Zum Inhalt der Seite

Change of Life

after "The second Raid"
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Do you still want to protect me?

Kaname saß in der Straßenbahn, sah aus den gegenüberliegenden Fenstern hinaus und beobachtete das Scheiden der glühenden Abendsonne. Sie war schon zur Hälfte hinter dem Horizont abgetaucht, überzog die Dächer der Häuser unter und den Himmel über sich mit Farben von feurigem Orange, das aussah wie heißes, flüssiges Metall.

Die Uhren an einem der vorbeifahrenden Bahnhöfe zeigte bereits halb Sieben. Heute musste sie länger in der Schule bleiben, als stellvertretende Schülersprecherin mit ihren Lehrern und Klassensprecher-Kollegen die Einzelheiten für die Abschlussfahrt ihres Jahrgangs durchgehen. Ihre letzte Reise nach Okinawa endete ja mit der Flugzeugentführung, doch diesmal sollte alles glatt laufen und Kaname war diesbezüglich zuversichtlicher als sonst.

Das Gefecht zwischen Mithril und Amalgam in Hong Kong lag jetzt schon drei Tage zurück, Sousukes Rückkehr an die Jindai zwei Tage. Sie war ehrlich ein wenig überrascht gewesen, als er ihr erklärte, er wolle und werde weiterhin die Oberschule als gewöhnlicher Zivilist besuchen. Sie konnte sich noch gut an ihren Streit in der Tuatha de Danaan erinnern, bei dem er ihr etwas vollkommen anderes an den Kopf geworfen hatte.

Doch das, genauso wie die furchtbare Zeit ohne ihn, gehörte der Vergangenheit an. Jetzt saß er direkt neben ihr, steif wie immer, die Arme verschränkt, den Blick nichtssagend nach vorne gerichtet.

Kaname wandte den Kopf leicht, sah ihn aus den Augenwinkeln an, lächelte und war schlichtweg dankbar für diese Alltäglichkeit.

Kurz zuvor war ihr aufgefallen, dass Sousuke wirklich wie ein ganz normaler Mitschüler mit ihr nach Hause ging. Keine Zeitung mehr aus dem Jahr 1994 mit diesem albernen Guckloch, hinter der er sich versteckte und ihn meistens noch auffälliger machte, als er sowieso schon war. Es steckten auch keine Stöpsel eines Freisprechgeräts mehr in seinen Ohren, mit denen er in Kontakt mit seinen Kameraden blieb. Nein, Kurtz und Melissa waren endgültig abgezogen worden. Kaname bedauerte das aufrichtig, aber andererseits hatte sie so die Gelegenheit mehr Zeit mit Sousuke allein zu verbringen.

Als sie ihn vorhin neckend darauf ansprach, dass er sich ja ohne Zeitung und dann noch ganz unverfroren neben sie gesetzt hatte, erwiderte er nur in gewohnt sachlich, nüchterner Tonlage, dass das wegen der neuen Agentin mit dem Codenamen ‚Wraith’ nun nicht mehr nötig war.

„Meine Hauptaufgabe als gewöhnlicher Zivilist liegt jetzt darin, die Schule so erfolgreich wie möglich abzuschließen. Es gibt also keinen Grund mehr dir unauffällig zu folgen.“

Kaname hätte bei dem Wort ‚unauffällig’ fast laut losgelacht, doch sie verkniff es sich und kicherte stattdessen vergnügt. Gleichzeitig erinnerte es sie an eine Frage oder besser gesagt an eine Bitte, die sie schon seit Sousukes Wiedereintritt in die Schule beschäftigte. Sie konnte sich seine Antwort darauf zwar denken, dennoch war sie unsicher.

Sousuke hatte sich in gewisser Hinsicht grundlegend verändert, schlug neue Wege ein, traf neue Entscheidungen. Sie wusste noch nicht genau, was das für sie bedeuten würde, denn wie gewöhnlich erzählte er von sich aus nicht viel darüber. Nichts desto trotz erkannte sie schon am ersten gemeinsamen Schultag, dass sich einige Dinge wohl nie ändern würden und insgeheim freute sie sich darüber.

Also konnte sie nun weiter darüber grübeln oder sich überwinden und ihn einfach fragen.

Sie drehte den Kopf leicht zur Seite, schaute ihn an. Obwohl sein Gesichtsausdruck so ernst wie eh und je war, sah es für Kaname doch ein klein wenig anders aus als sonst. Irgendwie wirkte er zufrieden.

„Sousuke…?“

Er hielt weiterhin den Blick nach vorne gerichtet, als er antwortete.

„Chidori?“

Sie sammelte sich einen Augenblick, fuhr dann ohne Umschweife fort.

„Deine Aufgabe mich zu beschützen ist ja eigentlich erledigt oder?“

„So ist es. Ab jetzt bin ich ein Zivilist, so wie du.“

Er verstummte kurz, fügte dann noch hinzu: „Außer natürlich, wenn ich von Mithril eine Mission zugeteilt erhalte. Immerhin bin ich dort immer noch im Dienst.“

Stille trat ein, bei der Kaname im ersten Moment nicht recht wusste, wie sie fortfahren sollte. Ihre alberne Bitte mochte kein Problem für ihn sein, doch sie wusste nicht, wie strikt er sich an seine neue Vorgabe hielt.

„Heißt das…“, fing sie vorsichtig an, „…dass du mich ab jetzt überhaupt nicht mehr beschützt, wenn etwas passiert?“

Sein verwunderter, fast schon erschrockener Blick glitt von den Fenstern zu ihr, doch im nächsten Moment festigte er sich wieder entschlossen.

„Natürlich beschütze ich dich auch weiterhin.“

„Selbst wenn es nicht deine Aufgabe ist?“

„Es ist meine Aufgabe.“

„Aber…!“

„Chidori.“

Seine entschiedene Stimme unterbrach ihren Widerspruch sofort. Er wandte sich ihr ganz zu, löste die verschränkten Arme, hielt ihren Blick mit einem unbeirrbaren, festen Ausdruck in den Augen an Ort und Stelle.

„Ich habe diese Aufgabe nicht von Mithril erhalten, das stimmt. Auch nicht von Melissa oder Kurtz…obwohl von Kurtz schon…“

Er schüttelte verdrießlich den Kopf und fuhr fort.

„Was ich damit sagen will ist, dass ich mir diesen Auftrag selbst angeordnet habe. Du bist während meiner Abwesenheit nur höchst unzureichend beschützt worden und ich habe festgestellt, dass ich der Einzige bin, der über angemessene Fähigkeiten für diese wichtige Mission verfügt.“

Der überraschte Blick, den er daraufhin von Kaname erhielt, verunsicherte ihn etwas, da er ihn nicht klar deuten konnte. Doch schnell verschwand er und wurde durch ein vergnügtes Lächeln ersetzt.

„Und dir macht das wirklich nichts aus?“, fragte sie.

„Natürlich nicht.“, entgegnete Sousuke direkt, „Das ist überhaupt kein Problem. Ich werde dich so lange beschützen, bis ich sterbe; das ist meine Pflicht.“

Ihr Lächeln brach nicht ab, dennoch wurde ihr Gesichtsausdruck leicht tadelnd.

„Dann hast du aber noch eine lange Zeit vor dir.“

„Ich weiß.“

Er verstummte kurz.

„Aber ich werde dein Vertrauen nicht enttäuschen.“

Obwohl er seine Worte absolut ernst meinte, warf ihn ihr bewegter Blick einen Herzschlag lang aus der Bahn.

„Also bleibt eigentlich alles beim Alten.“

Etwas an ihrer Feststellung ließ ihn stutzen, bis er im nächsten Augenblick auch wusste warum. Mit seinen – für sie übertriebenen – Sicherheitsvorkehrungen hatte er sich schon oft Prügel mit ihrem Papierfächer eingehandelt, weil sein Verhalten sie verärgerte. Vielleicht wollte sie es gar nicht mehr, jetzt wo er es offiziell nicht mehr musste.

Er sah sie eine Weile schweigend an, traute sich fast nicht nachzufragen, weil er eine negative Antwort befürchtete, die seinen Handlungsspielraum stark eingrenzen würde. Doch Sousuke überwand sich.

„Oder willst du nicht mehr, dass ich dich beschütze?“

Kaname verwunderte diese Frage etwas, genauso wie der plötzliche Ansatz von Unsicherheit in seinen Augen. Nur nebenher bemerkte sie, wie die Straßenbahn rasch langsamer wurde und die elektronisch klingende Durchsage ihren Zielhalt ankündigte.

Sie lächelte, stand schwungvoll auf, verschränkte die Arme mit der Tasche hinter ihrem Rücken und sah Sousuke an, der abwartend zu ihr aufschaute.

„Natürlich will ich das!“, verkündete sie lachend, fuhr dann mit warmer Stimme fort, „Denn ich zähle auf dich!“

Für einen gedehnten Moment lang betrachtete sie den Soldaten in Schuluniform, der sie mit geweiteten Augen anstarrte. Der Zug wurde immer langsamer, hielt an, die Türen öffneten sich.

Dann zwinkerte sie ihm zu, bevor sie mit weiten Sätzen durch die geöffneten Türen der Straßenbahn nach draußen auf das Gleis lief. Sousuke folgte ihr hastig und schaffte es gerade noch durch einen Spalt zu schlüpfen, bevor sich die Türen automatisch wieder verriegelten. Er schloss zu ihr auf, bis sie wieder auf gleicher Höhe nebeneinander hergingen.

„Was sollte das Chidori?“, fragte er aufgeregt, „Ich hätte dich aus den Augen verlieren können!“

Doch sie bedachte ihn nur mit einem schelmischen Lächeln.

„Du hättest ja wieder aus dem Fenster springen können.“

Sie sah Sousuke nach diesem Satz an, dass er diese Möglichkeit bereits in seinem Kopf überdachte.

„Ja, im Notfall hätte ich auch das in Betracht gezogen.“

Kaname sah ihn entschuldigend an, denn sie wusste, dass er es absolut ernst meinte.

„Tut mir leid, ich sollte es dir nicht unnötig schwer machen. Wie wäre es, wenn ich dich als Entschuldigung heute Abend zu mir einlade? Ich habe frisch eingekauft und wollte mal wieder richtig kochen.“

Sousukes todernste Gesichtszüge entspannten sich, machten sogar einem kleinen, ansatzweisen Lächeln Platz, als er ehrlich antwortete: „Danke, das würde mich sehr freuen.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MissKazama
2015-12-20T20:39:35+00:00 20.12.2015 21:39
Das ist nicht dein Ernst!!!!
Du kannst die Geschichte doch nicht so enden lassen!!!
Gemein gemein T.T
Aaaalso deine Story gefällt mir sehr gut da ich ein großer Fan von gutem umsetzen der originalen Animes bin :)
Und ich muss sagen das du die Charas sehr gut getroffen hast, die Handlungen, die Atmosphäre und der Umgang der beiden miteinander einfach Top.
Und vielleicht überlegst du es dir ja doch die Story weiter zu schreiben?
Also ich wäre wohl deine treueste Leserin ;)
Sag einfach Bescheid :D
Von:  Chaosbande
2015-10-20T04:34:24+00:00 20.10.2015 06:34
Grade hier drüber gestolpert und ich muss sagen: es gefällt mir!
Das Feeling zwischen den beiden kommt rüber und von dem was ich bisher gesehen habe (hab den Anime noch nicht durch) ist es auch nicht OoC !

I like!
Von:  ChibiKaiHi
2013-04-28T09:39:55+00:00 28.04.2013 11:39
Hach,
das war so herrlich erfrischend und luftig locker, so richtig typisch Kaname und Sousuke =)
vielen Dank dafür, auch wenn du weitere Fragen offen lässt, gemein gemein =).
Aber da kommt wohl die eigene Phantasie ins Spiel.

LG ChibiKaiHi
Antwort von:  Akimon
28.04.2013 14:07
Awww vielen vielen Dank! *~*
Freut mich voll, dass es dir gefällt! :D
und eigentlich habe ich auch noch eine kleine Fortsetzung geplant, die ist sogar schon halb geschrieben xD
Wenn nur mal der Manga weitergehen würde! ;3;
Aber es ehrt mich sehr, dass du die Charas als authentisch empfindest, das war mir auch sehr sehr wichtig >3
Von:  Rave_ShadowHeart
2012-04-03T11:25:48+00:00 03.04.2012 13:25
Also ich fand die kleine Geschichte ganz gut und vor allem passend. ^-^ Und es schürt die Frage "Was passiert heute Abend wohl nach dem Essen?"
Werden sie sich ehndlich ihre Liebe gestehen?
Tolle Geschichte, ich hoffe es kommt noch mehr dieser Art?

Lg, Rave


Zurück