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Bis dass der Tod uns scheidet...

von

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Der Meteor in unserer Hand

„Der wird ausrasten, wenn er morgen wach wird, unser Brüllaffe...“ flüsterte Sasori, während Deidara leicht angeschickert neben ihm kicherte. Der Blonde zuckte mit den Schultern und drückte auf den Knopf vom Aufzug, ehe sich die Tür vor ihnen schloss und sie nach oben fuhren: „Was soll ich machen? Der lässt diese dämliche Sense ja einfach nicht los! Und ich habe keinen Bock, den hier in die Kabine zu quetschen. Also bleibt er, wo er ist, und fertig. Wird die Nacht unten im Flur schon überleben, er ist ja warm eingepackt in seiner Kutte.“
 

„BING“
 

Die Tür öffnete sich wieder und die beiden verließen den Lift wieder. Erschöpft fuhr Sasori sich durch die Haare, während Deidara im Flur Licht machte, und seufzte. Es hatte schon seinen Grund gehabt, dass er so selten trank. Er hasste es, wenn er Kontrolle über sich verlor. Sicherlich war er längst nicht betrunken, aber die veränderten und langsameren Reaktionen seines Körpers waren schon jetzt enorm störend für den Profiler. Doch noch immer verweilte dieses Kribbeln auf seinen Lippen, welches sich sanft und eben ungemein langsam in seinem gesamten Körper verteilte. Auch wenn es ihm eigentlich zu schnell gegangen war, so war es doch eine Erinnerung für ihn geworden an das, was einst gut und schön gewesen war. Was er immer im Stillen sehr genossen und noch mehr vermisst hatte.
 

Er folgte dem Blonden, als dieser es endlich geschafft hatte Licht im Flur zu machen. Etwas unsicher nickte er Deidara zu und murmelte: „Ähm... dann gute Nacht. Morgen muss ich zum FBI und versuche dort noch einmal mein Glück. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass die mehr wissen, als sie zugeben wollen...“ Der Künstler nickte und hielt ihn noch einen Augenblick zurück, als er zum Arbeitszimmer weitergehen wollte. Lächelnd hauchte dieser ihm einen Kuss auf die Wange und flüsterte, aus welchem Grund auch immer: „Danke für diesen wirklich tollen Abend. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du mitgekommen bist, auch wenn letztlich dieser Kerl nicht aufgetaucht ist.“ Sasori nickte: „Nichts zu danken... es war wirklich nett...“
 

Deidara schritt rückwärts durch seine Zimmertür. Er konnte einfach nicht genug von diesem dunklen Vampir kriegen. Der Anblick war einfach zu schön. Fahrig tastete seine Hand nach dem Lichtschalter. Kurz hielt er jedoch noch einmal inne und sah in die rotbraunen, von weißen Kontaktlinsen verdeckte, Augen: „Sag mal... hättest... du etwas dagegen, wenn ich dich morgen begleite? Ich möchte dir gerne helfen diesen Spinner loszuwerden.“ Er sah, wie Sasori überrascht überlegte, schließlich aber tatsächlich nickte: „Ich denke, das lässt sich wohl machen. Aber wenn du dich nicht benimmst, dann...“ - „Weiß ich doch! Wann geht es los?“ - „Acht Uhr. Schaffst du das?“ Grinsend nickte er: „Sicher! Spätestens um sechs wird Hidan sicherlich wach auf dem harten Boden unten.“
 

Kichernd drückte er auf den Lichtschalter, den er endlich ertastet hatte und stutzte, als der Blick des Rothaarigen... er wusste es nicht so genau. Sasori schaute merkwürdig an ihm vorbei, hob skeptisch eine Augenbraue und legte den Kopf ein wenig schief: „Sag mal... ich glaube kaum, dass das so aussehen soll.“ Irritiert drehte er sich um und schnappte nach Luft, als er entdeckte was der Rothaarige meinte: „Was zum...“ Sein Bett... war als solches kaum mehr zu erkennen. Schlaff hing die Matratze, die eigentlich voller Wasser sein sollte, über dem Bettkasten. Der Boden um das Gestell herum war feucht, doch seine Bettwäsche lag mehr oder (eher) weniger ordentlich über dem Sessel, auf den er für Üblich seine Kleidung legte, wenn er zu Bett ging.
 

Genervt wischte er sich über das Gesicht: „Großartig! Jetzt kann ich auf der Couch schlafen! Was soll das? Da gibt man so viel Geld für ein olles Wasserbett aus und dann hält das Teil nicht einmal dicht!“ Grummelnd verschränkte er die Arme vor der Brust. Er hatte echt keinen Nerv mehr für solcherlei „Überraschungen“...
 

Sasori seufzte leise. Manchmal konnte Deidara sich wirklich anstellen! Er mogelte sich an dem Blonden vorbei, nahm das Bettzeug an sich und wollte es aus dem Zimmer bringen, als der Künstler grummelte: „Ich kriege das schon noch alleine ins Wohnzimmer...“ - „Sei ruhig und lass mich durch.“ Beleidigt murmelnd trat der Blonde einen Schritt zur Seite und ließ ihn tatsächlich vorbei. Als er jedoch NICHT in Richtung Wohnzimmer ging, spürte er den fragenden Blick auf seinem Rücken, kümmerte sich allerdings nicht groß darum.
 

Er trug die Sachen ins Arbeitszimmer, wo er sie aufs Bett legte. Er sammelte gerade seine Sachen zusammen, als Deidara in der Tür auftauchte, das Licht im Zimmer anmachte und ungläubig fragte: „Was wird das denn, wenn es fertig ist?“ Mit seinem Bettzeug auf dem Arm wandte er sich dem Blonden zu und erklärte gewohnt ruhig und eintönig: „Das hier ist immerhin noch DEIN Haus! Warum solltest du als Hausherr auf der Couch schlafen, während ich im Bett liege?! Du bleibst hier und ICH werde mich im Wohnzimmer einrichten.“ Den Kopf schüttelnd versperrte Deidara plötzlich den Durchgang: „So ein Blödsinn! Du solltest eigentlich wissen, dass ich mich um solche Regeln nicht schere.“ - „Ich mich aber, also lass mich durch.“
 

Der Künstler kam Schritt für Schritt weiter in den Raum, bis er die Tür hinter sich schließen konnte und grinste: „Gleiches Recht für alle...“ Er stockte kurz und grinste noch etwas breiter. „Okay, fast alle. Aber Hidan zählt nicht. Pack deine Sachen zurück, das Bett ist groß genug.“ Sasori schüttelte energisch, und wohl eher nervös, den Kopf: „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.“ - „Ich finde die Idee aber ganz ausgezeichnet. Ich habe dich letzte Nacht schon nicht gebissen, oder?“ Genervt knurrte er den Blonden an: „Deidara, darum geht es doch auch gar nicht...“ - „Du hast Angst, nicht wahr? Ich falle auch nicht über dich her, Mensch!“
 

Etwas beleidigt wandte er den Blick ab: „Ich habe keine Angst! Falls du das versuchen solltest, dann würdest du schnell merken, dass das eine dumme Idee war.“ Gleichzeitig seufzend und lächelnd schüttelte Deidara den Kopf: „Ich bin hundemüde und habe keine Lust auf Diskussionen!“ Der Künstler ging an ihm vorbei und schälte sich aus dem Kostüm: „Ich weiß ja nicht, was du vor hast, aber ich hau mich jetzt hin!“ Je mehr er überlegte, umso schwerer fiel Sasori die Entscheidung, und umso dümmer kam er sich deswegen vor. Es war doch nur eine Übernachtung, nicht mehr. Oder? So ungeniert wie Deidara sich hier einfach bis auf die Shorts auszog machte ihn nervös.
 

Er grub seine Hände fester in die Decke und seufzte. Er musste sich entscheiden und endlich ein paar Stunden schlafen, wobei ihm auffiel, dass er letzte Nacht zwar wieder geträumt hatte, aber bei Weitem nicht so extrem, wie sonst. Er war auch deutlich schneller eingeschlafen, als in den letzten Jahren. Ein Zufall? Das schloss er aus. Zufälle waren für einen Ermittler und Profiler so etwas wie ein Absurdum. Es gab wirklich nur höchst selten Zufälle. Seine Augen folgten dem Blonden, wie dieser die Leselampe anmachte und sich unter seine Decke kuschelte. Er seufzte, legte seine Sachen auf das Bett zurück und machte das Licht der Deckenleuchte aus.
 

Deidara sah ihn an und lächelte: „Freut mich, dass du bleibst.“ Während er sich in der Zimmerecke rasch umzog und sich merkwürdig fühlte, da er die Blicke auf sich ruhen spürte, knurrte er: „Bilde dir nichts drauf ein. Ich möchte nur etwas herausfinden, mehr nicht...“ Eiligst wechselte er die Weste und das Hemd gegen eines seiner T-Shirts aus, ehe er auch den Rest des Kostüms ablegte und sich in Shorts und Shirt ebenfalls ins Bett legte. Süffisant grinste der Blonde ihn an: „Du möchtest also etwas herausfinden? Und, dass du bleibst, hat nichts mit dem Kuss zu tun?“ Knurrend zog Sasori sich die Decke über den Kopf, um sein rotes Gesicht zu verbergen, drehte sich mit dem Rücken zum Blonden und fauchte: „Ich will da jetzt nicht drüber reden. Wir müssen morgen ausgeschlafen sein!“
 

Das Licht wurde ausgemacht und ein vergnügtes Kichern ertönte neben ihm: „Du bist einmalig, wenn du versuchst auf Unnahbar zu machen.“ Seine Decke wurde an seinem Rücken angehoben und ein warmer Körper schmiegte sich an ihn. Deidaras Stimme war nur noch ein Flüstern, dafür aber seinem Ohr plötzlich sehr nahe: „Oder bereust du es etwa?“ Er schluckte schwer, schüttelte aber leicht den Kopf und wisperte beinahe lautlos: „Nein...“ Die Arme des Blonden legten sich vorsichtig um ihn, weiche Lippen hauchten zarte Küsse in seinen Nacken, ehe die flüsternde Stimme wieder zu hören war: „Ich auch nicht. Schlaf gut.“ Er versuchte die Gänsehaut zu ignorieren, die unglaublich angenehm über seinen gesamten Rücken wanderte und von den leichten Atemzügen immer wieder entfacht wurde, während er leise hauchte: „Du auch...“
 


 

Mit quietschenden Reifen parkte Deidara seinen Mercedes auf dem Parkplatz vor dem FBI-Gebäude. Sasoris Haare standen wirr in alle Richtungen ab, er klammerte sich trotz des Haltens noch immer am Griff der Beifahrertür fest und starrte aus einem aschfahlen Gesicht ins Nichts. Nur langsam wandte er sein Gesicht zur Seite, um dem Blonden einen versucht wütenden Blick zuzuwerfen: „Du fährst wie eine Pistensau! Mit 'wir müssen uns beeilen' habe ich NICHT 'wir müssen wie die Bekloppten über jede fast rote Ampel heizen und einer alten Dame fast den Arsch abfahren' gemeint!!!“ Als ob nie etwas gewesen wäre sprang Deidara über die Tür, da das Dach offen war, und grinste nur: „Du bist lustig! Erst verschlafen, dann stressen und jetzt über meinen Fahrstil meckern... Tz!“ - „Fahrstil?! Selbstmordkommando trifft es wohl besser!“
 

Er schnallte sich ab und stieg mit wackligen Beinen normal aus dem Auto. Himmel, war ihm übel! Und fit war er auch noch nicht... Und am Schlimmsten war wohl, dass er tatsächlich verpennt hatte! ER! Für üblich konnte er die Uhr danach stellen, wann er aus seinem nächtlichen Albtraum erwachte. Doch dieses Mal... Er hatte geschlafen wie ein Stein und konnte sich nicht daran erinnern, dass er irgendetwas geträumt hätte. Sogar Hidans Aufstand um 7 Uhr hatte er nicht im Geringsten mitbekommen! Seufzend schüttelte er den Kopf. Zu seinem Glück hatte er sich damit herausreden können, dass sie in der Nacht einfach sehr spät zurückgekommen waren.
 

Doch eigentlich wusste er es besser, dass das nicht der wahre Grund war. Nein. Der wahre Grund war viel zu erschreckend, dass er überhaupt darüber nachzudenken wagte, doch er konnte diese leise Stimme in seinem Hinterkopf auch nicht zum Schweigen bringen, die immer wieder sagte: Das hast du Deidara zu verdanken! Er hatte so gut und tief wie seit Jahren nicht geschlafen, nicht geträumt und war ohne Panik aufgewacht. Zumindest bis zu dem Augenblick, in dem er auf den Wecker geschaut und festgestellt hatte, dass keiner ihn geweckt hatte.
 

Er war in dieser Umarmung auch schneller eingeschlafen, als ihm klar werden konnte, in welch merkwürdiger Situation er sich da befand. Irgendwie schützend hatten die Arme um ihm gelegen, liebevoll war der Atem über seinen Nacken gestrichen und vorsichtig hatte Deidara das Gesicht auf seine bloße Haut dort gelegt. Er war ohne Angst eingeschlafen und ohne wieder erwacht. Und nun war ihm klar, dass sein Körper und sein Unterbewusstsein längst auf das Wissen reagierten, das sein Verstand noch immer ablehnte: Er brauchte Deidara noch immer. Vielleicht mehr als jemals zuvor. Und er fühlte sich bei dem Blonden wohl... und sicher. Die Verachtung hatte er sich über Jahre eingeredet, auch wenn die Angst noch immer allgegenwärtig und längst nicht besiegt war...
 

Er taumelte noch ein wenig benommen um den Wagen herum und giftete in gewohnter Weise: „Dass sie dir den Führerschein noch nicht abgenommen haben ist wirklich alles! Henker!“ Kichernd hielt Deidara ihm einen Arm zum Einhaken entgegen und schmunzelte: „Soll ich dir helfen?“ Genervt schob er den Künstler zur Seite: „Hör auf mich zu verarschen und komm lieber. Noch so ein Spruch und du bleibst in Zukunft in deinem Haus!“ Irgendwie fand Deidara es höchst amüsant Sasori ein bisschen aus der Reserve zu locken, da dieser immer so tat, als sei er ein abgebrühter und gefühlloser Klotz. Was ihm die Meisten wohl auch glaubten. Doch ER wusste es besser! Und mit diesem Wissen diese verzweifelten Versuche zu sehen war einfach nur amüsant. Vielleicht ein wenig fies, aber amüsant!
 

Sasori schritt energisch vor und grummelte vor sich hin. Er hasste es wie die Pest, wenn er Deidara nichts vormachen konnte! Nicht wirklich, eigentlich, aber er regte sich trotzdem drüber auf. Eigentlich war er ja froh und glücklich, dass es einen Menschen gab, der ihn wirklich kannte. In solchen Momenten war es allerdings höchst hinderlich und wenig angenehm. Diese Provokation war einfach eine Frechheit! Punkt!
 

Sie betraten das Gebäude und Sasori ließ die Rezeption unbeeindruckt hinter sich. Er kannte den Weg noch vom letzten Mal. Zielstrebig ging er auf den Fahrstuhl zu und drückte genervt immer wieder auf den Knopf. Schon wieder warten! Deidara neben ihm schien sich umzusehen. Dabei gab es hier nicht viel zu entdecken: ursprünglich weiße, aber mittlerweile vergilbte Tapeten, ein grauer PVC-Boden, Hinweisschilder und einheitlich braune Zimmertüren. Zwischendurch wurde sogar mal der Versuch mit Zimmerpflanzen gewagt, so etwas wie Leben in diesen grauen Brei zu bringen, allerdings eher mit dem Ergebnis „lächerlich“, als „wohnlich“.
 

Die Fahrstuhltür öffnete sich, ein Herr in grauem Anzug knurrte so etwas wie „Guten Morgen.“ und schob sich an ihnen vorbei, ehe sie die Kabine betraten. Sasori drückte auf den Knopf mit der Nummer 3 drauf und wartete, bis die Tür sich geschlossen und der Aufzug in Bewegung gesetzt hatte. Deidara sah ihn von der Seite an und lächelte: „Da gefällt mir euer Büro aber besser...“ Streng erwiderte er den Blick und grinste leicht: „Wehe du machst hier gleich einen auf Innenarchitekten, dann kannst du nach Hause LAUFEN.“ Der Blonde grinste: „Erwischt! Ich versuche mich zurückzuhalten. Das wäre hier wohl eh vergeudete Liebesmüh'...“
 

Sie erreichten die dritte Etage und verließen den Lift wieder, ehe Sasori schnurstracks nach rechts abbog und vor der dritten Tür zu ihrer Linken hielt. Zimmer 312, Agent Hatake. Er klopfte und von drinnen ertönte ein ungewöhnlich fröhliches, gleichwohl nervöses „Herein!“. Er öffnete die Tür und trat, von Deidara gefolgt, ins Zimmer, der hinter ihnen die Tür wieder schloss. Agent Hatake schien ihn wiederzuerkennen und knurrte plötzlich weniger begeistert: „Was wollen Sie denn schon wieder hier, Akasuna? Ich habe Ihnen doch...“
 

Sasori trat barsch an den Schreibtisch und fauchte: „Hör auf mit dem Blödsinn, Kakashi! FBI hin oder her, ich weiß, dass du mir nicht alles gesagt hast und ich will ein paar Dinge wissen!“ Seufzend holte der Angesprochene den Hustler unter dem Tisch hervor und stopfte ihn zu einem enormen Stapel anderer Ausgaben in eine Schublade, ehe er auf die Stühle vor seinem Tisch deutete: „Setzt euch.“ Er sah Deidara an und hielt diesem die Hand entgegen, ehe er bemerkte, dass der Blonde sich wie in der Heimat verneigte. Er verbeugte sich ebenfalls und lächelte: „Aha. Ich bin Agent Hatake Kakashi und du musst... Bangart sein?“ Deidara nickte: „Richtig, der bin ich.“
 

Deidara und Sasori setzten sich, während Kakashi nickte: „Wusste gar nicht, dass du aus Japan bist.“ Genervt funkte der Profiler dazwischen: „Leider haben wir keine Zeit für Smalltalk. Ich möchte, wie gesagt, ein paar Dinge wissen, Kakashi. Und ich bitte dich, mir ehrlich Auskunft zu geben. Du weißt, dass es mir um den Fall und um nichts anderes geht. Es wird niemand erfahren.“ Der Agent seufzte: „Schön, was möchtest du wissen?“
 

„Also. Es ist einfach so, dass unser Stalker ein Mann vom Fach sein muss. Die Parallelen zu eurer Abteilung sind eklatant, so Leid mir das tut. Und auch wenn heute niemand dabei ist, der in Frage kommt, so kann es auch ein ehemaliger Mitarbeiter sein. Vor gut 5 Jahren, oder vielleicht sogar schon ein bis zwei Jahre zuvor, gab es da vielleicht etwas oder jemanden, das oder der dir durch merkwürdige Auffälligkeiten im Gedächtnis geblieben ist?“ versuchte Sasori zu erklären und Kakashi überlegte ernsthaft einen Augenblick. Das war ein gutes Zeichen. Als er das letzte Mal hier gewesen war, da hatte er nicht nach vergangenen Ereignissen gefragt gehabt. Doch mittlerweile war er sich sicher, dass er den Fall, den Stalker nur verstehen könnte, wenn er die Ereignisse von Anfang an nachempfand und rekonstruierte.
 

Nach einer Weile, in der sie alle schwiegen, sah Kakashi plötzlich auf und nickte: „Natürlich! Es gab etwas, das sehr merkwürdig war! Bis heute habe ich diesen Fall nicht ganz verstehen können und er hat etwas mit einem ehemaligen Mitglied zu tun...“ Sasori horchte interessiert auf: „Was ist damals passiert?“ - „Also... es ist schon länger als 5 Jahre her... 7, um genau zu sein, fast 8. Hilfe, ich werde alt!“ - „Kakashi!“ - „Ja, schon gut... du bist ja noch ungeduldiger geworden...“ Er räusperte sich und zwinkerte dem Rothaarigen frech zu. „Jedenfalls waren wir damals nach Japan gerufen worden. Das damalige Team bestand aus Madara, Iruka, Tsunade, Orochimaru und mir. Wir waren hinter einer russischen Drogenbande her, die aber plötzlich wie vom Erdboden verschluckt schien, bis sich die japanische Regierung meldete und die gesuchten Mitglieder in der Nähe von Kyoto entdeckt hatte. Sie baten uns um Hilfe, und wir reisten nach Japan. Wir konnten Madara, Orochimaru und Tsunade einschleusen und die Drogenküche ausfindig machen. Iruka und ich haben den Einsatz von außerhalb geleitet und den Übergriff vorbereitet, während die anderen uns den Standort der Drogenküche übermittelt haben.“
 

Er stockte kurz und blickte leicht wehmütig aus dem Fenster neben sich, ehe er fortsetzte: „Aber irgendetwas ging schief, während wir mit dem Trupp reinmarschiert sind. Ich war nicht persönlich anwesend, weshalb ich euch nicht sonderlich viel erzählen kann. Aber aus den Berichten der anderen ging hervor, dass durch einen Fehler von Orochimaru der Großteil der Bande fliehen konnte, auch wenn wir das Labor zerstören konnten...“ Er schloss die Augen. „Als wir bei den Ermittlungen dieser Ereignisse waren erzählte Madara mir im Vertrauen, dass es für ihn nicht nach einem Versehen, sondern nach Absicht ausgesehen habe.“
 

Sasori stutzte und überlegte laut: „Aber das würde ja bedeuten, dass es Hochverrat wäre, oder nicht? Als FBI-Agent dem Feind zur Flucht verhelfen...“ Kakashi nickte: „In der Tat, so ist Orochimaru schließlich auch angeklagt und verurteilt worden, so weit ich das weiß. Ich habe es nicht mehr genau mitbekommen, da ich auf einem neuen Einsatz war und Madara meine Vertretung übernommen hatte. Ich glaube aber, dass er im Staatsgefängnis von Florida sitzt, wenn mich nicht alles täuscht.“ - „Sag mal... kann ich mit den anderen sprechen?“ - „Im Prinzip schon, aber Tsunade und Iruka sind heute nicht da. Du müsstest wohl oder übel morgen noch einmal wiederkommen.“
 

Knurrend verschränkte Sasori die Arme: „Mist... schön, geht ja nicht anders. Könntest du mir zumindest die Akte über diesen Fall ausleihen?“ - „Verdammt, ich komme in Teufels Küche, wenn ich das mache!“ Süffisant grinsend sah Deidara plötzlich auf: „Etwa schlimmer, als wenn Ihr Vorgesetzter von Ihrer pornografischen Heftsammlung erfährt?“ Mit offenem Mund sah Kakashi den Blonden geschockt an und stotterte: „Du... ich... was... ach, verdammt! Wartet, ich hole euch die Akte...“ Er sprang auf und verließ das Büro.
 

Der Rothaarige sah Deidara irritiert an und raunte: „Das war gut. Wirklich... gut. Ich bin überrascht.“ Der Künstler grinste frech: „Das sehe ich. Aber immerhin bin ich nicht blöd, nur weil ich blond bin.“ Sasori nickte: „Das habe ich auch nie behauptet! Danke...“
 


 


 

Eine Stunde später betraten sie den unteren Flur von Deidaras Haus wieder. Abermals waren Sasoris Haare völlig zerzaust, wenn auch sein Teint nicht mehr ganz so bleich wie bei ihrer ersten Fahrt war. Vor der Tür zum Atelier blieb der Blonde plötzlich stehen: „Also wenn ich ehrlich sein soll... habe ich ein bisschen Angst nach oben zu gehen. Ich fürchte, dass Hidan uns die Übernachtungsaktion noch nicht so ganz verziehen hat. Ich glaube, ich werde mal ausnahmsweise wieder ein bisschen arbeiten...“ Er sah den Rothaarigen, der ein paar Schritte weiter stehengeblieben war, an: „Möchtest du mir Gesellschaft leisten? Ich glaube, dass du oben auch keine Ruhe zum Lesen finden wirst...“
 

Sasori blickte zu Boden und überlegte. Wie lange war es nur her, dass sie das letzte Mal zusammen „gearbeitet“ hatten? Irgendwie war der Gedanke verlockend, selbst wenn Hidan nicht oben wie ein Pavian Terror machen würde. Nachdenklich klammerte er sich an die dicke Akte und seufzte. Er ließ irgendwie alle seine Vorsätze fröhlich Vorsätze sein und begab sich in eine Nähe zu Deidara, die vielleicht nicht gut für ihn war. Aber er konnte sich auch kaum dagegen wehren, dass er es dennoch immer wieder tat, es war wie ein Zwang. Etwas erschrocken blickte er auf, als sich eine Hand in sein Sichtfeld schob, und schluckte schwer, als die blauen Augen ihn anstrahlten und Deidara sanft sprach: „Ich würde mich freuen, wenn du mir Gesellschaft leisten würdest, Sasori.“
 

Das war gemein! Der Blonde kämpfte mit unfairen Mitteln! Er hatte diesem Blick noch nie etwas ausschlagen können. So nickte er auch dieses Mal wieder und seufzte: „Schön, ich komme mit.“ Und zum zweiten Mal seit ihrem Wiedersehen hörte er diesen wundervollen Satz aus Deidaras Mund, der ihn gleichzeitig am Arm hinter sich herzog: „Du bist und bleibst der Beste!“ Höchst motiviert und guter Dinge stieß der Künstler die Tür zum Atelier auf, beide jedoch blieben wie angewurzelt, nach den ersten zwei Schritten in den Raum herein, stehen.
 

„XX...“ raunte Sasori nur, während sie sich umsahen. Überall auf dem Fußboden lagen Fotos, die sich um zwei kleine Steine anordneten. Zu ihren Füßen lag ein Brief. Sasori schluckte abermals schwer, als ihm klar wurde, was das für Steine und Fotos waren. Und als er zu Deidara blickte wusste er sofort, dass auch diesem klar war, was sie hier vor sich hatten: die Fotos und die Meteorstücke einer Fahrradtour, die weit vor den eigentlich gedachten Ereignissen mit XX lag.
 

Mit zitternden Händen nahm Deidara den Brief an sich, öffnete diesen und las mit schwacher Stimme vor:
 

„Hallo meine verehrten Spielgefährten!
 

Ich dachte mir, dass ich euch zur Abwechslung mal beiden eine schöne Überraschung mache!
 

Oh ja! Erkennst du es, Sasori? Das sind die Bilder aus DEINER Wohnung! Wie niedlich, dass du sie nie hast wegschmeißen können, nicht wahr?
 

Ich habe all die Jahre gebraucht, um endlich an dein Stück des Meteors zu gelangen! Und seht es euch an: endlich sind die beiden Hälften wieder vereint!
 

Warum ich euch diesen „Gefallen“ tue? Nicht, weil ich dich plötzlich mag! Oh nein! Ich will euch nur zeigen, dass ihr mir nicht entkommen könnt! Ich bin überall und jederzeit und ihr habt keine Ahnung, wie sehr ich euer Leben bestimme! Denn ICH bin der Meister!
 

Bald schon wirst du mir gehören, Deidara!!! Denn ICH weiß so viel mehr, als Sasori! Ich kenne dich viel besser! Ich verehre dich so viel mehr! Also tanzt noch, so lange ihr könnt!! Lauft herum, wie kleine Vampire!! Ich war da, oh ja!!! Und ICH habe dir deinen Musikwunsch erfüllt! Ich alleine war es! Ich habe euch die ganze Zeit gesehen!!!
 

Ihr seid meine Figuren, und das Spiel hat schon so viel früher begonnen, als ihr euch das jemals zu träumen gewagt habt!
 

~XX~“
 

Verbittert zerknüllte er das Papier und schmiss es brüllend durch den Raum: „So ein Arschloch!“ Sasori jedoch wandte den Blick ab. Das waren wirklich die Bilder, die er bei sich zu Hause aufgehoben hatte. Und plötzlich wurde ihm klar, dass nicht einfach irgendwer seine Wohnung verwüstet hatte, als er sie neulich gesehen hatte, sondern dass das niemand anderes als der Stalker gewesen war! Ihm wurde bei dem Gedanken irgendwie schlecht.
 

Vorsichtig schritt er zwischen den Fotos umher, bis er die beiden Meteorhälften erreichte, wo er in die Hocke ging und seine Hälfte vorsichtig in die Hand nahm. Er hatte ihn zum ersten Mal nicht bei sich gehabt, weil er ihn hier, wie das Armband, nicht vorzeigen wollte. Deidara stellte sich hinter ihn und strich ihm zärtlich durchs Haar: „Sind die wirklich alle aus deiner Wohnung, die Fotos?“ Er nickte und sprach leise: „Ja... ja, das sind sie. Ich konnte sie einfach nicht wegwerfen oder zerstören. Diese Zeit war noch so unbeschwert und... schön gewesen. Und selbst die wirkt nun so bitter und anders, wenn ich daran denke, dass er... uns damals schon verfolgt hat. Oder vielmehr dich...“
 

Die Hand aus seinem Haar wanderte mit Deidara hinab, der neben ihm ebenfalls in die Hocke ging, und strich noch so zärtlich wie im Haar über seinen Hals und seinen Rücken. Der Blonde nahm die andere Hälfte an sich und lächelte: „Weißt du noch, wie wir das damals gefunden haben?“ Sasori nickte und schloss die Augen: „Natürlich. Das war der mit Abstand schönste Sommer, den ich jemals erlebt habe...“ - „Ja, das kann ich von mir auch sagen. Dieser Somme war... etwas ganz Besonderes...“
 

{Flashback}
 

In die Pedale tretend erreichten Sasori und Deidara endlich die Stelle, an der der Sumida in den Arakawa mündete. Sie wollten einfach der Nase nach dem großen Strom flussaufwärts folgen, waren mit Zelten, Schlafsäcken, Proviant, einen kleinen Gaskocher, Werkzeug und Geld bepackt, und von einer Abenteuerlust erfüllt, die wohl in ihrem Alter von 14 völlig normal war. Chiyo war es ohnehin einerlei, was sie taten und seine Familie war selber im Urlaub. Sie hatten es ihm zwar verboten, aber Deidara kümmerte sich herzlichst wenig um ihre Verbote, vor allem wenn es darum ging mit Sasori den ganzen Sommer alleine auf dem Rad unterwegs sein zu können! Da müssten die schon eher aufstehen, um ihn davon abzuhalten!
 

Der Tag neigte sich bereits dem Ende zu und Sasori sah den Blonden an: „Wir sollten Rast machen und das Zelt aufbauen. Das ist im Dunkeln immer so eine Sache...“ Deidara nickte ihm zu: „Ist gut.“ Sie ließen ihre Räder auf einer Wiese ausrollen und legten sie vorsichtig ab, nachdem sie abgestiegen waren. Zufrieden sah der Rothaarige sich um: „Das scheint mir ganz gut zu sein.“ Er ließ seinen Rucksack von den Schultern gleiten und löste die Schnallen, die die Tasche mit dem Zelt hielten. Deidara warf seinen Rucksack zu Boden und stapfte das Gras ein wenig platt: „So wird es bestimmt einfacher sein.“
 

Plötzlich riss es den Blonden von den Füßen und er landete unsanft auf dem Boden. Mit hochgezogener Augenbraue und einem erfolglos zu unterdrücken versuchten Grinsen im Gesicht sah Sasori auf: „Dussel! Was hast du schon wieder gemacht?“ - „Ich bin hingefallen, Einstein! Auaaaa... Hilf mir mal!“ Seufzend ließ er vom Zelt ab und ging zu seinem Freund herüber, der im plattgetretenen Gras kniete und etwas recht großes und schwarzes in der Hand hielt: „Da haben wir ja den Übeltäter.“ Der schwarze Klumpen sackte sanft zu beiden Seiten weg und legte an der Bruchkante ein wild gemustertes Gestein frei. Irritiert betrachtete Deidara es: „Was ist das?!“
 

Sasori hockte sich neben ihn und nahm eines der beiden Stücke an sich, musterte es eine Weile und lächelte dann leicht: „Wow! Weißt du, was das ist?“ - „Nein.“ - „Das ist ein Stück von einem Meteor. Der ist durch die Hitze von außen so schwarz, die entsteht, wenn er in die Atmosphäre eintritt. Den würde ich an deiner Stelle behalten, die sind sehr wertvoll und schön obendrein.“ Er wollte das Stück wieder in Deidaras Hand legen, der aber energisch den Kopf schüttelte: „Nein! Die Hälfte behältst du, und diese hier behalte ich! Wir müssen diesen Meteor immer aufheben, okay? Als Andenken an diese Reise und als Beweis, dass wir immer als Freunde zusammengehören!“
 

Sie hielten die Hälften aneinander und vervollständigten das Stück wieder, sahen sich an und lächelten. Sasori nickte: „Danke! Das finde ich wirklich toll.“ - „Wir schwören hiermit, diese Steine für immer aufzubewahren und uns niemals zu vergessen! Ich schwöre.“ - „Ich schwöre.“
 

Sie verstauten ihren Fund in den Hosentaschen und bauten rasch ihr Zelt auf, nicht wissend, dass ihre noch leicht kindliche Abenteuerreise von Augen beobachtet wurden, die weit mehr in den beiden sahen, als nur 14jährige, die eine Sommerreise unternahmen, ihnen aber noch ihre Unbeschwertheit lassen würde. Noch...
 

{Flashback Ende}
 

Sasori und Deidara hielten die beiden Meteorhälften wieder aneinander. Es kam mit dieser Geste in ihnen beiden ein Gefühl dieser Unbeschwertheit von damals wieder auf. Eine Erinnerung, die nicht schmerzte, sondern die einfach nur wundervoll war.
 

Statt auf ewig in seiner Depression gefangen zu sein stieg in Sasori plötzlich für den Moment dieses leichte Gefühl der Kindheit auf. Und erstaunt stellte er fest, dass die Freude darüber, die Spuren, die dieser Moment hinterließ, weit länger reichten, als er das jemals zu glauben gewagt hatte. Hatte er solche Erinnerungen so unterschätzt? War es vielleicht möglich, dass schöne Erinnerungen einen ebenfalls auch nach Jahren noch glücklich machen konnten?
 

Ein hauchzartes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Ja, dieser Sommer war wirklich etwas ganz Besonderes gewesen. Für sie beide. Und den würde ihnen niemals jemand nehmen können, auch nicht die Tatsache, dass sie auf ihrer Tour verfolgt wurden. Diese unbeschwerte Zeit war sein kleiner Schatz, er hatte nur lange nicht mehr daran gedacht.
 

Schulter an Schulter knieten sie noch einen Augenblick im Atelier und ließen dieses erinnerungsvolle, leichte und unbeschwerte Gefühl von damals auf sich wirken, die Blicke auf den zusammengefügten Stein gerichtet, der zwischen ihren Beinen in ihren Händen ruhte und niemals verlorengegangen war. Trotz allem nicht, was geschehen war...



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