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Der Wahnsinn des Herzoges von Venomania

Chroniken der sieben Todessünden - die Wollust
von

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Hakua Netsuma

Hakua Netsuma

Alter: 23 Jahre

Arbeitslos
 

Es zogen ein paar Wochen ins Land, als es den Herzog sich aus einem geschäftigen Grund wieder in die Stadt zog - der Weinvorrat hatte sich über den Winter aufgebraucht.

Er selbst war ein paar Gläschen Alkohol nie abgeneigt, machte ihn doch der Pakt unempfindlich gegen jede Art von Rauschmitteleinfluss.

Außer, er wollte es.

Auch die Mädchen mochten ab und an aufgeheiterte Abende, an denen der Wein floss – stets endeten diese mit teils lustigen und kuriosen Ereignissen, an welche er immer gern mit einem Schmunzeln auf den Lippen zurückdachte.

An sich war Mikulia die einzige, die größere Mengen Alkohol aus einem ihm unerschlossenen Grund nicht zu vertragen schien.

Zudem unterbot es ihr noch recht zartes Alter, solche Mengen an Wein trinken zu dürfen – doch das hatte ihn auf ein recht Interessantes Detail aufmerksam gemacht.

Sie schenkte sich fast nie selbst ein – es kam hingegen häufiger vor, dass sie von den anderen drei Frauen hin und wieder ein paar Schlucke trank.

Keine der drei hatte ihr je eine Bitte abgeschlagen.

Ihr wurde gewährt, was sie mochte – Obwohl alle um ihren einst niedrigsten der gesellschaftlichen Ränge wussten.

Ihr Charakter hatte die Züge einer Frau angenommen, die sich nun – aus ihren beschränkten Freiheiten enthoben - nahm, was sie wollte: höflich, aber impulsiv.

Sie hatte Durchsetzungsvermögen entwickelt.

Der Herzog hatte bereits mehrere Abende einfach dagesessen und die Verhaltensweisen Mikulias beobachtet, ohne sexuelles Verlangen als Hintergrundmotiv.

Das einstige Bauernmädchen wusste mit der Zunge umzugehen und die Art der Diskussionen, die sie mit Mirigan führte, waren keine von der Klatschweibersorte, die Frauen dieser Alter des Öfteren zu führen pflegten.

Sie gewann an Klasse und eröffneten ihm gar neue Betrachtungsweisen auf manche der angeschlagenen Themen, welche sogar manchmal hin bis zu regelrechten Philosophiediskussionen fächerten.

Dazu kam, dass sie in dieser kurzen Zeitspanne gelernt hatte, ihr Aussehen für sich zu nutzen und gezielt einzusetzen.

Es war in der Tat schon mehrmals geschehen, dass sie ihn von sich aus überzeugt hatte, die Nacht in ihrem Bett zu verbringen und nicht in einem der anderen Mädchen.

Ihm kam es so vor, als dass sie für Momente seinen Willen beherrschte…

Wenn er es recht betrachtete, konnte sie vom geistigen Niveau her nie ein bloßes Bauernmädchen sein.

Kein Mann auf dieser Welt würde ihre sozialen Hintergründe je erraten, wenn er sie nicht kannte.

Der Herzog schmunzelte und genoss in vollen Zügen den Zug Wein der Flasche.

Das Licht brach sich in der funkelnden, Blutroten Flüssigkeit, als er das Glas leicht herumschwenkte.
 

Die Stadt war belebt und voll an diesem Abend.

Als er den Weinkeller betrat, schlug ihm der süße, schwere Duft wie eine gewaltige Woge entgegen.

Sowohl von den Holzgetäfelten Wänden als auch von dem schummerigen, gemütlichen Kerzenlicht strömte ein Aroma aus, welcher tief in seinem Inneren Erinnerungen von etwas unbekanntem wachrief, als er sich am Tresen niederließ.

Er grübelte eine Weile darüber nach, doch kam nicht darauf, was es war - als ein Schluchzen, so leise und schwach, als das es kaum hörbar war, an seine Ohren drang.

Dort, nur wenige Meter entfernt von ihm, saß eine junge Frau am Tresen, das Gesicht in den Armen verborgen auf der Theke, der Körper gekrümmt, als würde sie schreckliche Schmerzen und Qualen ertragen müssen.

Neben ihr eine stattliche Anzahl von leeren Flaschen.

Hochprozentigem.

Als er zaghaft ihre Schulter streifte, kaum berührte - schreckte sie hoch und sah ihn an, die Augen rot gerändert und verquollen, die Wangen feucht von Tränen.

Ihre Augen waren von der Purpurfarbe des verschütteten Weines auf der alten Holztheke; das lichtgraue, lange Silberhaar, heller als Mirigans - verklebte ihr in wirren Strähnen das Gesicht und fiel stumpf über ihre Schultern.

Doch trotz alldem schürte sich das altbekannte Verlangen in einem seiner Körperteile.

Ein Schauder überlief ihn, als er wehmütig daran dachte, was aus dieser Frau hätte werden können, wäre sie nur in ein anständiges Leben hineingeboren wurden.

Ihre üppigen Brüste mussten so schwer sein wie all die Sorgen, die sie im Alkohol zu ertränken versuchte – fast bildete er sich ein, ein Anflug von Mitleid in sich Aufkeimen zu spüren.

Doch war es nicht dieselbe Art von Mitleid, welches er damals für Lukana empfunden hatte.

Es war wirklich ein Jammer…

Zu schade…

Behutsam nahm er ihr die Flasche aus den zitternden Fingern und strich ihr so lange sanft über das Haar; wortlos, ohne einen Laut - bis sich ihre verkrampfte Haltung langsam entspannte und er sie führ fähig genug hielt, ihren Namen als Auskunft zu geben.

Er konnte sich vieles, was das traurige Schicksal dieser erbarmenswürdigen jungen Frau betraf,

aus ihren stockenden Worten, die über ihre bebenden Lippen krochen schnell zusammenreimen.

Hakua Netsuma.

Arbeitslos und allzu oft zu betrunken um überhaupt Schlaf zu finden – Dabei trank sie, um endlich schlafen zu können…

Sie besaß einen kleinen, gerade ins Knabenalter gekommenen Bruder, den sie allein durchbringen musste – Eine Geschichte, die sich in der pikierten Gesellschaft selten zutrug, in der bitteren Wirklichkeit jedoch alltäglich.
 

Da war ein Mann von reichem Blut, kein Herzog oder König gar - doch nannte er genug besitztum sein Eigen, um sich ein sonniges Leben zu gönnen.

Darunter waren auch einige Mätressen.

Die Frauen, die Kinder von ihm trugen interessierten ihn jedoch, einmal schwanger gegangen, nicht mehr.

Gewöhnlich.

Doch da gewahrte er ein junges Mädchen, dass die Eltern schweren Herzens aus Armut weggegeben hatten.

Gerade achtzehn Jahr und wunderschön wie die Sonne war es geworden, als jener Mann ein Auge auf es warf und sie bezirzte, bis sie sich ihm hingab – bis sie, wie die anderen zuvor, ebenfalls ein Kind in sich trug.

Die junge Frauhatte jedoch Gefühle für ihn entwickelt und flehte ihn so innig sie nicht wegzuschicken, dass er sich entschied sie bleiben zu lassen, sollte sie ihm einen Sohn schenken. Doch ein Mädchen wurde ihr geboren, und er jagte sie mit ihrem Kind im Trunk hinaus in die kalte Wintersnacht, ohne dass sie selbst von ihrer erneuten Schwangerschaft wusste.

Die Eltern des Mädchens hatten sich in ihren gramvollen Herzen selbst gerichtet.

Die junge Frau war allein.

Und so zog sie von Dorf zu Dorf und bat um Almosen, doch keiner der Dorfleute hatte in solch harter Zeit etwas vom Munde abzusparen und mehr eigene Mäuler zu stopfen als das von Straßenmädchen.

Das arme Ding erfor jämmerlich.

Doch die beiden kleinen Kinder, geborgen in den warmen Armen ihrer Mutter, überlebten.

Sie hätte vielleicht ihr eigenes Leben retten können, wenn sie die beiden verlassen hätte.
 

Hakua und ihr Brüderchen kamen in ein Findelhaus, in dem sie in menschenunwürdiger Armut heranwuchsen,.

Doch für das Mädchen war ihr kleines Geschwisterlein alles, was sie auf der Welt hatte.

Doch als die beiden ein arbeitsfähiges Alter erreicht hatten, warf man sie auf die Straße.

Hakua verdingte sich in verschiedenen Arbeiten, um ihrem kleinen Bruder eine Lebensgrundlage zu schaffen, doch ihre Kraft war am Ende, sosehr sie sich auch mühte...

für Bastardkinder hatte die Welt kein Brot… und kein Gehör.
 

Der Herzog verspürte einen glühenden Zorn und biss sich in einem Anflug von verborgener Rage auf die Zunge, bis er Blut schmecken konnte.

Diese verdreckten, arroganten Männer, dieses Pack von Lebensunwürdigen Hunden, die…

Er tat das Richtige.

Er brachte den Frauen nur das beste, was sie in dieser verwurmten Gesellschaft nicht finden konnte.
 

Er strich dem schluchzenden Mädchen in seinen Armen sanft über das Haar, doch der Blick, den er vor ihr verbarg, war härter und kälter als starres Eis.

Er schluckte hart, es schmerzte fast.

Sein ursprüngliches Ziel, diese Schandflecken von Menschen leiden zu lassen, war plötzlich stärker entfacht als die Begierde auf Hakua selbst.

Und dafür liebte er sie.

Er liebte sie dafür, dass sie ihm die Augen aufgerissen und gezeigt hatte, wozu er eigentlich die Frauen in sein Haus holte.

Um diese würde sich Niemand sorgen, doch…

Es war nun an der Zeit, nicht mehr nur zu seinem eigenen Vergnügen das Haus zu füllen.
 

Auf eine seltame Weise griff ihn das Geschehnis mehr an und brachte ihn stärker in Gedanken, als er anfangs geglaubt hatte, als er mit der leise weinenden Hakua das Lokal verließ.

Wurde er weich?

Sie presste ihren warmen Körper an ihn, als wollte sie förmlich ihm verschmelzen.

Ob ihre Tränen nun des Glückes oder der Trauer waren – der Bann hatte mitunter auch physische Auswirkungen, und für ihre gebrochenen Schwingen war er eindeutig zu stark.

Ihre Seele, vollkommen Zerschmettert, würde mehr Zeit zum heilen brauchen als Lukanas.

Er machte sich ernsthaft Sorgen um sie.

Eine völlig neue Empfindung erfasste ihn, als er der jungen Frau sorgsam seinen Mantel über die Schultern legte und sie behutsam in die Kutsche hob, als besäße sie Glasknochen.

Was war das bloß?

Wahrlich ein seltsames Gefühl, wie pulsierende, sanfte Wellen fühlte es sich an.

Wie langsam verebbende Wellen rann die Wärme durch seinen Körper, als er ihr einen zarten Kuss auf die Lippen drückte und merkte, wie sich das Mädchen langsam beruhigte und im Halbschlaf, die warme Wange auf seiner Schulter, wirre Sätze murmelte.

„Wieso wurdest du nicht schon früher geboren…Brüderchen... Mama, Papa…vergebt mir… “

Es war tiefe Nacht, als er schließlich mit der Schlaftrunkenen Hakua an der Hand in die Mansion eintrat.

Er wurde leise von Mirigan begrüßt, welche ihm mit einer heruntergebrannten Öllampe den Weg leuchtete, die leckende, rotgelbe Schatten an die Wände malte – Doch als sie in die Kellergewölbe passierten, begannen die Lippen des Mädchens plötzlich wie im Fieber zu zittern und nach den seinen zu suchen - heftige Schauder schüttelten ihren Körper, als sie ihr Gesicht an seiner Brust vergrub und sich in seinen Umhang krallte.

„Ich… Ich…will nicht… zurück zu… In die Keller, ich..“

Er erwiderte die Umarmung sacht und es war ihm, als würde die Furcht, die schrecklichen Erlebnisse und Entbehrungen, die die junge Frau durchlitten hatte, als seinen eigenen Schmerz spüren.

Mirigan trat zu ihnen und legte ihr freundlich eine Hand auf die Schulter; Hakua schreckte auf. Doch dann stahl sich ein müdes Lächeln auf ihre Lippen und sie blinzelte zaghaft - einmal, zweimal.

„Ha…Ha..llo.“

„Mein Name ist Mirigan. Keine Angst. Du bist hier in Sicherheit. Vertrau mir.“

Der Herzog dankte der jungen Wahrsagerin mit einem stummen, bedeutsamen Blick und geleitete die neue Mitbewohnerin in sein Schlafzimmer – sie war zutiefst erschöpft und schlummerte wohl bereits, als ihr Kopf in das weiche Kissen sank.

Der Herzog deckte sie sorgsam zu, küsste sie liebevoll und glitt geräuschlos aus dem Raum – Er würde Mirigan erst seinen Dank aussprechen.

Hakua brauchte ihre Zeit.
 

Und ein paar Tage Geduld lohnten sich.

Sie kam ihm von ganz allein entgegen.

Und sie war wundervoll.

Er liebte, wie sie leise beim Schlafen und atmen seufzte, und er liebte den Anblick, wie sich ihr Haar auf ihrem schweißnassen, nackten Rücken kräuselte, liebte ihre großen, weichen Brüste und die zierlichen Füße.

Abwesend fuhr er mit der Hand durch die Silberflut ihrer Haare und kam nicht umhin, endlos ihre hübschen Locken um seinen Finger zu wickeln

„Wie…“ murmelte er versunken, „…Kannst du nur so schön sein, nach dem, was du durchleiden musstest?“

Wenn sie lachte, kräuselte sich ihre Nase und es bildeten sich kleine Grübchen auf ihren Wangen – sie war nicht minder bezaubernd als die anderen Mädchen.

Anders als Mikulia hatte man ihre Blüte eingehen lassen, als sie sich gerade entfalten wollte.

Es bereitete dem Herzog bloße Freude, sie nur anzuschauen.

Ja, Hakua…

Es war vollendetes Glück, dass sein Weg den Ihren gekreuzt hatte.

Denn irgendwann wäre sie vielleicht aus einem anderen Grund nicht Nach Hause gekommen.



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