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Fairytale gone bad

von

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Träumer

Sanft strich der Wind über das saftig grüne Gras der endlos weiten Felder, sorgte für aufgeregtes Rascheln und ein reges Treiben in dieser so idyllischen Landschaft. Vereinzelt türmte sich eine kleine Wolke auf, veränderte verspielt ihre Form, während sie ihren Weg über das Firmament beschritt. Der Himmel selbst war noch in den sanften Farben aus einer Mischung des nächtlichen Blaus sowie den warmen, goldroten Farben des Morgens getaucht.

Ein kleines Mädchen, mit schulterlangen, schneeweißen Haaren bahnte sich mit einem strahlenden Lächeln ihren Weg durch das hohe Gras. Sie rannte zielstrebig auf einen einsamen alten Baum zu, welcher sich fast schon majestätische von der Landschaft abhob. Seine dicken Äste und das dichte Blattwerk rankten sich der Sonne entgegen, während der mächtige Stamm seine Wurzeln bis tief unter die Erde gegraben hatte, sodass kein Sturm ihn jemals zu Fall bringen konnte.

Das kleine Mädchen hatte ihr Ziel endlich erreicht und lehnte sich schweren Atems an eine der großen Wurzeln, welche sich aus der Erde hob und sank an dieser hinab. Sie richtete ihr Augenpaar aufmerksam gegen den Horizont. Wartete nur darauf, dass sich dort etwas regte und ihr somit signalisierte, dass er auf dem Weg hierher war. Vorsichtig zog sie sich den Träger ihrer Tasche über den Kopf und legte diese neben sich auf die Erde, lauschte den Liedern eines kleinen Vogels, welcher einsam sein Lied in den Wind streute in der Hoffnung eine Antwort zu bekommen. Vorsichtig schob das kleine Mädchen ihre Finger in ihre Tasche und zog einen kleinen Lederbeutel hervor, öffnete diesen und verteilte etwas von dem Inhalt auf ihrer bloßen Handfläche. Langsam legte sie ihren Kopf in den Nacken, blinzelte nach oben in die Krone des Baumes, wo sie den kleinen Vogel ausfindig zu machen versuchte und da war er auch schon. Sein Gefieder trug die wunderschöne Farbe der goldenen Sonne und war so flauschig und weich. "Na komm schon. Ich hab dir etwas mitgebracht.", sprach das Mädchen zu dem kleinen Vogel und schenkte ihm ein warmes Lächeln, während sie die Hand mit den Sonnenblumenkernen anhob. Vorsichtig wagte der kleine Vogel sich von Ast zu Ast näher an das Mädchen heran, landete erst ungeschickt auf ihrem Kopf und flatterte dann schließlich in ihre Hand wo er sich genüsslich ein Körnchen nach dem anderen herauspickte und aß. Vorsichtig führte das kleine weißhaarige Mädchen ihre freie Hand an den kleinen gelben Vogel heran und strich ihm sanft über sein Köpfchen, wobei sich ein zufriedenes, glückliches Lächeln auf ihre Lippen schlich.

Sie hatte keine Ahnung wie lang dieser kleine Wicht in ihrer Hand schon ihre Aufmerksamkeit genossen hatte, doch eine ihr wohl vertraute Stimme durchbrach die Stille und schreckte ihren kleinen Freund auf, welcher sich sogleich zurück nach oben in die schützende Baumkrone verzog. Die Rubinroten Augen erfassten die Silhouette eines kleinen Jungen, der seine Hand dem Himmel entgegen gestreckt hatte und dem Mädchen zu wank, während der Junge immer wieder ihren Namen rief. "Maria! Maria!", rief er das weißhaarige Mädchen stets mit einem freudestahlenden Lächeln, wobei sich seine Distanz zu ihr mit jedem Schritt verringerte. Schnell erhob sich die kleine Gestalt vom Boden und streckte ihre Hand ebenso in die Luft, um das Winken zu erwidern. "Dénes!", entgegnete sie ihm Lautstark und schenkte ihm unbewusst ihr schönstes Lächeln. Erst als er sie fast erreicht hatte, lies sie ihre Hand sinken und musterte den jungen Ungarn ihr gegenüber, welcher völlig atemlos mit seinen Händen über seinen Knien stützte und nach Luft rang. "Hast du alles mitgebracht?", fragte Maria den Brünetten neugierig und scharwenzelte einmal um ihn herum, wobei sie ihn genau betrachtete, bis sie wieder vor ihm zum Stillstand kam. Nickend und immer noch nach Luft ringend bestätigte er ihr ihre Frage und lies sich erstmals auf der noch kalten Erde nieder.

Nachdem eine Unmenge an Minuten verstrichen war, raffte sich Maria als erste wieder von dem Boden auf, klopfte ihre kurzen Jeans an ihrem Po ab und beugte sich zu ihrer Tasche hinunter, um diese sogleich vom Boden aufzuheben und wieder über ihre Schulter zu hängen. Noch ehe sie sich wieder Dénes zuwandte streckte sie ihre Hände nach dem kleinen gelben Vogel aus und hieß ihm an doch mit ihnen zu kommen, sich die Umgebung anzusehen und an ihren Abenteuern in der Wildnis teil zu haben. Zutraulich landete der kleine gelbe Freund der beiden in den Händen der Preußin und fand seinen Platz wenig später auf ihrem Kopf wieder, welchen sie nun nach Dénes umgedreht hatte. Mit einem knappen Nicken von beiden Seiten war es beschlossen, ihre Abenteuerreise ins Unbekannte konnte starten. So überquerten die drei kleinen Abenteurer das weite Feld in Richtung der Wälder.
 

Erst als die Sonne bereits über den Himmel gewandert war, drohte wieder hinter dem Horizont zu verschwinden und das Firmament bald mit der dunkelblauen und von Sternen besetzten Decke überzogen zu werden, kehrte das Trio zurück an ihren Aufbruchsort, wo sie sich müde in das weiche Gras fallen ließen. Gilbird, so hatte die kleine Weißhaarige den Vogel getauft, flog zurück in das kleine Nest auf seinem Baum, plusterte sein Gefieder auf und steckte sein Schnäbelchen unter seinen Flügel, um sich von den Strapazen des Ausfluges zu erholen. Maria hatte sich neben dem Ungarn niedergelassen, ihre Beine eng an ihren Körper herangezogen und ihre Arme um diese geschlungen. Den Kopf hatte sie zur Seite gelegt und auf ihrer eigenen Schulter gebettet, während die rubinroten Augen den Sonnenuntergang verfolgten. Sie wusste genau, dass ihr Vater ihr dafür wieder eine lange Strafpredigt halten würde, denn er sah es nicht gerne wenn sich seine älteste zu so später Stunde noch alleine in irgendwelchen Feldern herumtrieb, doch das hatte sie noch nie gekümmert. "Du sag mal Dénes…", durchbrach das Mädchen die Stille, ohne den Brünetten anzusehen. "…wenn wir groß sind…", fuhr Maria langsam fort und wandte ihre Seelenspiegel nur langsam auf den Jungen neben sich, während sie ihre Arme über ihren Knien kreuzte und ihr Gesicht dahinter verbarg, um ihre rotglühenden Wangen vor seinen wachsamen, grünen Augen zu verstecken. "Da werden wir doch immer noch Freunde sein und gemeinsam die größten Abenteuer erleben, oder? Versprich mir, dass wenn wir Groß sind immer noch zusammen bleiben.", nuschelte der kleine Wirbelwind in seine Arme und richtete seinen Blick wieder starr nach vorne. Das kleine Herz in ihrer Brust hämmerte wie wild gegen ihren Brustkorb, während sie ihm diese bescheuerte Frage stellte, doch ehe sie auch nur einen Laut von sich geben konnte um ihm zu sagen, dass er vergessen soll, was sie da gesagt hatte, erhob er das Wort. "Natürlich! Wenn wir groß sind, werden wir heiraten und die ganze Welt bereisen und noch viele spannende Abenteuer erleben!", entgegnete ihr Dénes mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, auf welches sich die Preußin sofort einlies und stolz den Kopf hob, in der Hoffnung, dass die rötlich gefärbten Wangen in der Abendröte nicht sofort auffielen.

Es verging noch eine gefühlte Ewigkeit, die die beiden damit verbrachten über ihre Abenteuer und Reiseziele zu schwärmen und die Sterne am Himmel zu erkunden, ehe sie sich endlich auf den Weg nach Hause machten. Gemeinsam beschritten sie den Weg durch das Feld, soweit bis der jeweils andere in eine andere Richtung musste. Tapfer stapfte die kleine Weißhaarige im Dunkeln in Richtung ihres Hauses, doch irgendetwas stimmte nicht. Ein ihr unbekanntes Geräusch, welches gar nicht hier her zu passen schien, begleitete sie auf ihrem Nachhauseweg. Auf der einen Seite schien es so vertraut und auf der Anderen war es doch so fremd. Es sorgte dafür, dass sich ihre Umgebung langsam aber sicher zu verändern und zu verzerren begann, bis schließlich alles in ein schwarzes Dunkel gehüllt war, durch das kein einziges Licht mehr drang. Das Einzige was geblieben war, war dieses gleichmäßige Geräusch, welches einfach nicht verschwinden wollte und sie dahin zurück geholt hatte, wovor sie jede Nacht zu fliehen versuchte. Die Realität.

Langsam und flatternd, dem Flügelschlag eines Schmetterlings gleich, öffneten sich die Lider der Weißhaarigen und sie blinzelte müde in einen großen leeren Raum. Am liebsten würde sie nun einfach liegen bleiben, die Augen schließen und wieder dahin zurückkehren, wo sie bis eben noch gewesen war. Dem wohl einzigen Ort der noch ihr gehörte. Ihre Träume. Jedoch war sie sich darüber im Klaren, dass nichts sie nun wieder an diesen Ort bringen konnte, denn ausnahmsweise schien sie heute tief geschlafen zu haben, was ihren Lippen ein kleines, mattes Lächeln entlockte, während sie sich langsam in ihrem großen, warmen und weichen Bett aufsetzte. Sie sog die Luft tief in ihre Lungen, schlug die Bettdecke tapfer beiseite und schob ihre Beine über den Rand des Bettes hinweg, um sich sogleich durch den Raum zu schleichen und das Fenster aufzusuchen, denn sie hatte schon längst erraten, wer oder was sie aus ihrem Schlaf gelockt hatte. Es waren die dicken, schweren Regentropfen die vom Himmel herab fielen und gegen ihre Fensterscheibe trafen. Der Himmel weinte also und verbarg mit seinen bleiernen, dicken Wolken jeden noch so kleinen Sonnenstrahl. Ein herrliches Wetter, musste sie sich Stumm eingestehen, legte eine Hand an die kalte Scheibe des vergitterten Fensters und lehnte sich mit ihrer Stirn dagegen, um sich etwas abzukühlen. Maria wusste weder wie spät es war, noch welcher Tag heute war und um ehrlich zu sein, war es ihr gleichgültig, denn diese Dinge wie Zeit, hatten für sie längst jegliche Bedeutung verloren und waren nur ein Laster, welches sie knapp an den Rande des Wahnsinns getrieben hatte. Ihre Zeit die sie hier in ihrem goldenen Käfig verbrachte würde sich noch endlos in die Länge ziehen und es gab kein Entkommen.



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