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If love was a word, I don't understand

von

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Why?

Es regnete. Es regnete als wolle der Himmel all das Leid beweinen, welches sich auf der Erde abspielte. Die graue Monotonie überzog das Himmelszelt schon seit Tagen.

Er stand da und starrte ins Nichts. Seine Züge waren wie versteinert, gezeichnet von den Grausamkeiten, die das Schicksal ihm bereitet hatte. Seine Finger klammerten sich um den Griff seines schwarzen Regenschirms als suchte er Halt an ihm. Weinen konnte er nicht mehr, die Tränen waren längst versiegt.

„Ein halbes Jahr...“, flüsterte er.

Er blickte auf als er einen Schrei vernahm, ein Kranichpaar flog über ihn hinweg. Ein Paar. Zusammen, so wie sie es einst gewesen waren, voller Freude und überglücklich.

Doch der Regen spülte diese Erinnerung weg, wie einen Fleck der dort nicht sein sollte.

Langsam bückte er sich und legte die weißen Lilien an den kalten Stein, sofort wurden sie vom niederfallenden Regen benetzt. Es waren seine Lieblingsblumen gewesen, er hatte sie sich zu seinem Geburtstag gewünscht. Heute war sein Tag, sein 27. Geburtstag, den er nicht mehr erleben konnte.

Für einen Moment wurden die Augen geschlossen und sich bemüht aufrecht stehen zu bleiben, er war schwach und das letzte halbe Jahr hatte an seinem Gemüt gezehrt. Tief fielen ihm die schwarzen Haare ins Gesicht als er zu Boden blickte. Die Kanji, die auf dem Grabstein standen, brachten ihn immer wie auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Person, die ihm alles bedeutet hatte, die sein Leben gewesen war, war tot. Drei simple Buchstaben die das Leben so drastisch veränderten. Niemals würde es je wieder so sein, wie es einmal war. Was waren schon Worte; der Tod war etwas, was man nicht in Worte fassen konnte, noch weniger die Leere, die er bei den nahestehenden Personen hinterließ. Die Beschränktheit von Worten wurde ihm in diesem Moment ganz besonders bewusst.
 

********
 

Es war der letzte Tag des Jahres, jeder der nun mit der Arbeit fertig war hatte nur das Ziel nach Hause zu kommen und im Kreise der Familie das neue Jahr begrüßen zu können. Ein Tag voller Erwartungen, was das neue Jahr wohl bringen würde? Ebenso erging es dem Schwarzhaarigen, der gerade die Treppen zu ihrem Apartment hinaufstieg. In der linken Hand trug er ein Daruma, das er heute besorgt hatte. Jedoch war er weniger euphorisch oder voller Erwartungen, so wie es die meisten Menschen wohl waren und sei es wegen ein paar freien Tagen mit den Liebsten. Auch kehrte er nicht zu seiner Familie zurück, sondern zu seinem Lover. Der Schlüssel drehte sich im Schloss, ehe die Tür geöffnete wurde. Es war dunkel im Flur, so dass die Hand instinktiv auf den Lichtschalter gelegt wurde. Die Lichter flackerten auf und er stellte das noch verpackte Daruma auf den kleinen Tisch am Eingang, ehe er sich die Schuhe auszog und neben die anderen Paare stellte, welche ordentlich und in einer Reihe platziert waren. Es dämmerte bereits, doch in ihrem Apartment brannte kein einziges Licht. Doch Yuu wusste, dass der Andere daheim war. Das Licht wurde ausgeschaltet und er ging durch den dunklen Flur, der ihn er ins Wohnzimmer führte.

„Ich bin da.“ , sprach er in das dunkle Zimmer, welches nur vom Dämmerlicht der Stadt erhellt wurde, das durch die riesige Fensterfront des Wohnzimmers fiel. Ganz leise konnte man noch den Lärm der unruhigen Stadt hören, die Hektik Tokyos war allgegenwärtig. Diese Stadt schlief nie.

Das Licht wurde eingeschaltet und erhellte das dunkle Zimmer. Da saß er, auf der Couch und starrte ins Nichts. Langsamen Schrittes ging der Ältere auf diesen zu und legte die Hände von hinten auf die Schultern des Brünetten, um ihm einen Kuss auf den Schopf zu hauchen.

„Hey... wie geht’s dir?“ Die Worte waren leise und vertraut. Sein Blick glitt zum niedrigen, gläsernen Couchtisch auf welchem sich ein Glas Wasser sowie eine Schachtel Filmtabletten befand, einige davon hatte man bereits heraus gedrückt. Stille. Der Schwarzhaarige löste sich kurz vom Anderen, setzte sich nun neben ihm und zog ihn etwas an sich.

„Im Moment ist es ok.“ Leicht legte der Brünette seinen Kopf auf die Schultern des Älteren. „Nur fürchte ich, dass ich keinen Appetit habe.“ Es war der letzte Tag des Jahres, Yuu hatte für diesen Anlass Zutaten für ein reichhaltiges Shabu-Shabu eingekauft. Sie würden nicht weggehen oder gar mit Freunden feiern, sondern den Tag zu Hause verbringen. Eigentlich war keinem der Beiden nach feiern zu Mute, nicht unter diesen Umständen, nicht so...
 

Der Topf mit kochender Brühe stand auf dem Tisch, ebenso wie verschiedene Gemüsesorten und Tofu. Der Schwarzhaarige hatte sich viel Mühe gegeben, wollte etwas Besonderes zaubern, gerade in dieser schweren Zeit. Es waren die kleinen Freuden, die sie genießen mussten. Der Brünette nahm die Teller mit dem hauchdünn geschnittenen Wagyū-Rind und dem Entrecôte um sie auf den Tisch zu stellen. Die Dip-Saucen hatte der Ältere sogar selbst gemacht, dieses Essen sollte wirklich etwas ganz Besonderes werden.

„Bei diesen leckeren Sachen musst du einfach Hunger bekommen.“ Der Schwarzhaarige lächelte sein Gegenüber an, obwohl ihm bewusst war, dass die Appetitlosigkeit seines Geliebten von den Tabletten kam. Wenigstens heute wollte er nicht über die Zukunft nachdenken, wollte sich wenigstens ein paar schöne Stunden mit dem Anderen machen.

Ein sanftes Lächeln zierte die Lippen des Jüngeren. „Du gibst dir so viel Mühe, wie könnte ich das verweigern.“

Es war eine fast normale Stimmung, die sich über die Beiden gelegt hatte. Man tauchte das Fleisch in die kochende Brühe, es wurde gescherzt, immer wieder brachte der Schwarzhaarige seinen Freund zum Lachen. Das teure Fleisch wurde in die Saucen getaucht und er ließ den Brünetten kosten. Es war so wunderbar unbeschwert, wie sie dort saßen und aßen, so als gäbe es nichts worum sie sich zu kümmern hatten und nur den letzten Tag des Jahres miteinander verbrachten, mit dem Menschen, der ihnen jeweils am nächsten war.
 


 

Er stellte das Daruma auf den Tisch, hatte es frisch entpackt, ehe er sich zu seinem Geliebten auf die Couch niederließ. Sie wollten die letzten Stunden des alten Jahres genießen. Mit einem schwarzen Stift malte er das linke Auge des Darumas aus. Er hatte einen Wunsch, dem er dem Daruma anvertrauen wollte. Die Hand des Schwarzhaarigen legte sich langsam um den Oberkörper seines Gegenübers und er sah ihm in die Augen, ehe er ihm eine Strähne des brünetten Haares aus dem Gesicht strich.

„Ich wünsche mir, dass wir kommendes Jahr genauso den letzten Tag des Jahres verbringen können.“ Eine kurze Pause folgte. „Zusammen, du und ich...“ Das Gesicht des Anderen war ausdruckslos, die Wahrheit schmerzte unendlich, die sie beide kannten. Schließlich waren es die Lippen des Älteren, die sich auf die Samtkissen seines Geliebten legten und nicht mehr weichen wollten. Langsam schloss der Brünette die Augen. Es war so sanft und doch so verlangend, die Arme hielten ihn, gaben ihm den Halt, den er in dieser Zeit mehr als alles andere auf der Welt brauchte.
 

Es war ein paar Minuten vor Mitternacht als das zweite Glas mit Champagner gefüllt wurde, ehe man die Flasche Moët & Chandon auf den Glastisch stellte. Yuu reichte dem Jüngeren ein Glas und schaltete das Licht aus. Hand in Hand standen sie im Dunklen vor der großen Fensterfront, durch welche man aus dem 22.Stock des schicken Apartments über die Stadt blicken konnte.

„Ich liebe dich...“, flüsterten seine Lippen und legten sich auf die seines Liebsten. „...Kouyou.“ Das Champagnerglas wurde langsam gehoben und die ersten Feuerwerkskörper explodierten am Himmel.

„Auf dass dir der Krebs noch ein paar Monate schenkt.“ Es waren nur geflüsterte Worte und doch lagen so sie schwer im Raum. Seine Hand lag sanft an der Wange des Brünetten. Bunte Farben erhellten die Nacht und erleuchten immer wieder ihre Gesichter. In diesem Moment konnte Yuu spüren wie die Tränen seines Liebsten über seine Hand liefen, die, welche aus den mahagonibraunen Augen strömten und über die Wangen des Brünetten rannen. Der Schopf des Jüngeren vergrub sich in seiner Halsbeuge und er hielt ihn im Arm, während sich das Schluchzen mit den kleinen Explosionen der Feuerwerkskörper verband.

Ein einzelne Träne lief nun auch über die Wange des Schwarzhaarigen, während er über den Rücken seines Geliebten strich, denn sie beide wussten, dass es ihr letztes Jahr zusammen war.

Es war wohl der schlimmste Punkt, der schlimmste Moment, denn sie wussten es, und es gab nichts was sie wohl hätten tun können, es gab kein Heilmittel.
 

Knapp eine Woche später saß der Schwarzhaarige im dunklen Wohnzimmer und hatte den Kopf in die Hände gestützt. Salzige Tränen tropften auf den Teppich. Auf dem gläsernen Couchtisch lag ein Abschiedsbrief. Noch immer hallte die Sirene des Krankenwagens in seinem Kopf nach, es war alles zu spät gewesen.

Auf dem Tisch stand das Daruma, das wohl für immer auf einem Augen blind bleiben sollte.
 

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Lieber Yuu,
 

es tut mir leid. Ich wollte niemandem zur Last fallen, sie war schon groß genug. Ich konnte die Schmerzen nicht mehr ertragen. Das letzte was ich wollte war, selbst und bei vollem Bewusstsein über mein Ende entscheiden zu können, bevor es die Krankheit wohl getan hätte.

Ich liebe dich
 

Kouyou
 

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********
 

Der Regen ließ nicht nach, sein schwarzer Anzug war bereits etwas durchnässt, trotz des Regenschirms den er über sich hielt. Über dem Grabstein ragte ein Kirschblütenbaum empor. Die zarten Blätter der Sakurablüten klebten teilweise noch am Grabstein, sie waren ungewöhnlich spät erblüht.

Noch einmal hob er den Blick, sah auf die weißen Lilien. „Happy Birthday.“ Heute wäre sein Tag gewesen. Mit festem Schritt wand er sich nun um und ließ das Grab zurück, den Grabstein mit den elegant eingemeißelten Kanji.

Takashima Kouyou.
 

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Der Dank gilt meiner lieben Bitch, die die Fiction beta gelesen hat.

Des Weiteren möchte ich mich für die bescheidene Aufmerksamkeit bedanken, die trotz eines ernsten Themas nicht gewichen ist.
 

Thank you very much for reading.
 

だい



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2011-12-11T13:10:13+00:00 11.12.2011 14:10
oh Gott.. das ist wirlkich sehr traurig ... TT.TT
aber das zeigt nur von deinem verdammt guten Schreibstil! All die Orte, am Grab, das Appartment waren so gut vorstellbar, dass die FF vor meinem innerenAuge abgelaufen ist wie ein Film.
Genauso wie die Atmosphäre richtig fühlbar war. Es war nichts übertrieben, alles realistisch und an manchen Stellen so deteiliert beschreiben, dass man sich richtig in die Gefühlswelt von Aoi reinversetzten konnte~
Besonders die Stellen, an denen er am Grab stand, fand ich wahnsinnig toll geschireben! *_* Man muss schon besonsders viel Mühe reinlegen, wenn man andere mit einer so kurzen, aber unglaublich ausdrucksvollen FF berühren will, aber das hast du auf alle Fälle Fälle geschafft! x3
Wirklich klasse Arbeit! *w*
*knuffz*
n_m_g
Von:  Last_Tear
2011-10-26T07:18:46+00:00 26.10.2011 09:18
Ok, ich sollte aufhören in der Schule FFs zu lesen
*sfz*
Jetzt starren mich alle blöd an, weil ich im Deutschunterricht sitze und heule .x.
But I don't care.
Es gibt nicht viele Sachen, die mich zum heulen bringen können, vor allem sehr wenige FFs.
Aber du hast es geschafft, sieh es als Kompliment.
Und auch, wenn es schwer ist für denjenigen, der zurückbleibt, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende oder schleichender Verfall.
Wirklich, wunderschön geschrieben


Von:  Gedankenchaotin
2011-10-15T20:54:38+00:00 15.10.2011 22:54
Das ist wirklich schön beschrieben, auch wenn es noch so unendlich traurig ist.
Man spürt richtig, wie sehr sich Yuu wünscht noch ein weiteres Jahr mit seinem Freund verbringen zu können.
Eine der wenigen FFs, bei der ich wirklich Gänsehaut beim Lesen gekriegt habe.

LG Gedankenchaotin
Von:  Chio-chanx4
2011-10-14T20:08:57+00:00 14.10.2011 22:08
oh gott das...
das ist so...
nyaaah Q_Q
ich heule...
ich mags nicht wenn einer von denen stirbt Q_Q
du bist doooof ><
aber die ist toll...
Von: abgemeldet
2011-10-10T19:34:27+00:00 10.10.2011 21:34
daaaaw Schnucki <3

Ich habe so lange schon keine Gazette FanFic mehr gelesen aber die ist echt schön, auch wenn sie Traurig ist, so banal es auch klingt. Sie ist schön auf die art und weise, wie du sie geschrieben hast. <3

Wunderbar ♥


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