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Fail Family

von

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Lieber arm dran als Arm ab

Dahvie hatte also die ausdrückliche Erlaubnis erhalten, in meinem Bett zu nächtigen.

Und ich zeigte keine Reue, nicht mal ansatzweise - ich musste krank geworden sein, eine andere Erklärung gab es dafür nicht.
 

"Mein Süßer", hauchte mir Dahvie zärtlich ins Ohr, als er sich zu mir unter die Decke kuschelte und seinen Körper ganz eng an meinen drückte. "Ich könnte hier für immer mit dir so liegen."

Da sah man wiedereinmal, wie lieb der Kleine sein konnte, wenn er es nur wollte.

Wenn er mich 'Süßer' nannte, hüpfte mein kleines Herzchen vor Freude in den Magen hinein, wo es wohlig zu kribbeln begann.

Das war es wohl, was die Menschen Liebe nannten.

Bei Daniel war das alles bei weitem nicht so intensiv - oder ich hatte es einfach verdrängt.
 

Auch ich kuschelte gegen, denn Dahvie war mein Bärchen, mein weiches, warmes.

Nur der Mond und die Sterne spannten am Fenster, während wir knutschten.

But the stars are blind and the moon is so too.
 

Obwohl wir noch sehr lange wach waren und rummachten, übermannte Dahvie irgendwann der Schlaf und ich seufzte zufrieden, denn wenn ich nicht genug pennen konnte, würde meine gnadenlose Schönheit flöten gehen.

Dass genau dies aber eintraf, erfuhr ich erst gegen Mitternacht.

Also, nicht, dass meine Schönheit sichtlich nachgelassen und ich mich, natürlich rein optisch, in Freddy Krüger verwandelt hatte, nein, sondern dass ich Schlafenszeit einbüßte.

Einbüßen musste, besser gesagt.

Denn ich wurde durch ein rhythmisches Knarren und Schaukeln des Bettes geweckt, als es im Raum noch stockdunkel war - zunächst mutmaßte ich, das wäre nur ein doofer Traum gewesen, der auf dem Rummelplatz in einem Karussell spielte, aber da das Ruckeln und Rattern noch immer nicht aufhörte, als ich einigermaßen zu mir gekommen war, wusste ich, dass das real sein musste.

Und dann schnaufte es auch noch, stöhnte erbärmlich auf.

Klar wusste ich nun, was hier Fakt war.
 

"Dahvie...", stöhnte ich ebenfalls, das Gesicht genervt wie müde in das Kissen drückend, was den Anderen keineswegs inne halten ließ. "Kannst du das nicht auf morgen früh verschieben? Das ganze Bett wackelt doch...und ich werde seekrank..."

Keine Antwort, nur seltsame, tierisch anmutende Geräusche von Seiten Dahvie.

Zu nachtschlafender Zeit spitz zu werden, das kannte ich von mir nicht.

Selbstverständlich suchten auch mich hie und da feuchte Träume heim, dennoch war ich beim Erwachen immer viel zu faul, an der Palme zu wedeln.
 

"Ich versprech dir auch, dass ich gleich früh die ganze Soße aus dir rausquetsche, wenn du jetzt nur..."

"Aaaah Jayy yes yes yes!"

"No no no", seufzte ich und spürte, wie meine Wange mit einer warmen Flüssigkeit in Berührung kam. "Nicht mal ordentlich zielen kannst du..."

"Tut mir leid..."

So kleinlaut und piepsig mochte ich ihn wiederum, den kleinen Perversling, den mitten in der Nacht die Lust überfiel.

"Ich geh mich waschen", murmelte ich, warf die Decke zurück und gähnte ausgiebig, doch als ich schon auf der Bettkante saß, wurde mir sachte auf die Schulter getippt.

"Wärst du so gut und nimmst das Spielzeug gleich mit?", erfragte Dahvie mit einem vollkommen unschuldigen Grinsen im Gesicht, welches man sogar in der Nacht erkennen konnte.

Wortlos schnappte ich meinen Dildo und marschierte damit in das Badezimmer.

Ja nee is klar.

Gefingert werden will er nicht, aber sich unerlaubt an meinen geheimen Schätzen vergreifen.

Der würde zur Strafe schon wiedermal in den Genuss meiner flotten Fingerchen kommen, darauf konnte er Gift nehmen.
 

*****
 

Ich hielt das Ding unter den Wasserstrahl, ekelte mich etwas, denn Dahvie hatte, wie es schien, mal wieder einen Einlauf nötig, desinfizierte vorsichtshalber alles und widmete mich danach meinem Gesicht.

Jetzt, mitten in der Nacht, hatte ich keinen Nerv, von dem weißen Zeug zu kosten.

Obwohl ich es sonst sehr liebte.
 

Endlich war alles sauber und auch rein und ich knipste das Licht der Badezimmerlampe aus.

Dunkelheit umfing mich.

Mist.

Ich hätte im Korridor doch die Lampe anschalten sollen, denn so hätten meine Augen keine Mühe gehabt, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.

Nun war dieser Zustand jedoch nicht mehr zu ändern.
 

In der rechten Hand den Dildo, mit der linken tastend tappte ich durch den Flur, blind wie ein Maulwurf respektive Serpii ohne Brille, bis ich leider Gottes mit irgenetwas Hartem kollidierte - und nein, diesmal war es nicht Dahvies Schwanz, auch wenn das Wort 'hart' wie angegossen zu dem guten Stück passte.

Vor lauter Schrecken entfleuchte mir das Spielzeug, fiel wahrscheinlich auf den Boden, was sich kurz darauf als Recht bestätigte, als ich es unter meinen Füßen spürte.

Und was hatten wir im Physikunterricht gelernt?

Wenn man an etwas Rollen befestigt dann fängt es an sich zu bewegen.

Ein ganz einfaches Gesetz.
 

Aber Jayy der alte, dumme Kräpel rollte nicht sonderlich weit, er flog viel mehr - nämlich auf die Nase.

Und nicht nur darauf.

Meinen rechten Arm traf es noch viel schlimmer.

Zirkusreif schien er sich zu verrenken, sagte der harten Kante während des Falls guten Tag und dankte es mir dann mit einem unerträglichen Schmerz.

Au.

Au.

Au.

Mehr konnte ich nicht mehr denken, wie ich da im dunklen Flur lag und keinen einzigen Muskel mehr rühren konnte, in der Angst, das Stechen und Ziehen würde sich dadurch noch steigern.

Tränen traten mir in die Augen.

Scheiße.

Au.

Au.

Au!!
 

*****
 

"Jayy? Warum hast du denn so gepoltert? Ist dir der Dildo ausgebüxt?"

Oh mein Gott, meine Rettung!

"Mhhwhmm", murmelte ich aus meiner Ecke, kassierte daraufhin zur Krönung einen Tritt an den Kopf. "Du Assi!"

Ich fluchte.

Und ja, wenn Jayy wütend war, dann konnte er fluchen wie ein Postkutscher, egal, ob er schon klinisch tot war oder sein Arm time to say goodbye hatte.

"Oh sorry", entwich es Dahvie nur irritiert - wenn ich richtig am Leben gewesen wäre, ich hätte ihm in die Zehen gebissen bis er quietscht. "Aber...was kriechst du denn da unten rum?"

"Das..au...mach ich bestimmt nicht freiwillig...so unterwürfig bin ich dann doch nicht..."

Endlich kam Dahvie mal auf die Idee, es Licht werden zu lassen, dann guckte er zunächst auf den Dildo, dann auf mich armes, verkrümtes Würstchen und schlug die Hände über dem Kopf zusammen.

"Scheiße, Jayy, dein Arm!"

"Ich weiß, der spielt grad Sadomasospielchen mit mir...und ich halts kaum mehr aus!"
 

Irgendwie verfrachtete der Kleine mich in eine aufrechte Lage - die Haltung meines Armes konnte ich nicht beschreiben, denn wir wollen nicht ins Genre Horror abrutschen - steckte sich, weil er im Affekt keine andere Idee hatte, den Dildo vorn in die Schlüpper rein.

"Dahvie, hallo!", meckerte ich vom Boden aus. "Wie wärs denn mal mit Arzt anrufen?"

"Aber...mitten in der Nacht?"

Der Junge!

Wie konnte Gott nur so etwas Dummes erschaffen?

Einmal mehr wurde mir klar, dass Dahvie lediglich durch ein blendendes Aussehen brillierte.
 

Nach einigem Hin und Her holte er sein Handy, tippte die berühmte dreistellige Zahl mit zitternden Fingern, als ich ihm noch einmal meinen toten Arm unter die Nase hielt, zwar fast sterbend vor Schmerz, aber Jayy musste einmal in seinem Leben beweisen, dass er ein Mann war und keine süße, kleine Pussy wie Dahvie.

Leider erfuhr ich, dass mich kein Krankenwagen abholen würde aus irgendeinem nicht erfindlichem Grund - wahrscheinlich waren in der Klinik um die Zeit alle zu besoffen, um sich hinter das Steuer zu setzen, glücklicherweise gab es noch Dahvie und sein Automobil.

Das war zwar gut und schön, aber die Sache hatte zwei Haken:

Ich trug nur ein Paar Boxershorts am Leibe und Kimmy konnte ich unmöglich sich selbst überlassen.
 

Zunächst galt es, ersteres Problem zu beseitigen.

Jammernd warf ich mir das Shirt über, welches Dahvie mir brachte, konnte selbstverständlich nur den linken Arm durch das dafür vorgesehene Loch stecken - und kam mir dabei vor wie ein Behindi.

Ein gottverdammter Krüppel!

Alle würden nun denken, hier hat eine Behindertenwerkstatt eröffnet, wenn ich so aus dem Haus schlenderte.
 

"Dahvie, hilf mir, die Hose anzuziehen!"

"Ach, ist doch wurscht mit der Hose..."

"Du bist so blöd...", heulte ich leise vor mich hin, schwor jedoch Rache. "Warte nur, wenns mir wieder gut geht, dann finger ich dein kleines Arschloch dumm und dämlich."

Daraufhin reagierte Dahvie nicht mehr.

"So, und jetzt zieh Kimmy was an, wenn schon nicht mir."

Wie die Hexe hinkte ich hinter meinem Freund her bis wir die Schlafstube erreichten.

Vor dem Babybettchen warf mir der kleine Schatz noch den Knüller an den Kopf:

"Aber...ist doch auch egal wegen Klamotten..."

Mir platzte der Kragen.

"Ich fahr Schlitten mit dir, du!"

"Chinesische Schlittenfahrt...ja!"

Ich ignorierte seine Äußerung gnädig, denn meine rechte Hand, die Klatschehand war not available.

"Du ziehst Kimmy jetzt an, klar!"

"Aber..."

Ich winkte ab, knurrte.

"Ja, wenn es nach dir ginge, würden alle Menschen nackt rumlaufen...du tust jetzt wie ich sage, kapito?"

Oho, da war wer dominant.

Und es gefiel diesem jemand, er hätte diesen Moment gar genossen, wenn da dieser sadistische Arm nicht existent gewesen wäre.
 

Zum Glück folgte Dahvie nun.

Zumindest versuchte er es.

"Aber die kleinen Arme, die mach ich doch kaputt!"

"Ach, mein Schwanz ist auch noch dran, außerdem bist du eine Pussy, und Pussys drücken eh nie fest zu."

Oh Wunder, Mr Vanity protestierte nichtmal gegen die Pussy.

Er zog Kimmy die Kleider an, zwar mehr schlecht als recht, aber so, dass sie doch recht warm eingepackt war - und nur darauf kam es an, aber das raffte mein toller Freund ja nicht.

Dann verfrachtete er das Baby in den Tragekorb, zog sich selbst in aller Seelenruhe sein Höschen an, schlüpfte sorgfältig in seine Stiefelchen, während ich schon wieder den Drang entwickelte, das eitle Wesen zu verdreschen.

Wenn der nun auch noch angefangen hätte, sich zu frisieren, dann hätte ich ihn Kraft meiner gesunden Beine in den Hintern getreten.

Aber so kam es zum Glück doch nicht.

Minuten später hieß es 'freie Fahrt voraus'.

Arrgh, arrgh, I'm sick like sars.

Im wahrsten Sinne des Wortes.
 

*****
 

Diagnose: Bruch.

Bedeutet: Gipsarm.

Jayy sagt: Danke.

Das war ja wohl das Letzte, was ich gebrauchen konnte.

Schließlich hatte ich zwei kleine Kinder zu versorgen, mit Essen und Liebe und das eine Kind möglichst auch noch mit Sex.

Okay, das fiel dann wohl flach.

Eigentlich eine gute Sache, denn so hatte ich eine Ausrede für das Nichtvorhandenseins meiner Libido - ja, doch, da war was, das mir oft Schmerzen im Unterleib bereitete, wenn ich zu intim mit Dahvie geworden war, so gesehen in dieser Nacht und dem vorangegangenen Abend, aber...ach, ihr wisst schon.

Man kann keine Gründe für das nennen, was man möchte oder auch nicht, das Gefühl sagt es einem, blockiert den Kopf und den Geist und sitzt auf deiner Brust wie ein Dämon, wenn das Herz zu verlangend klopft.
 

Nächste Misere, die man in der Tat aber auch positiv auslegen konnte:

Ich konnte mich in meinem Zustand unmöglich um den Haushalt kümmern, ich einarmiger Bandit.

Positiver Aspekt: Ich konnte mich einmal wie der Pascha bedienen lassen - sonst war das ja immer Dahvies Part, muhahaha.

Vielleicht würde er mich sogar mit Weintrauben füttern - ah nee, Weintrauben sind schlecht, denn jetzt, wo ich das gerade erzähle, geht der böse Mann mit Namen EHEC um, und dem möchte man besser nicht begegnen - ja, weiß, in Amerika treibt er zwar nicht sein Unwesen, aber man hatte ja gewisse Schauermärchen aus deutschen Landen vernommen und mir war mein Leben dann doch noch zu lieb.

Okay, ließ ich mir eben Schokolade zukommen.
 

Negativer Aspekt: Dahvie und Haushalt schmeißen ist wie wenn du eine Kuh an den Bankschalter setzt.

Na halleluja.

Aber das Wichtigste war, dass man meinen Arm wieder zusammengebaut hatte - aufgeschnitten haben sie mich wie einen saftigen Braten!

Glücklicherweise danach auch wieder zugenäht.

Himmel, wie musste ich an unser Fleischerbildchen denken.

Ihr kennt es nicht?

Ihr habt nichts verpasst, ehrlich.



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