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Hush, little Baby~

Kim Jaejoong
von

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Kapitel 6
 


 

Arjuna schlürfte glücklich und zufrieden an ihrer heißen Schokolade, während ich mich mit so einem kleinen Päckchen Plastik abärgerte, wo eine solche Notfalls-Decken drin war. Mir war immer noch scheiße kalt und es war mir unangenehm so halb angezogen in der Tankstelle zu stehen, wo mich die Angestellte die ganze Zeit geistesabwesend anstarrte.
 

Gut, ich konnte sie verstehen. Wie oft wird schon ein bekanntes Gesicht entführt und taucht dann bei genau dieser Tankstelle auf? Eben.

Wie lange war ich eigentlich weg?
 

Endlich hatte ich die Notfall-Decke befreit und hüllte mich komplett damit ein. Dann schnappte ich mir ein paar Handwerkszeuge aus dem Regal, klemmte sie unter meinen Arm und tapste zur Angestellten.

„Könnten Sie einen Moment auf die Kleine aufpassen?“

Sie nickte eifrig und schon war ich zur Toilette gehopst. Dort drehte ich fachgerecht zweimal den Schlüssel um – sicher ist sicher – und ließ mich auf den Boden neben der Kloschüssel nieder.
 

Ich musste diese Scheiß Handschellen von meinen Knöcheln loswerden, die trieben mich in den Wahnsinn!
 

Mit einer Hand hielt ich meine Decke fest, mit der anderen begann ich mit einem Hammer auf die Ketten einzuschlagen. Es machte höllischen Lärm, doch es störte mich nicht. Ich musste die Kette kaputt machen, oder zu mindestens schwächen. Doch sie verbog sich nur.
 

Ich knüpfte die Enden meiner Decke zu einem Knoten am Hals zusammen – wie einen Umhang – und nahm nun eine kleine Gartenschere, um die kleinen Stangen durch zu zwicken. Doch die waren zu stark und die Schere zu schwach. Wütend schmiss ich das Teil gegen die Tür und legte meinen schweren Kopf in den Nacken.
 

Mann, war ich müde.
 

Ich war anscheinend für kurze Zeit eingenickt, denn ein energisches Klopfen riss mich aus meinem Halbschlaf.

„Besetzt!“, rief ich und schnappte mir wieder den Hammer um auf die Ketten einzuschlagen.
 

„Kim Jaejoong? Hier ist die Polizei!“
 

Ach ja? Polizei? Ich musste sichergehen, dass es nicht dieser Scheißkerl war oder ein Komplize von ihm: „Schieben Sie ihren Ausweis unter der Tür durch.“

Es dauerte etwas, vermutlich überlegten sie was sie tun sollten, ehe der Ausweis im Türschlitz erschien. Ich schnappte ihn mir und inspizierte ihn.
 

Ich hatte keine Ahnung wie man Echte von Fälschungen unterschied, aber ich tat mal so, als ob ich es könnte.
 

Ich las mir alles durch, kritisierte etwas unbewusst das monotone Foto des Polizisten, bevor ich mich doch dazu entschied, die Tür aufzuschließen. Ich rappelte mich also auf, drehte den Schlüssel zurück und öffnete die Tür.
 

Da standen wirklich Polizisten. Ganz viele. Viel zu viele.
 

Ich wickelte mich fester in meine Decke und wandte mich an die Angestellte: „Wo ist die Kleine?“
 

Plötzlich rammte mein linkes Bein etwas, ein Haarschopf, und klammerte sich sehr fest daran. Ich schwankte und mein Gleichgewicht drohte zu kippen, aber ich fing mich rechtzeitig.

„Arjuna hat Angst, Oppa“, wimmerte sie und schlüpfte unter die Decke um sich noch mehr zu verstecken. Ich tätschelte ihren Kopf seufzend.
 

„Ich denke, wir fahren aufs Präsidium um…ungestört zu reden“, meinte einer von den Polizisten und geleitete uns – mich und Arjuna auf dem Arm – zu einem der drei Polizeiwagen. Die Handschellen hatte er mir zum Glück vorher abgenommen.

„Darf ich mir ein Handy ausleihen? Ich möchte meine Jungs anrufen“, fragte ich höflich und schon hatte ich drei Stück in meinem Schoß. Ich verdrehte meine Augen und wählte eines, das ich auch einigermaßen bedienen konnte.
 

„Yunho? Ich bins…Aua, hört auf mir alle ins Ohr zu kreischen! Ja, mir geht’s gut. Ja, wurden gerade aufgesammelt. Ja…jaha~…nein. Ach, kommt einfach zum Präsidium. Und nehmt mir was Frisches zum Anziehen mit, ja? Bye“, ich legte auf und rieb mir meine Schläfen.
 

Jetzt hatte ich es endlich mal geschafft, mal keine Kopfschmerzen zu haben, und schon kehrten sie wieder, diese Bastarde.
 

Arjuna schielte immer wieder nervös unter unseren improvisierten Umhang hervor und schlang ihre kleinen Arme um meine Hüften. Ich sog scharf die Luft durch die Zähne ein, sie hatte ne ungünstige Stelle zum Zudrücken erwischt.
 

Wir fuhren etwa eine halbe oder dreiviertel Stunde, ich hatte das Zeitgefühl etwas verloren, ehe wir Seoul erreichten. Ah, endlich wieder in einer vertrauten Umgebung, wie hatte ich es vermisst.
 

Das Polizei-HQ war in einem Hochhaus und Arjuna und ich wurden gebeten in einer der Büros zu warten. Die Kleine ließ mich kein einziges Mal los, sie war wirklich ein verschrecktes Bambi. Schon nach kürzester Zeit langweilte ich mich und wandte mich an sie: „Spielen wir was?“
 

„S-sp-spielen?“, ihre Augen begannen wieder zu leuchten.

„Kennst du verstecken? Ich zähle bis zehn, nein, zwanzig, einverstanden?“
 

Sie sprang von meinem Schoß und ich schloss die Augen. „Nicht schummeln, Oppa!“

Ich presste meine Hände zusätzlich auf meine Augen und begann zu zählen.

„Eins, zwei, drei….achzehn, neunzehn, zwanzig!“, ich nahm meine Finger aus dem Gesicht und öffnete die Augen. Vor mir stand eine erwachsene Frau.
 

„Bist du gealtert, Arjuna?“, kam es erstaunt aus meinem Mund, noch bevor ich schalten konnte, dass das nicht Arjuna war. Die Mundwinkel meines Gegenübers zuckten leicht.
 

„Guten Morgen, Mr. Kim Jaejoong“, antwortete sie bloß, doch ich hatte mich schon weggedreht um nach der Kleinen zu suchen. Sie hatte sich unter einem Schreibtisch versteckt und einen Papierkorb über den Kopf gestülpt. Auch Arjuna hatte bemerkt, dass noch jemand im Raum war und weigerte sich von ihrem Versteck hervorzukommen.
 

„Morgen? Wie spät ist es? Und wer sind Sie?“, ich war verwirrt und hatte viele Fragen, die irgendwie niemand bis jetzt beantwortet hatte. Ich hatte auch niemanden gefragt, fiel mir ein.

„Halb sechs. Ich bin Dr. Niwan und werde euch beide nur kurz durchchecken, für den Fall dass es noch mehr Verletzungen gibt“, sie deutete in mein Gesicht, wo noch immer das Blumenpflaster klebte.
 

„Uns geht’s gut“, meinte ich trocken und hockte mich zu Arjuna unter den Tisch, „bauen wir uns einen Schutzbunker?“

Arjuna kicherte und nickte begeistert. Ich zog mein zerschnittenes T-Shirt aus – natürlich ohne meine inzwischen schön-warmen Notfallsdecke auszuziehen, das war auch nicht mal nötig bei dem Fetzen – und hängte es über die Tischkante, beschwerte die enden mit der Tastatur des Computers und einer Schreibtischlampe.
 

„Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung mit euch beiden ist?“

„Arjuna, schnappt dir die Bleistifte, wir brauchen Munition für den Fall eines Angriffes des bösen Drachens“, wisperte ich und die Kleine quietschte vergnügt auf.
 

Was soll ich sagen? Ich hab sie eben in mein Herz geschlossen und es war lustig mit ihr. Selbst wenn uns diese Frau Doktor für verrückt erklärte, weil wir diese ernst-zunehmende-Situation ziemlich in und durch den Dreck zogen.
 

Eine Zeit lang stand die Frau etwas verloren in dem Büro, vermutlich hoffte sie, dass ich zur Vernunft kam und mich von ihr untersuchen ließ – ha, Wunschvorstellung – bevor die Polizisten hereinkamen, in Begleitung meiner Jungs.

Ich sprang auf und krachte unsanft mit meinem Kopf gegen die Tischplatte. Die Schreibtischlampe kippte und der Fetzen, welches sich mal mein T-Shirt schimpfte, segelte zu Boden.
 

„Hyung! Alles in Ordnung mit dir?!“

Ich krabbelte mir den Schädel reibend unterm Tisch hervor und ließ mich stürmisch von meinen Jungs umarmen. Yoochun und Changmin schluchzten erleichtert auf.

„Sorry, aber wie lange war ich eigentlich weg?“
 

„Zwei Tage, Hyung.“

„Hm“, machte ich nur und ließ die Zahl in meinem Kopf kreisen. Das waren zwei verflucht lange Tage. Lag vielleicht daran, dass ich nie geschlafen hatte.

„Arjuna, na komm, du auch“, lockte ich meine kleine Freundin, die uns Fünf mit großen Augen aufgeregt anstierte.
 

„Wo hast du die Kleine aufgegabelt?“, fragte mich Yunho und hockte sich hin, damit er auf Augenhöhe mit ihr war. Schüchtern griff sie nach seiner ausgestreckten Hand und drückte kurz seine Finger zur Begrüßung.
 

„Die ist ja süß~ sieht aus wie Yoochun in Balloons, nur in Kleinformat und weiblich“, Junsu lachte, als Arjuna nach seinen Haaren griff und an ihnen zog. Sie quietschte vor Freude auf und umarmte ihn herzlichst.
 

„Habt ihr meine Sachen dabei?“, ich umging bewusst seine Frage nach Arjuna. Ich wollte an diesem Tag nichts mehr erklären oder erzählen. Nur noch nach Hause, in eine heiße Dusche und in mein eigenes Bett.
 

Yunho reichte mir seine Umhängetasche und ich verbeugte mich kurz aber wahnsinnig dankbar. Endlich wieder ein sauberes T-Shirt und saubere Jeans, herrlich, wie hatte ich mich danach gesehnt.
 

Ich öffnete den geknüpften Knopf meiner Notfallsdecke und ließ den silber-goldenen Umhang zu Boden segeln. Junsu, Changmin und Yunho schnappten erschrocken nach Luft und Yoochun und die Ärztin schluckte schwer.
 

„Hast du dich noch nicht untersuchen lassen, Hyung?!“

„Kriegt euch wieder ein, die paar blauen Flecken werden wieder verschwinden“, meinte ich gelassen und schlüpfte schnell in mein Shirt.

„Mr. Jaejoong, Sie sollten mich wirklich Sie untersuchen lassen“, redete nun auch die Ärztin auf mich ein.
 

„Hören Sie, bei allem Respekt, aber ich habe seit zwei Tagen kein Auge mehr zugetan, geschweige eine Dusche von innen gesehen und will einfach nur in MEIN Bett“, erklärte ich und musste meinen Tonfall beherrschen, dass ich nicht unhöflich wurde.

Meine Freunde warfen sich gegenseitig besorgte Blicke zu.
 

„Das verstehen wir, aber Sie sollten-“, der Polizist hatte auch nur sein Glück versuchen wollen.

„Wo soll ich unterschreiben, dass es mir gut geht und ich nach Hause gehen kann?“, unterbrach ich ihn, war nun wirklich sauer und genervt. Ich rieb mir meine Augen und massierte meine Nasenwurzel.
 

Ich brauch ne Schmerztablette, und zwar dringend.
 

Kapitel 6-Ende



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