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Love sucks

Rotkäppchen x Dornröschen
von

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Rotkäppchen und Dornröschen

Rotkäppchen und Dornröschen
 

Endlich war es so weit. Heute zogen mein Dad und ich zu seiner neuen Freundin. Die Scheidung meiner Eltern war seit einer Woche legitimiert und ich merkte, wie mein Vater sich endlich wieder frei fühlte. Es war nicht so, dass es einen Rosenkrieg gegeben hätte. Nein, alles war ganz ruhig und diplomatisch über die Bühne gegangen. Keine unnötigen Streits, keine Provokationen, einfach nichts. Und ich war unheimlich froh darüber. Ich hing sehr an meinen Eltern, doch schon vor einigen Jahren hatte ich gemerkt, dass sie eher beste Freunde als Liebhaber waren. Sie waren fünfzehn Jahre verheiratet gewesen, die letzten fünf davon aber nur noch als Freunde. Erst als mein Vater eine neue Freundin gefunden hatte, hatten sie beschlossen, sich endgültig voneinander zu trennen. Das war okay für mich. Ich konnte meine Mutter jeder Zeit sehen. Sie hatten das gemeinsame Sorgerecht. Ich hatte beschlossen, zu meinem Vater zu ziehen, da seine neue Freundin ebenfalls eine Familie hatte und meine Mum war oft unterwegs, wegen ihrem Beruf und ich konnte es nicht leiden, lange allein zu sein. Sie hatte es verstanden und sie war sogar froh über meine Entscheidung gewesen, sonst hätte sie sich nur Sorgen gemacht.

Ich saß also nun auf meinen Umzugskartons und wartete zusammen mit meinem Vater auf den Wagen, der auch nicht lange auf sich warten ließ. Wir verstauten unsere Kartons in dem Laster, die Umzugshelfer taten natürlich auch ihre Arbeit. Also kurz Zeit um mich vorzustellen. Ich bin Lina, 17 Jahre alt, Emo, gut in der Schule, gutaussehend, bei Jungs recht beliebt und trotzdem noch Jungfrau. Meine Haare waren schwarz, ich toupierte sie gern nach oben, sie reichten mir bis zu den Brüsten und der Meinung meiner Eltern nach hatte ich zu viele Piercings... Aber es war immerhin mein Körper und zwei Piercings kannten sie nicht mal, weil ich sie vor ihnen verheimlichte.

Mein Vater und ich fuhren dem Umzugswagen mit unserem eigenen Auto nach. Die Fahrt dauerte knapp eine halbe Stunde, da wir fortan auf der anderen Seite der Stadt wohnen würden. Und schon als ich die Umgebung sah, stockte mir der Atem. Hier standen keine Häuser mehr, sondern Villen und eine schöner als die anderen.

»Daaaaad, ich glaub, die haben sich verfahren«, meinte ich skeptisch.

»Nein Darling, haben sie nicht. Wir ziehen hierher«, antwortete er lächelnd und bog die Einfahrt einer mittelgroßen Villa mit hübschem Vorgarten. Eine Mischung aus Modern und Klassisch. Geschmack hatte seine Neue ja schon mal. Hoffentlich war sie so nett, wie mein Vater gesagt hatte. Er drückte auf die Hupe und die Haustür wurde geöffnet. Heraus kam eine wunderschöne, blonde Frau. Sie war mittelgroß, hatte eine durchschnittliche Figur und – im Gegensatz zu mir – große Brüste. Ihr Lächeln war so warm wie die Frühlingssonne und ich beschloss, sie zu mögen. Da war ihr sogar der rosafarbenen Pullover verziehen. Mein Vater schnallte sich ab und stieg aus, ich tat es ihm gleich. Er ging zu ihr und küsste sie zärtlich auf die Lippen. Ein Lächeln zauberte sich bei diesem Anblick auf mein Gesicht. Hach, ich weiß, ich war hoffnungslos romantisch!

»Hallo Lina, ich bin Bettina«, stellte sich die Frau vor und öffnete ihre Arme als Einladung zu einer Umarmung, der ich nachging. »Freut mich, dich endlich kennenzulernen, Dad hat so viel Gutes über dich erzählt«, sagte ich wahrheitsgemäß. Sie lachte und wurde ein bisschen rot.

»Ist es okay, wenn ich koche, mein Sohn, Kevin, sollte gleich von der Schule kommen.«

Jetzt, wo sie ihn erwähnte, überlegte ich, wie er wohl war. Mein Dad hatte nur erzählt, dass er in meinem Alter war. Also siebzehn oder achtzehn. Mehr hatte er nicht gesagt. Hoffentlich war er nicht so ein notgeiler Hopper, wenn doch, zog ich gleich wieder aus! Oder ein Nerd... na ja, dann würde er mich wenigstens in Ruhe lassen, da er entweder immer lernte oder vor dem PC hockte. Jedoch konnte ich mir nicht vorstellen, dass eine Frau wie Bettina einen Nerd als Sohn hatte. Also doch Hopper.

»Nein, ist okay, wir kommen auch allein mit den Kartons zu Recht, soweit ich weiß, haben wir keine gefräßigen Monster eingepackt«, sagte ich lächelnd und Bettina verschwand im Haus. Ich eilte zu dem Umzugswagen und begann, die Kartons nach innen zu tragen. Einer der Helfer reichte mir beim dritten Mal einen größeren. Ich nahm ihn entgegen und hätte ihn fast fallen gelassen. Ach du scheiße, was war denn da drin? Der war vielleicht schwer. Ich las die Aufschrift Lina CDs. Uff, ich hatte gar nicht gewusst, dass meine CDs, DVDs und Spiele so schwer waren!

»Ich nehm das«, sagte eine warme, männliche Stimme hinter mir bestimmend und ich wusste sofort, dass sie nicht meinem Vater gehörte. Ich drehte mich um und hätte den Karton nun fast zum zweiten Mal fallen gelassen. Ein Junge, gut einen Kopf größer als ich – war ja auch kein Weltwunder, denn Gott war sehr sparsam bei meiner Körpergröße von einem Meter zweiundsechzig gewesen – mit schwarzen Haaren und einem schrägen Pony, der die Hälfte seines hübschen Gesichts verdeckte und einem roten Käppi stand da. Halleluja, das Schicksal hatte mich ausnahmsweise mal echt lieb. Mein Stiefbruder war doch tatsächlich ein Emo! Konnte es noch besser werden?

»Schon okay Rotkäppchen, ich schaff das«, meinte ich und lächelte zuversichtlich. Kevin hingegen schien nicht so zuversichtlich zu sein, denn er zog eine Augenbraue hoch und sah mich skeptisch an.

»Du brauchst nicht die Starke zu spielen, Kleine«, meinte er schulterzuckend und ging neben mir her. Ich kam mit dem schweren Gepäck nicht sonderlich schnell voran.

»Ich bin nicht klein, die anderen sind einfach nur zu groß.«

»So kann man das natürlich auch sehen. Ich bin übrigens Kevin und jetzt gib den Karton her, ich will eigentlich nicht, dass du zusammenbrichst.«

»Ich breche nicht zusammen«, entgegnete ich ein wenig eingeschnappt, reichte den Karton mit meinen mir heiligen CDs aber weiter. »Ich heiße Lina, also eigentlich Carolina, aber bitte nenn' mich Lina.«

»Geht doch, Lina.«

Kevin schenkte mir ein freundliches Lächeln und seine blauen Augen strahlten dabei wie die Sonne, die auf klares Meer schien. Ich schluckte. Ich mochte seine Augen. Sie waren so... tief. Man musste echt aufpassen, wenn man sich darin nicht verlieren wollte. Das Grinsen saß ihm schief im Gesicht und ließ ihn unglaublich süß aussehen. Oje, Lina, reiß dich zusammen! Du kannst echt jeden Kerl anschmachten, aber nicht deinen Stiefbruder, ermahnte ich mich selbst und kehrte zum Laster zurück, um ein paar kleinere, beziehungsweise leichtere, Kartons zu holen. Kevin erwies sich als äußerst hilfreich und im Nu war der Lastwagen leer und die Umzugshelfer verabschiedeten sich. Als sie weg waren lehnte ich mich erschöpft gegen die Haustür. Warum hatte ich auch echt jeden Scheiß von zu Hause mitgenommen? Die ganzen Sachen die Treppen hoch zu schleppen war echt anstrengend gewesen, zumindest für mich. Denn guckt mich mal an, ich besaß keine Muskeln wie der Terminator! Ich kaute auf einem meiner Unterlippenpiercings herum als Bettina zum Essen rief. Ich schloss die Tür hinter mir und ging in die Küche. Der letzte freie Platz war neben Kevin, also setzte ich mich neben ihn. Die Stimmung während des Abendessens war ausgelassen und mein Vater schien erleichtert zu sein, endlich den Umzug hinter sich zu haben. Mein Bett hatten wir auch schon wieder zusammengeschraubt. Mehr brauchte ich für diese Nacht nicht. Den Rest würden wir dann wohl morgen und übermorgen machen, denn Montag war wieder Schule... Ja, Schule. Ich fragte mich, wie meine neue Schule war. Ich hatte beschlossen, die Anstalt zu wechseln. Ich hatte keine Lust gehabt, jeden Morgen vierzig Minuten zum Unterricht zu fahren. Jetzt hatte ich noch zehn Minuten vor mir. Und Gymnasium war nun mal Gymnasium, da kam es nicht drauf an, wo man war. Am Ende schrieb man eh das gleiche Abitur.

»Wir haben Montagmorgen denselben Kurs«, erklärte Kevin. Ich hatte mich noch nicht großartig mit meinem neuen Stundenplan beschäftigt, wurde also Zeit das ich das mal tat.

»Welches Fach?«

»Englischleistungskurs.«

»Uff, montagmorgens!«, stöhnte ich und schüttelte den Kopf.

»So schlimm ist es nicht. Frau Mayer-Schulze ist voll in Ordnung und sie ist montagmorgens genauso verschlafen wie die Schüler! Die erste Viertelstunde führen wir meistens eine Klassendiskussion über alles, was so in der Welt vorgeht oder Themen, die uns gerade beschäftigen. Ich hoffe, du kannst gut englisch reden, denn bei der Mayer-Schulze findet fünfundneunzig Prozent des Unterrichts mündlich statt.«

Ich atmete erleichtert aus. Mein Englisch war gut. Ich war wortgewandt und konnte gut diskutieren, deswegen glich ich meine eher durchschnittlichen Leistungen im Schriftlichen durch meine mündliche Mitarbeit aus.

»Also ist sie echt in Ordnung?«, hakte ich noch mal nach.

»Ja. Welchen Leistungskurs hast du noch?«

»Kunst, an meiner alten Schule als Tutorenkurs. Ich glaube hier auch.«

»Noch einen Kurs den wir zusammen haben.«

Ich grinste und sprach meine Gedanken laut aus: »Das verspricht lustig zu werden.«

»Ich denke auch.«

Nach dem Essen half ich Bettina beim Abwasch. Sie hatte mir mindestens drei Mal gesagt, dass es nicht nötig sei und sich fünf Mal bedankt, dass ich ihr geholfen hatte. Für mich war das eine Selbstverständlichkeit, zu Hause hatte ich meiner Mutter auch immer geholfen,warum sollte ich meine Meinung jetzt also ändern?

Ich ging die Treppen hoch. Ich hatte mir immer noch nicht das ganze Haus angesehen, aber dafür war ich jetzt viel zu müde. Ich ging ins Bad und putzte mir die Zähne, dann zog ich meine Schlafsachen an. Ein einfaches graues Top, das ein wenig bauchfrei war, aber ich konnte mir das erlauben, ich hatte eine gute Figur, und eine rosafarbenen Hotpants. Ich kämmte meine Haare und verließ dann das Bad wieder. Ich wollte gerade auf mein Zimmer gehen, als ich von nebenan eine sehr vertraute Melodie hörte. Alesana mit Apology, wie sehr ich dieses Lied doch liebte. Ich klopfte und hörte nur ein leises »Herein«. Ich öffnete die Tür und betrat Kevins Zimmer. Er sah von seinem Buch auf und fragte: »Soll ich leiser machen? Du bist bestimmt total fertig von dem Umzug.«

»Nein, bloß nicht! Ich liebe dieses Lied. Darf ich?«, ich zeigte auf die untere Ecke seines Bettes und schob die Zettel, die zuvor dort gelegen hatten, bei Seite.

»Klar setzt dich.«

Ich bedankte mich lächelnd und als ich merkte, wie sein Blick langsam über mich wanderte und er mich musterte, während ich sein Zimmer durchquerte, wurde ich rot. Vielleicht hätte ich... mehr anziehen sollen. Ich setzte mich im Schneidersitz ihm gegenüber. Kevin legte das Buch endgültig weg und schenkte mir seine ungeteilte Aufmerksamkeit.

»Ganz ehrlich, ich hab mir dich ein wenig... anders vorgestellt«, gestand er schließlich.

»Dasselbe gilt für dich. Was hast du gedacht, wie ich wäre?«, wollte ich neugierig wissen, schließlich hatte ich von ihm auch ein völlig falsches Bild gehabt.

»Na ja, blondiert, solariumbraun, fünf Tonnen Make-up... Modepuppe halt. Jetzt wo ich dich so sehe...«, er schüttelte den Kopf, »Ich hab keine Ahnung, wie ich so hatte denken können.«

Ich lachte. »Ich hatte gedacht, du wärst ein Hopper oder so... Und wenn du das gewesen wärst, wäre ich auch sofort wieder ausgezogen«, ich verzog das Gesicht und Kevin lachte.

Wir redeten noch einige Zeit weiter, über dies und das und jenes. Aber ich war so müde, dass ich mich eine halbe Stunde später einfach neben ihn in sein Bett legte und die Augen schloss. Obwohl mein Zimmer nur eine Tür weiter war, hatte ich mich nicht imstande gefühlt aufzustehen und zu gehen. Also lag ich nun an der Seite meines neuen Stiefbruders, dieser legte seinen Arm um mich. Seine Wärme war angenehm und ich fühlte mich wohl, was dafür sorgte, dass ich schnell einschlief. Was schon an ein Wunder grenzte. Warum auch immer, ich schlief normalerweise sehr schlecht ein, aber dafür umso tiefer, dann könnte man auch das Haus abreißen, ich würde es einfach nicht merken.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, sog ich einen angenehm herben Duft ein. Ich holte mehrmals tief Luft und fragte mich, woher dieser Duft kam. Dann fiel mir wieder ein, dass wir ja gestern zu der neuen Freundin meines Vaters gezogen sind und dass ich mich gerade halbnackt im Bett meines total gutaussehenden Stiefbruders befand. Ich wurde augenblicklich rot und tat so, als würde ich noch schlafen. Was natürlich völlig unsinnig war, da Kevin sich noch im Land der Träume zu befinden schien. Ich traute mich nicht, auf die Uhr zu sehen, dafür hätte ich mich nämlich aufrichten müssen und das Risiko Kevin dabei zu wecken, war mir einfach zu groß gewesen. Also kuschelte ich mich mehr an ihn und schloss einfach wieder die Augen.

»Hey Kleine, aufstehen«, holte mich eine angenehme männliche Stimme und ein leichtes Rütteln wieder zurück zu den Lebenden. Ich blinzelte verschlafen und sah direkt in strahlend blaue Augen.

»Hm?«, brummte ich.

»Meine Ma war schon hier. Sie hat dich gesucht«, er kicherte, »Das Frühstück ist fertig.«

»Uff... wie spät ist es?«

»Kurz nach zehn. Ich hab geschlagene fünf Minuten gebraucht, um dich wach zu kriegen«, er kicherte erneut, »Du schläfst wie Dornröschen und ich dachte schon, dass ich dich küssen müsste.«

Ich wurde rot und vergrub mein Gesicht in meinem Kissen. Sein schönes Lachen drang an meine Ohren und sorgte dafür, dass ich so rot wie eine überreife Tomate gepaart mit einem Feuermelder wurde. Aber ich lachte mit, auch wenn mein Lachen durch das Kissen gedämmt wurde.

»So und bevor du erstickst, würde ich an deiner Stelle aufstehen.«

Gesagt, getan. Ich setzte mich auf und wartete darauf, dass sich mein werter Stiefbruder erhob, denn ich hatte keine Lust, über ihn zu klettern. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht und ich musterte ihn. Seine Haare waren etwas durcheinander und standen an einigen Stellen ab, aber er sah so unglaublich gut aus! In der Nacht musste ich ihm die Decke weggezogen haben, denn er lag fast ohne da und ich merkte, dass er ziemlich dünn war. Nicht dürr, aber schon recht dünn. Ich musste zugeben, er gefiel mir. Und wieder wurde ich rot. Ach verdammt, ich musste aufhören so etwas zu denken.

»Es wäre sehr großzügig von dir, wenn du aufstehen würdest«, sagte ich geschlagene zehn Minuten später.

»Und ich dachte, du wärst bei meinem Anblick verstummt.«

Ich fühlte mich ertappt und meine Gesichtsfarbe wurde noch eine Nuance dunkler. Schließlich erhob er sich und ich erwischte mich dabei, wie ich ihm auf den Hintern starrte. Oh man... Ich schüttelte den Kopf und stand auf. Ohne große Umwege ging ich so, wie ich war, in die Küche. Bettina grinste mich breit an und meinte: »Es ist schön, dass ihr euch so gut versteht.«

Schon wieder wurde ich rot und verfluchte mich dafür, normalerweise war mir doch sonst nichts peinlich! Nur wenn es um Kerle ging... Mello würde jetzt nur den Kopf schütteln und lachen. Sie kannte mich einfach zu gut und sie wusste genau, dass ich Kevin nach spätestens einer Woche eh wieder uninteressant finden würde. So war es doch immer. Ich und die Kerle... das war eine ganz sonderbare Geschichte. Also setzte ich mich mit dem Glauben, es sei nichts Ernstes an den Tisch und schnitt mein Brötchen auf. Eine Minute später kam Kevin in die Küche, mit gekämmten Haaren und frischer Kleidung.

»Na, gut geschlafen?«, fragte Bettina und ihr Sohn grinste sie breit an.

»Und wie. Hervorragend.«

»Hab ich irgendwas verpasst?«, fragte mein Vater, der gerade die Küche betrat.

»Nein«, kam es von mir wie aus der Pistole geschossen und ich weckte somit sein Misstrauen.

»Hört sich für mich aber ganz anders an.«

»Sie hat bei mir übernachtet. Aber mal ganz ehrlich, viel hast du ja obenrum nicht«, mischte sich Kevin ein.

»Du hast doch nicht etwa... perverses Arschloch!«, meine Gesichtsfarbe war nun so rot, dass man es auf hundert Kilometer noch ausmachen konnte. Ich boxte ihm in den Arm und stand auf. Ich wusste, dass ich kleine Brüste hatte. Aber an mir ohnehin alles klein! Aber mich so vor meinem Dad und seiner Mutter bloß zu stellen, fand ich einfach nur unmöglich. Ich war sauer und das zeigte ich auch, indem ich sämtliche Türen hinter mir zu knallte. Er musste sich ganz schön was einfallen lassen, um das wieder gut zu machen. Ich holte frische Unterwäsche aus meinem Zimmer und schloss mich im Bad ein um duschen zu gehen. Ich fluchte laut als ich mich mit dem Rasierer ins Bein schnitt. Alles nur Kevins Schuld, hätte ich mich nicht so über ihn geärgert, dann wäre das nie passiert! Klasse, jetzt konnte ich nicht mal meine kurzen Hosen anziehen... Egal, ich würde es trotzdem tun. Sollten die anderen doch denken, was sie wollten, denn der Schnitt war ziemlich lang und ganz schön tief. Es würde Wochen dauern, bis er ganz verheilt war. Nach dem Duschen cremte ich mich ein und stellte fest, dass ich total vergessen hatte, mir frische Kleidung zu holen. Ich seufzte und zog meine Panties und meinen BH an. Ich warf einen kurzen Blick in den Spiegel. Ja, verdammt, Kevin hatte Recht. Ich hatte gerade mal A. Selbst meine Push-Ups konnten daran nicht viel ändern. Konnte er sich überhaupt vorstellen, wie das für eine Frau war, wenn sie nicht viele Reize hatte? Immer sah man im Fernseher die hübschen Frauen, die mindestens B oder C hatten. Die Kerle wollten immerhin etwas in den Händen haben, aber bei mir war da einfach nicht viel! Ich hasste Kevin für seine Aussage. Ich kämpfte gegen die Tränen. Bis vorhin war ich ja eigentlich noch ganz zufrieden mit meinem Körper gewesen... Aber er hatte meine einzige Schwachstelle gefunden.

»Lina, bist du da drin?«, hörte ich Bettinas Stimme vor der Tür. Ich schluckte und hoffte, meine Stimme würde sich nicht all zu sehr verheult anhören als ich antwortete: »Ja...«

»Was ist los?«

»Nichts...«

»Komm, mach auf.«

Warum auch immer, ich tat es. Ich schloss die Tür auf und ließ sie eintreten. Ich vergaß, die Tür wieder zuzuschließen. »Ach her je! Komm mal her«, besorgt nahm sie mich in ihre Arme. Ich erwiderte die Umarmung und krallte meine Finger in ihren hellblauen Pullover, während ich mich an ihrer Schulter ausweinte.

»Kevin sagt manchmal Sachen, die er nicht so meint.«

»Aber er hat Recht!«

»Ach was. Stell dir mal vor, du hättest Größe C. Das würde ziemlich bescheuert aussehen. Du bist nun mal sehr zierlich.«

Ich konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Sie hatte Recht, natürlich würden große Brüste bei mir ziemlich bescheuert aussehen!

»Aber dann hätten die Kerle immerhin etwas zum Anfassen.«

»Als Frau mit großer Oberweite wirst du nur auf deine Brüste reduziert. Die Männer wollen sie ständig anfassen und vergessen dabei deine eigentlichen Werte«, ich hörte an ihrer Stimme, dass sie wusste, wovon sie sprach, »Vor allem in deinem Alter. Ein Junge, der dich wirklich liebt, liebt dich auch, wenn du keine Brüste hast wie Pamela Anderson.«

»Ich fand es einfach nur scheiße von Kevin, mich so bloß zu stellen. Er hat so ziemlich meine einzige Schwachstelle getroffen, zumindest, wenn es um mein Aussehen geht.«

»Ach Liebes, nimm dir das nicht so sehr zu Herzen.«

Ich löste mich von Bettina und sah sie an. »Danke fürs Zuhören.«

»Dafür nicht, du bist doch Teil der Familie.«

Ich lächelte und wischte mir die Tränen aus den Augen. »Tut mir leid, ich hab deinen schönen Pulli voll geheult.«

»Ist nicht schlimm.«

»Bettina?«

»Ja?«

»Ich hab dich lieb«, sagte ich. Ich kannte sie nicht mal einen ganzen Tag, aber sie war so gut zu mir! Und was ich sagte entsprach der Wahrheit. Sie war mir jetzt schon ans Herz gewachsen.

»Ich dich auch«, sie hörte sich glücklich an. Wahrscheinlich hatte sie befürchtet, ich würde sie nicht akzeptieren, weil ich vielleicht keinen Mutterersatz haben wollte. Zugegeben, ich wollte auch keinen Ersatz für meine Mutter, immerhin konnte ich diese sehen, wann ich wollte. Aber als neue Frau an der Seite meines Vaters spielte sie eine Rolle in meinem Leben und so lange sie etwas wie eine Freundin war, war das okay.

»Ach her je, du blutest ja!«, stellte sie mit entsetzen fest.

»Ich hab nicht aufgepasst und weil ich mich so aufgeregt hab, habe ich mich geschnitten.«

Bettina öffnete die Tür des Badezimmerschrankes und gab mir ein Pflaster. Ich nahm es dankbar entgegen und klebte es auf die Verletzung.

»Kevin und dein Vater bauen gerade deinen Wandschrank auf, soll ich dir etwas zum Anziehen holen?«

»Das wäre echt lieb. Eine kurze schwarze Jeans und schwarz-weiß gestreiftes Top.«

Und schon war sie aus dem Bad verschwunden. Ich wusch mir das Gesicht, um die Tränenspuren zu entfernen. Kurz darauf klopfte es und Bettina reichte mir meine Sachen.

»Danke«, sagte ich und zog mich an. Mit immer noch nassen Haaren ging ich in mein Zimmer. Wie Bettina gesagt hatte, schraubten mein Dad und Kevin an meinem Wandschrank herum. Als Kevin mich bemerkte und aufsah, stand ihm das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben. Innerlich grinste ich, aber äußerlich zeigte ich ihm die kalte Schulter. Ha, wäre ja zu schön, wenn ich einfach nachgeben würde. Während die beiden also vor sich hin schraubten, baute ich schon mal meinen Beistelltisch zusammen. Ja, ich konnte mit Werkzeugen umgehen! Als sie mit meinem Wandschrank fertig waren, machten wir zu dritt mit meinem Kleiderschrank weiter und zwei Stunden später befand ich alles da, wo es hingehörte. Kevin half mir noch, meinen Fernseher wieder an seinen Platz zu stellen und meine Anlage anzuschließen. Ich hielt es nicht für nötig, mich großartig zu bedanken. Immerhin war ich ja sauer auf ihn. Und meine Kaltherzigkeit zeigte Wirkung. Er blieb und tat alles, damit ich ihm verzieh. Verziehen hatte ich ihm zwar schon längst, niemand konnte lange auf so einen wie ihn sauer sein, aber das musste ich ihm ja nicht unbedingt auf die Nase binden. Ich schaffte es, den ganzen Sonntag ihm die kalte Schulter zu zeigen. Montagmorgen kurz vor dem wir die Schule erreichten, kapitulierte ich jedoch.

»Möchtest du etwas zu Essen mitnehmen?«, fragte er mich.

»Ja, ein dunkles Brot mit Nutella, ohne Butter bitte.«

»Kommt sofort Ma'am.«

Ich zog meine schwarzen Chucks mit leuchtend pinken Schnürsenkeln an und nahm meine Schultasche. Kevin reichte mir meine Brotdose und ich bedanke mich lächelnd. Ja, seit vierundzwanzig Stunden bedankte ich mich das erste Mal wieder.

»Bist du immer noch böse?«, fragte er und ich hörte, dass es ihm leid tat, was er gesagt hatte.

»Schon seit gestern Nachmittag nicht mehr«, gestand ich ihm und er schenkte mir ein schiefes Lächeln. Zusammen verließen wir das Haus und gingen zur Haltestelle. Wir unterhielten uns wieder richtig, scherzten und alberten herum. Es war ein gutes Gefühl, sich wieder mit ihm zu verstehen. Wir hatten so viele Gemeinsamkeiten, dass es fast schon ein wenig gruselig war. Ich erfuhr, dass Kevin die zehnte Klasse wiederholt hatte. Seine Eltern waren nicht ganz so friedlich auseinander gegangen, wie meine. Denn sein Vater hatte einen Teil des Vermögens seiner Mutter haben wollen und sie musste sich vor Gericht durchsetzten, damit er nichts bekam - sie hatte gewonnen. Kevin erzählte, dass er unter der Scheidung gelitten hatte. Das Verhältnis zu seinem Vater war nie besonders gut gewesen, aber während der Trennung war es schlimmer geworden, da er seine schlechte Laune immer an ihm ausgelassen hatte und außerdem hatte er seine ganzen Affären mit nach Hause genommen und ihm und seiner Mutter unter die Nase gerieben, dass er die beiden nicht brauchte. Kevin hatte seinen Vater seit knapp einem Jahr nicht mehr gesehen. Das letzte Mal hatte er an seinem achtzehnten Geburtstag angerufen. Ein einfaches »Herzlichen Glückwunsch«, dann hatte er auch schon wieder aufgelegt. Er gestand mir, dass er nicht sehr begeistert gewesen war, als ihm seine Mutter erzählt hatte, dass sie einen neuen Freund hätte, doch als er meinen Dad dann kennengelernt hatte, hatte er seine Meinung geändert. Die beiden kamen ganz gut aus.

Die Fahrt zur Schule verging für meinen Geschmack viel zu schnell. Gemeinsam betraten wir den Kursraum. Die Aufmerksamkeit aller lag von dem Moment an, indem wir den Raum betraten, auf mir. Ich merkte, wie sie mich mit neugierigen Blicken musterten. Ich setzte mich auf den Platz neben Kevin. Ich hasste es irgendwo völlig neu zu sein. Immer mussten einen die Leute dann anstarren als wäre man ein Tier im Zoo. Die Lehrerin Frau Mayer-Schulze betrat kurz nach uns das Klassenzimmer.

»Guten Morgen... ah! Unsere Neue. Das ist Carolina«, stellte sie mich knapp vor.

»Bitte nur Lina«, entgegnete ich und lächelte sie lieb an.

»Gut, Lina. Stellen Sie sich bitte alle kurz vor. Ich bin Margret Mayer-Schulze und deine Englischleistungskurslehrerin.«

Nach und nach stellten sich die anderen vor. Kevin meinte bloß: »Mich kennst du ja schon, aber falls du es vergessen haben solltest, ich bin Kevin.« Ich boxte ihm scherzhaft in den Arm. Ein paar Namen aus meinem Kurs merkte ich mir. Auf der anderen Seite neben Kevin saß Moritz und neben mir saß Jessica. Jessica und Moritz waren ebenfalls Emos und dem Anschein nach sehr gut mit meinem Stiefbruder befreundet. In der Pause lernte ich dann noch Jenny und ihren Freund Frankie kennen. Frankie war – so wie ich es verstanden hatte – Halbamerikaner. Eigentlich hieß er Franklin Way, aber er konnte seinen Namen nicht leiden.

Der erste Schultag war okay. Klar, ich war in allen Kursen die Neue und versuchte mir mindestens sechzig Namen zu merken, aber das schaffte ich nicht. Schon als ich das Schulgebäude verließ hatte ich zweidrittel der Namen wieder vergessen. Als ich zu Hause ankam, schmiss ich meine Sachen in die Ecke und rief erst mal bei Mello an. Ich musste ihr unbedingt alles erzählen!

»Melanie Schneider am Apparat«, meldete sich ihre Stimme am anderen Ende der Leitung.

»Mello, ich bin's Lina! Wie geht es dir?«

»Es ist unglaublich öde ohne dich! Komm wieder zurück, Süße, ich vermisse dich.«

»Ich vermisse dich auch.«

»Aber erzähl, wie ist deine neue Familie und deine neue Schule? Gibt's da gutaussehende Jungs? Schon einen an Land gezogen?«

»Mensch Mello! Immer mit der Ruhe, ich erzählte dir alles, das solltest du wissen.«

»Gut und wehe du lässt auch nur ein Detail aus!«

Ich dachte gar nicht erst daran. Sie müsste mich eigentlich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich ihr alles erzählen würde.

»Erst wollte ich ja gar nicht wegziehen, wie du weißt, aber ich bin mittlerweile doch recht froh, dass wir es getan haben. Die Freundin meines Vaters, Bettina, ist voll nett. Ich mag sie sehr gern. Sie versucht nicht meine Mutter zu ersetzen, sondern einfach gut mit mir auszukommen. Sie ist unglaublich freundlich, sehr hübsch und anscheinend ganz schön reich. Du musst unbedingt herkommen und dir das Haus ansehen! Und sie hat einen Sohn. Kevin. Er ist achtzehn. Bevor ich ihn kennengelernt hatte, hatte ich gedacht, dass er bestimmt so ein reicher Schnösel oder ein Hopper ist, aber ist er nicht. Er ist ein Emo und ein verdammt heißer dazu! Du musst ihn unbedingt sehen. Du würdest auf der Stelle umfallen«, ich beschloss, nichts von der Auseinandersetzung am Samstagmorgen zu erzählen, sonst bekam sie alle Details die sie wollte. Eine Stunde später legte ich auf und wandte mich meinen Mathehausaufgaben zu. Jedoch verstand ich sie nicht so ganz, also schnappte ich mir meine Unterlagen und ging zu Kevin. Natürlich klopfte ich und wartete, bis er mich herein bat.

»Ah, Lina, was ist los?«, fragte er, als er meinen verzweifelten Gesichtsausdruck sah.

»Mathe hat sich gegen mich verschworen!«

»Komm her«, mit einem Lächeln klopfte er auf das untere Ende seines Bettes. Ich setzte mich im Schneidersitz ihm gegenüber und breitete meine Unterlagen aus. Kevin erklärte mir die schwersten Aufgaben anhand der leichtesten Beispiele aus dem Alltag und ich schaffte es endlich, die Rechnungen nachzuvollziehen. Kevin war ein Ass in Mathe und ich fragte mich, warum er es nicht als Leistungskurs genommen hatte. Immerhin hatte ich meine Hausaufgaben! Ich streckte mich, da mir mein Rücken ein wenig vom Sitzen weh tat. Wir saßen noch eine Weile da, hörten Musik und redeten. Man konnte sich wirklich sehr gut mit ihm unterhalten. Gegen neun Uhr konnte ich mein Gähnen jedoch nicht mehr unterdrücken. Ich fühlte mich mit einem Mal total fertig und mehr tot als lebendig. Bei mir ging das immer überraschend schnell. In dem einen Moment war ich noch topfit und könnte den Mount Everest hinaufklettern und im nächsten könnte ich in einen tiefen Schlaf verfallen, wie Dornröschen. Ich packte meine Sachen zusammen und ließ mich einfach nach vorne fallen, dadurch ließ sich natürlich nicht vermeiden, dass ich direkt auf Kevin landete. Ich würde rot und schloss dann einfach die Augen. Seine Brust hob und senkte sich, während sein Lachen an meine Ohren drang. Ich lächelte still in mich hinein. Er bewegte sich ein wenig und legte sich hin, dann zog er mich hoch und schlang seine Arme um mich.

»Schlaf gut, Kleine«, meinte er.

»Hm, du auch«, murmelte ich gegen seine Brust. Keine Minute später war ich eingeschlafen. Warum konnte ich bei ihm eigentlich so gut einschlafen? Wenn ich allein in meinem Bett lag, dauerte das immer gefühlte zehn Jahre. Etwas verdammt weiches, das leichten Druck auf meine Lippen ausübte, weckte mich am nächsten Morgen auf. Ich erwiderte den Druck, ehe es klick machte und ich merkte, dass es Kevins Lippen waren. Er hatte mich tatsächlich geküsst! Ich löste den Kuss und öffnete verwirrt die Augen. Ich lag mittlerweile unter ihm. Seine blauen Augen strahlten mich an und ich wurde rot.

»Ich hab dich anders nicht zurück zu den Lebenden holen können, Dornröschen«, grinste er und sah dabei so müde aus, wie ich mich fühlte.

»Wir können auch einfach hier liegen bleiben«, schlug ich vor, ehe ich wusste, was ich sagte. Prompt wurde ich rot. »W-war nicht so gemeint«, stammelte ich.

»Ich finde, der Vorschlag klingt gut... Meine Mum wäre aber nicht sehr begeistert. Sie hat mich gefragt, warum du schon wieder in meinem Bett liegst.«

»U-und was hast du geantwortet?«

»Dass wir gelernt haben und dass du dann einfach eingeschlafen bist, also die Wahrheit.«

»Okay... und du hast diesmal nicht...?«, fragte ich und meine Gesichtsfarbe wurde schon wieder eine Nuance dunkler.

»Deine Titten angefasst?« Na gut, er hätte es nicht ganz so direkt ausdrücken müssen! Ich nickte.

»Das habe ich auch beim letzten Mal nicht getan. Ich hatte dich einfach nur ein bisschen ärgern wollen. Ich wusste nicht, dass du so... empfindlich darauf reagierst. Es tut mir leid, ja?«

»Schon vergessen«, entgegnete ich. Aber dennoch atmete ich erleichtert aus. Es beruhigte mich, zu wissen, dass er mich doch nicht angefasst hatte.

»Ich fasse Mädchen nur an, wenn sie es wollen. Du hast noch nicht so viel Erfahrung, oder bist du einfach nur misstrauisch?«

»Ersteres«, gestand ich und vergrub mein Gesicht an seiner Schulter. Ja, mir war es verdammt peinlich, dass ich siebzehn war und noch keinen Freund gehabt hatte. Klar, es hatte schon eine Menge Kerle gegeben, die auf mich standen, aber mehr war es nie gewesen. Bloß dieses »ich steh auf sie«, kein »ich liebe sie und mein es ernst« und ich war nun mal nicht für nur eine Nacht zu haben. Lieber verzichtete ich ganz, anstatt als Schlampe zu enden.

»Du musst dich doch nicht schämen, Kleine«, versuchte Kevin mich zu beruhigen. An das Kleine hatte ich mich inzwischen schon gewöhnt. Er würde es eh sagen, wann er wollte.

»Kevin, ich bin siebzehn!«

»Man muss sein erstes Mal nicht mit dreizehn haben. Es ist okay. Und dafür, dass du unerfahren bist, küsst du ziemlich gut.«

»Im Halbschlaf!«, erwiderte ich lachend und griff ihn an den Armen. Ehe er es sich versah, warf ich ihn um und rollte mich auf ihn. »Aber jetzt bin ich wach und wahrscheinlich bin ich eine miserable Küsserin.«

»Ach ja? Sollte nicht ich das lieber beurteilen?«

Ich zog eine Augenbraue hoch. »Gehst du davon aus, dass ich dich küssen würde?«

»Ja.«

»Ach verdammt, du bist so ein Arsch«, motzte ich grinsend und kam seinem Gesicht mit meinem gefährlich nahe. Er lächelte und schloss langsam die Augen. Ich tat es ihm gleich und dann trafen unsere Lippen ganz sanft aufeinander. Ich küsste ihn zärtlich. Plötzlich griff er mich an den Armen und schon lag ich wieder unten und er auf mir drauf. Der Kuss hatte jedoch nichts von seiner Zärtlichkeit eingebüßt. Nur langsam wurde Kevin etwas leidenschaftlicher und als er mit seiner Zunge meine Lippen anstupste, wusste ich, dass es besser wäre, den Kuss abzubrechen, aber stattdessen seufzte ich und gab nach. Unsere Zungen umspielten sich sanft und ich vergrub meine Hände in seinen Haaren. Seine Hände lagen an meinem Gesicht. Wir lagen bestimmt fünf Minuten da und küssten uns. Diese Küsse würde ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen!

»Lina! Kevin!«, hörte ich Bettina rufen und die Stimmung, die uns bis eben wie eine Seifenblase umgeben hatte, platzte. Ich konnte förmlich das Plopp hören. Uns beiden war die Situation sichtlich unangenehm und Kevin erhob sich ohne ein weiteres Wort. Auch beim Frühstück sprachen wir nicht miteinander. In der Schule nur das nötigste. Meine Konzentration litt unter der Aktion heute Morgen, denn immer wieder kehrten meine Gedanken zurück zu dem Kuss und mein Herz machte jedes Mal einen kleinen Sprung. Ganz toll. Das letzte, was ich gebrauchen konnte war, dass ich mich in meinen Stiefbruder verliebte! Ich schüttelte leicht den Kopf um die Gedanken los zu werden, damit ich dem Deutschunterricht folgen konnte. Deutsch gehörte zu meinen Lieblingsfächern und ich war stets bemüht, eine gute Note zu bekommen.

Obwohl wir die gleiche Anzahl an Stunden hatten, wartete Kevin nicht auf mich. Und so wartete ich allein auf die nächste Straßenbahn. Fünf Minuten später gesellte sich Jessica zu mir.

»Sag mal, habt ihr euch gestritten?«, fragte sie.

»Wer?«

»Na du und Kevin. Ihr ward heute nicht sehr gesprächig und ihr habt auch untereinander nicht miteinander geredet.«

»Nein, wir haben uns nicht gestritten. Ich wünschte, es wäre so...«

»Warum?«

»Dann könnte ich wenigstens verstehen, warum er mich ignoriert.«

Okay, ich wusste warum er mich ignorierte. Zumindest konnte ich es mir denken. Es hatte definitiv mit heute morgen zu tun. Ich seufzte und am liebsten hätte ich mich jetzt bei Mello ausgeheult. Und genau das tat ich auch. Kaum war ich zu Hause, schnappte ich mir das Telefon und erzählte ihr alles. Schon während meiner Erzählung konnte ich nicht mehr gegen die Tränen ankämpfen. Sie kullerten haltlos über meine Wangen.

»Schätzchen, für mich hört es sich ganz stark danach an, dass du dich in ihn verliebt hast. Also, ich meine so richtig verliebt«, gut geschlussfolgert Mello, lobte ich sie innerlich sarkastisch. Ich hatte ähnlich darüber gedacht. »Vielleicht sieht er es ja genauso. Also vielleicht liebt er dich auch, aber traut es sich nicht, es dir zu sagen oder so. Jedenfalls denke ich nicht, dass er dich jetzt hasst.«

Ich schüttelte den Kopf, was man am anderen Ende der Leitung natürlich nicht sehen konnte. Als würde sich jemand wie Kevin, der jede haben könnte, sich für mich interessieren. Das schien mir doch etwas sehr weit hergeholt.

»Lina, du brauchst gar nicht erst mit dem Kopf zu schütteln. Guck dich mal an, du bist hübsch und sexy und dein Charakter ist so wie so zu süß für diese Welt, kein Wunder, dass er auf dich steht!«

»Ich hab viel zu kleine Brüste, das hat er selbst gesagt«, rutschte es mir so heraus.

»Er hat was gesagt?«

Schon wieder schüttelte ich den Kopf, aber diesmal über mich selbst. Ich erzählte ihr Story, die sie noch nicht kannte. Natürlich sagte ich ihr auch, dass er mir versichert hatte, dass er mich nicht angefasst hat. Ich hatte inzwischen aufgehört zu weinen und war wieder etwas positiver gestimmt. Wir telefonierten noch einige Zeit. Schließlich musste ich sie auch ausquetschen, was es so neues bei ihr gab. Erst als Bettina zum Essen rief, legte ich auf. Mello und ich hatten uns für Samstag verabredet, es wurde Zeit, dass wir mal wieder etwas zusammen unternahmen.

Ich ging in die Küche, ohne auch nur ein bisschen Hunger zu haben. Dennoch tat ich mir etwas zu Essen auf den Teller, stocherte jedoch nur darin herum. Kevin tat es mir gleich. Auch er schien keinen Hunger zu haben. Nicht mit ihm zu reden machte mir echt zu schaffen und als ich es nach zehn Minuten nicht mehr aushielt, stand ich einfach auf und ließ mein fast unberührtes Essen stehen. In meinem Zimmer angekommen, drehte ich die Musik so laut ich konnte. Eigentlich hätte ich auch noch Hausaufgaben machen müssen, aber dazu fühlte ich mich im Augenblick nicht im Stande. Also weinte ich mich, unglücklich wie ich war, in den Schlaf. Nur dass dieser mir nicht lang gegönnt war. Um zwei Uhr nachts klopfte es an meine Tür. Ich murrte irgendetwas Unverständliches vor mich hin und die Tür wurde einen Spalt geöffnet.

»Kann ich reinkommen?«

»Was willst du Kevin?«, brummte ich und knipste meine Nachttischlampe an. Langsam setzte ich mich auf und mein Stiefbruder betrat mein Zimmer. Wohl aus Sicherheit setzte er sich auf meinen Schreibtischstuhl und nicht auf mein Bett.

»Ich wollte mich bei dir entschuldigen.«

»Na ja, ich glaube, wir sollten uns wohl beide entschuldigen... Ich hätte auch nicht so reagieren dürfen.«

»Aber ich hätte dich nicht zu diesem Kuss nötigen dürfen!«, platze es aus ihm heraus und verwirrt schüttelte ich den Kopf.

»Komm mal her«, sagte ich und klopfte auf den freien Platz neben mir. Nach kurzem Zögern kam er meiner Aufforderung nach.

»Sag das noch ein Mal und ich schmeiß' dich hochkant hier raus. Du hast mich zu nichts genötigt. Ich hab dich freiwillig geküsst, oder denkst du ich hätte mir das andernfalls gefallen lassen?«

»Hm«, machte er lediglich.

»Du bist ein Trottel«, stellte ich liebevoll fest und ließ mich wieder nach unten sinken. Ich war schrecklich müde und wollte schlafen. »Machst du das Licht aus?«

Zwar bekam ich keine Antwort, aber Kevin tat wie ich ihm gesagt hatte und legte sich neben mich. Erst als ich sein gleichmäßiges, tiefes Atmen hörte, wagte ich es, mich an ihn zu kuscheln. Wie auch letzte Nacht sog ich seinen angenehm herben Duft ein und versank in das Land der Träume.

»Lina... aufstehen... Lina!«, ich wurde sanft wach gerüttelt.

»Also gestern hast du mich angenehmer geweckt«, redete ich noch im Halbschlaf drauf los. Kevin lachte leise in sich hinein. »Ich dachte, ich sollte das vorerst nicht tun...«

»Vielleicht hast du recht«, räumte ich missmutig ein.

»Kommst du, es gibt Frühstück und ich sterbe vor Hunger!«

Punkt genau meldete sich auch mein Magen mit einem lauten Knurren. Kevin stand auf und ich stellte fest, dass er bloß ein weites, weißes T-Shirt und schwarze Boxershorts trug. Er sah umwerfend sexy aus und mein Herz setzte für einen Schlag aus, um sofort doppelt so schnell zu schlagen. Mein Stiefbruder reichte mir seine Hand und zog mich hoch. Ich hatte auch nicht mehr an als er. Lediglich hellblaue Panties und mein graues Schlaftop. Ich ließ mich instinktiv in seine Arme fallen. Unsere Umarmung dauerte nicht lang, aber ich genoss sie mit jeder Faser meines Körpers. Wir lösten uns gleichzeitig wieder voneinander und ich ging die Treppen hinunter in die Küche, während Kevin wie jeden Morgen im Bad verschwand.

»Guten Morgen«, grüßte ich Bettina und gähnte.

»Guten Morgen«, erwiderte sie lächelnd.

Ich setzte mich an den gedeckten Tisch, Bettina nahm mir gegenüber Platz, mein Vater neben ihr und Kevin kurz darauf neben mir.

»Ich will euch ja nicht zu nahe treten, aber es ist schon etwas verdächtig, dass ich euch fast immer zusammen in meinem Bett finde«, ich hatte schon darauf gewartet, wann Bettina dieses Thema ansprechen würde.

»Schon wieder?«, fragte mein Vater.

»Hat sich halt so ergeben«, antwortete Kevin schulterzuckend.

»Wenn etwas zwischen euch läuft, könnt ihr es ruhig sagen«, besonders begeistert klang mein Vater jedoch nicht.

»Es läuft aber nichts zwischen uns«, mischte ich mich ein. Nein... aber ich wünschte, es wäre so. Das Herzrasen und die Schmetterlinge in meinem Bauch wurden von Tag zu Tag schlimmer. Kevin lenkte das Gespräch zum Glück in eine andere Richtung. Er erzählte, dass er am Samstag mit Moritz und Frankie skaten wollte.

»Mello kommt am Samstag her«, sagte ich.

»Weiß sie, wie sie her kommt?«, wollte mein Vater wissen.

»Ja, sie fährt mit der Bahn, ich hole sie an der Haltestelle ab.«

Der Rest der Woche verging schnell und Kevin und ich schliefen sogar außer am Freitag auf Samstag wieder in getrennten Betten. Freitagabend hatten wir einen Film bei ihm geguckt und da es so gemütlich gewesen war, bin ich einfach über Nacht bei ihm geblieben. Er hatte seinen Arm um mich gelegt und ich hatte mich an ihn gekuschelt. Nach langem Zögern waren wir etwas über das Kuscheln hinausgegangen. Wir hatten uns sanft geküsst. Kevin hatte mich vorsichtig auf sein Bett gedrückt und den Kuss intensiviert. Es war unglaublich schön gewesen.

»Ich geh dann mal«, sagte Kevin und gab mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. Ich erwiderte und schon war er verschwunden. Wenige Minuten bekam ich einen Anruf von Mello, sie würde gleich da sein. Also umrandete ich meine Augen schwarz, spürte Haarspray in meine Haare und schlüpfte in meine Schuhe. Ich lief drei Minuten zur Haltestelle. Pünktlich kam die Bahn und Mello schloss mich mit einem freudigen Quietschen in ihre Arme. Ich freute mich ebenfalls, sie zu sehen. Es war das erste Mal gesehen, dass wir uns eine ganze Woche nicht gesehen hatten. Aber wir würden uns wohl oder übel daran gewöhnen müssen.

»Wie geht es dir?«

»Ach, eigentlich gut, aber es ist so langweilig ohne dich.«

»Ich vermisse dich auch.«

»Aber immerhin hast du einen heißen Stiefbruder!«

Ich lachte. Ja, da hatte sie Recht. Kevin war Segen und Fluch zu gleich. Ausgerechnet in den Stiefbruder verliebt zu sein, war alles andere als... als was eigentlich? Als üblich? Man verliebte sich schließlich nicht in seinen Bruder, auch wenn wir nicht verwandt waren... Ach her je, das war alles so kompliziert. Ich zeigte Melanie das Haus und sie staunte nicht schlecht. Sie war begeistert. Wir hatten sturmfrei, da Kevin mit seinen Freunden unterwegs war und mein Dad war mit Bettina in der Stadt. Wir hörten Musik, redeten, zockten Need for Speed, zeichneten und tratschten über alles Mögliche. Mello hatte – mal wieder – einen neuen Freund. Sie meinte, diesmal meine sie es wirklich ernst, aber das hatte sie bei all den Pascals, Jans und Julians vorher auch schon gesagt. Sie war genauso sprunghaft, wie ich es auch gewesen war. Aber seit ich Kevin das erste Mal gesehen hatte, waren alle Jungs für mich völlig uninteressant geworden.

»Du musst mal etwas... aktiver werden, wenn du ihn für dich haben willst«, stellte Mello fest.

»Ich versuch's...«, damit musste sie sich erst einmal zufrieden geben.

Kevin kam früher nach Hause als gedacht. »Ist er das?«, fragte Melanie als sie ihn an meiner Zimmertür vorbeigehen sah.

»Rotkäppchen, kommst du mal?«, rief ich und Kevin lief rückwärts zurück, ich grinste, das war ja mal wieder typisch.

»Hm? Was gibt's Dornröschen?«

»Sie will wissen, ob du mein Stiefbruder bist.«

»Was ich? Wie kommt sie denn darauf?«

»Ich glaub, weil du hier wohnst.«

»Na, wenn das so ist, dann muss ich wohl dein Stiefbruder sein, oder?«, er lächelte mich warm an und kam auf mich zu. Ich umarmte ihn und nach kurzem Überlegen gab ich ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Wie war's?«, hakte ich nach.

»Du musst beim nächsten Mal unbedingt mitkommen. Du kannst doch skaten, oder?«

»Sie ist eine Meisterin«, antwortete Mello für mich.

»Mello übertreibt. Ich schaffe es, nicht herunterzufallen und dabei auszusehen wie Affe!«

»Gut, dann kommst du nächsten Samstag mit.«

Beschlossene Sache. Ich freute mich. Einen Nachmittag nur mit den Jungs zu verbringen, war bestimmt sehr unterhaltsam.

»Moritz, Frankie und ich wollten heute Abend ins Scream.«

»Soll das ein Angebot sein?«

»Sollte es, so ganz zufällig.«

»Dann sag ich mal so ganz zufällig ja.«

»Von halb neun bis neun ist der Eintritt frei, das heißt, ich möchte um acht Uhr hier los.«

»Kein Problem, ich schaff das, sind ja noch zwei Stunden. Aber wenn es dich nicht stört, würde ich mich jetzt gern umziehen.«

»Ach, ich darf nicht zugucken?«, ein Grinsen huschte über sein Gesicht.

»Nein, sonst überleg' ich es mir vielleicht anders.«

»Ich geh ja schon«, kaum hatte Kevin seinen Satz beendet, war er auch schon wieder aus meinem Zimmer verschwunden.

»Ach du scheiße! Du hast kein bisschen übertrieben!«, platzte es aus Melanie heraus.

»Ne? Sag ich doch.«

»Scheiße, warum hab ich einen Freund?«

»Weil Kevin mir gehört? Er ist mein Rotkäppchen.«

Grinsend öffnete ich die Tür meines Kleiderschranks. Uff, was sollte ich anziehen? Ich schnappte mir eine schwarze Hotpants und mein weißes Alesana-Fanshirt mit schwarzem Aufdruck. Zufrieden betrachtete ich mein Spiegelbild. Jetzt musste ich mich nur noch schminken und dann war ich fertig. Während ich also mit schwarzem Eyeliner in meinem Gesicht – oder besser, an meinen Augen – herum malte, redete Mello über Gott und die Welt. Es war schön, sie mal wieder um sich zu haben. Wir kannten uns schon, seit wir denken konnten und auch mein Umzug sollte nichts an unserer Freundschaft ändern.

»Sag mal Lina, wie viele Stunden hast du am Freitag?«

»Sechs. Wollen wir uns danach in der Stadt treffen?«

»Genau das wollte ich vorschlagen. Um zwei in der Stadt, in unserem Eiscafé?«

»Ist gebongt.«

Ich drehte die Kugeln meiner Snakebites heraus und ersetzte sie durch silberne Halbringe.

»Sag mal, kennt Kevin alle Piercings?«

Ich grinste und schüttelte den Kopf. Tja, die letzten zwei würden bis auf weiteres auch mein Geheimnis bleiben. Nicht mal mein Vater oder meine Mutter wussten, dass ich diese beiden hatte.

Gegen halb acht brachte ich Mello zur Haltestelle und ich fürchtete schon fast, sie würde bei der Verabschiedung in Tränen ausbrechen, tat sie aber dann doch nicht. Wir umarmten uns herzlich.

»Viel Spaß und schnapp ihn dir! Versprochen?«

»Versprochen!«

Die Tür der Straßenbahn schloss sich und ich sah ihr noch kurz nach, ehe ich zurück ging.

»Wow! Du siehst verdammt... gut aus«, stellte Kevin mit großen Augen fest, als ich wieder zurück war. Ich zog eine Augenbraue hoch und betrachtete ihn dann genauer. Er trug eine schwarze Röhrenjeans, ein Fanshirt von My Chemical Romance und seine rote Käppi. Ich grinste. Er sah verdammt heiß aus!

»Das Kompliment kann ich nur zurückgeben.«

»Danke, Kleine.«

»Bitte sehr, Rotkäppchen.«

Er lachte und zusammen verließen wir das Haus. Wir hatten auf dem Küchentisch eine Nachricht hinterlassen, dass wir in der Disco waren, damit sich unsere Eltern keine Sorgen machten. Als wir ankamen, stand bereits eine beträchtliche Schlange vor dem Gebäude und wir mussten geschlagene zehn Minuten warten. An der Bar entdeckten wir Moritz und Frankie, beide hatten ihr Bier schon zur Hälfte leer getrunken und ich war mir ziemlich sicher, dass das echt noch etwas werden konnte. Wie sich das nun mal gehörte, bestellten auch wir uns jeweils eine Flasche Bier und schon zog Kevin mich auf die Tanzfläche. Es machte Spaß, mit ihm zu tanzen. Die Zeit verging wie im Flug und wir leerten immer mehr Bierflaschen. Mit steigender Promille sanken jedoch auch die Hemmungen. Und dann spielten sie ein Lied, dass ich nicht kannte. Kevin hingegen schon. Ich würde dieses Lied am nächsten Tag genauso sehr verfluchen, wie ich es lieben würde. Der Refrain und die Bridge blieben mir ihm Ohr. Kevin kam mir gefährlich nahe, legte seine Hände auf meine Hüften und sang mit:

Wohoho wohoho

I drive drunken in my car

I have to fuck her hard

on dirty backseats in mom's car
 

Wohoho wohoho

It can't be real

rub her clit, comeshot tits

on dirty backseats in mom's car

.

.

.
 

let's get this party started

get the feelings right

take a picture

I just wanna have sex tonight
 

Ich ließ ihn nicht weitersingen. Ein Grinsen stahl sich auf meine Lippen und ich zog ihn so dich an mich, dass man höchstens ein Blatt Papier zwischen uns schieben konnte. Wir bewegten uns in demselben Takt und ich küsste ihn leidenschaftlich. Wie erwartet und erhofft, ging er auf den Kuss ein. In mir explodierte ein Feuerwerk und ich schlang meine Arme um seinen Nacken. Es fühlte sich an, als würde die Zeit stehen bleiben. Ich nahm nichts mehr wahr, außer mich, ihn und unseren Kuss. Mehr gab es im Moment nicht. Keine laute Musik, keine Tanzenden, nichts. Wie lange wir da standen und uns küssten, konnte ich nicht sagen. Erst als ich unsanft von irgendjemandem angerempelt wurde, lösten wir uns voneinander.

»Ist unser Liebespaar wieder ansprechbar?«, rief Frankie und grinste uns breit an.

»Hm«, brummte ich missmutig und fühlte mich ertappt.

»Mo und ich wollten gehen, heute ist irgendwie nichts los hier.«

»Gut, dann bis Montag«, entgegnete Kevin nach dem Motto »und deswegen musstest du uns stören?«

»Jetzt sei mal nicht so zickig. Ich wollte nicht, dass du uns hinterher noch anschreist, weil wir einfach abgezogen sind.«

»Jetzt seht zu, dass ihr verschwindet.«

»Euch auch noch viel Spaß«, grinste Frankie und zog Moritz hinter sich her.

Ich schlang meine Arme wieder um mein Rotkäppchen und sah ihn von unten an.

»Jetzt zieh mal nicht so ein Gesicht!«, sagte ich und schmollte.

»Du bist süß.« Er lächelte und sein Gesicht hellte sich auf.

»Du auch.« Kevin lief rot an und ich kicherte. Ehe ich es mich versah, lagen seine Lippen erneut auf meinen, doch ich schob ihn sanft von mir.

»Was ist?«, fragte er mich sichtlich verwundert.

»Nicht hier...«

Ich wollte ihn küssen, ich wollte ihn anfassen, aber nicht hier. Ich wollte Zärtlichkeit und das ging bei schneller, harter Musik einfach nicht. Ja, ich war eine verdammte Romantikerin!

»Wollen wir nach Hause?«

»Ja.«

Kevin nahm mich an der Hand und zusammen verließen wir das Scream und fuhren mit der Straßenbahn nach Hause. Schon auf dem Heimweg konnten wir die Finger kaum voneinander lassen, doch als Kevin die Haustür aufschloss blühte uns eine unschöne Überraschung. Ich kicherte, als er an meinem Hals herum knabberte und die Tür aufschloss. Plötzlich ging das Flurlicht an und mein Vater stand vor uns.

»Mist«, murmelte ich und ließ Kevin los. Auch er schien sich nicht besonders wohl in seiner Haut zu fühlen.

»Ja, Mist! Was fällt euch eigentlich ein? Einfach in die Disco zu verschwinden, betrunken und fummelnd nach Hause zu kommen. Kevin, ich habe dich gewarnt«, blaffte mein Dad uns an. Ich zuckte zusammen. Ich hatte ihn noch nie so wütend gesehen wie jetzt. Mein Vater war immer eine ruhige, rationale Persönlichkeit gewesen, es sah ihm überhaupt nicht ähnlich, so aus der Haut zu fahren.

»Es ist nicht Kevins Schuld«, verteidigte ich meinen Stiefbruder.

»Lina, bist du blind geworden? Guck ihn dir an, er hatte unzählige Freundinnen vor dir, denkst du, er meint es wirklich ernst. Er will nur seinen Spaß.«

Seine Worte wahren wie ein Hieb in die Magengegend. Alles in mir krampfte sich zusammen und weigerte sich, das zu glauben. Gut, Kevin sah heiß aus, also war es auch kein Wunder, wenn ihm die Mädels nur so nachliefen. Aber er wirkte nicht wie jemand, der die Mädchen nur zu seinem Vorteil ausnutzte.

»Pa, das ist mir egal!«, fauchte ich und stapfte davon. Vielleicht war es keine gute Idee die beiden allein zu lassen, denn ich hörte, wie sie sich lautstark stritten und auch wenn ich nichts Genaues verstand, wusste ich, dass es um mich ging.

Ich schlief sehr schlecht in dieser Nacht. Ich war aufgedreht, mein Kopf schmerzte und in meinen Augen brannten Tränen. Da verliebte ich mich ein Mal ernsthaft und dann war mein Vater dagegen! Ich kann doch auch nichts dafür, dass Kevin mein Stiefbruder war. Als ich um vier Uhr immer noch keine Ruhe gefunden hatte, stand ich auch und verließ mein Zimmer. Vor Kevins Tür blieb ich stehen. Ich überlegte lange, ob ich klopfen sollte. Ich fühlte mich schrecklich einsam, aber war es wirklich eine gute Idee, zu ihm zu gehen, in dem Risiko, dass Bettina uns wieder erwischen würde? Als ich die Tür meines Zimmers leise hinter mir schloss, war es bereits viertel vor fünf. Meine Füße waren kalt, da ich so lange im Flur gestanden hatte. Weder müde noch ansatzweise glücklicher legte ich mich wieder ins Bett und schlang die Decke Halt suchend um mich. Kurz darauf öffnete sich meine Tür einen Spalt.

»Kevin?«, fragte ich hoffnungsvoll.

»Kannst du auch nicht schlafen, Kleine?«

Ich atmete erleichtert auf, als ich seine Stimme hörte. »Nein. Magst du zu mir kommen?«

»Denkst du, dass es eine gute Idee ist?«

»Nein, natürlich ist es keine gute Idee! Aber ich brauch dich«, gab ich mit hochrotem Gesicht zu.

Ich sah nur seinen Schatten, wie er langsam auf mich zu kam. »Na, dann mach mal Platz für mich.«

Ins Nichts grinsend rückte ich ein Stück, sodass er locker neben mir Platz hatte. Ich würde ihm so gern sagen, was ich fühlte, aber ich befürchtete, alles kaputt zu machen, was wir hatten. Ich drehte mich zu ihm und kuschelte mich an ihn. Ich hörte sein Herz schlagen und legte meine Hand auf seine Brust. Ich konnte das schnelle, rhythmische Bumm-Bumm fühlen. Mein Herz schlug genauso schnell wie seines. Vielleicht ein gutes Zeichen? Mit einem Schlag überrollte mich die Müdigkeit.

»Schlaf gut, Rotkäppchen«, hauchte ich ihm zu.

»Du auch, Dornröschen«, entgegnete er genauso leise und küsste mich auf die Stirn. Ich fühlte mich geborgen in seinen Armen, es gab nichts, das mir jetzt etwas anhaben konnte. Ich konnte mich in einen tiefen Schlaf fallen lassen, denn ich wusste, so lange Kevin bei mir war, war ich sicher. Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug, war die Betthälfte neben mir verlassen und kalt. Ich blinzelte und dachte nach. Hatte ich mir nur eingebildet, dass er zu mir gekommen war? Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es bereits früher Nachmittag war. Ich setzte mich auf und entdeckte einen Zettel auf meinem Nachttisch. Guten Morgen Dornröschen, ich wollte dich nicht wecken und bevor meine Ma mich in deinem Bett findet, dachte ich, es wäre besser, wenn ich ginge. Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Wir werden das schon irgendwie klären können, mach dir nicht so viele Gedanken. Bis nachher. Kevin.

Vor »Bis nachher« hatte noch etwas gestanden, aber das hatte er so oft durchgestrichen, dass man es nicht mehr lesen konnte. Ich fragte mich, was dort gestanden hatte und warum er es bis zu Unleserlichkeit unkenntlich gemacht hatte. Nach einem Seufzen massierte ich mir die Schläfen. Mein Kopf dröhnte, als würde jemand mit einem Presslufthammer darauf Tango tanzen. Vielleicht hätte ich gestern etwas weniger trinken sollen. Ich stand auf und warf einen Blick in den Spiegel. Mello würde sagen, ich sähe aus wie durchgevögelt. Ich jedoch sagte, dass ich aussähe, als wäre ich gerade von den Toten auferstanden. Mit kurzen Worten, ich sah grauenhaft und fertig aus. Ich kämmte mir die Haare und ging dann hinunter in die Küche. Kevin saß am Tisch und trank aus einer Tasse.

»Guten Morgen«, brummte ich.

»Guten Mittag wohl eher. Kopfschmerzen?«

»Und wie!«

»Hab ich mir gedacht. Neben der Kaffeemaschine liegen Tabletten und im Schrank befindet sich Tee, der bewirkt wahre Wunder.« Um ehrlich zu sein, er hörte sich nicht besser an als ich mich fühlte.

»Du hast dich gestern mit meinem Vater gestritten«, fing ich an, nachdem ich eine Tablette genommen und Wasser in eine Tasse gegossen hatte.

»War wohl nicht zu überhören, was?«

»Nein, nicht wirklich. Es ging um mich, hab ich Recht? Er meinte, er habe dich gewarnt.«

»Ja, es ging um dich und um mich. Er möchte nicht, dass ich mich... an dich ran mache. Er denkt, dass ich dich nur verletzen würde. Er hat Recht, ich hatte einige vor dir, er traut mir nicht zu, dass ich treu bin. An sich ist dein Vater echt in Ordnung. Er tut meiner Mutter gut und ich mag ihn, aber das ist eine Sache zwischen dir und mir. Ich finde es nicht... gut, dass er sich einmischt.«

»Kann ich verstehen. Ich finde es auch nicht gut, aber er ist nun mal mein Vater und er will das Beste für mich. Es ist das erste Mal, dass er so offen damit konfrontiert wird, dass ich erwachsen werde und... na ja, Interesse an einem männlichen Wesen zeige.«

Kevin lachte leise und ich stimmte mit ein. Auch wenn mein Vater daran zweifelte, dass Kevin treu war, ich glaubte daran. Vielleicht war ich naiv, aber vielleicht hatte ich auch Recht. Ach, es war doch alles für den Arsch! Ich wollte ihm so gern sagen, dass es mehr als bloßes Interesse war!

»Darf ich dich was fragen?«, unsicher sah ich ihn an.

»Natürlich.«

»Was stand noch auf dem Zettel? Was hast du durchgestrichen?«

Wir sahen uns lang schweigend an und die Frage schwebte zwischen uns im Raum. Seine Augen strahlten so viel Zuneigung aus, dass ich glaubte, es mir einzubilden. Er schluckte, sagte aber immer noch nichts.

»Kevin?«, hakte ich nach.

»Ich habe gehofft, dass du das nicht fragen würdest. Es ist der unpassendste Ort und wohl auch der unpassendste Zeitpunkt, es zu sagen. Da standen die drei Worte, die ich dir seit Tagen gern sagen würde, aber ich traue mich nicht, sie auszusprechen. Ich habe es noch nie so ernst mit jemandem gemeint«, sagte er und stand auf. Ich lehnte gegen die Kante der Arbeitsfläche und sah zu ihm auf, als er vor mir stehen blieb. Meine Gedanken überschlugen sich und mein Herz versuchte wohl einen Marathon hinzulegen, so schnell raste es in meiner Brust. Die Schmetterlinge in meinem Bauch tobten und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Kevin war mir so nah, dass sich unsere Gesichter fast berührten. Ich sah ihm tief in die Augen.

»Ich liebe dich«, hauchte er so leise, dass ich ihn gerade so noch verstehen konnte.

»Ich liebe dich auch«, kam die Antwort direkt aus meinem Herzen. Mein Verstand hatte sich bereits verabschiedet und ich handelte nur noch nach meinen Wünschen, Sehnsüchten und Gefühlen und diese schreien gerade danach, ihn zu küssen. Und genau das tat ich. Taten wir. Denn wir kamen gleichzeitig auf die Idee uns zu küssen. Unsere Lippen vereinten sich sanft und mir war es so egal, was mein Vater dazu sagen würde. Ich liebte ihn, für mich war das Thema somit gegessen. Wir standen mitten in der Küche und liefen Gefahr, jeden Augenblick erwischt zu werden, aber das kümmerte mich kein bisschen. Hätte es aber vielleicht tun sollen... Ich vernahm ein lautes Räuspern. Ich war wütend, dass mein Vater ausgerechnet jetzt in die Küche kam. Als wir uns voneinander lösten und ich aufsah, stand zu meiner Verwunderung meine Mutter vor uns.

»Ma, was machst du hier!?«

»Freut mich auch, dich zu sehen. Ich finde es schön, wie gut ihr miteinander auskommt.«

Ich wurde rot und vergrub mein Gesicht – mal wieder – an Kevins Schulter und meine Mutter redete weiter: »Weiß dein Vater davon?«

»Er bringt uns um!«

»Ach was, das tut er bestimmt nicht. Sagt ihm einfach, dass ihr es ernst meint, spätestens nächste Woche hat er sich wieder beruhigt.«

Als ich keine Antwort von mir gab meinte sie: »Ich lass euch mal wieder allein.« Nachdem meine Mutter wieder verschwunden war, sah ich zu meinem Freund auf. »Reden wir morgen mit ihm? Heute ist alles noch so... frisch. Ich kann es selbst noch nicht richtig glauben.«

»Du bist süß.« Er hauchte mir einen Kuss auf die Lippen.

»Das sagt der Richtige.«

»Da wir gestern schon ziemlich früh gegangen sind, wollt ich fragen, ob wir heute Abend nochmal ins Scream gehen wollen.«

»Lieber nicht. Tut mir leid, aber ich fühle mich wie gerädert. Ist es in Ordnung, wenn wir das auf Freitag verschieben?«

»Natürlich ist es in Ordnung, wir können uns ja einen schönen Abend hier machen.«

Und genau das taten wir. Nach dem Abendessen verkrümelten wir uns nach oben auf sein Zimmer und guckten uns einen Film an.
 

Drei Wochen später beichtete ich meinem Vater, dass Kevin und ich eine Beziehung führten. Wie vermutet, zeigte er sich nicht besonders begeistert, aber er akzeptierte es. Ich hatte ihm mehr als deutlich klar gemacht, dass wir es ernst meinten und auch zusammen bleiben würden, wenn er dagegen ist. Nichts konnte uns trennen. Er hatte es eingesehen und mittlerweile war er froh, dass ich etwas mit Kevin hatte und nicht mit irgendeinem anderen. Bettina war von Anfang an auf unserer Seite gewesen. Klar, auch für sie war es komisch, schließlich liebte sie den Vater des Mädchens, das ihren Sohn liebte. Mello freute sich riesig für mich. Mit ihrem Freund war nämlich nach zwei Wochen wieder Schluss gewesen, aber so wie es aussah, hatte sie mal wieder den nächsten Kerl an der Angel. Man mochte es kaum glauben, sie hatte schon einige Beziehungen gehabt, aber erst ein Mal Sex. Und das mit ihrem ersten Freund, den sie – was sie nie zugeben würde – immer noch liebte. Ach ja und zum Thema Sex, Kevin und ich hatten bisher noch nicht miteinander geschlafen. Ich wollte nicht... na ja, ich wollte schon, aber ich traute mich nicht! Ich war froh, dass er mir die Zeit gab. Ich wusste, dass er gerne wollte, aber er hatte gesagt, so lange ich mich nicht bereit fühle, wäre das okay.
 

Es war Freitag, Kevin hatte am Montag seine Führerscheinprüfung bestanden und wir fuhren gerade mit dem Auto seiner Mutter ins Scream um das ordentlich – aber ohne Alkohol – zu feiern. Okay, ganz ohne Alkohol ging es dann doch nicht. Kevin trank ein Bier, mehr nicht, schließlich wollte er heil zurückfahren. Ich hingegen trank drei oder vier. Ich wusste es nicht mehr so genau. Aber auf jeden Fall war ich ziemlich angeheitert. Ich konnte kaum die Finger von meinem Freund lassen. Schließlich fuhren wir gegen zwei Uhr morgens wieder nach Hause. Kevin drehte das Radio auf und schob eine CD in den Player. Es war eine selbst gebrannte, mit allen möglichen Songs. Die meisten kannte ich. Kevin parkte das Auto vor dem Haus und dachte gar nicht erst daran, die Musik leiser zu drehen, denn gerade lief das Lied an, dass wir vor ein paar Wochen schon im Scream gehört hatten. Ich grinste, als er mich ansah, eine Augenbraue hochzog und den Text mitsang:

Wohoho wohoho

I drive drunken in my car

I have to fuck her hard

on dirty backseats in mom's car
 

Wohoho wohoho

It can't be real

rub her clit, comeshot tits

on dirty backseats in mom's car

Gut, heute sollte er bekommen, was er wollte. Ich drückte auf den Replayknopf. Okay, zugegeben, es war vielleicht nicht das Lied, das man bei seinem ersten Mal hören wollte, aber es war passend und ich hatte keine Probleme damit. Ich neigte mich zu ihm und küsste ihn erst zärtlich, dann immer leidenschaftlicher. Kevin ging erstaunt darauf ein und als meine Hände während eines intensiven Zungenkampfes unter sein T-Shirt wanderten, löste er sich von mir. Er sah mich verwirrt an. »Willst du wirklich...«, begann er und ich unterbrach ihn: »Auf den Rücksitzen in Mom's Car? Ja.« Er grinste und ich kletterte nach hinten. Er folgte mir wir küssten uns heiß und innig. Vorsichtig zog er mir das Top aus, das ich trug und öffnete meinen BH. Er sah mich erst überrascht an und küsste dann meine gepiercten Brustwarzen.

»Hast du noch irgendwelche sexy Überraschungen auf Lager?«, fragte er und ich schüttelte grinsend den Kopf, während ich mich an die Arbeit machte, seine störenden Kleidungsstücke zu entfernen. Ich hatte immer von anderen gehört, wie schön Sex sein soll, jetzt wusste ich es selbst. Es hatte gar keinen Grund gegeben, Angst davor zu haben. Kevin war unglaublich zärtlich gewesen und hatte diese Nacht in die Schönste meines Lebens verwandelt. Nachdem wir um Auto miteinander geschlafen hatten, waren wir auf sein Zimmer gegangen und hatten dort noch einmal wiederholt. Danach hatte ich so gut geschlafen, wie in meinem ganzen Leben noch nicht. Ich war froh, dass ich so lange auf mein erstes Mal gewartet hatte, denn ich hätte es mit niemand anderem als Kevin haben wollen. Ich liebte ihn und das würde sich so schnell auch nicht ändern.



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