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Drogensucht - Bis(s) das Leid ein Ende hat

Wenn das Schicksal zuschlägt
von

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Anders als erwartet

VIEL Spaß!
 

***********
 

Bella POV
 

Natürlich musste passieren was passieren musste. Kaum waren einige Sekunden vergangen, in denen ich zusammengerollt auf der Couch lag und vor mich hin schluchzte. Ein garantiert absolut erbärmliches Bild abgab und nicht einmal den Anstand besaß wenigstens `Tag´ zusagen, was mir ehrlich gesagt auch nicht so wichtig erschien aber…zurück zum Thema.
 

Kaum lag ich einige Sekunden, drehte sich mein Magen mindestens in zwanzig verschiedene Richtungen gleichzeitig und beförderte weitere Magensäure, meine ohnehin schon angeschlagene Speiseröhre hinauf. Lauthals begann ich zu würgen und besiegelte dadurch den perfekten ersten Eindruck, den die anderen von mir gewonnen haben mussten.
 

Es war mir ein Rätsel, woher Edward so schnell den Eimer herhatte. Aber auch das war nicht weiter wichtig, ich war nur heilfroh wenigstens den edlen Teppich unbeschadet zurück zu lassen, wenn ich wieder…so schnell es mein Zustand zuließ,… das Weite suchen würde. Über die Couch gebeugt und mich geräuschvoll im Eimer entleerend, spürte ich, wie sich jemand zu mir aufs Sofa setzte.
 

Es herrschte Ruhe im Raum,…abgesehen von meinen würgenden Geräuschen und das leise Plätschern, dass das füllen des Eimers signalisierte. Nach einigen schwallen Flüssigkeit, was mehr war als ich erwartet hatte,… mir wurde klar, dass ich das Wasser wieder vorbrachte, das ich vor nicht allzu langer Zeit im Auto getrunken hatte,… würgte ich trocken weiter.
 

Dazu begann ich jämmerlich und nicht anhaltend zu husten. So stark, das mir das Atmen schwerviel und ich mich panisch ins Sofa krallte. Jemand strich mir über den Rücken, wahrscheinlich der gleiche, der mein nassgeschwitztes Haar zurück hielt.
 

„Carlisle!“
 

Wieder die gepresste Stimme von Edward. Die mir verdeutlichte, das es Carlisle war der sich zu mir gesetzt hatte. Warum nur, schwang so viel Sorge in seiner Stimme mit? Wie konnte ich ihm anscheint so viel bedeuten, wo wir uns doch so fremd waren und doch…irgendwie vertraut!?
 

Mein Kopf schwirrte, als es endlich vorbei war. Stöhnend und nach Luft japsend, legte ich meinen Kopf zurück auf ein Kissen,… dessen Anwesenheit ich erst jetzt bemerkte. Zu meinem eh schon angeschlagenen Zustand, gesellte sich das stetig wachsende Verlangen nach Aitsch. Gott ich brauchte es…so sehr!
 

Mit Tränen in den Augen sah ich mich um. Blieb bei jedem einzelnem Gesicht hängen und nahm ihre Erscheinungen in mir auf, während ich noch immer stark am Zittern, gierig Luft in meine Lunge pumpte. Die Frauen aus der Gasse! Wunderschön…mehr konnte ich nicht realisieren. Ich stöhnte und sah bittend zu Carlisle… der, wie vermutet bei mir saß. Am Rand des schmalen Stück Polsters, auf Höhe meiner Hüfte. Er sah mich besorgt an.
 

Ich schluckte einige Male geräuschlos, starrte ihn an. Meine Nervosität wuchs. Was nun? Meine Finger verkrampften sich in den Saum meines Pullis, mein Körper bebte, brachte selbst Carlisle zum Wackeln. Ich fühlte mich unwohl. Meine Beine waren schwer, ließen sich kaum bewegen, während unaufhaltsam vereinzelte Krämpfe durch meine Muskeln schossen. Ich wimmerte,…war am Ende meiner Kräfte. Die Blicke der anwesenden Personen machten mir zunehmend zu schaffen. Ich war ihnen ausgeliefert. Niemand sagte etwas, sie starrten mich an.
 

„Bitte…“, hauchte ich beinahe tonlos.
 

„Beruhig dich, versuch dich zu entspannen…du musst noch einen Moment warten.“
 

Warten worauf? Ängstlich sah ich mich um. Schüttelte verzweifelt den Kopf leicht hin und her. Auf was sollte ich warten…verdammt nochmal?
 

„Du brauchst dich nicht fürchten, niemand hier tut dir was.“
 

Der hatte gut reden. Auf einmal verfluchte ich die Entscheidung mit ihnen gegangen zu sein. Ich hatte keinen Einfluss auf das, was kommen würde. Könnte mich nicht gegen sie behaupten. Was war überhaupt in mich gefahren? Seit wann, vertraute ich Leuten so schnell? Ich seufzte schwer als mir bewusst wurde, dass ich es schon einmal getan hatte…Jacob. Ihm hatten wir von der ersten Sekunde blind vertraut. Aber damals war es anders. Obwohl, war es das? Wir waren in Schwierigkeiten aus denen wir allein nicht rausgekommen wären. So unterschiedlich waren die Situationen nicht.
 

Wie auch immer…
 

Ich kämpfe gegen das dringende Verlangen an die Augen zu schließen. Eine Regel der Straße,…sei wachsam und behalte deine Umgebung im Auge. Hier sollte es wohl eher heißen,… kehre niemanden den Rücken zu. Oder…ach scheiß, genug davon. Aber es half...
 

So schwachsinnig meine Gedanken auch waren, sie lenkten mich ab. Die Schmerzen waren…nicht egal, natürlich waren sie das nicht. Aber sie waren angenehmer als Jacobs Verlust, sehr viel leichter. Denn sie…würden aufhören… aber Jake,… Jake kommt nicht wieder!
 

Bevor ich in diesem Moment an dieser erschreckenden Erkenntnis zu Grunde gehen konnte, passierte plötzlich einiges in meinem Umfeld und drängte diesen Gedanken ein gutes Stück zurück. Alle Anwesenden, drehten beinahe zeitgleich ihre Köpfte Richtung Fenster. Oder…WOW, Richtung Fensterfront. Das war mir noch gar nicht aufgefallen. Es spielte auch keine Rolle. Ich wimmerte, zog damit die Aufmerksamkeit von Edward und Carlisle auf mich. Sie sahen mich besorgt an, jedenfalls Edward. Carlisle wirkte plötzlich zuversichtlicher und damit…machte er mir Hoffnung.
 

„Ich bin sofort wieder da.“
 

Mit diesen Worten stand er auf und verschwand. Ich zählte die Sekunde bis er wieder an meine Seite war. Es beruhigte mich ihn bei mir zu wissen. Die Bezeichnung Arzt, war daran sicher nicht untätig. Wann wollte er mir wieder diese Tabletten geben? Es wurde langsam Zeit. Die Wirkung ließ allmählich nach oder…wurden die Krämpfe nur stärker? Egal…eins von beiden spielte sich gerade in meinem inneren ab und es musste aufgehalten werden. Sofort!
 

„Bitte…“
 

Meine Panik kehrte zurück. Ich wandte mich an Edward, dem einzigen in diesem Raum den ich irgendwie kannte. Denn ich,…ja ich vertraute ihm. Er verfolgte leidend mit seinem Blick eine dicke Träne, die sich aus meinem linken Auge quetschte und über meine Wange lief.
 

„Gleich“, wisperte er.
 

Kam es mir nur so vor, oder litt er Höllenqualen durch dieses Wort? Ich runzelte, so gut es mir möglich war die Stirn und wandte mich ab. Mir blieb ja doch nichts anderes übrig, als hier liegen zu bleiben und zu warten. Auf was,…das wusste ich nicht. Mir sagte ja niemand etwas. Eine Tatsache, die mich anstank. War es nicht mein verfluchtes Recht zu erfahren, was nun mit mir passiert? War es nichts Carlisles Aufgabe, mir zu erklären was noch alles auf mich zukommt? Ich hatte noch niemanden entziehen sehen. Nicht vollständig jedenfalls. Einige sind mir in den Jahren schon begegnet, die in einer eindeutigen Situation steckten aber verflixt,…mit denen gab man sich nicht ab. Jeder war sich selber der nächste!
 

Es war nicht Carlisle der den Raum betrat. Es waren zwei Männer. Die anderen aus der Gasse! Nun war das Grüppchen von vorhin wieder vollständig und ich…wollte am liebsten laufen. So weit weg wie möglich ohne einen Blick zurück zu werfen. Ich konnte nicht!
 

Dann allerdings, stockte mir der Atem. Der eine war, mein Gott er hatte eine Figur wie Jacob. Vielleicht sollte mich diese übermäßige Muskelfülle verschrecken. Vielleicht tat sie das auch ein kleines bisschen, den mir war sehr wohl bewusst, dass nicht alle bulligen Männer ein so sanftes Wesen hatten wie Jake aber…er erinnerte mich so stark an ihm, das ich nichts anderes tun konnte als ihn anzustarren und mich dabei in gewisser Maßen wohl zu fühlen. So ähnlich…
 

Der andere, bei ihm waren es die Augen die mich ruhiger werden ließen. Gütig und weich…verständnisvoll und irgendwie geplagt. Und beide hatten diese bizarre Augenfarbe. Der mit dem sanften Blick, setzte sich zu der kleinen mit den schwarzen Haaren. Wie alle anderen, starrte er mich an. Wirkte aber eigenartig konzentriert.
 

Nahmen die Krämpfe ab? Oder wirkten die Tabletten doch erst jetzt richtig? Es war, als würden die Schmerzen weniger. Nicht viel, aber deutlich. Sie waren noch immer schrecklich aber…
 

Ich konnte es nicht erklären. Auf alle Fälle, fiel mir das Denken leichter. Ich war dazu fähig meine Umgebung besser aufzunehmen. Der große, blieb unmittelbar vor dem kleinen Tisch stehen und lächelte leicht und FUCK, er wurde Jacob immer ähnlicher. Sollte ich das gut finden? War es tatsächlich gut für mich, so an meinen besten Freund erinnert zu werden? Ich seufzte leise, lockerte meine Finger, die sich beinahe durch den Stoff meines Pullis gebohrt hatten.
 

Es ging mir nicht gut. Gar nicht gut. Auch wenn, die Krämpfe unter unerklärlichen Gegebenheiten vielleicht um ein leichtes zurückgegangen waren. Mein Körper war so sehr geschwächt, das einfach alles wehtat. Am liebsten wollte ich schlafen. Einfach schlafen, bis alles vorüber war. Ob ich die nächsten Tage überhaupt schlafen konnte?
 


 

Tja und dann geschah etwas, was all meine Ängste innerhalb eines Augenblickes auslöschte. All meine Fragen unwichtig erscheinen und all meine Sorgen unberechtigt werden ließ.
 

Niemals hätte ich gedacht, dass dies geschehen würde. Niemals, hätte ich mir träumen lassen, sowas erleben zu dürfen und niemals wirklich niemals…würde ich Worte finden können, die meinen Dank ausdrücken könnten. Niemals würde ich wiedergutmachen können, was diese Familie im Begriff war für mich zutun.
 

Für mich, einem fremdem Mädchen…einem Junkie!
 

Ein lautes Keuchen entfuhr meinen bebenden Lippen. Ein Ruck der Vorfreude ging durch meinen Körper. Meine Haut, begann angenehm zu prickeln. Mein Atem wurde ruhiger, gleichmäßiger. Die körperlichen Schmerzen waren da, doch sie wurden unwichtig. Ein Schauer, rieselte über meinen Rücken. Auch die starren Blicke aller Anwesenden,… die nach wie vor auf mir ruhten,… konnten mich nicht aus der Ruhe bringen. Sie traten in den Hintergrund.
 

Das alles geschah im selben Moment, wie der Doc in mein Sichtfeld trat. Er sah nicht zu mir, als er das kleine Tablett auf den Tisch abstellte. Er sah nicht zu mir, als er mit dem Feuerzeug die Kerze entflammte. Auch nicht, als er die Verpackung der Einwegspritze aufriss, diese dann zurück aufs Tablett legte und anschließend den Mann ansah, der noch immer neben dem Tisch stand.
 

Mit weitgeöffneten Augen, beobachtete ich diesen für mich so wichtigen Moment. Die große Hand des Mannes, wanderte langsam in die Hosentasche seiner ausgeblichenen Jeans, kam genauso langsam wieder hervor und bewegte sich Richtung Tisch. Als sein ausgestreckter Arm, genau über der Hälfte dieses wirklich niedlichen Tisches angekommen war, öffnete er seiner zur Faust geballten Hand und ließ den Inhalt mit einem ganz leisen Plop auf die glatte Oberfläche fallen.
 

Es war noch immer still im Raum. Nur das vor Aufregung schnellerschlagende Trommeln meines Herzens, hallte in meinen Ohren wieder. Der weiche gemütliche Untergrund unter meinem Körper senkte sich. Carlisle musste sich wieder zu mir gesetzt haben. Ich sah nicht auf, sah nur auf dieses kleine silberfarbene Faltbriefchen am hinteren Drittel des Tisches, das dort einsam und allein neben einer kleinen Fernbedienung weilte. Das Flackern der Kerze, ließ die glatte Oberfläche in einem schummrigen Licht leuchten.
 

Eine innere Zufriedenheit setzte sich frei. Die Fesseln der Anspannung lösten sich, mein Magen beruhigte sich, meine Kopfschmerzen stellten sich ein, mein Körper drosselte das Zittern…nur leicht, aber er tat es. Der Kloß in meinem Hals verschwand und meine Tränen trockneten. Ein verträumtes Lächeln bildete sich auf meine Züge. Meine Rettung lag unmittelbar vor mir. Nun musste sie nur noch in meinen Körper gelangen. Ich musste…
 

Eher unbewusst, sah ich ruckartig zu Carlisle. Was sollte das überhaupt? War das ernst von ihnen gemeint? Und was nun? Am liebsten wollte ich mich auf dieses kleine Päckchen stürzen? Mir war allerdings bewusst, dass mich wenigstens vier Personen in diesem Raum daran hindern konnten.
 

Aber ich konnte nicht mehr warten. Ich verzerrte mich danach, das Verlangen wurde in dieser Minute so übermächtig das ich glaubte, den Verstand verlieren zu müssen.
 

„BITTE“, flehte ich wie noch nie zuvor in meinem Leben.
 

Die Augen des Doktors, bohrten sich in meine. Sie waren Entschlossen aber signalisierten auch Wehmut. Sie zeigten Verständnis aber auch…und das ließ mich schlucken…Vorderrungen. Ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden war ich bereit, alles zu erfüllen was von mir verlangt wird. Wenn mir nur endlich das gegeben wird, wonach es mich so sehr sehnt.
 

Er seufzte tief. Gab mich von seinem Blick frei, sah einmal kurz zu Edward und wandte dann seine Oberkörper dem Tablett zu. Edward…auch ich sah kurz zu ihm. Eine tiefe Traurigkeit erfasste mich, als mich für eine Sekunde sein schmerzverzerrter Blick traf. Schnell sah ich weg. Ich konnte es irgendwie nicht ertragen und außerdem, war etwas anderes viel wichtiger. Das umsehen in die Runde sparte ich mir. Ich spürte auch so, dass alle Blicke auf mir lasteten und jede einzelne Regung von mir wahrnahmen. Es kümmerte mich nicht. Ich wollte einfach nur…ja ich wollte wieder frei sein.
 

Mit einem tiefen stöhnen, beobachtete ich Carlisle. Seine Finger, wickelten geschickt das kleine Faltbriefchen auseinander. Enthüllten eine waren Pracht weißes Pulver. Meine Zehen bogen sich vor Erwartung hoch. Meine Augen verließen diese rettende Substanz nicht einen Wimpernschlag. Die Angst, dass alles weg sein würde, würde ich die Augen schließen war zu groß.
 

Er kratzte mit der Spitze der Nadel, einen kleinen Teil des Pulvers auf den Löffel. Einen zu kleinen Teil. Ich räusperte mich, tippte vorsichtig gegen seinen Arm. Sofort sah er zu mir, zog eine wohlgeformte Augenbraue hoch und wartete. Es war mir trotz derben Verlangen unangenehm, allen…wirklich allen zu zeigen, wie sehr ich im Dreck lag. Wie schlimm es wirklich war. Aber ich musste, konnte nicht anders. Denn das, was dort auf dem Löffel war, würde nicht reichen.
 

„Mehr“, hauchte ich also leise und betete, dass er mich verstanden hatte.
 

Ihm fielen für einen kurzen Moment beinahe die Augen aus den Höhlen. Verlegen, wandte ich den Blick ab. Begegnete prompt denn von Edward. Sein stummes Flehen erreichte mich nicht.
 

Ich konnte nicht anders!
 

„Wie viel mehr?“
 

Fragte mich der Doc nach einer kleinen Ewigkeit. Mein Körper war im Augenblick so angespannt und gleichzeitig so entspannt, dass mir schwindlig wurde. Das alles dauerte mir viel zu lange. Ich hätte mir schon längst einen Druck verpassen können. Hätte schon längst alle Schmerzen und alle Erinnerungen kappen können, wenn ich nur machen könnte. Die Aufopferung die diese Familie zeigte, hinderte mich aber daran. Es wäre unhöflich und absolut asozial wenn ich mich einfach aufs Heroin stürzen wurde. Allerdings brauchte es meine ganze Selbstbeherrschung und die war im Moment,… wirklich sehr gering.
 

„Ein dreiviertel“, brachte ich also angespannt heraus und hoffte, dass er nun endlich machen würde.
 

Und er tat es. Zwar mit einem tiefen seufzen, aber er tat es. Wenn ich schon die Gelegenheit hat, dann wollte ich auch einen richtigen Druck. Einen, den ich schon lange gebraucht hätte. Ich wollte mich mit keinem halben mehr zufriedengeben. Ich wollte das, was meinem Körper zustand. Und ich würde es bekommen.
 

Ein kleiner Spritzer Zitronensaft. Wasser befand sich bereits ein kleiner Tropfen auf dem Löffel und etwas drin herumgerührt, dann hob er endlich den Löffel über die Flamme. Begeistert sah ich zu, wie sich das Silber des Löffels langsam aber sicher schwarz färbte. Wie er abermals mit der Spitze der Spritze den Inhalt umrührte und anschließend den Löffel vorsichtig senkte, um nichts zu verschütten. Mir entfuhr zittrig die Luft, als er die Flüssigkeit in die Spritze zog. So nah…
 

Er legte sie zurück aufs Tablett, griff nach dem Gürtel und legte ihn um meinen linken Oberarm,… den ich ihm auch sofort entgegenkommend anbot. Er zog ihn fest, griff gleich darauf meinen Ärmel und schob ihn hinauf. Und das war der Moment, an dem ich erneut im Boden versinken wollte. Das Keuchen, welches nicht nur von Carlisle und Edward, sondern noch von zwei weiteren Personen stammte beschämte mich. Und das war so merkwürdig, weil mich normalerweise nie interessierte, was andere von mir dachten. Doch hier war es anders. Ich schob diese Schwäche meinerseits, auf das mangelnde Gift im Blut. Ich würde hoffentlich gleich wieder normal sein.
 

Carlisle hob seinen Kopf, starrte mich entsetzt an. Ich hielt seinem Blick stand. Es war wie es war und ich würde jetzt nicht anfangen, mich für meine Situation zu rechtfertigen. Sein Kopf senkte sich schnell wieder. Wahrscheinlich, weil mein Körper beinahe am hyperventilieren war. Meine Maske saß, aber alles andere brach in sich zusammen. Dort lag die Spritze, dort drüben…eine Armlänge von mir entfernt. Diese Situation glich einer mentalen Folter die unmöglich auszuhalten war.
 

Als er dann allerdings mit seinem Daumen, zaghaft über die dicke weiße Narbe strich, die quer über meiner Pulsader verlief, seufzte ich und schloss die Augen. Wieder spürte ich seinen Blick auf meinem Gesicht,… die Blicke aller… aber ich öffnete die Augen nicht. Weil ich wusste, dass ich das Wissen in seinen Augen sehen würde. Weil ICH wusste, das ER wusste, dass diese Narbe noch einen Zwilling hat…auf meinem anderen Arm.
 

„Bitte ich…brauch es. JETZT…ich kann nicht mehr, verdammt nochmal.“
 

Ich schrie beinahe. Bemerkte wie mir Tränen übers Gesicht liefen. Ich konnte nicht mehr länger warten. Wusste er eigentlich was er mit mir tat? Natürlich muss es ein Schock für ihn sein, den von Einstichen und Narben gezeichneten Arm eines jungen Mädchens zu betrachten aber Himmel…nicht jetzt.
 

„In Ordnung“, dieses Wispern veranlasste mich, die Augen wieder zu öffnen.
 

Ich zog meinen Arm einmal zu mir heran, schob die Ärmel höher, da Carlisle auf halber Strecke versagt hatte…wahrscheinlich der Schockmoment… und legte ihn sogleich zurück auf seinen Schoß. Dann begann ich ordentlich zu pumpen. Ich sah mich nicht um. Beobachtete mit einem Glanz in den Augen, wie er die Spritze hob, leicht mit dem Finger dagegen schnippte und sich gänzlich mit diesem kleinen aber so wichtigen Teil zu mir drehte. Wieder sah er kurz in meinen Augen. Ich flehte ihn stumm an.
 

Er packte meinen Unterarm und rieb einmal vorsichtig mit seinem Daumen über meine Armbeuge. Er hatte wohl angst mir wehzutun. Das würde er aber nicht. Die Einstiche spürte man nicht, nicht einmal die Thrombosen. Nur die Entzugserscheinungen, die noch immer aktual waren. Er wirkte etwas,… nun ich würde nicht sagen überfordert,… aber der Platzmangel machte ihm sichtlich zu schaffen.
 

„Soll ich?“
 

Er schüttelte, ohne mich anzusehen den Kopf. Ich söhnte leise frustriert. Ich würde es schon längst hinter mich gebracht haben, zum Teufel nochmal.
 

„Du zitterst zu stark.“
 

Was für eine lächerliche Begründung! Als wäre es das erste Mal, dass ich mir zitternd einen Druck setzten würde. Natürlich war es NICHT so und das wusste er. Das konnte sich jeder normale Mensch denken. Ich tippte mit dem Zeigefinger des anderen Armes auf meine Armbeuge. Meine Stimme, zitterte bereits so sehr wie mein Körper.
 

„Da,…da hab ich ne Thrombose. Die Vene ist total verstopft. Sie müssen…müssen eine andere nehmen die darunter liegt. Nicht gerade rein stechen sondern schräg, sonst kommen sie eh nicht durch.“
 

Er seufzte wieder. Anscheinend machte es ihm fertig wie bedeutungslos ich über meine Gesundheit sprach. Aber verdammt, so war es auch. Bedeutungslos!
 

Würde mich das Wissen gleich Aitsch zu bekommen, nicht so furchtbar ruhig werden lassen, wäre ich garantiert ausgeflippt und vom Sofa gesprungen. Es dauerte einfach viel zu lange. Aber…nun ich konnte es verstehen, also steckte ich ein. Was verdammt schwer war, aber so war es am besten. Irgendwie hatte ich das Gefühl, es ihnen schuldig zu sein. Auch wenn es nur mein gutes Benehmen oder meine Geduld war…wie auch immer man das beschreiben sollte.
 

Obwohl mich meine Gelassenheit, trotz dieser Schmerzen und diesem bestialischen Verlangen beinahe nervös machte. So verhielt sich kein Junkie, nicht so geduldig. Jeder würde ausflippen, also was hielt mich ab? Irgendetwas passierte doch mit mir. Ich war einfach zu ruhig!
 

Aber auch das war plötzlich egal, denn die dünne Nadel, suchte sich gerade einen Weg unter meine Haut und sie hatte einen verdammt guten gefunden. Ich hielt den Atem an, meine Augen weiteten sich als ich hoch und direkt in Carlisles goldene Augen sah. Er beobachtete mich…besorgt und so unglaublich traurig. Ehe ich mich deswegen schlecht fühlen konnte, drückte er langsam seinen Daumen nach unten und pumpte damit die farblose Flüssigkeit in meine Vene.
 

Mein Rücken bog sich im selben Augenblick durch, als mich eine Welle der Euphorie überrannte, die ich lange nicht mehr erleben durfte. Keuchend, schloss ich die Augen und hieß dieses gigantische Gefühl mit allen Sinnen willkommen.
 

Edward POV
 

Ich hatte schon einiges in einem Jahrhundert gesehen. Ich hatte Menschen sterben sehen, hatte die Panik in ihren Augen gesehen. Ich hatte Kinder weinen sehen, hatte Eltern ihre Namen schreien hören. Ich hatte Dreck gerochen, hatte Leid beobachtet aber nichts davon, war so erschreckend wie dieser Moment.
 

Noch niemals in meiner gesamten Existenz, fühlte ich mich so hilflos wie an diesem Tag, in diesen wenigen Stunden. An denen ein Mädchen…mein Mädchen mein Dasein von Grund auf änderte.
 

Es war…mir fiel kein Wort ein was beschreiben konnte wie ich mich fühlte, als Carlisle ihr die Nadel unter die Haut schob. Wie er, eine neue heile Stelle auf ihrem viel zu dünnen Arm zeichnete. Eine Stelle von wenigen. Ihr Arm sah…Gott dieser Anblick schmerzte so sehr. Mir zerriss dieses Bild das Herz. Die vielen kleinen Einstiche, die vielen dicken roten…die wahrscheinlich entzündet waren…die vielen Narben und…
 

Himmel, sie hatte versucht sich das Leben zu nehmen!
 

Mit großer Kraftaufwendung, konnte ich ein lautes Schluchzen verhindern. Meine Augen kribbelten verdächtig von Tränen die nicht geweint werden konnten. Fühlte ich mich jemals so schwach? Und als dann…als er ihr dann gab was sie wollte.
 

Ich wollte das Zimmer schreiend verlassen. Wollte hinaus in den Wald und meinen Kummer an unschuldigen Bäumen auslassen, die…viel zu wenig Widerstand geboten hätten um mich ernsthaft zu beruhigen. Egal was ich anfassen würde, alles wäre zu schwach. Bot keine Gelegenheit sich abzureagieren. Es war ein verflixter Teufelskreis und ich…saß mitten drin.
 

Sie hatte sich unter den Druck der Droge aufgebäumt, den Kopf in den Nacken geworfen und gestöhnt. Laut und befriedigt, wie am Höhepunkt der sexuellen Ekstase. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter als ich mit ansehen musste, wie bereit sie für dieses Gift war.
 

Jasper allein war es zu verdanken, dass sie ruhig liegen blieb und abwartete. Hätte er nicht eingegriffen, hätte sie sich definitiv an Carlisle vorbeigeschoben, sich die Spritze allein geschnappt und sich unter panischem Verlangen selbst die Nadel in den Arm gerammt…ohne Rücksicht, ohne Vorsicht.
 

Es war verdammt beunruhigend zu beobachten wie schnell sie sich entspannte, als sie die Utensilien und schließlich das kleine Päckchen mit dem Heroin sah. Innerhalb einer Sekunde entschlaft ihr Körper, ihre Atmung wurde ruhig und regelmäßig, ihre Augen verloren ihren gehetzten Blick,… sie würden weich.
 

Obwohl ich aus Jaspers Gedanken erfuhr, das die körperlichen Schmerzen nicht zurückgegangen waren. Mit dem Augenblick, als sie wusste, dass sie gleich bekommen würde was sie wollte, traten die Leiden in den Hintergrund. Nur das Heroin war wichtig. Sie himmelte dieses weiße Pulver an, wie Mütter ihre neugeborenen.
 

Sie verdeutlichte uns damit umso mehr, wie tief sie tatsächlich drin steckte. Und als sie Carlisle aufforderte, ihr ein dreiviertel Gramm herzurichten, wollte ich am liebsten aufspringen und sie schütteln. Ich kannte mich nach wie vor nur wenig mit Rauschgift aus. Aber ein dreiviertel Gramm war verdammt viel. Vor allem, für so ein junges Mädchen.
 

Und jetzt, jetzt lag sie auf dem Sofa. Die Augen geschlossen, der Körper schlaff bis auf ihren linken Arm, dessen Faust sie noch immer verkrampft geballt auf Carlisles Schoß liegen hatte. Am erschreckendsten war ihre Atmung. Sie war viel zu flach. Mich erfasste die Angst, dass sie ersticken würde. Aber Carlisle machte nicht den Eindruck, dass irgendetwas falsch lief. Er sah väterlich auf sie hinunter,…natürlich… in dem Moment, wie sie meine Gefährtin wurde, wurde sie seine Tochter. Er strich ihr mit einem traurigen Lächeln eine verklebte Strähne von ihrer noch immer schweißnassen Stirn und sah dann durch die Runde.
 

„Bist du dir wirklich sicher, dass es richtig war ihr Heroin zu geben?“
 

Wisperte Alice leise. Sie stand auf, setzte sich neben mich und griff nach meiner Hand. Beruhigend drückte sie zu. Ohne sie anzusehen, strich ich mit meinem Daumen über ihren Handrücken um ihr meinen Dank mitzuteilen.
 

„Ja“, sagte das Oberhaupt ohne eine Sekunde des Zögerns.
 

Dann wanderte sein Blick erneut zu dem Mädchen, das mir alles bedeutete.
 

„Ich werde euch nachher ausführlich erklären, warum ich mich so entschieden habe. Nachher, nicht jetzt…sie kommt gleich wieder zu sich.“
 

Als er seinen Satz beendet hatte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Sie dort so bewegungslos liegen zu sehen, war bei weitem noch schlimmer, als ihren zitternden Körper ertragen zu müssen.
 

Niemand stellte noch eine Frage. Sie vertrauten ihm,… genau wie ich. Er wusste was er tat.
 

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UND?

Ernsthaft,… habt ihr damit gerechnet?
 

GGLG jennalynn



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  vamgirly89
2012-11-20T08:40:50+00:00 20.11.2012 09:40
wow. Bitte ganz schnell weiter schreiben. Bin schon auf das nächste gespannt.


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