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Neuanfang

Kapitel 2: Neuanfang
 

Er stand auf und hielt mir seine Hand hin. „Lass uns einfach von vorn beginnen. Mein Name ist Atem Sennen. Willkommen in der Nachbarschaft.“ Seine Augen sahen mich so intensiv an, dass ich den Blick abwenden musste, um aufstehen zu können. „Yugi Muto, sehr erfreut.“ Ich legte meine Hand in seine und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass wieder ein kleiner Stich durch meine Brust ging. Jetzt auch noch der passende Name zu seinem Auftreten. War denn an diesem Mann alles perfekt?

Plötzlich rutschten meine Füße über die nassen Ziegel. Yami fing meinen Sturz ab, kam dadurch aber selbst ins Schlingern, stürzte und schlitterte Richtung Regenrinne. Das letzte was ich von ihm sah, war sein überraschter Gesichtsausdruck, eher er vom Dach fiel.
 

Sofort ließ ich mich auf meinen Hintern fallen und rutschte zum Dachvorsprung, fand halt mit meinen Füßen an der Regenrinne und blickte vorsichtig nach unten. Yami lag auf dem Rücken und blickte überrascht mit großen Augen zu mir hinauf. Dieser Kerl hatte wohl einen fleißigen Schutzengel, denn er war zielsicher auf dem Komposthaufen gelandet. Wäre er nur Zentimeter weiter gefallen oder anders aufgekommen, wäre er genau auf die Holzabgrenzung vom Haufen gekracht. „Ist alles mit dir in Ordnung?“ Besorgt beugte ich mich weiter nach vorn, um ihn besser sehen zu können. Yami stöhnte als Antwort und fasste sich an seinen Hinterkopf. Ich sah, wie er zerbrochene Eierschalen aus seinen Haaren fischte und sie zur Seite warf.

„Ja, mir ist nichts passiert. Gut, das ich sogar den Müll trenne.“ Mühsam rappelte er sich auf, schnippte sich etwas Kaffeesatz von der Schulter und schwang sich vom Komposthaufen hinunter. Erleichtert atmete ich auf und konnte nur meinen Kopf schütteln. Unfassbar, wie viel Glück er hatte. Doch meine Freude hielt nicht lange. Nur wenige Sekunden später knackte es an meinen Füßen verdächtig. Die Regenrinne gab nach. Dadurch verlor ich meinen Halt, meine Finger bekamen den noch nassen Ziegeln nicht richtig zu fassen und die Schwerkraft tat den Rest. Alles ging so schnell, dass ich nur überrascht quietschen konnte, ehe ich unsanft auf Yami landete und ein dumpfes „Uff“ an meinem Ohr drang. Sofort protestierte mein Ellenbogen, den ich mir beim Sturz auf geschrammt hatte. Langsam öffnete ich meine Augen, die ich während des Falls zugekniffen hatte und blickte direkt in Yamis Gesicht. Doch er sah nicht gerade glücklich aus. „Jetzt habe ich mir aber wehgetan!“, maulte er und versuchte seinen Arm unter seinem Rücken hervor zu holen, doch sofort zuckte er zusammen und bewegte ihn nicht mehr. Erschrocken sprang ich auf und half ihm vorsichtig auf. „Es tut mir wirklich leid, tut es sehr weh?“

Dämliche Frage, natürlich musste es höllisch wehtun, denn so wie er die Zähne zusammen biss, würde jeder Zahnarzt meckern. Ich griff unter seinen anderen Arm und half ihm auf die Beine. „Halb so wild. Es gibt nichts, was der Kühlakku und eine Packung Eiscreme nicht wieder kurieren könnte.“

Ich sah ihm besorgt nach, als er schwankend die Veranda ansteuerte und dabei sogar einen Blumentopf übersah, den er gekonnt mit seinen Beinen von den Stufen kickte. „Das war gewollt“, hörte ich es nur noch nuscheln, ehe er durch die Schiebetür schritt und aus meinem Blickfeld verschwand.
 

Noch etwas verwirrt stand ich an derselben Stelle, wo ich vor wenigen Sekunden noch gelandet war. Irgendwie glaubte ich nicht so recht, dass dies die Wirklichkeit war. Die letzten Tage kamen mir so surreal vor.

Ich musste mich mit einer Hand an der Kompostabgrenzung abstützen und atmete erst einmal tief durch.

]i]Ganz ruhig, Yugi, redete ich mir mental zu und versuchte, meinen beschleunigten Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen. Was genau mich aufwühlte, versuchte ich zu verdrängen, doch sein Geruch war noch immer in meiner Nase. Fast schon verzweifelt schnaubte ich kurz, um sie wieder frei zu bekommen, doch es half nichts. Er hatte sich so hartnäckig festgesetzt, wie die Erinnerung an seinen Oberkörper unter meinen Händen... verdammt! Ich wusste einfach nicht, was mit mir los war. Und was zum Geier ich hier eigentlich tat. Statt weiter mein Haus bewohnbar zu machen, schäkerte ich auf dem Dach mit meinem Nachbarn herum und jetzt bekam ich nicht einmal einen klaren Gedanken zu fassen. Etwas angesäuert wischte ich mit meinen Handrücken über die Nase und folgte Yami ins Haus.
 

Innen kam mir sofort der Alkoholgeruch entgegen und entdeckte die angefangene Whiskyflasche auf den Wohnzimmertisch. Nach der Leere der Flasche zu urteilen, schienen es aber starke Halsschmerzen gewesen zu sein. Neugierig trat ich näher, als ich daneben einige aufgeklappte Bücher und Zettel bemerkte. Sofort versuchte meine innere Stimme mich daran zu hindern, doch es war kein Schnüffeln, was ich machte, denn die Sachen lagen offen herum. Doch als mein Gewissen mich auch noch anbrüllte, es sei sein Haus und da erwartete man keine neugierigen Blicke, ignorierte ich es gekonnt.
 

Ungläubig kräuselte ich meine Nase. Was war das denn? Es waren nur lauter leere weiße Blätter und in den Büchern waren nur unzählige schwarze Punkte abgebildet und darunter stand immer ein Wort. Es erinnerte mich ein wenig an die Grundschule, denn ich las Wörter wie >ich ging, er geht, sie gehen<. Ich schlug ein Buch zu, um das Einband zu lesen: >Blindenschrift Stufe 3<

Na, das war ja interessant. Noch neugieriger geworden, ließ ich mich auf die Couch fallen, um mir die Bücher vor mir auf den Tisch noch näher anzusehen. Doch dadurch hatte sich mein Blickwinkel geändert und ich erkannte minimale kleine Schatten auf den weißen Blättern. Langsam begriff ich, dass sie gar nicht leer waren.

Vorsichtig strich ich mit meiner Fingerkuppe über die zarten Erhebungen auf dem Blatt und staunte nicht schlecht. Ebenfalls Blindenschrift. Seltsame Hobbys hatte Yami. Kopfschüttelnd erhob ich mich wieder und schlürfte in die Küche, wo ich Yami angezogen erwartete. Doch ich traf ihn halb nackt an. Sofort stieß ich mit meinen Schienbein gegen einen Stuhl. „Warum hast du dich ausgezogen?!“

Keuchend rieb ich die Stelle unterhalb von meinem Knie und versuchte, nicht allzu auffällig rot zu werden. Doch Yami sah mich unschuldig an. „Es ist doch nur mein T-Shirt.“ Ja, nur ein T-Shirt, aber es war ein Kleidungsstück zu viel! Im Augenwinkel verfolgte ich die harmonischen Bewegungen seiner Rückenmuskeln, als er den Kühlakku mit einen Geschirrhandtuch umwickelte und es sich mit einer geschickten Bewegung auf die Schulter legte. Er seufzte zufrieden, als er die Kälte spürte. Peinlich berührt sah ich zur Seite. Dieser Mann schien echt kein Schamgefühl zu kennen.

Nervös nestelte ich an dem Knopf meines Hemdes und räusperte mich, um diesen lästigen Kloß los zu werden, der in meinen Hals steckte, seit ich die Küche betreten hatte. Gott, ich benahm mich ja wie ein kleines Schulmädchen! Ich war erwachsen und ich habe auch einen Rücken, verdammt nochmal, ich weiß, wie die aussehen!

Ich atmete noch einmal tief durch, setzte mich auf den Stuhl, der eben noch mein Bein so freudig begrüßt hatte und fragte fast wie beiläufig: „Du interessierst dich für Blindenschrift?“

Zuerst dachte ich, dass er mich nicht gehört hatte, denn er zeigte keine Regung, geschweige denn antwortete er mir. Stattdessen kreiste er langsam seine Schulter und hielt mit der anderen Hand den Akku fest. Gerade als ich wieder ansetzten wollte, wandte Yami den Blick zu mir. „Es ist nur ein kleines Hobby von mir. Ich finde es faszinierend, wie Leute die nichts sehen können, sich dennoch in der Welt zurecht finden können.“

Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Natürlich hätte ich wahnsinnige Lust, weiter zu fragen, aber irgendwie war die Stimmung drückend geworden und in seinen Gesichtszügen lag eine Angespanntheit, die mich etwas verunsicherte. Hatte ich etwas Falsches gesagt? War es ein Thema, worüber er nicht gern redete?

Ich ließ ihn keine Sekunde aus den Augen, auch nicht, als er mir nur den Rücken zudrehte und sich an der Küchentheke abstützte. Oha, es war scheinbar wirklich ein wunder Punkt gewesen. Aww, Yugi, du Ochse – dein Taktgefühl hast du wohl auf dem Kompost gelassen!

„Es tut mir leid, wenn ich-“

Doch Yami unterbrach mich mit einer Handbewegung. Das schien er gerne zu machen, denn es war heute bereits schon das dritte Mal.

„Was sollte dir denn leidtun? Die Bücher lagen nun mal offen herum. Da kann ich wohl schlecht erwarten, dass Gäste nicht die Nase hinein stecken.“

Autsch, das hatte gesessen.

„Ich wollte gar nicht so neugierig -“, wollte ich mich rechtfertigen - und wieder die wegwerfende Handbewegung. „Es ist nur eine Erweiterung auf der Uni der Sprachen und erschien mir pragmatisch, etwas zu wählen, was leicht ist – und ich werde es bestimmt mal gebrauchen können.“

Nun drehte er sich wieder zu mir um und sein Gesicht war wieder völlig normal und ruhig. „Ich bin dir nicht böse, dass du eine ausgeprägte Neugier hast. Frag ruhig.“

Verwirrt runzelte ich die Stirn. Seit wann war denn Blindenschrift einfach? Doch ich beließ es dabei und fragte stattdessen: „Du studierst?“

Yami fing an zu lachen. „Wieso klingst du so überrascht? Hier gibt es keine Universität in diesem kleinen Städtchen, daher mache ich ein Onlinestudium.“ Er zwinkerte mir zu und schien wieder der Alte zu sein, so wie ich ihn kennen gelernt hatte. Nachtragend war er wohl nicht. Freundlich lächelte ich zurück und ließ endlich meine Knöpfe los, die meine Finger beschäftigt hatten. „Ich wusste gar nicht, dass man die Blindenschrift studieren kann.“

„Kann man auch nicht. Es ist nur eine Art Bonus bei dem Fach >Sprachen der Sinne<.“

Er sah wohl meinen überraschten Gesichtsausdruck und fing wieder an zu lachen. „Klingt dämlich, aber es beinhaltet Gebärdensprache, Blindenschrift und Lippenlesen.“

„Klingt nach Arbeit“, murmelte ich und versuchte, ihn nicht weiter anzustarren. Von wegen pragmatisch. Es klang für mich mehr, als nur etwas zu wählen, um seinen Plan voll zu bekommen.
 

Seufzend lehnte ich mich an die Rückenlehne des Stuhls und warf einen Blick auf das Küchenfenster. Es war schon geöffnet, aber es war so Windstill, dass einfach keine Zirkulation entstand. Die heiße Luft stand förmlich in diesem Haus.

Yami schien meine Gedanken erraten zu haben, kam einige Stritte näher. Es ging alles so schnell, dass ich nicht mit gerechnet hatte. Er drückte mir das Kühlakku ins Gesicht und lachte schallend. Vor Schreck über die plötzliche Kälte rutschte ich mit dem Stuhl nach hinten, dabei verfingen sich die Stuhlbeine an der Teppichkante und kippte nach hinten um. So schnell konnte ich gar nicht reagieren und lag schon auf den Boden, blinzelte zu Yami hoch, der erst erschrocken zu mir hinab blickte, aber dann ein Grinsen auf seinen Lippen entstand. „Ich wusste ja schon immer, dass ich umwerfend bin, aber dass ich auch die gleiche Wirkung auf Männer habe ist mir neu.“

„Ha Ha, du Witzbold.“, lachte ich trocken und ergriff seine Hand, die er mir angeboten hatte. „Das war kein Scherz, sondern völliger ernst“, sagte er feixend, während er mich auf die Beine zog. Mürrisch schmiss ich den Akku auf den Tisch. Ich wusste gar nicht so genau, warum ich so gereizt reagierte, aber lag wahrscheinlich daran, dass ich mich ertappt fühlte. Bestimmt hatte Yami mein Gaffen gesehen und daher diese spitze Bemerkung.

Dadurch, dass er sich hinter mir bückte, um den Stuhl aufzuheben, sah ich nicht seinen skeptischen Blick, der auf meinen Hinterkopf ruhte.
 

„Gehst du eigentlich auch zum Erntefest?“

„Wie?“ Fragend ließ ich mich erneut auf dem verfluchten Stuhl nieder. „Was für ein Erntefest?“

Yami nahm den Akku vom Tisch, wickelte ihn aus dem Geschirrtuch und legte es wieder ins Gefrierfach unter seinem Kühlschrank. „Ach ja, die Posten wurden ja schon vor deiner Ankunft vergeben. Kein Wunder, dass du davon noch nichts gehört hattest.“ Ich legte meinen Kopf schief und sah ihn fragend an. „Hast du die Felder vor der Stadt gesehen, kurz hinter der Waldgrenze?“ Vage erinnerte ich mich daran. Als ich mit dem Umzugswagen hergefahren bin, war ich an großen Ackerfelder vorbei gekommen. Die einzige Straße zur Stadt führte direkt daran vorbei. Langsam nickte ich, als die Bilder aus der Erinnerung vor meinen Augen auftauchten.

Er legte das Geschirrtuch langsam zusammen, als er begann zu erzählen.

„Dadurch, dass die Stadt etwas von der Außenwelt abgeschnitten ist, versuchen wir uns mit einigen Sachen selbst zu versorgen. Auf den Feldern waren Weizen und Gerste angebaut gewesen. Etwas weiter hinten stehen auch einige Obstbäume. Dadurch sparen sich die Händler die Importkosten und können die Waren günstiger anbieten, als wenn wir sie aus anderen Gebieten bestellen würden. Das Obst hat aber nur eine begrenzte Haltbarkeitsdauer und immer, wenn die Ernte so üppig ausgefallen ist, veranstalten wir nach der Ernte ein Fest.“ Langsam begann ich zu verstehen.

„So eine Art Basar, um nichts verkommen zu lassen?“

„Richtig. Die Menge reicht nicht aus, um sie zu exportieren, daher werden sie unter den Bewohnern verteilt. Sie bereiten daraus Speisen wie Kuchen oder Pasteten zu, die es dann auf dem Erntefest gibt. Die ganze Stadt versammelt sich da und feiert so gesehen die üppige Ernte. Es ist eine alte Tradition hier.“ Yami hielt inne und sah mir in die Augen. „Es wäre für dich eine gute Gelegenheit die Bewohner besser kennen zu lernen.“

„Und was macht man mit den Einnahmen? Werden damit die Straßen erneuert oder Spielplätze gebaut?“ Ohne den Blick von mir zu lösen, legte er das Tuch neben sich auf die Arbeitsfläche. „Welche Einnahmen? Damit verdient niemand etwas.“

Verwirrt kratzte ich mir meine Wange. „Du meinst, die Speisen werden da nicht verkauft?“

Er schüttelte seinen Kopf und lächelte mich an. „Nein Yugi. Es kostet kein Geld. Das einzige, was man da mitbringen sollte, ist gute Laune und vielleicht auch eine Kleinigkeit, um was beizusteuern. Die Getränke werden von der Brauerei am Ende der Stadt gesponsert. Die nutzen natürlich gleich die Gelegenheit, um neue Sorten unter die Leute zu bringen.“

Das klang ja schon fast wie eine Verkaufsstrategie. Jeder, der ein Geschäft besaß, konnte damit ein wenig Werbung veranstalten. Aber ich war schon ein wenig überrascht. In Japan würde man so etwas nie veranstalten können. Jeder würde versuchen, damit Geld zu scheffeln. Aber hier scheint es keine große Rolle zu spielen. Eher das Leben in der Gemeinschaft. Ich würde es niemals zugeben, aber die Stadt gefiel mir immer besser.

„Das werde ich mit dann nicht entgehen lassen.“, sagte ich und freute mich schon ein wenig darauf. Ich war noch nie auf einem Erntefest, das von den Farmern organisiert wurde und es hörte sich lustig an. „Vor dem Rathaus in der Innenstadt hängt eine Liste aus. Da brauchst du nur einzutragen, was du mitbringst und wie viele Personen aus der Familie kommen.“

„Nun ja, nur meine Wenigkeit“, grinste ich und spürte endlich einen kühlen Luftzug vom Fenster in die Küche wehen. Sofort drehte ich mein Gesicht in die Richtung. Himmlisch…

„Spätestens morgen Abend solltest du dich eingetragen haben, denn in vier Tagen ist es schon.“

Verstehend nickte ich, ohne aber auch nur einen Zentimeter meinen Kopf aus dem Zug zu nehmen.
 

„Bei euch nennt man es doch Volksfest, oder?“ Überrascht von der Frage, drehte ich mich nun doch in seine Richtung. „In Japan wird es aber anders ausgelegt. Alles kostet da Geld und meistens sind es auch noch Wucherpreise, da jeder dort etwas verdienen will. Es erinnert einen eher immer mehr an Jahrmärkte.“

Nach meiner Erklärung war es erst still. Ich dachte mir nichts dabei, da ich nur den Wind genoss, aber nach einigen Minuten fiel es mir aber doch auf. Wieso sagte Yami nichts mehr? Ich suchte seinen Blick, doch er hatte ihn auf den Fliesenboden unter seinen Füßen gesenkt und schien völlig in seinen Gedanken versunken zu sein.

Nach einer halben Ewigkeit hob er schließlich wieder seinen Kopf und nagelte mich förmlich mit seinem Blick fest. Wenn ich nicht gesessen hätte, wären mir in diesen Moment die Knie schwach geworden. Immer wieder vergaß ich, wie durchdringend er mit diesen außergewöhnlichen Augen schauen konnte. „Wieso bist du wirklich von Japan hierher gezogen?“

Diese Frage traf mich so unvorbereitet, dass ich einige Sekunden brauchte, um ein Lächeln aufzusetzen. „Aber das hatte ich dir doch schon erzählt. Ich wollte nicht mehr-„ „Jaja, nicht mehr in der Großstadt leben. Diesen Teil kenne ich schon.“, unterbrach er mich. Sein Blick war so völlig ernst, dass ich mich fragte, wieder etwas Falsches getan zu haben. „Ich meine den wahren Grund, Yugi.“

Zuerst wusste ich nicht was er meinte, doch nach einigen Sekunden dämmerte es mir.

Den wahren Grund.

Seufzend strich ich mir eine blonde Strähnen aus den Augen, die sich aber sofort wieder trotzig in mein Sichtfeld schwang.
 

„Nachdem ich mein Studium beendet hatte, war ich zuerst Praktikant in einigen Arztpraxen der Stadt.“ Yami nickte mir zu und signalisierte mir so, dass er mir aufmerksam zuhörte. „Mein damaliger Dozent, Herr Kabayashi, sprach mich an, dass er einen Bekannten hätte, der dringend jemanden in seiner Praxis bräuchte zur Festeinstellung. Die Gelegenheit kam wie gerufen. Also hatte ich mich beworben und als nur wenige Tage später der Anruf kam, ob ich noch Interesse hätte, nahm ich sofort an."

Yami schabte mit dem Fuß auf den weißen Kacheln auf den Boden und räusperte sich. „Irgendwie habe ich das Gefühl, das da über die Hälfte fehlt.“ Ertappt lächelte ich ihn an.

„Also… ich weiß nicht genau, wie ich es erzählen soll, ohne dass du einen falschen Eindruck von mir bekommst.“ Zumindest noch falscher, als es jetzt schon wäre, schoss ich im Gedanken hinterher. Doch er ging zum Tisch und setzte sich mir gegenüber. „Einfach von vorn.“

Er blickte mich wieder so durchdringend an, aber gleichzeitig waren seine Augen so sanft, als wollten sie mir still Mut zusprechen.
 

Ich holte tief Luft.

„Ich verstand mich mit meinen Dozenten schon immer besser, als mit meinen gleichaltrigen Studenten. Ich weiß auch nicht warum, aber es lag wohl an der Tatsache, dass ich nicht viel für die ganzen Partys übrig hatte, oder diese Sorglosigkeit, mit denen sie die Prüfungen ansteuerten. Es kam mir aber auch zugute. Denn wie gesagt, Herr Kabayashi erzählte mir von der Stelle hier in Churchill.“ Yamis Augenbrauen zogen sich nach oben. „Warte mal, der Kabayashi? Unser Arzt Kabayashi?“ Ich nickte ihm zu. „Sie sind verwandt. Doktor Kabayashi ist der ältere Bruder von meinem Dozenten. Er erzählte mir, dass er schon in seinen jungen Jahren hierher gezogen sei und er ihn ab und zu besucht.“ Er lachte leise in sich hinein. „Mann, wie klein die Welt doch ist.“ Das leise Lachen klang dunkel und raunte mir noch Sekunden danach in den Ohren. Fast hatte ich vergessen, wie anziehend Yami auf die Frauenwelt wirken musste. Nur vor wenigen Stunden hatte ich ihn massiv als chronischen Abschlepper bezeichnet und nun saß ich bei ihm in der Küche und war dabei, dass zu erzählen, was nicht einmal Tea wusste. Das nannte man dann wohl Ironie.

„Und warum ausgerechnet Churchill?“

„Um genau zu sein… es war mir eigentlich egal, wo genau die Stelle war, solange sie sich außerhalb von Japan befand. Du hattest Recht, abgesehen davon, das ich wirklich die Großstadt nicht mehr ausstehen konnte, trug mein Großvater den größten Teil dazu bei.“

Verwirrt versuchte mein Gegenüber meinen Blick aufzufangen, doch ich wich ihm geschickt aus, indem ich ihn vorgaukelte, dass der Salzsteuer in der Mitte des Tisches interessanter war. „Dein Großvater?“

Wieder nickte ich und holte erneut tief Luft. Es fiel mir schwer darüber zu reden, doch es würde mir gut tun mir wenigstens einen Teil von der Seele zu reden. „Sagen wir mal… er hatte andere Vorstellungen von meiner Zukunft, als ich. Also versteh mich nicht falsch! Er ist ein guter Mann, großherzig, offen und trägt sein Herz auf dem rechten Fleck. Aber irgendwie eckten wir immer wieder aneinander an. Es ging so weit, dass ich seine Gesellschaft sogar mied, ihm aus dem Weg ging und letztendlich wie ein Feigling das Weite suchte.“

Dann beging ich den Fehler, doch nach oben – und somit direkt in Yamis Augen zu sehen. Sie sahen mich so wissend an, dass ich mich seltsamer Weise verstanden fühlte.

„Es klingt so, als würdest du es bereuen.“ „Ja, ich bereue es. Aber nicht hierher gezogen zu sein, sondern es getan zu haben, ohne ihm ein Wort zu sagen.“
 

Eine Stunde später stand ich in meiner eigenen Küche vor dem Kühlschrank und holte eine Flasche Orangensaft aus dem Fach. Meine Bewegungen waren langsam und monoton, denn mir ging das Gespräch mit Yami nicht mehr aus dem Kopf. Er hatte nicht weiter nachgefragt und bewies damit Taktgefühl. Denn um ehrlich zu sein, mehr wollte ich nicht preisgeben. Doch sein Verhalten bei der Verabschiedung beschäftigte mich. Sein Ausdruck in den Augen war anders als sonst – als würde er mich mit anderen Augen sehen als vorher. Nur war die Frage: positiv oder negativ?
 

“Es erfordert viel Charakterstärke, seinen Fehler zu zugeben.“
 

Diesen Satz sagte er, als ich gerade durch die Haustür ging und als ich mich umdrehte, sah ich wieder diesen Blick. Ich wusste nicht, was ich darauf hin erwidern sollte, also nickte ich nur stumm, als ich den Heimweg antrat – durch die Hecke auf mein Grundstück.

Langsam ließ ich den Saft in ein Glas fließen. Die Eiswürfel darin klirrten leise als sie in Bewegung gerieten, ich nach dem Glas griff und den Saft an meine Lippen setzte.

Seufzend drehte ich mich um, lehnte mich mit meinen Hintern an die Arbeitsfläche der Einbauküche und… sah direkt durch mein Fenster, in sein Fenster auf Yami, der im Wohnzimmer saß und über den Couchtisch gebeugt war. Während ich den Saft trank vermutete ich, dass es die Schriften über die Blindenschrift sein werden, die ich vorhin gefunden hatte.

Und spontan fiel mir wieder diese unangenehme Situation ein, wo er mir deutlich klar machte, das er schnüffeln nicht duldete. Gott, war mir das peinlich! Was musste ich auch so neugierig sein?!

Ich wollte gar nicht wissen, was er nun von mir dachte. Irgendwie hatte ich bei ihm das Talent von einem Fettnäpfchen ins nächste zu treten - und wenn ich ein neues sah... hey, nehmen wir doch Anlauf! Egal, was ich tat oder mich benahm, fühlte ich mich unkultivierter, als es Yami war… war das überhaupt normal?

Yami schien völlig in den Büchern versunken zu sein und da fiel es mir plötzlich auf. Er hatte eine Brille auf der Nase. Langsam rutschte ich von der Platte wieder runter und trat näher ans Fenster ran; erkannte, dass es ein feingliedriges Model war. Sie war so unauffällig, das ich es beinahe übersehen hätte und musste mir im Stillen eingestehen, dass sie ihm wirklich gut stand.

Na toll. Fast schon brummend wandte ich mich wieder ab, um mich selbst zu bemitleiden. Wieder eine Sache gefunden, wo er mich bei weitem übertraf. Selbst wenn ich die gleiche Lesebrille aufsetzen würde, könnte ich ihm nicht das Wasser reichen. Seine Nase war schmal und schön geschwungen. Meine sah aus wie ein Troll-Knubbel. Tea nannte sie zwar immer Stupsnase, aber der >Träger< war schon immer anderer Meinung gewesen.
 

Angesäuert tappelte ich die Treppen hinauf, in die erste Etage, und steuerte direkt mein Schlafzimmer an.

Dort stellte ich mein Glas auf den Nachttisch und war froh, diese durchgeschwitzten Klamotten endlich loswerden zu können. Schnell pfefferte ich sie durch die geöffnete Tür ins gegenüberliegende Bad und ging zum Kleiderschrank.

Nach nur wenigen Sekunden fand ich meine Boxershort, die ich nun anziehen wollte. Ich griff nach ihr und schloss die Schiebetür, nur um dann in mein Spiegelbild sehen zu können.

Klasse. Reichten meine Gedanken nicht schon aus, um mich fertig machen zu können? Na scheinbar nicht, denn nun musste ich meinen Körper in voller Pracht sehen. Leicht zupfte ich an meiner Boxershorts. Na ja, nicht ganzer Pracht.

Mein Blick fiel auf meine Brust, glitt über meinen Bauch. Ich wäre froh, wenn man da ein wenig Muskeln sehen könnte, aber mein Körperbau erinnerte mich eher an ein Kind.

Ich kniff in meinen Bauch und wabbelte ein wenig damit rum. Babyspeck eindeutig vorhanden.

Frustriert seufzte ich auf und wagte nicht einmal, meine Beine genauer anzusehen.

Schließlich drehte ich mich zur Seite und besah meinen Hintern. Klein, sehr klein. Ein anderes Wort fiel mir bei dieser Aussicht einfach nicht ein. Aber wenigstens war er fest und zur Bestätigung klatschte ich leicht mit meiner flachen Hand auf eine Pobacke.
 

Plötzlich hörte ich ein leises Husten, was schnell lauter wurde. Erschrocken drehte ich mich zum Fenster und sah Yami, wie dieser nach Luft röchelnd an seinem Fenster stand und sich eine Hand auf den Mund presste. Mir schoss die Röte ins Gesicht, doch als er auch noch anfing zu würgen, wurde ich sauer. Ich wusste ja selbst, dass ich nicht gerade wie ein Model war, aber deswegen brauchte er nicht gleich alles vollkotzen.

Doch die Wut verrauchte, als ein kleiner, rosa Klumpen in seine Hand fiel. Ein Kaugummi? Also hatte er mich gar nicht gesehen? Yami hustete noch einmal kurz, sah auf seinen Kaugummi und sein Blick war strafend. Ich konnte mich nicht bewegen, aus Angst, dass er mich bemerken würde.

Dann sah ich eine leichte Röte auf seinen Wangen und Panik kroch in mir hoch. Doch es konnte auch von dem Husten stammen, also beruhige dich, Yugi, sprach ich mir mental zu. Ruhig Blut. wenn er dich nicht ansieht, ist alles in Butter! Yami griff nach etwas, was unterhalb vom Fenster war, was ich nicht sehen konnte, und wandte sich zum Gehen um. Gerade wollte ich erleichtert ausatmen, als ich erschrocken zusammen zuckte. Da! Kurz bevor sein Kopf verschwunden war, schmulte er aus seinem Augenwinkel zu mir hinüber.

Oh. Mein. Gott! Er hatte mich doch beobachtet!
 

Seit diesem pikanten Vorfall waren schon drei Tage vergangen. In diesem Zeitraum hatte ich weder Yami gesehen, noch von ihm gehört. Fairerweise musste ich dazu sagen, dass ich ihm auch gekonnt aus dem Weg gegangen bin. Bevor ich das Haus verließ, galt mein erster Blick zuerst seinem Garten, ob er irgendwo rumstreunte. Wenn die Luft rein war, rannte ich fast zu meinem Wagen, um mich mit einem kinoreifen Hechtsprung auf den Fahrersitz zu schmeißen und das Gaspedal durchzutreten.

Einmal kam ich fast zu spät zur Arbeit und hätte ihn beinahe in der Eile übersehen, konnte mich aber schnell hinter einer Hecke ducken. Dummerweise war ich nicht schnell genug, denn durch das Blätterwerk sah ich, wie Yami genau in meine Richtung sah, skeptisch eine Augenbraue hoch zog und kopfschüttelnd zu seinem Briefkasten ging. Ich kam mir so unglaublich dämlich vor. Ich veranstaltete so einen Riesentheater, obwohl ich mir nicht sicher sein konnte, ob er mich wirklich vor ein paar Tagen beobachtet hatte. Also stand ich auf, tat so, als hätte ich nur meinen Schnürsenkel zugebunden und ging hoch erhobenen Hauptes zu meinem Auto. Mein Gang sollte stolz und sicher wirken, aber es sah eher so aus, als hätte ich Wackelpudding statt Muskelmasse in den Beinen, nickte in seine Richtung als >harmlose Begrüßung< und sauste wie von einer Tarantel gestochen zur Arbeit.
 

Joey hingegen begegnete ich mindestens einmal am Tag in meiner Mittagspause. Sein Zeitschriftenladen war nur wenige Minuten Fußweg von der Praxis entfernt und besorgte mir da die aktuelle Zeitung und ein wenig Nervennahrung. Am ersten Tag nach dieser… Misere rechnete ich schon damit, dass der Blondschopf mich angrinste, mir seinen Hintern entgegen strecken würde und mit der flachen Hand einmal drauf haute. Stattdessen lächelte er freundlich und wir betrieben ein wenig Small Talk, wie jeden Tag. Wie läuft es in der Praxis? Gut. Läuft das Geschäft gut? Ja. Und schon war ich wieder aus dem Laden.

Doch am dritten Tag kam noch eine weitere Frage hinzu.

„Hast du daran gedacht, dich einzuschreiben?“, fragte er mich, während er mein Wechselgeld aus der Kasse holte. Zuerst wusste ich nicht, was er meinte und mein perplexer Gesichtsausdruck schien ihm als Antwort zu reichen. „Ach nö, sag nicht, du hast es vergessen! Mensch, wir hatten schon fest mit dir gerechnet.“ Vorwurfsvoll reichte er mir das Geld, doch dann fiel bei mir der Groschen wortwörtlich zu Boden. Ich bückte mich, um das fallen gelassene Geld wieder aufzuheben.

„Nein, ich hatte mich eingeschrieben. Ich muss mir nur noch überlegen, was ich mitbringen soll.“ Joey lachte mich mit diesem typischen Wheeler-Lachen an und kratzte sich am Hinterkopf. „Da sich meine Kochkünste auf Wasser kochen beschränken, werde ich nur fertigen Nudelsalat kaufen.“ „Ey, stürz dich nur nicht in Unkosten. Du könntest ja noch lernen, wie man einen Ofen anmacht.“ Ich zwinkerte ihm zu und war gerade dabei, den Laden zu verlassen, als der Blonde mich rief. „Könntest du Yami das Paket vorbei bringen, wenn du Zuhause bist? Ich würde es ja selbst machen, aber bei mir steht heute Inventur an.“

Zuerst zögerte ich. Ich verspürte keine große Lust, ihm in der nächsten Zeit unter die Augen zu treten – höchstens mit einer Tüte über dem Kopf und ein Loch im Boden in der Nähe, um im Notfall mich da hinein stürzen zu können. Doch dann seufzte ich theatralisch und griff nach dem Päckchen, das er mir entgegen hielt. Ich sollte mich schon Mal in der Lokalzeitung nach einer neuen Wohnung umsehen.
 

Einige Stunden später stand ich vor seiner Haustür und versuchte meine Wut zu verarbeiten, ehe ich mich bemerkbar machte. Ich könnte das Paket auch einfach vor die Tür stellen und hinterher behaupten, ich hätte geklingelt. Oder ich schmiss es ihm aus sicherer Entfernung – nämlich von meinem Garten aus – auf seine Terrasse und suchte fix das weite. Aber auch diese Gedanken wurden verworfen. Als ich aber auch noch auf die Idee kam, es mit einem Seil von dem Schornstein in sein Kamin à la James Bond abzuseilen, klingelte ich schnell, ehe ich es noch in die Tat umsetzen würde.
 

Diese Begegnung zehrte selbst auf Arbeit an meinen Nerven. Mai beobachtete mich die ganze Zeit mit Adleraugen und immer, wenn sie in Flüsternähe war, zitterte ihre Unterlippe vor Anstrengung, mich nicht mit Fragen zu löchern. Als endlich der Feierabend kurz bevor stand und wir gemeinsam noch schnell die Bausteine für die Kinder im Wartezimmer einsammelten, schien es Mai nicht mehr auszuhalten.

„Hast du wirklich einen großen Spiegel an deinem Kleiderschrank?“ „MAI!“

Sie schien den empörten Ausruf von Serenity gekonnt zu ignorieren und blickte mich mit großen Kulleraugen an. Sollte wohl unschuldig aussehen…

„Hat dir Yami das erzählt, ja?“, fragte ich und drehte mein Gesicht zu den Arztzeitschriften und tat so, als würde ich sie sortieren. „Nein, Joey. Aber er sagte mir, ich solle es nicht weiter sagen.“ Empört drehte ich mich um. „Du hast es aber eben getan.“ Sofort schoss mit noch mehr die Röte ins Gesicht, wenn ich auch nur daran dachte, wie das alles ausgesehen haben musste.

„Wieso? Du warst doch der Beteiligte?“ „Und was ist mit ihr?“, schoss ich zurück und zeigte auf Serenity, die aus sicherer Entfernung unser Gespräch verfolgte. „Sie ist doch Joeys Schwester, die zählt nicht. Serenity weiß immer alles zuerst, wenn der Schwatzkopf was erfährt:“

Seine... seine Schwester?! Verwirrt blickte ich wieder zu ihr. Keine Ähnlichkeit zu sehen, also konnte man mir aus meine Unwissenheit keinen Strick drehen. Doch sie lächelte mich so selbstverständlich lieb an, dass ich mich schon fast schämte, es nicht bemerkt zu haben. Leise fluchte ich vor mich hin und schmiss die Arztzeitschriften wieder in den Behälter – unsortierter als vorher. „Ja, ich habe einen Spiegel.“, flüsterte ich schließlich geschlagen und fügte mich meinen Schicksal.

Nun schaltete sich auch Serenity ein, die vorsichtig näher trat. „Ich habe es auch schon oft gemacht. Immer wenn ich ein Stück Kuchen zu viel esse und ich-“ „Du zählst nicht. So eine Bohnenstange braucht keine Paranoia zu schieben.“, unterbrach Mai sie und wandte sich wieder zu mir. „Es ist völlig natürlich, dass-“ „Mein Gott, natürlich für eine Frau, Mai, und ich bin ein Kerl!

Doch sie überhörte meinen Ausbruch und setzte dort fort, wo ich sie unterbrochen hatte. „-man sich im Spiegel betrachtet. Yami hat es auch schon öfter getan. Gerade wenn er sich neue Klamotten gekauft hat.“ „Aha, hat er sich dabei auch mit der flachen Hand auf den Hintern geschlagen?“, fragte ich bissig, doch sie blickte mir verdattert in die Augen. „Du hast dir dabei auf den Arsch gehauen?“
 

Ich klingelte erneut und schon keimte die kleine Hoffnung auf, er sei nicht da. Natürlich würde ich ihm gern den Kopf abreißen, aber diese Konfrontation könnte ich auch getrost um einige Tage verschieben. Noch hatte ich mir noch nicht genug Mut eingeredet.

Doch da alles nie so klappte, wie ich es gern hätte, hörte ich von drinnen ein Stolpern, dann als ob Holz auf Holz reiben würde und zum Schluss ein dumpfes Fluchen. Wenige Sekunden später wurde die Tür aufgerissen und ein angepisster Yami fauchte „was ist?“ mir entgegen.

Sofort ging ich in Abwehrstellung, indem ich einige Schritte zurück trat und die Hände vor dem Oberkörper erhob.

„Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“

Yami blinzelte einige Male, rieb sich die Augen und schaute mich wieder an. Sah ich etwa aus wie eine Fatamorgana? „Ach Yugi, entschuldige bitte. Ich wollte dich nicht so anblaffen, aber den ganzen Tag über haben es sich Kinder zur Lebensaufgabe gemacht, mir Klingelstreiche zu spielen.“ Er sah nach rechts und links. „Du hast nicht zufällig welche gesehen?“ Noch völlig überrumpelt schüttelte ich den Kopf. „Die Kids machen mich echt fertig! Gestern habe ich Handabdrücke an meiner Glastür bei der Terrasse entdeckt. Spannen tun die auch noch.“ Dann entdeckte er das Paket, was ich unter meinen Arm geklemmt hatte. „Ist das für mich?“ Ich nickte und reichte es ihm. „Joey hatte es mir gegeben.“ „Ah! Endlich, das werden die nächsten Bände sein. Komm doch rein.“

Ohne auf meine Antwort zu warten, drehte er sich um und verschwand im Wohnzimmer. Nun stand ich unschlüssig da. Sollte ich mit rein gehen und mich der Gefahr aussetzen, dass das Thema mit dem Spiegel nochmal aufkam, oder sollte ich die Flucht antreten? Die Entscheidung wurde mir abgenommen, als ich Yami rufen hörte „Wo bleibst du?“

Geschlagen senkte ich meinen Kopf und betrat das Haus…

… und wäre beinahe wieder rückwärts hinaus gestolpert, als ich das Chaos erblickte. Zwei Stühle waren umgeworfen, die Kommode stand nicht mehr an der Wand, sondern leicht schräg im Raum, als wäre jemand gegen gerannt, ohne sie wieder richtig hin zu stellen. Somit hatte ich den Grund für sein Fluchen gefunden.

Und es war fürchterlich dunkel hier drin. Doch Yami schien es nicht im Geringsten zu stören, denn er saß schon auf der Couch und war dabei, die Paketschnur von meinem Mitbringsel zu lösen.

„Darf ich?“, fragte ich vorsichtig und deutete zum Fenster. Yami schaute hoch und nickte kurz angebunden, aber seine Aufmerksamkeit galt schnell wieder dem Knoten.

Hastig ging ich zum Fenster, riss die schweren Vorhänge beiseite und schon musste ich die Augen leicht zukneifen, um nicht zu sehr von der Nachmittagssonne geblendet zu werden. Verwundert blickte ich wieder zurück zu Yami, dem es nichts auszumachen schien. Doch er war immer noch mit dem Knoten beschäftigt. „Nimm doch eine Schere.“

Er lachte leise auf. „Die habe ich irgendwo verlegt.“ „Aber die liegt doch vor dir auf dem Tisch.“ „Hm?“ Nun schaute er auch zum Tisch, kniff die Augen enger und erst nach einigen Sekunden fand er sie. Ein verlegenes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „Ich Blindfisch habe es wohl gestern Abend mit dem Lernen übertrieben. Ich sehe kaum was vor Müdigkeit.“

Nachdem die Schnur abgeschnitten und das Paket geöffnet war, holte er zwei Bücher aus dem Karton. Vom weitem konnte ich die Aufschrift nicht lesen, aber es schien wieder etwas für sein Studium zu sein.

Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Yami, wie er die Bücher zu einem Stapel häufte und sie in einer Ecke des Tisches legte. Sollte ich ihn von mir aus ansprechen?

Es war mir so unsagbar peinlich und unangenehm, aber irgendwann musste es ja geklärt werden. Ich konnte mich nicht jeden Tag dem Stress ausliefern, von Hecke zu Hecke zu schleichen, um meinem Nachbarn nicht über den Weg zu laufen.

„Du, Yami?“ Wieder hob er seinen Kopf und blickte mir in die Augen. Eine leichte Belustigung lag darin, doch er sagte nichts. „Ich habe mich heute mit Mai über meinen Auftritt unterhalten.“

„Deinen Auftritt?“ Nun lag seine völlige Aufmerksamkeit auf mir. „Du weißt schon“, gluckste ich rum und fing aus Gewohnheit wieder an, mit meinen Hemdknöpfen zu spielen. „Das vor drei Tagen.“ Aber Yami schien es nicht zu wissen, denn er legte seinen Kopf schief. „Vor dem Spiegel?“, versuchte ich es erneut, doch der ahnungslose Blick aus seinen rubinroten Augen blieb.

Mann, der wusste doch genau, was ich meinte. Ich war mir verdammt sicher, dass er mich nur veräppelte. Als ich auch noch anfing, mit meinem Fuß zu schaben, fragte er schließlich: „Was genau meinst du?“ Da wurde es mir zu bunt. Knurrend drehte ich mich zur Seite und tat das, was kein normaler Mann vor einem anderen Mann tun würde: ich schlug mir selbst auf den Hintern.

Mit knallrotem Kopf drehte ich mich wieder zu ihm. Er blinzelte ein paar Mal, sagte aber nichts weiter.

„Wieso hast du es gleich weiter getratscht? Es war nicht so, wie es aussah!“ „Was sollte es denn sein?“ Seine Stimme war vollkommen monoton. Er hatte mich vor wenigen Tagen noch naiv genannt, doch heute stellte er mich bei weitem in den Schatten. Ich suchte verzweifelt nach Worten um mich zu rechtfertigen, doch umso länger ich ihm in die Augen blickte, umso leerer wurde auch mein Kopf. Schließlich formten seine Lippen ein Lächeln. Also wusste er es doch!

„Joey hat es seiner Schwester und Mai erzählt. Weißt du, wie peinlich das ist?“ Yamis Lächeln wurde breiter. „Was ist denn so schlimm daran, wenn man sich im Spiegel begutachtet?“ „Sie wussten nichts von dem Klatscher und ich dachte, dass du genau den pikanten Teil nicht ausgelassen hast. Doch bei der Erklärung stellte sich raus, dass sie davon nichts wussten! Wie konntest du nur?“

„Warte mal“, sagte er, stand auf, ging um den Tisch herum und stellte sich direkt vor mich. „Du machst mich dafür verantwortlich, was du ihnen erzählt hast?“

Zuerst konnte ich nichts darauf erwidern. Bei ihm klang alles so logisch und irgendwie kam ich mir da ein wenig dumm vor. Aber das Schlimmste war immer noch, dass er Recht hatte. Ich konnte ihn schlecht für meinen eigenen Fehler verantwortlich machen. Er fing meinen schuldbewussten Blick auf und normaler Weise wendete ich mein Gesicht sofort ab, um jeglichen Augenkontakt zu vermeiden. Doch mein schlechtes Gewissen über all die Dinge, die ich ihn bereits schon angetan hatte, ließ es nicht zu, also hielt ich seinem Blick stand.

Überrascht weiteten sich seine Augen kaum merklich, aber auch er sah nicht weg. Es war das erste Mal seit unserer ersten Begegnung in meinem Haus, dass ich ihm erlaubte in mein Innerstes zu sehen. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Wie zickig ich ihm gegenüber immer war überwog alles andere. Ich wusste nicht, ob mein Schuldeingeständnis deutlich in ihnen zu sehen, oder ob es einfach nur Zufall war, aber sein Blick wurde weicher, seine Gesichtszüge nicht mehr so verbissen.

Als ich ihn so ansah bemerkte ich, dass es so viele Seiten an Yami gab, die ich nicht mal ansatzweise kannte. Sein Ausdruck wechselte von neutral zu freundlich, was das kleine Lächeln noch unterstützte. Ich hatte diesen Mann vor mir so viel Unrecht getan.
 

Voller Reue erwiderte ich leicht das Lächeln und irgendwie hatte ich das Gefühl, das er mich verstand. Es wurde Zeit diesen Teil zu begraben und völlig neu anzufangen. Yami zu zeigen, dass er mit mir keinen stressigen Nachbar hatte, sondern jemanden, der ihn gern ein Freund sein wollte.

Mein schüchternes Lächeln wurde ehrlicher und strahlte ihn förmlich an. Ich konnte es nicht steuern, doch fühlte ich mich mit einem Mal von der Last der letzten Tage befreit und war mir sicher, ihn von nun an zur Seite stehen zu können.

Seine Augen leuchteten mich so intensiv an und wurde durch die Sonne, die auf sein Gesicht fiel, noch mehr verstärkt. Es war kein Wunder, dass Harumi so von ihm besessen war. Er war eindeutig ein sehr attraktiver Mann und wenn man nicht so dickköpfig war wie ich, würde man seine Sanftmut und Charakterstärke bewundern. Vielleicht sollte ich es ihm sagen.

„Ich finde es klasse, wie du mit der Situation umgehst“, kam es nuschelnd über meine Lippen, sah ihm dabei weiter in die Augen. Selbst wenn ich es wollte, könnte ich sie nicht loslassen. Das Feuer in ihnen hielt mich weiter gefangen, ohne mich zu verbrennen. „Welche Situation?“, fragte er, ohne seine Mimik zu verändern, blinzelte nicht einmal. Meine Antwort bestand nur aus einem Namen. „Harumi.“ Doch er schien noch auf eine weitere Erklärung zu warten, denn er blieb still. Ich schluckte meine Nervosität hinunter. „Keine Ahnung, wie ich an deiner Stelle reagieren würde, aber ich bewundere deine Gelassenheit. Du denkst mehr an den Ruf deiner Freunde, als an deinen eigenen und das erlebt man nicht oft.“ Verlegen zog ich meine Unterlippe zwischen meine Zähnen und biss leicht hinein. Yami senkte seinen Blick auf meinen Mund und beobachtete, wie ich mit den Zähnen über meine Unterlippe schabte „Das wollte ich dir nur mal sagen.“ Gerade als ich meine Augen senken wollte, bemerkte ich im Augenwinkel, wie etwas meine Wange streifte und eine verirrte Haarsträhne hinter meinen Ohr strich. „Sollte sie es noch einmal wagen, dich in die Sache mit hinein zu ziehen, werde ich nicht mehr so gelassen sein können.“

Bis tief in die Nacht hallten mir seine Worte noch in den Ohren nach.
 

Am folgenden Tag würde selbst jemand von außerhalb wie ich es war, eine Veränderung bemerken. Es war kaum jemand auf der Straße, viele Geschäfte hatten erst gar nicht geöffnet und selbst die Arztpraxis hatte nur bis zum Mittag Sprechstunde. Jeder steckte in seinen eigenen Vorbereitungen für das Erntefest. Wenn Joey nicht für mich am Morgen schon auf dem Platz gewesen wäre, wo es am Abend stattfinden sollte, hätte ich es ganz vergessen. Doch als ich gerade in meinen Wagen steigen wollte, noch völlig in Gedanken versunken, stand er plötzlich neben mir und hielt mir einen Korb unter die Nase. „Ich konnte leider nur noch Kartoffeln und ein paar zermatschte Tomaten ergattern.“ Zuerst wusste ich nicht was er meinte, doch schlagartig fiel es mir wieder ein. „Oh Gott, das Fest! Oh Joey, ich stecke bei dir jetzt aber tief in der Kreide. Ohne dich hätte ich nicht mehr daran gedacht.“ Er winkte ab und öffnete meinen Kofferraum, um den Korb darin zu verstauen. Er grinste mich über seine Schulter an, als er die Klappe wieder schloss. „Dank nicht mir, sondern deinem Nachbarn. Wenn Yami mich heute Morgen nicht zu sich beordert hätte, hättest du nicht mehr daran gedacht.“ Etwas perplex starrte ich ihn an. „Yami?“

„Er hilft doch bei den Vorbereitungen und hatte die Liste gecheckt, wer was abgeholt hatte. Der arme Kerl muss Stunden daran gesessen haben, bei den hunderten von Namen, die so ein Trottel nicht mal alphabetisch sortiert hatte. Jedenfalls musste ich ihm versprechen, dich nach der Arbeit abzufangen damit du noch genügend Zeit hast, etwas daraus zu kochen.“

Eine Welle der tiefen Dankbarkeit rollte über mich hinweg und bestätigte mich wieder bei meinem Entschluss, mich nur noch von meiner besten Seite zu zeigen. „Du solltest wissen, dass er gezielt nach deinen Namen gesucht hatte. Aber sag ihm nicht, das du das von mir hast.“ Überrascht schaute ich Joey an. „Dann muss ich ihm heute Abend aber mehr als nur ein Bier ausgeben.“ Der Blonde fing an zu lachen und klopfte mir auf die Schulter. „Höchstens ein Bier für ihn von der Bar holen. Man zahlt da nichts, schon vergessen?“ Schuldig räusperte ich mich.

„Soll ich dich mitnehmen?“ Er ließ sich nicht zweimal bitten und ehe ich mich versah, hatte er sich schon auf den Beifahrersitz geschwungen. Kopfschüttelnd ging ich um den Wagen herum und setzte mich auf den Fahrersitz.

Die Fahrt über erzählte er mir, dass Yami schon seit Sonnenaufgang auf dem Platz beim Aufbau half. Er machte öfters bei wohltätigen Dingen mit und half, wo man ihn brauchte. Wundern tat es mich allerdings nicht mehr. Es passte zu dem Bild, was sich langsam aber sicher von ihm in meinem Kopf festsetzte. Freundlich, hilfsbereit, aber auch direkt.
 

Als ich Joey vor seinem Haus abgesetzt hatte, beeilte ich mich, schnell zu mir nach Hause zu fahren. Das Auto ließ ich einfach vor der Einfahrt stehen, stürmte in die Küche und wollte gerade alle benötigten Zutaten zusammen suchen, als mir einfiel, dass ich den Korb im Wagen gelassen hatte. Also machte ich kehrt und gerade als ich durch die Haustür wieder nach draußen trat, sah ich im Augenwinkel eine Bewegung in Yamis Garten. Sagte Joey vorhin nicht, dass er schon beim Erntefest war? Gerade als ich es als Täuschung abtun wollte, hörte ich ein leises Scharren, was nun eindeutig von seiner Terrasse gekommen war. Ich überlegte nicht lange, schlüpfte rechts durch die Hecke, die unsere Grundstücke voneinander trennte und war darauf gefasst, ein streunendes Tier zu verscheuchen. Was ich dann jedoch sah, ließ mich stutzen. Eine blonde Frau stand an der Terrassenscheibe und versuchte hinein zu spähen. Ein Gartenstuhl stand weiter abseits, den sie wohl zur Seite geschoben haben musste.

„Kann ich ihnen helfen?“ Freundlich ging ich auf sie zu. Ich ging davon aus, dass sie wohl eine Freundin von ihm sein musste, doch sie erschrak sich als sie meine Stimme hörte, wirbelte herum und rannte so schnell wie ihre High Heels sie trugen an mir vorbei - auf die Straße.

Sofort keimte in mir der Verdacht auf, dass es Harumi war und war gleichzeitig auch entsetzt. Ging sie wirklich soweit und stalkte Yami?

Die nächsten zwei Stunden zerbrach ich mir den Kopf darüber, ob sie auch an den Klingelstreichen von gestern Schuld war. Doch schnell verwarf ich den Gedanken wieder. Was hätte sie denn schon davon, außer, dass sie ihn damit nervte?

Als ich den Kartoffelauflauf aus dem Ofen holte, beschloss ich, Joey darüber zu informieren. Theoretisch hätte ich es auch gleich Yami sagen können, aber ich wollte ihn nicht weiter beunruhigen. Zumal er bestimmt gerade unter Stress stand. Ich zog die Ofenhandschuhe aus und fischte mein Handy aus der Gesäßtasche.
 

Joey schlug vor, es erst nach dem Fest Yami zu sagen und ich erklärte mich damit einverstanden. Allerdings fühlte ich mich nicht wohl, sein Grundstück nach dem Vorfall unbeaufsichtigt zu lassen. Doch was blieb mir anderes übrig? Vielleicht hatten die anderen eine Idee.

Aus dem Korb Kartoffeln bekam ich drei Auflaufformen voll und die Tomaten hatte ich mit Zwiebeln und Schafskäse als Salat umfunktioniert. Gerade rechtzeitig verschloss ich die Behälter, als es schon an der Tür klingelte.

Als ich sie vollbeladen mit dem Essen öffnete, stand Tristan vor mit und hatte schon eine Hand zur Begrüßung erhoben, doch er stutzte, als er mich sah. „Was hast du denn da an?“ Verwirrt blickte ich an mich hinunter. „Das ist ein Kimono.“ Unsicher zupfte ich mir meinen Kragen zurecht. „Ist der unpassend? Ich war mir nicht sicher, was ich zum Anlass tragen sollte.“ Ein fettes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und schüttelte den Kopf. „Nein, lass ihn an. Das ist mal was anderes. Damit wirst du der Mittelpunkt vom Erntefest.“ Entsetzt starrte ich ihn an und wollte mich gerade umdrehen, um mich umzuziehen, doch er hielt mich am Ärmel fest und zog mich raus.

Tristan stellte selbstgebackenes Brot und Erdbeermarmelade in meinen Kofferraum, als ich meinen Wagen mit der Fernbedienung öffnete. „Wollte Mai sich nicht auch bei mir treffen?“ Er schüttelte seinen Kopf und setzte sich ans Steuer. Ich ließ ihn fahren, da ich nicht genau wusste, wo das Fest veranstaltet werden sollte. „Sie ist mit Serenity schon vorgefahren und hilft seit dem Mittag bei der Dekoration.“ Etwas schuldbewusst warf ich einen schnellen Blick auf den Kofferraum, ehe ich mich wieder nach vorn wandte, mich anschnallte und Tristan den Zündschlüssel reichte. Jeder in dieser Stadt leistete seinen Beitrag und ich Nuss hatte nur etwas gekocht, was ich nicht mal selbst abgeholt hatte.

Es war inzwischen 17:00 Uhr nachmittags, als wir die Stadt auf der einzigen kleinen Sandstraße verließen, die die Stadt mit der Außenwelt trennte. Nach weiteren vier Minuten bog Tristan auf einen kleinen Kieselweg, den ich glatt übersehen hätte und mir stockte unweigerlich der Atem. Es fing langsam an zu dämmern, was den Himmel in ein wunderschönes Violett tauchte. Am Ende des Weges waren vereinzelt Autos geparkt, aber dass, was mich stutzen ließ, war das dahinter.

An den Bäumen, die hinter den Wagen am Weg standen, waren bunte Schwebelichter an den Ästen befestigt worden, was jeden einzelnen Baum in ein wunderschönes Licht tauchte. Ein drei Meter hohes begehbares Zelt blitzte zwischen den Baumstämmen hervor. Deren Stangen, die im Boden verankert waren, waren von weißen Lichterketten umwickelt. Tristan lenkte mein Auto auf einen freien Parkplatz und sofort öffnete ich die Autotür und stieg aus. Kindergelächter drang an mein Ohr und leise, fröhliche Musik. Dieser kleine Moment strahlte eine solche Idylle aus, dass ich erst einmal tief Luft holen musste. Ich nahm nur am Rande wahr, wie Tristan sich das Essen schnappte, während ich schon langsam zwischen den Bäumen hindurch ging und konnte mich kaum an den Lichtern über mir satt sehen. Doch als ich auf die Lichtung trat, staunte ich nicht schlecht. Es war nicht nur ein begehbares Zelt, sondern ein Monstrum an weißen Tüchern als Decke. Dutzende von Stangen, die das Dach stützten waren alle paar Meter aufgestellt. Sie waren so eng mit den Lichterketten umwickelt, dass das Metall nicht mehr erkennbar war und man somit den Eindruck hatte, als wären glitzernde Lichtsäulen das Fundament. Auf der linken Seite befanden sich die Tische, wo später das Essen serviert werden sollte und rechts waren unzählige Sitzgelegenheiten. Doch die kleinen Details, wie auf jedem Tisch ein Schwebelicht, beschwert mit einem schwarzen Stein waren einfach unglaublich. In der Mitte war glatt getretener Erdboden, was später wohl die Tanzfläche wurde. Und das alles in einem riesigen Ausmaß, sodass die Einwohner von Churchill locker drin Platz fanden. Wer immer für diese Organisation zuständig war, hatte gewaltige Arbeit geleistet.

Viele Leute, die ich nur vom Sehen kannte, standen entweder in kleinen Grüppchen beisammen und besprachen etwas, oder waren noch mit den Vorbereitungen beschäftigt. Jeder hatte sich festlich angezogen. Ich entdeckte Mai in einem wunderschönen blauen Kleid, wie sie auf einer Leiter stand und einen Scheinwerfer ausrichtete. Serenity stand zu ihren Füßen und hielt die Leiter fest. Sie hatte einen weißen Hosenanzug an, der ihre Figur zur Geltung brachte und ich fühlte mich nicht mehr overdressed. Wenn jeder sich herausgeputzt hatte, war ich Gott sei Dank doch nicht der Mittelpunkt. In den Moment drehte sie sich in unsere Richtung, hob die Hand, als sie uns sah und stutzte genau wie Tristan zuvor. Sie griff nach Mais Kleidersaum, zog leicht daran, sagte etwas und deutete auf Tristan und mich. Doch bevor ich zu ihnen ging, wollte ich erst mal das Essen loswerden. Also nahm ich es Tristan aus der Hand, der inzwischen neben mir stand und ging zu den Tischen. Unsicher, wo es genau hin sollte, stellte ich es erst einmal vor mir ab und ignorierte die Blicke der Leute. Hatten die denn noch nie einen Japaner im Kimono gesehen, oder was?

Einige Meter weiter entdeckte ich Yami. Er hatte ein Klemmbrett auf dem Arm und kritzelte etwas darauf. Selbst er hatte sich herausgeputzt und sah für einen Mann wirklich großartig aus. Seine Lederhose hatte er gegen eine Anzugshose, mit rotem Hemd und schwarzer Krawatte getauscht, jedoch waren seine Haare ungebändigt wie immer. Ich beobachtete fasziniert, wie sich das Licht an seinem Daumenring der linken Hand brach, während er das Klemmbrett hielt. Mein Blick glitt weiter hinunter, auf seine Schuhe - registrierte nur nebenbei, dass sie ein paar Dreckschlieren von der Arbeit aufwiesen – wieder seine Beine hoch (wie konnte eine Hose nur so perfekt sitzen?!) und landete auf seine Unterarme, die durch die hochgekrempelten Ärmel frei lagen.

Ich versuchte meinen Blick loszureißen, aber als ich auch noch einen kleinen silbernen Ohring entdeckte, der mir frech entgegen blitzte, konnte ich mit dem Gaffen einfach nicht mehr aufhören. Ich sah, wie Yami von seiner Arbeit aufblickte, etwas zu seinem Nebenmann sagte, anfing zu lachen und dann den Kopf zu mir drehte. Sein Blick streifte mich, wanderte weiter… stoppte und ruckte sofort zu mir zurück. Plötzlich erstarb das Lächeln und er schaute mich einfach nur an. Leute durchkreuzten unser Blickfeld, doch anstatt das er etwas tat, wie mich zu begrüßen, auf mich zugehen oder einfach nur weiter zu arbeiten, lagen seine Augen auf mir, als sähe er mich heute zum ersten Mal.

Unsicher strich ich meinen Kimono glatt. Warum starrte er so? Vielleicht hätte ich mich doch nochmal umziehen sollen. Doch dann setzte er sich endlich in Bewegung und kam auf mich zu, achtete nicht auf die Menschen, die wegen ihm ausweichen mussten. Als er vor mir stand, sah er mir weiterhin in die Augen.

„Wie nennt man das, was du trägst?“ Ich räusperte mich und versuchte, nicht weiter an den Stoff rumzufummeln. „Das ist ein Kimono. In Japan trägt man dieses Gewand zu Festen, aber du hast Recht. Ich sollte nochmal nach Hause fahren und mich umziehen.“

„Nein“, sagte er und besah sich meinen Kimono genauer. „Es steht dir und bringt hier mehr Kultur rein. Lass ihn an." Ich musste dann doch ein wenig schmunzeln. Als ob ich ihn hier vor allen ausgezogen hätte. Yami nahm mir das Essen ab und meinte, er komme gleich wieder. Ich stand nur wenige Minuten allein, doch die ganzen neugierigen Blicke waren mir verdammt unangenehm. Einige Kinder waren sogar mutig genug, ohne zu fragen an den Stoff zu fassen. Gerade die Mädchen bekamen dann glänzende Augen und riefen „Oh, der ist ja ganz weich!“ Aber dann begriff ich, dass die Menschen hier in Churchill es nicht böse meinten. Sie kannten diese Sitte einfach nicht und für einen Außenstehenden musste ich wirklich… seltsam aussehen. Ich atmete tief ein, bog meinen Rücken gerade und fing an, jeden freundlich anzulächeln, der zu mir sah und es wirkte. Sie lächelten zurück, nickten mir zu. Einige verwickelten mich sogar in ein Gespräch und wollten alles ganz genau wissen, wie man einen Kimono anzog, wie man einen Obi band und welche es noch so gab.

So langsam geriet ich dadurch aber auch in Bedrängnis. Ständig das Gleiche zu erzählen war anstrengend, aber Yami kam wie ein Retter in Not und zog mich aus der Traube der Menschen.
 

Die Zeit verging wie im Fluge. Ich versuchte den Mädels noch beim Dekorieren zu helfen, aber leider hatte ich in solchen Dingen einfach nur zwei linke Hände. Also klebte ich Yami am Rockzipfel und versuchte ihm unter die Arme zu greifen. Allerdings kannte ich kaum die Namen der Mitbewohner, oder das Gesicht und konnte mit den Speisen nichts anfangen und stand mehr im Weg. Da blieb mir nur noch Joey übrig, also hängte ich mich an ihn, der mit Tristan zusammen das Musikpult aufbaute und später auch als DJ funktionierten.

Allerdings hatte ich von Technik noch weniger Ahnung, als vom Dekorieren und am Ende artete es soweit aus, dass die beiden Jungs alles neu verkabeln mussten, was ich angerührt hatte.

Völlig deprimiert saß ich in einer Ecke und wusste nichts mit mir anzufangen. Vielleicht hätte ich doch erst später aufkreuzen sollen. Dann hätten die anderen nicht mehr Arbeit und ich würde mich nicht so schrecklich langweilen.

Und ohne es zu wollen, schoss mir ein Satz durch den Kopf, der mich schlagartig erröten ließ.
 

„Sollte sie es noch einmal wagen, dich in die Sache mit hinein zu ziehen, werde ich nicht mehr so gelassen sein können.“
 

Natürlich sagte der Satz kaum etwas aus und man konnte es so interpretieren, wie man wollte. Aber indem er mir dabei eine Strähne hinters Ohr gestrichen hatte, tendierte es doch in eine spezielle Richtung. Ich versuchte, mir für die Außenwelt nichts anmerken zu lassen, aber sicher ist sicher und versteckte mich hinter meinem Glas Wasser. Ich wusste nicht einmal, warum es mich so aus dem Konzept gebrachte hatte. Im Grunde war es doch etwas Banales, oder? Freunden sagte man doch etwas Nettes. Das Kribbeln an meinem Ohr erinnerte mich wieder an diese federleichte Berührung und ließ mich gleich doppelt erröten. Es war nicht unangenehm gewesen, nur ungewohnt. Bisher hatte nur mein Großvater oder Tea mich berührt, indem sie mich in den Arm nahmen. Aber so eine Geste hatte ich noch nie.

In Japan hatte ich nur zwei Beziehungen gehabt. Sie waren aber nichts Erwähnenswertes gewesen und hielten auch nicht lange. Irgendwie wollte jede Frau einen >coolen< Partner. Aber ich war nicht diese Art von Mensch. Zusätzlich war ich auch nicht gerade eine große Persönlichkeit. Entweder waren die Damen gleichgroß oder sogar noch größer als ich und das war für die Frauenwelt nur schwer zu verkraften. Eine Haarsträhne hinter das Ohr zu streichen, bei jemand anderen ist doch etwas vertrautes. Man konnte es sogar schon intim nennen und das tat man nicht bei jedem. Um auf den Punkt zu kommen: ich kam noch nie in den Genuss dieser vertrauten Geste – bis gestern. Auch wenn sie von einem Mann ausging, so war es doch angenehm gewesen.

Plötzlich wurde ich aus den Gedanken gerissen, als neben mir ein Stuhl über den Boden schabte. Überrascht blickte ich zur Seite, denn noch waren die Vorbereitungen nicht abgeschlossen und keiner meiner >Freunde< konnte so kurz vor Beginn eine Pause machen. Als ich aber die Person neben mir erkannte, blieb mir fast das Herz stehen.

Harumi, mit einer bezaubernden Hochsteckfrisur, Spitzenbluse und Minifaltenrock sah mich durch ihre getuschten Wimpern an. Sofort ratterten Fragen durch meinen Kopf. Was sie wollte, warum ich und vor allem – warum jetzt? Ich hatte noch nicht einmal mit Yami über heute Mittag gesprochen, doch genau darauf wollte sie scheinbar anspielen. Ihr perfekt nachgezogener Mund lächelte mich an und sie hielt mir ihre Hand entgegen. Da ich aus gutem Hause stammte, erwiderte ich das Lächeln und legte meine Hand in ihre.

„Du musst Yugi sein. Yami hat mir schon einiges über dich erzählt.“

Ach, tatsächlich? Krampfhaft versuchte ich meine Augenbraue unter Kontrolle zu halten, die entgegen der Schwerkraft nach oben wandern wollte. Ich entschied mich dafür den Ahnungslosen zu spielen. „Leider weiß ich nicht, wer du bist. Aber du warst doch heute bei ihm auf den Grundstück, oder?“ Das Lächeln bröckelte kein Stück, als sie mir frech ins Gesicht log. „Ich bin Harumi, Yamis Freundin. Vorhin wollte ich nur schauen, ob er wieder mal auf der Couch eingeschlafen war, als er mir nicht die Tür öffnete. Du hattest mich wirklich erschreckt!“ Es erklang ein glockenhaftes Lachen, was mich verwirrte. Sie kam mir nicht gerade wie eine durchgeknallte Psychopathin vor. „Tut mir leid, dass ich weggelaufen bin. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, jemand fremden in seinem Garten zu treffen und er hatte mich vorgewarnt, dass jemand bei ihm stalkte. Da bekam ich es mit der Angst zu tun, doch eben wurde ich von Yami aufgeklärt, wer du bist.“

Okay, damit nahm sie mir den Wind aus den Segeln. Was war denn jetzt nun richtig und was falsch? Und warum ärgerte es mich so sehr, als sie sich als seine Freundin vorstellte? Ihr Blick war weiterhin freundlich und es war keine Spur Unsicherheit darin zu lesen. Aber so wie ich mich kannte, war in meinen Augen wahrscheinlich gleich die doppelte Menge zu finden.

„Dein Kleid gefällt mir. Dieses blasse Violett passt gut zu deinen Augen.“ Kleid? KLEID? KLEID?! Wollte die mich verarschen? Ich fühlte, wie sich meine Kiefermuskeln ohne mein Zutun anspannten und die Zähne fest aufeinander gebissen waren. Unweigerlich spielte ich mit den Gedanken, diese Beleidigung ein Ende zu setzen indem ich mich einfach in mein Auto schwang und mich für die nächsten Wochen in mein Haus verkroch. Meine Hände zuckten schon. Doch sie schien das richtige Gespür zu haben wann sie jemanden treten musste der am Boden lag, um ihn noch mehr zu demütigen. Denn keine zwei Sekunden später legte sie eine Hand auf meinen Unterarm und drückte leicht zu. „Es steht dir und unterstreicht deine Kindlichkeit. Du siehst damit unwahrscheinlich süß und knuffig aus.“

Hahaha, knuffig. Welcher gestandene Mann, Anfang zwanzig, in der Blüte seiner Lebenszeit und Stolz auf die Männlichkeit, die die Bartstoppeln jeden Morgen im Gesicht hervor riefen, wollte denn nicht gern als süß und knuffig bezeichnet werden? Da wünscht man sich doch nur noch einen rosa Teddybären als Sahnehäubchen.

Ihre Worte trafen mich mehr, als ich mir anmerken ließ, aber sie plapperte weiter, ohne auf meinen verletzten Gesichtsausdruck zu achten. „Yami findet das auch, daher bat er dich, es anzubehalten. Nachher müssen wir unbedingt ein Gruppenfoto machen! Aber nun muss ich los und Joey suchen. Er hat mir versprochen meine bestellten Zeitschriften mitzubringen.“ Zum Abschied tätschelte sie kurz meinen Arm und ließ mich mit meinem gebrochenen Stolz wie ein Häufchen Elend an dem Tisch zurück. Ob man sich im Wasserglas ertränken kann?
 

Während der Trubel immer mehr um mich zunahm und die Vorbereitungen abgeschlossen wurden, grübelte ich darüber nach, wirklich in Selbstmitleid zu baden und mich im Haus zu verschanzen. Ich legte keinen Wert auf die Meinung einer einzelnen Person. Aber was wäre, wenn sie von anderen geteilt wurden? Tristan und Yami hatten die gleiche Wortwahl wie Harumi verwendet. Ich schämte mich nicht für den Männerkimono, denn ich fühlte mich darin wohl und es gehörte nun mal zu meiner Kultur, dieses traditionelle Gewand zu tragen. Aber es würde mich innerlich zerstören wenn die Leute von denen ich dachte, dass sie meine Freunde waren, sich über mich lustig machten. Aber vielleicht war auch alles eine große Intrige und diese Frau war dreist genug, diesen perversen Plan öffentlich durchzuführen. Es konnte nur eine Lüge sein! Niemanden der Jungs oder Mädels schätzte ich so hinterlistig ein und nachdem ich Yami besser kennen gelernt hatte, weigerte ich mich das auch von ihm zu denken. Da gab es nur eine Möglichkeit. Ihn suchen und einfach fragen.

Mit dem Beschluss bestärkt stand ich auf, blickte mich suchend um und fand erst einmal nur Joey, wie er am DJ-Pult stand und schon die ersten Lieder durch die Boxen schickte. Gerade als ich einen Schritt in seine Richtung tat, tauchte Harumi plötzlich vor dem Blonden auf, sagte etwas zu ihm, worauf er hinter sich griff und ihr ein paar Zeitschriften in die Hand drückte.

Nur weil sie zu dem Thema die Wahrheit sagte, bedeutete es noch lange nicht, dass generell alles…

„Yugi! Mensch, dieser Kimono steht dir aber echt gut.“ Mit verbissenem Gesicht drehte ich mich zu der Stimme um und blickte direkt auf Mai und Serenity. „Ihr nicht auch noch!“ Verwirrt schauten die beiden Frauen zu mir und wussten offensichtlich nicht, was ich meinte. „Wie bitte?“, fragte Mai und legte ihren Kopf schief. „Harumi sagte mir schon, wie toll ich doch aussehe! So langsam reicht es“ Das Wort >toll< spie ich ihnen verächtlich entgegen. „Harumi hatte dich angesprochen? Was hat sie erzählt!“ Mai packte mich am Arm und wollte mich hartnäckig am Gehen hindern, doch ich schüttelte sie ab. „Yugi, warte!“

Und schon hatte ich die nächsten Hände an meinem Arm. Serenity krallte sich regelrecht in meinen Kimono und versperrte mir den Weg. „Egal was sie dir erzählt hat, es ist nicht wahr!“, versuchte sie mich zu beschwichtigen. Zu gern würde ich ihr glauben, aber da passten so viele Dinge zusammen. Wenn man es allerdings von der anderen Seite betrachtete, passte da auch einiges… Ich war verwirrt und unsicher.

Ich bemerkte gar nicht, wie Mai sich hinter mir durch die Menge wühlte. „Boahr. Auszeit!“ rief ich und kämpfte mich an ihr vorbei, um an meinen Wagen zu kommen. Doch sie war hartnäckiger, als man es ihr zutrauen würde und schon hatte sie ihren Griff an meinem Unterarm und ihr Körper hatte sich vor meinen geschoben. Sie hielt mich auf, solange sie konnte, doch ich hörte ihr gar nicht mehr zu. Als ich es endlich schaffte, mich zum zweiten Mal von ihr zu lösen und einen Schritt in die rettende Richtung getan hatte, war schon wieder eine Hand an mir – dieses Mal an meiner Schulter. Genervt schlug ich blind nach hinten, doch eine andere Hand packte meinen Arm und schon wurde ich an der Schulter kraftvoll umgedreht. Mit einem Mal stand nicht mehr Serenity vor mir, sondern ein großer Oberkörper mit einer schwarzen Krawatte. Ich musste meinen Kopf heben, um Yami ins Gesicht schauen zu können. Na toll, da hatte ich nun den Salat. „Du hast mit Harumi geredet?“ Seine Tonlage war ruhig und tief. Während ich ihm wieder in die Augen sah, schoss mir eine Frage durch den Kopf. Was wäre, wenn Harumi gelogen hatte? Dann konnte ich gleich meinen Kopf in den Sand stecken und mich verkriechen. Wir hatten uns ausgesprochen und ich wollte wirklich einen Neuanfang starten. Doch irgendwie war die Außenwelt völlig dagegen! Dabei hatte Yami sich solche Mühe gegeben. Ach, ich könnte mich ohrfeigen…

Zuerst sollte ich Schadensbegrenzung betreiben und schauen, was an den Sachen dran war. Aber Yami kam mir zuvor. „Was hat sie dir erzählt?“

„Unterstreicht mein Kimono meine Kindlichkeit und sehe ich…“, ich tat mich schwer, dass Wort auszusprechen, „- knuffig aus?“ Yami bekam große Augen und starrte mich einfach nur an. Entweder er suchte nach den richtigen Worten oder er fühlte sich ertappt. „Yugi!“, sagte er und packte meine Schultern. „Der Kimono steht dir. Aber nicht, weil du darin süß aussiehst, oder knuffig“ – sogar er tat sich bei dem Wort schwer – „sondern weil du damit etwas Außergewöhnliches zu uns gebracht hast. Deine Kultur, eine Tradition! Du wirkst darin nicht kindlich oder süß, sondern erwachsen und ich muss zugeben... auch attraktiv.“

Ich konnte nichts erwidern, sondern einfach nur mit offenem Mund gaffen. Der Druck an den Schultern nahm zu, als er seine Finger tiefer in meinen Stoff vergrub. „Ich war die ganze Zeit ehrlich zu dir gewesen und habe dich nicht angelogen. Höchstens ein paar Dinge ausgelassen, aber das hast du auch getan. Du solltest mir vertrauen. Und vor alledem solltest du uns allen vertrauen!“ Das nannte man dann wohl knockout. Aber ich weigerte mich, auf die Matte zu sinken. „Bist du mit Harumi zusammen?“ „WAS??“ Der Ausruf kam so schnell, dass ich einen Schritt nach hinten getan hätte, wenn er nicht meine Schultern weiterhin festhielt. „Gott bewahre, NEIN!“ Hm… damit lag ich nicht nur auf den Boden, sondern wurde auch schon mit den Füßen zuerst aus dem Ring getragen. Mir wurde in dem Moment bewusst, was ich schon wieder angestellt hatte. Mensch Yugi, du selten dämliches Kamel. Sein Gesichtsausdruck war dabei so aufrichtig, dass ich gar nicht anders konnte, als ihm zu glauben. Wieso bin ich auf die dumme Kuh reingefallen? „Dann… dann lästert ihr nicht hinterm Rücken?“

Yami lachte trocken auf. „Worüber denn? Dass ich neben einem jungen Mann wohne, der ein fantastischer Nachbar ist? Ich habe doch gar keinen Grund dafür.“ Mai, die die ganze Zeit hinter Yami stand, lächelte mir erleichtert zu als sie sah, dass ich anfing es zu glauben. Serenity klopfte mir auf den Rücken und murmelte etwas wie „Gott sei Dank“.

„Dann ist wohl eine Entschuldigung angebracht“, murmelte ich kleinlaut und traute mich gar nicht mehr, den Kopf zu eben. Doch mit seiner Antwort hätte niemand gerechnet, denn plötzlich lockerte sich sein Griff und er grinste mich siegessicher an. „Wunderbar, ich wüsste da schon etwas, wie du es wieder gut machen kannst!“

Hä??

„Ich wusste nicht, wie ich dich fragen sollte, aber das passt doch prima!“ Die Mädels klatschten begeistert in die Hände und ich schaute dumm aus der Wäsche, während Yami mich immer mehr zum DJ-Pult schob. In der Zwischenzeit hatte das Erntefest einen netten Einklang gefunden und die Mehrheit der Stadt war schon eingetroffen. Yami bugsierte mich an vergnügt kreischenden Kindern und lachenden Erwachsenen vorbei und blieb vor Joey stehen. Der Blonde sah auf.

„Er sagt ja!“ „Super!“ Und schon wechselte eine CD den Besitzer, die schnell in der kleinen Anlage verschwand. „Moment mal!“, wollte ich protestieren, doch plötzlich hörte die Musik auf und Yami griff nach dem Mikrofon, den ihm Joey schon entgegen hielt. Er räusperte sich und es hallte auf dem gesamten Platz wider.

Ich war zu verwirrt, um seine Worte wirklich zu verstehen. Er sagte irgendwas, dass er sich freute, dass das Essen für alle reichte und irgendwie schaltete mein Gehör immer wieder mal ab. Ich stand einfach zu sehr neben der Spur und musste das Geschehene erst einmal verdauen. Das war so eine Achterbahnfahrt gewesen, dass ich nachher wahrscheinlich wie ein Bär schlafen werde. Doch prompt wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich meinen Namen hörte.

„… und Yugi hat sich bereit erklärt, uns einen japanischen Tanz vorzuführen!“ Sofort ertönte Beifall und Geklatsche. Ich erntete auch bewundernde Blicke, doch ich war einfach nur zur Salzsäule erstarrt. Ich konnte doch gar nicht tanzen! Was sollte das erst vor all diesen Leuten werden? Das ging nicht! Mein Zeigefinger zuckte um sich protestierend zu erheben, aber dann sah ich direkt auf Harumi, wie sie ihr wahres Gesicht zeigte. Triumphierend hatte sie sich auf einen Stuhl zurück gelehnt und kalte Augen blitzten zu mir rüber. Ich hatte nur zwei Möglichkeiten. Ihr den Sieg gönnen oder mich einfach der Herausforderung stellen. Verzweifelt kramte ich mein Gedächtnis nach einem Tanz, aber mir wollte partout keiner einfallen. Ich könnte auch einfach mit meinem Hintern wackeln und mit meinen Schlappen ein wenig rumhüpfen. Bei dummen Leuten könnte es klappen, aber leider waren die Bewohner alles andere als Landeier. Doch dann entdeckte ich eine Frau und sie hatte genau das in der Hand, was ich brauchte. Also wandte ich mich zu Yami, lächelte ihn an und nickte. Scheinbar hatte er nicht mit dieser Reaktion gerechnet. Daher fragte er um sicher zu gehen „wie…- ernsthaft?“ und ich nickte ihm erneut zu.

Schnurstracks ging ich zu der Frau und lieh mir für einige Minuten ihren Fächer aus. Er war nicht besonders groß und passte auch nicht wirklich zu meinem Männerkimono, aber das musste reichen.

Leise erklangen die ersten Töne einer Harfe und ich erkannte sofort den typisch japanischen Rhythmus. Es erinnerte mich an die Musik, die in Japan immer im Hintergrund leise in Fahrstühlen dudelte und ich musste mir echt ein Grinsen verkneifen. Das hörten sich doch nur noch die alten Säcke an. Aber ich sagte nichts, stellte mich einfach auf die Tanzfläche und atmete tief durch. Ich konnte nichts anderes außer Taichi-Übungen um meinen Körper und Geist fit zu halten, aber ich wurde ja auch nicht gefragt. Ich streifte meine Schlappen von den Füßen und kickte sie zu Yami, ging total nervös in Ausgangsstellung, indem ich mich gerade hinstellte. Ich betete, dass mein Kimono hielt und mich nicht in eine Blamage stürzte.
 

5 Minuten später hatte die Dame ihren Fächer wieder und das Fest ging seinen gewohnten Gang. Naja, zumindest bei den meisten.

„Das war unglaublich!“, wiederholte sich Tristan schon zum sechsten Mal. „Ich wusste gar nicht, dass man mit einem Fächer so tanzen kann“, murmelte Joey und die Mädels kreischten ständig etwas von >Anmut und Eleganz<. Sogar Harumi hatte entsetzt geschaut, denn es lief scheinbar alles anders, als sie erhofft hatte. Nur Yami musste wieder mal aus der Reihe tanzen. Denn er hatte bisher sich noch nicht geäußert. Er hatte Applaus geklatscht und mir zugezwinkert, doch das war´s. Ich wusste nicht, ob ich mehr erwarten sollte, denn immerhin hatte er mich einfach ins kalte Wasser geworfen. Wenn ich mich bis auf die Knochen blamiert hätte, wäre er sofort einen Kopf kürzer gewesen. Nun aber stand er neben mir, nickte zur Zustimmung bei den Ausrufen und blickte mich völlig normal an. Als würden wir im Garten sitzen und uns über Maschendrahtzäune unterhalten. Also irgendwie… reichte mir seine Reaktion nicht aus, aber was ich stattdessen wollte, konnte ich auch nicht direkt sagen. Aber vielleicht hatte ich auch nur etwas übersehen? Also durchforstete ich seinen Augen nach etwas, doch er zwinkerte mir wieder nur zu. Seufzend gab ich auf.
 

to be continued
 


 

Dieses Kapitel hat mir echt Kopfzerbrechen bereitet. Es ist verdammt schwer, das aufs Papier zu bringen, was einem im Kopf rumgeistert.

Allerdings habe ich bei der Vorführung der Taichiübungen aufgegeben und auf die Beschreibungen verzichtet. Wer sich dafür interessiert, wie sie aussehen und es nicht kennt, kann sich das anschauen:

http://www.youtube.com/watch?v=POgxkDLd544&feature=related
 

Besonderer Dank geht an Atem für das Betan trotz des Stresses in der Uni *flausch*



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  viky
2012-11-21T21:23:18+00:00 21.11.2012 22:23
auch wenn das Kapitel dir Kopfschmerzen bereitet hat, so hat es mich zum lächeln gebracht. Die Story ist einfach wahnsinnig interressant, und ich bin süchtig nach neuen Kapiteln.

ich hoffe, das nächste Kapitel fällt dir einfacher, und du bekommst keine Kopfschmerzen... :)

lg
Von:  mu_chan
2012-10-23T16:28:34+00:00 23.10.2012 18:28
huhu ^^
gelesen hab ichs schon lange und auch wenn das kapitel wundervoll lang war...kams mir irgendwie zu kurz vor...kann vielleicht auch daran liegen das mein shit router im arsch war...-.-

egal!
ich muss sagen ich hab herzlich gelacht und gequickt, weils teilweise so goldig und genial war!
herrlich! *-*

ich freue mich jetzt schon auf das nächste kapitel!
glg mu_chan
Von:  Shanti
2012-10-09T20:03:18+00:00 09.10.2012 22:03
abend xD

so ich muss sagen das yugis aktion vorm spiegel kann ich gut verstehen hahaha
wer hat das noch net gemacht hahahannyy
ich find es sehr schön dax die beiden ganz langsam zusammen kommen xD


weiter so bis dann

lg shanti
Von: abgemeldet
2012-10-09T19:26:20+00:00 09.10.2012 21:26
Also erst einmal... "süß und knuffig" sollten nie zusammen in einem Satz vorkommen XD woha... das hasse sogar ich HAHA Musstest du da nicht beim Schreiben kotzen? *hust*

Aber jetzt zum Kapitel. Mir gefällt es wie du die FF weiterführst. Ist auch sehr realistisch, was ich ja persönlich gerne mag. Z.B. wenn ich vor dem Spiegel stehe, hau ich mir auch auf den Arsch XD Das gefällt mir immer, wenn es halt nah am Menschen ist und wir machen, wenn wir alleine sind ja so einen Quatsch.
Ich mag auch die langsame Entwicklung. Weil Liebe kommt ja nicht auf einmal. Von daher... lass dir Zeit für die Story und wie die sich immer näher kommen.

Ich frage mich auch schon die ganze Zeit, wie es weiter gehen wird! Vor allem, weil beide ja eigentlich Hetero sind und das dann ja auf der Hand liegt, dass es viel Selbstzweifel und Gedankenstress geben wird. "Bin ich schwul? Nein, das kann nicht sein, aber das und jenes usw." Ich glaube das ist immer am Schwersten herüber zu bringen.

Jedenfalls von meiner Seite aus: super Kapitel und ich hoffe bald kommt das Neue ^^ Werde mir das dann auch so schnell wie es geht wieder durchlesen.

LG
Maike
Von:  -Miaka-
2012-10-09T12:57:20+00:00 09.10.2012 14:57
Ich konne es gestern gar nicht abwarten ins Bett zu kommen, um dort das neue Kapitel zu lesen :D Ich hab danach sogar davon geträumt (du hattest in meinem Traum allerdings ein Haufen Kommentare). Leider nicht so direkt vom Inhalt. Ich hab mir auch fleißig Notizen gemacht, damit ich nicht wieder alles vergesse, was mir während des Lesens in den Sinn gekommen ist. Also erstmal muss ich nochmal betonen, dass ich die FF bis hierher wirklich richtig gut finde. Von allen deutschen, im Moment noch laufenden FFs, ist das mein absoluter Favorit. Und ich hoffe, dass das nächste Update ganz, ganz bald kommt.

Ich fands ja lustig, als erst Yami und dann auch noch Yugi in den Komposthaufen geflogen sind. Ich stell mir da so unseren Kompost vor und denk mir ... igitt xD Ich hoffe mal, auf Yamis war mehr Erde als alles andere. Sonst hätte Yugi auch schlecht Yamis Geruch in der Nase haben können, obwohl er da so mitten zwischen IchWillsGarNichtWissen lag. Aber huu, Yami ist ja auch so sexy, wer kann es ihm verübeln. Ich mochte es echt, wie du das beschrieebn hast :3 Mein inneres (Yami)Fangirl hat eifrig genickt, gefiept und weitergenickt.

Und dann die Szene vor'm Spiegel, vor allem dass Yugi sich auf den Po haut xD Ich hab gequiekt und mich sooooo fremdgeschämt xD Ich saß wirklich da, die Hand ins Gesicht geschlagen und dacht mir, nein, das kann sie Yugi doch nicht wirklich antun, als Yami das Ganze dann beobachtet hat. Obwohl ich wetten könnte, Yami hat's gefallen, was er gesehen hat und deshalb hat er sich am Kaugummi verschluckt. Das kann ich verstehen. Yugi mit bisschen Babyspeck am Bauch ist irgendwie voll niedlich, passt zu ihm und ich kann mi vorstellen, dass Yami das sicher auch toll findet, thihi. Gott, die zwei sind so süß zusammen. Nach all den Jahren machen die immer noch so süchtig, es ist schlimm.

Yugis Ideen, Yami das Paket zu geben xDD Paketweitwurf und wie der Weihnachtsmann durch den Schornstein xD
Herrlich. Aber ich kann ihn voll verstehen. Ich würd mich wahrscheinlich auch nie mehr aus dem Haus trauen. Aber böse auch, als Mai und Serenity dann noch von der Sache erfahren hatten (Wobei das schon echt fies ist, dass Yami da überhaupt was erzählt hat. Aber ist eben so eine Gemeinschaft da. Wie im wahren Leben irgendwie). Das war das zweite Mal, dass ich mir dachte: Das kann sie Yugi doch nicht wirklich antun. Aber dann wussten sie vom prekärsten  Teil gar nix. Ich musste so lachen! Mensch, Yugi ...

... das dachte ich mir auch, als er Harumis Lügen fast abgekauft hätte. Aber das war auch echt fies. Vor allem Yugis Männlichkeit so niederzumachen (Mach ich selbst ja nie, würde mir nie einfallen... Yugi ist so süüüß <3) Als ob Yami je sowas sagen würde. Aber ich finde es übrigens richtig gut, dass Yami in dieser FF nicht so ist, dass er Yugi die ganze Zeit irgendwelche Komplimente macht. Also zumindest noch nicht. Es ist schön, dass alles so langsam läuft und du dabei nichts überstürzt. Jetzt sind sie eben erstmal Nachbarn und dabei, Freunde zu werden ... mit so kleinen süßen Momenten :3 Du machst das gut. Das mit dem Kimono und dem Tanz waren auch tolle Ideen. Konnte mir das Video leider nicht wirklich ansehen, weil mein Internet hier zu langsam für Videos ist. Hab aber ein Stück geguckt und kann es mir deshalb doch ganz gut vorstellen :)

Das war's erstmal von mir. Freu mich sehr auf's nächste Kapitel! :D
Von:  Atem
2012-10-08T21:21:38+00:00 08.10.2012 23:21
Awwwwwwwwwww~ du hast dich doch vor der Beschreibung gedrückt XD. Na zumindest kann man es sich vorstellen, wenn man Taichi kennt. Hätte mich dennoch interessiert, wie du das umgesetzt hättest ^^.

Ich hab dir schon gesagt, dass mir das Kapitel sehr gefällt... und sogar mehrfach mitgeteilt, WAS mir nicht gefällt >D. Denk an den Antrag! Denk. an. den. Antrag. *Mantra murmel*.
Ich mag Yugi sehr in dieser Geschichte. Er ist halt auch nicht vor Intrigen gefeit. Wenn einem Lügen erzählt werden und man nicht drüber stehen kann, sich immer wieder einwickeln lässt, ist man schon arm dran. Aber immerhin sind die Freunde da... allen voran Yami, der ihn da immer wieder wachrütteln wird... oder gegen den nächsten Baum knallt >D.
Tja und Yami... ist Yami... sexy, sexy, sexy... vor allem in den Klamotten, die du ihm beim Erntefest tragen lässt. Wenn man daran denkt, hab ich automatisch den Daumenring vor mir... wie er so auf einem Tisch sitzt, mit angewinkeltem Bein und das Klemmbrett festhalt <o<... du bist böse *lach*.

Fühl dich geehrt, ich bin extra wegen diesem Kommi online. Bin schon gespannt, wann ich das nächste Kapitel zum Korrigieren bekomme und auf unsere gemeinsamen Projekte freue ich mich auch schon sehr, auch wenn ich ein furchtbar schlechtes Gewissen habe, weil ich dich so lange warten lass >o<.
Ich habe sicher selber genug Fehler übersehen *schäm*.

*dich durchflausch*
Atem


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