Lungen gepresst wurde. Der Schmerz lähmte mich, zimperlich hatte der Superior nicht gerade zugeschlagen.

"Warum?", brachte ich gerade so hervor, doch im nächsten Moment spürte ich seine Hand, die sich in meine Haare krallte und meinen Kopf nach oben riss. Es tat weh, ja es tat richtig weh, drum kam ich nicht einmal dazu, meinen schmerzverzerrten Blick zu verbergen. Ich hasste es, Xemnas gegenüber eine Schwäche zu zeigen. Und Schmerz war eine Schwäche.

"Du weisst genau, was ich meine, Saix.", sagte er nur mit seinem Gesicht nahe an meinem.
 

Aber er konnte es nicht wissen. Das waren nur meine Gedanken gewesen, die ich ab und an hege, aber niemals zum Ausdruck gebracht habe.

Es stimmte, dass ich mir oft genug überlegt hatte, einen Weg zu finden, um Xemnas' Platz einzunehmen, aber nur, weil ich mich ebenso für einen guten Anführer hielt. Einige seiner Befehle passten mir nun mal nicht und vor allem, da ich selbst Befehle erteile, hasste ich es noch mehr, solche zu bekommen.

Dennoch... der Gedanke, Xemnas zu stürzen war so tief in meinem Kopf versteckt, dass er selten heraus kam, doch er war da.

"Nein, weiss ich nicht!", zischte ich ihn an und versuchte nun, meine Haare aus seiner Hand zu befreien, doch meine leichte Gegenwehr versetzte mir einen erneuten Hieb in den Magen, den Xemnas mit seiner freien Hand ausführte. Er ließ daraufhin jedoch meine Haare los, packte mich stattdessen am Hals und drückte mich nach hinten gegen die Sofa-lehne.

Seine kalten Augen bohrten sich in die Meinen. Er hatte sich zu mir nach vorne gebeugt und sagte dicht an meinem Ohr:

"Hast du geglaubt, ich merke nicht, wie abfällig du mich manchmal anschaust? Wie du innerlich lieber selbst an meiner Position wärst?"

Ich schüttelte leicht den Kopf, versuchte ihn von mir wegzudrücken, doch er war in dieser Position einfach zu stark und tief im Inneren wollte ich auch nicht wirklich gegen den Superior aufbegehren. Ich schwieg, biss mir auf die Lippe und wartete ab, was Xemnas als nächstes tun würde.

"Dabei hast du von allen Mitgliedern eine Sonderstellung, Saix. Meine rechte Hand, mein Stellvertreter. Und niemand anderes hat es mehr verdient als du, dieser zu sein. Nur, wenn du etwas mehr Vertrauen in mich hättest - dich loyaler zeigst - könnte ich dir noch so viel mehr geben...." Seine Stimme brannte sich in mein Gehirn ein, wie er so in mein Ohr flüsterte. Es passte einfach so zu ihm. Aber was wollte er mir mehr geben, als seine rechte Hand zu sein?

"Xemnas, Superior!", brachte ich schließlich heraus. "Selbst wenn ich solche Gedanken in Momenten habe, in denen du mir einen Befehl gibst, der mir missfällt, so würde ich nie meine Hand effektiv gegen dich erheben!"

"So... Ist das so, hm?", raunte er in mein Ohr, während er mich langsam los ließ. Er richtete sich auf, warf mir einen undefinierbaren Blick zu und schritt anschließend langsam zur Tür. Dort wandte er sich noch einmal zu mir um und sagte:

"Du bist für die nächsten drei Tage freigestellt. Allerdings, erwarte ich dich morgen bei mir im Büro."

"Warum?!", fragte ich sofort, da ich den Zusammenhang absolut nicht verstand.

Xemnas Augen verengten sich zu Schlitzen und mit eisiger Tonlage sagte er:

"Brauche ich einen Grund dazu, dir einen Befehl zu geben?"

Ich schwieg und blickte zur Seite. Natürlich bezog sich mein 'Warum?' nicht darauf, sondern warum ich freigestellt wurde. Doch Xemnas war in einer solch sonderbaren Laune, dass ich beschloss, nicht weiter darauf einzugehen.
 

Als ich erneut aufblickte, stand Xemnas wieder vor mir. Er beugte sich vor, stützte die Hände links und rechts von meinem Kopf an der Rückenlehne ab und kam mit seinem Gesicht ganz nahe. Er wusste, er konnte damit jeden einschüchtern. Ja, selbst bei mir hatte seine Art Wirkung und ich war schon recht abgehärtet, was das betrifft.

Worauf ich jedoch nicht gefasst war, waren seine Lippen, die sich auf meine legten. Für den ersten Moment war ich so geschockt und verwirrt, dass ich mich erst einmal gar nicht rührte, doch im nächsten Moment stieß ich ihn reflexartig von mir. Er taumelte ein paar Schritte zurück - ich hatte wohl doch etwas viel Kraft verwendet - und grinste mich kalt an.

Ich selbst war aufgesprungen, fuhr mir mit dem Handrücken über die Lippen und verließ fluchtartig den Raum, direkt in mein Zimmer.
 

Ich wusste nicht, was ich schlimmer finden soll - dass, was Xemnas getan hatte, oder die Tatsache, dass ich die Hand gegen ihn erhoben hatte und nun wahrscheinlich seinen Zorn zu fürchten hatte.

Nun, auf jeden Fall war ich nicht erpirscht darauf, ihm noch einmal zu begegnen, bevor nicht ein wenig Zeit verstrichen war...



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