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Beyond the imperfections

[KaRe // One-Shot (Wichtelff)]
von

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Beyond the imperfections

Beyond the imperfections
 

„Kai sitzt im Rollstuhl?“
 

Diese Nachricht schockierte Rei so sehr, dass er die Salatschüssel, die er gerade zum Tisch getragen hatte, abstellen und sich erst mal setzen musste.
 

Hiromi und Takao hatten ihn vor einigen Stunden vom JFK Airport draußen in Queens abgeholt, nachdem er zuvor drei Jahre in Frankreich verbracht hatte. Bis er nach dieser langen Abwesenheit eine eigene Wohnung gefunden hatte, war er bei den beiden im Gästezimmer untergebracht. Gerade waren sie dabei gewesen, das Abendessen vorzubereiten, bis Rei die scheinbar harmlose Frage gestellt hatte, wie es Kai denn nach all der Zeit ginge.

„Ach du Scheiße“, war das einzige, was ihm als Reaktion auf die Antwort, die bekommen hatte, einfiel.

Sich Kai im Rollstuhl auch nur vorzustellen, war ihm schier unmöglich.

„Scheiße trifft es relativ gut“, sagte Takao, der mit drei Weingläsern zum Tisch kam.

„Der Unfall ist vor etwa einem Jahr passiert und Kai hat das anscheinend immer noch nicht überwunden. Er arbeitet von zu Hause, kommt kaum je raus und ist noch abweisender als jemals zuvor.“ Er seufzte.

Hiromi nickte vom Herd aus, während sie in der Soße rührte. „Es ist schrecklich. Wir alle haben Kai ewig nicht gesehen, mit Ausnahme von Yuriy vielleicht, der uns immer mal Bescheid gibt, wie es ihm geht.“

„Wie – wie ist es passiert?“, fragte Rei, sichtlich erschüttert.

„Ein Autounfall. Jetzt sind seine Beine knieabwärts gelähmt.“ Hiromi füllte die Soße bei diesen Worten in die Sauciere und reichte sie Takao über den Tresen hinweg, der ihre Küchenzeile vom Esstisch trennte.

„Es hätte durchaus noch schlimmer werden können“, ergänzte Takao. „Immerhin ist er einer Querschnittslähmung entgangen.“
 

Rei nickte nachdenklich.
 

Dann sagte er: „Aber er sitzt im Rollstuhl… Allein diese Tatsache muss doch für Kai das Schlimmste sein, oder?“

Sie schwiegen einen Moment, jeder eigenen Gedanken nachhängend. Takao schenkte Weißwein ein, als Rei schließlich sagte: „Ich hab mir überlegt - ich werde Kai besuchen gehen.“
 

Hiromi nickte. „Ich glaube, das ist eine gute Idee.“
 

~
 

Kais wohnte in einem modernen Hochhaus in der Upper Midtown in der Nähe des East River. Als Rei vor der Tür stand, überlegte er, ob er sich nicht doch besser hätte ankündigen sollen, aber dann drückte er entschlossen die Klingel neben der Metallplakette mit dem Namen Hiwatari.
 

Einige Zeit verging, bis ein unfreundliches „Ja?“ durch die Sprechanlage tönte.
 

„Hier ist Rei. Rei Kon“, antwortete Rei und verfluchte sich im selben Moment dafür, seinen Nachnamen genannt zu haben. Als ob Kai nicht wusste, welcher Rei da nur vor seiner Tür stehen konnte. Erneut vergingen einige Momente, dann erklang der Summer. Rei drückte die Tür auf und beim Anblick des Foyers, das sich vor ihm auftat, wusste er, dass Kai noch immer so viel Geld verdiente wie zu der Zeit, bevor er nach Frankreich gegangen war.
 

Auf Hochglanz polierte schwarze Marmorfliesen erstreckten sich über den Boden, fanden ihren Weg bis vor den großen Aufzug, neben dessen Türen zwei äußerst gepflegte Topfpflanzen aufgestellt worden waren. Der Aufzug selbst war hochmodern – leise, schnell und komplett verspiegelt, wie Rei bemerkte, nachdem er den Knopf der Etage 12 betätigt hatte.

So dauerte es nur wenige Augenblicke, bis sich die Aufzugtüren nach einem melodischen Ton öffneten und Rei den Blick auf Kai freigaben, der in seinem Rollstuhl in der offenen Wohnungstür wartete.

Rei hatte kaum feststellen können, wie sehr in dieser Anblick aus der Fassung brachte, als Kai mit seinem Rollstuhl ohne jedes Wort eine halbe Drehung vollführte und dann aus seinem Blickfeld hinausrollte. Zögerlich folgte er Kai in die Wohnung, schloss dabei die Wohnungstür hinter sich.
 

Von Kai war zunächst keine Spur zu sehen, doch seine Schritte führten Rei intuitiv ins Wohnzimmer, wo Kai in seinem Rollstuhl am Fenster saß, ihm den Rücken zukehrend und den Blick starr nach draußen gerichtet.

Rei blieb im Türrahmen stehen und sah sich um. Das Zimmer war stilvoll und teuer eingerichtet – klare Linien, viel schwarz und grau, und, wie er bemerkte, kaum persönliche Gegenstände.

„Hallo, Kai“, sagte er schließlich.

„Was willst du hier?“, fragte Angesprochener harsch.

Rei schwieg kurz und dachte sich, dass Hiromi nicht übertrieben hatte, als sie gesagt hatte, dass Kai nicht umgänglicher geworden war, seit Rei ihn das letzte Mal gesehen hatte.
 

„Ich bin gerade aus Frankreich zurück gekommen und hab gehört, was passiert ist. Ich wollte sehen, wie’s dir geht?“

„Mir geht’s fantastisch, wie du siehst. Absolut fantastisch. Zufrieden?“

„Ich - es tut mir Leid, Kai.“

„Spar dir dein Mitleid“, sagte Kai. „Ich brauch’s nicht.“
 

Rei schwieg einen Moment. „Okay, kein Mitleid. Aber gib mir wenigstens einen Moment Zeit, mich dran zu gewöhnen.“

„Dann hoffe ich, dass du dich schneller gewöhnst als ich.“ Seine Stimme klang bitter und abweisend. Rei wusste nicht, was er darauf antworten sollte – er fand die Situation schon unangenehm genug, ohne dass Kai es ihm zusätzlich schwer machte.
 

Das Schweigen zwischen ihnen zog sich in die Länge und Rei musste das Bedürfnis unterdrücken, sich zu räuspern, nur damit es nicht ganz still blieb.
 

Schließlich sagte er: „Ich bin eigentlich nur gekommen, um zu sehen, ob es dir gut geht. Ich weiß, dass deine Situation scheiße ist, aber du musst mich trotzdem nicht behandeln, als wären wir damals keine Freunde gewesen. Ich hab dir meine Handynummer aufgeschrieben, falls du reden willst.“

Mit diesen Worten verließ Rei den Raum und durchschritt den Flur auf dem Weg zur Wohnungstür.
 

Er hatte kaum die Hand an die Klinke gelegt, als Kai rief: „Warte, Rei! Rei?“

Angesprochener hielt inne. „Ja?“

„Komm zurück. Ich... Bitte?“

Rei lächelte und kehrte ins Wohnzimmer zurück, in dem Kai in seinem Rollstuhl noch immer neben dem Fenster saß. Er zog seine Jacke aus und setzte sich auf das schwarze Ledersofa, welches so an der Wand stand, dass sich zur Linken die Fenster erstreckten.
 

„Ich bin einfach nicht mehr derselbe seit dem Unfall“, sagte Kai irgendwann, sah ihm dabei zum ersten Mal in die Augen.

„Willst du erzählen, wie es passiert ist?“, fragte Rei.

„Ich war zu Fuß unterwegs – einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Es gab einen Autounfall, weil ein Fahrer eine rote Ampel übersehen hatte. Das entgegenkommende Auto konnte nicht mehr bremsen und hat das erste Auto quer über die Kreuzung geschleudert. Dorthin, wo ich in dem Moment die Straße überqueren wollte. Ein Metallteil hat meine Nerven in den Kniekehlen verletzt – es war schnell klar, dass ich nie wieder würde laufen können.“
 

Rei wusste nicht, was er darauf erwidern sollte; es musste schrecklich gewesen sein. Noch einmal mehr für Kai, der immer so viel Wert darauf gelegt hatte, dass sein Körper fit blieb und der sich nie auch nur die geringste Schwäche erlaubt hatte.
 

„Sag einfach nichts. Ich hab alles sowieso schon zur Genüge gehört. Erzähl mir lieber was von Frankreich.“
 

Rei gefiel der abrupte Themenwechsel nicht, aber es war noch immer besser, als die furchtbare bedrückte Stille, die sich ständig zwischen sie zu drängen suchte.

„Ich war drei Jahre in Paris und hab meine Ausbildung zum Koch gemacht. Franzosen sind oft eigen, aber kochen können sie.“ Er musste lächeln.

„Und wie ist Paris?“

„Oh, Paris ist wunderbar. Ich war viel mit Oliver unterwegs, der hat mir all die Insidertipps gezeigt.“

„Ach.“ Kai zog skeptisch eine Augenbraue hoch.

„Nur weil du dich mit Johnny nicht verstehst, heißt das nicht, dass du das ganze Team blöd finden musst“, sagte Rei.

Kai hob abwehrend die Hände, ein Grinsen in den Mundwinkeln, und für einen Moment hatte Rei das Gefühl, es sei alles wie früher, als sie noch ein Team gewesen waren.
 

„Und jetzt“, fragte Kai, „was machst du hier?“

„Ab nächste Woche arbeite ich als Koch in einem kleinen Restaurant drüben in SoHo. Aber -“

Rei zögerte; er hatte kaum jemandem bisher davon erzählte, falls die Erfüllung seines Traumes niemals konkreter werden sollte. Er gab sich einen Ruck und setzte seinen Satz fort: „Aber am liebsten würde ich mein eigenes Restaurant haben. Es mangelt natürlich an entsprechendem Geld.“ Er lächelte ergeben, zuckte leicht mit den Schultern.
 

Kai hatte während Reis letzten Satzes einen Blick auf seine Armbanduhr geworfen, doch Rei kam ihm zuvor, bevor er überhaupt das erste Wort herausbringen konnte.
 

„Oh Gott, halte ich dich auf? Ich komm hier einfach so vorbei, ohne Bescheid zu sagen, und -“

„War schon okay. ich hab nur gleich eine Telefonkonferenz mit dem Vorstand, deswegen...“

Rei stand auf. „Ja klar, ich mach mich gleich auf den Weg, sorry.“

Er zog seine Jacke wieder an und Kai begleitete ihn zur Tür. Sie sahen sich einen Moment schweigend an, Rei ohne jede Ahnung, was er zum Abschied sagen sollte. Doch Kai rettete ihn, indem er sagte: „Ich - ich hab mich gefreut, dass du da warst. Vielleicht können wir das wiederholen?“
 

„Oh. Ich meine, sehr gerne.“ Rei lächelte breit. „Und dann auch mit Vorankündigung.“
 

~
 

Rei saß mit seinem Laptop am Tisch in Takaos und Hiromis Küche und suchte nach Wohnungsangeboten, als Hiromi abends von der Arbeit heimkehrte.

„Wie lief es heute mit Kai?“, fragte sie gleich, noch während sie ihre Taschen abstellte.

„Es war schwierig, genau wie ihr gesagt habt. Fast wäre ich gleich wieder gegangen, aber jetzt haben wir sogar ein zweites Treffen ausgemacht.“

Ob Hiromis ungläubigem Blick zuckte er die Achseln und lächelte. „Das zweite Treffen war Kais Idee, was soll ich sagen?“

„Ich hab keine Ahnung, wie du das geschafft hast, aber das soll mir auch egal sein. Ich bin nur froh, wenn Kai endlich mal ein bisschen unter Leute kommt“, erklärte Hiromi fröhlich.
 

Rei nickte.

Auf dem Heimweg hatte er über sein Gespräch mit Kai nachgedacht und ihm war aufgefallen, worin Kai sich, von seinem Rollstuhl einmal abgesehen, am gravierendsten verändert hatte. Unter all seiner Bitterkeit und Frustration lag eine Resignation versteckt, die Kai vorher niemals zu eigen gewesen war. Es wirkte fast, als hätte er sich aufgegeben – und Rei war sich immer sicher gewesen, dass das Wort „aufgeben“ im Vokabular der Hiwataris längst gestrichen worden war.
 

Er wusste nun, dass Takaos und Hiromis Sorgen um Kai sehr berechtigt waren und er hatte gleich begonnen, sich seine eigenen Sorgen zu machen. Da war es ihm nur recht, dass er sich möglicherweise noch häufiger mit Kai treffen würde, so dass er diesen ein bisschen im Blick behalten konnte.

Ganz davon abgesehen, dass er früher schon sehr gern Zeit mit Kai verbracht hatte.
 

~
 

Kai beantwortete sein Handy mit einem „Hiwatari“, welches genauso unfreundlich klang wie das „Ja?“, mit der er die Sprechanlage seiner Haustür bedient hatte.
 

„Es könnten auch potenzielle Kunden am Telefon sein“, sagte Rei grinsend, während er sich sein eigenes Handy zwischen Ohr und Schulter einklemmte und seinen Mocha Frappuccino

entgegennahm, den die Bedienung ihm über die Theke schob. „Solltest du da nicht ein bisschen freundlicher sein?“

„Sollte ich, aber bin ich nicht. So einfach ist das.“ Rei konnte fast hören, wie Kai am anderen Ende der Leitung mit den Achseln zuckte.

„Ist das deine Vorankündigung?“, fragte Kai und seine Stimme klang schon nicht mehr ganz so barsch.

„Wenn du nachher Zeit hast, dann ja.“

Rei verließ den Starbucks, nachdem er mit seinem Ellbogen die Schwingtür des Cafés aufgedrückt hatte, und genehmigte sich einen ersten Schluck seines Eisgetränks.

Es folgte eine Pause Kais, dann: „Zeit wofür?“

„Für einen Spaziergang. Ich hol dich in zwei Stunden ab, okay?“ Ohne auf die Antwort zu warten, legte Rei auf. Er wusste, dass er Kai damit verärgerte, aber er hoffte, dass ein wenig Provokation das Beste war, um den alten Kai wieder hervorzulocken.
 

Kai wartete bereits vor seiner Haustür, als er zwei Stunden später eintraf.

„Du bist zu spät“, sagte Kai zur Begrüßung, doch Rei lachte nur.

„Schön, dass du gekommen bist. Ich war mir nicht sicher, ob du nach dem Telefonat eben kommen würdest.“

„Glaub ja nicht, dass ich das schon vergessen hätte“, warnte Kai und warf ihm einen bedeutsamen Blick zu. Rei ignorierte diesen und sagte nur: „Auf geht’s, hier entlang“, bevor er sich in Bewegung setzte.
 

Es war ein wunderbarer Tag für einen Bummel durch die Straßen – die Sonne schien nicht zu heiß und es wehte eine sanfte Brise durch die Straßenschluchten, die im Vergleich zur oft so drückenden Hitze eine wahre Erleichterung war.

Anfangs fand Rei es gewöhnungsbedürftig, dass Kai sich nicht mit ihm auf Augenhöhe befand, während sie sich nebeneinander durch die Straßen bewegten und sich unterhielten.

Doch es dauerte nicht lang, bis Rei sich daran gewöhnt hatte, etwas lauter zu sprechen als normal, damit seine Stimme den Höhenunterschied überbrückte, und bis er sein Schritttempo an Kais Rollstuhl angepasst hatte. So waren sie langsamer unterwegs als Rei zu Fuß normalerweise gewesen wäre, aber ihm gefiel, dass sie dadurch Zeit hatten, die Blicke streifen zu lassen.
 

„Kann ich dich was fragen?“, sagte Rei irgendwann.

Kai nickte.

„Wie kommst du damit klar, im Rollstuhl zu sitzen?“

Kai schwieg so lange, dass Rei schon dachte, er würde keine Antwort mehr bekommen, doch dann sagte Kai: „Irgendwie gewöhnt man sich dran. Anfangs hab ich es gehasst, weil auf einmal alles so ein Umstand war – egal, wo ich hin wollte, egal, was ich machen wollte. Du kannst nicht mehr spontan irgendwo mit der U-Bahn hinfahren, denn wer weiß, ob die Station, an der du aussteigen willst, einen Aufzug hat? Man ist so unselbstständig. Und irgendwie hasse ich es immer noch, dass ich nicht mehr laufen kann. Auch wenn man sich dran gewöhnt hat, auf gewisse Weise, holt es dich immer wieder ein, wie sehr du auf ständige Hilfe angewiesen bist und wie viel du niemals mehr wirst tun können.“
 

„Aber könntest du dir nicht einiges einfacher machen – zum Beispiel einen elektrischen Rollstuhl statt deines normalen nehmen?“

Kai sah ihn mit dunklem Blick an. „Ich kann nur meine Beine nicht bewegen. Und solange das so bleibt, werde ich den Rest meines Körpers noch so viel benutzen, wie es geht, vielen Dank.“

Rei hob abwehrend die Arme und grinste. „Schon okay, ich hab nichts gesagt.“

In der Tat war er nicht umhin gekommen zu bemerken, dass Kai auffallend muskulöse Oberarme hatte. Soweit er das beurteilen konnte, war auch der Rest seines Oberkörpers durchaus trainiert.

„Ich nehme an, du gehst zur Physiotherapie?“, fragte er nach.

„Der Physiotherapeut kommt zu mir“, sagte Kai. „Ohne geht es nicht, damit die Muskeln in den Beinen nicht komplett abbauen. Aber wir machen auch andere Übungen.“

„Man sieht’s“, murmelte Rei, aber war sich nicht sicher, ob er leise genug gewesen war, damit Kai ihn nicht gehört hatte.

Um die in seinem Gesicht aufsteigende Hitze zu verbergen, sah er hinauf zu den Baumkronen der Ginkgos, die ihren Bürgersteig säumten, ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen und genoss ihren Spaziergang in vollen Zügen.
 

~
 

„Oh Rei, die Wohnung ist ja wunderbar!“, rief Hiromi begeistert. Rei lächelte. Er war selbst sehr zufrieden damit und war vor allem froh, dass mittlerweile alles fertig eingerichtet war. Die Wohnung war sehr klein, bestand nur aus einer kleinen Wohnküche, einem Zimmer und einem winzigen Badezimmer, aber war dafür umso gemütlicher. Und da Wohnungen in New York sowieso teuer waren, war die Größe durchaus nichts Ungewöhnliches. Sogar hier in Brooklyn zahlte er noch teures Geld für diesen Rückzugsort.
 

Takao hatte sich schon mit seinem Kaffee in die Küche gesetzt, während Hiromi ihn noch über jede Kleinigkeit des Einrichtungsprozesses ausgefragt hatte. Jetzt schien sie jedoch ihre Neugier gestillt zu haben und war zu abschließender Begeisterung übergegangen. Sie gesellten sich mit an den Küchentisch und während sie Kaffee tranken und ein paar Kekse aßen, tauschten sie weitere Neuigkeiten aus.

„Und dann hat Max sich wirklich zwei Schildkröten gekauft und -“, begann Takao, bevor er vom Klingeln von Reis Handy unterbrochen wurde. Rei fischte es aus seiner Hosentasche; das Display zeigte Kai Hiwatari an.

„Oh, sorry, da muss ich mal eben rangehen.“

„Sicher, kein Problem“, versicherte Takao.

Rei sprach eine Weile mit Kai und sie vereinbarten, dass Rei zwei Tage später bei ihm vorbeischauen würde. Nachdem er aufgelegt hatte, sah Hiromi ihn neugierig an.

„Wer war denn da am Telefon? Du wirkst ganz glücklich.“ Sie lächelte.

Rei konnte nicht verhindern, dass ihm eine sanfte Röte ins Gesicht stieg.

„Ah, das war...eh, Kai.“

Takao blinzelte, Hiromi zog auffordernd die Augenbrauen hoch. „Ach?“, fragte sie.

„Jaah... Ich hab wohl nicht so richtig erwähnt, dass Kai und ich uns häufiger sehen und eigentlich auch voll oft telefonieren?“

Takao grinste. „Das hast du wohl verschwiegen, ja.“

Verlegen verflocht Rei seine Hände auf dem Küchentisch ineinander. Er hoffte, dass die beiden ihm dies nicht übel nehmen würden.

„Tut mir Leid, dass ich nichts gesagt hab, aber ich wollte nicht, dass es jemand erfährt, damit Kai sich nicht unter Druck gesetzt fühlt. Es war so schon nicht so einfach, ihn mal dazu zu bringen, wenigstens ab und an nicht ganz so schlecht drauf zu sein und ihm was anderes zu entlocken als patzige, bittere Antworten... Der elende Sturkopf!“
 

„Du – du magst ihn wirklich, oder?“, fragte Hiromi.
 

Rei rieb sich über die Augen und stieß merkwürdig belustigt Luft aus.

„Ist es so offensichtlich?“
 

Takao und Hiromi nickten synchron.

„Aber du weißt ja, dass Kai bei so was immer ziemlich auf dem Schlauch steht. Oder weiß er schon...?“, fragte Takao.

„Nein! Nein – ich hab nichts gesagt. Es ist schließlich Kai.“

„Stimmt auch wieder.“

„Takao!“ Hiromi sah ihn mahnend an, dann wandte sie sich an Rei. „Versprich mir, dass du es nicht ewig mit dir rumträgst, okay?“

Rei nickte.
 

~
 

„Kann ich deine Küche benutzen? Ich hab was zum Kochen mitgebracht.“
 

Mit diesen Worten stellte Rei die zwei Plastikbeutel aus dem 24-Stunden-Supermarkt zwei Blocks weiter auf die Anrichte.

Kai nickte nur, während er in die Küche gerollt kam. „Du stehst den ganzen Tag am Herd und hast dann noch Lust, dir abends selbst was zu kochen?“

„Nicht immer. Außerdem ist das ja nicht nur für mich.“ Rei lächelte.

Kai erwiderte: „In diesem Fall nicht, nein. Was willst du denn machen?“

Er kam neben Rei zum Stehen, der noch immer an der Anrichte stand und mittlerweile seine Tüten auspackte.

„Hähnchen mit Ratatouille“, antwortete Rei. „Es gibt viele Arten, wie man Ratatouille zubereiten kann, aber mein Chef in Paris hat mir seine Variante beigebracht – ein echtes Familiengeheimnis.“

„Ich bin gespannt. Soll ich auch was schneiden?“

„Oh ja, das wäre toll!“ Rei strahlte und reichte Kai eine braune Papiertüte mit Auberginen und Zucchini. „Die bitte in mittelgroße Würfel schneiden, dann kümmere ich mich so lang um die Tomaten und das Hähnchen.“
 

So arbeiteten sie eine ganze Weile einträchtig in der Küche, plauderten ein wenig und tranken beide ein erstes Glas Weißwein. Während das Ratatouille mit der Hähnchenbrust schließlich auf kleiner Flamme im Topf schmorte, deckte Rei am Esstisch im Wohnzimmer den Tisch. Nachdem er darauf bestanden hatte, die restlichen Sachen ruhig allein erledigen zu können, hatte Kai sich mit seinem Rollstuhl bereits am Tisch positioniert.

„Und du hast nie daran gedacht, nicht mehr von zu Hause zu arbeiten, sondern wieder normal zur Arbeit zu gehen?“, fragte Rei und führte damit das in der Küche begonnene Gespräch weiter.

Kai zuckte mit den Schultern. „Ich kann das meiste von hier aus erledigen. Warum sollte ich die Umstände auf mich nehmen?“

„Weil du selber gesagt hast, wie sehr du es hasst, dass dich der Rollstuhl so einschränkt. Dann schränk dich doch nicht noch mehr ein als du musst!“ Rei lächelte und trank einen Schluck Wein, nachdem er das Besteck platziert hatte. „Außerdem täte es dir bestimmt gut, mal ein paar mehr Leute zu sehen als momentan – und mal öfter raus zu kommen. Oder?“

Kai schwieg lange und sagte dann: „Musst du nicht nach dem Essen sehen?“ Damit schien das Thema für ihn erledigt zu sein. Rei seufzte innerlich, machte sich jedoch in der Tat auf den Weg in die Küche. Dort warf er einen Blick in den Topf, rührte einmal, schmeckte ab, und legte den Deckel wieder auf.
 

Er kehrte ins Wohnzimmer zurück und als Kai ihm einen fragenden Blick zuwarf, sagte er: „Ein paar Minuten braucht es noch, dann können wir essen.“

Er setzte sich neben Kai an den Tisch, auf dem dieser in der Zwischenzeit eine Kerze angezündet hatte.
 

Erst in diesem Moment ging Rei auf, wie romantisch die ganze Situation wirkte – das nur dezent beleuchtete Wohnzimmer, die Kerzen, der Duft von selbstgekochtem Essen, der Wein. Es war von ihnen beiden nicht beabsichtigt gewesen, da war er sich sicher, aber auf einmal war er sich vielmehr bewusst, wie nah er neben Kai am Tisch saß.
 

Ihre Unterarme berührten einander fast, er brauchte sich nur vorzulehnen, um – und bevor er noch eine Sekunde länger darüber nachdachte, tat er genau das.

Rei lehnte sich vor, hielt sich mit einer Hand an der Lehne von Kais Rollstuhl fest und küsste ihn.

Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis er Kais Reaktion spürte. Seine Lippen bewegten sich gegen seine eigenen, waren warm und weich und schmeckten nach Wein und ein wenig nach dem Ratatouille, das Kai eben noch probiert hatte. Wärme durchflutete Reis Bauch, als Kais Zunge über seine Lippen fuhr und sich in seinen Mund vortastete und er Kais Finger in seinen Haaren fühlte. Er überließ sich einfach dem Kuss, verlor sich in einem Rausch von Empfindungen – und dann löste sich Kai von ihm, schob ihn weg, wandte sich ab.
 

Rei fühlte sich, als hätte ihm jemand einen Eimer mit eiskaltem Wasser über den Kopf geschüttet, so abrupt wurde er aus dem Kuss gerissen.
 

„Was ist los?“, fragte er verständnislos, fuhr sich mit den Fingern über seine geschwollenen Lippen, versuchte, seine Verwirrung zu unterdrücken.
 

Da sah Kai ihn wieder an und sagte regungslos: „Es geht nicht.“
 

Rei fühlte sich auf einmal wie damals als Kind, als er ausgerutscht und mit dem Bauch auf einem Haufen Steine gelandet war: er konnte nicht atmen, nicht weinen, nicht sprechen, er konnte nur mit Entsetzen verharren und warten, dass der Schmerz ihn mit voller Wucht traf.

Er würde dem kaum stand halten können, dessen war er sich sicher - er musste weg, weg, bevor Kai merkte, wie nah ihm ging, was er gesagt hatte. Ohne ein Wort stand er auf, das Essen völlig vergessen, schnappte sich seine Jacke und verließ fluchtartig Kais Appartement.
 

~
 

Drei Wochen später hatte Rei noch immer nichts von Kai gehört.
 

Rei wusste nicht, wie oft er anfangs auf sein Handy geschaut hatte, nur um jedes Mal festzustellen, dass er weder Anrufe verpasst noch irgendwelche Nachrichten erhalten hatte. Mit jedem Blick auf sein Handy wuchs die Enttäuschung, aber er konnte noch immer nicht aufgeben zu hoffen, dass Kai sich doch noch melden würde. Vielleicht hätte er die Hoffnung früher aufgegeben, oder sich erst gar nicht welche gemacht, wenn er nur Kais Reaktion an jenem Abend verstanden hätte. Kai hatte seinen Kuss schließlich erwidert, einige wundervolle Momente lang, bevor alles den Bach hinunter gegangen war.
 

Doch mittlerweile wartete Rei nicht mehr, hatte sein Handy stattdessen komplett abgeschaltet, und hoffte nur noch, dass der Schmerz über Kais Reaktion bald vergehen möge. Er fühlte sich wie mechanisch, während die Tage an ihm vorbei liefen, ohne dass er besonders viel mit seiner Zeit angefangen hätte. Er schleppte sich zur Arbeit und abends wieder nach Hause und verbrachte mehr Zeit als gut war damit, auf seinem Bett zu liegen und gedankenverloren ins Leere zu starren.
 

Takao und Hiromi hatte er bei ihrem ersten Anruf noch abspeisen können. Er wusste, dass sie es nur gut meinten, wenn sie fragten, wie es ihm ginge, aber er hatte so wenig Lust, mit ihnen zu sprechen, wie er auf irgendetwas anderes Lust hatte. Doch schon beim zweiten Anruf hatte Hiromi offensichtlich gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war, und Rei war mit der ganzen Geschichte herausgerückt. Es hatte überraschend gut getan, jemandem zu erzählen, was geschehen war und er hatte sich mit den beiden sogar auf einen Kaffee verabredet.

Doch das änderte kaum etwas daran, dass er antriebslos war und sich beschissen fühlte und sich fragte, ob er jemals zuvor so sehr Liebeskummer gehabt hatte, dass sogar die Tränen nicht kommen wollten.
 

~
 

„Und du hast noch immer nichts von Kai gehört?“, fragte Takao, während er einen Löffel Zucker in seinen Kaffee rührte.

Rei schüttelte nur stumm den Kopf und seufzte. „Ich glaube auch nicht, dass er das noch tut. Nach der Abfuhr...“ Er stützte sein Kinn in seiner Innenhandfläche ab und beobachtete einen Moment die Passanten, die draußen vor dem Fenster vorbeigingen.
 

Hiromi, die neben ihm saß, legte ihm eine Hand auf die Schulter, deren Wärme und Gewicht schon genug waren, um es ihm ein bisschen besser gehen zu lassen.

„Wir haben nur von Yuriy erzählt bekommen, dass Kai mittlerweile wieder arbeiten geht“, sagte Hiromi schließlich.

„Was?“, was das einzige, was Rei zunächst sagen konnte. Er erinnerte sich nur zu gut an die letzte Unterhaltung von ihm und Kai, bevor sie sich geküsst hatten, und er konnte nicht glauben, dass Kai seinen Ratschlag tatsächlich beherzigt hatte.

„Er arbeitet nicht mehr von zu Hause aus“, erklärte Takao, der Reis Nachfrage wörtlich genommen hatte.

„Ich – und mehr hat Yuriy nicht gesagt? Nichts sonst?“, fragte Rei. Er konnte nicht verhindern, dass Hoffnung in ihm aufblühte und wenn Yuriy mehr über Kais Motivation wusste...? Doch Hiromi und Takao schüttelten beiden den Kopf.

„Nein,“, sagte Hiromi. „wir wissen auch nicht mehr. Warum?“

„Ach, nur so“, winkte Rei ab, versuchte, beiläufig zu wirken.
 

Seine Gedanken überschlugen sich jedoch. Vielleicht las er zuviel hinein, aber vielleicht, so überlegte er, sollte er Kai noch einen Besuch abstatten, obwohl er sich fest vorgenommen hatte, sich nach alldem, was geschehen war, nicht als Erster zu melden. Immerhin bot ihm das die Chance, die Sache mit Kai abschließend zu klären, so dass er sich nicht mehr mit all den „Was wäre, wenn“s würde beschäftigen müssen, die ihm immer wieder durch den Kopf schwirrten.
 

Rei warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Sie zeigte kurz vor halb sechs an, es war Freitag – Kai war sicherlich zu Hause. Hastig stand er auf und zog sich seine Jacke über.

„Ich muss weg, tut mir Leid! Und danke für den Kaffee. Ich melde mich, okay?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, schob er seinen Stuhl vom Tisch weg und machte sich auf den Weg.

„Heißt das, du musst zu Kai?“, rief Takao ihm hinterher.

Da drehte Rei sich noch einmal um und das Lächeln auf seinem Gesicht hätte schon Antwort genug sein können. „Ja!“
 

~
 

„Du kannst froh sein, dass ich nicht so stur bin wie du“, sagte Rei zur Begrüßung. „Sonst wäre ich jetzt nicht hier.“

Kai schien unbeeindruckt, zog nur eine Augenbraue hoch. „Und warum bist du hier?“

Rei musste schlucken. Plötzlich erschien es ihm lächerlich, dass allein die Tatsache, dass Kai wieder richtig arbeiten gegangen war, ihm Hoffnung gemacht hatte, der andere könnte doch etwas für ihn empfinden. In seinem Magen schien ein schwerer Klumpen zu liegen. Er zwang sich zur Ruhe. Er war jetzt hier und er würde mit Kai klären, was vorgefallen war.

„Warum hast du mich weggestoßen, obwohl du meinen Kuss vorher erwidert hast?“
 

Kai sah weg. „Du weißt warum.“

„Ich weiß warum?“ Rei sah ihn entgeistert an. „Ich weiß gar nichts! Wir haben uns geküsst und ich dachte, alles sei gut und dann...und dann so was. Erklär’s mir, Kai, weil ich keine Ahnung hab, was du dir dabei gedacht hast.“
 

Nach einer langen Pause, als müsse er sich überwinden, überhaupt etwas zu antworten, sagte Kai: „Ich will dir kein Klotz am Bein sein.“ Eine weitere Erklärung folgte nicht, aber Rei verstand auf einmal. Und gleichzeitig auch nicht, denn wie kam Kai überhaupt zu so einem unfassbaren Gedanken?

„Meinst du, ich hätte nichts anderes zu tun gehabt, als mich mit dir zu treffen, wenn es nicht das gewesen wäre, was ich tun wollte? Wir haben so viel Zeit miteinander verbracht – hast du jemals das Gefühl gehabt, du wärst mir lästig?“ Rei schüttelte ungläubig den Kopf.

„Nein“, sagte Kai schließlich.

„Nein, richtig. Weil du mir kein Klotz am Bein bist, nur weil du im Rollstuhl sitzt. Und nie sein wirst.“

„Nur?“, fragte Kai bitter. „Das sagt sich so einfach.“
 

Einen Moment lang wusste Rei nicht, was er dazu sagen sollte, dann zuckte er mit den Schultern und suchte Kais Blick.

„Für mich sagt es sich einfach. Weil ich mir nicht aussuchen kann, in wen ich mich verliebe, Rollstuhl hin oder her.“

Damit hatte er es ausgesprochen, es gab kein Zurück mehr, und eine Last, von der Rei gar nicht gewusst hatte, dass er sie mit sich herumgetragen hatte, war wie von seinen Schultern abgefallen.
 

Und es wurde nur noch besser, als Kai ihn kurz darauf zu sich herunterzog, eine Hand in Reis T-Shirt und die andere in seinem Nacken, und ihn intensiv auf den Mund küsste.

Nach einer Weile lösten sie sich voneinander und Rei richtete sich wieder ein wenig auf, behielt dabei jedoch Kais Hand in der seinen.

„Ich bin mir selbst oft so lästig, dass ich nicht glauben kann, es könnte anderen anders gehen …“, sagte Kai und der Anflug eines zerknirschten Lächelns hing in seinen Mundwinkeln.
 

Rei wusste, dass das alles war, was er als Entschuldigung bekommen würde.

Aber das war okay, denn er wusste auch, dass er Kai so liebte, wie er war, und dazu gehörten all seine Fehler ebenso wie die Tatsache, dass er im Rollstuhl saß.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Pfefferminze
2012-02-01T22:49:56+00:00 01.02.2012 23:49
;) Ein Genie <3 Einfach genial Süße.

Der dumme Kommentar vorweg: Nach dem ersten Abschnitt/Minus (-) ist nen 's' an nem 'Kai' zu viel dran.

Weiter im Text muss ich sagen, dass du eingefangen hast, was ich mir damals vorgestellt hatte <3
Grad der Anfang: Bombe!
Kais nichtakzeptanz seiner Situation, sein daheimbleiben, wie er auf Rei reagiert- einfach grandios.
Ich verehre Takao & Hiromi in ihrer 'beiläufig' erwähnten Nebenrollen, sie supporten das drumherum einfach genau richtig.
Reis Art mit Kai umzugehen ist Zucker und ich bin richtig geflasht <3
Alles ist 'typisch': schön erzählt, deskriptiv und kurzweilig geschrieben.

Ich bin leider aus dem Kommi-schreiben draußen, nichtsdestotrotz: Meine Bewunderung für diese Story <3
Macht mich grad ein bisschen wehmütig, dass ich daran nicht mehr richtig teilhabe und nur noch so wenig KaRe abkriege...

Wunderschön Shir <3
Liebe Grüße
Von:  Minerva_Noctua
2011-12-12T18:34:57+00:00 12.12.2011 19:34
Es ist fantastisch!
Allein Reis nervöse Reaktion, als er zu Hiromi und Takao sagt, dass er Kai mag.
Einfach wunderschön gefühlvoll und anschaulich geschrieben.
Ich finde es toll, wie du mit dem schwierigen Thema umgegangen bist.
Wirklich sehr guter One-Shot:)
Ich weiß nicht, was ich sonst noch dazu sagen sollte, außer Lob^^.

Bye

Minerva
Von: Alatus
2011-12-10T22:03:40+00:00 10.12.2011 23:03
Nehm ich mir mal die Freiheit heraus, den ersten Kommentar zu machen XD~

Da hat mich jemand bereits mit dem ersten Satz gekillt. o_O
... war, was ich als aller erstes dachte. Kai und Rollstuhl! OMFG!!!
Ich krieg’ immer eine halbe Krise, wenn meinen armen Lieblingscharakteren irgendwas zustößt, was bleibende körperliche Schäden hinterlässt. Weil, bleibend. Weil, unästhetisch (je nach Verletzung). Weil, omg! Weil, warum!! Weil, ... weil einfach.

Aber ich kam gar nicht dazu, allzu lange hin und her zu überlegen, wie ich diese Bombe im ersten Satz verdauen kann, da mich irgendwas – Neugierde vielleicht? So ein Anfang lädt auf jeden Fall zum Weiterlesen ein – nötigte, meine Augen dem Text darunter zu widmen. Sofort. Ohne Verzögerung.
Und auch wenn ich beim ersten Ansatz doch nach anderthalb Seiten aufhörte (als Rei bei Kai in der Wohnung steht), weil ich ein Referat vorbereiten musste und zugunsten von 20 min. mehr Schlaf das Weiterlesen auf den darauf folgenden Tag verschoben habe, so konnte ich es auf dem Heimweg kaum erwarten, endlich zu lesen, was danach kam.
Da war nicht einmal ein Cliffhaenger! ABER. Dieser Anfang!
Ich muss sagen, seine Wirkung ist grandios. Ich glaube, der erste Satz „gefällt mir“ aus dem Grund (was für eine unglaubliche Wirkung er eben hat), mit am besten.

Davon ab, dass ich mir Rei sehr gut als Koch vorstellen konnte, mochte ich den „Alltagston“ der FF. Es fühlte sich an, als würde man mittendrin in einer längeren Geschichte anfangen zu lesen und hätte dennoch den vollen Überblick, wie alles funktioniert. Man vermisst keinen größeren Rahmen drum herum sondern fühlt sich mit dem Wohl, was man hat. Dein Stil hat das Ganze sehr angenehm zu lesen gemacht. :3

Der zweite WTF-Moment war das Stichwort „New York“. Bis dato hatte ich mich irgendwie mit mir selbst darauf geeinigt, dass Rei „natürlich zurück nach Japan“ gekommen war. Da musste ich auf einmal die Location in meinem Kopf, von der ich vorher nicht einmal bewusst wahrgenommen hatte, dass sie existiert, umsortieren. Die Kulisse wandelte sich aber nur bedingt. Trotz „Aha!“-Effekts konnte ich quasi ungehindert weiter lesen.

Zwischendurch war ich mir unsicher, ob mir die Zeitsprünge nicht zu schnell kämen, ob ich da nicht gern mehr gehabt hätte zwischendrin. Und ich muss sagen, dass ich in der zweiten Hälfte (nach dem Spaziergang) etwas von dem „zwischendrin“ vermisst habe (rein gefühlstechnisch). Nach dem Fertiglesen bin ich mir aber trotz des wohl natürlich vorhandenen Bedürfnisses nach „mehr“ (wenn’s einem eben gefiel >D) jedoch ziemlich sicher, dass das Tempo so allgemein gesehen für die FF als Ganzes passt. Ansonsten hätten das 20+ Kapitel werden können. Auch wenn ich am Ende erst dachte „Boah, wieso Ende?!“ – so finde ich es, wie den Anfang, dennoch sehr passend gesetzt. Nicht den aller letzten Satz, sondern den direkt davor (Rei wusste, dass er nichts mehr als Entschuldigung hören würde) <- der wiederum ist für mich der Schlussstrich unter dieser Geschichte, gefällt mir einfach als abrundendes Ende am besten im Bezug zum sonstigen „Ton“ der FF. |D

Kritisieren könnte ich also nur, dass ich mir auch eine Version hätte vorstellen können(!), die etwas ausführlicher ist (mit mehr „zwischendrin“ sozusagen) – aber wie bereits erwähnt, fand ich das Ganze in sich abgeschlossen als stimmige Einheit. Die Charaktere erinnerten mich stark ans „Original“, waren für mich daher ziemlich IC. Und Rei hatte so einige Highlights: sein Lächeln, als Kai ihn zurückruft – dass er Kai dreist nach draußen zum Spaziergang bestellt – seine Reaktion auf den durchtrainierten Körper – die Überraschung, dass Kai wieder arbeiten ginge und sein überstürztes Aufbrechen, sowie die unüberlegt wirkende, plötzliche Liebeserklärung --- herrlich! *___* Er hat für mich deutlich das Tempo bestimmt. Ich fühlte mich wie eine Kamera, die diese Gesichte aus seiner Sicht filmt und sah mich schon auf sein sicherlich glücklich wirkendes Gesicht zoomen, als er mit Kai telefonierte, während er im Starbucks seinen Frappucino entgegen nahm.

Sehr schön flüssig, ein überzeugend griesgrämiger Kai --- oh, doch, warte, hol dir gefälligst trotz allem die Kopfnuss dafür ab, dass er so ein lahmes Nebenbei-Opfer in dem Unfall geworden ist!! Das macht es im Endeffekt um so dramatischer!!! .>___<.
Aber bis auf die Tatsache, dass ein Fanboi nicht verzeiht, wenn seinem Liebling böse weh getan wird --- danke schön für diese coole Wichtel-FF mit KaRe-Feeling im modernen Schritttempo! >D
Das Wichtelkind ist sehr zufrieden. ^____^V und geflasht *_____*;;


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