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SchwarzWeiß

von

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Gespräche

Gespräche
 

Als Shyla am nächsten Morgen erwachte sah sie sich verwirrt um. Im ersten Moment wusste sie nicht wirklich wo sie war. Sie wollte schon aufstehen, als sie wieder den Schmerz in ihrem Knöchel wahrnahm. Er war zwar wesentlich schwächer als noch am Tag zuvor, doch Laufen würde sie damit wohl immer noch nicht können. Sie sah sich auf der kleinen Lichtung um. Sie war offenbar allein. „Wo Raven wohl hin ist?“, fragte sich das Mädchen leise. Doch da trat der Gesuchte schon zwischen den Bäumen hervor. In seiner Hand trug er ein paar Pflanzen. Als er ihren neugierigen Blick bemerkte, dreht er sich zu ihr um. „Ich habe nach ein paar Heilkräutern gesucht. Deine Wunden müssen neu verbunden werden.“ Nachdem er eine Schale aus seiner Tasche genommen hatte, setzte er sich an den kleinen Bach. Der Schwarzhaarige tat ein paar von den Kräutern in die Schale und träufelte etwas Wasser drauf. Dann nahm er einen Stößel zur Hand und begann einen Sud zuzubereiten. Shyla sah ihm die ganze Zeit über stumm zu.
 

„Du sprichst wohl nicht sehr gerne?“, fragte Raven sie mit einem Mal neugierig. „Ich wüsste nicht was ich mit dir zu bereden hätte“, erwiderte das Mädchen beleidigt. Was dachte sich dieser Junge überhaupt. Sie musste doch nicht gleich jedem ihre Lebensgeschichte auf die Nase binden. „Nun du könntest mir zum Beispiel verraten was du hier machst?“, Raven sah sie neugierig an. Überrascht schaute sie den Jungen an. „Was geht dich das an. Ich könnte dich dasselbe genauso gut fragen“, antwortete sie barsch. Dieser Junge war ihr immer noch nicht so ganz geheuer. Man half doch nicht einfach irgendwelchen Leute ohne einen Zweck zu verfolgen. Raven sah sie an. Er konnte deutlich das Misstrauen in ihren Augen sehen, aber er sah auch noch etwas anderes und das jagte ihm einen leichten Schauer über den Rücken. Hinter der kühlen Fassade verbarg dieses Mädchen anscheinend einiges. Schließlich wandte er sich wieder seinen Kräutern zu, begann aber kurz darauf auf die Frage des Mädchens zu antworten: „Ich bin auf der Jagd nach einem Dämon. Er hat mein Dorf überfallen und meine Familie getötet. Dafür werde ich ihn töten.“ Shyla konnte deutlich den Zorn aus seinen Worten heraushören. Auch wurden seine Bewegungen aggressiver. Er hieb nun richtig auf seine Kräuter ein.
 

„Dann sind wir aus demselben Grund in diesem Wald. Auch ich suche einen Dämon. Shimaru um genau zu sein. Er tötet meine Familie und das nur weil…“, abrupt brach sie ab. Wie kam sie dazu einem völlig Fremden fast ihr schreckliches Geheimnis anzuvertrauen. Nur durch ihre Schuld war Shimaru in ihr Dorf gekommen. Nur weil sie so unvorsichtig und stur gewesen war mussten so viele Menschen sterben. Sie spürte wie die Tränen in ihr aufstiegen und wandte hastig ihr Gesicht ab. Sie wollte nicht vor einem Fremden weinen. Sie wollte vor niemanden irgendwelche Schwächen zeigen. Raven hatte scharf die Luft eingesogen, als Shyla Shimarus Namen genannt hatte. „Dann haben wir den gleichen Feind“, sagte er nun an Shyla gerichtet und stand auf. Mit der Schale in seiner Hand kam er auf sie zu und ließ sich vor ihr nieder. Erstaunt hatte das Mädchen aufgeblickt, als sie Ravens Worte vernommen hatte. „Den selben Feind“, wiederholte sie leise. „Ja“, sagte Raven nun immer noch darum bemüht seine Wut zu unterdrücken, „vielleicht sollten wir uns diesen Bastard gemeinsam vornehmen.“ In seine Augen trat ein wilder Ausdruck und Shyla konnte seinen Zorn und seine Trauer fast körperlich wahrnehmen. „Ja, vielleicht sollten wir das“, erwiderte sie nun und man konnte auch in ihrer Stimme deutliche Wut hören.
 

„Aber jetzt nicht. Du bist momentan nicht dazu in der Verfassung gegen irgendjemanden zu kämpfen“, sprach Raven nun wieder sanft und nahm ihren verletzten Arm in die Hand. Behutsam wickelte er den Verband ab und begann die Reste der Salbe vom Vortag abzuwaschen. Dann trug er neue Salbe auf und verband ihren Arm wieder. Dasselbe tat er mit ihrem Knöchel. Die ganze Zeit über betrachtete Shyla den Jungen. Ihn umgab in der Tat eine dunkle Aura, als sie seine Wut gespürt hatte konnte sie sie sogar einen Moment lang sehen. Trotzdem sie hatte merkwürdigerweise keine Angst vor ihm. Ob es nun daran lag, dass er sie Gestern gerettet hatte oder ob es einen anderen Grund dafür gab wusste sie nicht. Doch sie fühlte ganz deutlich, dass sie ihm vertrauen konnte. Dass hatte sie schon gestern bemerkt, als er sich zum ersten Mal um ihre Wunden gekümmert hatte.
 

Seitdem ihre Eltern gestorben waren, war ihr niemand mehr so nahe gekommen. Die Bewohner ihres Dorfes hatten Angst vor ihr, dass hatte sie immer gespürt. Sie hatte sowieso die seltsame Gabe die Auren der Menschen um sich herum wahrzunehmen und auch ihre Gefühle zu erahnen. Aus diesem Grund hatte sie sich auch immer von den meisten Menschen ferngehalten. Doch dieser Junge, der gerade dabei war den neuen Verband um ihren Knöchel zulegen, war anders. Er hatte scheinbar keine Angst vor ihr, aber er verachtete sie auch nicht, das war deutlich zu sehen.
 

„Warum tust du das eigentlich für mich? Ich habe dich nicht darum gebeten?“ Aufgrund ihrer erbosten Stimme blickte Raven erstaunt auf. Ihre rubinroten Augen funkelten und als das Sonnenlicht auf ihre weiße Haut fiel, schien diese leicht zu leuchten. Verwirrt sah er sie an. „Wieso verachtest du mich nicht, wie alle anderen auch?“, ihre blutroten Augen funkelten gefährlich und er begann zu verstehen. Sie war eine Albino und diese galten als schlechtes Omen. Sie brachten Unglück über jene, die sich in ihrer Nähe aufhielten. Sie waren angeblich heimtückisch und versuchten andere auszunutzen. Wer sich auf einen Albino einließ würde unweigerlich einen qualvollen Tod sterben. Langsam stahl sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Ja, sie war eine Außenseiterin genau wie er. „Wieso sollte ich dich verachten. Ich habe keinen Grund dazu“, meinte er nun ruhig. „Aber…“, begann Shyla, doch wurde sie sogleich von Raven unterbrochen. „Nichts aber. Ich glaube diesen ganzen Quatsch von wegen schlechtes Omen und so weiter nicht. Du bist nicht so wie die anderen Menschen und deshalb haben sie Angst vor dir. Sei ihnen nicht böse, sie können nichts dafür. Auch mich meiden die Menschen aus meinem Dorf. Sie sagen ich würde die Dämonen mit meiner düsteren Aura anziehen und nur darum hätte Shimaru unser Dorf angegriffen. Du siehst wir haben nicht nur den Feind gemeinsam, sondern auch unsere Einsamkeit.“ Traurig senkte Shyla den Blick. Sie verstand was er meinte.

Plötzlich spürte sie seine Hand an ihrer Wange. Erschrocken blickte sie auf und sah direkt in seine dunklen Augen, die nun eine unglaubliche Traurigkeit ausstrahlten. Mit seinem Daumen wischte er eine einzelne Träne von ihrer Wange und wandte sich dann wieder ab. „Ich wollte dich nicht traurig machen. Du sollst nur wissen, dass du nicht alleine bist.“ Shyla wollte gerade etwas erwidern, als auf einmal ein Drache zwischen den Bäumen hervortrat. Raven zog sofort sein Schwert, bereit dem Ungestüm entgegenzutreten. Doch Shyla hielt ihn zurück. Sie hatte den Drachen wiedererkannt.
 

„Du schon wieder?“, überrascht sah sie den Drachen an und sagte dann an Raven gewandt, „Raven lass ihn in Ruhe. Er wird uns nichts tun.“ Widerstrebend ließ der Schwarzhaarige daraufhin sein Schwert sinken, behielt es jedoch vorerst in der Hand. Schweigend betrachtete er wie der Drache sich nun gemütlich niedersinken ließ. Es schien dem Jungen fast so als würde er dabei lächeln. Dann richtete der Drache das Wort an Shyla und Raven riss vor lauter Überraschung den Mund weit auf. „Du lebst also noch. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.“ Der Drache besah sich das Mädchen nun noch einmal genauer. „Aber anscheinend waren diese Sorgen auch nicht ganz unbegründet. Du bist verletzt“, stellte er kurz daraufhin fest. „Nur ein paar Kratzer“, erwiderte das Mädchen. „Aber ohne Raven hätte ich wohl als Spinnenfutter geendet.“ Der Drache blickte nun den Jungen an und richtete daraufhin das Wort an ihn: „Dann muss ich mich wohl bei dir bedanken, dass du meine kleine Freundin gerettet hast. Doch was machst du hier überhaupt. Dies ist kein Ort an dem man für gewöhnlich auf Menschen trifft und nun sehe ich hier gleich zwei.“
 

„Wir verfolgen beide dasselbe Ziel“, antwortete daraufhin Shyla an Ravens Stelle. Der Drache schüttelte scheinbar traurig den Kopf. Raven steckte nun endlich sein Schwert wieder ein und ließ sich neben Shyla nieder. Leise fragte er sie: „Woher kennst du diesen Drachen denn überhaupt?“ „Ich bin ihm gestern begegnet, kurz bevor diese Riesenspinne mich verschlingen wollte. Er ist nicht gerade begeistert davon, dass ich Shimaru jage und bei dir wird ihm das gewiss auch nicht besser gefallen. Er meinte ich würde mein Leben verschwenden.“ Der Drache hatte den beiden Menschen aufmerksam zugehört und nickte nun bedächtig mit seinem großen Kopf.
 

„Das ist ja auch wahr. Ihr seid noch viel zu jung um einen so sinnlosen Tot zu sterben. Ihr müsst noch viel stärker werden, um einen solchen Gegner zu bezwingen. Im Moment würdet ihr keine zwei Sekunden gegen ihn bestehen. Außerdem werden ihr ihn hier nicht mehr finden. Shimaru verließ vor drei Tagen diesen Wald. Es heißt er wurde zu seinem Meister gerufen.“ Entsetzt blickten die beiden den Drachen an und sprachen wie aus einem Mund: „Wie jetzt? Er ist nicht mehr hier?“ Der Drache prustete laut los vor Lachen. Wie entrüstet diese Menschen doch klangen. „Dachtet ihr etwa er würde auf euch warten. Ihr solltet lieber froh sein. So bleibt euch Zeit zum trainieren. Denn Training habt ihr bitter nötig.“ Jetzt waren die beiden Menschen sichtlich verwirrt. „Training? Und wer sollte uns trainieren? Du etwa?“, brachte Raven schließlich aufgebracht hervor. Was glaubte der Drache denn, was er sein ganzes bisheriges Leben getan hatte. Der Drache spürte die Wut des Jungen und auch blieb ihm seine dunkle Aura nicht verborgen. „Nein, ich bin bei weitem nicht in der Lage zwei Hitzköpfe, wie euch zu trainieren. Wenn unsere kleine Lady wieder ganz fit ist, solltet ihr euch auf die Suche nach einem alten Freund von mir machen. Er wird euch trainieren. Doch seid gewarnt. Er wird euch nicht so ohne weiteres empfangen. Ihr müsst seiner würdig sein.“ „Und wo finden wir diesen Freund?“, fragte daraufhin Shyla ungeduldig nach. „Geht in Richtung des nördlichen Gebirges, ihr werdet ihm auf dem Weg dorthin begegnen. Wenn ihr ihm würdig seid, wird er sich euch zu erkennen geben“, antwortet der Drache mit einem geheimnisvollen Lächeln. Dann stand er auf und verließ die beiden Menschen.



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