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Missing Leonardo

Ezio/Leonardo, (Altaïr/Malik)
von

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Zwischenkapitel - Abschied

Ein blendend weißes Licht verschluckte die Umgebung und die Alltagsgeräusche wichen einem monotonen Summen.

„Willkommen zurück, Des. Geht es dir gut?“

Desmond öffnete die Augen und fand sich in dem Animus wieder. Sein Blick war noch ein wenig verschwommen, aber immerhin hielt er sich nicht für Ezio.

Er schaute zu Rebecca auf, die gerade dabei war, die Kanüle aus seinem Arm zu entfernen.

„Ja, danke. Mir ist nur ein bisschen schwindelig.“

Auf einen Knopfdruck Rebeccas hin ertönte ein leises Surren und der kleine, gläserne Bildschirm verschwand wieder im Kopfteil des Animus 2.0.

Desmond setzte sich auf, was ihm augenblicklich höllische Schmerzen hinter den Schläfen einbrachte. Er verzog das Gesicht und massierte sich leicht die betroffenen Stellen.

„Ist wirklich alles okay?“, fragte Lucy besorgt von ihrem Schreibtisch aus. Sie hatte ihn anscheinend beobachtet.

Er nickte langsam, um seinen Kopf nicht unnötigen Schmerzen auszusetzen.

„Ja. Ich brauche nur ein bisschen Ruhe.“

Der erwartete bissige Kommentar von Shaun blieb jedoch aus. Wieso beschwerte er sich nicht, dass Desmond so schwach war?

Vorsichtig drehte er den Kopf gerade so weit, dass er in die Ecke sehen konnte, in der Shauns Arbeitsbereich untergebracht war. Doch der Stuhl war leer.

„Wo ist Shaun?“, fragte er verwundert.

Es war Rebecca, die antwortete.

„Mach dir um ihn keine Sorgen, Des. Er ist nur eben an die frische Luft gegangen. Wir haben ihm gesagt, dass wir dich jetzt raus holen.“

„Geh dich ruhig ausruhen. Wenn Shaun wieder 'rum meckert, sind wir ja auch noch da.“

Desmond hörte in Lucys Stimme, dass sie ihn wohl aufmunternd anlächelte. Es war eine verlockende Vorstellung, sich in das kleine Zimmer zurück zu ziehen und ein wenig zu schlafen. Er fühlte sich, als habe er zuletzt vor Jahren geschlafen. Jeder einzelne Muskeln seines Körpers meldete sich schmerzhaft und seine Glieder waren schwer.

„Aber was ist mit Abstergo?“, nuschelte er. Sogar seine Zunge war so müde, dass er die Worte kaum verständlich formulieren konnte.

„Desmond. Geh dich ausruhen. Es nützt niemandem, wenn du dich von dem Animus kaputt machen lässt. Erinnere dich, was mit Subjekt 16 passiert ist!“

„Lucy hat Recht. Ruh dich aus, wir machen morgen weiter. Deine Werte sind nicht gerade so, wie man es sich wünschen würde...“

Desmond gab sich geschlagen. Wenn er ehrlich zu sich war, wollte er ja auch gar nicht mehr weiter machen. Also hievte er sich aus dem Animus und schleppte sich in Richtung Tür. Sofort war Lucy an seiner Seite und stützte ihn. Wo war sie so plötzlich her gekommen? Er hatte sie nicht laufen hören. Aber vermutlich war er einfach zu fertig, um noch etwas wahrzunehmen.

Kraftlos ließ er sich von der blonden Frau in sein Zimmer helfen. Dort angekommen, ließ er sich sofort auf die Matratze fallen. Er seufzte erschöpft.

„Okay, also ruh dich aus. Ich wecke dich dann morgen. Wenn etwas ist, du weißt ja, wo wir sind...“, mit diesen Worten trat Lucy schon wieder aus der Tür. Doch dass sie diese hinter sich schloss, bekam Desmond schon gar nicht mehr mit. Schon war er in tiefen Schlaf gehüllt.
 


 

Die Dunkelheit war über das Schloss gekrochen und hüllte auch die letzte Ecke ein. Es war eine mondlose Nacht, nebelverhangen und kalt. Am Tag zuvor hatte es unaufhörlich geregnet. Und nun kündigte sich irgendwo in der Ferne ein Gewitter an. Leises Grollen hallte von den Bergen wider und rief ein dumpfes Gefühl in Altaïrs Bauch hervor.

Der Meisterassassine lag wach auf dem Rücken und starrte die dunkle Decke an. Wie auch schon die letzten Nächte konnte er nicht schlafen. Wann immer Unwetter sich ankündigte, pochte seine rechte Hand unaufhörlich. Seit der Zeremonie damals.

Gedankenverloren strich er mit den Fingern der linken Hand über der Stumpf des rechten Ringfingers.

Manchmal fragte er sich, ob er auch wetterfühlig geworden wäre, wenn die Wunde sich damals nicht entzündet hätte.

Ein kaum wahrnehmbares Klacken holte Altaïr aus seinen Gedanken. Die Tür wurde geöffnet.

Leise Schritte tapsten durch die Dunkelheit. Altaïr brauchte nicht aufzuschauen, um zu wissen, wer es war.

„Altaïr, schläfst du schon?“, flüsterte eine Stimme in der Nacht.

Zur Antwort setzte sich der Assassine auf und starrte in die Richtung, aus der die Stimme kam. Ein Schemen, nur vage erkennbar, bewegte sich unsicher auf ihn zu.

„Ich kann nicht schlafen.“, fuhr die Stimme fort.

„Ich auch nicht.“, antwortete Altaïr. Seine Stimme war rau und er musste schlucken. Die Silhouette seines Gegenübers war unverkennbar: ein Arm fehlte.

Malik setzte sich vorsichtig auf die Bettkante. Dem Assassinen lief ein Schauer über den Rücken. Es war seine Schuld, dass Malik nicht mehr im Außendienst arbeiten konnte. Und noch schlimmer, dass sein Bruder Kadar nicht mehr lebte. Niemals würde Altaïr sich das Verzeihen. Wie hatte er nur so verantwortungslos sein können? Er verdiente es nur zu Recht, wenn Malik ihn nun hasste. Natürlich konnte Altaïr es verstehen, würde er ihm nie verzeihen. Er würde sich nicht verzeihen. Und er rechnete es dem Rafiq hoch an, dass er hier bei ihm war.

Ein weiterer Donner grollte von den Bergen her. Das Gewitter kam näher. Malik starrte aus dem Fenster hinaus in die Dunkelheit der Nacht.

„Erinnerst du dich an den Tag, als wir in die Bruderschaft eingeführt worden sind?“

Altaïr erwiderte nichts, so fuhr Malik nach kurzer Pause fort.

„Wir waren noch fast Kinder! Und ich war so nervös. Ich wollte schon fortlaufen. Doch du hast mich fest gehalten und mir Mut gemacht. Du hast mir immer Mut und Halt gegeben.“

Verwirrt schaute Altaïr seinen Freund an. Er wusste nicht so recht, was Malik von ihm wollte. Wieso erzählte er das alles?

„Ja, ich erinnere mich an den Tag.“

Doch Altaïr erinnerte sich nicht gerne zurück. Auch wenn er es nie zugegeben hätte, so war er doch mindestens genau so nervös gewesen wie Malik. Er wusste noch zu gut, wie seine Hände gezittert hatten. Als Kind hatte er damals den Eid der Bruderschaft geschworen und bis zum heutigen Tage auch nicht gebrochen. Man hatte sie Disziplin gelehrt und mit Schmerzen bestraft, sollte man ungehorsam gewesen sein. Dafür hatten sie gelernt, mit Waffen um zu gehen und wurden in die Künste der tausend Tode eingeweiht. Altaïr war stets einer der besten Schüler gewesen, was ihn heute zum Adler von Masyaf gemacht hatte. Und doch …

Altaïr konnte sich nicht helfen. Er wünschte sich immer öfter ein normales Leben geführt zu haben. Er wollte nicht der einsame Bote des Todes sein. Hätte er doch damals Malik nicht zurück gehalten, sondern wäre mit ihm fort gelaufen!

Wie anders, wie friedlich wäre sein Leben verlaufen …

„Ich danke dir dafür.“

Überrascht sah der Assassine zu seinem Gegenüber auf. Er hatte vollkommen den Faden verloren.

„Wofür?“

Jetzt schaute Malik Altaïr an, fixierte dessen Augen und es schien, als blicke er direkt in seine Seele. Altaïr stockte der Atem. Selbst wenn er durch die Dunkelheit nur schwerlich Maliks Gesichtsausdruck erkennen konnte, so funkelten dessen Augen doch so stechend, dass es ihn direkt ins Herz traf. Doch so sehr er auch wollte, er konnte den Blick nicht abwenden.

„Dafür, dass du immer bei mir warst.“

Ein schrecklicher Gedanke huschte durch Altaïrs Kopf.

„Malik, das klingt wie ein Abschied! Sag mir bitte nicht, dass du gehen willst!“

Doch der Rafiq schwieg. Er sah ihn nur immer weiter mit diesen stechenden Augen an, als würde dies alles sagen, was zu sagen war.

Eine ungewisse Hilflosigkeit keimte in Altaïr auf. Er hatte seinen Freund schon einmal verloren. Dies wollte er auf keinen Fall ein zweites Mal!

„Nein. Ich lasse das nicht zu, Malik. Wo willst du denn hin?!“

Langsam schüttelte der Jüngere den Kopf, mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.

„Altaïr.“

Doch dieser wollte sich nicht geschlagen geben. Seine Miene verfinsterte sich, wenn sich auch sein Herz schmerzhaft zusammen zog.

„Wann?“

„Nicht heute.“

Maliks Antwort war nur gehaucht, doch es reichte, um Altaïr eine Gänsehaut zu verpassen und sein Herz aussetzen zu lassen. Wie lange hatte er noch Zeit mit Malik? In ihm stiegen die Tränen hoch. Mit größter Mühe hielt er sie jedoch zurück. Er wollte nicht vor Malik weinen. Er wollte nicht schwach sein!

„A-aber...“, er musste schlucken, so sehr schnürte ihm der bevor stehende Abschied den Hals zu, „Ich brauche dich … Malik!“

Er spürte, wie ihm ungewollt nun doch die ersten, heißen Tränen die Wange hinab rannen. Schnell wandte er das Gesicht ab, doch es war schon zu spät. Malik hatte es bemerkt. Traurig lächelnd hob er die verbliebene Hand an Altaïrs Wange und strich sanft die salzigen Tränen fort. Langsam beugte er sich näher zu dem Assassinen und sah ihm tief in die Augen.

„Noch bin ich hier!“, flüsterte der Rafiq und Altaïr konnte seinen warmen Atem auf seinen Lippen spüren. Nur einen Herzschlag lang zögerte Malik noch, während er in Altaïrs Augen ein Zeichen suchte, dann schloss er die Augen und legte seine Lippen zärtlich auf ihr Gegenstück.

Zunächst überrascht erwiderte der Assassine dann den Kuss voller Leidenschaft. Auch er schloss die Augen und verdrängte für einen Moment, dass dies wohl die letzten Minuten mit seinem Freund waren. Er wünschte sich, die Zeit würde für sie stehen bleiben.

Doch nach einigen Herzschlägen schon löste Malik sich von ihm und sah ihm wieder in die Augen.

„Geh nicht. Bitte, geh nicht!“

Altaïr legte all seine Verzweiflung in seine Worte, in der Hoffnung, seinen Freund noch umstimmen zu können. Doch dieser lächelte ihn wieder nur sanft und traurig an, ohne dass das Lächeln die Augen erreichte.

„Ich muss gehen.“

„Warum?“

Altaïr wollte es nicht einsehen. Welchen Grund gab es, dass Malik so überstürzt aufbrechen musste?

„Ich muss. Bitte verzeih mir.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, umarmte der Rafiq Altaïr. Der Assassine konnte das Herz seines Freundes schlagen hören.

„Ich liebe dich, habibi.“

Noch einmal drückte er ihn fest an sich, dann war er in der Dunkelheit verschwunden. Zurück blieb ein hilfloser Altaïr, der verwirrt in die Nacht starrte und nicht wusste, was er nun machen sollte. Warum? Er war allein. Eins war sicher: Diese Nacht würde er sicher keinen Schlaf mehr finden...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Card-Master
2012-01-20T16:54:30+00:00 20.01.2012 17:54
Argh~ da habe ich mich endlich eingelesen und warte die ganze Zeit darauf, dass es endlich mit Malik weiter geht und dann kommt sowas ;__;
*theatralisch seufz*
Drama, Baby~
Aber echt gut geschrieben. Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel
Von:  MalikAlSayf
2012-01-19T23:36:31+00:00 20.01.2012 00:36
Malik darf nciht gehn! ;__;
Bin echt gespannt wie es weiter geht! T_T
Von:  Nara-san
2012-01-19T19:16:35+00:00 19.01.2012 20:16
Nooooooooin! Malik soll nicht weggehen! T.T
Warum macht er sowas auch!
Schreib schnell weiter! *wissen will*


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