Zum Inhalt der Seite

Exitium

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel IV

~ Kapitel IV ~
 

Es war bereits tiefste Nacht, als Haseo zur Gilde zurückkehrte. Für gewöhnlich begann für ihn mit der Dunkelheit der Tag, doch heute war er einfach nur müde. Doch zu vieles ging ihm durch den Kopf, als dass er auch nur Schlaf hätte denken können.

Bei den Assassinen herrschte noch reges Treiben und seine Rückkehr schien schon mit Ungeduld erwartet worden zu sein. Kaum hatte Haseo das Hauptquartier betreten, schallte ihm eine vertraute Stimme entgegen.

“Haseo!”, rief Rika freudig und eilte schnellen Schrittes auf ihn zu. Während seiner Abwesenheit fiel es ihr immer schwer konzentriert zu bleiben, doch jetzt fiel ihr ein riesiger Stein vom Herzen.

“Keiner dachte, dass es so lange dauern würde.”, ihre Stimme wurde leiser, “Ich habe mir Sorgen gemacht…” Ein trauriges Lächeln spiegelte sich auf Rikas Gesicht wider. Haseo wusste nicht, was er ihr sagen sollte. Er konnte ihr unmöglich beichten, dass er sich von einem Lord Knight, einem Feind, um den Finger hat wickeln lassen.

>Zey…<

Schon wieder drohten seine Gedanken in hoffnungslose Träumereien abzudriften, doch er musste sich beherrschen. Es war vorbei. Für immer. Sie würden sich nie wiedersehen. Die Wahrheit schmerzte doch Haseo musste stark bleiben, seine Arbeit hatte bereits zu sehr unter seiner Schwäche gelitten.

“Haseo… ist in Prontera etwas vorgefallen?”

Haseo erschrak. Er hasste es, dass Rika über die unbarmherzige Gabe zu verfügen schien, direkt in seine Gedanken sehen zu können. Er konnte nicht anders, als den Blick abzuwenden. Haseo wusste nicht was schwerer wog, die Schande seine Mission nicht erfüllt zu haben, oder die Scham über sein verantwortungsloses Verhalten. Zumindest letzteres sollte niemals auch nur ein einziger Mensch erfahren, nur für seinen Misserfolg würde er die Konsequenzen tragen müssen.

Erwartungsvoll und neugierig beäugten ihn die vorbeiziehenden Assassinen. Haseo versuchte nüchtern zu klingen, als er das unvermeidliche aussprach:” Es verlief suboptimal…” Für einen Moment herrschte Totenstille und alle Umstehenden schienen erstarrt zu sein.

“Morgen werde ich dem Meister ausführlich Bericht erstatten.” Haseo wusste, dass er alle enttäuscht hatte, doch es war ihm egal. Er konnte nichts mehr ungeschehen machen oder ändern. Sollten die anderen doch denken was sie wollten. Haseos Gedanken waren viel zu konfus und sein Körper viel zu erschöpft, als dass er sich jetzt damit hätte auseinander setzen können. Wortlos nahm er seine Schritte wieder auf und ließ die Gaffer zurück.

“Haseo, warte!”, rief ihm Rika noch nach, doch Haseo bedeutete ihr mit einem Wink kein weiteres Wort zu verlieren. Er wollte nur noch ins Bett.
 

Kaum in seinem Zimmer angekommen entledigte sich Haseo der Priesterrobe und warf sie achtlos zu Boden. Eine große Last schien von seinen Schultern zu fallen und er hatte das Gefühl endlich wieder frei durchatmen zu können. Dies war sein erster Schritt zurück in ein für ihn normales Leben. Schnell war auch der Rest der erdrückenden Verkleidung abgelegt und Haseo fühlte sich schon wieder ein wenig besser.

Lediglich mit Unterhose bekleidet warf er sich auf das schmale Bett und vergrub das Gesicht im Kissen. Die Nächte in der Wüste wurden unerwartet kalt doch der kühle Wind, der durchs Fenster fiel, fühlte sich unbeschreiblich gut auf seiner Haut an. Doch Haseos Gedanken wollten einfach keine Ruhe finden. Seufzend drehte er sich um und starrte gedankenverloren die schwarze Decke an, als ein stechender Schmerz seinen Rücken durchzuckte. Haseo krümmte sich unter den unerwarteten Schmerzen doch sie ließen schon bald nach. Diese alte Wunde bereitete ihm nur noch selten Probleme doch jetzt pochte die Narbe, die sich quer über seinen Rücken erstreckte, unangenehm. Ein Sturm schien aufzukommen. Ironisch, wie Haseo fand. Schon damals, vor acht Jahren, bedeutete diese Verletzung für ihn das größte Unheil. Sie kostete ihn die Erinnerungen und beinahe das Leben. Er weiß nicht mehr, wie es passierte, doch von einer Minute zur anderen hatte sich sein ganzes Leben verändert und diese Narbe würde als ewiges Mahnmal auf seinem Rücken prangen.

>Ich weiß, dass du diesen schrecklichen Vorfall bestimmt verdrängen willst doch… bitte erinnere dich an mich… an uns!<

Plötzlich hallten Zeys Worte in Haseos Kopf wider.

“Ich will mich ja erinnern…”, flüsterte Haseo mit kraftloser Stimme. Er konnte nicht länger leugnen, dass er Zey Glauben schenkte und die brennende Sehnsucht ihn wiederzusehen flammte erneut in ihm auf.

“Zey…”

Inmitten der Dunkelheit konnte er ihn plötzlich so klar vor sich sehen, dass er zum Greifen nah schien. Verlangend streckte Haseo dem Trugbild beide Hände entgegen, hoffend, nur noch ein einziges Mal seine Wärme spüren zu können doch es blieb nichts außer der grausamen Leere, die seit jeher sein Herz beherrschte. Er war schon so lange allein doch in diesem Moment fühlte er sich zum ersten Mal einsam und er wusste, dass dies eine lange, durchwachte Nacht werden würde.
 

Es war noch früher Morgen doch Zey war schon lange auf den Beinen. An Schlaf war letzte Nacht nicht zu denken gewesen und so gab es nichts, was ihn im Bett gehalten hätte. Der Entschluss, den er gestern gefasst hatte, gewährte keinen Schlaf. Er würde Haseo finden und nie wieder gehen lassen - koste es was es wolle! Er würde ihn kein zweites Mal verlieren. Auch wenn seine Gedanken rastlos rasten, musste Zey einen kühlen Kopf bewahren. Sein Verlangen nach Haseo war unbändig, doch sein Vorhaben war mehr als nur riskant. Er würde sich tief in Feindesgebiet begeben müssen doch um Haseo zu finden, war ihm kein Preis zu hoch. Allein der Gedanke ihn wieder in die Arme schließen zu können, ließ alle Zweifel und Ängste schwinden. All die alten Erinnerungen drängten wieder an die Oberfläche. Ihre erste Begegnung, die ersten schüchternen Blicke und Annäherungsversuche - der erste Kuss. Die Unbeschwertheit, die sie damals genossen, würde nie wiederkehren, doch Zey war sich sicher, dass am Ende des steinigen Weges, der vor ihnen lag, das Glück auf sie wartete. Sie würden die vergangene Zeit nicht wiederbringen können doch vielleicht hielt die Zukunft noch größeres für sie bereit.

Noch frohen Mutes legte Zey seine Rüstung an doch eben das verursachte ein ungutes Gefühl in ihm. Er wusste nicht, ob seine Profession die Assassinen, denen er wohlmöglich begegnete, abschrecken oder viel mehr zum Angriff reizen würde. Sollte er sich bewaffnen? Oder könnte dies als Provokation gedeutet werden? Schließlich entschloss sich Zey dagegen. Die Assassinen waren klug genug, sich nicht in unnötige Kämpfe verwickeln zu lassen. Und so lange Zey sich nicht verdächtig verhielt, wurde er unbewaffnet wohl kaum als Bedrohung eingestuft. Dennoch war das Risiko groß, doch er war fest entschlossen, es einzugehen.

Schnellen Schrittes eilte Zey zur Tür. Er wollte keine Zeit verlieren und je länger er hier verweilte, desto eher kehrte die Vernunft zu ihm zurück. Zey wollte gerade die Tür öffnen, als an eben diese geklopft wurde.

Besuch? Wieso ausgerechnet jetzt?

Zey verharrte auf der Stelle in der Hoffnung der Störenfried würde einfach aufgeben und abziehen. Doch es klopfte erneut.

>Ich bin nicht da, geh doch endlich!<, dachte Zey entnervt. Doch der Besucher ließ nicht locker.

“Zey, mach die verdammte Tür auf!” Diese tiefe durchdringende Stimme konnte nur einem gehören. Sofort riss Zey die Tür auf und starrte in Ryes tiefblaue Augen.

“Da bist du ja!”, raunte Rye, doch Zey war zu perplex um etwas zu erwidern. Was wollte Rye hier? Es war ja nicht das erste Mal, dass er ohne Ankündigung vor seiner Tür stand, doch in diesem Moment war es mehr als unpassend.

“Willst du mich nicht rein bitten?”, fragte Rye ungeduldig. Zey nickte nur und gab den Weg frei. Erst als er die Tür hinter sich schloss fand er wieder zu seinen Worten zurück.

“Was verschafft mir denn die Ehre?” Zey versuchte betont ruhig und gelassen zu klingen, doch Ryes Blick verriet, dass es nicht sonderlich gut zu funktionieren schien.

“Ich wollte dich warnen!”, sagte Rye ernst, während er auf Zeys Bett platz nahm, “Und wie’s aussieht bin ich gerade noch rechtzeitig gekommen.” Zey war verwirrt.

“Warnen? Wovor denn?” Zey war unwohl, obwohl es völlig unmöglich war, dass Rye irgendetwas über Haseos wahre Identität wusste. Doch er hatte ihn so eindringlich gemustert, dass es nicht auszuschließen war.

“Dieser High Priest von gestern…”, und mit einem Mal schienen Zeys schlimmste Befürchtungen wahr zu werden, “Mit ihm stimmte irgendwas nicht!” Hastig brachte Zey ein künstliches Lachen hervor. Er durfte Haseo nicht auffliegen lassen.

“Das… das hast du dir bestimmt nur eingebildet.”, versuchte Zey abzulenken doch Ryes Blick wurde ernster.

“Du kannst ihm nicht trauen!” Diese Worte trafen Zey schwer. Einerseits, weil er nie an Haseos Aufrichtigkeit zweifeln würde und andererseits, weil sie dennoch wahr sein könnten. Ihr Wiedersehen nach so vielen Jahren baute auf einer Lüge auf. Zey wollte diese Gedanken nicht zulassen. Haseo mochte Assassine sein doch Zey wusste, dass er kein schlechter Mensch war. Was wusste Rye schon? Er kannte Haseo nicht. Er hatte doch keine Ahnung, was er da von sich gab.

“Zey, bitte, was auch immer du vorhast - lass es sein!” Ryes Stimme wurde zunehmend eindringlicher, doch Zey würdigte ihn keines Blickes. Es war ihm egal was Rye sagte, er würde Haseo suchen und finden.

“Zey… sieh mich an!” Doch er konnte nicht. Er wollte nicht. Zey hätte die vorwurfsvollen Blicke nicht ertragen. Rye wusste das auch und schien nur einen Ausweg zu sehen. Aus heiterem Himmel ergriff er plötzlich Zeys Arm und zog ihn zu sich heran, sodass er kaum eine andere Wahl hatte, als ihn endlich anzusehen. Eine Frage brannte wie Feuer in Rye. Er musste es einfach wissen, weshalb Zey den Fremden so in Schutz nahm.

“Zey, wie nah hast du ihn schon an dich heran gelassen?” Auch wenn es Rye vor der Antwort graute, konnte er sich nicht zurück halten. Er wusste, dass es wahrscheinlich seine Schuld war, dass Zey in den letzten Jahren wenig Wert auf die Wahl seiner Partner legte, doch Rye konnte nicht einfach tatenlos zusehen, wie er sich so leichtfertig in Gefahr begab. Und dieser Priester war auf jeden Fall gefährlich.

“Selbst wenn du mit ihm geschlafen hast, ist es noch nicht zu spät, das alles zu beenden!”

Das war zu viel! Plötzlich sah Zey nur noch rot und Wut machte sich in ihm breit. Ja, sein Lebensstil war von Zeit zu Zeit ziemlich freigiebig, doch war das alles, was Rye noch in ihm sah? Doch auch Haseo degradierte er damit gleichzeitig auf diese Stufe. Zey wusste nicht, was ihn davon mehr verletzte. Er wollte sich von Rye losreißen doch dieser hielt seinen Arm umklammert wie ein Schraubstock.

“Lass mich los…”, sagte Zey leise doch seine Stimme bebte hörbar vor Wut.

“Ich kann nicht zulassen, dass du solch einen Fehler begehst! Und außerdem, wenn du nichts zu verbergen hast, dann sag es mir!”

“Was geht dich das an!”, brach es laut aus Zey heraus. Er fixierte Rye mit loderndem Blick. “Das alles kann dir doch völlig egal sein!”, schrie Zey ihn an und gleichzeitig machte sich solch eine Trauer auf seinem Gesicht breit, dass es Rye schmerzte. “So wie es dir damals egal war… Wo war dein Mitgefühl, als du mich eiskalt ohne ein Wort zu sagen verlassen hast?!” Wieso musste Zey die alten Wunden wieder aufreißen? Rye stand die Bestürzung ins Gesicht geschrieben doch er versuchte die Fassung zu bewahren.

“Du hättest es nicht verstanden, selbst wenn ich es dir erklärt hätte…”, versuchte Rye noch zu erklären doch Zey wollte es nicht hören.

“Für dich war ich doch immer nur ein dummer Junge! Und als ich dir mit Leib und Seele verfallen war, hast du mich fallen gelassen!”

“Das ist nicht wahr!”, auch Rye konnte jetzt nicht mehr an sich halten, “Du warst alles für mich… Ich hätte dich nie gehen lassen, wenn ich nur eine Wahl gehabt hätte!” Zey verstand nicht, was Rye da von sich gab. Von wegen keine Wahl - wer hätte ihn schon zu so etwas zwingen können?

“Du bist wochenlang verschwunden gewesen und als du plötzlich aus heiterem Himmel wieder vor meiner Tür standest hast du mich keines Blickes gewürdigt! Du warst völlig verändert! Sag mir, wenn das nicht dein eigener Wille war, wessen dann?” Rye wandte den Blick ab. Er konnte Zey die Wahrheit nicht sagen, zu unvorhersehbar waren die Folgen.

“Es spielt keine Rolle mehr… “ Er wusste nicht, was er Zey sonst sagen konnte. Rye hatte gehofft, das ganze Unglück irgendwann vergessen zu können, doch selbst nach fünf Jahren reichten die Wunden noch zu tief. Große Gefühle ziehen meist noch größere Schmerzen nach sich, das mussten sie beide lernen. Rye wusste, dass nichts sein Handeln wieder gut machen konnte, doch Zey hatte es verdient, dass er aufrichtig zu ihm war.

“Zey, ich wollte dich nie verletzen. Weder damals noch heute!” Rye lockerte seinen Griff um Zeys Arm und ergriff stattdessen seine Hand. “Auch wenn du mir nicht mehr glauben oder vertrauen kannst, bist du noch immer der wichtigste Mensch in meinem Leben.” Zögernd und scheu sah Zey Rye an. Er war sich nicht sicher, was er davon halten sollte.

“Wieso… sagst du mir das jetzt?” Zey war sich selbst nicht im Klaren darüber, welche Antwort er sich erhoffte, doch er musste es wissen. Sekunden verstrichen wie Stunden, bevor Rye sich zu einer Antwort durchringen konnte. Seine Stimme klang aufgewühlt.

“Weil…”, er hielt einen Moment inne und suchte Zeys Blick, “Weil ich dich noch immer l…” Rye unterbrach seinen Satz. Zey würde seine Gefühle nicht erwidern, selbst wenn er ihm dieses Geständnis machte. Außer einer Abfuhr und Mitleid würde Rye nichts ernten und er entschied sich, dass es besser sei, es nicht auszusprechen. Er würde den Schmerz weiterhin alleine tragen und tief in seinem Herzen begraben. Zey stutzte.

“ ’Noch immer’ was?” Mit dieser halbvollendeten Antwort würde er sich nicht zufrieden geben. Währenddessen suchte Rye verzweifelt nach einer Alternative.

“Noch immer l… lästigerweise beschützen will…” Kaum ausgesprochen wünschte Rye auch schon, er könne es wieder rückgängig machen. Zwar war die Aussage im Grunde nicht falsch, doch für diese Formulierung hätte er sich am liebsten selbst geohrfeigt. Auch Zey war sichtlich verdutzt über diese Antwort. Er war sich sicher, dass dies nicht das war, was Rye eigentlich sagen wollte - zumindest hoffte er es. Doch was blieb ihm anderes übrig, als es hinzunehmen? Rye würde es nicht revidieren.

“Ich weiß nicht, ob ich mich darüber ärgern oder freuen soll.”, sagte Zey mit unsicherer Stimme. Auch Rye wusste es nicht, aber er war froh, dass Zey es nicht hinterfragte.

“Ich sollte besser gehen.” Rye ließ Zeys Hand los und drängte sich an ihm vorbei ohne ihn noch mal anzusehen.

“Rye, warte!” Diesmal war es Zey der Rye nicht gehen ließ. Er hielt seinen Arm. Nicht fest, aber bestimmt. “Egal was passiert”, Zey holte tief Luft, “wir bleiben Freunde, richtig?” Rye war gerührt von so viel kindlicher Naivität. Mit einem sanften Lächeln fuhr er Zey durchs Haar. In Momenten wie diesen hatte Rye das Gefühl Zey noch mehr zu lieben als zuvor und es schmerzte ihn. Ein bittersüßer Dolch mitten durch sein Herz.

“Wir bleiben Freunde, auch wenn ganz Midgard zu Grunde gehen sollte.” Zey lächelte glücklich bei diesen Worten.

“Versprochen?”, fragte er dennoch nach Bestätigung suchend.

“Versprochen!”, erwiderte Rye sofort. Er würde Zey nie falschen Hoffnungen machen. Rye war ein schwieriger, aber zutiefst aufrichtiger Mensch. Und das wusste auch Zey. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen ließ er von Rye ab.

“Ich melde mich bald wieder bei dir, ok?” Rye bedeutete ihm mit einem Wink, dass er zustimmte und verließ die Wohnung. Für einen Moment hielt er inne und überlegte, ob er Zey hier abfangen sollte, wenn er heraus gestürmt kam. Doch Rye war sich sicher, dass auch eine weitere Auseinandersetzung Zey nicht umstimmen konnte.

>Pass auf dich auf… bitte<
 

Zey beobachtete durchs Fenster wie Rye sich entfernte. Einen Augenblick lang hatte er geglaubt er würde ihm bestimmt hinter der Tür auflauern, um ihn erneut von seinem Vorhaben abzubringen, doch da schien er sich geirrt zu haben. Beschämt über sein eigenes Misstrauen senkte Zey den Blick. Insgeheim war er wahnsinnig froh jemanden zu haben, der sich so um ihn sorgte. So fühlte es sich fast schon hinterhältig an, Ryes Vertrauen bei Seite zu schieben und wider aller Warnungen nach Haseo zu suchen. Zey wusste, dass es Irrsinn war, doch er konnte nicht von ihm ablassen. Man sagt, die erste Liebe sei zum Scheitern verurteilt - Zey wollte das Gegenteil beweisen. Es war viel Zeit vergangen. Damals waren sie beide fast noch Kinder doch heute waren sie gestandene Männer. Es würde funktionieren. Zey wollte, dass es funktioniert. Er glaubte fest an Haseo, an sie beide.

Er warf erneute einen Blick aus dem Fenster, um sich zu versichern, doch Rye war nicht mehr zu erspähen. Er müsste inzwischen weit genug entfernt sein, um Zeys Spur nicht verfolgen zu können. Diese ganze Heimlichtuerei ließ sein Vorhaben verboten erscheinen und wahrscheinlich war es das auch, doch gerade das verursachte bei Zey ein aufgeregtes Kribbeln im Bauch.

Beschwingt machte er sich auf den Weg. Zielstrebig steuerte Zey durch die belebten Straßen Pronteras, direkt auf eine nette Kafra- Angestellte zu.

“Guten Morgen!”, grüßte sie ihn freundlich, “Wie kann ich Ihnen behilflich sein?” Zey grüßte zurück und verlangte einen Warp nach Morroc. Gegen ein kleines Entgelt kam die Kafra seiner Bitte gerne nach und öffnete das Portal. Zey zögerte einige Sekunden. Ein letzter Anflug von Zweifeln doch schließlich trat er mit wild schlagendem Herzen in die surrende Lichtsäule.
 

Zey hatte die Augen geschlossen. Als er sie wieder öffnete fand er sich in einer völlig veränderten Umgebung wieder. Die Gegend war karg und trostlos mit einigen wenigen schlichten Behausungen. Die Luft roch nach Sand und Verderben. Vereinzelt boten dubiose Händler ihre ebenso dubiosen Waren feil und die orange-rote Sonne brannte erbarmungslos am Himmel. Wie lange war es her, dass Zey zuletzt einen Fuß in diese gottverdammte Einöde gesetzt hatte? Vier Jahre, er war sich sicher. Wie hätte er es auch vergessenen können? Er hatte Morroc seit jenem Tag gemieden. Doch jetzt legte ihm seine Vergangenheit mit grausamer Unbarmherzigkeit blutgetränkte Ketten an. Wie man es auch drehte und wendete, Morroc war in Zeys Augen der furchtbarste Ort auf der ganzen Welt. All seine Verfehlungen und verdrängten Erinnerungen schienen hier zusammen zu laufen. Hier im Schoß der Mörder und Diebe gebar und mit trauriger Gewissheit musste sich Zey eingestehen, dass auch er hierher gehörte. Egal, wie vehement er es auch zu leugnen versuchte, seine Wurzeln würden ihn einholen - immer wieder.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Nesthzeru
2011-09-27T19:05:20+00:00 27.09.2011 21:05
amg D'AWWWWWWWWWWWWWWWW QAQ <333
Das war niedlich... und ergreifend QAQ während der Szene mit Rye und Zey hat mir mein Winamp "Life after you" von Chris Daughtry gespielt... mein Gott, das hat gepasst. Ich hab richtig dieses zusammenziehende Gefühl in der Brust gespürt, das man hat, wenn einen etwas berührt. HNNNNNGH, ich mag deinen Schreibstil einfach <3 Und ich will wissen, was da so alles in der Vergangenheit passiert ist... vor allem aber mag ich deine Charaktere. Hat damals mit Haseo angefangen, Zey kam bald dazu, aber mit dieser Geschichte und spätestens diesem Kapitel gehört Rye definitiv mit nach ganz vorne! Er tut mir voll Leid QAQ Ich hoffe, er findet auch noch sein Glück, irgendwie QuQ ♥


Zurück