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Sekai no himitsu

6 junge Mädchen auf der Suche nach ihrem wahren Ich
von

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Hoffnungen?

Durch die traumlose Nacht hatte ich mich gut erholt, nur der harte Grund verursachte mir Rückenschmerzen. Ich reckte mich und betrachtete mein Schlafgemach. Wieder eine verlassene Gasse. Da und dort zeigten sich alte Kartons oder Schrottteile, manche Dinge ließen sich aber nicht mehr identifizieren. Vielleicht hätte ich einige Dinge gebrauchen, können aber ihr Aussehen machten es unmöglich. Das Tageslicht kämpfte sich durch die wenigen Löcher oder Stellen durch, sodass ein wenig Licht durchbrach. Meine Augen gewöhnten sich langsam an den Tagesanbruch.

Meine Beine trugen mich auf die Straße, die schon voll beladen mit Leuten und Menschen waren. Was mir erst jetzt auffiel war, dass alle nicht die besten Kleider trugen. Viele Teile zerschlissen und zerfetzt. Ich war wohl in einen Armenviertel gelangt. Eigentlich kümmerte ich mich wenig um andere Menschen, vor allem Bettler. Doch diese hier schienen trotz ihrer finanziellen Schwierigkeiten ein glückliches Leben zu führen. Einige lachten und strahlten über das gesamte Gesicht, andere unterhielten sich fröhlich und vergnügt mit ihrem Gegenüber.

Durch meine Klamotten fiel ich wenig auf. Mein Magen meldete sich wieder. Ich ging zu einem Stand und wollte nach einem Apfel greifen, doch da hörte ich Schreie. Neugierig wandte ich meinem Kopf in die Richtung und erblickte, dass sich das Menschenschaar in zwei Gruppen teilte. Sie bewegten sich, sodass eine Lücke in der Mitte entstand. Ich schloss mich den an, weil ich nicht auffallen wollte. Jetzt knieten sich die Leute hin. Ich tat auch dem gleich. Wahrscheinlich irgendein Fürst oder jemand anderes, der von großer Bedeutung waren. Trotzdem schien dieser jemand nicht gerade beliebt zu sein, denn die Fröhlichkeit von vorhin war aus den Gesichtern der Menschen verschwunden. Leise hörte ich ein Wiehern und ein Hufenschlag. Pferde erblickten sich und darauf mein Verehrer.

Unbemerkt versuchte ich, mich in die letzten Reihen zu begeben, denn ich hatte keine Lust, mich noch einmal mit jemand wie ihn zu messen. Außerdem schien er besser bekleidet zu sein, doch seine hohe Position steigt ihm zu Kopf. Eindeutig.

Ich sah auf den Grund, hoffentlich ritt er einfach vorbei. Doch leider wollte mir der liebe Gott wieder einmal einen Streich spielen oder er kann mich einfach nicht leiden, denn direkt vor mir blieb er stehen. Langsam und mit großer Mühe stieg er ab und blieb stehen, sah mit erhobenem Blick auf seine Untertanen.

„Begrüßt euren Herrscher, na los!“, schrie er, dabei verstreute er seinen Speichel schön in alle Richtungen. Na lecker. Dem Schein nach meinte er sich selbst, denn auf einmal küssten alle den Boden und verharrten in dieser Stellung. Wiederwillig tat ich es ihnen gleich doch erhob ich mich so weit, dass ich das Spektakel noch sehen konnte.

„Geht doch, nächstes Mal werde ich nichts sagen und wer sich nicht daran richtet, dem droht der Tod.“, um seine Drohung zu verdeutlichen, deutete er mit seinem Finger und dem Hals einen Kopf kürzer an.

Geklapper von Metall war zu hören. Zwei Ritter, genau die gleichen wie in der Nacht von Shizukas heldenhafter Tat, sprinteten zu ihm und verbeugten sich kurz.

„Wo wart ihr?“, fragte der Erhabene seine Ritter.

„Entschuldigt aufrichtig, Mylord, doch wir sind zu spät los“. Sprach einer von ihnen und verbeugte sich wieder.

„Wir werden uns später unterhalten. Jetzt will ich Ikiru Yamada sehen, wo ist er?“, rief er.

Sofort erhob sich eine Gestalt, alle Augenpaare richteten sich nun zu ihm.

„Was wünscht ihr, Mylord?“, fragte dieser mit dem Kopf nach unten gerichtet. Warte mal, das war dieser Typ der mich angesprochen hatte. Ich hoffte das Beste für ihn. Wenn es wirklich einen Gott gibt, und auch wenn er mich nicht leiden kann, würde ich ihn beten, dass er Ikiru ein besseres Schicksal auferlegt hat wie mir.

„So das bist du also. Was für ein armseliges Würstchen. Nicht einmal einem Köter würde ich solche Kleider geben. Eine solche Person ist eine Schande für diese Welt.“, verhöhnte er Ikiru. Er wiederum versuchte sich zu beherrschen, nichts zu sagen. Ich sah wie er die Fäuste ballte.

„Ich weiß und stimme euch zu, Mylord!“, sagte er ihm und verbeugte sich. Mir blieb der Mund offen stehen. Ikiru wurde beleidigt und stimmt noch zu. Beleidigt ist kein Ausdruck. Für diesen aufgeblasenen Vollidioten waren seine Untertanen nichts als Dreck, und so behandelt er sie auch. Noch durch die hohe Position, die er genießt, wagt es sich niemand, etwas zu sagen oder zu wiedersprechen.

„Komm her und küsse mir die Füße!“, langsam fing es bei mir an zu brodeln. Was glaubt er eigentlich wer er ist? Wenn ich doch nur etwas unternehmen könnte. Ich versuchtem ich zu beherrschen.

Ikiru befolgte die Anweisung und küsste ihn wirklich die Füße. Angewidert hielt er inne, doch Otowaru schlug mit dem Fuß immer wieder auf den Armen ein, sodass er vor Erschöpfung auf den Boden fiel.

„Hebt ihn auf“, befahl er den Rittern. Durch die Stütze der Ritter, blickte Ikiru ihn mit hasserfülltem Blick an. Eine kleine Platzwunde war an seiner Stirn zu sehn. Das Blut trat heraus und floss von seinem Gesicht, wo es auf den Boden tropfte.

„Du bist wertlos, genauso wir jeder hier.“ Otowaru ließ ein böses Lachen hören, dass sich eher wie ein raues Husten anhörte.

„Los, sag wie toll ich bin!“, forderte er ihn auf.

„Ihr seid….“, Ikiru konnte kaum ein Wort herausbringen.

„Zu schwierig wohl für einen dummen Jungen. Na dann, sag wie blöd du bist.“ Otowaru stichelte ihn immer weiter an, bis Ikiru etwas hören ließ.

„Ihr seid toll, wirklich super“, eher ironisch gemeint als ernst, sprach Ikiru sehr leise. Durch das ständige Lachen von Otowaru hörte es sich für ihn an wie ein Kompliment.

„Na also, geht doch. Los ich will von hier verschwinden. In diesem Drecksloch will ich nicht mehr bleiben, sonst werden ich mich noch anstecken mit irgendeiner Krankheit.“ Er schwingt sich auf das Pferd und ritt weg. Erleichtert darüber, dass er mich nicht entdeckt hatte, stieß ich ein wenig Luft aus. Nachdem sich auch die Wachen ihren weg gingen ließen sie Ikiru einfach auf dem Boden liegen. Er wiederum krümmte sich vor Schmerzen, doch selbst die Bewohner schienen sich nicht dafür zu interessieren, was aus dem Armen wird. Sie liefen wieder verstreut durch die Gegend und übersahen ihn. Da er der einzige war, der mich angesprochen hatte, nahm ich ihn und steuerte auf eine Gasse zu, sodass wir nicht gesehen werden. Andere würden uns nur stören.

„Hey, alles klar, Kleiner?“, ich klatsche ihm meine Hand ins Gesicht, immer stärker, doch bekam nur ein Söhnen zu hören. Das Blut war inzwischen getrocknet und klebte an seiner Wange. Zur Sicherheit nahm ich mein Piratentuch vom Kopf und band es um die Wunde, sodass sie, falls sie sich noch einmal öffnen sollte, den Bluterguss stoppen sollte. Viel verstand ich nicht von Heilkunde, oder die Gesundheit des Menschen, selbst mein Traumberuf war nie Krankenschwester oder Ärztin gewesen. Aber irgendetwas musste ich ja machen.

Was mir am meisten Sorgen bereitete war, dass Ikiru nicht aufwachen wollte. Immer wieder redete ich auf ihn ein, doch nicht einmal zuckte er zusammen. In Filmen wachen doch die Opfer immer auf, wenn man verzweifelt war, aber leider war das die Wirklichkeit, obwohl ich mir mein Leben anders vorgestellt hatte.

Ich stand auf und ging auf den Apfelstand zu. Der Obstverkäufer fragte mich, was ich wolle.

„Haben Sie hier einen Arzt?“, fragte ich ihn.

Doch er sah mich komisch an und zuckte die Achseln. Er schnatterte irgendetwas in einer Sprache, die ich nicht verstand. Eine Augenbraue nach oben und kopfschüttelnd verlies ich ihn und machte mich weiter zum nächsten Verkäufer. Auch wieder die gleiche Frage stellend, brachte er es zu Stande, in einer für mich verständlichen Sprache zu sprechen.

„Ja, es gibt hier einen, Ihr müsst nur dem Weg folgen und dann am Ende in eine kleine Gasse einbiegen. Dann kommt ihr am Marktplatz heraus. Dort müsste ein Heiler zu finden sein.“

„Danke! Sie haben mir sehr geholfen“, ich machte mich auf zu gehen, doch eine Frage blieb mir noch unbeantwortet. „Warum konnte ich den Obstverkäufer nicht verstehen?“, fragte ich nochmals.

Aber entweder ich in wieder verblödet oder ich bin zu doof um zuzuhören. Auch mein Gegenüber sprach nun in einer unbekannten unverständlichen Sprache.

Ich bedankte mich aber und ging zu Ikiru, er war inzwischen eingeschlafen. Jedenfalls sieht es so aus. Und wie schaffe ich ihn zu diesem Arzt?

„Du bereitest mir wirklich Schwierigkeiten, weißt du das?“

Ich versuchte ihn auszuheben und auf meinem Rücken Huckepack zu tragen. Es funktionierte, aber lange hielt ich das nicht aus. Trotzdem riss ich mich zusammen, ging direkt zu diesem Heiler.
 

Am Marktplatz angekommen, war mehr los, als ich dachte. Jeder sah uns an, als ob wir Aliens wären. Ich versuchte die Blicke zu ignorieren. Ich war kein Star, der Autogramme verteilt und den jeder anhimmelt.

Schließlich entdeckte ich die Arztpraxis und ging auch schleunigst hinein. Als ich sie betrat, kam ich mir vor wie im Mittelalter. Ein Zimmer, indem ich auch stand, war ein ähnliches Wartezimmer, manche saßen auf dem Boden oder auf Stühlen und schauten betrübt auf den Grund. Niemand betrachtete mich, während ich durch die Stube in das andere neben gelegenen Raum zusteuerte. Drinnen saß ein Mann auf einem Stuhl, beugte sich über einen Schreibtisch, sah konzentriert auf sein Blatt. Ich räusperte mich und er nahm sein Gesicht von dem Blatt. Jetzt konnte ich ihn besser ansehen.

„Ich bitte Euch zu warten bis Ihr dran seid“, sagte der Sekretär, doch ich blieb stur stehen. Mit einem ernsten Blick forderte er mich erneut auf, doch auch wieder konnte ich seiner Bitten ich nachgehen.

„Entschuldige, aber ich muss jemanden abliefern!“, sagte ich ihm

„Habt ihr einen Pass?“, fragte er mich dagegen.

„Einen Pass, äh… ich glaube nicht.“

„Dann könnt Ihr wieder gehen.“, er machte eine kurze Bewegung mit der Hand. Als er sah, dass ich wieder nicht auf ihn hörte, stand er auf und zeigte auf die Tür.

„Ohne Pass kann ich Euch nicht behandeln. Also…wenn ich Euch bitten dürfte…“, er blickte mich an, ich schaute in seine grauen Augen. Durch die ebenfalls grauen Haare sah er nicht aus wie ein Arzt. Auch nahm ich es ihm nicht ab, dass er die Patienten behandelte. Ikiru auf meinem Rücken stöhnte, er kam zu sich. Doch auch wieder öffnete sich die Wunde und Blut trat heraus.

„Ihr verschmutzt meinen Laden, also verschwindet, bevor ich zu härteren Mitteln greife!“, drohte er mir.

Ohne ein weiteres Wort ging ich aus dem Gebäude und auch blieb ich davor stehen. Na super, besser konnte es ja nicht laufen! Was mache ich jetzt mit Ikiru. Da er mir langsam zu schwer wurde, ließ ich ihn an eine Wand lehnend zurück und beschaute die Gegend, ob nicht noch ein Arzt zu finden war.

Noch bevor ich bemerkte, dass jemand sich Ikiru näherte, hatte dieser Jemand auch ihn schon in der Hand. Schnell drehte ich mich um und sah einen alten Mann, dessen graue Haare lang auf seine Schultern fielen. Seine Kleider waren nicht in gutem Zustand, doch er ließ sich nicht von mir stören. Weil ich dachte, er wolle nach Geld suchen, ging ich auf ihn zu und sagte: „Bei ihm wirst du nichts finden. Also geh wieder“, doch er ignorierte mich weiter und untersuchte die Platzwunde.

„Ganz schön tief“, meinte er nur und berührte sie. Das Resultat bestand daraus, dass Ikiru vor Schmerz zusammenzuckte, aber nicht aufwachte.

„Hay, du tust ihm weh!“, rief ich. Ich wollte den Bettler von meinem Freund wegzerren, doch er schien mich gerade erst richtig registriert zu haben.

„Hast du ihn etwa herumgeschleppt? Da war nicht gut, aber trotzdem hast du dir Mühe gegeben.“, er sah mir direkt in meine grünen Augen. Obwohl der alte Greis mir unheimlich vorkam, hatte er schöne eisblaue Augen. Sie strahlten förmlich wie Sonnenstrahlen, man sah sie sofort. Trotz seines Ausstrahlens hatte er etwas Nettes an sich.

„Ich wollte ihn zu diesem Arzt bringen, aber er hatte Ikiru nicht versorgen wollen. Deswegen bin ich hier.“, ich brauchte Hilfe, und hoffte auch von diesem Mann welche zu bekommen.

„Komm mit!“, sagte er, während er sich umdrehte und ging. Schnell hob ich Ikiru auf meine Schulter und versuchte durch Gleichgewicht dem Mann zu folgen.

Nachdem wir an einem Haus angekommen sind, schloss er die Tür auf und lief hinein. Dabei winkte er auch mich zusammen mit meinem Getragenen.

Viel bot die Einrichtung nicht, nur ein kleines Bett, Tisch ein Stuhl, und ein paar Kerzen für Licht. Langsam dachte ich wirklich im Mittelalter gelandet zu sein.

„Leg ihn aufs Bett“, wies er mich an und ich tat dem nach. Der Alte kam mit einer Schere und anderen Verbandsmaterialien an das Gestell. Er tupfe mit einem in ein Medikament getrunkenes Tuch auf die Wunde. Auch wieder schrie Ikiru auf.

„Bist du dir sicher, dass…“, wollte ich fragen, doch plötzlich rief der Mann: „Ruhe, ich muss mich konzentrieren.“ Ich verstummte und schaute ihm bei der Arbeit zu. Dem Schein nach verstand er etwas von seinem Handwerk, denn der nahm professionell Dinge in die Hand, tupfte da und dort irgendein Zeug auf die Wunde und Ikiru schlief seelenruhig weiter.

Er vollendete sein Kunstwerk, indem er nun die Wunde mit einem Verband schmückte.

„So, fertig.“, er rieb sich den Schweiß aus der Stirn und entsorgte das mir Blut vollgesogene Tuch von mir.

„Ich danke dir“, sagte ich zu ihm. Er wiederrum starrte mich wieder lange an und lächelte.

„Du hast wohl gedacht der Heiler vom Marktplatz könne ihm helfen, oder?“

Ich nickte.

„Naja, wer neu hier ist kennt sich nicht aus. Der wollte dir nur Geld aus der Tasche ziehen. Aber er erkennt wer Kohle hat und wer nicht. Da du auch zu denen gehörst, die arm wir eine Kirchenmaus sind, schmeißt er gleich raus.“

„Wie kann ich dir danken?“, fragte ich aus Neugier. Bevor ich noch etwas bei Ikirus Retter offen hatte musste Shizuka warten.

„Ich will nur, dass der Kleine gesund wird. Bleib am besten die Nacht noch hier, sonst hat er niemanden.“, und somit verabschiedete er sich und ging in einen anderen Raum, indem wohl er schlief.

Die Nacht blieb ich wirklich bei Ikiru, aber kam mir vor wie ein Prinz seine Prinzessin schützt oder wie ein Wachhund. Manchmal summte oder murmelte etwas vor sich hin, doch er schlief ruhig und ohne Albträume. Da in der Nacht nichts aufregendes passierte, nickte ich ein und träumte wieder. Doch dieser Traum war alles andere als schön. Ja richtig, hundert Punkte und eine Waschmaschine wer für einen schrecklichen Albtraum tippt. Und ihr habt richtig geraten.
 

Ich befand mich in dem Cafe, indem mich der komische Kauz ansprach und mir Rätselaufgaben stellten. Immer wieder wiederholte er seine Sätze, sodass ich sie mir langsam einprägte. Nachdem ich endlich einen Ton herausbekam, befand ich mich in einem Kerker. Ich wusste nicht warum, oder wieso. Aber ich konnte alles von oben betrachten. Niemand sah mich, aber ich konnte sie sehen.

Der Schmerz von der ersten Nacht durchströmte meinen Körper, und ich schrie auf. Peitschenhiebe regneten auf mich ein. Der Schmerz wurde größer während ich mich versuchte, mich nicht daran zu erinnern und aufzuwachen. Doch irgendjemand hinderte mich daran. Wer war das? Langsam und mit großer Mühe öffnete ich meine Augen und sah ein Mädchen. Durch die Dunkelheit erkannte ich nur die Kleider. Sie waren bläulich oder schwarz? Genau konnte ich es nicht sagen, denn der Schmerz machte es mir unmöglich zu sehen, was da unten passierte. „Yukino!“

„Hör auf, ich kann nicht mehr!“, schrie ich aus Verzweiflung.

„Yukino, wach auf!“, jemand rief nach mir. Ich soll aufwachen? Wie denn?
 

Langsam öffnete ich die Augen und erkannte Ikiru über mich gebeugt. Er strahlte über das ganze Gesicht. Er schien ihm wieder gut zu gehen. Das freut mich. Durch den linken Arm stütze ich mich und saß in der Hocke. Meine Augen reibend merkte ich, dass wir nicht mehr in der Hütte des alten Mannes waren.

„Aber wie...?“, ahnungslos fragte ich mich wieder, wie ich hier her gekommen war.

„“Schlaf nicht! Wach auf, komm, es ist schon lange hell.“, Ikiru hüpfte wie ein verrücktes Huhn über die Gasse. Schon wieder eine Gasse? Wie oft denn noch?

„Wie geht’s deiner wunde?“, erkundigte ich mich.

„Ohne dich würde ich immer noch bluten wie die Sau. Du hast das wirklich für mich getan und nicht aus Mitleid?“, seine Frage war sehr ernst an mich gerichtet. Nickend stimmte ich ihm zu. „Was soll ich sagen?“, verlegend schaute er den Boden an.

„Einfach nichts, okay?“, antwortete ich ihm. Er nickte und lächelte wieder. „Doch eines interessiert mich trotzdem. Was hast du mit dem Kerl zu schaffen?“

„Wen meinst du?“, fragte er wieder.

„Na, Otowaru! Wen sonst, von wem hast du denn deine Platzwunde zu verdanken?“, meinte ich in einem ironischen Ton.

„Warum fragst du?“, meinte er nur.

„Stellst du immer Gegenfragen?“

„Ehrlich?“

„Ach zum Teufel! Wenn du es mir nicht sagen willst, dann sag es mir gleich und rede nicht drum rum!“, stellte ich klar fest.

„Jaja, schon gut, nicht gleich ein Grund auszurasten!“, er rückte ein paar Zentimeter von mir ab.

Also, was mache ich jetzt? Schon wieder bin ich so ahnungslos wie vor ein paar Stunden. Deswegen lies ich ein Stöhnen ertönen.

„Ist was?“, fragte Ikiru neugierig. Da er hier in dem Viertel nicht gerade einen guten Ruf hatte und außerdem ich ihn nicht schon wieder in Schwierigkeiten bringen wollte schwieg ich. Nachdem er von mir keine Antwort zu hören bekam, sagte er schließlich: „ Suchst du jemanden?“

Sofort schrak ich auf und starrte ihn an. Er aber lächelte. Sein Grinsen war kaum zu übersehen.

„Also doch.“

„Woher…?“, flüsterte ich, doch ich versuchte meine Gefühle zu verbergen. „Warum fragst du?“, meinte ich dagegen.

Nach seiner Mimik an zu schließen hatte er mich auf frischer Tat ertappt.

„Nur so.“, unschuldig wie ein Lamm machte er sich auf zum Gehen. Doch ich stand schnell auf und hielt ihn am Arm fest. Ikiru wandte sich zu mir und starrte in meine smaragdgrünen Augen. Er hielt meinem Blick stand, sein ernster Gesichtsausdruck überraschte mich.

Was soll ich jetzt machen? Wenn ich es ihm sage, dann bringe ich ihn wahrscheinlich noch mehr in Schwierigkeiten, als er ohne hin nicht schon ist. Und außerdem was bringt es ihm das zum wissen? Es ist ja nicht so als ob er mich dann besser versteht oder mir helfen könnte. Auch wenn mich meine Neugier antreibt und ich wissen will was er mit diesem Fürsten Otowaru zu tun hatte. Selbst da hatte er es mit nicht gesagt. Wenn ich ihn allerdings nichts verrate, wird er nur noch weiter darauf eingehen und so lange mir auf die Nerven gehen, bis ich nachgeben muss oder ich lüge ihn an, aber meine Künste darin sind nicht gerade vorbildlich. Sofort würde er mich dabei ertappen. Also was blieb mir anderes übrig? Trotzdem wollte ich mich meinem Schicksal noch nicht hingeben.

„Ja du hast Recht, ich suche jemanden?“, lies ich ihn wissen, doch mehr auch nicht.

„Und wen?“, hinterfragte er. Weiterhin starrte er mich mit seinem ernsten Gesichtsausdruck an.

„ Jemanden!“, meinte ich nur. Doch so langsam verzweifelte ich. Ich wollte Ikiru weitere Treffen mit Schlägen oder Tritten ersparen, deshalb schwieg ich.

„Wen?“, diesmal bedrohlicher.

„Ach verdammt, was geht dich das an?“, alle Gefühle strömten nur so aus mich heraus. Selbstkontrolle war jetzt nicht mehr vorhanden. Heulend sank ich auf den Boden. Tränen über Tränen rannten mir über das Gesicht und tropfen einzeln zu Boden. Schluchzend sah ich auf als Ikiru näher kam. Seine Hand auf meine Schulter legend blickte er mich mit einem besorgt an.

„Schon gut.“, er lächelte mir zu. Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich als Heulsuse kniete vor ihm und er lacht. Lächeln? Wann hatte ich das letzte Mal die Gelegenheit dazu zu lächeln, zu lachen.

Schwach erinnerte ich mich wieder an die Begegnung mit Akita und Tsurino. Beide lachten als sie mich fanden. Ich lachte mit. Ikiru lächelte auch.

„Alles wird gut“, er kam immer näher als er schließlich mich in den Arm nahm. Ich kam vor Staunen nicht mehr ein Wort heraus.

„Wie?“, mein erster Satz nach mehreren Minuten. „Wieso?“

„Hey, warum heulst du? Das macht die Sache doch auch nicht besser.“, seine Aufmunterungsversuche schlugen bei mir fehl, aber ich fühlte mich besser. Eine Hand hielt er zu mir hin, ich nahm sie entgegen.

Als ich mich endlich wieder beruhigt hatte, lachte Ikiru immer noch und ich musste schmunzeln.

„Vollidiot!“, meinte ich zu ihm. Doch immer noch traten aus mir Schluchzer auf.

„Also, ich höre.“ Na gut. Ich erzählte es ihm. Alles. Vom Treffen mit den Schwarzem Gestalten, den Kampf mit meiner Stadt, von Shizuka und den anderen, von den Rittern und meinem Hauptproblem. Doch die Sache mit dem Fliegen ließ ich aus. Er würde mich für verrückt erklären. Nach einer Weile und manchen Kommentaren setzte er sich zu Boden und überlegte.

„So, das ist dein Problem!“, meinte er. Ikiru kam mir vor wie ein Professor vor, der jahrelang lebte und alles weiß. Von wegen ich habe keine Fantasie. Er schien nach einer Lösung zu suchen. Aus diesem Grund fragte ich ihn auch, was er vorhatte oder ob er eine Ahnung hat, was jetzt zu tun wäre.

„Hast du wirklich Ritter gesehen?“, vorsichthalber fragte er noch einmal nach.

„Ja, wirklich.“

„Na dann, ist alles klar“, schelmisch grinste er.

Ich starte ihn ahnungslos an. „ Was?“

„Wir retten sie!!“, sagte er.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hikokorin
2013-01-03T14:36:23+00:00 03.01.2013 15:36
wie machst du das? du schreibst so viel und so gut... ich brauch 2 stunden für 150 worte... *in die ecke und sich schäm*


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