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Der Himmel muss warten

von

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Zeit für Zärtlichkeit

XLII) Zeit für Zärtlichkeiten
 

Megs Wut wandte sich jetzt vollkommen gegen Sam. Sie hatte sich das Messer aus dem Bein gezogen und es achtlos fallen gelassen.

„Was sollte das denn, Sammy? Denkst du, ich bin noch der kleine unwissende, dumme Dämon, den ihr aus dem Fenster werfen konntet? Es hat lange gedauert, bis ich das erreicht habe, was ich jetzt bin. Aber jetzt sind meine Kräfte um ein vielfaches größer, als die meines Vaters!“

Eine einfache Handbewegung riss Sam vom Boden und ließ ihn laut polternd gegen eine Reihe Spinde prallen. Kaum sackte er zu Boden, riss ihn ihre nächste wegwerfende Geste schon wieder hoch, ließ ihn durch die Luft wirbeln und hart gegen die nächste Wand schlagen.

Zwischen den Wänden spielte sie mit Sams Körper Pingpong.
 

Dean kam wieder auf die Beine. Seine Hand war um den Messergriff gekrampft.

„Lass Sam in Ruhe!“, keuchte er wütend und rammte ihr das Messer zwischen die Rippen.

„Jetzt hab ich aber genug von euch!“, kreischte sie, und schmollte im nächsten Augenblick: „Ihr lasst mir aber auch keinen Spaß!“

Sie zerrte das Messer erneut aus ihrem Körper und wirbelte blitzschnell zu Dean herum. Ohne Chance wirklich angemessen reagieren zu können riss er seinen Arm nach oben, um wenigstens sein Gesicht zu schützen.

Das Messer bohrte sich durch seine Hand.

Ein erstickter Schrei quälte sich aus seinem Mund und dann übernahm der Engel sein Handeln. Der Schmerz in seiner Hand war vergessen.

Er legte seine linke Hand auf ihren Bauch. Ein Energiestoß katapultierte sie gegen die Spinde.

Deans Gesicht war von der Wut auf sie und der Angst um Sam verzerrt, während sich nun seine Hand mitleidlos zur Faust ballte.

Megs Hände fuhren zu ihrem Hals und versuchten, das zu fassen zu bekommen, was ihr das Leben nehmen wollte.

Sie hatte keine Chance gegen die Kräfte des Engels. Viel zu schnell starb sie flackernd und der Engel zog sich zurück. Dean sackte kraftlos auf die Knie. Einen Augenblick blieb er einfach nur so sitzen und versuchte seinen zitternden Körper wieder unter Kontrollen zu bekommen.

Dann riss er sich das Messer, das noch immer in seiner Hand steckte, heraus. Ein gedämpfter Schmerzensschrei entrang sich seiner Kehle. Er ließ die Waffe achtlos fallen und kämpfte sich auf die Beine. Mit wenigen Schritten war er bei Katy und kniete sich neben ihren reglosen Körper. Seine Hände wanderten darüber und das blaue Leuchten erschien.

Sie sollte nicht sterben müssen, nur weil ein von Hass zerfressener Dämon sich ihren Körper ausgeliehen hatte.

„Was machen sie mit Mrs. Sharpe?“, brüllte ein Mann, der eben in den Raum gepoltert kam.

Wenige Schritte später prallte er gegen eine unsichtbare Wand. Der Kollege, der ihm gefolgt war, rannte in seinen Rücken und beide gingen zu Boden.

Ein Lächeln huschte über Deans bleiches Gesicht. Langsam erhob er sich und ging zu den Dämonen.

„Löst die Geister aus eurem Bann!“, forderte er mit brüchiger Stimme.

„Vergiss es!“, entgegnete einer der Schwarzäugigen.

Ohne Vorankündigung ballte sich Deans Hand zur Faust. Er hatte weder Lust noch Zeit für Höflichkeitsfloskeln.

Der vorlaute Dämon starb flackernd.

„Löse die Geister aus dem Bann!“

Wortlos nickte der Dämon und begann lateinische Worte zu murmeln, die Dean nicht interessierten. Er hoffte nur, dass der Schwarzäugige schnell zum Ende kommen würde. Sein Blick wanderte immer wieder zu Sam. Zu gerne würde er sich um ihn kümmern. Zu gerne würde er ihn jetzt einfach nur im Arm halten, doch er musste sich erst um ihr Problem hier kümmern. Wer wusste schon, wann der nächste Arbeiter in den Raum geplatzt kommen würde. Denn auch wenn der wahrscheinlich ein normaler Mensch sein würde, er würde sich sofort auf die Seite seines Kollegen stellen, und Dean hatte keine Zeit für lange Erklärungen. Auch wollte er niemanden verletzen, der menschlich war.

Die Augen des Winchester huschten beständig von Sam zu Katy zu dem Dämon. Blut tropfte von seiner Hand in dicken, schweren Tropfen unbeachtet zu Boden.
 

Sam hatte sich noch immer nicht gerührt.

Sein Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig und er gab leise, gurgelnde Geräusche von sich.

‚Verdammt noch mal! Warum beeilte sich der Kerl nicht einfach?’, wütend funkelte Dean den Dämon an.

Der sprudelte die letzten Worte heraus.

„Sie sind frei“, sagte er kleinlaut.

Der Winchester nickte. „Ich kann dich trotzdem nicht hier auf der Erde lassen. Willst du zurück in die Hölle oder sterben?“

„Ich will nicht zurück! Töte mich, wenn es sein muss, aber schick mich nicht wieder zurück!“

Wieder nickte Dean und seine Finger krümmten sich zum dritten Mal in dieser Nacht.

Der Dämon starb schnell.
 

Die beiden Männer, die schon vorher von ihren Dämonen befreit worden waren, begannen sich zu regen und auch Katy stöhnte leise. Dean überbrückte die wenigen Schritte bis zum Panikschalter neben der Tür und drückte den, um Hilfe zu rufen. Dann hetzte er zu Sam, kniete sich neben ihm nieder und zog ihn auf seinen Schoß.

Gleich darauf waren die Brüder verschwunden.

Die Sicherheitskräfte stürzten fast zeitgleich mit ihrem Verschwinden in den Umkleideraum.
 

Kaum waren sie wieder auf ihrem Boot, als Dean auch schon seine Hände über seinen Sammy gleiten ließ. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Er konnte Sam heilen, ohne dass der einen Aufstand proben und fordern konnte, dass er sich auch heilte.

Der Jüngere war noch immer bewusstlos, aber Dean hatte schlimmere Verletzungen erwartet, so wie Meg seinen kleinen Bruder durch die Gegend geschleudert hatte. Kaum dachte er an sie, als auch schon wieder die Wut in ihm hoch kochte. Sie und ihre Familie hatten ihnen soviel Ärger und Verlust gebracht, dass selbst das Wissen, dass sie jetzt endlich alle tot waren, seine Wut nur wenig dämpfen konnte.

Sams Körper war schnell wieder so makellos, wie vor wenigen Stunden. Zärtlich strich Dean ihm über die Wange.

Dann kämpfte er sich mühsam auf die Beine und schlurfte ins Bad. Er wollte dringend eine Dusche und dafür sollte er sich beeilen! Sein Körper würde bald mit der lästigen aber unausweichlichen Regeneration seiner Engelskräfte beginnen und er wusste nicht, wie schlimm es diesmal werden würde. Auf keinen Fall wollte er irgendwo zusammenbrechen, wusste er doch nicht, wann er danach wieder zu sich kommen würde, oder wann Sam wieder auf die Beine kam.

Nein, er wollte nicht ewig in der Dusche liegen müssen.
 

Schnell wusch er das Blut aus Sams Gesicht, brachte ihn ins Bett und kroch, nachdem er seine Hand notdürftig versorgt hatte, ebenfalls unter die Decke. Duschen hatte er sich schon nicht mehr getraut. Seine Knie fühlten sich schon viel zu wackelig an.

Sam noch einmal zärtlich über die Wange streichelnd ließ er sich auf seiner Seite des Bettes fallen. Jetzt konnten die Krämpfe kommen!

Und sie kamen.
 

Verschlafen blinzelte der Jüngere in das Sonnenlicht, das durch die Fenster in ihr Schlafzimmer fiel. Etwas Essentielles fehlte.

Dean!

Suchend tastete seine Hand neben sich das Bett ab. Gleichzeitig überlegte er, was passiert war.

Er drehte den Kopf zur Seite und sah Dean, der tief und fest schlief. Aber warum so weit weg von ihm?

Dann erkannte er, dass Dean alles andere als entspannt schlief, und noch bevor er sich fragen konnte warum, begann sein Bruder zu krampfen.

Mit wenigen Bewegungen rutschte Sam auf die andere Seite des Bettes, umfasste Dean und zog ihn auf sich.

Zärtlich strich er ihm über Arm und Rücken und versuchte ihm damit wenigstens das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein.

Ganz vorsichtig tastete er sich in Deans Bewusstsein, immer bereit, sich zurückzuziehen, sollte Dean ihn nicht wollen, oder die Schmerzen so schlimm werden, dass sie auch ihm das Bewusstsein rauben könnten. Er wollte Dean ungern allein lassen.

Nichts dergleichen passierte.

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er konnte fühlen, wie Dean sich unter seinen Berührungen leicht entspannte. Auch waren die Schmerzen und Krämpfe nicht so schlimm, wie vor ein paar Wochen, nachdem der Jäger versucht hatte, ihn zu exorzieren.

Das Fieber war dieses Mal auch nicht wirklich besorgniserregend.
 

Langsam untersuchte er seinen Bruder auf weitere Verletzungen. Was hatte Meg ihm noch angetan?

Natürlich hatte Dean wieder blaue Flecken am Hals, da, wo sie ihn gewürgt hatte. Und dann war da noch ein ziemlich dilettantischer Verband um Deans Hand.

Ganz langsam brachte er seinen Bruder dazu, seinen Arm soweit zu bewegen, dass er sich die Hand anschauen konnte.

Der Schnitt ging durch die Hand und sah nach einem gezackten Messer aus. Seinem Messer?

Hatte Meg Dean mit seinem Messer verletzt? Er konnte nur hoffen, dass die kleine Dämonenschlampe endlich tot war, sonst würde er höchstpersönlich in die Hölle gehen und sie dort umbringen!

Erst jetzt brachen die Erinnerungen an die letzte Nacht vollständig durch.

Aber, er hatte keine Schmerzen?!?

Ungläubig tastete er seine Nase ab. Sie war gebrochen gewesen! Er hatte das Knacken noch im Ohr und auch den Schmerz, der sich in seinem Gesicht ausbreitete. Doch da war nichts. Keine Prellung und wohl auch kein blauer Fleck erinnerte an das Geschehen.

Dean!

Sein Bruder hatte ihn geheilt. Natürlich hatte der das getan.
 

Warum nur ihn und nicht sich selbst auch?

Doch kaum hatte er sich diese Frage gestellt, wusste er die Antwort.

Auf der einen Seite hätte Dean ihn nie leiden lassen können, und er war viel zu schwer verletzt, als dass diese Wunden so einfach von selbst hätten heilen können, auf der andere Seite hatte Dean auch Meg und die Dämonen vernichten müssen.

Wenn sich Dean auch noch selbst geheilt hätte, wären seine Krämpfe sicher schlimmer gewesen.

Also würde Sam jetzt erst mal abwarten, bis sein Engel wieder okay wäre, und ihn dann bitten, seine Hand zu heilen.

Das sollte doch wohl machbar sein.
 

Mit einem Lächeln auf den Lippen strich er Dean weiter sanft über den Rücken und gab sich selbst Rechercheverbot!

Die nächsten Tage waren für Dean und nur für Dean reserviert. Schließlich hatte er noch ein Versprechen einzulösen!

Ein Lächeln huschte über Sams Gesicht. Deans Anfall war vorüber und diese Zeit wollte er nutzen.

Bedauernd schob er seinen Bruder wieder auf die Matratze und rutschte aus dem Bett. Er musste dringend ins Bad. Sorgfältig breitete er die Decke wieder über seinen Engel.
 

Gleich darauf kam er mit einer Schüssel Wasser und Verbandszeug wieder. Schnell hatte er die Wunde an Deans Hand ausgewaschen und neu verbunden und holte noch einmal frisches Wasser und wusch seinem Bruder den Schweiß vom Körper.
 

Kurz überlegte er danach, ob er Frühstück machen sollte, entschied sich aber dagegen. Viel lieber wollte er noch mit seinem Engel kuscheln. Stellte sich nur noch die Frage, ob er wieder zu ihm ins Bett kroch, oder ob er ihnen auf dem Deck ein gemütliches Plätzchen einrichtete.

Das Deck siegte.

Ein paar Mal flitzte er geschäftig hin und her, immer wieder einen Blick auf Dean werfend, damit der einen weiteren Anfall nicht alleine durchstehen musste, und brachte Decken, Kissen und Getränke aufs Deck. Er spannte das Sonnensegel auf, stellte seinen Laptop auf ein Betttablett und ging dann zu Dean.

Vorsichtig hob er seinen Bruder hoch und zappte sich mit ihm auf das Deck.

Er richtete sich gemütlich ein, mit Kissen im Rücken und Laptop gut erreichbar neben sich, zog Dean zwischen seine Beine, so dass er auf seinem Bauch ruhen konnte und breitete eine Decke über sie beide.
 

Die Krampfanfälle kamen immer seltener, und Dean wurde von ihnen auch immer weniger stark durchgeschüttelt, aber er brauchte trotzdem noch bis zum späten Nachmittag, bis er zum ersten Mal die Augen aufschlug.

„Hey“, sagte Sam leise und strahlte über das ganze Gesicht, als Deans Augen seine suchten.

„Hey“, antwortete der Blonde leise. „Wie geht’s dir?“

„Das sollte ich wohl eher dich fragen!“, schnaubte Sam amüsiert.

Dean schaute ihn nur weiter fragend an.

„Gut, dank dir“, antwortete Sam und verdrehte die Augen.

Ein Strahlen legte sich auf Deans Gesicht: „Gut!“

„Und du?“, wollte Sam jetzt wissen.

„Ich bin …“

„Bitte Dean. Hör auf mit diesem ‚Ich bin okay.’ Okay? Ich kann es nicht mehr hören.“

Der Blonde schloss die Augen und schwieg eine Weile.

Sam dachte schon, er wäre wieder eingeschlafen, doch dann öffneten sich die grünen Augen wieder und Dean schaute ihn eine Weile an, bevor er endlich antwortete: „Verkrampft, müde, verschwitzt“

Lachend wuschelte Sam seinem Bruder durch die verschwitzten Haare: „Geht doch!“

Der Blonde verzog das Gesicht.

„Willst du duschen?“, wollte er wissen und begann Deans Nacken zu kraulen.

„Kann ich einfach nur hier liegen?“, fragte der Blonde schläfrig und versuchte sich etwas mehr in Sams Berührungen zu lehnen.

„Schlaf!“, forderte Sam zärtlich und beugte sich zu Dean, um ihm einen Kuss auf die Nase zu geben.

Schnell verkündeten die ruhigen Atemzüge, dass Dean eingeschlafen war.

Sam blieb einfach nur still sitzen, kraulte weiter Deans Nacken und inhalierte dessen Geruch. Er liebte Dean so sehr und doch schien diese Liebe immer noch größer zu werden.
 

Seiner Meinung nach viel zu schnell forderte sein Körper sein Recht. Sein Magen knurrte und er musste dringend mal ins Bad.

Bedauernd schob er Dean von sich. Der Blonde blinzelte ihn müde an.

„Tut mir leid“, sagte Sam und begann aus den Kissen und Decken ein Nest für seinen Engel zu bauen.

Mit sanfter Gewalt bugsierte er ihn hinein, Schob ihm ein Kissen unter den Kopf und strahlte, als sich Deans Arme automatisch darum schlossen, er zufrieden schnuffelte und dann friedlich weiterschlief.

Sam lächelte warm. Diese Geste war so sehr Dean und er liebte sie.

Energisch schob er die aufkommende Frage beiseite, inwiefern diese Geste wirklich nur Dean war, und nicht ihrem Leben und dem Bedürfnis nach Schutz und dem Wissen um die Waffe unter diesem Kissen geschuldet war.



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