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Silence

[pRussia, Germancest]
von

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09. Novemer 1989 (Teil 2)

Gilbert zögerte, als sein kleiner Bruder ihm die Tür zu seinem – ihrem – Zuhause öffnete.

Hätte ihn jemand gefragt, er hätte es nicht zugegeben. Aber er hatte Angst, dieses Haus wieder zu betreten.

Er wusste nicht, was auf ihn zukommen würde. Klar war, dass sich ab dem Moment, in dem er Ivans Haus den Rücken gekehrt hatte, alles verändern würde. Wie genau, wusste er allerdings nicht. Und eben diese Unwissenheit war es, die ihn ängstigte.

Er hatte nicht gewusst, was ihn bei Ivan gehalten oder von ihm weggetrieben hatte. Genau so wenig war er sich im Klaren über das Verhältnis zwischen sich und seinem Bruder – und was noch zwischen ihnen stand. Gott, er war sich nicht mal mehr sicher, was er überhaupt noch wusste...

„Gilbert?“ Die Stimme Ludwigs, der immer noch die Tür für ihn aufhielt, schreckte ihn aus seinen Gedanken. „Kommst du?“

Gilbert nickte langsam. Er wusste nicht, was ihn jetzt erwarten wurde. Er wusste nur, dass mit dem Schritt über diese Schwelle etwas neues – altes? - anfangen würde. Und, dass es ihm Angst machte.

Und Preußen und Angst waren noch nie eine gute Mischung gewesen.
 

Gilbert blieb fast augenblicklich wieder im Flur stehen, als die Haustür hinter ihm ins Schloss fiel.

Es sah ganz anders aus, als er das Haus in Erinnerung hatte.

Er sah sich langsam um, allerdings ohne sich von der Stelle zu rühren.

Die Aufteilung der Räume schien zumindest hier im Erdgeschoss noch immer die selbe zu sein -links die Küche, rechts das Wohnzimmer und weiter den Flur entlang die Treppe ins Obergeschoss – aber das war auch schon alles.

Die Tapeten, der Boden, die Möbel...alles schien ausgetauscht worden zu sein, wirkte heller, moderner.

Zugegeben, irgendwo in seinem Unterbewusstsein hatte er damit gerechnet. Er hatte nicht wirklich erwartet, dass sein Bruder in 40 Jahren nichts am und im Haus verändern würde.

Es änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass Gilbert sich in seinem eigenen Haus fremd vorkam. Einfach, weil es nicht mehr wie sein Haus aussah, sich nicht mehr wie sein Haus anfühlte.

Das einzige... Gilbert sah zu seinem kleinen Bruder. Das einzige, was sich augenscheinlich nicht verändert hatte, war Ludwig. Selbst der besorgte Blick, den der Blonde ihm zuwarf, schien noch akkurat der selbe zu sein.

Und Gilbert stellte fest, dass er diesen Blick noch genau so wenig mochte wie früher – vielleicht sogar noch weniger.
 

Einen Moment lang fragte der Preuße sich, ob er warten sollte, bis Ludwig ihn weiter ihn die Wohnung bat. Den Gedanken verwarf er jedoch beinahe sofort wieder.

Das hier war auch sein Haus, verdammt.

(Egal, wie wenig es sich danach anfühlte.)

Er musste nicht darauf warten, herein gebeten zu werden.
 

Gilbert spürte, wie sich eine gewisse Spannung zwischen ihnen aufbaute, als sich ihre Blicke trafen.

Um die Stimmung ein wenig aufzulockern, grinste der Preuße, bevor er auf seinen

Bruder zu und dann an ihm vorbei in die Küche ging.

Als er den Blonden passierte, berührten sich für einen Moment ihre Schultern.

Gilbert lächelte kurz, bevor er die Küche betrat.
 

Auch hier sah nichts mehr aus, wie er es in Erinnerung hatte.

Aber das war schon ok so. Er würde sich daran gewöhnen. Vielleicht.
 

Er spürte Ludwigs Blick auf seinem Rücken, während er in Mitte des Raumes stand und sich noch umsah.

Ob er schon bemerkt hatte, dass irgendetwas anders war...?

Gilbert hoffte, dass dies nicht der Fall war.

Es würde alles noch kompliziert genug werden, wenn Ludwig auffallen würde, dass er...

Dass er sich anders verhielt. Kompliziert und unangenehm, da war er sich sicher.

Aber er war ja noch nicht all zu lange zurück.

Sicher war es noch zu früh, als das es dem anderen hätte auffallen können?

Es konnte schließlich einfach die Freude über ihre Wiedervereinigung sein, die ihn für den Moment sprachlos machte.

Gilbert hielt diese Erklärung für plausibel. Zumindest für den Moment.

Zu dumm nur, dass er sie West nicht würde liefern können.
 

„Gilbert...?“

Angesprochener wandte den Kopf, um dem Blonden über seine Schulter hinweg einen fragenden Blick zuzuwerfen.

Ja?

Der andere sah noch immer so besorgt aus.

Gilbert zog eine Augenbraue hoch, als wäre er verwirrt, als würde er nicht verstehen.

„Ist...“ Der Deutsche rang nach Worten. So wie es aussah, war ihm die Situation genau so unangenehm wir Gilbert – nur, dass dieser es sich nicht anmerken ließ. „Ist alles in Ordnung mit dir?“

Der Albino sah ihn einen Moment lang mit gespielter Überraschung an, bevor er die Schultern zuckte und seinen Bruder angrinste.

Klar ist alles in Ordnung. Wieso auch nicht?

(Wenn er nur oft genug dachte, würde er es vielleicht auch selbst irgendwann glauben. Aber vorläufig würde es reichen, wenn es nur Ludwig überzeugen würde.)

Deutschland runzelte die Stirn über das Verhalten des Älteren, aber er drängte nicht weiter.

Im Stillen dankte ihm Gilbert dafür.

Sein Grinsen nach wie vor aufrecht erhaltend wandte er sich von seinem Bruder ab und ging auf den Kühlschrank zu. Er hatte plötzlich Verlangen nach Alkohol.

Nachdem er die Kühlschranktür wieder geschlossen hatte, ging er, eine Bierflasche in der Hand, an seinem Bruder vorbei zurück in den Flur.

Im Vorbeigehen klopfte er ihm mit der freien Hand kurz auf die Schulter, bevor er auf die Treppe zusteuerte.

Er konnte die Blicke des Jüngeren auf seinem Rücken spüren, als er nach oben ging.

„Gilbert...“

Er ignorierte ihn.
 

Im oberen Stockwerk angekommen hielt Gilbert zielstrebig auf eine der Türen zu und öffnete sie, in der Hoffnung, dass sich die Position seines Zimmers nicht verändert hatte.

Glück gehabt.

Zögerlich stand er im Türrahmen und betrachtete den Raum.

Es war sauber – genau so, wie es von Ludwig zu erwarten war – aber wenigstens dieses Zimmer hatte sein Bruder von seinen Renovierungsarbeiten verschont.

Langsam betrat der Albino den quadratischen Raum und schloss leise die Tür hinter sich, bevor er sich mit dem Rücken dagegen lehnte.

Er zitterte.

Eine Weile stand er regungslos so da, den Blick auf den Boden gerichtet, und versuchte, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen.

Als er blinzelte, spürte er etwas feuchtes auf seiner Wange.

Überrascht hob er die Hand und fuhr sich mit den Fingern übers Gesicht.

Eine Träne.

...Verdammt.



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