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Rhythm of Life

Das Leben ist ein Tanz
von

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Als ich das Vollmond betrat, begrüßten mich Shima und Rafu mit finsterer Miene.

„Was machst du denn hier?“

Es war eine eindeutige Drohung.

Shima kam mir mit einer Antwort zuvor.

„Sie löst Rin ab.“

Rin war seine Freundin, doch ich verstand nicht, wieso sie heute die Disko übernommen haben sollte.

Kommentarlos ging ich an den beiden vorbei und brachte meine Tasche zum Beratungsraum.

Gerade als ich die Tür wieder schließen und in den Schankraum gehen wollte, kam mir Dai entgegen. Seine Miene war angespannt und er schien seine Wut nur mit Mühe zu unterdrücken.

Jetzt kommt´s.

„Wir müssen reden.“

Damit stieß er einmal heftig gegen die Tür, sodass mir die Klinke aus der Hand gerissen wurde.

Seine Finger schloss sich um meinen Oberarm und er zog mich hinter sich her in den Raum bevor er die Tür heftiger als nötig schloss.

Seine Stimme war bedrohlich leise, als er zu sprechen begann.

„Was glaubst du eigentlich, wer du bist?! Du nimmst dir hier eine Freiheit heraus, zu kommen wann es dir passt und zu arbeiten wie es dir passt, als würde dir der Laden gehören! Ich kann und will mir Angestellte wie du es bist nicht leisten, so völlig ohne jede Arbeitsmoral! Um neun machen wir hier auf, also hast du zu um neun fertig zu sein und die Kunden zu bedienen – und zwar freundlich und höflich. Ich werde mir dein asoziales Verhalten nicht mehr mit ansehen! Entweder, du benimmst dich, wie man es von dir erwartet, oder du fliegst! Dann kannst du dir einen Job bei der Stadtreinigung oder sonst wo suchen, aber glaube nicht, dass die sich das so lange ansehen wie ich.

Und solange du hier nur die Hälfte deines Jobs machst, bekommst du auch nur die Hälfte deines Geldes, damit das klar ist. Erst wenn ich sehe, dass du dich langfristig gebessert hast, können wir darüber nochmal sprechen. Du übernimmst heute die Disko von Rin und den vorderen Teil von B3 auch noch, den hat Itoe gerade. Natsumi ist ausgefallen. Und jetzt scher dich raus!“

Erst jetzt ließ er meinen Arm los und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Ich hatte kaum bemerkt, dass er sich während seiner Predigt immer weiter herunter gebeugt hatte.

Freundlich und höflich also? Na schön.

Ohne auch nur ein Wort zu sagen, verließ ich den Raum und ging den Flur entlang auf den Schankraum zu. Kurz vor dem Eingang sagte mir ein Blick zur Seite, dass die Lounge, in der etliche Shishas auf dem Boden standen, um die gemütliche Sitzkissen verteilt waren, bis auf den letzten Platz voll war. Hier und da lagen Gäste zwischen den Sitzenden bäuchlings direkt auf dem zugegebenermaßen weichen Teppich. Mitten in der Menge konnte ich Tori erkennen.

Ich sah nach vorn in den Schankraum.

Dort war die Hölle los.

Die Leute standen in Zweierreihen so dicht um die Bar herum, dass ich von unseren Keepern nur Shin sehen konnte – und das auch nur, weil er fast zwei Meter groß war.

Verdammte Scheiße, ich hasse Samstage!

So schnell es ging, bahnte ich mir einen Weg zur Bar. Dabei lief mir Rin über den Weg.

Aus ihrem Blick sprach tiefste Verachtung. Ich sah sie ausdruckslos an.

Ruckartig riss sie den obersten Zettel von ihrem Notizblock und stieß ihn mir ungehalten gegen die Brust. Instinktiv griff ich danach bevor er zu Boden fiel. In der Zwischenzeit hatte sich die Rothaarige schon abgewandt und war zwischen den Leuten verschwunden, von denen mich einige verwundert ansahen.

Genervt verzog ich die Mundwinkel und ging zur Bar. Unbemerkt von den Keepern, dafür aber von den Kunden beäugt, betrat ich sie, nahm mir eines der am Rand liegenden Tabletts und wandte mich zur Disko um. Als ich aber sah, wie gerammelt voll schon allein die Tanzfläche war, entschied ich mich anders und schob mich stattdessen nach links an einigen Leuten vorbei in den vorderen Teil

von B3, den ich von Itoe übernehmen sollte.

Ich gab ihr ein kurzes Zeichen als ich sie erblickte.

Ich hatte bereits Bestellungen für zwei Tabletts auf meinem Zettel zu stehen als ich zum letzten Drittel der Tische kam.

Während ich die Getränke für eine Gruppe junger Frauen notierte, die sich laut kreischend über ihre vor wenigen Stunden neu gekauften Kleider und Schuhe unterhielten, hörte ich eine Stimme aus dem Lärm heraus, die mir sehr bekannt war.

Ich hob den Blick und erkannte an seinem Stammplatz Naruto, wie er wild gestikulierte und anscheinend mit Feuereifer etwas erzählte.

Ich verließ die aufgescheuchten Hühner und arbeitete mich Tisch für Tisch weiter vor bis ich bei dem Blondschopf ankam, dessen Begleitung zu meiner größten Überraschung Hinata war. Ich hatte eigentlich fast erwartet, einen Stich in meinem Inneren zu verspüren, doch stattdessen empfand ich nur Freude für die beiden.

Naruto war zum Großteil der Alleinunterhalter. Hinata hörte ihm zu und lächelte verlegen, ergriff jedoch nur das Wort, wenn er sie direkt nach etwas fragte.

Mit einem Lächeln trat ich an ihren Tisch. Hinata blickte mich nur schüchtern an, Naruto dagegen sah überrascht aus. Er hatte mich anscheinend nicht bemerkt.

„Maiko? Seit wann bedienst du hier?“

„Eine Kollegin ist ausgefallen, deshalb teilen wir uns jetzt den Bereich. Schön, dass du auch da bist, Hinata.“

Ein vorsichtiges Lächeln umspielte ihre Lippen.

„Hallo.“

„Kann ich euch was zu trinken bringen?“

Hinata machte große Augen und sah hilfesuchend zu Naruto. Der zuckte leicht die Schultern.

„Ich weiß ja nicht – was möchtest du denn trinken, Hinata? Einen Cocktail?“

Sein Blick wanderte wieder zu mir. Ich glaubte, einen leicht fragenden, etwas überforderten Ausdruck darin zu erkennen. Ob wegen der Getränkewahl für Hinata oder unserem angekratzten Verhältnis aufgrund der Geschehnisse der letzten Nacht, wusste ich nicht.

„Ein Cocktail kann wohl nicht verkehrt sein, hm? Wir haben echt leckere Fruchtcocktails, da schmeckt man den Alkohol gar nicht.“

Hinata sah noch immer verunsichert Naruto an.

„Was hältst du von einem Sex on the Beach?“

Die Blauhaarige lief augenblicklich knallrot an und starrte auf den Tisch. Ich musste mir einen entgeisterten Ausruf verkneifen. Wie konnte ein Mensch nur so taktlos sein?! Naruto schien sich erst jetzt seiner Worte bewusst zu werden.

„Oh, äh... Das war nicht so gemeint. Der heißt nur so und schmeckt sehr gut, aber vielleicht sollten wir doch einen anderen...?“

Jetzt sah er mich eindeutig überfordert an. Ich lächelte.

„Gut, ich suche euch einfach was aus. Für Hinata lieber mit etwas weniger Alkohol, okay?“

Sie blickte mich kurz an und nickte dann.

Ich machte mir eine Notiz auf meinem Zettel, dann trat ich an den nächsten Tisch.

Tatsächlich waren es drei Tabletts, die ich verteilte und fast doppelte so viele, die ich an Bestellungen in B3 und B5 – der Disko – wieder entgegennahm, bevor ich zu Hinata und Naruto zurückkehrte.

Sie saßen sich stumm gegenüber und starrten Löcher in die Luft. Ich hoffte nur, dass es nicht schon seit Narutos Ausrutscher so war, sondern sie einfach für den Moment kein passendes Thema hatten.

Trotzdem wurde es Zeit, die Situation mit etwas Alkohol aufzulockern.

Zwar hatte ich Katsumi gesagt, dass in einen der Swimming Pool nicht so viel Alkohol rein sollte, wie in den anderen, aber ganz sicher, dass er sich auch daran gehalten hatte, war ich mir nicht.

Dennoch stellte ich den, den er als Extra angegeben hatte, vor Hinata und den anderen vor Naruto.

Sofort hielt mir der Blondschopf seine Karte mit den Geldwerten hin und gab mir und einigen Umstehenden überdeutlich zu verstehen, dass er Hinatas Cocktail mitbezahlen würde.

Sie bedankte sich höflich und betrachtete mit einem leicht skeptischen Ausdruck das blau-grüne Getränk vor ihr.

Um zu verhindern, dass sie genug Zeit hatte, sich vielleicht doch gegen den Cocktail zu entscheiden, nahm ich schnell einen doppelten Wodka-Waldmeister von meinem Tablett, den ich mir von Katsumi hatte mitgeben lassen, und stieß mit den beiden an.

„Na dann – auf euch!“

Damit trank ich das Glas in eins aus.

Auch Naruto nahm einen großen Schluck und zog anerkennend die Augenbrauen hoch. Hinata zögerte erst, dann nippte sie vorsichtig an ihrem Getränk.

Naruto sah sie erwartungsvoll an und auch ich beobachtete ihre Mimik genau.

Einen Moment sah es aus, als schmecke er ihr nicht, doch dann lächelte sie beinahe stolz und in mir kam der Verdacht auf, dass dies der erste Alkohol ihres Lebens gewesen sein könnte.

Als wenn es etwas wäre, auf das man stolz sein könnte, zuckte eine verbitterte Stimme durch meinen Kopf. Ich schüttelte den Gedanken ab. Jetzt ging es um die beiden, niemanden sonst.

Naruto schien das alles nicht mitbekommen zu haben. Er grinste Hinata nur freudig an, als sie einen weiteren, diesmal größeren Schluck, trank.

„So ihr zwei, ich komme na-“

„Hey Tresenschlampe! Komm´ ma´ her und trink lieber mit uns ein´!“

Augenblicklich wich das Lächeln aus meinem Gesicht und meine Muskeln spannten sich an.

Immer freundlich bleiben, ja?

Ich drehte mich nach links und blickte direkt einem etwa dreißigjährigen Mann ins Gesicht, der mich auffordernd angrinste. Die anderen Männer an seinem Tisch lachten. Nur die beiden Frauen schienen es genauso wenig lustig zu finden wie ich. Sie sahen peinlich berührt auf ihre Getränke.

In dem Moment war es fast wie zu Beginn eines Trainingskampfes. Ich blendete meine Umgebung aus, sah nur diesen einen Mann – meinen Gegner – und seine Schwachstelle. Meine Miene blieb ausdruckslos. Keine Gefühle zeigen.

Langsam schritt ich auf ihn zu. Hektische Bewegungen machten einen angreifbarer. Zuerst ein vorsichtiges Abtasten.

Ich stand vor ihm. Er grinste noch immer, aber es wirkte plötzlich nicht mehr so selbstsicher. Fast unmerklich rutschte er auf seinem Platz hin und her während ich ihm weiterhin nur in die Augen sah. Sein Blick wurde zunehmend unstet. Immer wieder huschte er hierhin und dorthin, versuchte, den meinen abzuschütteln, aber ich hatte ihn im Fokus, nahm nichts anderes mehr wahr.

Als er den Mund aufmachte, um zu sprechen, kam ich ihm zuvor.

„Und was darf es bei euch sein?“

Ich nahm Stift und Zettel zur Hand, ließ aber noch immer nicht von ihm ab. Dann lächelte ich leicht.

„Ein kleiner Mutmacher vielleicht?“

Einer der anderen Männer lachte los, woraufhin der Schwarzhaarige vor mir sich etwas straffte und ein lockeres Lächeln aufsetzte.

„Wenn du einen mit trinkst. Sonst macht´s ja keinen Spaß.“

Dabei legte er seine Hand an meinen Oberschenkel und führte sie nach oben zu meinem Hintern, den er eingehend zu studieren begann. Ich hätte ihm am liebsten das Tablett um die Ohren geschlagen. Stattdessen nahm ich die Bestellungen der anderen Männer auf und löste mich geschickt aus seinem Griff.

Ich verbrachte erneut eine lange Zeit damit, die Getränke zu verteilen. Hin und wieder lud mich einer der Gäste auf einen kurzen ein. Freundlich, wie ich heute war, ließ ich mich darauf ein.

Zumindest muss ich dann zu Hause nicht mehr so viel trinken, um diesen Tag zu vergessen.

Auch Naruto und die inzwischen doch schon sehr gesprächige und oftmals kichernde Hinata bestellten noch einen Cocktail. Diesmal wählte ich für sie den Sex on the Beach.

Als ich Naruto die Karte zurückgab, bestand ich darauf, dass sie dieses Mal auf Freundschaft tranken.

„Was heißt das denn?“, wollte Hinata wissen. Sie hatte nicht bemerkt, dass Naruto mir einen ungläubigen Blick zugeworfen hatte.

„Ganz einfach: Ihr verschränkt die Arme während ihr trinkt und danach küsst ihr euch.“

Hinatas Augen weiteten sich. „Küssen?“

Ich nickte zur Bestätigung. „Keine Sorge, das ist nichts Schlimmes“, beruhigte ich Hinata, deren Augen immer wieder zwischen ihrem Cocktail und Naruto hin- und herwanderten. Auch er wusste nicht recht, was er sagen sollte.

Noch einen Moment betrachtete ich die beiden, dann hatte ich das Herumdrucksen satt.

„Also, passt auf. Wenn ihr zwei das nicht wollt, dann trinken Naruto und ich eben auf Freundsch-“

„Nein!“, kam es einstimmig von beiden.

Erwischt.

Mein rechter Mundwinkel zog sich zu einem schiefen Lächeln hoch als sie sich gegenseitig anstarrten.

„Du willst das? Echt jetzt?“, fragte der Blondschopf ungläubig.

Hinata nickte. Erst zögerlich, dann sicherer und griff schließlich nach ihrem Glas. Naruto nahm das seine in die Hand und sie verschränkten ihre Arme miteinander.

Ich glaubte, ein leichtes Zittern bei Hinata zu sehen.

Dann tranken sie.

Hinatas Glas war halb leer als sie es abstellte. Naruto folgte ihrem Beispiel.

Langsam kam er ihrem Gesicht näher. Sie machte zwar keinerlei Anstalten, ihm entgegen zu kommen, doch sie wich auch nicht zurück.

Schon berührten sich ihre Lippen. Zuerst ganz vorsichtig, dann bestimmter, und schließlich nahm Naruto sie ganz in Besitz. Hinata schien die Prozedur anfangs nur über sich ergehen zu lassen, aber ihre Finger, die sich erst in seine Schulter, dann in seinen Nacken und letztlich in sein Haar krallten,

verrieten sie.

Ich konnte mir das zufriedene Lächeln nicht verkneifen als ich mich umdrehte, aber die Visage, die mich schon erwartete, ließ es gleich wieder ersterben.

„Wir warten, Süße!“

Du wirst dich wundern.

„Kommt gleich“, und ich verschwand wieder an der Bar.

So anstrengend und nervenaufreibend dieses Gedränge auch war, es hatte zumindest den Vorteil, dass ich mich nicht mit meinen nicht ausgelasteten Arbeitskollegen herum schlagen musste. Wobei man diesen Ausdruck zumindest bei Rafu durchaus wörtlich nehmen konnte.

Bis auf das Notwendigste hatte ich bisher mit keinem von ihnen geredet und es war mir nur recht, wenn es dabei blieb.

Yasu hatte bereits ein weiteres Tablett Bestellungen für die Disko vorbereitet. Ich tauschte es gegen das leere, auf dem der Zettel mit der neuen Liste lag, und ging in Richtung der Disko.

Dabei musste ich an einer Gruppe junger Männer vorbei, die mir schon aus der Entfernung Blicke zuwarfen, die in mir alle Alarmglocken läuten ließen.

Um einer Konfrontation möglichst aus dem Weg zu gehen, machte ich einen Bogen um sie, der mich zunächst von der Disko weg und in Rins Bereich führte.

Als ich einmal kurz den Blick schweifen ließ und anschließend wieder nach vorn sah, versperrte mir einer der Typen den Weg. Er war einen Kopf größer als ich.

„Hey, wir warte schon seit ´ner Weile darauf, dass wir auch mal was bestellen können. Wie sieht´s aus? Ist doch dein Job, oder?“

Hinter mir hörte ich jemanden lachen. Er war also nicht allein.

Skeptisch betrachtete ich das Glas in seiner Hand. Auch die beiden hinter mir hatten, wie ich mich nach einem Blick über die Schulter überzeugte, dem Aussehen nach zu urteilen Wodka-Energy- Mischen in der Hand.

„Ihr seht aber schon gut versorgt aus. Wenn ihr drüben wartet, dann kommt meine Kollegin bestimmt nochmal vorbei und bringt euch was Neues.“

„Wir wollen aber was von dir!“

Die Betonung gefiel mir nicht.

„Junge, das mischen alles unsere Keeper, wir verteilen es nur.“

„Wir wollen doch nichts zu trinken...“

Plötzlich spürte ich die beiden hinter mir ganz dicht an meinem Körper. Hände berührten mich und gaben mir das Gefühl, von allen Seiten festgehalten zu werden. Der Kerl vor mir kam langsam näher und beugte sein Gesicht zu mir herunter.

„Naja, vielleicht hat sie ja auch was zu trinken für uns. Wie wär´s? Ich habe ein großes Auto draußen stehen.“

Ein Finger kam meinem Schritt gefährlich nahe. Ich reagierte instinktiv. Mein Fuß schnellte nach hinten hoch, traf eine Hand, die geräuschvoll knackte und ihren Besitzer schmerzerfüllt aufschreien ließ, dann wandte ich mich nach rechts und rammte dem Typen vor mir meine Schulter direkt unterhalb des Brustbeins in den Oberkörper, was ihn zusammensacken und aufkeuchen ließ.

Schnell wand ich mich aus der Gruppe heraus und brachte einige der anderen Gäste zwischen mich und die Kerle. Mit Mühe beruhigte ich meine Atmung wieder etwas und schaute mich kurz um.

Anscheinend hatte niemand dem Geschehen große Beachtung geschenkt, denn ich konnte einen der Kerle erkennen, wie er unbeachtet in Richtung Ausgang verschwand und hoffte nur, seine Kumpel waren ihm gefolgt.

Das Adrenalin rauschte mir noch immer durchs Blut, als ich mir meinen Weg zum Diskoeingang bahnte.

Wenige Schritte davor nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr und noch ehe ich reagieren konnte, erklang das Klirren von Glas neben mir. Irgendjemand hatte zwei Kurze von meinem Tablett genommen.

Sind denn heute nur Idioten unterwegs?!

Mit halb erhobener Hand drehte ich mich um und war schon kurz davor, dem Typen vor mir eine zu scheuern, als ich ihn erkannte.

Meine Hand hielt mitten in der Bewegung inne und ich sah in das grinsende Gesicht Nejis.

WTF?!

Er hielt mir eines der Gläser hin.

„Auf Freundschaft?“

Völlig überrumpelt nahm ich das Glas, konnte aber meinen entgeisterten Blick nicht von ihm abwenden.

Was hatte er hier verloren? Und warum kam er auf einmal mit einem Friedensangebot an? Es war mehr als ein halbes Jahr her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Und gesprochen hatten wir uns zuletzt vor über einem Jahr.

Naja, angeschrien.

Als ich noch immer keine Anstalten machte, meinen Arm mit seinem zu verschränken, hob er fragend eine Augenbraue. Ich straffte mich innerlich.

Schaffen wir es einfach aus der Welt.

Der Jägermeister tat überraschend gut.

Wir stellten die Gläser zurück auf das Tablett, dann zog mich Neji an sich und küsste mich, allerdings wesentlich intensiver als ich mir das gedacht hatte und ich hatte alle Mühe, das Tablett gerade zu halten während er mir nicht gerade sanft auf die Unterlippe biss. Ein angenehmes Prickeln erfüllte mich.

Kurz darauf ließ er endlich von mir ab und grinste mich frech an.

Ich drehte mich einfach um und betrat B5, das angenehme Brennen auf meinen Lippen ignorierend.

Das Gedränge schien noch mehr zugenommen zu haben. Ich hatte größte Mühe, das Tablett ruhig zu halten und vor den ungelenken Bewegungen der Gäste zu beschützen.

Ich hatte bereits wieder zwei Tabletts voller Bestellungen auf meinem Zettel zu stehen bevor ich auch nur die Hälfte der Getränke verteilt hatte.

Den Feierabend herbei sehnend kämpfte ich mich weiter durch die Menge als mich plötzlich zwei allzu vorwitzige Hände, die sich um meine Taille legten, zurückhielten bevor ich an den nächsten Tisch gelangen konnte. Ich drehte mich so schnell um wie es die vollen Gläser erlaubten und sah mich abermals Neji gegenüber.

Bevor ich ihn wegen der Störung anfahren konnte, spürte ich bereits seine Lippen auf meinen und seine Zunge, die sich selbstbewusst ihren Weg suchte.

Was hatte der Kerl bloß auf einmal?!

Ich war von der Selbstverständlichkeit, die er an den Tag legte so überrumpelt, dass ich mich erst nach einiger Zeit von ihm lösen konnte und im Anschluss kassierte ich auch noch einen ziemlich unsanften Schlag auf den Hintern, der mich dazu verleitete, ihn warnend anzufunkeln, was ihn jedoch nicht sonderlich zu beeindrucken schien.

Arsch.

Solange ich noch in der Disko zu tun hatte, vermied ich ihn wenn möglich. Trotzdem kam es noch mehr als ein Mal vor, dass ich einen Klaps auf den Hintern abbekam oder er mich in einen weiteren feurigen Zungenkuss verwickelte.

Vielleicht hätte ich es genossen, wäre da nicht diese sich stark aufdrängende Vermutung gewesen, dass das Ganze auf Sex hinauslaufen würde. Prinzipiell hatte ich damit ja kein Problem, auch nicht mit dem Umstand, dass es sich um Neji handelte. Vielmehr dachte ich daran, dass ich erst letzte Nacht mit Naruto geschlafen hatte und es verstieß schlichtweg gegen meine Prinzipien, zwei Nächte

in Folge mit zwei verschiedenen Männern zu verbringen. Neben meinen Ansprüchen was Männer betraf, war dies der entscheidende Punkt, der mich meiner Meinung nach von Ino und den anderen Tussen abhob. Zu oft schon war mir zu Ohren gekommen, dass die eine oder andere von ihnen in einer Nacht mit zwei oder drei Männern geschlafen hatte, die sie in den verschiedenen Diskos, in denen sie feierten, aufgegabelt hatte. Ich hatte sogar das Gefühl, sie würden einen stummen

Wettstreit austragen. Es war klar, dass sie bei der Masse schnell den Überblick verloren. Besonders abstoßend fand ich aber den kläglichen Versuch einiger, in einer Art Liste ihre Erinnerungen festzuhalten, wobei neben den Namen – sofern sie sie kannten – vor allem festgehalten wurde, wie der Sex gewesen war. Dieses Verhalten war so dermaßen unter meinem Niveau, dass ich alles, was mich diesen Weibern auch nur ein Stückchen näher brachte, aufs Entschiedenste ablehnte.

Und aus diesem Grund war ich froh, der Disko und damit Neji vorerst zu entkommen als ich an die Bar musste um die neuen Getränke abzuholen.

Es reichte ein Blick um zu wissen, dass es die Bestellungen für B3 waren, denn die beiden Polski Fiat hatte ich für den Kerl ausgesucht, der mich so dämlich angemacht hatte. Ein fieses Lächeln huschte über mein Gesicht. Und immer schön freundlich.

Bevor ich mir den Spaß jedoch gönnen konnte, musste ich die anderen Bestellungen verteilen.

Als ich schließlich in der Nähe seines Tisches war, hörte ich ihn schon nach mir rufen.

Ich ließ mir nichts anmerken und machte weiter, bevor ich schließlich an seinen Tisch trat. Es hatten sich zwei weitere Frauen und ein Mann dazu gesetzt und alle schauten auf als sie mich bemerkten.

Der Kerl schenkte seinen Leuten einen viel sagenden Blick, von dem er anscheinend annahm, dass ich ihn nicht sah, und rückte dann mit einem Grinsen in meine Richtung ein Stück zur Seite, sodass ich mich neben ihm hinsetzen konnte, nicht aber ohne ihm dabei näher zu sein als ich wollte. In scheinbarer Vertrautheit legte er mir einen Arm um die Schultern als ich mich anscheinend

gleichgültig neben ihn setzte und das Tablett auf dem Tisch abstellte.

„Na Süße, wie geht’s? Alles klar?“

Die anderen beobachteten uns interessiert. Zweifelsohne wussten sie, wer ich war. Ich hatte einen gewissen Ruf. Es passierte immer wieder, dass irgendwelche Halbstarken Wetten darüber abschlossen, ob sie mich so weit abfüllen konnten, dass ich mit ihnen rummachte. Bisher war es keinem gelungen. Ich war ziemlich trinkfest.

Einmal hatte es ein 25-Jähriger versucht. Jedes Mal wenn ich zu seinem Tisch kam, hatte er für jeden von uns beiden zwei Jägermeister bestellt, die wir tranken. Warum der Typ das Geld dafür raus geschmissen hatte, war mir schleierhaft.

Natürlich war ich nicht mehr nüchtern gewesen als ich zum sechsten Mal zu ihm gekommen war.

Doch er war verschwunden und einer seiner Kumpels hatte mir in wenigen Worten erklärt, er würde kotzend über dem Klo hängen, die letzten vier Kurzen bezahlt und gemeinsam mit mir geleert. In dieser Nacht hatte mich Naruto zum ersten Mal nach Hause gebracht.

Nun sah ich den Schwarzhaarigen an und hielt ihm zur Antwort die beiden Polski Fiat hin damit er sich ein Glas aussuchen konnte.

„Danach geht’s mir bestimmt besser.“

Er grinste mich an, nahm einen der Kurzen und betrachtete das Glas.

„Was hast du mir denn da Schönes mitgebracht?“

„Das ist ein Polski Fiat. Er ist ein bisschen schärfer, aber wie ich dich einschätze, ist das für dich sicher kein Problem.“ Ich lächelte leicht. Seinem Ego nach zu urteilen zwang ihn diese Aussage nun förmlich zum Trinken. Ohne weitere Fragen über den Inhalt des Getränks zu stellen, das er anscheinend genauso wenig kannte wie die anderen am Tisch, hob er sein Glas hoch.

„Dann los. Auf Freundschaft! Ich bin Tai.“

Ich bezweifle es, mein Bester, ich bezweifle es.

„Alles klar Tai, auf Freundschaft!“

Ich sah, wie sich die Augen einiger der Männer weiteten als wir unsere Arme verschränkten.

Ich hob zeitgleich mit Tai das Glas an meine Lippen und kippte seinen Inhalt hinunter. Sofort wurden meine Mundhöhle und mein Rachen brennend heiß von dem Tabasco. Nur ganz schwach schmeckte ich den Himbeersirup, der den Wodka übertönte.

Eine heftige Bewegung seines Armes, die mir fast das Glas aus der Hand gerissen hätte, ließ mich zu ihm sehen. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. „Auf Freundschaft“ fiel jedenfalls schon mal aus.

Er war knallrot angelaufen und seine Augen tränten. Schweiß stand ihm auf der Stirn und er hechelte wie ein Hund im Hochsommer.

Mit zitternder Hand stellte er das Glas zurück auf den Tisch und griff nach dem Bier seines Nachbarn.

„Das solltest du lieber las-“

Schon hatte er die ersten großen Schlucke genommen. Die anderen starrten mich entgeistert an.

„W-was war da drin?“, fragte eine der Frauen. Es klang leicht hysterisch.

„Nichts Schlimmes. Himbeersirup, Wodka und Tabasco.“ Ich sah sie gespielt verständnislos an.

Natürlich wusste ich, dass es scharf war. Zumal Shin so nett gewesen war, mir den Tabasco mitzugeben, damit ich erst ganz zum Schluss die fünf Tropfen pro Glas zugeben konnte um auch die gewünschte Schärfe zu erzielen. Da es eines meiner Lieblingsgetränke war und ich Scharfes mochte, hatte ich es schon oft genug und auch in höheren Dosierungen getrunken um mittlerweile fast immun dagegen zu sein. Bei unseren Gästen aber war es nicht sehr beliebt und daher auch nicht eben bekannt, was ich recht schade fand. Das gemeinsame Trinken hätte mir mehr Spaß gemacht, wenn häufiger ein Polski dabei gewesen wäre.

In Erwartung der Wirkung des Bieres stand ich von meinem Platz neben dem Großkotz auf und kurz darauf erhob er sich und stürzte in Richtung Toiletten davon.

Stumm sammelte ich die leeren Gläser ein und fragte dann, ob sie noch etwas bestellen wollten. Sie verneinten alle. Der Schreck saß ihnen wohl noch zu tief in den Knochen.

Uups. Tja, Dai. Das kommt dabei raus, wenn ich freundlich bin.

Auf meinem Rückweg zur Bar sah ich mich nach Naruto und Hinata um, doch sie waren noch immer so sehr in ein Gespräch vertieft, dass ich sie nicht stören wollte.

Der nächste Gang führte mich wieder in B5.

Es erschien mir in einiger Hinsicht durchaus praktisch, zwei Bedienungsflächen zu haben. Auch wenn es hektisch und stressig war, hatte ich doch zumindest die Möglichkeit, eine Zeit lang zu verschwinden.

Kaum hatte ich die Disko betreten, als ich mich auch schon wieder Neji gegenüber sah. Erneut ließ ich zu, dass er mich zu sich zog, löste mich jedoch so schnell wie möglich wieder von ihm und nahm mir vor, ihn beim nächsten Mal zurückzuweisen.

Ich hatte die Disko gerade mit einem zweiten Tablett betreten und die ersten Gläser verteilt, als ich ihn am Rand der Tanzfläche wieder entdeckte, unverhohlen einen jungen Mann, mit dem ich ihn an diesem Abend schon einige Male hatte reden sehen, und eine aufgedonnerte Blondine, die ich bei näherer Betrachtung als Ino identifizierte, beobachtend. Die beiden bemerkten nichts davon.

Während Ino ihre Hüften ausladend und äußerst aufreizend kreisen lies, verschlangen sie sich förmlich und zogen damit auch die Aufmerksamkeit einiger Umstehender auf sich. Mehr unbewusst fiel mir auf, wie gut das Lied, zu dem sie tanzten, doch passte.

Damn you’s a sexy bitch, a sexy bitch....

In dem Moment drehte Hinatas Cousin sich um und erblickte mich. Sofort breitete sich ein Grinsen über seine Züge und er kam auf mich zu.

Deshalb also das plötzliche Friedensangebot.

Die Selbstverständlichkeit, mit der Neji seinen Arm um mich legte, erschien mir plötzlich unerträglich. Ich wich zwei Schritte zurück und es kostete mich einige Überwindung, ihm nicht gleich eine zu knallen. Mit leicht fragendem Ausdruck, aber noch immer lächelnd, blieb er stehen.

Ich konnte nicht mehr an mich halten.

„SPINNST DU EIGENTLICH TOTAL??! SUCH DIR GEFÄLLIGST EIN ANDERES WEIB UM DEIN EGO AUFZUPUSCHEN!! ICH WERDE MICH NICHT ALS DEINE NOTLÖSUNG HERGEBEN, ALSO LASS MICH IN RUHE, KLAR?!“

Ohne auf eine Reaktion zu warten, drehte ich mich um und verschwand. Er hatte vermutlich noch nicht einmal die Hälfte verstanden, aber mein Gesicht und die Gesten in Inos Richtung sollten ihm deutlich genug gezeigt haben, was los war.

Verflucht, ich bin nicht wie dieses Weib!

Verbissen bemühte ich mich, das Zittern zu unterdrücken, das meinen Körper zu erfassen drohte.

Ich biss die Zähne so heftig zusammen, dass meine Kaumuskeln schmerzhaft protestierten.

Ungehalten drängte ich mich jetzt durch die Menge, konnte die vielen Körper in meiner Nähe kaum noch ertragen. Ich musste hier raus!

Die Minuten verstrichen quälend langsam. Fast kam es mir vor, als versperrten die Gäste mir absichtlich den Weg. Ich vermied bewusst den Blick auf die Tanzfläche, was aber nicht verhindern konnte, dass ich mich plötzlich der Wurzel des ganzen Übels gegenüber sah.

Zwei perfekt gezupfte, blonde Augenbrauen schossen in die Höhe, als sie mich erkannte. Ihr Blick wanderte einmal abschätzig an mir herunter, dann verzogen sich ihre knallroten Lippen zu einem Lächeln und sie schob sich lasziv näher an ihren Typen. Dieser winkte mich näher zu sich, nachdem Ino ihm etwas gesagt hatte. Widerwillig folgte ich der Aufforderung. Meine Bewegungen erschienen mir zunehmend linkisch und unbeholfen und mir war klar, dass es an meinen

verkrampften Muskeln lag.

Als ich direkt vor den beiden stand, bestellte er einen Korn-Cola und einen Batida Kirsch. Kaum dass er ausgesprochen hatte, wanderte Inos Hand keine fünf Zentimeter vor meinem Gesicht zu seinem Hals und zog ihn zu sich in einen Zungenkuss. Wäre ich nicht so angespannt gewesen, hätte ich darüber gelacht.

Was will sie mir damit beweisen?

Ich wandte mich ab und versorgte die restlichen Kunden. Dann konnte ich endlich aus der Disko raus.

An der Bar gab ich mein Tablett ab, aber anstatt das nächste zu nehmen, gab ich Yasu ein Zeichen und flüchtete anschließend an die frische Luft.

Obwohl ich mir mehr Zeit nahm als Dai vermutlich erlaubt hätte, war mir die Pause bei weitem nicht lang genug. Ergeben seufzend holte ich mir 15 Minuten später ein neues Tablett ab.

Erleichtert stellte ich bei meiner Runde fest, dass es – wenn auch kaum merklich – etwas leerer geworden war. Der Schwarzhaarige und seine Gruppe waren verschwunden und eine kleinere Runde hatte ihren Platz eingenommen.

In der Disko merkte man noch nicht viel von der vorgerückten Uhrzeit. Nach wie vor war die Tanzfläche gerammelt voll. Ich ließ im Vorbeigehen meinen Blick mehr unbewusst darüber schweifen als er an einem Pärchen hängen blieb, das nicht so ganz dorthin zu gehören schien.

Bei näherem Hinsehen erkannte ich Naruto und Hinata, die nah am Rand eng umschlungen, langsam und völlig unrhythmisch tanzten.

Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich wollte gerade weitergehen, als ich eher zufällig Neji wahrnahm, der sich mit versteinerter Miene durch die Menge schob und die Augen starr auf eben dieses Paar gerichtet hatte. Mein Herz setzte einen Schlag lang aus.

Scheißdreck!

Ohne mir dessen wirklich bewusst zu sein, stellte ich das Tablett auf dem nächstbesten Tisch ab und schob mich so schnell es ging durch die Menge direkt auf Neji zu, um ihm den Weg zu versperren.

Ich kam schrecklich langsam voran.

Mit knapper Not erreichte ich ihn kurz vor dem Flor und griff schnell nach seinem Arm, ehe er wieder außer Reichweite gelangte. Er drehte sich ruckartig zu mir um und fixierte mich. Sein Blick verhieß nichts Gutes. Er hatte genügend Alkohol getrunken, um seine Aggressionen nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Trotzdem begegnete ich ihm mit ebenso finsterer Miene und anstatt ihn

loszulassen, überbrückte ich die kurze Distanz, die uns noch trennte, und baute mich vor ihm auf, gleichzeitig darum bemüht, ihn mit meinem Körper weiter zurückzudrängen. Mehrmals versuchte er, mich wegzuschieben, aber ich blieb hartnäckig und bot meine ganze Kraft auf, um ihn Stück für Stück aus der Disko zu dirigieren.

Als wir schließlich vor dem Eingang standen, schlug er unwillig meine Hände von seiner Brust weg und stieß mich beiseite, drauf und dran, wieder hineinzugehen. Ich bekam sein Hemd zu fassen und hielt ihn zurück. Er blickte mich wütend an.

„Lass mich sofort los! Dieser Mistkerl hat Prügel verdient!“

„Neji! Reiß dich mal zusammen, er hat dir überhaupt nichts getan!“

Der Hyuuga schnaubte zornig. „Niemand vergreift sich an meiner Cousine! Wenn ich dieses Schwein in die Finger kriege...“

Erneut stemmte er sich gegen meine Arme und ich hatte alle Mühe, ihn zurückzuhalten. Ich konnte ihn unmöglich allein lassen, wenn er so geladen war. Schnell sah ich mich um und – ich hätte nie gedacht, dass das einmal geschehen würde – erblickte schließlich zu meiner großen Erleichterung Itoe, die gerade in meine Richtung sah. Ich rief sie und nach kurzem Zögern kam die Rothaarige

näher. Sie musterte mich kurz fragend, dann wanderten ihre Augen zu dem durchtrainierten Problem von 1,92 m und sie trat unbewusst einen Schritt zurück.

„Kannst du B5 mal kurz mit übernehmen? Bitte?“, presste ich hervor, während ich Nejis Handgelenke zu bändigen versuchte.

Ihr Blick huschte noch einmal zu mir, bevor sie nur stumm nickte und sich anschließend fast fluchtartig entfernte.

In diesem kurzen Moment meiner Unaufmerksamkeit schaffte Neji es, sich loszureißen. Im letzten Moment bekam ich seinen Unterarm in die Finger und warf mich mit meinem ganzen Gewicht nach hinten. In einer einzigen Drehbewegung wandte der Braunhaarige sich um, drückte mich mit dem Arm, den ich noch immer hielt, gegen die Wand und packte mit seiner anderen Hand grob mein Kinn.

„Ich habe gesagt, du sollst mich loslassen. Überschätze dich nicht.“

Obwohl mir bewusst war, dass ich ihm körperlich nichts entgegenzusetzen hatte, wenn er es darauf anlegte, funkelte ich ihn herausfordernd an.

„Lass die beiden in Ruhe! Naruto würde Hinata niemals wehtun. Er liebt sie!“

Neji runzelte zweifelnd die Stirn, doch sein Griff wurde lockerer und er ließ mein Gesicht los.

„Woher willst du das wissen?“

„Er hat es mir gesagt. Wir haben uns deswegen gestritten.“

Nun blickte er mich überrascht an. Langsam ließ er seinen Arm sinken, den ich noch nicht wieder loszulassen wagte.

„Wie gut kennst du ihn?“

„Gut genug, um zu wissen, dass er es ernst meint. Glaub mir, er ist das beste, was Hinata passieren könnte. Ich kenne keinen Mann, der so einfühlsam und sanft ist wie er.“

Ich wusste, dass ich gewonnen hatte, als Neji eine Weile schwieg und nachdenklich die Stirn runzelte.

„Du hast mit ihm geschlafen, was?“

Überrascht sah ich ihn an. Mein Gesichtsausdruck entlockte ihm ein lautes Auflachen.

„Du enttäuschst mich, Maiko. Ich hätte nicht gedacht, dass du auf Blümchensex stehst.“ Ungläubig schüttelte er den Kopf, noch immer leise lachend.

„Ob du es glaubst oder nicht, aber es war echt gut.“

Daraufhin sah mich Neji einen Moment durchdringend an.

„So, war es das? Deshalb auch der Streit, hm?“ Er sah kurz zurück zur Disko.

„Gut, pass' auf. Ich finde es nach wie vor nicht gut, dass so ein herum hurender Kerl etwas mit

Hinata anfängt. Deshalb kann ich dir auch nicht versprechen, dass ich ihn nicht doch krankenhausreif prügle, wenn er mir nochmal über den Weg läuft, aber heute Abend werde ich ihn noch davon kommen lassen...“

Ich runzelte die Stirn. „Unter welcher Bedingung?“

Der Hyuuga lächelte anerkennend, packte mich mit seiner freien Hand im Nacken und zog mich so nah an sich heran, dass ich seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte.

„Du schläfst heute Nacht mit mir.“

Ich hatte es befürchtet. Meine Entscheidung stand bereits fest. Dennoch schloss ich für einen Moment die Augen, um mich zu sammeln. Ich war mir nicht sicher, was mich mehr aufregte – der Umstand, dass ich nun doch gezwungen war, mit ihm zu schlafen, oder aber die Art, auf die er es durchgesetzt hatte.

Verdammtes Arschloch.

Die Zähne fest aufeinander gebissen, öffnete ich die Augen und nickte knapp. Sein Grinsen wurde breiter.

„Braves Mädchen.“ Er tippte mir kurz auf die Nasenspitze – eine Geste, die ich überhaupt nicht leiden konnte – und ging dann zur Bar, wo er sich auf einem gerade leer gewordenen Hocker niederließ.

Ich starrte ihm noch einen Augenblick hinterher, wandte mich dann abrupt ab und ging zurück in B5, auf der Suche nach Itoe.

Naruto und Hinata gingen, als ich gerade gemeinsam mit einem der Gäste zwei Tequila hinunterstürzte. Ich nahm es nur nebenbei wahr. Zu sehr kreisten meine Gedanken um das Ende dieses Abends, was dazu führte, dass ich jetzt für jeden Drink dankbar war, zu dem ich eingeladen wurde. Allmählich spürte ich die einsetzende Wirkung des Alkohols.

Das Vollmond leerte sich nun zusehends. Dennoch war absehbar, dass es eine lange Nacht werden würde, denn die Gäste, die noch da waren, würden vermutlich auch bis zum Schluss bleiben.

Ich hatte mir in der Zwischenzeit immer wieder einige besonders starke Mischen machen lassen, bis es Katsumi schließlich zu viel wurde und er mir jeden weiteren Tropfen Alkohol verweigerte.

„Du arbeitest noch, Maiko. Wenn du so weitermachst, kannst du bald nicht mehr geradeaus laufen.“

„Stell dich nicht so an, Katsumi! Gib mir einfach die Flasche, ja?“

Unwillig griff ich nach dem Wodka, den er hoch über seinen Kopf hob, außerhalb meiner Reichweite.

„Vergiss es, Kleine! Du bist schon viel zu gut dabei. Von mir gibt’s nichts mehr. Bring lieber deine Bestellungen raus.“

Damit schob er mich rückwärts aus der Bar und drückte mir das bestückte Tablett in die Hand. Ich warf ihm noch einen bösen Blick zu, ehe ich mich umdrehte und in B5 zurückkehrte. Der DJ war gerade dabei, seine Sachen zu packen. Niemand tanzte mehr. Und niemand hatte noch das Bedürfnis – oder Geld, mich auf einen Kurzen einzuladen.

Gegen vier steuerte ich, das leere Tablett frustriert in den Händen drehend, einmal mehr auf Yasu zu, in der Hoffnung, er ließe sich doch noch überreden. Bevor ich ihn aber erreicht hatte, kam Dai zu mir, musterte mich kurz und schickte mich nach einem Kopfschütteln in den Feierabend. Sofort trat ich an die Bar.

„Yasu, ich brauche drei Waldmeister und zwei gute Korn-Cola – und komm mir nicht mit irgendwelchen Predigten. Schreib's mit auf die Liste.“

Der Angesprochene verzog unwillig das Gesicht, bereitete mir den Alkohol aber kommentarlos zu und stellte die fünf Gläser vor mich hin. Innerhalb weniger Augenblicke hatte ich die Waldmeister ausgetrunken und eine der Mischen geext. Die zweite nahm ich mit in die Disko, wo Neji an einem Tisch nahe dem Eingang saß und sein eigenes Glas gedankenversunken betrachtete. Ich blieb neben

dem Tisch stehen und sah auf ihn hinunter, anfangs noch unsicher, ob der Umstand, dass er leicht vor und zurück wankte, von seinem oder meinem Alkoholpegel herrührte. Als er aber plötzlich vor mir stand und mein Kinn anhob, ohne dass ich bemerkt hätte, dass er aufgestanden war, hatte sich die Frage erledigt.

Ich wollte ihm gerade erklären, dass ich jetzt Feierabend hätte, als seine Lippen schon meinen Mund verschlossen und er mich langsam rückwärts schob. Ich war beinahe überfordert damit, seine leidenschaftlichen Küsse zu erwidern, mein Glas gerade zu halten und gleichzeitig nicht nach hinten zu fallen. Sicherheitshalber hatte ich meinen freien Arm fest um seinen Hals geschlungen.

Seine Hände wanderten zu meiner Taille und verweilten dort, doch erst als er von mir abließ und ich sah, dass er mich auf die Tanzfläche gebracht hatte, realisierte ich, dass noch immer Musik lief.

Mein Körper hatte derweil schon einen Rhythmus eingeschlagen, mit dem meine Gedanken nicht mehr mithalten konnten und kurzerhand ließ ich sie einfach fahren und überließ mich ganz den Beats von Takata – ein Lied, das, durch den Nebel des Alkohols betrachtet, gar nicht mehr so nervig erschien.

Ich verlor jegliches Zeitgefühl. Irgendwann zwischen einer verdammt heißen Tanzsequenz zu „Freaky like me“ und einer darauffolgenden heftigen und sehr anheizenden Beißerei stellten wir unsere leeren Gläser an die Seite.

Schließlich fand ich mich rücklings auf einer der gepolsterten Sitzbänke liegend wieder, zu der Neji mich getragen hatte. Über mich gebeugt verwickelte er mich in einen Zungenkuss während seine Hände das Top unter meinem aufgebäumten Oberkörper hochgeschoben hatten und immer wieder meinen freigelegten Bauch und Rücken entlang fuhren. Vermutlich hätte es mich auch nicht mehr gestört, wenn er es noch höher gezogen und meinen BH geöffnet hätte. Doch auch so nahm ich durch den Alkoholschleier hindurch immer wieder aufleuchtende Handys und grelle Blitze wahr.

Erst als ich das Gewicht von Neji nicht mehr spürte, sah ich mich irritiert um. Einige der Gäste standen um uns herum. Ich blickte fast ausnahmslos in breit grinsende Gesichter. Nur ein Mann sah mich unfreundlich und ernst an. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich Dai, der sich an Neji wandte.

„Wir schließen. Geh nach Hause. Und du“, er wandte sich mit ärgerlichem Ausdruck mir zu, „sieh zu, dass du hier endlich raus kommst!“

Bevor die Worte zu mir durchgedrungen waren, wandte er sich ab und Neji zog mich von der Bank hoch. Ungeschickt zupfte ich mein Oberteil wieder an seinen Platz während er mich nach draußen brachte.

Ich machte noch einen kurzen Abstecher, um meine Tasche zu holen. Dabei kam mir Itoe entgegen und bedachte mich mit einem abschätzigen Blick. Ich zuckte nur mit den Schultern und ging an ihr vorbei. Das war mir nun wirklich egal.

Am Eingang wartete Neji auf mich. Im Vorbeigehen packte ich seinen Arm und verließ mit ihm und den letzten Gästen das Vollmond.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Thuja
2012-11-28T16:48:21+00:00 28.11.2012 17:48
Du hast gezaubert
Zwar kein Kaninchen aus dem Hut, aber ein geniales Kapitel, das mir viele wunderwolle Minuten beschert hat.
Danke.
Du schreibst lebendig und abwechslungsreich. Klar bringst du Gefühle und Gedanken rüber

Ich kann den Boss ja verstehen ^^“
Arbeitsmoral ist wichtig und es kann nicht jeder machen, was er will. Aber trotzdem war ich von seinem Anschiss irgendwie genervt.

Hier sind so viele tolle Szenen drin. Das war klasse ^___^
Wie sie mit Hinata und Naruto umgegangen ist und den beiden ein wenig auf die Sprünge geholfen hat, war super
Hahaha Und Hinata war ja so süß und unbeholfen. Einfach knuffig.
Die Sache mit dem Getränk wo Tabasko drin war, fand ich auch genial. Das hat er davon. Ganz ehrlich: Geschieht ihm recht :-P

Von:  fahnm
2012-11-25T01:17:17+00:00 25.11.2012 02:17
Super Kapi^^
Mach weiter so^^


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