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Beyblade Metal Masters

Rebirthing of Fighting Spirit
von

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Geburtstagsgeschenke und ein Hasi

Kapitel 9: Geburtstagsgeschenke und ein Hasi
 

Erschöpft ließ Kayla sich auf der Couch im Wohnzimmer nieder. Besorgt setzte Ashley sich neben sie.

„Ist wirklich alles in Ordnung?“ fragte sie.

„Ja, ich bin nur etwas kaputt und sauer darüber, dass ich nicht gewonnen hab“ erwiderte Kayla.

Die Blonde seufzte.

„Traust du dir den Kampf morgen zu?“

Kayla sah sie verdutzt an.

„Was soll die Frage? Natürlich werde ich morgen kämpfen“ sagte sie sofort.

Ashley sah ihre Teamchefin an.

„Nur so als Angebot… Rafael und ich würden morgen auch kämpfen, wenn du damit einverstanden wärst. Wir haben heute alle bemerkt, dass du noch nicht ganz auf der Höhe bist. Wir wissen, dass du morgen kämpfen könntest, aber wir machen uns eben Sorgen. Der Kampf gegen Kyoya hat uns klar gemacht, dass es dir immer noch nicht ganz gut geht“ erklärte sie.

Kaylas Augen weiteten sich. Sie wollte etwas sagen, um sich da herauszureden und klar zu stellen, dass das alles gar nicht stimmt, aber ihre Vernunft gab Ashleys Worten Recht.

Ergeben seufzte die Teamchefin und sah betrübt zu Boden.

„Wir machen dir keine Vorwürfe. Die anderen beiden und ich wissen, was du durchgemacht hast – wir waren immerhin dabei und haben dich auch die Zeit danach noch begleitet. Und du kannst wirklich stolz auf dich sein. Hikaru hat ja mit dem Beybladen aufgehört, weil sie ihre Niederlage damals nicht verkraftet hat“ sagte Ashley.

„Hikaru hat aufgehört?“ fragte Kayla verwirrt nach.

„Ja, Madoka hat es mir neulich erzählt. Hikaru meinte, dass sie zuviel Angst davor hätte, dass ihr so was noch mal passieren könnte. Ich glaube, dass es dir vielleicht genauso geht, aber du hast dich im Griff und kannst das unterdrücken. Trotzdem leidet Falcons Kraft darunter. Das Unentschieden heute war eine großartige Leistung, aber man hat gesehen, dass Falcon sich noch gegen deine Befehle sträubt. Deshalb wäre es vielleicht besser, wenn du morgen lieber Rafael und mich rausschicken würdest“ beharrte Ashley weiterhin.

Es tat ihr leid, ihrer besten Freundin das vorschlagen zu müssen, aber taktisch gesehen, war das die bessere Alternative.

Kayla nickte verstehend.

„Ja, das war heute wirklich nicht mein Tag. Und morgen ist die letzte Chance, das Finale zu gewinnen. Wir dürfen kein Risiko eingehen. Sag Rafael, dass ihr beiden morgen kämpfen werdet. Ich sag Jayden Bescheid“ sagte sie monoton und stand auf.

Sie wollte gerade losgehen, als Ashley sie am Arm festhielt.

„Kayla… es tut mir wirklich leid“ meinte die Blonde bedauernd.

Die Braunhaarige schluckte leicht, wandte sich dann Ashley und lächelte aber.

„Es ist schon okay. Ich verstehe die Bedenken und die der anderen beiden durchaus“ erwiderte Kayla verständnisvoll.

Ashley lächelte sie an.

„Danke!“

Kayla lief zur Treppe und wollte gerade nach oben gehen, als Ashley sie ein weiteres Mal aufhielt.

„Ähm… Kayla? Ich wollte nachher noch mal weg. Ist das in Ordnung für dich?“ fragte die Blonde.

„Na klar. Aber, bleib nicht zu lange. Du hast morgen einen harten Kampf vor dir“ sagte Kayla.

Ashley nickte.

„Geht klar!“

Die beiden Mädchen liefen nach oben und meldeten sich jeweils bei ihren Tag-Partnern und teilten ihnen die neuen Änderungen mit.

„Glaubst du, Kyoya haut mir wieder eine rein?“ fragte Rafael zweifelnd.

Ashley lachte.

„So ein Quatsch! Wir sind morgen in einer Beyarena und nicht im Boxring!“

„Man weiß ja nie“ erwiderte Rafael schulterzuckend.

„Ich würde mich morgen über ein ausgeglichenes Match eher, als über eine Prügelorgie freuen“ grinste die Blonde.

„Steht dann nicht die ganze Vierecksgeschichte an einer Arena?“ fragte Rafael unvermittelt.

Ashley überlegte einen Moment.

„Stimmt. Du und Nile, weil ihr beide irgendwie was von mir wollt, Kyoya, der den ganzen Stress irgendwie regeln muss und ich, die mit drin hängt und gar nichts dafür kann“ zählte sie schließlich auf.

„Na das kann ja heiter werden“ grummelte Rafael.

„Wird schon werden. Also dann, bis später. Ich geh noch mal kurz weg“ verabschiedete sich die Blonde.

„Okay. Bis dann“ sagte Rafael nur, denn er konnte sich denken, wo seine Tag-Partnerin jetzt hin wollte.

Nachdem sie auch Kayla Bescheid gesagt hatte, machte Ashley sich auf den Weg. Sie lief durch die belebten Straßen und ihre Beine führten sie fast automatisch zu dem Hotel, in dem Kyoya mit seinem Team zurzeit war.

Kurze Zeit später stand sie vor Kyoyas und Niles Zimmertür und klopfte ein paar Mal beherzt dagegen.

Es dauerte einen Moment, dann wurde die Tür geöffnet und Kyoya sah sie verblüfft an.

„Hi“ begrüßte er sie.

„Hey. Hast du Zeit?“ fragte Ashley nach.

Er nickte und öffnete die Tür ganz.

„Klar, komm rein“ sagte er und trat beiseite.

Ashley sah sich verwundert um.

„Wo ist Nile?“ fragte sie nach.

„Beim Training“ antwortete Kyoya.

Ashley blieb stehen und drehte sich breit grinsend zu ihm um.

„Warum bist du hier?“ fragte Kyoya verwundert.

„Ich wollte dir zum Geburtstag gratulieren“ grinste sie freudig.

Kyoya runzelte die Stirn.

„Du hast dran gedacht?“ fragte er verblüfft.

„Natürlich. So etwas vergesse ich doch nicht. Ich wusste, dass du heute hast, aber ich hatte noch keine Gelegenheit, dir zu gratulieren“ sagte sie lächelnd.

Kyoya lächelte.

„Nile hat auch dran gedacht. Seltsam, dass immer andere Leute für mich an meinen Geburtstag denken. Ich vergesse es nämlich meistens.“

„Wie kann man denn seinen eigenen Geburtstag vergessen? Mir passiert so was nie“ meinte sie verständnislos.

Kyoya zuckte die Schultern.

„Kommt vor“ meinte er und blieb vor ihr stehen.

Er legte seine linke Hand an ihre Hüfte und mit der rechten strich er ihr sanft eine verirrte Haarsträhne nach hinten. Dann beugte er sich vor und küsste sie.

Ashley lächelte in den Kuss hinein, schlang ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn enger zu sich.

Sanft, aber bestimmt, bettelte seine Zunge um Einlass, der ihm kurz darauf auch gewährt wurde. Es war jedes Mal ein sinnliches Spiel, was Ashley alles um sich herum vergessen ließ.

Der Luftmangel brachte beide dazu, sich wieder voneinander zu lösen.

Ashley sah ihn an.

„Wie lange ist Nile beim Training?“ fragte sie nach.

Kyoya beugte sich vor und küsste sie am Hals, arbeitete sich dann weiter nach oben und knabberte an ihrem Ohrläppchen. Seine Hände lagen beide an ihrer Hüfte und wanderten langsam unter ihr T-Shirt.

„Lang genug“ hauchte er ihr ins Ohr.

Ashley lächelte vielsagend.

„Worauf warten wir dann noch?“ wollte sie mit einem verschmitzen Grinsen wissen.

Kyoya lächelte, packte sie an den Oberschenkeln, sodass sie ihre Beine um seine Taille schlang und sich von ihm hochheben ließ.

„Das frag ich mich auch gerade“ schnurrte er zurück und legte Ashley sanft mit dem Rücken auf das Bett.
 

„Du willst wirklich morgen nicht antreten?“ fragte Jayden verwirrt.

„Von wollen kann nicht die Rede sein. Ich kann einfach im Moment nicht und du weißt, wieso“ erwiderte Kayla und hängte das Handtuch, mit dem sie sich eben die Haare abgetrocknet hatte, an einen Haken an der Badezimmertür.

„Wirklich schade. Ich hatte mich eigentlich auf den Kampf gefreut“ meinte er.

„Ja, ich auch. Aber, Ashley hat schon recht. Ich bin immer noch nicht ganz auf der Höhe. Beim Training merkt man davon nichts, aber sobald es an härtere Kämpfe geht, macht sich das wieder bemerkbar“ seufzte Kayla zurück und lief an ihm vorbei.

„Du warst noch nie gut darin, einfach loszulassen, oder?“ fragte Jayden mitfühlend.

Kayla blieb stehen und drehte sich halb zu ihm um.

„Nein. Und die Sache mit Dark Nebula sollte wohl als Beweis dafür genügen“ erwiderte sie monoton und verschwand in ihrem Zimmer.

Jayden seufzte schwer.

„Man, sie wirkt echt mitgenommen“ sagte Rafael plötzlich, der im Türrahmen zu seinem Zimmer lehnte und die Konversation zwischen den beiden eben verfolgt hatte.

Jayden zuckte vor Schreck heftig zusammen.

„Erschreck mich doch nicht so“ maulte er sofort.

„Entschuldige“ gab Rafael schief lächelnd zurück.

Besorgt sah er dann aber in die Richtung, in der seine Teamchefin gerade verschwunden war.

„Obwohl man bei dem Kampf heute eigentlich nicht meckern könnte, aber man merkt, dass sie noch etwas daneben ist“ meinte Jayden schließlich.

„Ja. Und genau das bereitet mir Sorgen“ seufzte Rafael.

„Glaubst du, dass sie wieder auf die Höhe kommt?“ fragte Jayden.

„Ich kann es dir nicht sagen, aber Kayla ist ein Kämpfertyp. Sie schafft das, aber es wird wohl noch eine zeitlang dauern“ erwiderte Rafael entschieden.

Jayden nickte verstehend.

Kayla ließ sich frustriert auf ihr Bett fallen. Es bockte sie unheimlich, dass sie Falcons wahre Stärke nicht mehr nutzen konnte, aber sie konnte es genauso wenig erzwingen. Genau das hatte sie beim Kampf gegen Kyoya versucht und wenn es geklappt hätte, dann wäre dieser Kampf ganz anders ausgegangen.

Sie vermisste dieses Gefühl des leichten Sieges unheimlich. Vor und bis zu einem gewissen Punkt bei Battle Blader, war das auch noch so gewesen.

Kayla schluckte, als dunkle Erinnerungen hochkamen.

Sofort sprang sie auf und lief einen Moment unruhig in ihrem Zimmer auf und ab. Mal wieder schaffte sie es, die aufkommenden Erinnerungen im Keim zu ersticken.

Verdrängen. Anders wusste sie nicht damit umzugehen. Es war eigentlich die völlig falsche Taktik, denn sie musste sich dem Problem stellen, um es zu bekämpfen. Kayla war noch nie vor einem etwas davon gelaufen. Warum fing sie jetzt auf einmal damit an? Sie konnte es sich nicht erklären.

Irgendwann würde der Punkt kommen, an dem sie von allem unvorbereitet überrollt wurde, aber Kayla hoffte, dass dieser Moment noch fern – sehr fern – war.

Wieder ließ sich die Braunhaarige auf ihr Bett fallen und schnaufte.

Sie drehte sich um und sah zu ihrem Bey, der neben ihr auf dem Nachttisch lag. Langsam setzte sie sich auf und nahm ihn vorsichtig in die Hand.

„Wie sehr hat uns dieser Kampf nur zerstört?“ hauchte sie leise und im nächsten Moment spürte sie heiße Tränen in ihren Augen brennen.

Kayla versuchte noch die Tränen herunterzuschlucken, aber es war schon zu spät und der erste kleine Wassertropfen benetzte ihren Bey. Sie schloss verkrampft die Augen, nahm Falcon in die geschlossene Faust und drückte sie auf ihre Brust – an der Stelle, an der ihr Herz saß.

Sie spürte es nur noch selten schlagen. Tsubasa konnte sie den Schmerz, den sie schon seit Jahren mit sich trug, für einen Moment vergessen lassen, aber selbst er konnte ihr diese Last nicht nehmen.

Sobald sie wieder alleine war, ging es wieder von vorne los. Auch wenn ihre Teamkameraden es nicht mitbekamen, es gab noch häufig Nächte, in denen Kayla sich in den Schlaf weinte.

Stumm und heimlich. Meistens völlig ungewollt. Die Tränen waren einfach da und es gab keine Möglichkeit mehr, sie zurückzuhalten.

Sie konnte Tsubasa gegenüber nicht die nötigen Gefühle zeigen. Er versuchte, ihr zu helfen, damit es funktionierte, aber Kayla hatte einfach Angst, dass die ganze Sache irgendwann kaputt gehen würde, wenn sie ihm nicht bald entgegenkam. Tsubasa war wirklich sehr geduldig mit ihr.

>Warum geht es denn nicht? Warum kann ich mich nicht einfach mal gehen lassen, wenn ich in seiner Nähe bin? Was blockiert mich?< fragte Kayla sich, obwohl die Antwort klar auf der Hand lag.

Sie kauerte sich zusammen, immer noch mit dem Bey in der Hand, der soviel mit ihr durchgestanden hatte.

Die Braunhaarige versuchte die heftigen Schluchzer, die sie schütteln wollten, zu unterdrücken, damit die andern es nicht hörten. Es sollte keiner wissen – es DURFTE einfach keiner wissen. Sie war seelisch einfach immer noch völlig hinüber und es konnte noch Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern, bis sie wieder ganz die Alte war.

Kayla wünschte sich einfach, dass es wieder so war wie vorher. Vor Battle Blader. Vor dieser katastrophalen Niederlage, die sie bis in ihre Träume verfolgt.

Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Langsam richtete sie sich auf und sah zu dem Spiegel in ihrem Zimmer, auf den sie zuging.

Ihr Spiegelbild sah furchtbar aus. Die geröteten Augen blickten ihr trübe entgegen. Kayla seufzte schwer.

„Das wird schon werden“ murmelte sie leise und lächelte zaghaft.

Wieder fiel ihr Blick auf Falcon, den sie noch in der Hand hielt. Sanft glänzte der Bey im abendlichen Sonnenlicht, welches durch das Zimmerfenster fiel.

>Wir müssen jetzt einfach durchhalten. Es geht bald wieder bergauf< dachte sie.
 

Genüsslich streckte Nile sich, als er auf dem Weg von der Trainingshalle in sein Zimmer war.

Das Training hatte gut getan. Kyoya war heute bewusst nicht mehr mitgekommen, da er sich nach seinem Kampf gegen Kayla ausruhen wollte.

>So, und jetzt unter die Dusche. Ich bin total verschwitzt< stellte Nile fest.

Er nahm die letzten zwei Stufen auf einmal und stand nun in dem langgezogenen Flur. Ohne zu Zögern ging er zu der Zimmertür, holte seinen Schlüssel hervor und steckte ihn ins Schloss. Es klackte vernehmlich, als er ihn umdrehte und die Tür aufschwang.

„Bin wieder-“ fing er an, doch unterbrach sich abrupt, als er auf Kyoyas Bett sah.

Ashley lag friedlich schlafend in den Armen seines Teamchefs, der selbst auch im Land der Träume war.

Nile lächelte bei dieser Szene. Es sah einfach zu niedlich aus, aber als er sich so umsah, konnte er sich gut denken, was hier gelaufen war. Leise ging er ein paar Schritte zurück und schloss langsam die Tür.

>Ich lass die beiden noch eine Weile alleine. Solange kann ich ja bei Benkei und Demure bleiben. Die werden nichts dagegen haben< dachte Nile sich.

Noch einmal lugte er kurz durch den sich langsam schließenden Türspalt auf das schlafende Pärchen und ließ dann leise die Tür ins Schloss fallen, bevor er sich auf den Weg zu seinen anderen beiden Teamkameraden machte.

Kurz nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, schlug Ashley die Augen auf. Sie hatte durchaus gehört, dass Nile eben hier gewesen war.

Langsam drehte sie sich um.

„Kyoya“ sagte sie leise.

Der Angesprochene murrte nur etwas Unverständliches und vergrub sein Gesicht tiefer im Kissen.

„Kyoya“ wiederholte Ashley.

„Was denn?“ kam es genuschelt zurück.

Die Blonde lachte kurz auf.

„Nile war gerade hier“ meinte sie schließlich.

„Ist doch egal“ kam es nur desinteressiert zurück.

Ashley musste grinsen.

Kyoya drehte sich von der Seite auf den Rücken und atmete tief durch. Ashley legte ihren Kopf und ihren linken Arm auf seine Brust und seufzte wohlig.

„Was glaubst du, wie lange wir uns jetzt nicht sehen?“ fragte sie.

„Ich weiß es nicht“ gab Kyoya ehrlich zu und legte einen Arm um sie. Den anderen verschränkte er hinter dem Kopf.

„Die Zeit ohne dich ist immer so unerträglich. Ich will nicht noch mal zwei oder drei Monate ohne dich verbringen. Das halte ich einfach nicht aus“ meinte Ashley und drückte sich enger an ihn.

Kyoya seufzte.

Auch für ihn würde die kommende Zeit nicht einfach werden. Die Sehnsucht nach seiner Freundin in der Zeit, die er in Afrika verbracht hatte, war teilweise so stark gewesen, dass es fast körperlich wehtat. Wenn er gekonnt hätte, wäre er nicht von ihr weg, aber es ging einfach nicht anders.

Und jetzt war wieder der Punkt da, an dem sie sich vermutlich wieder eine ganze Zeit lang nicht sehen würden. Ein furchtbarer Gedanke – für beide Seiten.

„Hast du Angst?“ fragte Ashley plötzlich unvermittelt.

Kyoya zögerte einen Moment, drehte sich dann auf die Seite und sah Ashley direkt in die Augen. Sanft streichelte er ihr die Haare nach hinten.

„Ich hab nur Angst davor, dass dir etwas passiert und ich nicht da bin, um dich zu beschützen“ gab er ehrlich zu.

Ashley sah ihn verblüfft an, lächelte dann aber.

„Ich kann doch auf mich aufpassen“ erwiderte sie sicher.

Kyoya lächelte zurück. Doch sein Lächeln ähnelte eher einem Grinsen.

„Ob ich das meinem kleinen Tollpatsch glauben kann?“

Ashley zog einen Schmollmund.

„So ein Dussel bin ich jetzt aber auch wieder nicht“ grummelte sie zurück.

„Wirklich nicht? Das hab ich aber ganz anders in Erinnerung“ neckte Kyoya sie.

Der Schmollmund wurde nur noch breiter und er musste lachen. Unwillkürlich lachte Ashley mit. Sie genoss jede Sekunde, die sie mit ihm verbrachte und trotzdem ging die Zeit jedes Mal zu schnell rum.

Nachdem sich die beiden wieder beruhigt hatten, kuschelten sie sich wieder aneinander.

„Man“ maulte Ashley plötzlich.

„Hm?“

„Ich müsste eigentlich langsam mal zurückgehen, aber ich will nicht“ grummelte sie.

Kyoya lachte leicht.

„Ich kann dich verstehen“ meinte er.

Ashley lächelte.

„Wenn ich morgen nicht kämpfen müsste, dann würde ich Kayla eine SMS schreiben und einfach über Nacht hier bleiben“ meinte sie.

„Du kämpfst morgen?“ fragte Kyoya verblüfft.

„Ich dachte, Kayla und Jayden werden Morgen antreten.“

„So war es eigentlich auch geplant. Aber, nach dem Kampf heute haben wir uns um entschieden und deshalb gehe ich morgen mit Rafael an den Start“ erklärte Ashley.

„Wieso lasst ihr nicht Kayla kämpfen?“ wollte Kyoya wissen.

„Sie kann nicht. Uns ist heute allen aufgefallen, dass sie immer noch nicht richtig kämpfen kann. Die Niederlage damals bei Battle Blader sitzt unheimlich tief. Sie kann Falcons wahre Stärke nicht richtig nutzen, sonst wäre der Kampf wahrscheinlich ganz anders ausgegangen“ erzählte sie und seufzte schwer.

„Hat das denn bei dir überhaupt nichts hinterlassen? Hikaru hat aufgehört und Kayla hat auch das Gefühl, dass mit Tsubasa irgendwas nicht stimmt.“

„Es kommt immer darauf an, wie man mit so einer Situation umgeht. Ich hab es einfach weggesteckt und mich weiter aufs Training konzentriert. Das Einzige, was mich wirklich an der Niederlage gestört hat ist, dass ich Ryuga nicht besiegen konnte“ erwiderte er.

„An die Zeit will ich gar nicht denken“ meinte sie, drehte sich auf den Rücken und zog sich Decke über den Kopf.

Kurz darauf schlug sie diese aber wieder nach vorne und schnaufte schwer.

Kyoya küsste sie auf die Wange und ließ seinen Kopf auf ihrer Schulter nieder.

„Ich auch nicht“ hauchte er zurück.

Sie lächelte und streichelte ihm sanft über die Wange.

Die Tatsache, dass sie wieder zu ihrem Team musste, schlich sich wieder in ihr Gedächtnis. Sie hob den Blick und sah auf die kleine Digitaluhr, die auf dem Tisch neben dem Bett stand.

Ein Schnaufen entwich der Blonden.

„Wie spät ist es?“ fragte Kyoya nach.

„Zu spät“ grummelte Ashley zurück und setzte sich auf.

Sie schwang sich widerwillig aus dem warmen Bett und sammelte ihre Klamotten ein, die quer auf dem Boden verstreut lagen. Wieder setzte sie sich auf das Bett und zog sich an.

Kyoya setzte sich auf und beobachtete Ashley einen Moment.

Dann stand auch er auf, sammelte ebenfalls seine Klamotten ein und verschwand im Bad.

Ashley schmollte.

>Warum muss immer alles so kurz sein? Ich kann doch nicht schon wieder eine gefühlte halbe Ewigkeit ohne ihn auskommen. Da werde ich ja verrückt< dachte sie frustriert und stand auf, damit sie ihre Hose anziehen konnte.

Kurz darauf zog sie sich ihr T-Shirt über den Kopf und setzte sich wieder, damit sie in Ruhe ihre Socken auseinanderziehen und anziehen konnte.

Sie war gerade dabei ihre Turnschuhe zu schnüren, als Kyoya aus dem Bad kam.

Er setzte sich neben sie auf das Bett und sah sie einen Moment lang gedankenverloren an. Ashley richtete sich langsam wieder auf.

„Wie soll ich das bloß aushalten?“ fragte sie murmelnd.

Kyoya seufzte.

„Du hältst das aus. Es ist ja nicht für immer“ meinte er aufmunternd.

„Ja, aber für eine ganze Zeit“ erwiderte sie maulend und stand auf.

„Mir passt das auch nicht in den Kram, aber wegen den Turnieren geht es ja nicht anders. Irgendwie kriegen wir die Zeit schon rum“ sagte er.

Ashley seufzte schwer.

„Du hast recht. Morgen sehen wir uns ja noch mal, aber wir fliegen zwei Tage später nach Russland weiter. Das nächste Turnier wartet dort auf uns“ erklärte sie.

„Für uns geht es weiter nach Spanien. Aber direkt morgen nach dem Turnier.“

„Na super“ grummelte Ashley.

„Dann sehen wir uns morgen ja nur noch beim Endkampf.“

Beleidigt verschränkte sie den Arme und zog ihren Schmollmund.

Kyoya stand auf, nahm sie in den Arm und drückte ihr einen kleinen Kuss in die Haare, die so schön nach Vanille rochen.

„Besser als gar nicht, oder?“ fragte er.

„Stimmt“ meinte sie schließlich.

Einen Moment herrschte Schweigen.

„Tut mir Leid, aber ich muss los“ sagte Ashley dann entschuldigend.

Kyoya nickte verstehend.

„Okay. Wir sehen uns morgen.“

Ashley küsste ihn noch einmal, dann verließ sie das Zimmer. Kurz blieb sie noch vor der Zimmertür stehen und ließ etwas betrübt den Blick sinken.

>Das sind ja tolle Aussichten< dachte sie nur und drehte sich um.

Sie wollte gerade loslaufen, als sie erschrocken im Schritt innehielt, da sie fast in jemanden hineingelaufen wäre, der um die Ecke geschossen kam.

„Oh, hallo Ashley“ begrüßte Nile sie überrascht.

„Hi. Sorry, ich hätte dich ja fast umgelaufen“ meinte sie verlegen und kratzte sich am Hinterkopf.

„Ist ja nichts passiert“ winkte Nile gelassen ab.

„Hast du Kyoya zum Geburtstag gratuliert?“

Ashley nickte.

„Ja, deswegen war ich auch da“ antwortete sie.

Nile grinste.

„Vielleicht nicht nur deswegen.“

Ashley wurde rot.

„Stimmt, du warst ja vorhin mal kurz im Zimmer. Ich hab dich gehört.“

„Er hängt wirklich an dir. Du hättest ihn mal erleben sollen, als ihr den Krach wegen Rafael hattet. Kyoya war ja völlig daneben“ erzählte er.

„Nicht nur er. Mir ging es ja auch nicht sehr viel besser“ gab Ashley ehrlich zu.

Nile sah etwas verlegen zur Seite.

„Ich hab ja auch nicht zur Besserung der Situation beigetragen“ meinte er.

Ashley lachte.

„Das mit Rafael war zu dem Zeitpunkt schon längst geklärt“ sagte sie abwinkend.

„Gut. Weil, so angefressen, wie Kyoya danach war, dachte ich, es wäre nur noch schlimmer geworden“ gab er zurück.

„Nein, keine Sorge“ winkte Ashley ab.

„Wir sehen uns morgen übrigens noch mal in der Arena.“

Verwundert sahen ihr die grünen Augen entgegen.

„Ich dachte, Kayla und Jayden kämpfen.“

„So war es ursprünglich auch gewesen, aber wir mussten kurzfristig umdeponieren“ erklärte sie.

„Okay. Wenn das so ist, dann freu ich mich auf den Kampf“ meinte er grinsend.

„Super. Ich mich auch“ lächelte Ashley zurück.

„Tut mir leid, aber ich muss jetzt gehen. Wir sehen uns.“

„Ja, bis morgen“ verabschiedete Nile sich.

Ashley verschwand kurze Zeit später an der Treppe und machte sich auf den Rückweg.

Nile packte den Zimmerschlüssel, der sich in seiner Hosentasche befand und schloss damit die Tür auf. Die Balkontür stand offen und frische, aber kühle Nachtluft strömte in den Raum. Nile legte seine Sachen auf den kleinen Tisch neben seinem Bett und schritt dann durch das Zimmer auf den Balkon zu und sah Kyoya am Geländer stehen.

„Hey“ begrüßte der Ägypter ihn lächelnd.

„Hi“ erwiderte Kyoya nur.

„Ich hab grad mit Ashley geredet“ sagte Nile ohne Umschweife.

„Und?“ fragte Kyoya nach.

Es war eine neutrale Frage. Kein lauernder oder drohender Unterton lag in seiner Stimme.

Nile legte seine Arme auf das Geländer und sah zu seinem besten Freund.

„Kayla und Jayden werden morgen nicht antreten?“ wollte Nile wissen.

„Nein. Ashley sagt, sie mussten umwerfen, weil Kayla sich nicht im Stande dazu fühlt anzutreten“ erklärte der Teamchef.

„Das sah heute irgendwie noch ganz anders aus. Immerhin hat Kayla dir ein ernsthaftes Unentschieden abgerungen. Es ist das erste Mal, dass ich sie habe kämpfen sehen und ich war beeindruckt“ gab Nile ehrlich zu.

„Das war heute einer ihrer schlechteren Kämpfe. Kayla kann eigentlich viel mehr“ widersprach Kyoya.

Nile sah ihn ungläubig an.

„Das ist nicht dein Ernst!“

„Doch. Ich hab schon einmal gegen Kayla verloren.“

„Benkei hat es erzählt. Ich kann verstehen, warum du sie als ebenbürtige Gegnerin ansiehst und es ist schade, dass ich nicht auch mal die Möglichkeit bekomme, gegen sie zu kämpfen“ meinte Nile und seufzte leicht.

Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den beiden. Sie sahen beide hinunter auf die Stadt, die noch recht belebt war. Die Nacht war kühl, aber dadurch, dass es windstill war, war es eigentlich sehr angenehm.

Nile atmete tief durch.

„Wie lange siehst du Ashley jetzt nicht?“ fragte er unvermittelt.

Kyoya seufzte leicht, sah kurz zum Vollmond, der aber noch von einer recht großen Wolke verdeckt wurde, dann wieder zu Nile. Er verschränkte die Arme auf dem Geländer und schluckte leicht.

„Länger, als mir lieb ist“ gab er ehrlich zu.

„Ich weiß ja, dass du kein Softie bist und wegen Liebeskummer gleich in Tränen ausbrichst, aber das wird dir auch ziemlich an die Nieren gehen“ schlussfolgerte Nile.

„So lange sich das nicht auf meiner Kampftaktik niederschlägt, kann außerhalb der Arena sein, was will“ sagte Kyoya.

Nile lächelte.

„Stimmt.“

Die dicke Wolke, die eben noch vor dem Vollmond hing, zog vorüber und gab diesen preis. Das weißliche Licht legte sich wie ein sanfter Schleier über die Stadt.

Kyoya streckte sich.

„Ich hau mich aufs Ohr. Wie sieht’s mit dir aus?“ fragte er nach.

Nile überlegte einen Moment, nickte dann aber, als er merkte, wie kaputt er von diesem langen Tag war.

„Ich geh auch.“
 

Ein wenig abgehetzt stand Ashley nun vor der WG und drehte den Haustürschlüssel im Schloss herum.

Jayden kam ihr sofort entgegen. Er war schon im Schlafanzug.

Ein dunkelblauer Pyjama mit weißen Häschen drauf. Sehr originell. Wohlgemerkt, Jayden ist bereits 16.

Ashley musterte ihn erstmal verdattert, als er in diesem Aufzug vor ihr auftrat. Der Blauhaarige merkte einen Moment später selbst was Sache war und während er knallrot anlief, musste Ashley sich bemühen nicht gleich im Lachkrampf auszubrechen.

„Wie siehst du denn aus?!“ fragte sie quietschend.

Jayden wusste gar nicht, was er sagen sollte. Das war ihm einfach nur peinlich.

Ashley hielt sich die Hand vor den Mund und versuchte sich zwanghaft wieder zu beruhigen, um die anderen beiden nicht wieder zu wecken.

„Okay, wir wissen, dass es lustig ist. Könntest du dich also wieder einkriegen?“ fragte er beleidigt.

Ashley atmete tief durch.

„Entschuldige“ gab sie immer noch leicht lachend von sich.

Jayden sah mit einer Mischung aus „Ich-will-hier-im-Boden-versinken“ und „Ich-weiß-gar-nicht-was-die-hat“ zur Seite.

„Ashley?“ fragte er beschämt.

„Ja, Hasi?“ stellte sie lachend die Gegenfrage.

Jayden verdrehte genervt die Augen.

„Behalt’s bitte für dich, okay?“ bat der Blauhaarige sie.

Ashley nickte nur lachend. Mittlerweile hatte sie schon Tränen in die Augen, weil sie das Lachen so krampfhaft unterdrücken musste.

„Ja, ist in Ordnung. Kein Wort kommt darüber über meine Lippen.“

„Danke“ seufzte Jayden nur.

„Hat Kayla was gesagt, wann es morgen losgeht?“ wollte Ashley noch wissen und wischte sich die letzten Lachtränen weg.

„Um 11:00 Uhr geht das Turnier los, also denke ich mal, dass du gegen 9:00 Uhr aufstehen solltest. Kayla hat nichts weiter gesagt. Sie hat vorhin nur noch geduscht und ist dann in ihrem Zimmer verschwunden. Nach Rafaels Auffassung, wirkt sie ziemlich mitgenommen“ erklärte er.

Ashley nickte verstehend.

„Okay, dann geh ich jetzt gleich schlafen“ beschloss sie und ging ohne Umschweife die Treppe hoch.

Jayden folgte ihr und machte sich auf den Weg in sein Zimmer.

„Gute Nacht“ sagte er noch schnell.

„Nacht, Hasi“ erwiderte sie kichernd.

„Ashley…“ grummelte er.

„Tut mir leid. Ich weiß!“ lachte sie gezwungen ruhig zurück und verschwand in ihrem Zimmer.

Immer noch gelegentlich lachend, zog sie sich um und setzte sich dann auf ihr Bett, um ihren Wecker auf ihrem Handy einzustellen.

„Man, davon hätte ich ein Foto machen sollen“ sagte sie leise zu sich selbst und legte das Handy auf den Nachttisch.

Dolphin wurde daneben gelegt, dann ließ Ashley sich in ihr weiches Kissen fallen.

Sie schloss die Augen und schlief dann auch relativ schnell ein.



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