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Im Namen des Herrn

von

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La Croce

Romano hatte sich verändert. Rasant, aber doch langsam genug, so dass Antonio es nicht bemerkt hatte. Wahrscheinlich hatte es damit angefangen, dass sein Schützling begonnen hatte die Bibel zu lesen. Dann hatte Lovino auf einmal begonnen jeden Sonntag in die Kirche zu gehen, bald schon mehrmals in der Woche. Erst hatte Antonio gedacht, dass aus Romano endlich ein anständiger Junge geworden war. Doch spätestens als Lovino immer den Rosenkranz bei sich getragen hatte, dem Antonio ihm geschenkt hatte, als er noch ein Kind gewesen war, hätte ihn das wundern müssen.

Aber selbst als sein Schützling immer öfter nach Rom reiste, hatte er nicht reagiert. Er hatte auch nie nachgefragt, was Lovino in Italien getan hatte und jener erzählte auch nichts. Aber stattdessen brachte er Dokumente mit sich, heilige Schriften. Romano war nie begeistert vom Lesen gewesen, aber jene Akten hatte er gierig verschlungen. Im Nachhinein fragte sich Antonio, wie er das nicht hatte bemerken können.

Jetzt war es jedoch zu spät, um etwas dagegen zu tun. Denn Lovino stand vor ihm, blickte ihm kalt in die Augen und ein unheilvolles Lächeln lag auf seinen Lippen. Das große, goldene Kreuz, das er um den Hals trug, schimmerte leicht im Licht der Nachmittagssonne. Es war ein wirklich schöner Frühlingstag, zu schön, um ihn Drinnen zu verbringen. Aber Romano hatte ihn hierher eingeladen, direkt in den Petersdom nach Rom.

„Wegen was wolltest du mich sprechen?“, fragte Antonio schließlich in die Stille hinein. Romanos Grinsen schien breiter zu werden und er wirkte fast schon berechnend. Er hatte sich wirklich sehr verändert, seitdem er Antonios Haus verlassen hatte. Gemessenen Schrittes ging er zu einem der Fenster, verschränkte die Arme und blickte nach Draußen. Es passte nicht zu ihm so ernst zu sein, er war noch ein halbes Kind.

Eine Weile herrschte Stille, ehe er sich auf einmal umdrehte und Spanien euphorisch angrinste. „Ich und der Papst haben eine großartige Idee!“, antwortete er und berührte kurz das schwere Goldkreuz. Aufgeregt schritt er nun auf Antonio zu, sein weißer Talar flatterte über den Boden. Es beunruhigte Spanien, Romano so zu sehen, er hatte ihn noch nie so begeistert gesehen. „Was für eine Idee…?“, fragte er schließlich zögernd nach.

„Ein Kreuzzug!“

Lovinos Augen leuchteten und Antonio glaubte, ihn noch nie so glücklich gesehen zu haben. Auch dies beunruhigte ihn irgendwie, denn bisher war er der einzige gewesen, der es vermocht hatte, Romano glücklich zu machen. Aber im Moment fragte er sich, von was sein Schützling überhaupt sprach. Antonio hatte dieses Wort noch nie gehört und wusste nichts damit anzufangen. Ratlos blickte er Romano an, der wohl ungeduldig wurde.

Genervt fasste sich der Jugendliche an die Stirn, ehe er so euphorisch wie zuvor erklärte: „Wir wollen das Heilige Land zurückerobern! Es aus den Händen dieser Ketzer reisen! Israel gehört den Christen!“

Sprachlos starrte Antonio Lovino an und hatte den Mund leicht geöffnet. Bisher war Romano immer ängstlich gewesen und auf einmal wollte er Krieg führen. Ein Umstand, den Antonio nicht verstand. Er kannte seinen Schützling, er bekam meistens innerhalb kürzester Zeit Angst und dann war es noch ein solches Vorhaben, Israel zurückzuerobern. Eine Stadt die hunderttausende Kilometer von ihnen entfernt war und man auf dem Weg dahin unzählige Länder, die den Christen nicht wohlgesinnt waren, durchqueren musste.

„Lovino, weißt du, was du da sagst? Woher willst du das Heer nehmen? Woher die Verpflegung? Hast du überhaupt schon einmal wirklich Krieg geführt?“, fragte Spanien schließlich. Kurz wurde er von seinem Schützling ratlos angesehen, doch dann legte sich der typisch trotzige Ausdruck auf Romanos Gesicht. „Papst Urban hat gesagt, dass er da schon einen Plan hat“, antwortete Lovino schließlich Schulter zuckend. Ungläubig runzelte Antonio die Stirn und sah Romano überlegend an. Er fragte sich, ob Lovino wirklich so sorglos einen Krieg beginnen wollte oder ob der Papst dahinter steckte.

Aber noch bevor Spanien nachfragen konnte, wurde er auf einmal gefragt: „Und ich wollte dich als Ersten fragen. Willst du an diesem Heiligen Krieg teilnehmen und uns helfen?“

Verwundert riss Antonio die Augen auf, ehe er Romano einfach nur anstarrte. Hoffnungsvoll blickte Lovino ihn an, diesem flehenden Blick, dem Antonio nie hatte widerstehen können. Aber genauso waren Antonios Gedanken bei seinem eigenen Land. Sein Volk wurde immer rasender wegen den Mauren, aber im Moment war Antonio gezwungen mit ihnen zu kooperieren, denn sein Heer war ausgeschöpft und musste sich erst neu formieren.

Doch um Zeit zu gewinnen, fragte er: „Ist das deine Idee oder die des Papstes?“ Verwundert blickte Romano auf, ehe sich ein wütendes tomatenrot auf seine Wangen legte und er ungehalten antwortete: „Natürlich! Willst du mir etwa unterstellen, dass ich mich von seiner Heiligkeit kontrollieren lasse?“ Kritisch betrachtete Antonio seinen Schützling, ehe er langsam nickte. Empört wurde er von Romano angesehen, während jener fluchte: „Ich bin kein kleines Kind mehr, das nicht auf sich selbst aufpassen kann! Sag mir lieber deine Antwort, du Bastard!“

Kurz biss sich Antonio auf seine Unterlippe, ehe er leise seufzte. Es war nicht unbedingt einfach für ihn, doch schließlich antwortete er: „Spanien wird nicht nach Israel ausziehen.“

Überrumpelt wurde er von Romano angestarrt, bis dieser wütend nachfragte: „Was?! Wie kannst du nur! Wie kannst du nur als Christ?!“ „Ich denke an mein Land, Lovino“, entgegnete Antonio. Doch Romano sah ihn daraufhin verletzt an, ehe er harsch meinte: „Toll! Dann verschwinde, Bastard! Ich will dich hier nie wieder sehen, niemals mehr!“ Verwundert blickte Antonio seinen Schützling an, aber noch bevor er etwas sagen konnte, rief Romano wieder: „Los, hau ab! Hau einfach ab, elendiger Ketzer!“

Seufzend wandte sich Antonio um und ging langsam los. Er konnte nicht widersprechen, schließlich war er hier auf italienischen Gebiet. Romanos bohrenden Blick konnte er deutlich im Rücken spüren, als er an der Türe ankam. Kurz zögerte er noch, überlegte, ob er sich noch einmal umdrehen sollte. Doch dann drückte er die Türe kräftiger als nötig auf und ging nach Draußen. Ganz leise vernahm er dabei noch ein Schluchzen und er wusste nicht, ob er es bereuen sollte, dass er Romano zum ersten Mal eine Bitte abgeschlagen hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Niekas
2011-11-29T18:44:38+00:00 29.11.2011 19:44
Ah... ich dachte zuerst, das hier würde ein Alternatives Universum werden (frag mich nicht, warum), aber dass das Ganze sogar historisch belegt ist, macht es wirklich interessant. Und ich kann mich ChibixYume nur anschließen, die Kreuzzüge sind mal ein anderes Thema als das, was man sonst so liest.
Dieses religions-besessene passt erschreckend gut zu Romano, muss ich sagen. Er hat mir ein bisschen Angst gemacht. Armer Antonio... wieso versagen eigentlich sämtliche Hetalia-Papas darin, ihre Kinder anständig zu erziehen? Es ist tragisch.
Der Schreibstil gefällt mir sehr gut und die Idee wie erwähnt auch. Ich würde mich freuen, mehr zu lesen :)

E-vieh
Von:  Naegi
2011-10-31T21:59:27+00:00 31.10.2011 22:59
Hey erstmal. ^^
Ich hab diese FF auf FF.de auch schon gelesen, aber ich wollte gerne hier ein Rev. schreiben, weil .. keine Ahnung. Außerdem ist es bei den Kommis hier noch so leer. :3
Also erstmal - wunderbare Situations- & Umgebungsbeschreibungen. Hat mir echt gefallen, auch die Gefühle von Romano konnte man, so abwegig sie auch sind, nachvollziehen.
Die Handlung im Geschichte ist .. was Neues, was ich durchaus positiv nennen kann. Schön, dass es mal eine FF über die Kreuzzüge gibt. Dieses Zeitalter kommt bei all' den WWII FFs immer zu kurz.
Rechtschreibfehler oder der Gleichen sind mir auch nicht aufgefallen, ich habe aber auch nicht danach gesucht, muss ich zugeben.
Ich bin echt gespannt wie es weitergeht. :3

Liebe Grüße,
ChibixYume


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