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Loving You Is Killing Me

Liebe auf den letzten Blick
von

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I_immer

Peter hängt in der Pause immer mit zwei Mädchen herum. Loana und Selena. Anfangs haben wir alle gedacht, sie sind lesbisch, weil sie unzertrennlich sind. Sie hängen auch extrem aneinander und machen alles gemeinsam. Nach einiger Zeit haben sich die Gerüchte gelegt. Wie es scheint, sind sie wirklich nur gute Freundinnen.

Von meinem Platz aus, kann ich die Drei nur allzu gut beobachten. Ich bin eher ein Außenseiter. Ich bin nun mal ein guter Zuhörer und wenn man nicht so viel redet, denken die Meisten sofort, mit dieser Person ist einfach nichts anzufangen. Na und? Ich brauche nun mal einige Zeit, bis ich mich jemandem öffnen kann. Was ist so schlimm daran? Wem wirklich etwas an mir liegt, der wird auch Geduld aufbringen können und mich so nehmen, wie ich nun mal bin.

Ich weiß, dass ich Pete anstarre. Er bemerkt es und sieht mich nun ebenfalls an. Ein zaghaftes Lächeln schleicht sich auf seine Lippen. Das hat er in dieser Pause schon öfter gemacht. Ich weiß nicht, was er sich dabei denkt. Ich tue zwar so, als wäre es mir egal, aber das ist es nicht. Ich weiß nicht, wieso es mir so wichtig ist, was er von mir denkt.

Vielleicht liegt es daran, was Sarah mir gesagt hat? Das ist ein abstruser Gedanke. Ich stehe nicht auf Pete!

Trotzdem überkommt mich ein komisches Gefühl, sobald ich ihn ansehe. Natürlich versuche ich meinen Blick auch nicht abzuwenden. Wer wegsieht ist schwach. Das würde doch nur erst recht zeigen, dass ich in ihn verknallt wäre und das bin ich definitiv nicht!

Ich grummele vor mich hin und knabber an meinem Sandwich. Appetit habe ich noch immer nicht wirklich. Ganz gesund scheine ich wohl noch nicht zu sein. Ich trinke einen Schluck aus meiner Wasserflasche hinterher und sehe dann wieder zu der kleinen Gruppe rüber.

So langsam scheinen Loana und Selena auch zu merken, dass ich ständig zu ihnen sehe. Sie werfen mir schon warnende Blicke zu. Ich verstehe nur nicht, was sie damit bezwecken wollen? An den beiden Mädchen bin ich genauso wenig interessiert wie an Pete. Denken die noch, ich lasse gleich den Macker raus hängen und mobbe Klein-Pete? Für wen halten die mich eigentlich? So gestört bin ich auch wieder nicht, dass ich meinen Frust an Anderen auslassen muss!

Menno, jetzt sehen die schon alle drei zu mir. Bin ich so interessant? Ah, Klein-Pete kommt zu mir rüber. Wieso trägt er eigentlich ständig diese überdimensionale Brille? Gibt doch auch hübschere Brillen. Er sollte es mal mit Kontaktlinsen probieren.

Pete bleibt vor mir stehen. Scheinbar weiß er nichts mit seinen Händen anzufangen, denn er setzt sie ständig woanders ab. Junge, lass sie einfach hängen, wenn du schon nichts damit machen kannst!

„Morgen, Ewan!“, begrüßt er mich lächelnd.

Ich nicke nur. Wieder beiße ich von meinem Sandwich ab. Ich lehne mich nach hinten und stütze mich mit der Hand ab, damit ich nicht hinter mir im Brunnen lande. Ja, wir haben einen Brunnen mit Fischen. Ich brauche nur noch eine Angel und schon kann ich mir mein Mittagessen selber fischen.

„Kann ich mich zu dir setzen?“, fragt er zaghaft. Scheinbar wirke ich auf ihn, als wäre ich an seiner Gesellschaft nicht sehr interessiert. Wieder folgt nur ein kurz angebundenes Nicken von mir. Wieso nicke ich? Er lächelt wieder und setzt sich neben mich.

Schweigen.

Und jetzt? Was will er hier? Von da hinten konnte ich ihn viel besser beobachten. Das heißt jetzt nicht, dass ich irgendetwas von ihm will! Ich muss nur auskundschaften, woran es liegen könnte, dass ich von ihm geträumt habe.

„Ich wollte dich mal fragen, ob du die Aufgabe zu unseren Zukunftsplänen schon gemacht hast?“, fragt er mich plötzlich.

Was soll das? Wieso fragt er ausgerechnet mich danach? Ich meine, da kann man schlecht abschreiben und außerdem bringt es ihm doch nichts, dass zu wissen. Ich schüttle meinen Kopf. Ich habe keinen blassen Schimmer, was ich auf diesen ollen Wisch schreiben soll. Ich weiß einfach noch nicht, was ich später mal werden will. Was bringt es meinen Lehrern, jetzt schon zu wissen, was ich später mal werden möchte? Vielleicht ändere ich ja noch plötzlich meine Meinung? Was wollen sie dann bitte machen? Ist das nicht sowieso egal?

„Ich auch nicht.“, meint er nachdenklich.

Okay, das überrascht mich dann doch! Ich habe immer gedacht, dass jemand wie Pete genau weiß, was er später für einen Beruf ausüben will? Ich meine, er hat ziemlich gute Noten, er ist gebildet und ein umgänglicher Mensch. Nein, das sind bestimmt keine Komplimente! Das ist lediglich eine Feststellung! Genau!

Ich spüre schon wieder seinen Blick auf mir ruhen und als ich zu ihm sehe, liege ich wirklich richtig. Wieso merke ich es immer, wenn er mich ansieht? Irgendwie ist mir das unheimlich! Als ob ich eine Antenne dafür habe. Irgendetwas stimmt nicht mit mir. Und zwar gewaltig!

„Ist ja auch dumm, wie soll ich jetzt schon wissen, was ich erst in ein paar Jahren machen möchte?“

Irritiert sehe ich zu ihm. Wieso spricht er jetzt auch noch meine Gedanken aus? Der Junge macht mir Angst!

„Hast du keinen Traumberuf?“, rutscht es aus mir heraus.

Er sieht mich überrascht an. Wahrscheinlich hat Pete nicht damit gerechnet, dass ich heute noch mal mit ihm rede. Er lächelt leicht.

„Ich mag Bücher. Ich würde gerne irgendetwas in der Richtung machen. Vielleicht im Buchhandel oder so. Ich bin mir aber noch nicht ganz sicher.“, erzählt er mir mit leuchtenden Augen.

Wieso sagt er dann, er hätte nichts? Dann geht er eben in den Buchhandel. Ist doch auch ein Job.

„Ich habe mich mal selbst an einigen Geschichten versucht, aber ich glaube, dass liegt mir nicht so wirklich.“, meint er leicht deprimiert.

Ah, okay. Pete will also lieber Romane schreiben.

„Hast du was dabei?“, frage ich ihn. Wieso nur interessiert es mich auf einmal, was er schreibt? Und wieso stelle ich ihm eine Frage? Wieso zum Teufel rede ich überhaupt mit ihm?!

Pete sieht mich genauso verblüfft an, wie ich es gerne tun würde. Er nickt zögerlich, scheint nicht sicher zu sein, ob er es mir überhaupt zum Lesen geben will. Dann gibt er sich einen Ruck und beugt sich runter zu seinem Rucksack, den er scheinbar nie irgendwo unbeobachtet liegen lässt. Geschäftig wühlt er darin herum und befördert einen Hefter mit mehreren Zetteln hervor. Er reicht ihn mir. Als ich den Hefter jedoch an mich nehmen will, lässt Pete nicht los. Ich sehe zu ihm. Was ist los? Dann lässt er doch los. Ich öffne den Hefter und überfliege kurz alles, bevor ich mich daran mache, die Geschichte zu lesen.

Pete sagt gar nichts. Er scheint aufgeregt zu sein, was mein Urteil aussagen wird. Das wird sich ja noch zeigen. Ich lasse mir Zeit. Wir haben sowieso die große Pause. Ich merke beim Lesen, wie Pete ungeduldig auf seinem Platz herum rutscht.

„Hm.“, meine ich nach einer Weile. „Die ist nicht schlecht. Aber die Erotikszenen sind komisch beschrieben. Also, irgendwie macht das keinen Sinn.“, kläre ich Pete auf. Er zuckt leicht zusammen. Das merke ich sofort. Ich sehe zu ihm auf.

„Du weißt doch wie es geht. Wieso schreibst du dann nicht auf, was du beim Sex fühlst und wie der Ablauf ist?“, schlage ich vor. Denn mit der Szene in seiner Geschichte wird er bestimmt nicht sehr weit kommen.

Schlagartig wird Pete rot. „Da-das kann ich nicht machen!“, stammelt er.

Ich ziehe die Augenbrauen in die Höhe und sehe ihn durch meine Sonnenbrille an. „Und warum nicht? Ist doch nichts dabei?“, frage ich ihn.

„Na, weil...“, er bricht den Satz ab und sieht mich mit großen Augen an. „Also, ich hab noch nie...“, meint er und sieht beschämt zu Boden.

„Was hindert dich daran?“, frage ich ihn. Okay, bei Pete kann ich mir auch irgendwie nicht vorstellen, dass er schon übermäßig viel Sex hatte. So wirkt er auch gar nicht. Er ist also noch unerfahren. Na und? Dann macht er eben etwas später seine Erfahrungen. Ist doch kein Grund sich dafür zu schämen. Bei den Einen, wie ich zum Beispiel, passiert es halt früher und bei den Anderen später.

„Keine Sorge, du wirst auch noch zum Zug kommen.“, meine ich leichthin und halte kurz inne. „Aber geküsst hast du schon?“, frage ich ihn. Er läuft noch roter an. Also auch nicht. „Was ist mit Selena und Loana? Hast du noch keine der Beiden geküsst?“ Ich sehe zu den Mädchen rüber, die uns immer mal wieder komische Blicke zuwerfen. Ich kann sie nur nicht deuten und habe keinerlei Ahnung, was es zu bedeuten hat.

„Nein, das geht doch nicht!“, meint Pete entsetzt.

„Wieso sollte das nicht gehen?“ Skeptisch sehe ich ihn an. Sind sie doch lesbisch? „Ist doch nichts dabei.“

„Aber wir sind Freunde und Freunde küssen sich doch nicht!“, meint er beharrlich.

Ich zucke nur mit den Schultern. Was ist schon dabei? Üben kann man doch mit jedem. „Mit wem hattest du denn deinen ersten Kuss?“, fragt er mich neugierig.

Was ist denn nun kaputt? Wieso bin ich plötzlich im Mittelpunkt? Was geht es ihn überhaupt an, mit wem ich was hatte? Ich meine, wir sind nicht mal befreundet! Da kann er mich doch nicht solche Sachen fragen?

„Mit der Austauschschülerin aus Rumänien. Mit der hatte ich auch meinen ersten Sex.“, erzähle ich ihm und im nächsten Moment würde ich mich am liebsten nach hinten in den Brunnen fallen lassen und mich selbst ertränken. Wieso erzähle ich ihm das überhaupt?

Pete sieht mich bewundernd an. Seine Augen scheinen sogar zu leuchten. Was soll das? Was ist daran so interessant? Ja, okay, sie war eine heiße Schnecke, aber da lief nichts weiter zwischen uns. Sie war ja auch nur ein paar Wochen in Deutschland.

„Wie fühlt es sich an? Wie war dein erstes Mal?“, fragt er mich ganz aufgeregt. Ich weiche etwas zurück. Ja, der Junge macht mir eindeutig Angst!

„Na ja, gut halt.“, meine ich ausweichend und habe nicht vor weiter darauf einzugehen. Geht ihn auch nichts an!

„Hoffentlich dauert es bei mir nicht mehr so lange.“, meint er und sieht mich verlegen an. Was soll dieser Blick? Will er etwa doch was von mir? Bestimmt nicht! Nein, nichts da! Pete und ich sind nicht schwul! So weit kommt's noch!

„Ich kann nicht mal küssen.“, meint er bedauernd. Will ich das wissen? Den Wunsch erfülle ich ihm ganz sicher nicht!

„Wie soll ich das dann umschreiben? Hilfst du mir dabei?“, fragt er mich auf einmal hoffnungsvoll.

„Ich weiß nicht...“, meine ich wage und bin nicht so begeistert von der Idee. Ich habe keine Lust noch mehr Zeit mit Pete zu verbringen.

„Aber nur bei den Erotikszenen. Den Rest machst du selbst!“, fordere ich ihn auf. Pete nickt begeistert und ich habe das Gefühl, er würde mir am liebsten um den Hals fallen. Bloß nicht! Darauf verzichte ich lieber.

„Kommst du in die Buchhandlung an der Ecke?“, fragt er mich lächelnd. Verwirrt sehe ich Pete an. Was soll ich denn da?

„Wieso?“, frage ich ihn irritiert.

„Na ja, die gehört meinem älteren Bruder und ich gehe nach der Schule immer zu ihm und schreibe dort an meinen Geschichten. Die Atmosphäre passt einfach, weißt du?“, erzählt er mir.

Aha, so sieht das also aus. Der Junge will mich in die Enge treiben! Ich hab es gewusst! Er will mich hinterrücks benutzen und wer weiß, was er noch alles mit mir anstellt?!

Moment! Sein Bruder? Soll das ein Dreier werden? Ohne mich!

„Ich kann heute nicht!“, antworte ich ihm hastig. Na, ganz toll! Jetzt sieht er mich enttäuscht an. Nicht wirklich, aber irgendwie erkenne ich es in seinen Augen. Ich presse meine Lippen aufeinander. Was mache ich jetzt? Nicht, dass er mir auch noch die Ohren voll heult und seine beiden Bodyguards da drüben auch noch zu mir herüberkommen!

„Ende der Woche habe ich zeit.“, murmele ich und sehe auf meine Schuhe. Es ist vage und ich mache ihm damit Hoffnungen. Ich kann nur hoffen, dass er es einfach vergessen wird.

Pete nickt glücklich. Wieso freut er sich jetzt so sehr darüber? Irgendwie kann ich sein Verhalten gerade so gar nicht nachvollziehen. Muss ich etwa schon wieder mit Sarah reden? Lieber nicht, irgendwie scheint sie ja der Meinung zu sein, dass ich auf Pete stehe. Das nächste Mal sagt sie mir noch, dass Pete auf mich steht. Davon will ich gar nichts wissen!

Wieso sitzt er eigentlich immer noch neben mir? Ist das Gespräch nicht längst vorbei? Pete, deine Bodyguards warten schon auf dich.

Ich greife nach meiner Wasserflasche und kippe mir den Inhalt hinter die Binde. Worauf habe ich mich da nur eingelassen? Der Junge wird wohl hoffentlich nicht an mir kleben und ich werde ihn womöglich nie wieder los?! Ich will doch nur meine Ruhe haben! Ist das denn zu viel verlangt?

Pete scheint irgendwie mit sich zu hadern? Was ist denn mit dem los? Wenn er etwas sagen will, soll er damit raus rücken.

„Wieso bist du eigentlich immer allein? Willst du nicht mit uns zusammen die Pause verbringen?“, fragt er mich dann endlich und ich wünschte, er würde mir diese dämliche Frage nicht stellen. Ich schüttle mürrisch den Kopf.

„Nein, will ich nicht. Ich will meine Ruhe haben.“, sage ich klipp und klar. Pete nickt einfach nur und sieht betreten auf den Boden. Wieso ist er jetzt so geknickt? Er hat doch nichts Falsches gemacht?

„Liegt nicht an dir.“, rutscht es mir raus. Er sieht mich mit großen Augen an. Ich sehe ihn nicht an, aber wieder spüre ich seinen Blick auf mir ruhen.

„Okay.“, meint er nur und scheint nicht vorzuhaben, wegzugehen. Den Rest der Pause sitzt er einfach nur schweigend neben mir. Ich weiß nicht wieso, aber es ist irgendwie ganz angenehm. Er ist bei mir, aber er geht mir nicht auf die Nerven. Nicht, dass ich es jetzt in dem Sinne schön finde, dass er bei mir bleibt. Das bestimmt nicht!

Ich ignoriere es, dass mich die beiden Mädels mit ihren Blicken töten. Was soll das? Ich tue ihrem Küken doch nichts! Die sollen sich mal schön von mir fern halten. Ich habe keine Lust auf Ärger.

„Ich glaube, deine Freundinnen haben was gegen mich.“, sage ich Pete nach einer Weile. Er schreckt auf. Der Junge hat wohl nicht damit gerechnet, dass ich noch ein Wort von mir gebe.

„Ah, ähm, sie machen sich nur Sorgen.“, meint er lächelnd.

Ich sehe ihn verwirrt an. Nicht das erste Mal heute. Worüber sorgen sie sich? Dass ich jeden Augenblick über Klein-Pete herfalle und ihm seiner Jungfräulichkeit beraube?

Ich sehe grimmig zu den Beiden rüber, was sie natürlich dank meiner Sonnenbrille nicht sehen können. Die sollen sich mal nicht so haben. Ich bin nicht scharf auf ihn und sogar Pete hat von sich aus gesagt, er will möglichst bald Sex haben. Woran soll ich also schuld sein?

„Na ja, du bist hier ja nicht allzu beliebt und eher ein Außenseiter. Sie sind nicht so sehr darüber erfreut, dass ich mit dir rede.“, meint Pete und sieht mich schulterzuckend an.

Und wieso erspart er uns nicht all den Ärger und bleibt bei seinen Freundinnen, damit ich meine Ruhe habe? Ich verstehe diesen Jungen einfach nicht.
 

An der Bushaltestelle bin ich diesmal allein. Nur einige Passanten warten auf den Bus. Ich musste noch eine Arbeit nachschreiben. So eine lästige Zeitverschwendung. Wer braucht den Müll schon. Die bewerten mich nach Noten! Bin ich in der Gesellschaft nur eine Note unter Tausenden!

Ich nehme mein Handy aus der Hosentasche und tippe eine Nachricht an Sarah. Eigentlich will ich sie nicht damit nerven, aber ich habe niemand Anderen, den ich mit meinem Kummer belästigen kann.

>Ewaaaaan!!!!!!! Was gibt’s? Alles gut? Wenn nicht, ist auch nicht weiter schlimm. XD Wie süß! Freut mich für dich, ein Mof weniger auf der Erde. Wie schöööööön. XD lol Und wie läufts bei dir? :-P ...Kopfweh =.= und laaaaaaangweilig.<

Ich überlege einen Moment ob ich überhaupt auf diese Nachricht antworten soll. Wieso habe ich sie eigentlich angeschrieben?

Gereizt drücke ich auf ihre Nummer und rufe sie direkt an. Sarah meldet sich am anderen Ende der Leitung und ich fauche sie wütend an.

„Das ist alles deine Schuld! Wieso sagst du mir, dass ich in ihn verliebt bin? Du verwirrst mich! Ich bin schon den ganzen Tag voll durch den Wind!“, jammere ich Sarah eingeschnappt die Ohren zu.

„Deswegen rufst du mich an?“, gibt sie ungerührt zurück. Ich seufze. Jetzt ist sie sauer auf mich. Ich fahre mir mit einer Hand durch die Haare und halte weiter nach dem Bus Ausschau.

„Sorry, war nicht so gemeint.“, gebe ich zurück. Jetzt habe ich auch noch ein schlechtes Gewissen.

„Dir sei verziehen.“, meint sie gutmütig. „Also, was gibt’s Neues?“, fragt sie mich direkt.

„Pete hat mir erzählt was er mal werden will und dann hat er mich auch noch in die Buchhandlung seines Bruders eingeladen. Ich soll ihm bei einer Geschichte helfen.“, erzähle ich ihr.

„Na, ist doch toll!“, meint sie zuversichtlich.

Ich grummle genervt. „Ich will mich aber nicht mit ihm treffen! Er hat mir sogar gesagt, dass er weder geküsst wurde, noch Sex hatte. So was bindet man anderen Leuten doch nicht auf die Nase!“, meckere ich aufgebracht.

Sarah sagt noch etwas in den Hörer, aber ich kriege es nicht mit. Wie gebannt starre ich in die grünen Augen meines Gegenübers. Es ist überhaupt das erste Mal, dass ich ihm richtig in die Augen sehe. So richtig bewusst. Enttäuschung sehe ich darin.

Ich öffne meinen Mund, um etwas zu sagen, doch sein Blick lässt mich schweigen. Ich hab es gerade ziemlich vermasselt. Das weiß ich auch selber, ohne dass es mir jemand sagt. Ständig fasle ich davon, dass man Privates nicht weitergibt und mache es dann selber. Ich habe Pete verletzt. Sein Blick sagt alles.

„Was hast du dir erhofft? Dass ich dein Freund werde? Wie naiv bist du eigentlich?“, rutscht es mir heraus und ich kann die Worte nicht aufhalten. Überhaupt kann ich nicht mehr klar denken. Ich sehe, wie er an sich hält, um seine Fassung zu bewahren. Er wird wohl nicht anfangen, hier mitten auf der Straße zu heulen?

Ich weiche seinem niedergeschlagenem Blick aus. Nicht mal eine Entschuldigung kriege ich über meine Lippen. Ich bin so ein Idiot!

Noch einmal sehe ich zu Pete, aber er hat sich umgedreht. Einige Passanten sehen uns an, sagen aber nichts dazu. Darüber bin ich mehr als froh.

„Ewan!“, höre ich Sarahs Stimme drohend aus dem Hörer. Ich hole tief Luft.

„Ich rufe dich zurück.“, meine ich und lege auf.
 

Zuhause sitze ich auf meinem Bett und habe ständig Petes verletztes Gesicht vor meinen Augen. Er hat mir vertraut und ich habe es voll ausgenutzt.

Wieso mache ich mir eigentlich Gedanken darum? Ich meine, ich will nichts von ihm. Er will nichts von mir. Also ist doch alles okay? Kann mir auch egal sein, was er jetzt über mich denkt. Pete wird sowieso nicht mehr mit mir reden. Nicht nach dem, was ich ihm angetan habe. Gut! Dann habe ich endlich meine Ruhe, ich kann die Pausen wieder alleine verbringen und ich muss nicht zu diesem dämlichen Treffen in der Buchhandlung von seinem Bruder. Und bei seiner dummen Geschichte muss ich ihm auch nicht helfen.

Ich und verliebt? Ja klar! Verarschen kann ich mich auch selber! Soweit kommt's noch! Dieser Trottel kann mir gestohlen bleiben.

Mein Handy klingelt. Lustlos hebe ich es vom Bett auf. Es liegt ja genau neben mir. Es ist Sarah. Ich schlucke. Mir ist gerade überhaupt nicht danach mit jemandem zu reden. Ich nehme den Anruf trotzdem an.

„Ewan, du bist so ein Arsch!“, werde ich begrüßt. Aha, sie hat also mitbekommen, dass Pete das Telefonat mitbekommen hat.

„Hey, schön von dir zu hören. Ich hab dich auch lieb.“, murre ich genervt zurück.

„Nein! Ernsthaft! Was hast du dir dabei eigentlich gedacht?!“, keift sie mich an. Erwartet sie darauf wirklich eine Antwort? Habe ich mir überhaupt etwas dabei gedacht? Ich glaube nicht.

„Du hast mich nicht mal zurück gerufen! Hattest du das heute überhaupt noch vor?! Ey, ich fass es nicht, dass du dass einfach so auf der Straße gesagt hast! Wie dumm bist du eigentlich?!“

Sie hat ja recht. Ich habe richtigen Mist gebaut! Ich habe Pete vor den Kopf gestoßen.

„Ist doch alles so wie es sein sollte.“, erwidere ich kalt. „Er lässt mich in Ruhe und dieser dämliche Traum, der eh keinen Sinn macht, ist Geschichte.“

„Jetzt hör doch mal mit dem Traum auf! Du musst dich bei ihm entschuldigen! Und ich an deiner Stelle würde nicht allzu lange damit warten!“, ermahnt sie mich wütend.

„Ich werde mich ganz sicher nicht bei ihm entschuldigen! Ihr habt euch ja alle gegen mich verschworen! Jeder hat was gegen mich! Meine Eltern, du und jetzt auch noch Pete und seine blöden Anhängsel!“, schreie ich in den Hörer. „Ich habe die Schnauze voll! Kümmert euch doch alle um euren eigenen Scheiß! Das habe ich nicht verdient! Ihr denkt wirklich alle nur an euch selbst! Wie es mir dabei geht, ist euch doch vollkommen egal! Ach ja, eines noch! Ich bin nicht verliebt!!!“

Wütend lege ich auf und pfeffere mein Handy quer durchs Zimmer. Es knallt gegen meinen Drehstuhl und fällt zu Boden.

„Scheiße!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Mikuna
2012-09-15T00:14:37+00:00 15.09.2012 02:14
Die Geschichte wird ja immer spannender *-*

*schnell weiterles*

Lg x3
Von:  Jun_Orphancross
2012-06-05T12:46:00+00:00 05.06.2012 14:46
Oh mann Geschichten mit Sexszenen jemandem halb fremden (sind ja schließlich in einer Klasse)zu zeigen würde ich unter umständen machen. Kommt drauf an wie man sich versteht. Aber vom eigenen Sexleben erzählen? Ne Das wär mich wohl zu intim für ein erstes Gespräch. o_o'

Aber das mit der Bushaltestelle ist fies ... armer Pete. Sowas mitanzuhören ist hart. Und für Ewan als Schuldiger ist es nich weniger schlimm. Schudgefühle wegen Dinge die man im Affekt sagt sind irendwie immer die schlimmsten und dann nicht sich überwinden könen um sich zu entschuldigen auch. >_<'

Wieder sehr schön und nachvollziehbar geschrieben.^^
Von:  Verath
2012-05-27T14:20:12+00:00 27.05.2012 16:20
Und ein neues Kapitel! *freu*
Es ist wieder sehr niedlich und schön geschrieben :)
Aber ich würde keinem einfach so Geschichten von mir zeigen, wo ich Sexszenen reinschreibe, das wär mir viel zu peinlich! >.<' Dass Pete gerade dann kommt, wenn Ewan das sagt, ist natürlich ein blöder Zufall und dass Evan ihn dann auch noch so angiftet.
Aber sein kleiner Ausraster am Schluss gefällt mir gut ;) ihm wird das alles einfach zu viel.

kleine Kritik: Zeit haben und Recht haben. bei solchen Sachen schreibt man Zeit und Recht groß ;)
Sonst gibts nichts zu meckern und ich freu mich auf das nächste Kapitel =3

LG
Verath



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