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Azrael

Pfad eines Dämonen
von

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Das Vermächtnis

Zwei Wochen später
 

Azrael hat sich völlig zurückgezogen und nutzt seine Zeit zur Meditation.

Die ganze Zeit hat er sich kaum von der Stelle bewegt. Er sitzt den ganzen Tag in seinem alten Zimmer und verbringt jede Minute mit der Stärkung seiner körperlichen und mentalen Fähigkeiten. Er vermeidet jeglichen Blickkontakt zu seiner Mutter und schweigt immer dann, wenn sie versucht sich ihm zu nähern. Er tut aggressiv und arrogant um sie fern zu halten.

Je weniger Kontakt er zu ihr hat, desto besser. Sie darf nicht erfahren, dass Azrael nur für sie und Soto in die Schlacht ziehen wird. Wer weiß was Lucifer mit ihnen anstellen würde, sollte er von der Schwäche seines Sohnes erfahren. Sollen sie ruhig denken, er sei ein Verräter. Es ist sicherer für sie.

**Hoffentlich geht es bald los. Ich weiß nicht wie lange ich mich noch von ihnen fernhalten kann …**

Er wird ungeduldig. Nervosität ergreift Besitz von ihm. Er kann sich seinen inneren Sehnsüchten nicht mehr lange verwehren. Zu stark ist der Schmerz, den er in Lillith´ Nähe empfindet. Er sehnt sich nach der alten Zeit in ihrer Umarmung. Erinnert sich an ihre warme Stimme die ihn beruhigte in Momenten der Angst und der Trauer.

Noch immer berührt diese Stimme sein Herz.

**Azrael … Azrael …**

**Mutter …**

Er seufzt. Ihre Gestalt manifestiert sich vor seinem inneren. Doch plötzlich wandelt sie sich. Wird größer, breiter, angsteinflößend.

„Sohn!“

Azrael schreckt auf und steht sofort stramm. Seine Augen treffen die seines Vaters.

„Jawohl!“

„Dieses Zimmer ist schlecht für dich. Es schwächt deinen Geist und benebelt deine Sinne. Bereitet dich lieber vor auf Morgen!“

„Morgen?“
 

Lucifer grinst hämisch und wendet sich zum gehen.

„Du hast noch eine Nacht. Morgen früh geht’s los!“

„Morgen? Aber …“

Demütig senkt Azrael Haupt und Stimme. Seine Schultern sacken herab.

„Jawohl … Vater.“

Dann ist es also soweit. Morgen ist der große Tag. Der schicksalhafte Tag, der Azraels Leben völlig über den Haufen schmeißen soll.
 

Azrael wartet bis die Schritte seines Vaters völlig verklungen sind und schleicht dann nach draußen. Wenn er wirklich morgen aufbrechen soll, will er diesen letzten Abend Zuhause nicht mit Training verschwenden sondern sinnvoll nutzen.
 

Indem er seine Mutter aufsuchen und um Gehör bitten wird. Sie bitten, diese letzen Stunden als Mutter und Sohn zu verbringen.

Er findet sie in der Küche. Bereitet sich wohl etwas zu Essen. Ihre Augen sind traurig wie an all den Abenden zuvor wenn sie mal wieder nach ihrem Sohn sah, doch gleich darauf von diesem weggeschickt wurde.

Inzwischen hat sie die Versuche aufgegeben zu ihm durchzudringen. Diese Resignation über den vermeintlichen Verlust des eigen Fleisch und Blut ist ihr deutlich anzusehen.

**Vergib mir**

Azrael nimmt all seinen Mut zusammen und berührt ihre linke Schulter.

„Verzeihung … Mutter?“

Lillith schreckt auf und weicht zurück.

„A … Azrael? Was tust du hier?“

„Ich …“

Er erträgt es nicht sie anzusehen und wendet den Blick ab.

„Ich werde Morgen früh aufbrechen …“

„Morgen hm …? Warum sagst du mir das? Eure üblen Machenschaften interessieren mich nicht! Dein Vater und du haben eurer Familie den Rücken gekehrt. Scher dich weg!“

Ihre Worte zerreißen Azrael innerlich fast.

„Mutter … Ich habe euch nicht verraten. Ich habe euch nicht verletzten wollen. Niemals. Ich gebe zu, ich dachte wirklich, ihr hättet mich verstoßen. Doch jetzt weiß ich es besser. Mutter … Ich … Es tut mir leid.“

„Ich hatte solche Angst.“

Sie begegnet seinem Blick.

„Ich dachte schon du hättest uns verstoßen. Als ich dich sah, nach der langen Zeit, blieb mir fast das Herz stehen. Du warst das, von dem Lucifer immer träumte. Wie eine gefühllose Maschine. Kalt wie stahl.“

„Ich bin eine Maschine. Daran lässt sich nichts mehr ändern. Wenn Vater mir etwas befielt werde ich es tun. Alles. Sogar Morden.“

„Aber warum?“
 

„Zu eurem Schutz! Solange Vater denkt ich sei seine Marionette, wird er dir und Soto nichts tun. Ich habe gesehen zu was er fähig ist. Ein Mörder ohne Herz.

Er nahm mir jemanden, an dem ich sehr hing …“

„Das Mädchen in das du verliebt warst?“

„Ja … Nita. Ich erinnere mich noch immer an ihre Schreie.“

**Azrael! Hilf mir!**

„Mein Junge …“

Sie umarmt ihn. Azraels Augen weiten sich. Darauf wartete er so lange. Nach einem schrecklich langen Jahrhundert endlich wieder in den Armen seiner Mutter. Ihre Wärme erfüllt ihn zur Gänze. Und lässt ihn sich wieder wie ein Kind fühlen.

Zögerlich heben sich seine Hände und erwidern die Umarmung von ganz alleine.

„Es tut mir Leid Azrael. Ich konnte dich nicht retten!“

„Ist schon gut. Ich habe dir vergeben.“

Er entzieht sich ihr und reibt sich die Feuchtigkeit aus den Augen.

„Können wir diesen vielleicht letzten Abend gemeinsam verbringen? Als Mutter und Sohn?“

Sie küsst seine Stirn und legt eine Hand auf seinen Kopf. Tätschelt sanft den Bereich zwischen seinen Hörnern. Gesten, die ihn als Kind immer beruhigten und auch jetzt sein Herz erwärmen.

„Vielleicht gibt es ja doch Hoffnung auf eine schöne Zukunft für dich. Komm bitte mit. Ich möchte dir etwas zeigen.“
 

„J … ja.“

Unsicher folgt er seiner Mutter hinaus aus der Küche durch die Flure. Die selbe Richtung in die sein Vater ihn damals verschleppte.

Azrael schluckt hart als sie in der dämonischen Ruhmeshalle ankommen.

Verächtlich rümpft er die Nase und knurrt.

„Was hast du?“

„Hm? Ach gar nichts.“

Er verschleiert den Zorn mit einem gequälten Lächeln.

**Der Trainingsraum, meine Zelle … Ist ganz in der Nähe.**

Lilith blickt ihn kurz verwirrt an, fragt aber nicht nach, wofür Azrael ihr im Stillen verdammt dankbar ist.

Zielsichere Schritte führen sie an den vielen Bildern vorbei. All die unzähligen Helden und Wundertäter die hier verewigt sind sieht Azrael jetzt erst richtig.

Vor den beiden letzten Bildern ganz am Ende machen sie halt.

Azraels Augen weiten sich beim Anblick des einen Namens:

„Akeela?“

Azrael erinnert sich. Lucifer hatte ihn öfter erwähnt und sie beide miteinander verglichen. Stets redete er abfällig von ihm und nannte ihn einen Schwächling.

**Doch er sieht überhaupt nicht schwach aus. Im Gegenteil! Er muss ein großer Krieger gewesen sein! **

„Er war dein Sohn richtig? Vor mir und Soto meine ich.“

„Ja … mein ganzer Stolz.“

„Er sieht stark aus. Vater behauptete zwar immer das Gegenteil doch wusste ich nie ob ich dem Glauben schenken konnte. Schön zu wissen, dass alles eine Lüge ist. Wer ist der Typ daneben? Sieht aus wie … Soto!“

Azrael traut seinen Augen nicht. Der Jüngling auf dem Bild ist seinem Bruder wie aus dem Gesicht geschnitten. Dasselbe kurze Haar, die gleichen grünen Augen.

„Haku …“
 

Ich sehe du hast eine Ahnung. Er war der leibliche Vater Sotos. Um ihn zu retten ließ Akeela sein Leben. Doch zu welchem Preis? Lucifer trieb ihn in den Selbstmord indem er ihm die Schuld in die Schuhe schob obwohl er sich einen Dreck um Akeelas Tod scherte! Vitani, seine Mutter, legte Soto als Baby vor unsere Tür ehe sie ihrem Mann in den Tod folgte.“

„Dieses mieses Stück Dreck!“

Azrael knurrt und bleckt die Reißzähne. Zorn wallt in ihm auf. Wie viele Leben hat Lucifer noch ausradiert?

„Sei froh. Wäre Soto nicht gewesen wäre ich Akeela gefolgt nachdem Lucifer dich mit sich nahm.“

**Also schulde ich Soto meinen Dank …**

Erneut beißt ihn die Schuld. Er verletzte seinen „Bruder“ obwohl dieser ihm nur helfen wollte. Bei der nächsten Gelegenheit sollte er sich wohl besser entschuldigen.

„Lass uns nicht hier verweilen. Ich muss dir noch etwas zeigen.“

„Okay.“

Schnellen Schrittes führt Lillith Azrael zu einer Eisentür am Ende eines Ganges.

**So ähnlich sah doch die Tür aus zu meiner Zelle …**

Unwillkürlich erzittert Azrael und spürt, wie sich sein Inneres schmerzlich verkrampft.

Schweigend beobachtet er seine Mutter, wie sie die rot schimmernde Fläche in der Mitte berührt und sich das Portal rumpelnd und bebend erhebt. Noch immer erinnert ihn die ganze Szenerie an damals. Auch wenn keine Formel vonnöten war und sich die Tür nach oben statt nach innen öffnet.

Der Raum dahinter ist gehüllt in drückende Finsternis. Tief durchatmend sperrt Azrael die dunklen Erinnerungen an seine Zelle aus und folgt seiner Mutter.

Hinter ihnen schließt sich das Tor und die Dunkelheit nimmt sie gefangen.

„Mach uns Licht, Azrael.“

Azrael tut wie geheißen und konzentriert einen Feuerball auf seiner rechten Handfläche.

Das erhellt die Umgebung. Azrael traut seinen Augen nicht und sieht sich geweiteten Blickes in der fremden Umgebung um. Der Raum strahlt regelrecht durch das Gold der Wände. Die eingearbeiteten Krieger in den Steinsäulen in jeder Ecke scheinen Lebendig und singen stumm ihr Lied vom ewigen Krieg.

Dann fällt Azraels Blick auf den gläsernen Altar.

**Wow …**

Ehrfurchtvoll muss Azrael den aufkommenden Drang unterdrücken sich zu verneigen.

„Was ist das für ein Ort?“

Die letzte Ruhestätte Akeelas. Das Denkmal, das Haku errichtete um seinen Freund zu ehren.“

Azrael hört kaum zu. Sein Blick ist auf die feuerrote Klinge des Schwertes auf der Glasplatte gerichtet. In seiner Trance stößt er fast einen Glasbehälter um, bei dessen Anblick ihm ein erstickter Schrei entrinnt.

„Eine … Eine Hand?!“

Mit einem Ausdruck puren Ekels zieht er seine Hand zurück und wischt sie an seiner Hose ab. Lilith rückt das Glas wieder zurecht und Lächelt.

„Eine Engelshand. Akeela schlug sie seinem Gegner ab ehe dieser Haku ermorden konnte. Das machte ihn zum Helden und brachte ihn gleichzeitig um.“

„War dies sein Schwert?“

Vorsichtig betastet Azrael die Klinge. Sie ist etwas besonderes. Er kann es spüren.

Sein Herz beginnt zu rasen, seine Hände sind schweißnass.

„Es ist voller Erinnerungen … Ein exzellentes Schwert …“

Beim Anblick seiner geweiteten Augen muss Lillith lächeln.

Sie nimmt es von den Halterungen und hält es Azrael hin.

„Ich weiß, dass du kämpfen willst. Auch, dass ich dich nicht davon abbringen kann. Ich möchte nicht, dass du stirbst wie damals Akeela. Dieses Schwert soll dich beschützen und dir ein Symbol sein für meine Hoffnung.

„Ich weiß nicht was ich sagen soll …“

Er nimmt es an und lässt seinen Instinkt die Führung übernehmen. Die Klinge wirbelt herum als Azrael es herumschwingt und jede erdenkliche Pose damit einnimmt.

Es wirbelt herum im Kampf mit einem unsichtbaren Gegner. Nach kurzer Zeit ist es nur mehr wie eine natürlich gewachsene Verlängerung seines Armes.

**Es ist perfekt …**

„Du brauchst nichts zu sagen. Es gehört dir.“

„Hat es … denn auch einen Namen?“

„Ragnarök.“

Ragnarök … Das ist gut. Ich werde es auf ewig in Ehren halten … Mom.“

Wieder schließt sie ihn in seine Arme. Azrael hört sie schluchzen und spürt das Beben ihrer Schultern. Erneut heben sich seine Arme wie von Geisterhand und erwidern die Umarmung fest. Er verdrückt sogar eine Träne.

„Ich bin stolz auf dich, mein Junge. Ich hoffe du kommst wieder.“

„Natürlich.“

Sie entzieht sich seiner Umarmung und berührt die Narbe auf seiner linken Wange.

„So etwas lasse ich nie wieder zu. Keine Narben mehr.

„Ja ... Gehen wir wieder nach draußen? Spatzieren?“

„Ja … Wie in alten Zeiten.“
 

Das Schwert an seine Brust gedrückt öffnet Azrael die Tür und lässt die Ruhestätte hinter sich. Ein stolzes Lächeln auf den Lippen.

**Endlich fühle ich mich wieder wie ein richtiger Sohn …**



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