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Fiancailles

von

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Prolog

Jahrelang habe ich nach dir gesucht

Mein Körper war müde und die Haut blasser als ein Leichentuch

Nun stehst du vor mir in voller Schönheit und menschlichter Gestalt

Aber uns trennt etwas, das stärker ist als jede Urgewalt
 

Denn; kannst du mich lieben, obwohl ich anders bin?

Obgleich die normale Welt nicht meine Heimat ist?

Glaube mir; das Leben ist mehr als wir sehen

Kostbarer, als die Schatten, welche an uns vorüberziehen

Bist du, Liebste, aufrichtig und tapfer genug, es zu verstehen?

Ballnacht

Es war eine laue, aber doch angenehm warme Sommernacht. Gräuliche Schleierwolken verdeckten das Antlitz des Himmels und die Bäume wiegten sich leicht im Wind. In ihren Kronen tanzten vereinzelte weiße Blüten.

Aus dem großen und an Pracht kaum zu übertreffenden Palast klang fröhliche Geigenmusik, welche den Auftakt des Balls ankündigte. Der Schlossherr, ein junger Mann namens Kamijo, betrachtete gelangweilt die Menschen um sich herum. Diese bewegten sich mehr oder weniger zielstrebig auf die Tanzfläche und fanden dort entsprechende Partner. Nicht wenige junge Frauen buhlten um seine Aufmerksamkeit, doch es war keine dabei, welche seinen Vorstellungen auch nur im Ansatz entsprach. Sie wirkten wie herausgeputzte Gefäße ohne Herz oder Verstand. Doch um niemanden zu enttäuschen lächelte Kamijo und rang sich dazu durch, mit der einen oder anderen zu tanzen. Sein schlanker Körper wiegte sich elegant im Takt der Musik, als wäre er selbst ein Teil davon. Die gelockten, hüftlangen, blonden Haare wirbelten wie ein Schleier um ihn herum und in den stechenden, blauen Augen reflektierte sich das großzügig verwendete Kerzenlicht.

Obwohl er für diesen Abend relativ einfache Kleidung gewählt hatte (schwarze Hose, weißes Rüschenhemd und schwarzer Frack mit rotem Innenfutter und Schwalbenschwanz), stach der Edelmann durch seine ungewöhnliche Ausstrahlung hervor. Sie fesselte jeden, ob er wollte oder nicht. Kamijo ahnte, dass diese Tatsache unweigerlich den Neid der übrigen Besucher hervorrufen und ebenso für Gesprächsstoff sorgen würde. Aber es war ihm gleichgültig; die Wahrheit kannte, zu seinem Glück, sowieso niemand.

Nach dem gefühlten hundertsten Tanz entschuldigte der Edelmann sich und ließ sich auf einem der zahlreichen Sofas nieder. Gedankenverloren nippte er an einem Glas Rotwein, um seinen Frust zu unterdrücken; schon wieder ein Abend, an dem seine Suche nicht von Erfolg gekrönt sein würde. Und dabei war Kamijo schon viel zu lange allein; er sehnte sich nach seiner Gefährtin für die Ewigkeit. Jene Braut, mit der er sein Leben teilen würde.

Doch welche dieser Frauen wäre in der Lage, sein düsteres Geheimnis zu akzeptieren und ihn dennoch zu lieben? Wer würde verstehen, dass es viel mehr gab, als das Auge zu sehen vermochte? Wer besaß ein derart offenes Herz? Niemand von seinen Gästen. Kamijo seufzte; alles schien hoffnungslos. Plötzlich spürten seine feinen Sinne eine unbekannte menschliche Gegenwart. Wie vom Blitz getroffen schreckte er hoch; wer mochte das sein?

Trotz der sommerlichen Wärme fröstelte das junge Mädchen. Ob aus Ehrfurcht oder Angst wusste sie nicht. Die imposante Erscheinung des Palastes konnte einen nur schwer unberührt lassen. Mit bloßen Füßen schlich Fée in den Ballsaal. Im Arm hielt sie einen Strauß Blumen, welche sie im Auftrag ihres Herren dort abgeben sollte. Verlegen strich sich das junge Mädchen eine Haarsträhne aus der Stirn. Sie schämte sich ob ihres vernachlässigten Äußeren. Auch das zerfetzte Kleid hatte schon bessere Tage gesehen.

Kamijo blickte interessiert zu der Unbekannten. Sie gehörte sicherlich nicht zu den geladenen Gästen. Ihr Aussehen glich eher einer Dienerin. Aber was konnte sie hier wollen? Fée bemerkte seinen forschenden Blick im Nacken, machte einen unbeholfenen Knicks und legte die Blumen auf einen Tisch. Sie wollte auf dem Absatz kehrt machen. Doch irgendetwas hielt sie davon ab. Kamijo lächelte der Fremden kurz zu und obgleich er den Grund nicht wirklich benennen konnte, sprang er auf und hielt sie vom Gehen ab.

„Was führt dich hierher?“, fragte er höflich nach und musterte sie freundlich, um zu zeigen, dass er keineswegs etwas Böses wollte. Fées Augen weiteten sich; nicht nur, weil ihr Gegenüber atemberaubend schön war, sondern auch wegen seines freundlichen Umgangs. So etwas war sie nicht gewöhnt: „Ich…ich sollte nur die Blumen ab…abgeben.“ Ihre Worte klangen wie zusammenhangloses Stottern. Untergeben senkte das junge Mädchen seinen Blick. Trotzdem gelang es Kamijo, ihr für einen kurzen Moment ins Gesicht zu schauen. In seinen Augen war es, obwohl teilweise mit Schutz bedeckt, wunderschön und besonders ihre grauen, leicht strahlenden Augen faszinierten ihn.

„Vielen Dank dafür“, sein Lächeln blieb, „hast du es sehr eilig oder würdest du mit auf den Balkon gehen und mir ein wenig Gesellschaft leisten?“, fragte Kamijo schließlich. Ihm war danach, sich ein wenig zu unterhalten. Als Ablenkung von dem arroganten Gehabe. Das junge Mädchen wich reflexartig einen Schritt zurück; dieser wunderschöne Edelmann wollte sich mit ihr unterhalten? Sie war doch nur ein Dienstmädchen. „Wenn Ihr es wünscht“, entgegnete sie in üblicher Ergebenheit. Schließlich stand es ihr nicht zu, Widerworte zu geben. „Nur nicht so untergeben“, Kamijos Lächeln verschwand, „ich bin auch nur ein Mensch. Außerdem mag ich diese Unterwürfigkeit nicht. Ich möchte mich einfach nur ganz normal mit dir unterhalten können.“ Sanft bat er Fée, ihm auf den Balkon zu folgen. Dort stützte Kamijo seine Ellenbogen auf dem Geländer ab und blickte etwas verträumt zum Nachthimmel. Der lauwarme Wind spielte mit seinen Haaren. Schüchtern blickte Fée ihn an; seine Schönheit raubte ihr die Vernunft. Dieser Mann wirkte irgendwie, als wäre er nicht von dieser Welt.
 

„Woher kommst du?“, fragte Kamijo und ihre Blicke trafen sich. Die leichte Röte auf ihren Wangen war nicht zu übersehen. Er schmunzelte innerlich; solche Zuneigungen waren nicht ungewöhnlich, in ihrem Fall jedoch eine besondere Ehre. „Ich lebe ganz am Rande der Stadt, in der hiesigen Kneipe. Dort arbeite ich für den Wirt. Er gab mir auch den Auftrag, die Blumen hierher zu bringen.“ Der Edelmann zuckte bei der Antwort sichtlich zusammen; er kannte den Wirt sehr gut und dieser war nicht gerade für den freundlichen Umgang mit seinen Arbeitskräften bekannt, sondern das Gegenteil. Abgesehen davon war dieses Mädchen, in Kamijos Augen, viel zu schade für eine Dienerin. Sie verdiente etwas sehr viel Besseres.
 

„Wie heißt du?“, fragte er, um von dem unangenehmen Thema anzulenken. „Fée“, erwiderte sie. Die Antwort war kurz, doch sie brach das Eis. Zum ersten Mal wagte das junge Mädchen es, ihrem Gegenüber direkt in die Augen zu blicken. „Du hast doch sicher Träume und Wünsche. Ich glaube kaum, dass du dein Leben lang eine Dienerin sein möchtest. Was würdest du denn gerne machen?“ Mit dieser Frage hatte er unwissentlich einen Nerv getroffen. Fée zitterte am ganzen Leib; noch nie hatte sie jemand ernsthaft nach ihren Wünschen gefragt, nicht ohne einen sehr hohen Preis: „Ich…ich weiß es nicht!“ „Wirklich nicht?“, Kamijos Miene war anzusehen, dass er ihr nicht glaubte, „das ist schade. Ich hatte erwartet, dass die Liste lang sein würde“, seine unnatürlich scharfen Augen warfen einen Blick auf die Uhr, „ich hoffe, ich halte dich nicht zu sehr von deiner Arbeit ab. Nicht, dass du meinetwegen noch Schwierigkeiten bekommst!“

Leicht panisch schüttelte Fée den Kopf. „Nein…nein, ich habe es nicht eilig!“ Jede Minute, welche sie außerhalb der Kneipe und ihres gewalttätigen Arbeitsgebers verbringen konnte, schien dem Mädchen wie ein himmelsgleicher Segen. So konnte es nicht weitergehen und im Grunde ihres Herzens wusste sie das auch.

Plötzlich, in einem Anflug von Mut, schaute Fée Kamijo an und Tränen glitzerten in ihren Augenwinkeln. Der Edelmann war bestürzt: „Habe ich etwas Falsches gesagt?“ Seine Stimme klang verunsichert und am liebsten hätte er sie mit einer Umarmung getröstet. Doch das hätte nur die neugierigen Blicke der anderen Gäste auf sie gelenkt und diese waren sich für kein Gerücht zu schade. „Ich…ich habe doch einen Wunsch“, mit jeder Silbe wurde ihre Stimme schriller. Doch Fée zwang sich, es auszusprechen, ehe sie die Stärke wieder verließ: „La…lasst mich bei Euch bleiben. Ich…ich will nicht zurück; es ist mir egal, was Ihr mit mir vorhabt!“

Erstaunt und sichtlich geschockt musterte Kamijo sie. Er hatte mit vielem gerechnet, doch nicht mit einer solchen Bitte. Der Edelmann überlegte eine Weile und nickte dann: „Also gut, ich werde versuchen, dich vorerst als mein persönliches Zimmermädchen einstellen zu dürfen. Doch dazu werde ich erstmal klären müssen, dass man dich auch gehen lässt. Aber keine Sorge; ich glaube nicht, dass das ein Problem sein wird“, meinte Kamijo zuversichtlich; mit Geld konnte man schließlich alles kaufen, gerade in der Menschenwelt. Vor Freude und Erleichterung fiel das junge Mädchen auf die Knie: „Danke, ich danke Euch!“ Behutsam nahm der Edelmann ihre Hand und half ihr auf. „Du brauchst nicht von mir zu knien“, sein Tonfall klang in Fées Ohren wie sanfte Musik, „ich werde wohl mal ernsthaft mit deinem Arbeitgeber sprechen müssen!“

Innerlich fluchte Kamijo, dass er es nicht schon längst getan hatte. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass ihm solche Dinge zu Ohren kamen. Und die Tränen, welche wie Sturzbäche über Fées Wangen liefen, waren Beweis genug. „Der Wirt…er…er hat mich…“, stotterte das junge Mädchen und machte Anstalten, ihre Bluse zu öffnen, um die Blessuren zu zeigen. Eine Handbewegung von Kamijo hielt sie zurück, dennoch stand der Schock in seinem Blick: „Wie kann er es wagen? Nur ein weiterer Grund, dich schnellmöglich von ihm zu befreien“, sanft strich er ihr die Tränen fort, „ich mache mich sofort auf den Weg. Warte hier…ich bin bald wieder zurück!“

Kamijo wies einen Diener an, auf der Stelle sein Pferd zu satteln und ihm einen Mantel zu bringen. Er wusste, dass es mehr als unhöflich war, einfach so den Ball zu verlassen. Aber ein Blick in Fées traurige Augen genügte, um alle Zweifel zu zerstreuen. Schnell zog der Edelmann den gebrachten Mantel über und schwang sich auf sein Pferd, um in halsbrecherischem Tempo in die Nacht hinaus zu reiten. Seine prächtigen Haare flogen im Wind, ebenso wie der schwere, königsblaue Samtmantel. Die Sterne spiegelten sich in den detaillierten Goldverzierungen wider und ließen Kamijos Silhouette funkeln wie einen Edelstein. Alle Hindernisse schienen ihm regelrecht auszuweichen.

Der Edelmann lächelte; manchmal hatte es seine Vorteile, anders zu sein. Mit einer einzigen Handbewegung verbannte er einen Ast aus seinem Weg und die blauen Augen leuchteten wie schimmerndes Eis. Endlich hatte Kamijo sein Ziel erreicht; liebevoll strich er seinem Schimmel über die bebenden Nüstern. Danach betrat der Edelmann den verrauchten Schankraum und rümpfte die Nase; er verabscheute den Geruch von alten Holzdielen, außerdem Alkohol und Schweiß. Zumal wie auf Kommando alle Blicke auf ihm ruhten. In den unzähligen Augenpaaren erkannte Kamijo Erstaunen, Faszination, aber auch namenlose Furcht. Irgendwie schienen sie von dem Geheimnis zu wissen, ohne es wirklich zu kennen.
 

Mit einem Räuspern gewann der Edelmann seine Beherrschung zurück und hielt nach dem Wirt Ausschau: Zögernd kam dieser hinter der Theke zum Vorschein. Er wusste, dass die Anwesenheit des geheimnisvollen Edelmannes nicht grundlos war und dementsprechend schlotterten seine Knie. Mit gespielt ruhiger Stimme, wobei seine Augen allerdings zornig funkelten, sprach Kamijo ihn auf Fée an. Natürlich versuchte der Wirt zunächst sich rauszureden und alles herunterzuspielen. Danach weigerte er sich vehement, das junge Mädchen herauszugeben, was Kamijo jedoch nicht im Geringsten beeindruckte.

Mit einer ordentlichen Geldsumme und einer klaren Drohung von Schließung des Gasthauses, ließ der Wirt sich doch überreden. Mit strahlendem Gesicht machte der Edelmann sich auf den Rückweg. Er freute sich, dass das Mädchen nun in seinen Diensten stand. Ihre unschuldige Aura, gepaart mit Güte und überdurchschnittlichem Verständnis gefiel ihm. Vielleicht…vielleicht…Energisch schüttelte Kamijo den Kopf. Er weigerte sich, diesen Hoffnungsschimmer aufkeimen zu lassen; seine Suche war erfolglos und würde es immer bleiben.

Tanz um Mitternacht

Fee folgte ihrem neuen Herren in einigen Metern Abstand, so wie es sich für ein Dienstmädchen geziemte. Als sie sah, von wie vielen ansehnlichen Damen er umschwärmt wurde, zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Gegen so viel Schönheit und Reichtum würde sie, Fee, doch niemals ankommen. Unbemerkt fing das junge Mädchen an, am ganzen Leib zu zittern. Auch wenn sie den Grund dafür nicht erklären konnte.

Kamijo hingegen war das verzweifelte und geradezu lächerliche Ringen um seine Aufmerksamkeit sehr unangenehm. Entschuldigend lächelte er seine neue Dienerin an, was diese nur noch mehr aus der Fassung brachte. Nach zwei weiteren, sich endlos in die Länge ziehenden, Tänzen wurde es dem Edelmann endgültig zuviel und er winkte einen Diener zu sich. Diesen bat er flüsternd, Fee neue Kleider zu bringen und sie für den Ball entsprechend zurecht zu machen. Der schon etwas ältere Mann lächelte verschmitzt und leistete den Befehl augenblicklich Folge. Kamijo war bei seiner Dienerschaft außerordentlich beliebt, weil er sie eben nicht wie untergestellte Dienstboten, sondern wie normale Menschen behandelte. Aus den Augenwinkeln beobachtete er noch, wie Fee dem Diener verwirrt nach oben folgte. Unauffällig, aber innerlich sehr gespannt erwartete er ihre Rückkehr.

Dem jungen Mädchen stand die Unsicherheit ins Gesicht geschrieben, als sie dem älteren Heeren in ein Zimmer folgte. Jenes war voller Schränke mit Kleidern, einen Frisiertisch und einem riesigen Ganzkörperspiegel. Fee blickte sich um; was sollte sie hier? War das Ganze ein Spiel? Nein, das sie traute sie ihrem neuen Herrn nicht zu. Oder war seine erhabene Schönheit nur glänzende Fassade? Am liebsten hätte sie gefragt oder sich gesträubt. An der Miene des Dieners spürte das junge Mädchen, dass dieses Handeln nicht Kamijos Gewohnheiten entsprach. Doch ihr blieb keine Zeit, diesen Überlegungen nachzugehen, denn gleich darauf betraten drei Zofen den Raum und begutachteten das junge Mädchen. Ihre Gesichter waren freundlich und trotzdem distanziert.

Fee öffnete den Mund, um eine Erklärung zu verlangen, etwas, was eigentlich nicht ihre Art war. Doch ein stummes Kopfschütteln hielt sie davon ab. Als der fließende, schwarze Stoff eines Kleides ihren schmalen Leib umschmeichelte, fühlte sie sich zunächst wie in einem Traum. Nur, das dieser wohl nicht wie eine Seifenblase zerplatzen würde. Danach waren die Haare an der Reihe. Fee musste ein paar Mal einen Aufschrei unterdrücken, wie hielten adelige Frauen diese Prozedur tagtäglich aus?

Als alles fertig war, schritt das junge Mädchen unsicher, um Anmut ringend und mit klopfendem Herzen, die Treppen hinunter. Sie war innerlich dankbar, dass ihr Kleid zweifelsohne schön, jedoch nicht allzu ausladend war. Fee trug zwar einen kleinen Reifrock, doch dieser wirkte, im Vergleich zu den anderen, geradezu unbedeutend. Allerdings besaß das Gewand gleichzeitig eine natürlich – elegante Ausstrahlung, welche den ganzen aufgesetzten Pomp mühelos in den Schatten stellte. Es hatte einen symmetrischen Schnitt und war am Rockteil sowie an den Ärmeln mit dezenter, weißer Spitze gesäumt. Am Ausschnitt prangte eine Borte aus schwarzen Rosen, welche leicht funkelten.

Kamijo verschlug es die Sprache, als er das junge Mädchen sah. ‚Atemberaubend schön’, war sein einziger Gedanke. Sogleich ging er auf sie zu und bat um den nächsten Tanz. Fee nickte unsicher und griff nach seiner Hand, während die neidischen Blicke wie Dolche in ihren Rücken stachen. Zögernd folgte sie Kamijo auf die Tanzfläche und begann, sich im Takt des, zum Glück, langsamen Walzers zu bewegen. ‚Hoffentlich mache ich nicht zuviel falsch’, grübelte das junge Mädchen und senkte den Blick; schließlich hatte sie noch nie richtig getanzt. Aber Kamijo spürte ihre Unsicherheit und lächelte aufmunternd. Er war ein hervorragender Tänzer und konnte den einen oder anderen Fehler problemlos ausgleichen. „Keine Angst, das klappt doch gut“, lobte er sie und bald schwebten die Zwei regelrecht über die Tanzfläche.

Fee schaute ihr Gegenüber an und verlor sich regelrecht in seinen magischen blauen Augen, welche wie kostbare Saphire funkelten. Wie konnte ein Mensch solche Augen haben? Ihr Herz drohte aus dem Brustkorb zu springen und eine verlegende Röte brannte auf ihren Wangen. Kamijo erwiderte den Blick und war von ihrer Schönheit wie verzaubert; hatte die Suche nach einer Braut soeben ein jähes Ende gefunden? War sie diejenige, welche verstehen und trotzdem bedingungslos lieben konnte? Der Edelmann hoffte es aus ganzer Seele, doch im Moment würde er sie damit nicht belasten. Es war noch zu früh und außerdem sollte Fee sich erst einleben; sie hatte schließlich auch einiges durchgemacht.

Das junge Mädchen indessen konnte ihre Augen nicht von ihm nehmen. Ihre Lippen waren spröde und der Mund wie ausgedörrt; was war das für ein Gefühl? Der Blondhaarige bemerkte gar nicht, wie die Zeit verging, und erst die skeptischen Blicke der anderen Gäste holten ihn in die Wirklichkeit zurück; der Ball neigte sich langsam dem Ende entgegen. Etwas verlegen beendeten Kamijo und Fee den Tanz und er verabschiedete jeden einzelnen der Gäste freundlich. Seine Miene war dabei allerdings kalt wie Stein und hellte erst auf, als der Edelmann sich wieder Fee zuwandte: „Vielen Dank für den wundervollen Tanz. Du solltest nun auch ins Bett gehen. Es war sicher ein anstrengender Tag für dich, nicht wahr?“ Er schenkte ihr ein Lächeln, welches sich sofort ins Herz einbrannte, und gab ihr einen Handkuss. „Ja…ja…das war er“, stotterte das junge Mädchen und errötete bis in die Haarspitzen, „aber, kann ich noch etwas für Euch tun, Herr?“ Schließlich durfte sie, trotz der guten Behandlung, ihre Pflichten als Dienstmagd nicht vernachlässigen. „Nur, dass du morgen ausgeruht bist“, erwiderte Kamijo lachend, während sie gemeinsam die Treppe hochgingen. Er wünschte ihr noch eine gute Nacht und begab sich anschließend in sein eigenes Gemach.

Aber das junge Mädchen fand keinen Schlaf; unablässig kreisten ihre Gedanken und den jungen Edelmann. Er war so anders als alles, was sie bisher kannte und doch löste jede Kleinigkeit ein fast unerträgliches Herzrasen aus. Seine geheimnisvolle Aura kam über sie wie ein Sturm, er ihre Seele in Fesseln schlug; was war bloß los mit ihr? Fee seufzte und stieg aus dem Bett, etwas frische Luft würde ihr gut tun.

Sie ahnte nicht, dass Kamijo ähnlich fühlte. Auch er warf sich unruhig hin und her. Seine Gedanken kreisten nur um diese Frage; war Fee die Auserwählte? Seine Braut für die Ewigkeit? Hoffnung und Zweifel fochten einen unerbittlichen Kampf in seinem Innern. Die Konsequenzen einer Fehlentscheidung waren groß, jede Flucht gefährlich und qualvoll, da gerade solche Menschen den Mund nicht halten konnten. Eine Träne rann über seine Wange und Kamijo seufzte; es hatte keinen Sinn. Er stand auf und ging auf den nächstgelegenen Balkon. Der sanfte, kühle Nachtwind spendete seine tröstende Umarmung. Kamijo schaute in den Himmel und lauschte versonnen dem Lied der Sterne. Niemals würden die Menschen es vernehmen können. Wie immer sangen sie von der Liebe. Der Endelmann bemerkte nicht, dass Fee ebenfalls den Balkon betrat und seine geisterhafte Silhouette verstohlen musterte, auch wenn ihr Verstand zum Rückzug drängte.

Langsam drehte Kamijo sich um: „Oh… du bist es, kannst du auch nicht schlafen?“ Mit einer Handbewegung deutete er Fee an, zu ihm zu kommen. Schüchtern und ein wenig erschrocken folgte Fee. „Er ist schöner als ein Engel“, und ohne es wirklich zu wollen, sprach sie diesen Gedanken laut aus. Der Edelmann musterte das junge Mädchen zunächst verdutzt, bevor er herzlich lachte: „Vielen Dank für das Kompliment!“ ‚Wenn du wüsstest; ich bin alles andere als ein Engel!’, ergänzte er innerlich verbittert. Ohne es zu bemerken, nahm Kamijo Fees zitternde Hand. Das junge Mädchen wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. Ihr Verstand wollte fliehen, doch ihr flammendes Herz ersehnte verzweifelt Kamijos Nähe. Am liebsten würde sie ihn umarmen, doch Anstand und ihre Stellung verboten es. Der Edelmann bemerkte ihre Anspannung, schob diese jedoch nichts ahnend auf den kühlen Wind und den aufregenden Tag. „Es kühlt langsam ab, wir sollten wieder rein gehen. Versuch noch etwas Schlaf zu bekommen. Morgen wird ein anstrengender Tag und du wirst viel zu lernen haben. Es sind nicht wenige Aufgaben zu erledigen.“ Fees Herz blutete; sie wollte in Kamijos Nähe bleiben. Ihr Kopf nickte fügsam, aber es wirkte wie von Fäden gesteuert.

Emiru

Der Edelmann lächelte ihr noch einmal zu, bevor er in seinem Gemach verschwand. Dort ließ Kamijo sich auf dem Bett nieder und sank mithilfe seiner Zauberkräfte in einen tiefen Schlaf. Schließlich würde der morgige Tag sehr arbeitsreich werden. Fee hingegen ließ sich auf ihr Bett fallen und weinte bitterlich. Sie war in ihren Herren verliebt. Diese Tatsache ließ sich nicht mehr leugnen, auch wenn es jenseits aller Vernunft war. Was sollte sie jetzt tun? Eine Chance hatten ihre Gefühle definitiv nicht. Es war zum Verzweifeln.

Kamijo war am nächsten Morgen schon früh auf den Beinen. Zum Glück war der unnatürlich herbeigeführte Schlaf doch einigermaßen erholsam gewesen, denn heute stand eine wichtige Debatte an. Eilig wies er seine Bediensteten an, das junge Mädchen mit den anfallenden Aufgaben vertraut zu machen, ehe er selbst im großen Saal verschwand.

Diese hatte dunkle Ringe unter den Augen und auch die Tränenspuren in ihrem Gesicht waren nicht zu übersehen. Dennoch riss Fee sich zusammen und ließ sich alles aufmerksam erklären; es war in der Tat sehr viel. Sie ahnte nicht, dass ihr Zustand keineswegs unbemerkt blieb, denn zwei dunkle Kulleraugen betrachteten den Neuzugang unter den Dienstboten neugierig. Sie gehörten einem jungen Mann namens Emiru, welcher von bösen Zungen gerne spöttisch als „der Hofnarr“ bezeichnet wurde. Dabei waren das weiß – lila karierte Gewand und die farblich passende Narrenkappe das Einzige, welches die Bezeichnung verdiente. Denn trotz aller Nieder, die sich nicht scheuten, Gerüchte über ein unzüchtiges Verhältnis in die Welt zu setzen, war er Kamijos engster Vertrauter und bester Freund.

Jahrelang hielt Emiru dem Edelmann nun schon die Treue und es gab nichts, was diesen Bund wurde zerstören können. Somit war der Braunhaarige auch das einzige Wesen, das von Kamijos düsterem Geheimnis wusste, wobei er es als gar nicht mal schlimm empfand. Es gab eben mehr Dinge auf dieser Erde, als das menschliche Auge erkennen wollte. Auch hatte Emiru Kamijos verzweifelte Suche nach einer Braut, jede Flucht und die immer gegenwärtige Angst hautnah mitbekommen. Wie oft hatte der Edelmann in seinen Armen verbittert getrauert! Er seufzte tief; der Hofnarr kannte die Bürde des Andersseins und jene dazu verbundenen Konsequenzen nur allzu gut. Nach Absurdität oder Schuld fragte in der Regel niemand. Bei ihm, Emiru, war es das Zigeunerblut, welches immer noch lebendig in seinen Adern pulsierte. Jene Abstammung machte ihn zum potenziellen Opfer der Hetzjagd, obwohl es ihm lediglich höhere geistige Offenheit bescherte. Aus diesem Grund hatte Kamijo ihm auch sein Geheimnis anvertrauen können und Emiru bewahrte es sorgfältig. Alles andere wäre einem tödlichen Verrat gleichgekommen und dafür war die Loyalität zu immens; mit Schauern erinnerte der Hofnarr sich an jene Nacht, in der Kamijo ihn halbtot am Wegesrand gefunden hatte.

Neugierig steuerte Emiru auf seinen Freund zu und fragte: „Wer ist das?“ Der Edelmann drehte sich um, „sie war gestern auf dem Ball, um einen Strauß Blumen abzugeben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie für den Wirt im Dorf gearbeitet. Die Misshandlung war allerdings schwer zu übersehen. Ich habe sie ihm abgekauft und nun arbeitet sie hier als mein persönliches Dienstmädchen“, ein Lächeln glitt über Kamijos Lippen, „Fee ist wunderschön, nicht wahr? Viel zu schade für eine solche niedere Stellung!“ Emiru musste ob des schwärmerischen Tonfalls grinsen; hatte Kamijo etwa sein Herz verloren? Gleichzeitig jedoch rann Emiru ein kalter Schauer über den Rücken und er schüttelte den schulterlangen braunen Haare: „Es ist eine Wohltat, das du sie dem Wirt abgekauft hast. Für diesen Menschen würde ich meine ärgsten Feinde nicht arbeiten lassen“, seine klaren Augen beobachteten das junge Mädchen, während es mit einem Wedel die alten Gemälde abstaubte, „Ja, in der Tat. Eine so natürliche Schönheit habe ich selten gesehen. Allerdings sieht sie etwas mitgenommen aus.“
 

Der Edelmann zuckte zusammen und folgte Emirus sorgenvollem Blick: „Ja, in der Tat. Ich frage mich, warum; als ich Fee gestern Nacht auf dem Balkon traf, war sie noch ausgeruht und sah vollkommen normal aus!“ Er nahm sich vor, Fee später drauf anzusprechen, denn momentan war die Zeit zu knapp. Kamijo erahnte die Reaktion und die Missbilligung der Lehnsherren, wenn er zu spät zur Debatte käme. Seufzend machte der Edelmann auf dem Absatz kehrt. Doch der flinke Hofnarr hielt ihn zurück: „Ob ein Gespräch etwas nützen wird? Ich vermute, sie wird aus bloßem Respekt vor dir nicht ehrlich sein!“ Kamijo atmete tief durch und gab seinem Freund im Stillen Recht. Kurz entschlossen packte er diesen an der Schulter, zog ihn in eine gut verborgene Nische und presste seine Lippen auf Emirus. Der Hofnarr zitterte und musste sich an ihm festhalten, als die wilde Magie durch seinen Körper drang. Nach Sekunden lösten sie sich wieder und Kamijo suchte Halt an der Wand. Er verabscheute es, seine Kräfte zeitweilig übertragen zu müssen, denn man fühlte sich, als würde die Seele außerhalb des Körpers laufen. Deswegen war Emiru auch der Einzige, wem er sie bei Bedarf zur Verfügung stellte. „Du weißt, was zu tun ist“, sprach der Edelmann leise, „ich hoffe, es wird hilfreich sein!“ Damit verschwand er im großen Saal; das würden ein paar anstrengende Stunden werden.

Wie eine Katze schlich Emiru hinter dem jungen Mädchen her und las ihre Gedanken: „Ich glaube, ich habe mich in meinen Herren verliebt. Was soll ich jetzt tun? Er ist so schön und von edler Geburt, ich dagegen bin unscheinbar und nicht mehr als eine Dienstmagd!“ Der Hofnarr riss die Augen auf; er hatte also richtig vermutet. Fee hatte ihr Herz an Kamijo verschenkt. Sonderbarerweise leuchteten ihre Gefühle aufrichtiger, ehrlicher als jene der feinen Damen, welche Kamijo normalerweise umgarnten. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie in der Lage sein würde, Kamijos finsteres Geheimnis zu akzeptieren und ihn dennoch zu lieben. Emiru seufzte; sein Freund brauchte wahre Zuneigung und verdiente diese auch. Alles käme auf einen Versuch an.

Nach knapp zwei Stunden kam die Debatte endlich zu einem Ende. Kamijo war mehr als erleichtert; das Ganze hatte sich als sehr komplex herausgestellt, weil es mal wieder Streitereien zwischen den Dörfern aufgrund der Felder gab. Jedoch hatten letztlich alle einen Kompromiss schließen können. Der Blondhaarige warf den schweren Ledermantel in die Ecke und gönnte sich eine Entspannung am See. Jener befand sich unweit seines Palastes und gehörte zu den Ländereien. Das Wasser war recht sauber und sein Ufer war mit kleinen Blumen sowie Schilfgras gesäumt. Ab und zu sprang ein kleiner Fisch an die Oberfläche. Erleichtert streckte Kamijo sich im weichen Gras aus. Die Sonne liebkoste sanft seine Haut, während sie die wallenden Locken wie Gold schillern ließ. Zwar war die schwarze, enge Lederhose nun etwas zu warm, aber das weiße, luftige Rüschenhemd schaffte Ausgleich.
 

Gleich darauf kam Emiru auf ihn zugesprungen: „Ich habe Fees Gedanken gelesen.“ Sofort hob der Edelmann den Kopf: „Und? Konntest du etwas Nützliches in Erfahrung bringen?“ „Ja, in der Tat“, der Hofnarr konnte ein schelmisches Grinsen nicht unterdrücken. Jenes steckte Kamijo sofort an, „nun sag schon“, lachte er. Es musste interessant sein, wenn der alte Freund schon vor sich hingrinste. „Sie ist in dich verliebt“, erwiderte Emiru andächtig und betonte jedes Wort. Seine Wangen glühten heiß. Sein Gegenüber schluckte; dass Fee ihn anhimmelte, hatte er zwar mitbekommen, aber das sogar noch darüber hinausging…“ Jetzt wird mir so einiges klar; daher ihr zurückhaltendes Benehmen und die Anspannung letzte Nacht“, meinte er nachdenklich. „Was willst du jetzt tun?“, fragte Emiru ernst, „ich vermute, dass sie sich in den Schlaf geweint hat. Ihre Gedanken waren mehr als unruhig.“ „Ich plane, sie zu meiner Braut zu nehmen. Doch vorerst soll sie sich hier einleben und ich will nichts überstürzen. Das Vertrauen muss erst langsam aufgebaut werden, bevor ich ihr mein Geheimnis offenbaren kann. Ich hoffe, nur, dass sie die Richtige ist und mit diesem Wissen leben kann. Bis das alles geschehen ist, werde ich ihr alles ermöglichen, was in meiner Macht steht, jedoch ohne ihr dabei zu nahe zu kommen. Du weißt, wie manche Menschen auf die Wahrheit reagieren!“

Emiru nickte: „Dennoch halte ich es nicht für klug, vielleicht solltest du etwas auf freundschaftlicher Basis beginnen. Das arme Mädchen zerbricht sonst noch an ihren Gefühlen.“ Der Blondhaarige überlegte kurz: „Ja, da gebe ich dir recht. Ihrem jetzigen Zustand nach zu urteilen ist sie davon nicht mehr allzu weit entfernt. Und sie dermaßen zu verletzen, liegt nicht in meiner Absicht. Eine Freundschaft wäre wirklich eine Sache, mit der auch ich bis dahin leben könnte.“ Ein Lächeln erhellte sein Gesicht.

„Dann wäre die erste Sache, sie zu trösten“, meinte Emiru. Kamijo nickte: Vielleicht sollte ich sie zu einem Picknick einladen. Nach der nächsten Debatte habe ich etwas Zeit. Das wäre eine gute Gelegenheit, sie etwas näher kennen zu lernen, meinst du nicht?“ „Sehr gut Idee, frage sie“, der Hofnarr klatschte aufgeregt in die Hände. „Das werde ich!“ Kamijo verbrachte noch eine Weile am See, bevor er sich langsam auf den Rückweg machte und zum zweiten Mal an diesem Tag im großen Saal verschwand.

Währenddessen kümmerte Fee sich um die prachtvollen Rosen in Kamijos Garten. „Sie sind wunderschön, doch nicht so schön wie ER!“

Das Picknick

Nach einer erfolgreich verlaufenen Besprechung machte sich Kamijo auf die Suche nach Fee, die er immer noch im Garten vorfand. „Kommst du mit der Arbeit zurück?“, fragte er vorsichtig und begutachtete die wunderschönen Rosen. Sie leuchteten in allen Farben und der intensive Duft vermochte so manchen Kummer zu lindern.

„Ich wollte dich etwas fragen; würde es dir etwas ausmachen, mich zu einem Picknick zu begleiten? Das Wetter lädt regelrecht dazu ein!“ Sein Lächeln war wie eine Berührung, welche sanft über Fees Rücken strich. Diese zuckte zusammen; war die Frage ernst gemeint? Es standen doch sicher genügend Damen zur Verfügung, welche ihren Herren liebend gerne begleiten würden, warum sollte ausgerechnet sie es sein? Unsicher drehte sich das junge Mädchen um, ihr Herz zitterte: „Wenn Ihr es wünscht, Herr, begleite ich Euch. Doch erlaubt mir die Frage; warum soll ich es sein? Damit hatte Kamijo gerechnet: „Weil ich mich in meiner freien Zeit gerne mit ehrlichen Menschen umgebe. Und jene dort“, er wies auf seinen Palast, „sowie die adligen Damen gehören nicht dazu!“

Jetzt musste Fee doch ein bisschen lächeln; er war der erste Angehörige des gehobenen Standes, welcher die Wahrheit so ungezwungen aussprach. „Dann begleite ich euch sogar gerne“, erwiderte sie, „aber in diesen Kleidern?“ Verlegen blickte Fee an sich hinunter; ihre Dienstgewandung war wirklich nicht passend. Kamijo musste schmunzeln: „Das sollte nun wirklich deine geringste Sorge sein, Fee. Erinnere dich an den Ball“, der Endelmann reichte ihr seine Hand. „Komm, lass uns gehen!“

Unsicher lief das junge Mädchen neben ihm her, ehe sie jenes Zimmer betraten, welches Fee schon von der Ballnacht her kannte. Diesmal erschien es jedoch weniger unheimlich und sie ließ sich von den zahllosen Möglichkeiten faszinieren. Beide stöberten durch die zahlreichen Schränke und es dauerte nicht lange, ehe das Mädchen fündig wurde. „Ich habe es“, sagte sie. Kamijo drehte sich um und betrachtete das Kleid, welches Fee sich ausgesucht hatte; es war bodenlang und aus olivgrünem Baptist gefertigt. Der Rockteil war, wie zur Renaissance-Zeit üblich, sehr hoch angesetzt und, ebenso wie der spitze Ausschnitt, mit einer eingewobenen Goldborte verziert. Die Ärmel waren mit einem sechsfachen Puff geschmückt, deren durchsichtiger Chiffon leicht schimmerte.

„Du hast eine ausgezeichnete Wahl getroffen“, bemerkte Kamijo anerkennend und lächelte, „kannst du dich selbst anziehen? Oder soll ich jemanden schicken?“ „Nein, ich kann es alleine“ erwiderte das junge Mädchen schnell und senkte den Blick; für einen kurzen Moment hatte sie doch wirklich geglaubt, er selbst würde. Ihre Wangen färbten sich purpurrot. Der Edelmann lächelte und verließ den Raum: „Wir treffen uns in einer halben Stunde unten in der Halle!“ Eilig schlüpfte die Dienstmagd in das Kleid. Der Stoff schmiegte sich sanft und ohne zu kratzen an ihre Haut. Verstohlen betrachtete Fee ihr eigenes Spiegelbild, es wirkte sonderbar verändert. Wie sich ihr Leben in den letzten Stunden vollkommen gewandelt hatte. Sollte es tatsächlich eine Möglichkeit geben, ihr Schicksal zu verändern? Und was war mit ihren Gefühlen? Fee schüttelte den Kopf und beeilte sich, in die Halle zu kommen. Sie wollte ihren Herren schließlich nicht warten lassen.

Dieser stand bereits mit einem Picknickkorb in der Hand an der Treppe und wartete auf sie. Fee stockte der Atem, obwohl sie sich nun äußerlich sehr ähnlich waren, besaß Kamijo nach wie vor seine mystische Ausstrahlung, welche ihn von allen anderen Menschen unterschied. „Bist du bereit“, holte er sie grinsend in die Wirklichkeit zurück. „Ich bin bereit“, erwiderte Fee und nahm unsicher den dargebotenen Arm. Zögernd lief sie neben dem Edelmann her. Dieser bemerkte ihr Zaudern und versuchte, ein Gespräch zu beginnen. „Ich liebe es, in der freien Natur zu sein und die Pflicht einfach mal vergessen zu können“, Kamijos Lächeln hätte einen Eisberg zum Schmelzen bringen können. Ohne es zu merkten, erwiderte das junge Mädchen es: „Ja, die Natur war auch für mich immer ein Trost, wenn die Arbeit zuviel wurde!“ „Also erging es dir wie mir“, unbewusst legte der Edelmann kurz seinen Arm um ihre Schultern, „die Natur kann sehr entspannend sein!“

Sie suchten sich einen Platz in der Nähe des kleinen Sees, wo Kamijo sofort die Decke ausbreitete und das Essen anrichtete. „Wäre das nicht eigentlich meine Aufgabe“, erkundigte Fee sich beschämt. „Wir sind nicht auf der Arbeit, schon vergessen?“, antwortete Kamijo freundlich, „und aus diesem Grund behandele ich dich auch nicht wie eine Bedienstete, sondern wie eine Freundin, mit der ich einfach ein paar schöne Stunden bei einem Picknick verbringen möchte. Zumal mir deine Gesellschaft mir weitaus lieber ist als sie mancher“, er räusperte sich verhalten, „adliger Damen.“ Bei dem Wort „Freundin“ zuckte das junge Mädchen kaum merklich zusammen und ein angenehmer Schauer rieselte über ihren Körper. „Außerdem wirst du sicherlich mitbekommen haben, dass ich meine Angestellten mit Respekt und wie normale Freunde behandele. Die strengen Regeln bezüglich der Stände sind mir zuwider.“ Fee lächelte; also deswegen sprachen alle Bewunderung von ihm und die Arbeit harmonisierte dadurch sehr viel mehr. „Ich danke Euch, Herr“, sagte sie und wagte es, auf seine Haare zu schauen, welche wie pures Gold in der Sonne glänzten. Der Wind trieb diese genau in ihre Richtung, sodass Fee sie hätte berühren können.

„Nenne mich bitte einfach Kamijo“, holte die Stimme des Edelmanns sie in die Wirklichkeit zurück. Fee nickte und wiederholte den Namen kaum hörbar. Schüchtern griff sie in den Korb und nahm einen Apfel. Kamijo nickt zufrieden; Emiru hatte ihm wirklich einen guten Rat gegeben. Das junge Mädchen wirkte nicht mehr so unglücklich wie am Morgen, was ihn mit Erleichterung erfüllte. „Hast du Geschwister“, fragte der Edelmann, während er herzhaft in einen Pfirsich biss, „und was ist eigentlich mit deiner Familie?“ Fee zuckte leicht zusammen, mit diesen Fragen hatte sie nicht gerechnet; wie viel sollte sie ihm erzählen?

Kamijo bemerkte ihren Schreck: „Wenn ich zu neugierig bin, verzeih mir. Du musst nichts sagen, wenn du nicht willst.“ Seine Stimme klang etwas verlegen. Fee schüttelte den Kopf und erhob sich etwas: „Nein, ist schon gut; meine Eltern sind vor 15 Jahren an den Pocken gestorben. Seitdem muss ich mich selbst ernähren. Manchmal fühlte ich mich einsam, manchmal war ich jedoch auch froh, das ich mich nur um mich selbst kümmern musste. Das Geld war immer sehr knapp.“ Voller Mitgefühl schaute Kamijo Fee an: das arme Mädchen. Kein Wunder, dass sie so zurückhaltend war; ihr Leben war immer nur mit hartem Verzicht verbunden gewesen.

„Es tut mir leid“, meinte er leise. „Es ist nicht schlimm“, entgegnete das junge Mädchen hastig, „ich habe mich damit abgefunden!“ Aber der melancholische Gesichtsausdruck strafte ihre Worte Lügen; Fees Herz schrie nach einer Umarmung. Angespanntes Schweigen breitete sich aus und Kamijo rang mit sich; durfte er es wagen, ihre Gedanken zu lesen so wie Emiru es in seinem Namen getan hatte? Oder überschritt er damit eine verbotene Grenze? „Du hast es alles andere als leicht gehabt in deinem Leben und es wird Zeit, dass sich das ändert. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um dich dabei zu unterstützen.“ Das junge Mädchen fuhr sich mit dem Handrücken über das Gesicht, um die aufsteigenden Tränen wegzuwischen. Etwas verlegen griff sie nach seiner Hand, da kein Wort ihre Freude und Dankbarkeit hätte beschreiben können. Kamijo erwiderte den Händedruck und die Berührung genügte, um ihn ihre Gedanken lesen zu lassen. Fast wünschte der Edelmann, er hätte es nicht getan, denn Fees Empfindungen waren noch gewaltiger und vielseitiger als Emirus Beschreibungen hätten vermuten lassen. Eine nicht beträchtliche Angst war ebenso zu erkennen. „Ich liebe dich“, wie ein Donnergrollen schlugen ihm diese Worte entgegen. Im Affekt ließ Kamijo Fees Hand so schnell los, als habe er sich verbrannt, was das junge Mädchen irritiert schauen ließ; hatte sie etwas falsch gemacht?

Schnell zwang der Edelmann sich zu einem Lächeln: „Leider lassen mir meine Verpflichtungen nicht viel Zeit zum Entspannen“, sagte er und erhob sich, „aber mir hat das Picknick sehr viel Spaß gemacht und ich hoffe, dir auch?“ Das junge Mädchen nickte begeistert und verlor sich regelrecht in seinen Augen. „Ich fand deine Gesellschaft sehr angenehm und danke dir dafür. Das sollten wir bald wiederholen.“ Sehr widerstrebend unterbrach Kamijo den Blickkontakt, war Fee tatsächlich die Richtige? Konnte das sein? Als sie am Palast angekommen waren, fiel dem Edelmann noch etwas Wichtiges ein: „Würdest du noch einen kurzen Einkauf für mich erledigen, Fee? Ich benötige dringend neue Schreibfedern.“

Machi

Diese nickte freudig: „Ja, das erledige ich sofort. Ich bin glücklich… Kamijo!“ Geschwind eilte das junge Mädchen in sein Arbeitszimmer, um eine längliche geformte Ledertasche zu holen, in welcher sie die Federn transportieren konnte. „Vielen Dank und sei vorsichtig.“ Der Edelmann schaute Fee noch lange nach während sie beschwingt den Pfad hinab ging. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht und sein Herz wurde von einer lang vermissten Heiterkeit erfüllt. Das Gefühl, dass Fee die erwählte Braut sein könnte, wuchs mit jeder Minute. „Ich bedaure, sie nicht begleiten zu können…“ Mit einem leisen Seufzen begab Kamijo sich zurück an die Arbeit.

Auch Fee, welche mittlerweile das Dorf erreicht hatte, war in leichten Tagträumereien versunken. Mit einem winzigen Lächeln auf den Lippen kaufte sie die Federn, welche von besonders seltenen Vögeln stammten. Immer wieder wanderten ihre Gedanken zu Kamijo und dem wundervollen Nachmittag. Zum ersten Mal seit einer scheinbaren Ewigkeit fühlte sie sich von allem Kummer befreit. Der Edelmann war vollkommen anders als der brutale Gastwirt und dann noch dieses warme Gefühl in ihrer Brust... ob es möglich war? Das junge Mädchen seufzte; es ziemte sich nicht, so für ihren Herrn zu empfinden. Trotz allem war sie schließlich nur eine Dienstmagd.

Fee verließ gerade den Laden als sich ein ihr wohlbekannter Schatten über sie legte, „Fee! Lange ist es her, nicht wahr? Wie geht es dir?“, fragte eine angenehme, tiefe Stimme und der Schatten blieb vor ihr stehen. Das junge Mädchen brauchte einige Minuten, um sich zu ordnen, ehe sie das Strahlen erwiderte: „Oh, hallo Machi!“ Sie umarmte ihren Freund aus Kindertagen, „mir geht es gut und dir?“ „Man schlägt sich irgendwie durch und mich kann nichts erschüttern“, erwiderte dieser und strich sich selbstgefällig durch die flammend roten Haare, „was machst du denn? Du siehst sehr gut gelaunt aus.“ „Ja“ Fees glückliches Lächeln war ungebrochen, und ohne weiter nachzudenken sprudelte es aus ihr heraus: „Ich habe einen neuen Arbeitgeber!“ „Ach so? Und wer ist es?“, erkundigte ihr Jugendfreund sich interessiert; laut seinen letzten Informationen sollte seine heimliche Jugendliebe im ansässigen Wirtshaus arbeiten und er war voller Freude aufgebrochen, um sie zu treffen – nur um dann enttäuscht festzustellen, dass sie nicht mehr dort war und schon wieder für jemand anders arbeitete; wenigstens war der Zufall auf seiner Seite.

„Es ist der Edelmann, welcher dort im Schloss wohnt“, erwiderte das junge Mädchen arglos und zeigte in die Richtung des imposanten Anwesen. Machi folgte ihrer Geste, und seine Augen weiteten sich Zentimeter um Zentimeter, der Blick wurde finster. „Du arbeitest für ihn; ausgerechnet für diesen Hexer“, zischte er sauer, „hast du nie gehört, was über ihn erzählt wird? Sicher hat er dich auch schon manipuliert; du musst weg von ihm!“ Das junge Mädchen blickte ihn in einer Mischung aus Überraschung, Unglauben und Belustigung an; das konnte doch nicht sein Ernst sein. Und seit wann glaubte ihr Freund aus Kindertagen solchen absurden Gerüchten?

„Hexer? Wovon redest du, Machi? Er ist ein sehr lieber Mensch und behandelt mich gut“, versuchte Fee ihn zu beruhigen, aber seine vor Wut funkelnden Augen verrieten, dass ihre Bemühungen erfolglos waren. „Ich habe es geahnt; das ist alles sein Werk! Er soll über eine dunkle Macht herrschen, welche ihn andere Leute kontrollieren und manipulieren lässt, wie es ihm gerade passt! Bei so jemandem kann ich dich unmöglich lassen; wer weiß, was er mit dir anstellen wird!“ Fee seufzte; Machi klang schon fast wie eine von diesen verabscheuungswürdigen Vetteln, denen ihr Leben trotz der harten Arbeit zu langweilig war und die aus diesem Grund unverschämte und zum Teil bösartige Gerüchte über andere in die Welt setzten. Sie musste ihn beruhigen: „Er hat gar nichts getan. Im Gegenteil; hätte er mich nicht frei gekauft, würde der Wirt mich noch immer misshandeln. Außerdem will ich bei ihm belieben, weil...“ Sie stockte und hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund, und zu ihrem Unglück erröteten ihre Wangen verräterisch, sodass sie den Blick senken musste.

Machis bitteres Lachen schien wie ein Donnergrollen in ihren Ohren: „Das glaubst auch nur du… Wahrscheinlich hattest du es bei dem Wirt wesentlich besser gehabt! Es mag einen positiven Anschein haben, aber es wird für dich die leibhaftige Hölle auf Erden werden, wenn du weiterhin dort bleibst!“ Ihr Stocken ließ ihn hellhörig werden und seine Augen schienen sich wie Dolche in ihren Oberkörper zu bohren: „Du willst bei ihm bleiben, weil…?“ Ihr merklich gerötetes Gesicht und der verlegen zu Boden gerichtete Blick bestätigten ihm die schreckliche Wahrheit: „Doch nicht wirklich, weil du ihn liebst?“ Seine Stimme überschlug sich vor Zorn und die Hände ballten sich zu Fäusten, „das kann nicht dein Ernst sein, Fee!“ Das junge Mädchen nickte stumm, aber fest; Lügen war zwecklos und genauso absurd wie Machis Behauptung.

Wortlos streifte sie ihr Oberteil von den Schultern und große, blutrote Peitschennarben kamen zum Vorschein. „Das war nicht Kamijo“ Jede Silbe ähnelte einem erstickten Schrei und Tränen brannten in ihren Augen, allein durch die Erinnerung hervorgerufen. Doch die Narben interessierten den einstigen Freund nicht, er schien sie nicht einmal wahrzunehmen und schüttelte nur ungläubig den Kopf. Wieso verschenkte sie ihr Herz an diesen bösen Magier anstatt sich für ihn, Machi, zu entscheiden? Er war schließlich immer für sie da gewesen; seine Wut steigerte sich unkontrollierbar und die kräftige Hand drückte das junge Mädchen unsanft gegen die Ladenmauer, was diese aufkeuchen ließ. „Wieso ausgerechnet ER? Dieser Hexer verdient deine Liebe nicht“, schrie Machi, und ehe sein Bewusstsein das Geschehen realisieren konnte schlug er seine Kinderfreundin brutal ins Gesicht, was diese laut aufschluchzen ließ.

Im nächsten Moment wich Machi selbst erschrocken zurück; was hatte er getan? Fees geschocktes Gesicht und der sich klar abzeichnende Handabdruck auf ihrer Wange und die Tränen, welche wie Sturzbäche flossen, schmerzten mehr als ein Schwerthieb. „Es… es tut mir leid“, stammelte er schließlich, was Fee jedoch gar nicht zu hören schien.

Mit gebrochenem, vorwurfsvollen Blick starrte sie ihn an, und ehe er weiter sprechen konnte war sie auch schon losgelaufen. „Bitte, Fee“, rief Machi noch, doch vergebens. Fluchend schlug er nun seinerseits gegen die Mauer. Das junge Mädchen rannte als wäre der Leibhaftige persönlich hinter ihr her und sie wagte nicht, sich einmal umzudrehen. Ihre Wangen brannten von dem Schlag und ihren zahllosen Tränen. Aber noch schlimmer war der Schock; wie konnte der einst so teure Freund ihr so etwas antun? Selbst als die schützende Eingangstür des Palastes sich hinter ihr geschlossen hatte ließ das fassungslose Zittern nicht nach und auch die Tränen strömten weiterhin.

Kamijo verließ gerade den Besprechungsraum, um eine kurze Pause zu machen; einige seiner Untertanen waren einfach nicht zu einer friedfertigen Lösung zu bewegen, wenn es um Dinge wie Ländereien oder Besitz ging. Stur wie Maulesel beharrten sie auf ihrem vermeintlichen Recht, von dessen Existenz kaum jemand mehr etwas wusste und schreckten zur Durchsetzung auch nicht vor kriegerischen Maßnahmen zurück, ungeachtet anderweitiger Konsequenzen. Erschöpft lehnte er sich an die weiße Wand, an der sein blondes Haar wie eine prächtige Krone wirkte, als sein Augenmerk das junge Mädchen wahrnahm. „Oh, du bist zurück! Hast du alles…?“, begann der Edelmann, verstummte jedoch augenblicklich als er ihre Tränen bemerkte.

„Fee, was ist denn passiert?“ Besorgt eilte Kamijo auf das Dienstmädchen zu und erblickte sogleich den mittlerweile feuerrot leuchtenden Abdruck auf ihrer Wange. „Wer hat dir das angetan?“ In seiner nunmehr dunklen Stimme schwang eine mühsam unterdrückte Wut mit. Doch so sehr das junge Mädchen sich auch bemühte, nichts außer ein heiseres Krächzen verließ ihren Mund: „Ka... Kamijo!“ Schluchzend warf sie sich in seine Arme; alle Unterschiede und Hemmungen waren in diesem Moment bedeutungslos. Dieses Mal ließ er es zu, wagte es nicht, ihren bebenden Körper auch nur einen Zentimeter von sich zu stoßen und legte schützend seine Arme um sie. „Fee… erzähl mir bitte, wer dir das angetan hat; diese Person wird nicht ungestraft davonkommen“, sprach Kamijo nach einer Weile in einem ruhigen, aber dennoch ernsten Tonfall.

Die Angesprochene hob zögernd den Kopf und blickte ihn aus tränennassen Augen an: „Es war mein Jugendfreund Machi; wir kennen uns seit Kindesbeinen. Heute traf ich ihn zufällig wieder und erzählte, dass ich in deinen Diensten stehe. Er konfrontierte mich mit Gerüchten, dass du ein Hexer seiest, der mich manipulieren würde!“ Durch den Tränenschleier vor ihren Augen bemerkte sie nicht, wie der Edelmann ertappt zusammenzuckte. ‚Wenn das so weitergeht bekomme ich wirklich große Schwierigkeiten…’, schoss es ihm durch den Kopf. „Keine Angst, ich manipuliere hier niemanden; wie kommt er auf so etwas? Und vor allem ist das kein Grund, eine Frau zu schlagen! Hat dieser Mann denn keinen Funken Ehre im Leib?“, sein Zorn war nicht zu verkennen, „er hat eine Bestrafung verdient; niemand legt Hand an meine Leute!“

Zum ersten Mal seit Stunden hellte sich Fees Gesicht auf; sie fand seine beschützende Art rührend. „Kamijo“ Ernst und doch voller Liebe schaute sie ihn an: „Selbst wenn du ein Hexer wärst, so wäre es mir gleichgültig; ich will nur bei dir bleiben!“ Bei dem letzten Satz wurden Kamijos Züge weich, aber er wollte sich ganz gewiss sein: „Meinst du das wirklich? Mal angenommen ich wäre tatsächlich ein schwarzer Magier, würdest du dich dann nicht fürchten? So wie dein Jugendfreund es tut? Und die anderen; ihre Anschuldigungen sind nicht gerade harmlos!“ „Trotz allem warst du es, de mich aus den Händen eines gewalttätigen Mannes befreit und mir ein neues Zuhause gegeben hat“, unterbrach Fee ihn und nahm seine Hand, „hier bin ich glücklicher als jemals zuvor. Es ist gleichgültig, was du bist; ich...“, sie schwieg verlegen, doch Kamijo verstand. Liebevoll lächelte er Fee an; diese Worte von ihr zu hören bestätigten ihm, dass seine Wahl richtig war. Nur ihr allein sollten seine Liebe und auch seine Macht gehören. „Es macht mich unendlich glücklich, das von dir zu hören; bitte sprich aus, was du noch zu sagen hast“, ermunterte er sie und drückte leicht ihre Hand. „Ich liebe dich“ Wie ein zarter Windhauch verließen die Worte Fees Mund und zeitgleich fiel eine riesige Last von ihr ab.

Vergeltung

Er lächelte sie überglücklich an und verschloss ihre Lippen mit einem ersten zaghaften Kuss, welchen Fee wie in Trance erwiderte. Sie war so verwirrt und gleichzeitig froh; Kamijo empfand das Gleiche wie sie. Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel, welche der Edelmann behutsam wegwischte. „Ein Lächeln steht dir viel besser“, flüsterte er. Der erste Schritt war getan, doch das Schwerste würde dennoch sein, ihr von seiner inneren Macht zu berichten. Obwohl das junge Mädchen ihm glaubhaft versicherte, dass es ihr gleichgültig sei, verspürte er ein großes Unwohlsein und hüllte sich lieber in Schweigen. Irgendwann, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war, würde er ihr alles erzählen, doch im Moment wollte Kamijo einfach nur das lang vermisste Glück genießen und zog Fee noch ein wenig fester an sich.

Sie schmiegte sich an ihn und schloss die Augen, während ihre Finger verträumt mit seinen Haaren spielten. „Würde dieser Augenblick doch nie vergehen.“ Aber leider tat er das, denn Kamijo sagte: „Ich habe leider noch eine Besprechung zu Ende zu führen. Aber wenn du willst hole ich dich nachher ab!“ „Oh ja“, entgegnete Fee und ihre Augen leuchteten freudig, „zeigst du mir deine Welt?“ „Gerne“, sein Lächeln wurde zurückhaltender und schnell war der Entschluss gefasst, ihr vorerst nur das „Menschliche“ zu zeigen; schließlich gab auch dieser Part nicht wenig Erzählstoff. „Warte in deinem Gemach auf mich!“

Das junge Mädchen nickte begeistert und machte sich auf den Weg, um sich noch ein passendes Kleid aussuchen zu können. Ihre Wahl fiel auf ein Gewand aus rot-goldenem Seidendamast mit hoher Taille, weiten Ärmeln und einem, in feine Falten gelegten Rockteil. Ärmel und Kragen waren zusätzlich mit weiß- schwarz gepunktetem Hermelinpelz gesäumt. Der schwarze Gürtel, welcher ihre Taille noch zusätzlich betonte, bestand aus einem in sich gewürfelten Baumwolldamast. Fee strahlte und wischte sich die letzten Spuren ihrer Freudentränen aus dem Gesicht während sie auf ihren Liebsten wartete. Zu dessen Freude endete die Besprechung nicht nur sehr viel früher als erwartet, sondern auch mit einer halbwegs zufrieden stellenden Lösung, wenngleich es beiden Parteien schwer fiel, Kompromisse einzugehen. Nachdem sich alle verabschiedet und Kamijo sich umgezogen hatte machte er sich auf den Weg zu Fees Gemach. Der Edelmann trug ein gold-blaufarbenes Giornea aus kostbarem Seidenlampas, dessen Vorder- und Rückenteil in Röhrenfalten gelegt waren, die mit einem Gürtel zusammengehalten wurden. Der spitz zulaufende Hals- und Rückenausschnitt war mit braunem Fuchspelz gesäumt und die dunkelblaue Fütterung aus Leinen sorgte für zusätzliche Wärme.

Als er seine Liebste abholte, sagte sein bewundernder Blick mehr als alle Worte, und gemeinsam gingen sie in den Schlossgarten. Der einladende Duft zahlloser Rosenbeete und eben dieser Blumen hüllte das junge Mädchen ein, sodass sie für einen kurzen Augenblick die Augen schloss. Bei näherem Hinsehen erkannte man das künstlerische und gleichzeitig auch ein bisschen magische Blattwerk exotischer Pflanzen, welche sie noch nie zuvor gesehen hatte. Der Edelmann schien die natürliche Wildheit gegenüber einer strengen Geometrie zu bevorzugen. Vor einem der Beete blieb er stehen, pflückte eine der kleinen violetten Blumen und reichte sie Fee mit den Worten: „In meiner Heimat steht sie für die vollkommene Partnerschaft, in der Herz und Seele zu einem Ganzen verschmelzen; daher gebührt sie einzig und allein dir!“

Nur mit Mühe blinzelte das junge Mädchen ihre Freudentränen weg; noch nie hatte ihr jemand eine Blume geschenkt. Sie setzten sich in einen Pavillon und Fee nahm seine Hand: „Erzähle mir von deiner Vergangenheit!“ Kamijo schluckte kurz und war froh, dass er sich bereits eine grobe Antwort zurecht gelegt hatte: „Nun, meine Kindheit war nicht schlecht, denn meine Eltern und mich verband eine herzliche Zuneigung. Auch finanziell hatten wir nie Probleme, weswegen meine Familie schnell zu hohem Ansehen gelangte. Dadurch und aufgrund meiner intellektuellen Neigungen erhielt ich die Chance, an einer Akademie für besonders Begabte zu studieren. Allerdings sahen meine Mitstudenten mich schon damals als jemand Schlechtes an und schoben den Einfluss meiner Familie auf eine finstere Macht, welcher wir uns angeblich bedienten; ich wurde also nicht nur zum „Außenseiter“, sondern in gewissem Sinne zum Gejagten. Viele behaupteten, in meiner Gegenwart eine dunkle Aura zu spüren, und wenn ich mich ärgerte oder bedroht fühlte geschahen seltsame Dinge.“ ‚Damals wusste ich meine Fähigkeiten noch nicht zu beherrschen’, fügte der Edelmann gedanklich hinzu; er konnte sich noch sehr gut an die Unfälle und Missgeschicke erinnern, die von seiner Seite aus zwar nicht gewollt, aber dennoch verschuldet gewesen waren.

Voller Liebe schaute das junge Mädchen ihn an: „Das muss schrecklich gewesen sein. Ich kann ihre Beweggründe nicht verstehen; du bist doch ein wundervoller Mensch!“ „Ja, die Zeit war schlimm und sehr prägend. Aber ich habe sie gut überstanden und wäre ansonsten vielleicht nicht dort, wo ich jetzt bin“, lächelte er, „ich danke dir für deine lieben Worte!“ Glücklich schmiegte Fee sich an seine Brust und zuckte zusammen; obwohl der Stoff sehr weich war scheuerte er dennoch an ihrer nach wie vor geröteten Wange. Kamijo bemerkte die Reaktion und ihre Blicke trafen sich: „Er hat nicht gerade harmlos zugeschlagen, wie mir scheint!“ Sie schüttelte den Kopf: „Die harte Arbeit lässt die Hände kräftig werden und wenn dann noch Wut dabei ist…Was wirst du mit Machi tun?“ „Was willst du denn, das ich mit ihm mache? Schließlich ist er dein Jugendfreund und hat dich geschlagen; ich überlasse dir also die Entscheidung, was mit ihm passiert“, antwortete er ihr in ruhigem Ton.
 

Das junge Mädchen senkte den Blick und spielte nervös mit den Händen: „Es tut mir schrecklich leid; ich hätte ihm nicht erzählen sollen, dass ich dich liebe. Wahrscheinlich hat Machi sich Hoffnungen gemacht, welche ich nicht erfüllen konnte. Ich habe ein schlechtes Gefühl, denn in einem solchen Zustand ist Machi unberechenbar.“ Kamijo nickte: „Er kam sich verraten vor, doch das entschuldigt noch lange nicht sein Verhalten. Frauen schlägt man nicht, und erst recht nicht wegen einer verschmähten Liebe. Mach dir keine Gedanken; er wird dir nie wieder nahe kommen, solange ich an deiner Seite bin!“ „Meine Sorge ist auch eher, dass Machi mithilfe der Gerüchte versucht, Rache zu üben.“ Fee zitterte; ein solches Geschehen wollte sie sich gar nicht vorstellen. Auch der Edelmann erstarrte kurz: Wenn der Jugendfreund tatsächlich ein derartiges Fiasko plante konnte es wirklich gefährlich werden, vor allem, weil man die Dorfbewohner mit Sicherheit nicht großartig würde überreden müssen.

„Glaube mir, wenn Machi wirklich etwas Derartiges planen sollte werden wir es früh genug erfahren“, meinte der Edelmann tröstend obwohl in seinem Inneren großer Aufruhr tobte; er musste handeln, und zwar so schnell wie möglich. „Kamijo“ Mit starrer aber dennoch entschlossener Miene erhob Fee sich, „ich habe mich für eine Bestrafung entschieden: Tue Machi dasselbe an wie er mir!“ Der Angesprochene nickte zustimmend: „Wie du möchtest. Komm, lass uns ins Dorf gehen und schauen, ob wir ihm sofort seine Bestrafung beibringen können!“ Das junge Mädchen folgte ihm, und während sie im Licht der untergehenden Abendsonne den Pfad hinab ins Dorf gingen fragte sie: „Hat Machi die Wahrheit gesagt?“
 

Es dauerte eine Weile, ehe Kamijo stehen blieb und sie ansah: „Meinst du mit dem, was über mich verbreitet wird?“ Ein leises Seufzen begleitete seine Antwort: „Viele Menschen erzählen Dinge, die nicht der Wahrheit entsprechen oder stark abgewandelt sind… In meinem Fall ist es wohl von beidem etwas“, er senkte den Blick, „komm heute Nacht in mein Gemach und ich werde dir alles zeigen, was du wissen willst!“ Seine Gedanken drehten sich wie ein tosender Strudel: „Ich werde dir zeigen, wer und was ich wirklich bin; wirst du mich dann verstoßen? Oder wirst du an meiner Seite bleiben wollen?“, grübelte er verzweifelt und hoffte auf das Letztere.

Als sie das Dorf erreichten herrschte dort minutenlang ein angespanntes Schweigen und alle Blicke wandten sich zu ihnen; aus einigen sprachen Abscheu und Verachtung, aus anderen Bewunderung und Verzückung, wobei ersteres überwog. Schüchtern griff Fee nach Kamijos Hand und schweigend gingen sie über den Dorfplatz, bis plötzlich eine wohlbekannte Person vor ihnen stand, welche das junge Mädchen entschuldigend, doch geschockt und Kamijo mit schlecht unterdrücktem Zorn musterte. Furchtlos erwiderte der Edelmann den Blick und seine Augen strahlten in eiskaltem Blau. „Ist er das?“, erkundigte er sich an Fee gewandt, und als diese nickte wurde aus dem Blau ein unheimliches Schwarz. „Fee, dann hast du dich also wirklich entschieden?“, meinte Machi in einem säuerlichen, schneidenden Tonfall und sein Hass wuchs mit jeder Silbe. Die Angesprochene nickte schüchtern und zitterte am ganzen Leib, dennoch hielt sie dem Blick ihres ehemaligen Freundes stand.

„Du hast es also gewagt, meiner Liebsten so etwas anzutun?“, fragte Kamijo in gefährlich ruhigem, nahezu sachlichem Ton und trat einen Schritt auf Machi zu, wobei sein Blick mittlerweile finsterer als die tiefste Nacht schien. Der Übeltäter zuckte ein wenig zurück, was den Edelmann belustigt schmunzeln ließ; fürchtete dieser sich etwa? Im nächsten Moment holte Kamijo aus und gab Machi mit der flachen Hand eine schallende Ohrfeige, welche diesen rückwärts taumeln ließ. „Wage es nie wieder, Hand an sie zu legen!“ Kamijos Stimme klang wie ein Donnergrollen, ehe er sich an Fee wandte: „Er hat seine Strafe erhalten. Und auch wir sollten langsam zurückgehen, meinst du nicht auch?“ Er lächelte sie liebevoll an und das junge Mädchen nickte, „ich gehöre zu ihm, verstehe es bitte, Machi“, wandte sie sich ein letztes Mal an ihren Jugendfreund, welcher noch immer wie erstarrt am Boden lag.

Hand in Hand gingen Fee und Kamijo zurück, obwohl das junge Mädchen Tränen in den Augen hatte. „Bereust du es, ihn so gehen zu lassen?“, sanft legte er den Arm um ihre Schultern. „Er war lange Zeit mein einziger Freund und auch meine Familie“, lautete die Antwort, „niemals hätte ich gedacht, ihn auf diese Art und Weise zu verlieren. Doch ich kann und will nicht gegen mein Herz kämpfen!“ „Vielleicht legt sich der Streit irgendwann… wer weiß? Zeit heilt viele Wunden, wenn auch nicht alle“, entgegnete Kamijo nachdenklich, obwohl er es besser wusste; der Hass in Machis Augen war zu tief gewesen. Schließlich erreichten sie das Schloss, dessen goldene Kuppeln in den letzten Strahlen des Tages leuchteten. „Wenn du willst kannst du dich zuerst ein wenig ausruhen, ehe du in mein Gemach kommst“, bot Kamijo an, während er die schwere Eingangstür öffnen ließ.

Aus einer anderen Welt

Doch Fee schüttelte heftig den Kopf: „Nein, ich möchte nicht schlafen. Die Erinnerungen und der Streit um Machi sind noch zu frisch; sie würden mich in Alpträumen heimsuchen!“ Kamijo lächelte ein wenig unsicher: „Also gedenkst du, mir gleich in mein Gemach zu folgen? Doch sei gewarnt; was ich dir offenbaren werde, wird vielleicht vieles verändern“ Seine Stimme wurde leiser, unsicher: „Bist du dir gewiss, dem gewachsen zu sein? Besonders nach dem, was gerade passiert ist?“ Das junge Mädchen nickte: „Ich liebe dich und dran wird sich nie etwas ändern. Was Machi betrifft: Eifersucht kann einen Menschen nur allzu leicht blenden. Doch ich habe meine Entscheidung getroffen und werde diese nicht widerrufen!“ „Das will ich hoffen.“ Gemeinsam betraten sie Kamijos Schlafzimmer, welches seinen beruhigenden, anmutigen Charme in dieser Nacht verloren zu haben schien. Es wirkte kühl, düster und sogar ein wenig bedrohlich, als würde ein tragisches Geheimnis in diesen Mauern wohnen. Aber Fee ließ sich nicht beirren und folgte Kamijos Bitte, sich erst einmal auf das Bett zu setzen.
 

Der Edelmann selbst ging zum Fenster und blickte gedankenverloren und ängstlich hinaus, ehe er leise zu sprechen begann: „Als ich ein kleiner Junge war liefen die anderen Kinder vor mir weg, weil ich schon von Geburt an Fähigkeit besaß, die ihren Ursprung im Schoß des Unbekannten hatten. In den falschen Händen konnte diese natürlich großen Schaden anrichten, doch ich habe nie auch nur eine Sekunde daran gedacht, sie für einen solchen Zweck zu benutzen. Alles, was ich wollte, war, den Menschen zu helfen, was leider viel zu oft ins Gegenteil umschlug. Und so kam es, dass immer mehr Geschichten auftauchten… Gerüchte, die mich als einen Hexer beschrieben, welcher Unglück und Verderben bringt, andere Menschen manipuliert und für seine eigenen Zwecke missbraucht. Doch dies hier… ist mein wahres Ich!“ Nach dieser Erklärung riss Kamijo die Vorhänge mit einem traurigen Lächeln zur Seite, trat auf den Balkon hinaus und ließ das Mondlicht auf seinen Körper strahlen. Er schloss die Augen, konzentrierte sich und im nächsten Moment erschienen zwei Schatten an seinem Rücken, welche sich langsam zu zwei Feenflügeln formten. Seine langen Haare wehten dazu leicht im Wind des geöffneten Fensters. Als die Verwandlung abgeschlossen war öffnete er die Augen, wandte er sich um und musterte seine Liebste mit einem traurigen, doch liebevollen Blick: „Das ist es, was ich wirklich bin!“

Fee war sprachlos; niemals zu hatte sie so etwas Schönes gesehen. Und ein solches Wesen liebte sie? Es war fast unmöglich und doch Wirklichkeit. Mit langsamen Schritten ging das junge Mädchen auf ihn zu, und aus ihren Augen liefen Tränen der Rührung: „Du bist wunderschön!“ Vorsichtig strich sie über die schwarz-grau-violetten Flügel und bemerkte einen feinen silbernen Glitzerstaub unter ihren Händen. Der Edelmann schaute sie mit leichter Überraschung an; schön wäre der letzte Begriff gewesen, mit dem er seine Erscheinung hätte beschreiben wollen. „Ist es wirklich das, was du fühlst? Niemals zuvor hat sie jemand als etwas Gutes befunden“, meinte er und unüberhörbare Trauer schwang in seiner Stimme mit. Aber Fee ließ sich nicht beirren und nickte fest: „Du bist schöner als die Sonne!“ Auf Kamijos Gesichtszügen breitete sich niemals zuvor gekannte Freude aus: „Deine Worte machen mich sehr glücklich“, sprach er und Tränen glitzerten in seinen Augen, „deswegen zeige ich dir nun mein Königreich. Du bist der erste Mensch, welcher es leibhaftig zu Gesicht bekommt!“

Er nahm das junge Mädchen bei der Hand und gemeinsam traten sie vor einen Ganzkörperspiegel. Der Edelmann murmelte einige Worte in einer seltsam fremden Sprache, und auch wenn Fee den Inhalt nicht verstand, so schürte es doch ihr Vertrauen. Vor ihren Augen verschwamm das gewöhnliche Spiegelbild und gab stattdessen den Blick auf eine wunderbare Landschaft frei. „Komm, ich werde dich führen“, sagte Kamijo und trat durch den Spiegel. Nach kurzem Zögern folgte das junge Mädchen ihm, überwältigt von dem Anblick, welcher sich ihr bot: Der Himmel schien höher zu sein und war in ein kräftiges und doch angenehmes Blau getaucht. Gleich darunter erstreckten sich auf der einen Seite majestätische Berge mit weißen Spitzen, die im warmen Sonnenlicht regrecht funkelten. Auf der anderen Seite befand sich ein nicht weniger hoheitsvoller Mischwald, dessen kräftige Bäume im Sommerwind gewiegt wurden. Die üppigen Kronen trugen statt Blattwerk kleine zartrosa Blüten, die sich wie ein Wirbelsturm im Kreise drehen. Fee konnte ein entzückendes Aufjauchzen nicht unterdrücken, was Kamijo lächeln ließ. „Komm, wir gehen dorthin“, sagte er. Zuerst führte ihr Weg sie jedoch an einem nicht so großen, aber doch sehr lebendigen Fluss entlang, welcher die Grenze zwischen den Landschaftszügen bildete. Sein Wasser war so blau wie die schönste Kornblume und so klar wie das reinste Glas. Das junge Mädchen zweifelte, ob so etwas Vollkommenes in der menschlichen Welt überhaupt zu existieren vermochte und unterdrückte das Verlangen, stehen zu bleiben und ihre Hände in dem kühlen Nass zu baden. Doch als sie zum wiederholten Male ein fröhliches Lachen hörte, welches eindeutig aus dem Wasser kam, fragte sie ihren Liebsten: „Was sind das für Wesen?“ Kamijo folgte ihrem Blick und lachte: „Das sind kleine Meerjungfrauen und Meermänner, die den recht seichten Fluss als Spielwiese nutzen. Ihre Eltern halten sich eher in den großen Seen auf!“ „Meerjungfrauen“, hauchte Fee ergriffen und fühlte sich mit einem Schlag in ihre Kindheit zurückversetzt; obwohl sie sehr arm gewesen waren und nicht selten am Hungertuch genagt hatten, so hatte die Mutter ihr immer märchenhafte Geschichten erzählt, so lange, bis die Kirche jene öffentlich verteufelt hatte. Dennoch hatte das junge Mädchen tief in ihrem Innern immer an deren Existenz geglaubt.

Auch der Wald schien sie regelrecht zu verzaubern: Neben dem wärmenden Sonnenlicht, welches golden durch die Bäume fiel, großen, kräftigen scheinbar lächelnden Stämmen, drang ein leises, aber sehr lebhaftes Kichern an ihr Ohr, und bei näherem Hinsehen erkannte Fee winzige Kreaturen mit Flügeln, welche in den Farben des Regenbogens schillerten. In ihren kindlichen Gesichtern spiegelte sich keinerlei Bosheit, sondern eine grenzenlose Verspieltheit. „Sind das wirklich Feen?“, fragte sie Kamijo und streckte schüchtern ihre Hand aus. Der Edelmann lächelte und schaute sich um: „Ja, das sind sie!“ Die kleinen Wesen flogen mittlerweile regelrechte Figuren um sie herum oder ließen sich auf ihren Händen und Schultern nieder. Dabei strahlten sie ein goldenes Licht aus, welches Fee und Kamijo wie eine schützende Aura umgab. „Ich liebe diese Wärme, die von ihnen ausgeht. Jene dringt bis ins Innerste des Herzens vor und hinterlässt dort ein wahres Glücksgefühl“, schwärmte der Edelmann. „Da hast du Recht“, pflichtete sie ihm bei und lachte, als eine kleine Fee versuchte, ihren Finger zu heben, „ich fühle mich hier geborgen!“ „Das freut mich sehr“ Kamijos Lächeln übertraf beinahe das Strahlen der Sonne, und sanft küsste er Fees Lippen: „Ich bin so froh darüber, dass du dich davon nicht abschrecken lässt, sondern Gefallen daran findest.“ Das junge Mädchen erwiderte den Kuss bevor sie sagte: „Ich verstehe die Menschen nicht; hier ist es schöner als das Paradies jemals sein könnte!“ „Menschen sind, bis auf wenige Ausnahmen, nicht für Fremdes geschaffen“, entgegnete der Edelmann in einer Mischung aus Verbitterung und Melancholie.

Sie ließen den Wald hinter sich und gingen über eine scheinbar endlose Wiese, auf der Wildblumen in allen Farben und Formen wuchsen. Jene standen so dicht beieinander, dass ihre Blüten ein regelrechtes Farbenmeer bildeten, während ihr Duft jeden Wanderer in einen regelrechten Nebel hüllte. Ehe Fee etwas sagen konnte, fesselten zwei Elfen, welche zielstrebig auf sie zukamen, ihre Aufmerksamkeit. Es waren ein Mann und eine Frau; beide hatten langes, silbern glänzendes Haar und waren von schlankem, aber dennoch kräftigem Wuchs. Das junge Mädchen wusste, dass ihre eisblauen und seine giftgrünen Augen in unendlichem Zorn erstrahlen konnten, wobei sie Fee gütig und neugierig musterten und sie sich ehrfurchtsvoll verbeugten, ehe Kamijo das Wort an sie richtete: „Es ist eine Weile her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.“ Sein Lächeln war mehr als freudig. „Meine Grüße, Prinz; ich freue mich, Euch wieder zu sehen!“ Würdevoll küsste die weibliche Elfe seine Hand; dabei streiften sowohl ihr wallendes Kleid, das in einem Libellenflügeln ähnlichen Farbwechsel zwischen blau und gold schillerte, sowie ihre Haare den Boden. „Es ist uns eine Freude, Euch nach dieser langen Zeit wieder bei uns zu haben“ Auch der männliche Elf küsste Kamijos Hand; seine Rüstung bestand aus vorwiegend weiß-blauem Kristall und das Sonnenlicht reflektierte sich darin.

Das junge Mädchen schluckte; diese Wesen waren fremd und doch so vollkommen. „Ich danke euch beiden“, lächelnd wandte Kamijo sich Fee zu, „das sind Lyndwyn“, seine Hand deutete auf die Frau, „und Celethir“, ein kurzer Blick auf den Krieger, „sie sind stellvertretend für den Schutz und die Ordnung meines Reiches zuständig und haben mir gute Dienste geleistet. Ihnen gebührt mein vollstes Vertrauen!“ Das junge Mädchen spürte ihre durchdringenden Blicke auf sich und errötete, „ich freue mich, euch kennen zu lernen“, ein wenig unbeholfen knickste sie. Lyndwyn und Celethir wechselten einen Blick, in dem jedoch kein Spott zu lesen war; beruhigend legte der Krieger seine Hand auf Fees Schulter: „Die Freude ist ganz unsererseits, Prinzessin“, sein Gesicht strahlte vor Freude. Das gesamte Königreich der Elfen hatte gespürt, dass ihr von allen geliebter Prinz mit seiner Suche erfolgreich gewesen war; endlich, nach einer mehr als langen Zeit hatte das Land seine Prinzessin gefunden. „Prinzessin?“, Fees Gesichtsfarbe wurde dunkelrot und ihr Blick wanderte irritiert zu Kamijo. „Weil du zu mir gehörst“, lachte dieser leise, „ich hoffe, es stört dich nicht!“ „Ach so… nein“, jetzt musste auch sie lachen“, es ist nur etwas ungewohnt.“ Ein neckischer Kuss auf die Wange folgte.

Blumentanz

Auch die beiden Elfen fielen in das Lachen ein. „Nun kommt“, sprach Lyndwyn, die bisher geschwiegen hatte und stellte sich schwesterlich an Fees Seite. „Wir wollen Euch zum Schloss führen!“ Während sie gingen, begann die Sonne allmählich hinter den scheinbar unendlichen Bergen zu versinken und es wurde merklich leiser. Je näher das märchenhafte Schloss kam, desto mehr weiteten sich Fees Augen: Das imposante, riesige Bauwerk schien nicht aus Stein, sondern aus reinem Glas zu bestehen. Jenes schillerte im Dämmerlicht violett-silbern und erst am Boden wurde es zu tiefem, aber dennoch beruhigendem Schwarz. Die insgesamt sechs Türme waren von unterschiedlicher Höhe, ähnelten sich jedoch durch ihre kugelförmige Spitze und die großen Fenster. Kamijo schien ihre Gedanken erraten zu haben: „Mein Zuhause“, in seiner Stimme lag eine Spur Ehrfurcht und ein großes Maß an Liebe. Es ist… atemberaubend“, pflichtete das junge Mädchen ihm bei, während Lyndwyn und Celethir sie durch das goldene Eingangstor führten. Alle Stimmen und Tätigkeiten schienen minutenlang unterbrochen zu werden als der Edelmann mit seiner Liebsten erschien und gefühlte tausend Augenpaare auf ihnen ruhten. Jedoch war es nicht dieses unangenehme Starren, welches Fee aus der Menschenwelt kannte, sondern ein freundliches, warmherziges Betrachten. „Sie freuen sich über deine Ankunft“, erklärte Kamijo und ließ spielerisch einige Haarsträhnen durch seine Finger gleiten. „Als Kind habe ich mir immer gewünscht, dass solche Märchenwelten tatsächlich existieren würden“, sagte Fee und widmete ihre Aufmerksamkeit kurzzeitig einem kleinen Halblingsmädchen, welches neugierig an ihrem Rocksaum zupfte.

Diesen Augenblick nutzte Lyndwyn, um dem Edelmann eine wichtige Frage zu stellen: „Werdet Ihr dem Mädchen einen Antrag machen, Herr?“ Als Antwort nickte Kamijo sanft: „Schon bald werde ich es tun!“ Beinahe wären seine Worte im allgemeinen Gelächter untergegangen, da mehrere sich Halblinge um das junge Mädchen geschart hatten und wild und ausgelassen um sie herum tanzten. Nur die hoch gewachsene Elfe blieb ernst: „Tut es noch heute Nacht!“ Ihre Stimme klang ungewohnt eindringlich und sogar ein wenig furchtsam. Kamijo begegnete ihrem Blick: „Gibt es einen bestimmten Grund, warum es damit so eilig ist?“, fragte er, „wobei ich deiner Bitte mit Freuden nachkommen möchte: Liebe wartet nicht gerne!“ „Wir alle haben Eure ewig scheinende Suche hautnah miterlebt und wir gönnen Euch das Glück von ganzem Herzen. Aber zugleich seid Ihr, infolge dieser beschwerlichen Suche, mehr aus dem Schatten getreten als es wohl beabsichtigt war. Ihr seid in der menschlichen Welt kein Fremder mehr und langsam, aber stetig wittern sie Euer Geheimnis. Von daher ist es an der Zeit, das Tor endgültig zu schließen!“ Der Edelmann nickte; der unliebsame Vorfall mit Machi hatte gezeigt, dass entsprechende Gerüchte bereits im Umlauf waren. Halbwahrheiten, geboren aus Unwissen und Furcht - und gerade deswegen so gefährlich. „Wir werden Euch auf keinen Fall enttäuschen“, versicherte er, auch wenn sein Lächeln etwas gequält wirkte. Warum verabscheuten die Menschen etwas, nur weil sie es nicht kannten?
 

Celethirs angenehme Stimme unterbrach das Gespräch: „Wie Ihr seht, Prinz, ist hier alles in Ordnung, auch haben wir Euer Gemach jeden Tag für eine mögliche Rückkehr vorbereitet. Für Euren Gast ist ebenfalls gesorgt!“ Kamijos Lächeln wurde erneut weicher; es tat gut zu wissen, dass man sich, gerade in schwierigen Zeiten, auf seine Leute verlassen konnte. „Vielen Dank“, erwiderte er und schlug dem Elfen kurz auf die Schulter, „aber der Abend ist noch jung und ich möchte Fee gerne ein bisschen herumführen!“ Deren Augen funkelten wie Edelsteine als Kamijo ihr galant seinen Arm reichte und der Gang durch das Märchen, wie das junge Mädchen es insgeheim nannte, beginnen konnte. Je länger sie durch das atemberaubende Gebäude schritten, desto mehr Verwunderung erwachte in Fees Herzen: Nicht nur, dass jedes noch so winzige Detail, von den geradezu perlweißen Wänden mit ihren golden glänzenden Stuckverzierungen bis zu den verschiedensten Farben und Ornamenten schillernden Böden, von einzigartiger Schönheit erfüllt zu sein schien. Jeder Raum besaß einen ganz eigenen Zauber wie durchsichtige, riesengroße Fenster, durch welche man das Geschehen draußen beobachten konnte wie durch eine Glaskugel. Oder tanzten bunte Schatten aus längst vergangener Zeit um sie herum, die jeden Besucher mit Späßen und Scherzen erheiterten. Von einem Raum mit einer hohen purpur-gold bemalten Eingangstür blieb Kamijo kurz stehen: „Nun zeige ich dir meinen persönlichen Raum der Gefühle.“

Er öffnete die Tür und gemeinsam betraten sie einen Raum, in welchem Musik körperlich greifbar schien. Neben den zahlreichen Instrumenten wie Klavier, Harfe und Panflöte erfüllte ein leichter Hauch von Tönen die Wände und formte dabei verschiedene Stimmungen oder auch Bilder. Vertraut und wie von einer unsichtbaren Hand gelenkt drehte sich das junge Mädchen einmal im Kreis, ehe ihr Blick auf die Harfe fiel. Jene war aus dunklem Holz gefertigt und mit kostbaren Schnitzereien verziert. Ihre Saiten schienen aus purem Gold zu bestehen. Sie wandte sich um: „Spielst du?“ Kamijo lachte etwas verlegen: „Ja, das tue ich, auch wenn das letzte Mal schon ein wenig zurückliegt!“ Ein leicht freches Grinsen zierte Fees Mundwinkel: „Spiele für mich, mein Prinz!“ Kamijo grinste ebenfalls und seine Augen blitzten schelmisch; formvollendet nahm er Fees Hand und hauchte einen winzigen Kuss darauf. „Wie du wünschst, meine Prinzessin!“ Der Edelmann setzte sich auf einen Hocker und begann, liebevoll über die Saiten zu streichen. Es war keine bestimmte Melodie und dennoch harmonisierten die Klänge perfekt, nach und nach schienen sie jedes andere Empfinden zu verbannen.

Als Kamijo hingebungsvoll die Augen schloss, begannen wie auf ein Zeichen hin Wildblumen in den Raum zu strömen. Sie schienen aus dem Nirgendwo zu kommen, und verträumt fing das junge Mädchen einige von ihnen auf, ehe sie sich selbst im Takt der Musik zu bewegen begann. Die zahllosen Blüten wirbelten dabei um sie herum wie ein zügelloser Sturm, und doch war es wie eine tröstende Umarmung. Von ihrem fröhlichen Gelächter angeregt öffnete Kamijo die Augen und betrachtete ihren Tanz, welcher sein Herz mit unbändiger Freude erfüllte. Fees Ausstrahlung, Herzenswärme und Offenheit schienen einfach nicht von dieser Welt zu sein und viel zu lange hatte seine Suche nach diesem ungewöhnlichen Menschen gedauert. Als der letzte Ton verklungen war, kniete das junge Mädchen neben Kamijo auf dem Boden und schmiegte sich vertrauensvoll an ihn. Dieser strich ihr zärtlich übers Haar: „Du tanzt wunderbar!“ Errötend hob Fee den Kopf und schaute ihn an: „Ich danke dir!“ „Dich dabei zu betrachten, verleiht der Musik noch einmal einen ganz besonderen Zauber; ich habe es so vermisst!“ Fee erhob sich und küsste ihn, von Gefühlen überwältigt. Sie wusste, sie hatte sowohl ihre große Liebe als auch die Heimat ihres Herzens gefunden. Eine Rückkehr in die Menschenwelt war schon jetzt unmöglich; viel zu grausam schien sie im Vergleich zu diesem wunderbaren Ort. An die unvorhersehbare Gefahr, in welcher Kamijo dort schwebte, wollte sie gar nicht erst denken.

Jener erwiderte den Kuss, ehe seine schwarzen Flügel aus dem Rücken sprossen. Zeitgleich erfüllte ein nahezu festlicher Elfengesang den Raum. Kamijo wusste sehr wohl, was das bedeutete. „Der Moment ist in der Tat perfekt“, dachte er, kniete vor dem jungen Mädchen nieder und hauchte einen zärtlichen Kuss auf ihre Handfläche, bevor ihre Blicke sich wieder trafen. „Fee, wir kennen uns noch nicht lange, doch habe ich es von dem Moment an gewusst, als du mir sagtest, dass dir meine Macht keinen Schrecken einjagt und du trotzdem hinter mir stehen würdest. Du bist die Frau, auf die ich solange habe warten müssen und die ich nie wieder verlieren möchte. Willst du auch weiterhin als Prinzessin und zukünftige Frau an meiner Seite weilen?“, sprach er langsam. Um sie herum war es ganz still geworden, denn jeder Einzelne im Königreich wartete mit Spannung auf die Antwort der jungen Frau. Nur der leise Gesang einiger Elfen schwebte nach wie vor in der Luft. Selbst der disziplinierte Celethir beobachtete das Geschehen in einem Anflug von Neugierde. Fee selbst starrte ihren Liebsten zuerst nur fassungslos an, bevor ein sanftes Lächeln über ihr Gesicht wanderte; es schien alles wie ein Traum und doch war es wirklich. Tränen der Freude liefen über ihre Wangen: „Kamijo, schon vom ersten Augenblick an spürte ich eine unendliche Vertrautheit zwischen uns und es ist mir vollkommen gleichgültig, was du bist. Auch mit deiner Macht liebe ich dich über alles: Ja, ich will!“ Kaum hatte sie jene bedeutungsschweren Worte gesagt, schien das ganze Schloss in einem einzigen Jubelschrei zu erbeben. Auch Celethir strahlte und verbeugte sich würdevoll vor seinem Prinzen und der zukünftigen Prinzessin, um seine Glückwünsche auszudrücken. Kamijo konnte sein Glück kaum in Worte fassen; überschwänglich und von euphorischen „Wir haben eine Prinzessin!“- Rufen begleitet, hob er das junge Mädchen einfach hoch und wirbelte sie herum. Jene Drehung mündete schnell in einen Tanz, wobei der Prinz seine Liebste immer wieder an sich zog, um ihr die Tränen von den Wangen zu küssen. Im Gegenzug strich sie durch seine langen Haare: „Nichts wird uns mehr trennen können!“ „Niemals mehr“, flüsterte er zurück und verdeutlichte seine Worte durch einen leidenschaftlichen Kuss, woraufhin Fee die Arme um seinen Nacken schlang. „Wir sollten unsere Verlobung und die anschließende Hochzeit feiern, meinst du nicht auch?“, fragte er. Sie nickte und in der nächsten Sekunde standen einige Bedienstete um sie herum, welche auf ihre Anweisungen warteten. Kamijo machte lediglich einige Andeutungen, da er den Rest ihrem Einfallsreichtum überlassen wollte. Fee lachte; das eifrige Treiben der Elfen sah mehr als herzallerliebst aus. Sie lehnte ihren Kopf an Kamijos Schulter: „Ich hatte nie damit gerechnet zu heiraten, mein Leben bestand bis vor Kurzem nur aus Arbeiten und dem Ziel, am Ende des Tages satt zu sein.“ „Auch ich habe meine Suche bald für utopisch gehalten. Doch andererseits erfährt man manchmal auch, wie schnell sich alles zum Guten wenden kann!“ Sanft streichelte sie seine Wange: „Du hast gedacht, dass niemand dich lieben könnte, nicht wahr? Nur weil du ein Feenprinz bist.“ Er nickte: „Aber du hast mich eines Besseren belehrt und bin ich dir auf ewig dankbar!“ „Und ich bin dir dankbar dafür, dass du mein freudloses Leben erleuchtet hast, mein Prinz!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  Nagato_Pain
2014-08-24T19:11:41+00:00 24.08.2014 21:11
Soo und nun wieder weitergelesen...
das Kapitel mit dem Picknick mag ich auch sehr!
bin schon gespannt auf die nächsten
Von:  Nagato_Pain
2014-08-24T18:58:41+00:00 24.08.2014 20:58
Das Kapitel hast du auch wieder schön geschrieben :)
mit Emiru gefällt mir ebenfalls sehr gut
hast immer gute Ideen dabei x3
Von:  Nagato_Pain
2014-08-21T19:59:48+00:00 21.08.2014 21:59
Ein Tanz mit Kamijo *.*
ich muss ganz ehrlich sagen ich kann mich in dieser FF hineinfühlen
es ist nicht bei jeder so
und vorallem kann ich mir alles bildlich im Kopf vorstellen!
Antwort von:  Asmodina
25.08.2014 19:22
Danke dir^^
Von:  Nagato_Pain
2014-08-21T19:46:32+00:00 21.08.2014 21:46
Oh man das erste kapitel...
was soll ich sagen?
es war einfach toll^^ und ich bin gestern daran hängen geblieben
*drop*
nun werd ich öfters lesen!
*lach*
einfach nur spannend und mir gefällt es wie du kamijo schreibst
Von:  Nagato_Pain
2014-08-20T14:27:21+00:00 20.08.2014 16:27
Das Prolog gefällt mir schon mal sehr gut...
*nun zu den nächsten Kapitel springt*
Antwort von:  Asmodina
20.08.2014 17:14
Danke dir <3
Von: abgemeldet
2012-07-20T06:56:22+00:00 20.07.2012 08:56
wie süß, ich liebe die Idee des "Hofnarren" Emiru ^^ wie er hinterherspioniert... ^o^
aber lass dir nicht zu lange Zeit mit dem Zusammenbringen *ungeduldigMitDemFingerAufDenTischTrommel* -.- ^^
immer weiter so! ^o^ *flöt*
Von: abgemeldet
2012-03-28T18:04:09+00:00 28.03.2012 20:04
wundervoll, diese Epik... und wie du Kamijo beschreibst, als wahren Traumprinzen (diese Haare, diese Augen... *schmacht* hehe, du kennst mich ^^")
sehr schön, zum entspannten Zurücklehnen und Genießen genau das Richtige, du hast mir den Abend gerettet, weiter so!
ich bin schon ganz gespannt ^^


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