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Knockin on Hells Door

von

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Es war heiß, verdammt heiß unter seinem schweren Helm. Und stickig.

Mit einem lauten Krachen schmetterte der Phasenstreitkolben den nächsten Dämon beiseite. Es war eines dieser widerlichen Viecher die wie eine verdrehte Mischung aus Mensch und Gürteltier aussahen. „Chaoskeiler“ nannten die Cabalisten sie.

Der Templer Finnley Jameson, von allen nur „Tank“ genannt, nannte sie „Mistviecher“ aber das war für ihn schon mehr ein genereller Sammelbegriff für Dämonen allgemein als für eine bestimmte Sorte. Der Hüter rammte dem nächsten Chaoskeiler seinen schweren Turmschild ins Gesicht und beendete seine Existenz auf dieser Ebene mit einem wuchtigen Abwärtsschwinger seiner Waffe. Es musste bestimmt der fünfzigste Dämon sein den er in der letzten Stunde erschlagen hatte. Oder waren es nur zehn Minuten gewesen? Er hatte das Zeitgefühl fast komplett verloren. Die Mystikschilde seiner Rüstung flackerten auf und eine grelle Explosion zog Tanks Aufmerksamkeit auf sich. Was war das nun wieder? Wieder Explosionen, die magischen Schutzfelder die den Templer abschirmten leuchteten hell auf und brachen zusammen. Nun lag nur noch die dicke Rüstung zwischen den Klauen der Dämonen und dem verletzlichen Fleisch des Templers. Da! Keine zwanzig Meter von Tanks Position entfernt hockte einer dieser Dämonen die aussahen als hätten sie einen Tintenfisch als Kopf auf einem Autowrack. „Teufelsscharfschützen“ war ihre Bezeichnung wenn Tank sich richtig erinnerte. Diese Biester setzten bevorzugt Schusswaffen im Kampf ein, hauptsächlich diese merkwürdigen, halb lebendigen Dinger die laut der Cabalisten schon eine Art

Sub-Dämon an sich waren aber manchmal benutzten sie auch Waffen die sie gefallenen Überlebenden abgenommen hatten. Dieser Teufelsscharfschütze hielt einen dieser Raketenwerfer Model „Dreizack“ in seinen Pranken. So einen hatte Tank schon mal in Spittfires Arsenal gesehen. Diese Teile feuerten wie eine Art Schrotflinte einen ganzen Schwarm Miniaturraketen ab. Ziemlich verheerend. Der Templer lächelte grimmig als er sich an die Jägerin erinnerte. Er und Spittfire kannten sich seit den ersten Tagen, hatten gemeinsam als Kinder in den Gängen und Hallen der Salisbury U-Bahn Station gespielt in der sie aufgewachsen waren. Jetzt, zweiundzwanzig Jahre später stand er mitten in den Ruinen der einstigen Weltmetropole London, die jetzt nicht mehr als ein versifftes Nest für Dämonen war, kämpfte um sein Leben und wartete darauf das die Jägerin mit Verstärkung zurück kam wie sie es versprochen hatte. Er wartete seid dieser eigentlich simple Routinekontrollgang außerhalb der Station zu einem ausgewachsenen Straßenkampf und der bis dahin noch recht angenehme Tag zu einem riesigen Fiasko geworden war. Die letzten Worte der Jägerin bevor sie ihr thermooptisches Tarnsystem aktiviert hatte und verschwunden war hatte er noch im Ohr. „Halt durch Großer, ich bin bald wieder da.“ Der Dämon legte wieder auf Tank an. Zähneknirschend ging der Hüter hinter seinem Schild in Deckung. Theoretisch müsste der palladiumverstärkte Panzerstahl ein oder zwei direkte Treffer mit dem Raketenwerfer überstehen. Theoretisch. Die Raketensalve hämmerte gegen den Schild und die Explosion erschütterte den Templer bis auf die Knochen, seine Ohren klingelten trotz der akustischen Filter in seinem Helm und durch die Schockwelle wurde ihm übel aber der Schild hielt. Der Rauch verzog sich und ein lädierter aber immer noch lebendiger Templer hob seinen Kopf über den Rand seines Schilds. Er wusste dass diese Raketenwerfermodelle eine recht hohe Nachladezeit hatten. Das war seine Chance. Obwohl Tank als Hüter eher einen defensiven Kampfstil bevorzugte konnte er auch in der Offensive massiv austeilen.

Adrenalin schoss durch seinen ganzen Körper als sich Finnley „Tank“ Jameson in Bewegung setzte. Er nutzte die gesamte Masse seiner dämonenblutverkrusteten, gut und gern vierzig Kilo schweren Rüstung inklusive der unterstützenden Servosysteme und seines eigenen Körpergewichts um die verbliebenen Chaoskeiler die zwischen ihm und dem Teufelsscharfschützen standen Schild voran aus dem Weg zu schieben. Der dämonische Schütze gab einen überraschten Laut von sich als mehr als hundertfünfzig Kilo wütender Templer gegen das Autowrack krachten und es umwarfen. Der Dämon verlor seine Waffe und rollte quiekend über die Schutt übersäte Straße. Verwirrt blinzelnd sah er auf als ein Schatten auf ihn fiel. Die herabsausende, von violetter Energie umgebene Keule des Templers war das letzte was der Teufelsscharfschütze sah bevor sein Tintenfischschädel in den rissigen Asphalt gehämmert wurde.

Tank befreite seine Waffe aus dem Straßenbelag und sah sich um. Er war immer noch umringt von diesen widerlichen, gürteltierartigen Dämonen und es wurden immer mehr. Sie krochen aus Seitenstraßen, den Resten zerstörter Häuser, offenen Abwasserkanälen und aus leuchtenden Beschwörungskreisen die wie aus dem Nichts überall aufflammten. Tank zischte verächtlich und lehnte seinen Streitkolben auf seine Schulter um Kraft zu sparen. Sollten sie doch kommen, er würde ganz bestimmt nicht weglaufen. Trotzdem könnte die Verstärkung langsam eintrudeln.

Die Chaoskeiler zogen vorsichtig den Kreis um Tank zu, wie ein Rudel Wölfe das mit einem Bären kämpft. Sie hatten gelernt dass die Waffe des Templers den Tod bedeutete aber auch er konnte sie nicht alle abwehren wenn sie aus mehreren Richtungen angriffen. Die Dämonen gaben eine merkwürdige Mischung aus Schnattern und Grunzen von sich. So kommunizierten sie. Tank legte genervt den Kopf schief. Was gab es da groß zu palavern? Legten die Viecher sich einen Angriffsplan zurecht oder erzählten sie sich gegenseitig nur einen Witz? Ein rascher Blick auf das HUD seines Helms verriet ihm das es noch eine ganze Weile dauern würde bis seine Mystikschilde sich regeneriert hatten und seine Rüstung würde auch nicht ewig den Krallen und Zähnen der Keiler standhalten.

Schlagartig kam Leben in die Meute. Die kleineren Dämonen stoben auseinander als ein besonders großer Beschwörungskreis in ihrer Mitte aufflammte. Tank musste schlucken als er den Dämon sah der sich daraus erhob. Er war mindestens drei Meter groß, schwarze Chitinplatten schützten seinen Körper in einer Parodie der Templerrüstung und aus seinem Kopf bogen sich zwei lange Hörner in die Luft. Das musste der Vater aller Chaoskeiler sein.

Der Chaoskeiler Despot zeigte mit seiner Pranke auf Tank und gab ein markerschütterndes Brüllen von sich. Sofort stürzten seine kleineren Verwandten sich auf Tank, ihre golfballgroßen, milchweißen Augen von wildem Zorn erfüllt. Tank schwang seinen Streitkolben in einem weiten Bogen und zermalmte drei Dämonen gleichzeitig. Er musste nicht mal wirklich zielen da sich die kleineren Dämonen wie im Wahn auf ihn warfen, alle Vorsicht fahren lassend. Klauen hämmerten gegen seinen Rücken, seine Arme und Beine, seinen Helm. Die Chaoskeiler warfen sich auf den Hüter wie rasende Ameisen, bissen und krallten um sich. Tank spürte wie das Gewicht der Masse zunahm. Er knickte ein. Nein, das durfte er nicht. Sobald er einmal am Boden lag war er verloren! Tank hatte das schon oft genug erlebt. Ein Rudel kleiner Dämonen nagelte einen Mensch am Boden fest und ein Primus erledigte dann den Mensch und die Dämonen in einem Aufwasch. Kollateralschäden waren diesen Monstern scheinbar unbekannt. Sämtliche Warnleuchten von Tanks HUD bombardierten ihn mit Alarmsignalen. Als ob er sich dessen nicht bewusst wäre. Wenn er doch nur…

Plötzlich fegte eine Hitzewelle über ihn hinweg. Hatte der Chaoskeiler Despot angegriffen? Nein, da war irgendwas mit dieser Hitze. Er hörte die Dämonen kreischen und spürte wie sie von ihm abfielen wie Herbstlaub. Er stand auf und sah sich. Die letzten Chaoskeiler zerfielen grade zu Flugasche, zerfressen von knisternden blauen Flammen.

„Hast du mich vermisst Kumpel?“ Tank suchte nach der Quelle der Stimme die ihm so vertraut war. Etwas hinter ihm hockte die Jägerin Spittfire bequem auf einem Schutthaufen, noch immer eine Impulsgranate in der Hand. „Das wurde auch langsam Zeit verdammt!“ maulte Tank während Spittfire ihre Position verließ und gemütlich zu ihm herüber schlenderte. Ihr schlanker Körper war komplett unter einer Rüstung in einem matten grauen Tarnmuster verborgen der sie mit der zerstörten Stadt verschmelzen ließ wenn sie vollkommen reglos verharrte. Neben der glatten Gesichtsplatte ihres Helms leuchtete ein Laservisier in hellem Blau. „Tut mir leid Großer, ich musste einen Umweg nehmen.“ erwiderte die Jägerin und zog die beiden überschweren Pistolen die in den Halftern an ihrer Hüfte hingen „Aber wies aussieht bin ich grad rechtzeitig für die Party wieder da.“ Dabei aktivierte sie die magnetischen Beschleunigerschienen der Railpistolen und zeigte auf den Dämon.

Der Chaoskeiler Despot machte einen ungehaltenen Eindruck. Er war es scheinbar nicht gewohnt das Menschen bei seinem Anblick so ruhig blieben. Aber das konnte er ja ändern. Er riss eine Pranke in die Luft und um seine Füße flammte ein riesiger Beschwörungskreis auf. Er würde diese jämmerlichen Menschen unter seinen Lakaien begraben und ihre Körper mit Höllenfeuer zu Asche verbrennen bevor er ihre Seelen verschlingen würde. Die Luft flimmerte vor magischer Energie, der Primus brüllte triumphierend. Aber dann verpuffte die Energie im Nichts. Der Dämon grunzte verwirrt.

Tank war ebenfalls etwas verwirrt. Aber als eine weitere Stimme durch die Luft schnitt legte sich das aber schlagartig. „Bin ich noch rechtzeitig?“ „Call!“ Bequem im Damensitz auf ihrem großen Carnagor Astaroth reitend tauchte die kleine Cabalistin aus einer Seitengasse auf und kam neben Tank und Spittfire zum Stehen. Wie sie es immer schaffte so leise zu sein obwohl ihr Reitdämon praktisch nur aus metallischen Panzerplatten bestand war dem Templer ein Rätsel. Hatte vermutlich etwas mit der merkwürdigen Magie der Beschwörerin zu tun. Call rollte einen ihrer Zöpfe um den Finger und lächelte charmant. „Der Große da wollte eben noch eine ganze Menge mehr seiner kleinen Minions rufen aber ich habe seine Energie eine Weile blockiert. Das war doch in Ordnung?“ Tank sah zu ihr. „Ich dachte du kannst Dämonen nur herbeirufen und kontrollieren? Seit wann kannst du ihre Magie blockieren?“ Die Cabalistin schenkte dem Templer ein charmantes Lächeln und an der Art wie sich ihre Augenbrauen bewegten konnte Tank erkennen das Call ihn grade anzwinkerte. Ihre Augen waren wie immer unter einer dicken Augenbinde aus Leder verborgen das mit mystischen Runen beschrieben war. „Och, das ist im groben Grundprinzip dasselbe. Ich musste nur mithilfe meiner eigenen Magie den Fluss der Magie des Dämonen ein wenig umlenkten sodass ein Wirbel im Fluss entstand der die Richtung der beschworenen Macht in eine vollkommen andere Richtung gelenkt hat.“

Unvermittelt brüllte der Chaoskeiler Despot auf und machte Anstalten auf die Jägerin, den Templer und die Cabalistin los zu stürmen. Spittfires Pistolen jaulten auf und jagten zwei .50er Kaliber Kugeln in den Kopf des Primus. Mystikschilde flackerten auf und ließen das erste Geschoß wirkungslos abprallen aber das zweite durchschlug die geschwächte Abwehr und fand sein Ziel. Schmerzgepeinigt heulte der Dämon auf als sich das speziell auf Dämonen abgestimmte Geschoß in die dicken Chitinplatten und das darunter liegende Fleisch bohrte. Tank grinste unter seinem Helm und setzte sich mit langen Schritten in Bewegung. „Ok Ladys, genug geschwatzt, der Tanz beginnt.“ Seinen Streitkolben hoch erhoben stürmte er den Dämon entgegen der grade seine Fassung wieder gewann und dem angreifenden Templer seinen Zorn entgegen brüllte.

„Für die Lebenden!“

Spittfire und Call stimmten in den Schlachtruf des Templers ein und folgten ihm dichtauf.



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