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Happyness

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Ein schiefes Grinsen legte sich auf Miras’ Gesicht. Der Überraschungsmoment war also gelungen.

Aber es verschwand schnell, als Liam zu ihm sah „Ich will deine Pistole da auf dem Boden sehen!“

Er zeigte mit der Armbrust neben Liam, richtete sie danach schnell wieder auf ihn.

„Auch das noch...“ sagte Liam leise, dann aber direkt laut hinterher: „Hör mal, ...... Freund, ...“ Das letzte Wort sprühte vor Sarkasmus.

„Ich bin eben erst ’nem Raub entkommen.... Könntest du also nett sein und dir wen anders suchen? Kriegst auch mein Geld, wenn du mir nichts tust. Sei einfach nett, okay? Oder willst du lieber Essen?“

Während er sprach, hatte er die Pistole ganz langsam aus seinem Oberschenkel-Halfter gezogen und neben sich abgelegt, stieß sie dann leicht von sich weg.

Seitdem mehrere große Katastrophen vor beinahe zwanzig Jahren das Gesicht der Welt gravierend verändert hatten und nebenbei knapp zwei Drittel der Rasse Homo sapiens ausradierten, galten Menschenrechte, wie etwa das fundamentalste unter ihnen, Artikel 1, Absatz 1, GG, `Die Würde des Menschen ist unantastbar`, einen Scheiß.

Es würde niemanden geben, der nur auf den Gedanken kommen würde, Liam zu helfen, davon abgesehen, dass sie mitten in der Einöde waren. Doch dem jungen Mann mit dem aschblonden Zopf war das Glück ausnahmsweise hold. Der mediterran-wirkende Fremde hatte gerade nicht die Absicht, sein wehrloses Opfer zu massakrieren, zu schänden oder zu bestehlen.

Nein, eigentlich suchte Miras nur Hilfe:

Nachdem er genau beobachtet hatte wie Liam seine Waffe wegschob, senkte er ruhig seine Armbrust. „Ich will gar nichts. Nur eines wissen...“ Er hob seine verletzte Hand. „Kannst du mich in die nächste Stadt zu einem Arzt führen? Ich bezahle dich auch.“

Um Vertrauen zu erwecken, entfernte er den Pfeil und legte die Waffe auf den Boden.

Liam stand auf, nicht langsam und misstrauisch, sondern ganz normal. Auch eben hatte er keine Spur von Angst gezeigt. Entweder, er konnte diese gut verbergen oder er hatte irgendwann einfach resigniert.

So ging er auf Miras zu, ohne ihn genauer zu mustern, den Blick auf die verletzte Hand gerichtet. Direkt vor ihm blieb er stehen, warf den Zopf über die Schultern, nahm die Hand und zog die Augenbrauen zusammen: „.. Drei.. Vier Tage alt, hm? Sieht nach Schnittverletzung aus.. Abwehrverletzung? Der Verband muss sofort ab. Den würde ich sogar nach dem Abkochen nicht mehr nehmen.“ Er schnaubte kurz, blinzelte dann und sah das erste Mal in Miras’ Augen „Ich kenne mich ein wenig damit aus.. Wenn du willst, behandele ich dich.“

Miras wich automatisch zurück, als der Fremde einfach so auf ihn zukam. Dennoch ließ er ihn seine Hand nehmen. Anscheinend kannte er sich wirklich etwas aus, der ganze Vorfall war tatsächlich drei Tage her und er hatte sich das Messer des Angreifers irgendwie vom Leib halten wollen.

Missbilligend verzog er den Mund bei Liams Bemerkung zum Verband. Als wüsste er das nicht selbst! Eine Bemerkung blieb jedoch aus. Stattdessen erwiderte er Liams Blick mit gehobenen Augenbrauen und zuckte mit den Schultern. Unglaublich grüne Augen, ging ihm beim Anblick von diesen durch den Kopf. Doch er drängte den Gedanken schnell nach hinten.

„Okay, was willst du dafür? Ich habe kein Geld, nur Essen oder andere Tauschwaren.“

Liam blickte ihn kurz voller Verlangen, das von seinem irrsinnigen Hunger genährt war, an, räusperte sich dann übertrieben „Essen.. klingt nett...“

Er bedeutete Miras, sich zu setzen und nahm dann vor ihm Platz. Mit ein paar schnellen Handgriffen hatte er seine Umhängetasche geöffnet, die sich komplett in ihre drei Seiten ausbreiten lies. Es handelte sich um eine Eigenanfertigung, gespickt mit Fächern, Einschüben, aufgesetzten Taschen und Haltern und sie war komplett angefüllt mit allerlei medizinisch wertvollen Materialien wie Verbandszeug, Tinkturen, zwei faltbaren Schienen, Fläschchen mit intravenösen Medikamenten, eine Spritze und einer Extra-Mappe, die augenscheinlich Skalpelle und ähnliche Werkzeuge enthielt.

Aus einem Fach holte Liam den Flachmann, aus dem er eben noch getrunken hatte und legte ihn dazu. Er wirkte jetzt viel konzentrierter.

Miras beobachtete Liam ruhig bei seiner Arbeit und hielt ihm seine Hand hin. Das Aufblitzen in diesen ungewöhnlich dunkelgrünen Augen war ihm nicht entgangen, als er das Essen erwähnte. Schien alles gut zu laufen mit diesem Typen.

„Ich wickele den Verband jetzt ab.“ Gesagt, getan. Der schmutzige Klumpen wurde beiseite geschmissen. Liam öffnete den Flachmann und gab sich einen Schluck auf die Handfläche. Sehr lange und sehr ausgiebig rieb er sich die Hände ein, betrachtete währenddessen die Wunde. „Hm... Sieht nicht gut aus. Eher nach.. Wundbrand.“

Es gab einige Ärzte, oder solche, die sich Ärzte nannten, in dieser Welt. Manche waren auch tatsächlich noch relativ gut.

Aber es gab fast niemanden mehr, der wirklich handelte, wie ein Arzt aus der alten, zivilisierten Welt, sich die Hände so desinfizierte wie Liam, falls dieser sie sich überhaupt desinfizierte, und auch wirklich einen Plan zu haben schien.

Miras biss sich auf die Unterlippe, als ihm der Verband abgenommen wurde. Der Eiter war teilweise getrocknet und hatte sich auf wunderbare Art und Weise mit dem Stoff verbunden, den Liam nun abgerissen hatte. Einen Laut bekam er trotzdem nicht aus Miras heraus.

Erstaunt beobachtete er, wie Liam sich das Destillat ausgiebig in die Hände und Unterarme rieb. Das sah er selten. Ein wenig kannte er sich ja schließlich auch aus. Vielleicht hatte er hier ja sogar einen besseren Arzt als einen aus der Stadt vor sich sitzen.

„Was hast du jetzt vor?“

Liam betrachtete den Schnitt und wünschte sich Latex-Handschuhe, doch er hatte seit langem keine mehr auftreiben können. „Stark geschwollene Wundränder. Aber noch keine Ischämie oder nekrotisches Gewebe...“, murmelte er mehr zu sich selbst, ließ dann ein langes „Ehhm...“ von sich. Er setzte sich wieder gerade hin. „Ist schlimm, gibt aber wirklich schlimmeres. Ich schneide die Wundränder dünn ab, desinfiziere das Ganze und du kriegst mein verdammt-letztes Antibiotikum zur Sicherheit...“

Miras hörte still zu. Er nickte nur zustimmend und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass ‚Wundränder dünn abschneiden’ nicht so harmlos klang, wie er es gern wollte.

„.. Wär’ schön, wenn die Hand das überlebt. Ich bin Rechtshänder.“, informierte er Liam mit gespielter Leichtigkeit. Die Nervosität konnte man jedoch leise am Unterton erahnen.

„Naja...“ Liam lächelte matt. „... Einige Tage später hätte das mit Hand-behalten nicht mehr so rosig ausgesehen. Du solltest dich hinlegen.“ Er ließ Miras’ Hand los und nahm ein Skalpell aus der Ledermappe, das er auch zu desinfizieren begann.

Miras legte sich sogleich hin, die verletzte Hand hielt er in der Luft. Starr richtete er seinen Blick auf den Nachthimmel.

Unter freien Himmel von einem Fremden operiert zu werden, von dem er nicht mal wusste, ob er wirklich Arzt war (auch wenn alle Zeichen dafür sprachen).. das war mal so gar nicht nach seinem Geschmack.

Er blies die Wangen auf und lies Luft langsam entweichen. Einfach nur ruhig bleiben, mehr musste er nicht tun, hatte schließlich schon Schlimmeres erlebt.

Einfach an was Schönes denken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-01-22T15:06:18+00:00 22.01.2012 16:06
Ööhm... Hallo *wink*
Hab die FanFic gerade erst gefunden und gelesen... Es klingt interessant und hört sich spannend an. Irgendwie mag ich Liam x)
Auf bald,
Lit

Ööh... ich hab da mal ne Frage...
>>Ich schneide die Wundränder dünn ab, desinfiziere das Ganze und du kriegst mein verdammt-letztes Antibiotikum zur Sicherheit...“<<
Wie ist das gemeint - als verdammt-letztes Antibiotikum oder als verdammt! - Letztes Antibiotikum! [= Bemerkung? Ich bin manchmal kompliziert, wenn ich versuche mich verständlich auszudrücken :'D]



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