Zum Inhalt der Seite

Urlaub

Weihnachtsgeschenk für xMiki
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Einziges Kapitel

Es war spät am Abend und das Firmengebäude lag im Dämmerlicht. Aufträge würde Ronald heute wahrscheinlich keine mehr bekommen, trotzdem musste er sich aus dem Urlaub zurückmelden. Zwei Wochen Südsee waren dufte gewesen, trotzdem war er irgendwie erleichtert, zurück „zuhause“ zu sein.

Auf dem Weg zum Büro seines Vorgesetzten William T Spears stieß er beinahe mit Grell Sutcliff zusammen. Dieser hatte gleichzeitig mit ihm Urlaub genommen, war allerdings nach Paris gefahren.

„Guten Abend, Grell-senpai. Wie war ihr Urlaub?“

„Ach, Paris war traumhaft“, seufzte Grell mit einer ausladenden, theatralischen Geste und begann, vom Nachtleben, der französischen Mode und den Männern zu schwärmen. Ronald hörte sich das Ganze eine Weile mehr oder weniger amüsiert an. Typisch Grell-senpai. Schließlich hatte er genug und meinte:

„Sehr schön, Senpai, aber wollen wir uns nicht bei William zurückmelden?“

„Ah, mein lieber William, er wird mich vermisst haben. Ich eile zu dir, Will!“

Mit diesen Worten flog er den Flur hinauf. Ronald bezweifelte stark, dass Will die rote Nervensäge vermisst hatte, beeilte sich aber, dieser zu folgen.

Es krachte, man hörte Grell „William“ rufen und ein leises Geräusch, das Ronald nicht zuordnen konnte. Als er wenige Sekunden danach im Türrahmen von Wills Büro stand, wusste er aber, woher es kam: Grell war Will um den Hals gefallen. Und dieser war, zu Ronalds Erstaunen, nicht zur Seite getreten wie sonst auch, sondern hatte es sich gefallen lassen.

Ronald stutzte. Auf den ersten Blick sah Will aus wie immer. Er stand aufrecht und steif da und rückte seine Brille mit nahezu ausdrucksloser Miene zurecht, Grell, der an seinem Hals hing und hysterisch brabbelte (ja, das geht wenn man Grell heißt), ignorierend. Doch etwas stimmte nicht. Auf dem Schreibtisch war ein einziges Chaos, nur zur Hälfte oder gänzlich unbearbeitete Unterlagen lagen wild verstreut darauf herum. Zudem saß er nicht hinter dem Schreibtisch, sondern stand geradezu verdächtig nahe an der Tür. Seine Krawatte saß nicht richtig und seine sonst so glatt gekämmten Haare waren ein wenig zerzaust, er war blass und hatte tiefe Ringe unter den Augen.

Beunruhigt wollte Ronald ihn darauf ansprechen, doch Will ergriff schneller das Wort.

„Ronald Knox, Grell Sutcliff. Schön, dass sie wieder zurück sind.“

War das Erleichterung in seiner Stimme? Und das leichte Zucken, das kurz über sein Gesicht gehuscht war, war doch nicht etwa ein Lächeln?

„Ihnen Aufträge zu geben macht heute keinen Sinn mehr. Kommen sie doch mit ins Café, ich gebe ihnen etwas aus.“

Das war der Overkill. Ronalds Gehirn ratterte wie ein abstürzender Computer und meldete sich schließlich ab. Wahrscheinlich hatte er in seinem ganzen Leben noch nie so belämmert dreingeschaut. Alles was er herausbekam, war ein verwirrtes „William-senpai…“

Auch Grell hatte inzwischen gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Besorgt griff er William an die Stirn.

„Geht es dir nicht gut, Will? Hast du Fieber? Jemand muss sich um dich kümmern“, meinte er und wuselte besorgt um seinen Vorgesetzten herum, der sich lediglich die Brille zurechtrückte.

„Mir geht es bereits besser, Grell Sutcliff. Möchten sie nun mit ins Café kommen oder nicht?“

Nun war auch Grell mit seinem Latein am Ende. Für seine Verhältnisse ungewöhnlich still folgte er William durch die Tür hinaus. Ronald folgte ihnen wie ein Schlafwandler. Was war nur mit ihrem William passiert in den 14 Tagen, die sie weg waren?
 

Ja, was war passiert…
 

Tag 1:

William war beim Abteilungsleiter, um die Berichte vom letzten Monat abzugeben. Sein Vorgesetzter sah über die Berichte und meinte:

„Sehr gute Arbeit, Mr. Spears, wie immer. Ach, übrigens, ihre beiden Kollegen Sutcliff und Knox sind für 14 Tage im Urlaub. Sie hier wird die Beiden vertreten.“

Ein Mädchen hüpfte zur Tür herein. Sie war vielleicht 17, eventuell auch älter, wirkte jedenfalls sehr jung. Sie trug knappe Kleidung und hatte kurzes, schwarzes Haar.

„Hallo! Ich bin die starke, wunderschöne Yuffie Kisaragie!“

Sie winkte aufgedreht und wuselte auf William zu. Dieser rückte seine Brille zurecht. Sie war kein Shinigami, aber auch kein Mensch. Was sie war ging ihn aber nichts an. Wenn der Abteilungsleiter entschieden hatte, dass sie Grell und Ronald vertrat, hatte er diese Entscheidung zu akzeptieren. Mit ihrer aufgedrehten Art würde er schon zurechtkommen, schließlich konnte sie nicht schwieriger sein als Grell.

„William T. Spears. Auf gute Zusammenarbeit.“

„Klaro, Willi! Und was arbeiten wir hier?“
 

„… Dies ist die Arbeit der Shinigami, die korrekt und gewissenhaft ausgeführt werden muss.“

William rückte seine Brille zurecht. Er erklärte Yuffie bereits seit anderthalb Stunden, was sie zu tun hatte, und sie schien ihm kaum zuzuhören.

„Toll! Und wann geht’s los?“

„Jetzt sofort. James Miller habe ich bereits einen Monat beobachtet. Heute stirbt er, seine Erinnerungen müssen noch geprüft werden.“
 

James Millers Erinnerungen liefen vor Williams Augen ab. Ein ganz normales Leben…

„Och Mann, ist das Langweilig!“

Er ignorierte Yuffies Mosern und konzentrierte sich auf die Erinnerungen des Unfalltoten. Es war nichts Besonderes daran, auch nichts, was darauf schließen ließ, dass er die Welt verbessern würde. So beschloss er, die Seele einzusammeln.

Yuffie hatte alles desinteressiert beobachtet und sah ihn nun aus irgendeinem Grund beleidigt an.

„Das war’s schon? Wenn ich gewusst hätte, dass der Job so langweilig ist, hätte ich ihn nicht angenommen.“

William rückte seine Brille zurecht. Das Mädchen ging ihm tierisch auf die Nerven.

„Ich hindere dich nicht daran, zu gehen.“

„Um deinetwillen würde ich bestimmt nicht bleiben, Brillenschlange! Nur leider hatte dein Chef überzeugende Argumente, mich den Job machen zu lassen, also muss ich dir wohl oder übel weiter helfen.“

Wann hatte sie ihm bitte geholfen? William sagte nichts und stempelte die Unterlagen.
 

Tag 2:

William beobachtete seinen neuen „Fall“ und bemühte sich, Yuffies Jammern, Jubeln, Hüpfen und ihre Respektlosigkeit weitestgehend zu ignorieren. Sie dachte gar nicht daran, ihm zu helfen, sondern nervte nur und zeigte an dem Auftrag nicht das geringste Interesse.

Er hatte es fast geschafft, sie völlig aus seinen Gedanken zu vertreiben, da sprang sie plötzlich auf seinen Rücken und klammerte sich an seinem Hals fest.

„Hey Brillenschlange, mir ist langweilig! Lass uns…“

Weiter kam sie nicht. William war der Kragen geplatzt. Mit einer einzigen Bewegung zog er sie sich vom Rücken und katapultierte sie mit einem Fußtritt quer über das Dach, von dem aus sie den Todeskandidaten beobachteten. Yuffie überschlug sich zweimal, war dann aber sofort wieder auf den Beinen und funkelte ihn angriffslustig an.

„Du willst wohl Streit, ja? Niemand, wirklich niemand, legt sich mit der großen, mächtigen Yuffie an! Nimm das, Schurke!“

Sie zog die kleine Anfänger-Death Scythe, die sie als Waffe bekommen hatte und griff ihn an. Sie stellte für William allerdings keinen ernstzunehmenden Gegner dar. Ein Schwung seiner Death Scythe genügte, sie zu entwaffnen, und ein weiterer Fußtritt, sie gegen den Schornstein knallen zu lassen. Allerdings hockte sie jetzt auf dem Boden und heulte und jammerte.

„Uäääh, Willi, warum bist du so gemein zu mir?“

Damit nun konnte William überhaupt nicht umgehen. In Ermangelung anderer ihm bekannter Möglichkeiten rückte er seine Brille zurecht und wand seine Aufmerksamkeit wieder der Zielperson zu. Das hatte allerdings zur Folge, dass Yuffie nur noch lauter schrie.

„Seien sie still, Kisaragie! Wenn sie schon nicht gedenken, mich bei meiner Arbeit zu unterstützen, behindern sie mich wenigstens nicht dabei!“

Während Yuffie hinter ihm brüllte und schrie, was für ein herzloser Mistkerl er doch wäre, versuchte er vergeblich, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Er begann, Ronald und Grell zu vermissen. Ronald bemühte sich immer, zu tun, was er sagte, auch wenn er lieber Party machte, und auf Grell konnte man sich zumindest im Ernstfall verlassen, und er stellte seine Autorität nicht infrage, wenn er sie erstmal unter Beweis gestellt hatte.
 

Tag 6:

William hätte nie gedacht, dass es einmal soweit kommen würde, aber inzwischen hasste er seine Arbeit. Yuffie war intensivste Folter für ihn. Sie konnte weder still sitzen, noch die Klappe halten, respektierte ihn nicht, machte ihre Arbeit nicht und drehte ihm das Wort im Munde um. Aber er beschwerte sich nicht. Ein William T. Spears beschwert sich nicht, schon gar nicht über irgendetwas, was mit der Arbeit zusammenhing, die einzigen Ausnahmen waren organisatorische Schwierigkeiten, Personalmangel und Urlaubsstreichungen. Und da er ein sehr konsequenter Shinigami war, würde er sich niemals über Gegenmaßnahmen beschweren. Und Yuffie war nun mal so eine Gegenmaßnahme. Trotzdem wünschte er sich gerade sehr weit weg. Grell würde vermutlich mit ihr zurechtkommen…

Heute hatte sie anscheinend beschlossen, mal still zu sein. Und so widmete er seine Aufmerksamkeit ausgiebig der Zielperson. Morgen würde sie sterben. William wünschte, er hätte mehr Zeit. Aber es hatten sich bisher keine Besonderheiten gezeigt, also würde es wieder auf die Erinnerungen ankommen.

Aus Grauen vor dem nächsten Tag hatte er in der letzten Zeit nicht viel geschlafen. Als Shinigami konnte er das zwar ertragen, aber anstrengend war es trotzdem. Er schloss einen Augenblick die Augen und atmete tief durch. Das war ein Fehler. Als er die Augen wieder öffnete, war seine Brille weg.

„Schau mal, Willi! Ich hab deine Gartenstange und deine Brille!“

Yuffie! Nicht nur, dass sie seine Death Scythe genommen hatte, was er gar nicht leiden konnte, sie hatte es tatsächlich fertiggebracht, ihm die Brille von der Nase zu stehlen. Und er sah absolut nichts ohne Brille.

„Yuffie! Gib sie zurück!“

Blind drehte er sich in Richtung ihrer Stimme und taumelte vorwärts. Irgendwo links von sich hörte er sie kichern und änderte die Richtung. Mit vorgestreckten Händen tastete er sich vorwärts, da trat sein Fuß ins Leere und er stürzte ab.

Es war Anfang Februar, und es lag Kniehoch Schnee. Am Straßenrand waren Hüfthohe Schneehügel aufgehäuft und genau da fiel William bäuchlings rein. Nur gut, dass Menschen ihn normalerweise nicht sehen konnten. Er lag mit dem Gesicht voran im Schnee, die Wände des Loches ragten hoch über ihm auf, dein Anzug war durchnässt, er konnte nichts sehen und über sich hörte er Yuffie rufen:

„Hey Willi, ohne Brille bist du wohl eine Blindschleiche!“

Heute Morgen hatte er gedacht, es könne nicht schlimmer kommen als sonst auch, aber das war schlimmer. Im Geiste bedachte er Yuffie mit Worten, von denen er bisher nicht gewusst hatte, dass sein Wortschatz über diese verfügte, während er vergeblich versuchte, aufzustehen, da der Schnee nachgab. Er vermied es später, nachzuprüfen, wie lange Yuffie wartete, bis sie ihn rettete und sagte kein einziges Wort. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass das bei ihr das Klügste war.
 

Tag 8:

William hatte sich komplett dem Schicksal ergeben. Er hatte die Vollstreckung gestern ohne Probleme durchführen können, da er Yuffie angewiesen hatte, schon mal Papierkram zu machen. Doch als er zurückgekommen war, hatte er feststellen müssen, dass man Yuffie auch keinen Papierkram überlassen durfte. Er würde Wochen brauchen, das Chaos auf seinem Schreibtisch zu beseitigen.

Der neue Auftrag ging allerdings vor. Sie mussten in der Nähe von Glasgow zwei Teufel beseitigen und einige Seelen einsammeln. Die Sache würde irgendwann kurz nach Mitternacht steigen und bis dahin mussten sie da sein, die Situation erfasst haben und alle Opfer auf dem Radar haben. William fragte sich, was der Abteilungsleiter sich dabei gedacht hatte, ausgerechnet sie beide zu schicken.

Um dem ganzen die Spitze auf zu setzten mussten sie in Ermangelung anderer Transportmittel auch noch mit dem Zug fahren. Zwar mussten sie keine Fahrkarten kaufen, da die Menschen sie nicht sehen konnten, aber Yuffie hüpfte im Zug herum und quengelte wie ein kleines Kind. William saß in seinen Sitz zurückgelehnt und dachte gar nicht daran, was ihn erwarten könnte. Womit hatte er das nur verdient?
 

Der Zielort war ein kleines Gehöft, das sie in der Abenddämmerung erreichten. Um Yuffie loszuwerden, wies William sie an, die Umgebung nach den Teufeln abzusuchen, wissend, dass diese sich lange noch nicht zeigen würden. Teufel zeigten sich nur in Interaktion mit Menschen. Er selbst bemühte sich, alle sieben Personen ausfindig zu machen. Das war nicht allzu schwierig. Der Hof wurde von einem Ehepaar geführt, das hatte er bald gefunden. Auch die vier Knechte waren nicht schwer zu entdecken. Fehlte nur der Sohn des Herren. Es war bereits stockfinster, als er ihn fand: in einer kleinen Kammer bereitete er ein satanistisches Ritual vor. Damit war William klar, woher die Teufel kommen würden, und auch, dass er die Seele dieses Mannes nicht würde retten können.
 

Es ging auf Mitternacht zu und William wartete auf dem Dach des Stalles. Da tauchte Yuffie neben ihm auf. Und sie hatte wahnsinnig schlechte Laune.

„Hey Blindschleiche, was soll der ganze Kram hier überhaupt? Hier ist überhaupt nichts, mir ist kalt und wahrscheinlich müssen wir nur wieder irgendwelche langweiligen Leute beobachten. Ich habe keine Lust mehr!“

William rückte seine Brille zurecht.

„Wie ich bereits sagte: Wenn du gehen willst, halte ich dich nicht auf.“

Yuffie schnaubte empört.

„Weißt du was, das mach ich jetzt auch!“

Sie ging ein paar Schritte, drehte sich dann aber wieder um.

„Ich gehe jetzt!“

William reagierte nicht. Wieder ging sie ein paar Schritte.

„Tschüss, Blindschleiche!“

Noch ein paar Schritte.

„Sag deinem Chef, dass ich kündige!“

Sie wartete noch einen Moment, doch als ihr klar wurde, dass William nicht reagieren würde, sprang sie vom Dach und verschwand in die Nacht.

Eine Weile blieb William einfach stumm sitzen und wartete, was passierte. Schließlich fiel ihm ein unglaublicher Stein vom Herzen. Er konnte sein Glück kaum fassen: Yuffie war weg! Dass sie ihn damit sozusagen im Stich ließ, war ihm inzwischen herzlich egal.
 

Tag 9:

Es war gerade Mitternacht durch, da geschah etwas: Aus der kleinen Kammer des Sohnes schlugen Flammen. Der Mann musste bereits tot sein. Das Feuer breitete sich rasch aus und er musste noch schneller sein, so schnell wie der Rauch, der die Bewohner tötete.

Wachsam huschte er durch das Wohnhaus. Zuerst erreichte der giftige Rauch das Schlafzimmer des Ehepaares, dann die Kammer der Knechte. William sammelte alle ihre Seelen ein und verließ das Haus so schnell er konnte. Auf keinen Fall wollte er von den beiden Teufeln, denen er bisher nicht begegnet war, in die Enge getrieben werden.

Er stand nun in einiger Entfernung des Gehöfts im Schnee, hielt seine Death Scythe bereit und wartete. Sie würden kommen, schließlich hatte er ihnen die Beute genommen. Und tatsächlich wartete er nicht lange. In der Gestalt von zwei großgewachsenen, jungen Männern traten sie aus den Flammen, die inzwischen das gesamte Gehöft illuminierten. Nun war es Zeit für William, zu beweisen, dass er nicht umsonst als einer der Besten galt, die in der Shinigami Haken Kyoukai arbeiteten.

Ohne etwas zu sagen, griffen sie ihn sofort an. Damit hatte William gerechnet, er durchbohrte den Vorderen die Brust mit seiner Death Scythe, und mit dem Schwung, mit dem er den Körper einige Meter weit weg in den Schnee schleuderte, wehrte er gleichzeitig den Angriff des Anderen ab. Dieser erwies sich als nicht ganz so leicht auszuschalten und ein wilder Kampf entbrannte.

Eine von Williams Stärken im Kampf war, dass er sich nie dazu verleiten ließ, seine Deckung zu öffnen, der Teufel aber schon. Das brachte ihm die Gelegenheit für einen tödlichen Stoß. Der tote Teufel löste sich in eine Stichflamme auf, da spürte William etwas durch seinen Körper gleiten. Halb betäubt vor Schmerz taumelte er herum und sah den ersten Teufel grinsend vor sich stehen. Offenbar hatte William sein Herz knapp verfehlt. Der Teufel hielt etwas in der Hand: Yuffies Death Scythe! Sie hatte sie wohl einfach in den Schnee geworfen, als sie gegangen war und er hatte sie gefunden und damit Williams Rücken quer aufgeschlitzt. Es war ein Fehler gewesen, nicht daran zu denken. Doch er gönnte seinem Gegner den Triumph nicht, mit letzter Kraft stieß er ihm erneut die Death Scythe in die Brust, diesmal ins Herz. Als auch dieser Gegner sich auflöste, fiel William mit dem Gesicht voran in den Schnee.

Nun lag er da und konnte sich nicht rühren vor Schmerz. Die Wunde würde ihn nicht umbringen, doch musste er hier liegen bleiben, bis er sich wieder bewegen konnte, und das konnte einige Tage dauern. Er hatte keinerlei Möglichkeit, Kontakt zu jemandem aufzunehmen, also musste er wohl so lange warten. William fühlte sich miserabel. Er hatte einen kleinen, aber fatalen Fehler gemacht, er hasste es, Fehler zu machen, er hatte wirklich Schmerzen, ihm war kalt, er konnte sich nicht bewegen, sein Anzug war ruiniert und der Abteilungsleiter würde unglaublich wütend auf ihn sein. Wenn doch nur Grell oder Ronald da wären. Sie hätten vielleicht an die Death Scythe gedacht, aber auf jeden Fall hätten sie ihn nicht im Stich gelassen und sich in einer solchen Situation um ihn gekümmert, auch wenn er sich dafür geschämt hätte. Nun ja, das tat er auch so. So lag er hilflos da, während es zu schneien begann und sein Körper langsam eingeschneit wurde.
 

Tag 13:

Zwei Tage hatte William dort gelegen ohne sich rühren zu können. Dann hatte er vorsichtig und unter Schmerzen den Schnee abgeschüttelt, die beiden Death Scythes aufgesammelt und sich auf den Weg gemacht. Am Bahnhof hatte er erfahren müssen, dass aufgrund des hohen Schnees und weil es immer noch schneite, keine Züge mehr fuhren. Also machte er sich zu Fuß auf den Weg zurück. Gott sei Dank war seine Wunde schon weit genug verheilt, dass sich ihr Zustand nicht wieder verschlechtern würde. Trotzdem hatte er noch Schmerzen und musste mit einem kaputten Anzug frierend durch hohen Schnee und dichtes Schneegestöber wandern. Es war schon ein Wunder, dass er nur gute zwei Tage brauchte.
 

Am Vormittag erreichte er das Firmengebäude. Er musste wirklich erbärmlich aussehen, daher nahm er seinen Kollegen die entsetzten Blicke nicht übel. So durchgefroren, dass er keinen Schmerz mehr spürte, schleppte er sich ins Büro des Abteilungsleiters, erklärte ihm die Situation und übergab ihm Yuffies Death Scythe. Sein Vorgesetzter war wütend, das sah William ihm an, doch aufgrund seines offensichtlichen Zustandes hatte er wohl beschlossen, ihn zu schonen. So wies er ihn nur an, sich einen Tag auszuruhen und in der nächsten Zeit sein Büro in Ordnung zu bringen. Bevor William nach Hause ging, vergas er nicht, seine Death Scythe zu professioneller Pflege abzugeben.
 

Zuhause ließ William sich ein heißes Bad ein und gab etwas für seine Wunde ins Wasser. Er wusste nicht, wie lange er dann im Wasser lag, doch dabei kam alles hoch, was er die letzten Tage zum Überleben verdrängt hatte. Das waren die schrecklichsten Tage seines Lebens gewesen. Verfluchte Yuffie, verfluchte Teufel. Erst acht Tage Psychofolter, dann vier Tage körperliche Tortour. William hasste sich dafür, dass Tränen über seine Wangen flossen, doch er konnte es nicht ändern. Sein Geist spie Worte, die er sich selbst niemals zugetraut hätte. Wenn er daran dachte, dass er die nächsten Tage damit verbringen musste, Yuffies Chaos zu beseitigen… Aber irgendwann hatte er genug geheult und gedanklich geflucht. Das Bad hatte ihm sehr gut getan, also fühlte er sich wieder einigermaßen wohl, als er ins Bett ging.
 

Tag 14:

William hatte verschlafen. Sehr. Darum zog er sich nicht so sorgfältig an wie sonst und eilte in sein Büro. Gott sei Dank sagte niemand etwas.

Es war irgendwie einsam ohne die zwei Nervensägen. Irgendwie konnte er sich nicht so recht auf seine Arbeit konzentrieren. Da fiel ihm ein, dass die zwei Nervensägen ja heute zurückkommen würden. Er versuchte, bis dahin noch etwas zu arbeiten, doch irgendwann gab er es auf und wartete nur noch.
 

Am Abend, als er schon kurz davor war, wegzudösen, hörte er eine wohlbekannte Stimme und schnelle Schritte auf dem Flur und wusste genau, wer da war. Er stand auf und ging auf die Tür zu, um Grell in empfang zu nehmen, da flog sie auch schon auf und seine ganz persönliche, rote Nervensäge ihm um den Hals. Und William war so froh, ihn zu sehen, dass er es sich gefallen ließ. Und schon erschien auch Ronald in der Tür.
 

Sie saßen zusammen in dem kleinen, gemütlichen Café, in das William manchmal heimlich ging. Wenn die Kollegen das wüssten, wäre sein ruf ruiniert. Grell und Ronald hatten sich von dem Schock weitestgehend erholt und stellten weiter keine Fragen.

Irgendwann ließ Grell seinen Cocktail stehen, stellte sich hinter William und begann, ihm die Schultern zu massieren.

„Du siehst so verspannt aus, Will. Ich kümmere mich um dich.“

William war noch so erschöpft, dass er es sich dankbar gefallen ließ, er genoss es sogar. Ja, er ließ sich so weit gehen, dass er die Augen schloss und sich an Grells Bauch anlehnte.

„Hey, William-senpai“, meinte Ronald plötzlich, „ihr Schreibtisch sieht ja schlimm aus. Wie wär’s, wenn ich Extrastunden im Büro schiebe und euch helfe, das in Ordnung zu bringen?“

Überrascht öffnete William die Augen, er wusste, wie sehr Ronald die Büroarbeit hasste. Gerührt brachte er nur ein dankbares Nicken zustande, bevor er sich wieder an Grell lehnte und Gott und irgendwem, der sonst noch Anspruch darauf erhob, dankte, dass seine Kollegen – nein, seine Freunde wieder da waren.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2012-01-07T02:26:40+00:00 07.01.2012 03:26
Schöne geschichte ^_^
Von:  Shaya
2011-12-22T14:52:48+00:00 22.12.2011 15:52
OH MEIN GOTT!!
Was hast du getan???

DAS IST JA MAL MEGAHAMMERGEIL!
Vielen, vielen Dank :D.

Ich kann mit William mitfühlen... Yuffie hätte ich auch nicht gerne als Hilfskraft xD.
Aber das sieht Will endlich mal, was er an seinen (sonst nervenden) Angestellten eigentlich hat. xD
Ansonsten... joa... ne.. dein Geschenk ist gerade in Arbeit und wird hoffentlich noch rechtzeitig fertig.

Nochmal dankeschön
*Kekse dalass*

Lg xMiki


Zurück