Der Kuss
~Chapter 6: Der Kuss~
Doch so richtig zur Ruhe kam Sirius nicht in dieser Nacht. Noch vor wenigen Tagen hatte Severus es schon als sexuelle Belästigung betitelt, als sie nur neben ihm gelegen hatten um ihn warm zu bekommen und nun verlangte er solcherlei Dinge.
Dennoch musste Sirius irgendwann eingeschlafen sein, denn er wurde von Remus geweckt, der ihn gesucht hatte.
Erschrocken setzte sich Sirius auf.
"Gut geschlafen?", wollte Remus wissen.
Sirius blinzelte. "Scheinbar..." Desorientiert sah er sich um.
"Spaß gehabt? Ist das der Grund, warum ich ein Schlafmittel bekommen habe?"
"Nein!", meinte Sirius sofort las er den misstrauischen Ton in Remus Stimme
vernahm.
"Du hattest keinen Spaß? Warum liegst du dann nackt in Severus Bett?"
Sirius' Wangen flammten rot auf und er zog die Decke über sich.
Remus schnaubte und rauschte aus dem Zimmer.
Traurig sah ihm der Schwarzhaarige hinter her, ehe er seine Kleider zusammen zu
suchen begann. Er musste mit Remus reden und ihn aufklären. Irgendwie zumindest.
Remus war mittlerweile in der Küche und bereitete das Frühstück vor.
"Remi?", schlich Sirius sich wie ein geprügelter Hund in die Küche. "Es ist
nicht so wie du denkst..."
"Ihr hattet kein Sex?"
"Nein", schüttelte Sirius wahrheitsgemäss den Kopf.
"Warum wart ihr dann nackt?"
"Ich schlafe prinzipiell nackt wenn es nicht zu kalt ist", meinte Sirius, was
meistens sogar den Tatsachen entsprach.
"Und warum bei Severus?"
"Weil er das so wollte."
"Ach? Und du tust generell, was er will?"
"Wenn es unserem Wohl dient, ja."
"Was meinst du damit?" Remus funkelte Sirius an, bemerkte gar nicht, wie Severus
in die Küche trat.
"Nichts....", meinte Sirius und nahm Abstand, als er sich Severus' Anwesenheit
gewahr wurde.
"Warum tust du, was er verlangt und was hat das mit unserem Wohl zu tun?",
verlangte Remus zu wissen. Auch wenn der Vollmond vorbei war, wirkte der Werwolf
noch in ihm nach.
"Tut mir leid. Das kann ich dir nicht sagen."
"Was?", knurrte Remus.
"Es liegt daran, dass er es nicht verstanden hat", mischte Severus sich ein.
Wenn Sirius nichts von ihrem Packt sagen wollte, würde er ihn da wohl raus
hohlen müssen. "Kurz gesagt, damit der Trank richtig seine Wirkung entfaltet,
brauchtest du absolute Ruhe und da das Sofa unbequem ist, habe ich ihm gesagt,
er soll sich nicht anstellen und in meinem Bett schlafen. Wir sind schließlich
erwachsen."
Sirius sah überrascht, aber nicht undankbar zu Severus. Ja, Lügen war für einen
Slytherin schon immer einfacher gewesen als für einen Gryffindor.
"Stimmt das?"
Sirius nickte. Es entsprach vielleicht sogar wirklich der Wahrheit.
"Warum hast du das nicht gleich gesagt?"
"Ich... will nicht dass du was Falsches denkst..."
Remus schmiegte sich an Sirius. "Liebst du mich?"
Sirius Arme schlangen sich um Remus und er vergrub das Gesicht an dessen
Hals. "Mehr als mein eigenes Leben."
Keiner von den beiden bemerkte den finsteren Blick, der Severus ihnen zuwarf.
Sirius zog es vor Remus den ganzen Tag über immer wieder zu versichern wie viel
er ihm bedeutete und das alles was er tat oder je tun würde nur zu seinem Wohle
war. Er hoffte nur das Remus sich an diese Worte erinnern würde, wenn er nach
London reiste.
Gegen Abend zog Remus Sirius mit sich nach draußen. An einem kleinen See mit
Wasserfall, setzten sie sich auf die Steine am Rand und schauten sich gemeinsam
den Sonnenuntergang an. Es war lange her, dass sie beide Zeit gehabt hatten, so
ein Naturschauspiel zu genießen.
Sirius sass hinter Remus und hatte in fest an seine Brust gezogen. Hin und
wieder küsste er den Hals des Kleineren.
"Schatz", begann Remus, als sich die Dunkelheit über sie senkte. "Wenn du...
wenn du dich zu Severus hingezogen fühlst und... und was von ihm willst, dann...
ist das in Ordnung. Ich werde es dir nicht verbieten oder dir eine Szene machen.
Ich möchte nur, dass du immer ehrlich zu mir bist."
Sirius sah Remus mit ehrlichem Entsetzen an. "Wie kannst du so was denn nur
annehmen? Das geht doch gar nicht. Wie soll ich Severus mein Herz schenken, wenn
DU es schon so lange besitzt?"
"Um Vollmond herum kann ich lügen riechen und Nervosität."
"Ich hoffe du riechst auch meine aufrichtigen Gefühle."
Remus nickte zögernd.
Was Sirius ein Lächeln entlockte. "Danke... für dich werd ich alles ertragen."
"Wie meinst du das?"
Sirius schüttelte den Kopf.
"Lass uns schlafen gehen und heute schlaf bitte bei mir."
//Ein letztes Mal...//, dachte Sirius traurig und hielt Remus fest umschlungen
in dieser Nacht.
Von Sirius Bedenken und Ängsten ahnte Remus nichts, als Sirius am nächsten
Morgen bei ihm in der Küche saß, während Remus das Essen zubereitete. "Was hat
Severus gesagt? Können wir uns die Sachen schicken lassen?
"Ja, ich werd sie holen. Ich muss nur eine Kleinigkeit dafür erledigen."
"Was denn?"
Sirius blieb ihm eine Antwort schuldig.
"Morgen", begrüßte Severus die beiden und griff nach einem Brötchen, noch bevor
er sich setzte.
Jetzt oder nie. Das Flopulver hatte Sirius bereit in einer Hand, der Kamin war
bereit, so dass er schnell verschwinden konnte. Er erhob sich in einer
fliessenden Bewegung und noch ehe Severus sich setzen konnte, hatte in der
andere gepackt und küsste ihn vor den Augen seines Freundes und Gefährten. Nicht
keusch und unschuldig, sondern mit einer beinahe leidenschaftlichen Wildheit.
Seine Zunge drang forsch zwischen Severus' Lippen und erkundeten dessen
Mundhöhle, fuhren prüfend über dessen Zahnreihen, während sein Körper sich eng,
verdammt eng an Severus' presste bis diesem ein unaufhaltsames Stöhnen entwich.
Sirius war gut... und das wusste er. Dann endlich liess er von ihm ab und sah
ihn mit verschleiertem Blick an. Auch ihn liess so ein Kuss nicht kalt, aber er
war noch genug Herr seiner Sinne, dass er Severus los lassen und zum Kamin gehen
konnte, um wortlos zu verschwinden - einen geschockten Remus und einen scheinbar
kurzzeitig paralysierten Severus zurück lassend.
Zwei Tage später erschienen mit einem Plopp Remus‘ und Sirius‘ Sachen aus London
mitten in Severus‘ Höhle. Erschrocken quickte Remus auf, der damit nicht
gerechnet hatte.
Aber von Sirius keine Spur.
Seufzend strich Remus über die Lehne seines Sessels. Wehmütig dachte er daran,
wie er gemeinsam mit Sirius in dem Sessel gesessen hatte.
Kurz darauf war das Knacken im Kamin zu hören, das ankündigte dass jemand ins
Wohnzimmer flote.
Remus fuhr herum. Als er Sirius sah, fing er an zu strahlen.
Der Schwarzhaarige klopfte sich leichte Russflecken von der Kleidung und trat
auf Remus zu, den Blick schüchtern gesenkt.
Mit einem freudigen Schrei fiel Remus ihm um den Hals und küsste ihn
überschwänglich. "Ich hatte Angst, dass du nie wieder kommst."
"Ich war doch nur zwei Tage weg", stutze Sirius.
"Aber so wie du gegangen bist. Du hast uns einen gewaltigen Schock versetzt.
Severus ist immer noch total verwirrt wegen deiner Aktion." Remus seufzte
tief. "Da ist also doch mehr zwischen euch, als du sagst. Oder wenn da nichts
ist, wünscht du dir, dass da mehr wär." Mit traurigen Augen blickte Remus ihn
an. "Heißt das jetzt, dass es zwischen uns aus ist?"
"Nein!", schrie Sirius schon fast und nahm Remus fest in den Arm. "Nein, ich
liebe dich. Nichts und niemand kann daran etwas ändern."
"Du willst uns also beide?"
"Nein... irgendwann erklär ich‘s dir vielleicht. Vorerst ist nur wichtig dass es
dir gut geht und du deine Tränke bekommst."
"Sirius? Was verheimlichst du mir?"
"Nichts... ich... melde mich mal bei Severus zurück."
Remus hielt Sirius zurück. "Und das hat nichts mit den Tränken zu tun?"
"Was meinst du?"
"Das mit dir und Severus?"
Sirius zuckte mit den Schultern. Er durfte nicht darüber reden.
Zögernd ließ Remus ihn los. "Ich liebe dich. Egal was passiert. Aber du musst
das nicht machen, nicht für mich. Es gibt einen anderen Weg."
Doch Sirius schüttelte den Kopf und ging hinüber zum Labor um sich zurück zu
melden.
"Du bist zurück?", begrüßte Severus ihn.
"Das bin ich. Der Sessel steht im Wohnzimmer und Remus wird wohl gerade die
Bücherkisten auspacken."
Severus nickte. "Ich bin überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass du es
wirklich machst und dann auch noch so gut und so überzeugend."
"Wie... wie hat er reagiert?"
"Überrascht. Er hat sich bemüht mir aus dem Weg zu gehen und war sehr
nachdenklich."
"Warst du wenigstens zufrieden?"
"Nun, zumindest habe ich mir überlegt, dass ich den Trank weiter brauen werde,
egal ob du gehorchst oder nicht. Allerdings habe ich nicht vor, unser Abkommen
aufzulösen. Du wirst mir weiterhin gehorchen, tust du es nicht, werde ich dich
bestrafen. Aber du kannst es jederzeit beenden, du musst nur die Insel verlassen
und nie wieder kommen. Egal was du machst, egal wie du reagierst, die Tränke für
Remus werden nicht darunter leiden und solange ihr für den Haushalt sorgt und
Einkaufen geht, werdet ihr hier auch leben können, während ich das Geld
verdiene, das wir brauchen."
Sirius schluckte. Einerseits aus Angst, andererseits aus Erleichterung, weil
Remus' Zukunft gesichert war.
"Du kannst gehen und Remus die freudige Nachricht überbringen und die Bedingung,
dass er dafür meinen Haushalt führen darf. Ach und noch was, da ich nicht bis
zum nächsten Vollmond warten will, erwarte ich dich dreimal in der Woche nachts
in meinem Zimmer."
Sirius wurde blass, nickte dann aber. Immerhin hatte er etwas was er Remus sagen
konnte, warum sie auf einmal bleiben durften, ohne zu verraten welchen Preis er
dafür bezahlte.
"Schon wieder zurück?", meinte Remus überrascht, als Sirius wieder ins
Wohnzimmer kam, das Remus gerade umräumte und umdekorierte.
"Ja, ist alles geklärt. Der Preis für unser Hiersein: wir sind zu Heimchen
degradiert worden."
"Was?"
"Wir dürfen putze, kochen und einkaufen."
"Das ist doch in Ordnung, auch wenn es schwer wird, einen Beruf zu finden, wenn
wir uns um den Haushalt kümmern müssen. Aber wenn wir zusammen arbeiten, klappt
das schon."
"Severus behauptet ja genug Geld zu haben um uns durchfüttern zu können. Aber
ich bin froh wie es gekommen ist. Du siehst gut aus mein Wölfchen. Das Leben
steht dir."
"Danke." Remus küsste ihn. "Hilfst du mir?"
"Klar, was hast du für mich zu tun?", wollte Sirius wissen und streichelte
Remus' Rücken liebevoll, aber auch etwas sehr weit unten.
Remus lachte leise. "Wenn du so weiter machst, brauchst du mir beim Umräumen nicht zu helfen. Dann habe ich eine ganz andere Verwendung für dich."