Kochkunst
Schon seit Stunden saß Master Bruce hochkonzentriert vor dem Computer in der Höhle, überprüfte seine Einträge und archivierte gleichzeitig. Nebenbei rief er Daten ab, die Miss Barbara ihm geschickt hatte.
Ein Grund für Alfred, unmerklich zu seufzen. Soweit er, Treusorgender Butler im Hause Wayne, es mitbekommen hatte, ging es um die Einbruchserie in verschiedenen Sanitätsfachhäusern.
Einen kurzen Augenblick erlaubte sich der Butler seinem Arbeitgeber dabei zuzusehen, hüstelte dann diskret. „Sir. Ich habe Ihnen eine Mahlzeit mitgebracht.“
Ein kurzes Nicken, das dem Butler bedeutete, sein – mit Mühe und Liebe – zubereitetes Kunstwerk würde kalt werden! Oder Master Bruce aß, ohne dieser kulinarischen Delikatesse weitere Beachtung zu schenken. „Master Bruce. Es ist das Frikassee, das Sie so gern essen.“
„Ja. Danke, Alfred. Stellen Sie es einfach irgendwo hin.“
In der Tat war Alfred versucht, es ‚einfach irgendwo hinzustellen’. Andererseits… Vielleicht sollte er es direkt in den Abfalleimer geben. „Bitte, Sir! Sie sollten es JETZT essen!“ startete er doch einen Versuch, den Leckerbissen vor einem schnöden und unrühmlichen Ende im Abfalleimer zu bewahren.
„Hm, hm…“
Nicht einmal angesehen, geschweige denn geschnuppert hatte sein Arbeitgeber, was den Butler einen kleinen Stich versetzte und an seiner Ehre kratzte. „Master Bruce! Seit Stunden haben Sie nichts zu sich genommen.“
„Ja…“ Ein weiteres Nicken. „Mache ich später.“
„Dann IST es kalt!“ klagte Alfred und gab seiner Stimme einen unmerklichen schneidenden Klang und einen winzigen Hauch Beleidigtsein. „Master Bruce! Ich habe STUNDEN mit der Zubereitung verbracht.“
Bruce Wayne schaute auf, seinem getreuen Butler ins Gesicht, der ihm tadelnd das Tablett mit dem Teller und dessen dampfender Auflage entgegenhielt. Zu Bruces Befremden sah sein getreuer Butler irgendwie… gekränkt aus. „Ich esse es bestimmt gleich.“ versicherte er ihm.
Sein getreuer Butler zeigte sich keineswegs versöhnt, darum seufzte Bruce und ergänzte es mit einem „Ehrlich.“
„Master Bruce!“ Alfred stellte das Tablett beiseite, faltete die Hände vor der Brust und bedachte seinen Arbeitgeber mit einem durchdringenden Blick. „Ich bin geneigt, auf einen Teil meines Lohnes zu verzichten! Zudem sehe ich mich genötigt, Sie in die Funktionen der Mikrowelle zu unterweisen.“
Im Sessel komplett herumgeschwenkt grübelte Bruce kurz. „Warum das eine und warum das andere?“ fragte er schließlich, wandte sich dann wieder seinen Dateien zu.
„Zum einen sehe ich mich gezwungen, das Kochen einzustellen. Und zum anderen behauptete Master Dick, die Fertiggerichte aus der Mikrowelle seien durchaus wohlschmeckend!“
Jäh sprang sein Arbeitgeber auf, griff den Teller vom Tablett und verschlang zügig das Frikassee, um es mit halbvollem Mund lobend zu erwähnen und zudem zu bemerken, ein Essen aus der Mikrowelle könnte niemals die Kochkunst des Alfred Pennyworth ersetzen.
„Danke, Sir.“ Die Miene unbewegt sammelte der Butler den – endlich geleerten Teller ein, deutete eine Verbeugung an und machte sich auf den Weg, die steinernen Stufen zum Manor empor zu steigen. Diese Schlacht hatte er für sich entschieden!
Ein zufriedenes Lächeln huschte, von seinem Arbeitgeber ungesehen, über des Butlers Lippen.