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Weit aus dem Fenster gelehnt

Onkey
von

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Wenn man von Lee Jinki sprach, dann sprach man von dem tollpatschigen Büroleiter. Von der Art Chef die wohl jeder gerne gehabt hätte. Er betrat das Büro jeden Morgen mit einem breiten Lächeln, brachte oftmals Kaffee oder Kuchen für alle mit und wenn es nicht drum gewesen wäre, dass er seine Krawatte nie richtig binden konnte, wäre er wohl sogar der perfekte Chef gewesen.

Jinki lagen die Frauen Reihenweise zu Füßen, doch er schien immer geschickt zwischen ihnen hindurch zu balancieren ohne ihnen auf die Füße zu treten. Beschenkte er doch jede seiner Mitarbeiterinnen mit dem gleichen, herzensguten und manchmal etwas schrägen Lächeln das er wohl perfektioniert hatte.

In Jinkis Leben gab es nur ein paar feste Punkte. Seine Arbeit, seine eigentlich viel zu große Wohnung und Hähnchen. Und er war sehr froh über diese drei Punkte. Doch wenn man ihn fragte, was ihn eigentlich wirklich glücklich machen würde, wären viele sicher sehr erschrocken gewesen. Denn eigentlich wollte er nur eine Familie. Kinder und einen Partner an seiner Seite mit dem er durch Dick und Dünn gehen konnte.

Bedingt durch seine viele Arbeit und das er mehr oder weniger, sozial inkompatibel war, viel es ihm schwer jemanden kennen zu lernen. Und dann auch noch jemand der zu ihm passte und genauso gerne Kinder wollte wie er selbst, war da nur noch schwieriger. Und so beschränkte er sich Tag für Tag darauf, in seiner Mittagspause aus dem großen Glasfenster auf die andere Straßenseite hinüber zu sehen. Jinki war gewiss kein Spanner oder so, er war mehr ein Kinderliebhaber. Auf die nicht pädophile Art natürlich. Er wünschte sich nur einfach selbst welche.. Oder vielleicht ein Date mit dem wunderschönen Kindergärtner der dort arbeitete.

Er konnte schon gar nicht mehr genau sagen wann es angefangen hatte. Vielleicht als sie sich in dem kleinen Café um die Ecke begegnet waren. Oder an dem Tag als Jinki heraus gefunden hatte, dass er Kibum hieß. Oder vielleicht auch an dem Tag als er sah wie er liebevoll ein aufgeschrammtes Knie verarztete und kleine Tränchen wegwischte. Und langsam wurde es wohl zur Gewohnheit jeden Tag aufs neue hinüber zu sehen und sich an Kibum zu erfreuen.
 

„Vielleicht solltest du ihn einfach mal ansprechen. Also ich meine so richtig Jinki. Nicht nur 'Guten Morgen Kibum-ah!', sondern ein richtiges Gespräch mit ihm anfangen.“, riet ihm Jonghyun eines Mittags über ihr Mittagessen hinweg. „Ich mein, es kann ja nicht schaden zu wissen wie alt er wirklich ist und wieso er so gerne als Kindergärtner arbeitet!“, sagte er weiter. Doch Jinki schien seinen Worten keine große Bedeutung zu schenken. Sein Blick klebte weiter starr auf dem wunderschönen Mann auf der anderen Straßenseite. Seine blonden Haare lockten sich ein wenig und wenn Jinki sich nicht täuschte auf die Entfernung, dann trug er einen dünnen türkisfarbenen Lidstrich. Doch das konnte er sich vielleicht auch nur einbilden. Denn seine Augen waren nicht gerade die besten.

„Lad' ihn doch einfach mal zum Abendessen ein Jinki! Mensch das ist ja echt schlimm mit dir und deinem liebestrunkenen aus dem Fenster starren!“, sagte Jonghyun besorgt. Doch Jinki nickte nur abwesend und legte seine Stäbchen zur Seite. „Und was wenn er mich nicht mag? Oder wenn er eine Freundin hat? Jonghyun was mach ich de-“, doch er brach ab als er sah wie Jonghyun zum Fenster hinüber ging. „Jonghyun was machst du da?“, fragte er verwirrt und stand langsam auf.

„Hey! Kibum-ssi!“, rief Jonghyun laut hinüber auf die andere Straßenseite nachdem er das Fenster geöffnet hatte. „Hey Kiiiibum-ssiiiii!!“, rief er nochmals. Und Kibum drehte sich tatsächlich zu ihm um. Jonghyun grinste breit und lehnte sich etwas vor auf die Fensterbank. „Uhm.. Ja?“, rief Kibum zurück, der seinerseits nun an den Gartenzaun getreten war. „Hat eines meiner Kinder was kaputt gemacht?“, rief er besorgt hinüber. Und irgendwie erschien ihm diese Unterhaltung unheimlich. „Nein nein!“, rief Jonghyun lachend zurück. „Ich hab mehr.. Eine kleine Frage!“, und damit blickte er kurz zu Jinki. Dieser war etwas weiter vom Fenster weg stehen geblieben. „Kibum-ssi..“, begann er als er seine Aufmerksamkeit wieder auf ihn richtete. „Würdest du mal mit Jinki-hyung ausgehen? Er traut sich nicht zu fragen und wenn ich das jetzt nicht tue, dann stirbt er vielleicht noch an Unterernährung weil er schon ewig kein Mittagessen mehr gegessen hat, weil er ständig damit beschäftigt ist dich zu beobachten!“, und damit lehnte er sich grinsend etwas zurück. Nur um zu sehen wie Jinkis hochroter Kopf zur Tür hinaus verschwand.

Kibum stimmte nach kurzem überlegen zu und rief Jonghyun seine Adresse zu. „Um acht! Ich koche was.“, rief er noch hinterher ehe er sich umdrehte und sich wieder seinen Kindern widmete.

Jonghyuns Mission war erfüllt.
 

So nervös war er wohl noch nie gewesen. Weder bei seiner Universitätsabschlussprüfung noch als er das Büro übernommen hatte. Jinki war oft nervös, aber niemals so. Er stolperte mehr denn je, brauchte ganze fünf Minuten um das Auto in eine passende Parklücke zu manövrieren und hätte auch noch fast an der falschen Tür geklingelt. Wie sollte der Abend nur gut werden? Jinki atmete nochmals tief durch, ehe er aus dem Aufzug stieg und den Flur entlang lief. Seine Schritte hallten auf den weißen Bodenplatten wieder und machten ihn nur noch nervöser, falls das möglich war. Als er vom Boden aufsah, fiel ihm Kibum sofort ins Auge. Er stand elegant in den Türrahmen gelehnt und beobachtete jeden von Jinkis Schritten mit seinen weichen Augen genaustens.

„Uhm.. Hallo.“, brachte Jinki nur leise heraus als er direkt vor Kibum stand. Er wusste nicht genau ob er ihm die Pralinen, die er für ihn gekauft hatte, lieber jetzt geben sollte, oder erst später, oder vielleicht auch gar nicht. Vielleicht mochte er keine belgischen Pralinen? Was machte er dann? Es war doch zum Haare raufen.

Doch Kibum schien ihm alle Hemmungen und Sorgen mit nur einem Lächeln zu nehmen. „Hallo Jinki.“, sagte er mit dieser weichen, liebevollen Stimme die so voller Versprechen und Wärme war. Er führte ihn hinein und lies ihn in Ruhe alle seine Kleider ablegen ehe er ihn ins Esszimmer führte. Sein Apartment war erstaunlich groß und hell. Und Jinki war überrascht wie gemütlich es hier war. Es roch angenehm nach Kibum und essen und bevor Kibum ihm anbot sich zu setzen, drehte er sich um und reichte ihm die Pralinen. Kibum nahm sie danken an und wenn Jinki sich nicht täuschte, war Kibum mehr als erschrocken wie teuer sie doch wohl gewesen sein mussten. Denn wer verschenkte schon belgische Pralinen, mitten in Seoul?

Als Kibum ihn verließ um das das Essen zu holen, sah sich Jinki etwas genauer im Esszimmer um. Es war seltsam, aber alles schien genau so zu sein wie Jinki es sich immer vorgestellt hatte. Überall waren Bilder von Kibum und seiner Familie. Besonders viele von ihm und seiner Oma wie es schien. Und plötzlich war ihm auch kein Rätsel mehr wieso er als Kindergärtner arbeitete. „Ich sehe du bist neugierig..“, sagte Kibum mit einem Hauch Humor in seiner Stimme als dieser vor Jinki einen Teller auf den Tisch stellte. „Uhm.. also.. ich..“, er wusste nicht genau was er dazu sagen sollte. Doch Kibums weiches Lachen, das plötzlich alles so viel besser wirken lies, gab ihm zu bedeuten das er schon verstand. Und es überraschte Jinki doch zusehends, wie gut er und Kibum doch zusammen passten.

Jinki war sich zwar nicht sicher wann es genau angefangen hatte, doch er war sich sicher, dass er nicht wollte das es enden würde. Denn er spürte das sein wild pochendes Herz wie verrückt danach schrie ihn wieder zu sehen.
 

Es würde auch nicht aufhören. Sie würden nun regelmäßig zusammen ausgehen. Kibum würde Jinki sogar mit zu seiner Familie nach Daegu nehmen. Und Jinki im Gegenzug würde Kibum seinen Eltern vorstellen.

„Kibumieeeeee.. Jinkiii-oppa ist da!!!!“, rief seine Kollegin lautstark durch den ganzen Flur. Bis hin zu Kibum der gerade einem Kind in die Schuhe half. „Geh schon mal raus zum Spielen.. Ich komme gleich nach.“, sagte er und zupfte die Mütze auf dem kleinen Kopf vor sich zurecht, ehe er das Kind zur Tür schob und zu Jinki lief. „Danke Jessica..“, sagte er lächelnd und zog Jinki an seinem Arm in die kleine Küche und schloss die Tür hinter ihm. „Was machst du hier?“, fragte er mit hochrotem Kopf. „Ich dachte ich bringe dir einen Schirm vorbei nachdem es draußen schneit und ich weiß das du heute Morgen ohne Schirm gekommen bist..“, sagte er unschuldig und schob Kibum den Schirm zu. „Aber wenn es dir peinlich ist dann komm ich nie mehr vorbei!“, sagte er hastig und sah zur Seite. Eigentlich war es schade, denn er liebte es Kibum dabei zu beobachten wie liebevoll und vollkommen natürlich er mit den Kindern umging. Und sie schienen ihn zu lieben. Aber wer würde ihn denn nicht lieben mit seiner dunkelblauen Schürze und den weichen, lockigen Haaren? „Natürlich kommst du wieder vorbei!“, sagte Kibum hastig und zog Jinki an sich heran. „Ich hab um vier Feierabend. Hol mich ab.“, sagte er lächelnd und küsste ihn. Es war nicht mehr als ein sanfter Abschiedskuss, ehe Kibum zur Tür hinaus verschwand und sich die Jacke überstreifte ehe er in den Garten hinaus ging. Doch er fühlte sich besonders an. So wie jeder erste Kuss.
 

Das Apartment wirkte lange nicht mehr so groß als Kibum all seine Sachen verteilt hatte. Die Bilder an den Wänden gaben Jinki jeden Tag aufs neue das Gefühl wirklich Zuhause zu sein. Auch wenn viele Bilder nur Kibum und seine Familie zeigten. Es störte Jinki nicht. Nicht im geringsten.

Es war ein schönes Gefühl jeden Morgen neben ihm auf zu wachen und abends wieder neben ihm ein zu schlafen. Es machte das Leben so viel lebenswerter. Dazu war Kibum auch noch ein Meisterkoch und nicht selten kam Jinki zu einem schon fertigen Hähnchen nach Hause. Und mit jedem Tag mehr wurde er sich sicher, Kibum war es. Kibum war die Person die er sein Leben lang an seiner Seite haben wollte. Nicht irgendeine Frau in viel zu kurzen Shorts und Highheels. Er wollte Kibum. Kibum in seiner blauen Schürze und Kibum mit seinen weichen, lockigen Haaren. Er wollte den kinderlieben Kibum, den, der jeden Tag aufgeschrammte Knie verarztete und Kindertränen tröstete, der abgefallene Teddyarme wieder annähte und abends immer noch ein bisschen mehr Liebe für Jinki übrig hatte.

Jinki war sich sicher, es fehlte nur der Ring an Kibums Finger um das alles für immer fest zu halten.
 

„Ein bisschen weiter nach Links Jinki! Nein nicht das Links.. Das andere.. Man bist du doof! Minnie.. Noch ein bisschen.. Mh.. Ja genau so.“, und damit rannte Jonghyun von seiner Position hinter der Kamera schnell zu den anderen ins Bild und lies sich neben Taemin auf den Boden fallen. Es war ein fröhliches Bild. So wie alle die sie jedes Jahr zu Weihnachten aufnahmen. Doch es würde ihr erstes Bild sein auf dem sie zu fünft waren. Sie und das kleine Baby auf Kibums Arm. Und wenn sie sich die Bilder zusammen ansehen würden, würden sie wahrscheinlich darüber lachen wie schnell die Zeit vergangen ist. Wie schnell sie eine Familie wurden und das nur weil Jonghyun sich so weit aus dem Fenster gelehnt hatte um auf die andere Straßenseite hinüber schreien zu können.

Schon verrückt was man so alles macht um jemanden glücklich zu sehen den man mag.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Shambles
2012-03-19T16:57:09+00:00 19.03.2012 17:57
Joa...eigentlich ganz gut.
ich finde nur schade, das du nicht beschrieben hast, wie sue sich ihre liebe gestehen, sowas in der richtung hat mir noch gefehlt.
Aber du kannst wirklich sehr gut schreiben, es macht spaß sowas zu lesen.
du musst auf jeden fall mehr geschichten schreiben, das wird was :3
Von:  KingKibum
2011-12-27T16:19:47+00:00 27.12.2011 17:19
Einfach weil ich weinen musste!

Ich glaub ich kann gar nicht genau sagen warum das so war. Aber ich weiß, dass die FF unheimlich schön geschrieben ist. Vor allem ist das die erste FF die ich unbedingt lesen wollte. Schrecklich, oder? Ich und ne FF.
DU bist der Lucifer! Ich sags dir 여보! ♥

Ich finds klasse! Schreib wieder so schöne Sachen! ♥
사랑해 여보! 보고싶어 ♥


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