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Ich lebe

von

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OS

Überglücklich verließ der Mann, in einem zarten Alter von 21 Jahren, das Juweliergeschäft.

Normalerweise hatten Männer eine Ablehnung gegen Schmuckgeschäfte, da sich ihre Frauen etliche Stunden in ihnen aufhalten konnten. Selbst, wenn sie nichts kauften.
 

Doch dieser junge Mann, namens Takeru, lächelte immer noch. Freudestrahlend steckte er das kleine Kästchen, in dem sich eine Kostbarkeit von einem Ring verbarg, in seine Manteltasche.

Denn der Braunhaarige dachte anders: Er wollte seiner Freundin etwas Besonderes schenken. Nicht einfach nur irgendeinen Ring, sondern einen weißgoldenen Verlobungsring. Takeru wollte damit seine Liebe zu Alice beweisen, denn sie hatte, so wie er, die Hoffnung nie aufgegeben und somit hatte er überlebt.
 

Ja, Takeru hatte den Tod überlebt.
 

Alice war wirklich ein Geschenk des Himmels. Nur durch sie hatte Takeru die Kraft gehabt, gegen den Tumor anzukämpfen. Obwohl es so schlecht für ihn aussah. Der Gehirntumor saß so ungelegen, dass er inoperabel war, nur eine Chemotherapie konnte ihn zum Schrumpfen bringen.
 

Anfangs sah es anders aus: Die Therapie zeigte keine Wirkung und so wurde die Dosis erhöht, die dann endlich auch von Erfolg gekrönt war. Vier lange Jahre lang hatte er, gegen den bösartigen Tumor in seinem Gehirn, gekämpft und schlussendlich gesiegt.

Seine Familie und Freunde wandten sich von ihm ab. Sie glaubten nicht mehr daran, dass er überleben würde, da die Chemotherapie anfangs nicht erfolgreich war.
 

Welch ein Irrtum.
 

Jetzt strahlte Takeru über das ganze Gesicht, beinahe so, als wäre er selbst der kleine Diamant, der im Ring eingefasst war. Er war sich ziemlich sicher, dass er mit Alice ein glückliches Leben haben könnte. Ja, sogar an Kinder hatte er schon gedacht.
 

Das wäre zwar demnächst nicht möglich, wegen der vielen Nebenwirkungen der Medikamente, die er noch nehmen müsste. Davon ließ sich Takeru aber nicht abbringen. Er stellte sich kleine Mädchen mit platingoldenen Haaren vor, die genauso schön waren, wie ihre Mutter. Doch Alice würde für ihn immer die schönste Frau sein, mit ihren braunen und gutmütigen Augen, ihrer kleinen geraden Nase und ihrem kleinen Schmollmund.
 

Bei diesen Gedanken schmunzelte Takeru, als er an einen Streit zurückdachte. Er wollte ihr vor drei Jahren eine neue Chance geben: Alice sollte ihn gehen lassen und einen anderen Mann finden, der sie liebte und der sich um sie kümmerte.
 

Doch die junge Frau hatte mit einem Lächeln abgelehnt. »Ich werde nie wieder so einen Mann, wie dich finden und lieben lernen können!«, hatte sie ihm laut und deutlich begründet.

Seitdem waren beide unzertrennlich und hatten gemeinsam den Kampf gegen den Tumor aufgenommen.
 

Pfeifend schlenderte Takeru an der Arztpraxis vorbei, die ihm heute die erfreuliche Nachricht offenbart hatte. Es war Ironie des Schicksals, dass der Juwelier sich in der Nähe der Arztpraxis befand. Doch ihn kümmerte es nicht mehr.
 

Einige Nachuntersuchungen würde es zwar noch geben, doch Takeru war weiterhin sorgenfrei. Schließlich hatte er den Auswuchs besiegen können, auch wenn es ihn vier Jahre gekostet hatte.

Dennoch war er voller Glück und würde dies jetzt mit Alice teilen, schließlich war er auf dem Weg zu ihr. Nur noch zwei Straßen trennten sie.
 

Zügig lief Takeru über die Straße, die schon lange Grün anzeigte. Er wollte so schnell wie möglich zu ihr und eine rote Ampel konnte er sich in seiner Eile nicht leisten.

Aus den Augenwinkeln sah er schon ein rotes Auto auf sich zu rasen.

‚Es wird sicher halten, schließlich hat der Fahrer Rot.‘, dachte sich Takeru.
 

Doch dies tat es nicht.
 

Der junge Mann wurde frontal getroffen, krachte auf das Autodach und schlug schließlich auf dem harten Asphaltboden auf.
 

Warm und rot, floss das Blut auf die Straße und verteilte sich.

Rötlich verfärbte sich der Blick von Takeru, als das Blut über seine Augen lief.
 

Er blinzelte, versuchte klar zu sehen. Doch er schaffte es nicht.

Der junge Mann hörte nur noch, wie der rote Mazda mit quietschenden Reifen davonfuhr.

»Alice!«, krächzte er mit leiser, brüchiger Stimme. »Ich bin gleich bei dir!«

Takeru kämpfte gegen die aufkommende Schwärze an, die ihn zu übermannen versuchte. Er hörte nur noch das schnelle Pochen seines eigenen Herzens, spürte die Taubheit des Körpers und die Schmerzen, die sich langsam aber stetig ausbreiteten.
 

Dennoch gelang es ihm, bei Alice Anblick, welcher sich hinter seinen Augen bildete, zu lächeln.

Ich lebe, Alice und werde gleich zu dir kommen!‘, dachte er. ‚Warte auf mich!‘
 

Lächelnd schloss er endgültig die Augen und bemerkte selbst die Rettungssanitäter nicht mehr, die vergeblich versuchten ihn zu stabilisieren. Dabei waren sie schnell vor Ort gewesen.

Letztendlich setzte Takerus Herz für immer aus und es begann leise zu regnen.

Das kleine Schmuckkästchen lag, leicht geöffnet, wenige Zentimeter von ihm entfernt.

Im sanften Regen und den letzten Sonnenstrahlen, funkelte der Ring ein letztes Mal auf, bis er für immer verblasste.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-05-03T17:10:05+00:00 03.05.2012 19:10
WOW - das war echt überraschend....da hat er trotz seines tiefes sein leben und sein glück wiedergefunden und gefunden...und alles schien so märchenhaft nun zu werden und dan von eine auf die nächste sekunde...verblasst er ring...

leider ist so vieles real...man macht alles richtig, achtet auf den verkehr oder das leben, sport-essen-freunde.etc...und irgendein "Depp" kommt und entreißt diese spur...

ich finde die ausschreibung und den inhalt fabelhaft und wenn dir dein notengeber/in keine eins gegeben hat, weiss ich auch nicht weiter!

sehr gut gemacht ria <3


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