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Gefährliche DNA 1.1

Was tun, wenn Biowaffen nicht töten, sondern zwei Jungs das Herz stehlen?
von

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Proband 3


 

Lily wusste was heute auf dem Spiel stand, sie war besser als sie es je gewesen war. Und eines musste sie sich fest in Gedanken halten. „Heul bloß nicht los!“ schrie sie sich selbst in Gedanken an, doch sie bewegte sich federleicht und hielt sich exakt an die Musik. Als diese schneller und dann dunkel wurde, ging Lily von der Bühne ab und tanzte sich genüsslich langsam durch die Männergruppe. Es waren allesamt mindestens 60jährige, alte Säcke und Lily musste aufpassen, diesen Perversen nicht irgendetwas anzutun. Doch sie ließ sich alles gefallen, sogar das Klatschen der Finger auf ihren relativ ungeschützten Po, ignorierte sie, aber schließlich erreichte sie das Ziel ihres heutigen Auftritts.

Stuart Geoffrey, dachte sie. „Henry will dich – also musst du gut sein. Ergo werde ich alles tun, damit du uns hilfst. Na los!“ sie schwang lasziv mit ihren Hüften und die feine Kette klang federleicht über die Musik hinweg. Sie kreiste sie langsam und setzte sich mit einer vollendeten Grätsche über die ausgestreckten Beine des Mannes. Sie bewegte ihre Hüfte hin und her, schob sich so immer weiter bis ihr Schoß auf seinem zu Ruhe kam.

Die anderen Männer grinsten beifällig.

Lily konzentrierte sich. Zunächst hatte sie den Blick abgewandt gehalten, doch nun blickte sie ihm fest in die Augen. Sie merkte wie er beim Anblick ihrer eisblauen Augen kurz selbst die Augen weitete, doch er ließ sich nichts anmerken.

Lily fuhr mit federleichter Hand an seiner Brust entlang, zog ihn an seiner Krawatte zu sich hin, berührte mit ihren Lippen sein linkes Ohr und flüsterte nur für ihn hörbar: „1 Uhr – in der Seitengasse neben der Bar!“ damit stand sie auf und tanzte weiter.

Lily ging zu jedem einzeln, bei zwei weiteren Gästen tat sie dasselbe wie bei Stuart – sie berührte sie sanft mit den Lippen an ihren Ohren und tanzte wieder zurück. Die Musik endete und die Männer klatschten genüsslich Beifall. Lily verneigte sich elegant und ging nach hinten.

Dort fiel Jim ihr fast um den Hals und sagte: „Danke, danke Süße. Laila ist jetzt auch da und übernimmt für dich!“ Lily nickte einer schlanken schwarzhaarigen Russin zu, die sie dankbar anlächelte und ging gleich darauf mit einem sexy Krankenschwesternoutfit auf die Bühne.

„Nimm dir eine Pause und dann tanzt du heute nur bis dreiviertel eins – okay?“ fragte Jim.

Lily nickte – perfekt.

„Hey warte mal!“ sagte Jim und drehte sich um sie herum und gab ein überraschendes leises Lachen von sich.

„Sehr schön – neues Tattoo?“ fragte er und sah die frischen Tattoo Linien durch das Outfit.

„Ja!“ sagte Lily und legte ihre Haare zur Seite, und Jim zog das Outfit ein wenig beiseite.

„Wow – ein schwarzer Drache!“ sagte er und nickte zustimmend. „Siehst sehr gut aus – wo hast du stechen lassen?“

„Bei einer Bekannten!“ wich sie aus und Jim nickte: „Gut gemacht – die ist wirklich gut!“ damit ging er wieder zum Mischpult und kümmerte sich um Lailas Auftritt.

„Ja – sie ist wirklich gut!“ dachte Lily und ging wieder zurück in die Garderobe. Sie zog sich um und tanzte die letzten zweieinhalb Stunden an der GOGO Stange in der Mitte des großen Saals im Erdgeschoss.

Jim nannte sie gerne sein „Goldsternchen“. Lily war es zu verdanken, dass der Club wieder besser besucht wurde. Viele kamen wegen ihr. Sie war schön und die Jüngste von allen Tänzerinnen.

Jim hatte sie zu Beginn gefragte: „Warum willst du hier arbeiten?“

Lily hatte nur gesagt: „Das ist meine Sache!“ und Jim hatte nie wieder gefragt.

Lily trug den Synonymnamen „Laetia Noir“. Sie hatte sich den Namen selbst ausgesucht und fand er passte zu ihr. Noir war französisch für „Nacht“ oder „Schwarz“ – Laetia war ein seltener Name. Es war eine abgewandelte Form von Laetitia was so viel wie „Freude oder Fröhlichkeit“ bedeutet. Lily war froh, dass hier das Gesetz mit dem falschen Namen galt. Auch untereinander kannten die Mädchen nur unter diesen Namen. Nur Jim wusste wie man wirklich hieß und auch hier hatte Lily einen falschen Namen angegeben, falschen Pass gezeigt und falsche Angaben getätigt.

Sie zog sich in aller Ruhe um, streifte wieder den schwarzen Mantel über und hoffte, dass der Plan gelang.

Sie ging langsam zur Hintertür des Clubs und verabschiedete sich von Kevin. Er schloss die Tür sobald sie hinausging und als sie den Kopf hoch, sah sie eine schlanke Gestalt gegenüber dem Eingang an der gegenüber liegenden Hausmauer lehnen. Die Gestalt hob den Kopf und es war tatsächlich Geoffrey Stuart.

Lily blieb ruhig stehen, jetzt durften keine Fehler gemacht werden.

„Laetia Noir…“ sagte Stuart und neigte den Kopf.

„Geoffrey Stuart.“ Erwiderte Lily.

„Was wollen Sie von mir – Noir!“ sagte er langsam.

Lily trat zu ihm und sagte: „Antworten und Ihre Hilfe!“

Stuart hob eine Augenbraue in die Luft: „Hilfe?“

„Ja. Wir benötigen Ihre Mitarbeit!“ sagte Lily und rief sich Henrys Worte in Erinnerung: „Sei auf jedem Fall ehrlich zu ihm – er kann keine Spielchen ab. Sag ihm klipp und klar worum es geht, aber halt noch einiges zurück. Wir brauchen mehrere Trümpfe um diesen Mistkerl zu überreden. Er beißt schwer an!“

„Mitarbeit… mhm… wobei?“ fragte er und lehnte sich stärker gegen die Mauer.

Lily trat einen Schritt zurück: „Projekt Lupus!“

Stuart versteifte sich.

„Sie haben daran mitgearbeitet!“ sagte Lily und trat wieder vor.

„Woher wissen Sie von diesem Projekt…“ sagte Stuart leise.

„Egal woher ich davon weiß – Fakt ist, es ist außer Kontrolle geraten!“ sagte Lily.

„Unsinn – dieses Projekt ist vor zehn Jahren eingestellt worden – wie Sie richtig wissen, habe ich daran mitgearbeitet. Es gab Komplikationen und wir stellten die Forschungen ein!“ sagte Stuart kalt.

„Unsinn!“ erwiderte Lily, Stuart bekam glänzende Augen, „SIE glauben vielleicht, dass es eingestellt wurde, aber es wurde weitergeforscht. Mit instabilen Ergebnissen!“ sagte Lily.

„Instabil war das ganze Projekt – weiter zu forschen wäre sehr töricht gewesen!“ sagte Stuart kalt.

„Fakt ist – es wurde weitergeforscht – ohne Sie allerdings, Herr Stuart!“ sagte Lily.

„Wer hat Sie geschickt, Noir?“ fragte Stuart.

Lily zögerte, sagte dann aber: „Ihr alter Freund – Cortez!“

„Henry?“ lachte Stuart plötzlich leise und schüttelte den Kopf, lächelte und sagte kalt: „Ja, dieser Idiot … das würde zu ihm passen… er war ebenfalls an den Primärforschungen beteiligt, flog aber aus dem Projekt, weil er die weiteren Möglichkeiten nicht erkannte, sie nicht erkennen wollte. Aber egal – was haben Sie damit zu tun, Miss Noir?“ fragte Stuart.

„Das erfahren Sie später. Wollen wir?“ fragte Lily und drehte sich um.

„Wohin wollen wir?“ fragte Stuart sarkastisch.

Lily grinste teuflisch über ihre Schulter weg: „Was ist mit ihrem Drang zu Forschen? Eingerostet mit den Jahren, Geoffrey Stuart?“ Weg mit dem Sie, weg mit dem höflichen Geplänkel.

Er grinste zurück: „Nein, der Drang ist immer noch da!“

„Dann bewegen Sie sich endlich!“ sagte Lily und ging die kalte Seitenstraße entlang. Sie spürte, dass er ihr folgte, sie ging weiter und marschierte die beiden Straßenecken weiter und bog schließlich zwei Seitengassen weiter vor dem eigentlichen Ziel ein.

Sie versteckte sich schnell im Schatten und sah wie er um die Ecke bog. Er konnte es nicht verhindern, Lily war schneller. Sie drückte einen flachen, schwarzen Gegenstand an seinen Rücken und sagte noch leise: „Tut mir Leid!“ und feuerte einen Schuss von mehreren Tausend Volt ab. Stuarts Körper erschlaffte und fiel kurz darauf zuckend zu Boden.

Lily zog ihr Handy aus der Tasche und rief Cortez an: „Henry – es ist okay – hilf mir ihn hoch zu schleppen!“
 

Stuart Geoffrey wachte eine halbe Stunde später durch einen kalten Wasserguss ins Gesicht auf. Er schrak auf und hustete: „Was – wo…wie…“

„Gut gepennt alter Freund und Forscherkollege?“ fragte Henry Cortez grinsend. Sie befanden sich beide in dem alten Zimmer, und Stuart lag auf der widerlichen, alten Couch, die grausam stank. Tess Cortez stand vor ihm und hielt immer noch den tropfenden Eimer in der Hand. Sie grinste und der Schalk stand ihr in die Augen geschrieben.

„Tag Tess!“ sagte Stuart schwach.

„Stuart!“ lächelte die alte Frau.

„Immer noch so liebenswürdig wie früher!“ hustete Stuart.

„Immer noch der alte Meckerer, wie früher!“ kam es zurück.

„WO ist diese Noir?“ fragte Stuart zornig.

„Och – so hat sie sich genannt? Noir?“ Henry sah seine Schwester an, diese grinste nur: „Deine Idee, kann das sein?“

„Was denn „Noir“ war ein super Film in den 70er!“ verteidigte sie sich.

„Schon gut – schon gut!“ wehrte Henry ab.

„Der war wirklich gut, Henry!“ nickte Stuart. Das brachte ihm ein seltenes Lächeln von Tess ein.

„Ist Dornröschen aufgewacht?“ fragte eine weibliche Stimme. Lily trat zu der trauten Runde.

„Wie darf ich dich nennen – wenn nicht Noir, wie dann?“ fragte Stuart.

„White – einfach nur White!“ sagte Lily.

Stuart nickte: „Gut – aber war die Elektroschockpistole wirklich nötig. Ich bin schon ein alter Mann, Kidnapping wäre nicht nötig gewesen!“ sagte er.

„Sorry – aber wenn du nicht kooperierst, darf Tess dich zuerst schlagen, White dich knebeln und töten und ich dich schließlich im See im nahen Wäldchen versenken!“ sagte Henry breit grinsend.

„Was für positive Aussichten!“ sagte Stuart und setzte sich langsam auf der ekligen Bank auf: „Da hab ich echt eine Chance mich frei zu entscheiden!“

„Die Chance hast du schon – nur du kennst die Alternative noch nicht.“ Sagte Henry.

„Henry – du bohrst in einer alten Wunde. Projekt Lupos ist gestorben, nur drei Monate nach deiner frühzeitigen Suspendierung!“ sagte Stuart schwach.

„Ach wirklich, Herr Stuart?“ fragte Lily unbekümmert und trat aus seinem Blickfeld und wies mit der ausgestreckten Hand auf die Plexiglasscheibe hinter ihr. Stuarts Augen wurden riesig.

„Sieht so ein „gestorbenes“ Projekt aus?“ fragte Lily kalt.
 

„Ich weiß ja nicht – Bill ich bin irgendwie unzufrieden!“ sagte Tom und warf einen kleinen Tennisball immer wieder hoch und fing ihn im Liegen auf. Er hatte es sich wieder einmal auf dem Bett seines Bruders bequem gemacht.

Bill sah aus dem Fenster und beobachte die im Wind flatternden Fahnen der Universität Lisenka. Die Sonne war zwar untergegangen und es war eine finster Nacht, doch das Schloss war hell erleuchtet.

„Wieso?“ fragte er.

„Wieso?“ empört setzte Tom sich auf. Er war bewarf Bill mit dem Tennisball und er sagte wütend: „HEY!“ als der Ball ihn an der Schulter traf.

„Wieso hat die mich heute getreten und dich nur verdattert angestarrt? Ich bin der WOMANIZER – du bist der SENSIBLE!“ rief Tom ungläubig.

Bill starrte ihn an.

„MICH sollte sie anstarren – dich treten!“ grinste Tom.

„DU hast vielleicht Probleme!“ sagte Bill.

„Ja – Nein…doch, eigentlich schon!“ gab Tom schließlich zu.

Bill schüttelte den Kopf und blickte wieder aus dem Fenster.

„Weißt du was?“ fragte Bill.

„Nein, aber du wirst mir deine große Weisheit hoffentlich gleich mitteilen!“ grinste Tom.

„Diese White hat Probleme!“ sagte Bill.

„Das war jetzt mal eine Erkenntnis!“ meinte Tom.

„Nein – ich meine Probleme, die echt heftig sein müssen. Keiner ist so drauf, außer er oder sie hat Probleme. Ich habe heute zufällig auf dem Jungenklo diese zwei Freunde von ihr belauscht. Damian und Aidan!“ sagte Bill.

Tom sah aufmerksam zu seinem Bruder: „Und?“

Bill starrte Tom an und sagte leise: „Diese Lily kokst anscheinend!“

„WAS?“ Tom fiel das Unterkiefer herab.

„Ja – zumindest hat Damian das gesagt, Aidan war ziemlich wütend. Sie haben darüber gesprochen, dass das doch vorbei wäre und das Lily geschworen hatte es nie wieder zu tun – außerdem haben sie von irgendeinem Zugunfall geredet! Aidan war total sauer!“ Bill wandte sich an Tom und sah ihm fest in die Augen: „Es hat sich so angehört, als hätte Lily versucht sich vor einen Zug zu werfen!“

Tom starrte seinen Bruder an und sagte schließlich: „OH verdammte Scheiße!“

Bill nickte: „Und was auch immer diese Lily für Probleme hat, sie versucht es mit falschen Mitteln zu umgehen und wenn ich auch nur irgendetwas für sie tun kann, werde ich ihr helfen!“

Tom starrte eine Zeitlang vor sich hin und sagte: „Warum?“

„Warum was?“

„Warum willst du ihr so unbedingt helfen?“

Bill sah seinen Bruder an: „Erinnerst du dich noch an die Zeit, wie dreckig es mir ging, als wir plötzlich so berühmt wurden!“

„Klar – du hattest echt eine miese Zeit!“ da fiel es Tom wie Schuppen von den Augen.

„DU willst ihr helfen, weil sie dich an dich selbst erinnert?“ fragte Tom.

„Ja!“ nickte Bill.

Tom lächelte: „Gutes Motiv – ich will ihr einfach helfen, weil sie ehrlich gesagt echt scharf ist und ein verdammt sexy Fahrgestell hat.“

„Typisch!“ lachte Bill.

„Morgen wieder Schwimmen?“ fragte Tom.

„Ja!“ nickte Bill.

„Dann gute Nacht – da geh ich lieber früh schlafen!“ sagte Tom und zog die Decke über sich.

„DANN GEH VERDAMMT NOCH MAL IN DEIN EIGENES BETT!“

„Och menno…“
 

„Oh Gott!“ sagte Stuart Geoffrey die ganze Zeit, während er über die Messinstrumente gestützt stand und immer wieder glitt sein Blick Richtung Panzerglasscheibe.

„Schauen Sie nicht so oft hin – das macht Proband 3 nervös!“ sagte Lily.

„Ich kann es einfach nicht glauben! Zehn Jahre lang war ich der felsenfesten Überzeugung dass die Firma das Projekt Lupos wirklich eingestellt hatte. Wie ich jetzt erkenne – ein fataler Irrtum…“ seufzte Stuart auf.

„Tja – Irren ist Menschlich… das wussten schon die alten Römer!“ sagte Tess lächelnd.

„Ach Tess – wie wahr, wie wahr. Aber dennoch – wieso habe ich das nicht wenigstens überprüft. Ich war der Hauptforscher bei Projekt Lupos – ich hätte wenigstens –“

„Was hätten Sie wenigstens?“ unterbrach Lily ihn schroff.

Stuart sah auf.

Lily starrte ihn kalt an: „Könnte – Hätte – Sollte… ja schön und gut – aber Sie HABEN es nicht getan! Verstanden es ist vorbei. Fakt 1 ist, Projekt Lupos wurde 10 Jahre lang ohne Sie oder einen anderen Wissenschaftler des ursprünglichen Teams weitergeführt. Weder mit Ihnen…“

Stuart nickte.

„… noch mit Henry….“

Henry blickte zur Panzerglasscheibe.

„… auch nicht mit Tess.“ Sagte Lily.

Tess starrte betrübt zu Boden, sie hielt sich an ihrem Stock fest.

„Fakt 2 ist, dass ihr alle drei Wissenschaftler auf dem Gebiet der Genetik seid – Spitzenwissenschaftler, mit jeweils hohen IQs, aber wir müssen uns der Realität bewusst werden.“ Lily drehte sich um, ging zur Wand und legte die Hand auf die kalte Scheibe. Das Wesen schlief.

„Projekt Lupos ist real und wenn wir nicht ganz schnell ein Gegenmittel finden, dann wird es nicht mehr aufzuhalten sein.“ Lily stand auf.

Sie ging zu einem eingeschalteten Laptop, schaltete den Beamer ein und er warf seine Projektion auf die kalte, weiße Wand am anderen Ende des Zimmers.

Sie startete ein Programm und es erschien ein Diagramm. Stuart ging näher und betrachtet es, da entfuhr es ihm.

„VERDAMMTE SCHEISSE!“ fluchte er laut.

„Ja – aber Fakt Nummer 3 ist: Die verdammte Scheiße ist am Dampfen!“ sagte Tess.

Henry nickte.

„Wie man unschwer erkennen kann, anhand dieses Diagramms, haben sich die Aggressionswerte von Proband 3 in den letzten drei Monaten verfünffacht, die Verwandlung macht sich nur noch um ein Viertel Rückgängig, die Wunden verheilen in exponentiellen Maßen schnell und auch die menschlichen Züge gehen zurück. Kurz gesagt – und um Tess zu zitieren – die Scheiße ist nicht nur am Dampfen – sie kocht über!“ sagte Lily kalt.

„Wieso seid ihr nicht früher gekommen?“ fragte Stuart wütend. Er drehte sich zu Lily um, diese zuckte mit den Schultern.

„Ich hab es ihr verboten. Lily und Tess waren schon seit Monaten für diesen Plan, aber ich wollte es nicht!“ sagte Henry.

„Wieso Henry?“ fragte Stuart.

„Weil ICH die Hauptschuld daran trage – ich wollte nicht noch mehr damit hinein ziehen. Tess hat sich eher zufällig eingemischt.“ Sagte Henry.

„Apropos… was hast du damit zu tun?“ fragte Stuart und sah Lily fest an.

Lily stand auf und ging zu der Plexiglasscheibe. Das Wesen wurde wach, und seine Augen suchten Lilys. Es kroch wie vor wenigen Stunden auf sie zu und legte seine verkrüppelte Hand gegen die Scheibe. Lily legte ihre Hand darauf, doch dieses Mal blieb das Wesen ruhig.

„Wissen Sie wer Proband 3 ist, Herr Stuart?“ fragte Lily leise.

Stuart trat näher und schüttelte den Kopf: „Nein, wir hatten in unseren früheren Forschungen nur zwei Probanden, die beide angeblich getötet wurden! Mit Feuer beseitigt.“

„Proband 3 wurde von Henry Cortez am 16. Januar 2009 an einem eingefrorenen See in einem Wald, knappe 6 km von hier entfernt, an der Grenze zu Ungarn gefunden. Henry hat den Probanden 3 eingefangen und hier eingesperrt In sein kleines Labor, was er sich von der mickrigen Abfindung der Firma finanzieren konnte. Wenige Tage danach fand Henry Cortez einen weiteren Probanden. Dieser Proband war noch völlig im Luna – Modus gefangen!“ sagte Lily.

Stuart blickte auf: „Zu welcher Uhrzeit?“ fragte er heißer.

Henry antwortete: „Zehn Uhr früh…“

„Um Gottes Willen…“ flüsterte Stuart und starrte Henry an: „7 Stunden nach Ende des eigentlichen Luna-Modus.“

„Exakt…“ sagte Henry.

„Moment – wo ist dieser zweite Proband?“ fragte Stuart.

Lily blickte sanft in die Augen des Wesens. Sie stand auf und das Wesen blickte zu ihr, hoffnungsvoll wie Stuart fand, fast schon … liebevoll.

„Proband 3, oder Projekt 3 – hatte früher den Namen Erik … er war Schüler der Absalom Universität, war 27 Jahre alt und am Ende seines Jus Studiums angelangt. Er hätte nur noch ein Jahr gebraucht. Seine Eltern starben vor 17 Jahren bei einem Verkehrsunfall. Er musste sich um seine Schwester kümmern, die erst 1 Jahr alt war. Sie kamen in ein Waisenheim, doch der Direktor der Absalom Akademie nahm sich der beiden an und ermöglichte es dem Jungen eine gute Schule und später seine Universität zu besuchen. Erik war sehr intelligent. Doch es kam zu einem Zwischenfall. Als er seine letzte Examensfeier feiern wollte, blieb er lange mit seinen Unikollegen aus und trank etwas zu viel. Als er angeheitert mit einem bestellten Taxi nach Hause zu seiner Schwester fahren wollte, brachte ihn das Taxi nicht nach Hause. Er wurde anscheinend entführt und war Monatelang unauffindbar. Die Polizei war machtlos, die Schwester außer sich vor Sorge. Sie hatte nur noch ihren Bruder. Dann machte sie sich selbst auf den Weg. Sie blieb in der gleichen Kneipe hängen wo auch ihr Bruder zuletzt gesehen wurde, sie trank die exakt gleichen Dinge, in dem exakt gleichen Ausmaß wie er. Sie bestellte das Taxi bei dem gleichen Unternehmen. Auch sie sollte an diesem Abend nicht nach Hause zurückkehren. Die Schwester erinnert sich an nichts mehr, sie weiß nur noch wie sie an einem See aufwachte und vor Schmerzen nur auf allen vieren kriechen konnte. Doch es war ihr, als würde sie gehen – richtig laufen, obwohl sie auf allen vieren kroch. Sie stieß auf einen alten Mann, der an dem See spazieren war. Sie griff den Spaziergeher an, sie konnte sich nicht kontrollieren. Da erst erkannte sie selbst, dass sie anders war. Sie hatte überall Haare am Körper, lief seltsam und gab knurrende Laute von sich.

Das nächste was sie weiß, ist dass sie in diesem Raum, hinter dieser Wand aufwachte. Der alte Mann sah sie an und fragte: „Weißt du wer du bist?“ Das Mädchen konnte ihm jede Frage beantworten, da erwachte Proband 3 hinter ihr und lief zu dem Mädchen. Es war ein grausames Wesen, das Mädchen hatte Angst und plötzlich griff das Wesen an. Der alte Mann konnte das Mädchen noch aus dem abgetrennten Bereich herausziehen. Sie zitterte und der Proband griff die Scheibe weiterhin an. Der Mann erklärte ihr wo er sie gefunden hatte, das Mädchen konnte sich an nichts mehr nach dem Club erinnern. Sie erinnerte sich auch nicht mehr an das Taxi. Der alte Mann sagte ihr, dass er vermutlich eine Erklärung hätte was mit ihr und Proband 3 geschehen war. Da erkannte das Mädchen, dass dieses grausame, entstellte hässliche Wesen ihr geliebter Bruder war. Erik. Sie war erschrocken und fassungslos was mit ihm geschehen war. Doch sie erkannte, dass es eine Lösung geben musste. Sie verlangte von dem alten Mann ein Versprechen – sie musste mit ihm gemeinsam an einer Lösung arbeiten. Der alte Mann erkannte das Potential des Mädchens – denn er hatte noch nie einen dermaßen hohen IQ gesehen. Daher willigte er ein. Der hohe IQ ermöglichte es dem Mädchen, obwohl es selbst so war wie ihr Bruder, ihre Verwandlung zu steuern und zu kontrollieren. Daher durfte sie frei und ungebunden sein. Ihr Bruder Erik hingegen blieb weiterhin eingesperrt. Dieser Vorfall liegt nun schon drei Jahre zurück und seit diesem Tag versucht das Mädchen seinen Bruder zu heilen. Doch die Angriffe werden stärker und täglich verliert der junge Mann mehr und mehr, seine Erinnerungen an sein früheres Leben…“ sagte Lily leise.

Sie stand auf und drehte sich um.

Sie blickte Stuart fest in die Augen.

„Der vollständige Namen des jungen Mannes, den Sie hier so kümmerlich und erbärmlich sehen, ist Erik Griffith White. Er ist mein Bruder.“ Lily sah wie die letzte Gesichtsfarbe aus Stuarts ohnehin bleichen Gesichts wich.
 

Sie trat einen Schritt nach vorne und ihre Augen glühten eisblau auf: „Ich bin der zweite Proband – mein Name ist Lily White und ich will herausfinden, warum ihre beschissene Firma AEVIN meinen Bruder zu so einem Monstrum gemacht hat. Und warum ich verdammt noch mal auch infiziert wurde!“



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