Zum Inhalt der Seite

One-Night-Stand

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

One-Night-Stand(s)

Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist mein Arm eingeschlafen. Ein ekliges Kribbeln zieht sich durch ihn und ich weiß, wenn ich ihn bewege, wird es erst Mal nur schlimmer werden. Ich würde nicht sagen, dass der Tag deshalb schon dazu verdammt ist, scheiße zu werden, aber wirklich erfreuen tut es mich am frühen Morgen auch nicht.

Wobei früh relativ ist, denn ich habe keine Ahnung, wie viel Uhr es ist. Am leichtesten wäre es, auf den Wecker zu schielen, aber dazu müsste ich mich bewegen – und damit zwangsläufig den Arm.

Dennoch versuche ich, mich zu drehen, schaffe es aber nicht. Ich brauche einige Sekunden, bis ich verstehe, dass mein Arm eingeschlafen ist, weil etwas Schweres auf ihn liegt – und ich mich deshalb auch nicht bewegen kann.

Unmutig versuche ich, dieses Etwas ein wenig weg zu schieben, und schon murrt es. Irritiert blinzle ich und meine Müdigkeit ist gänzlich verflogen, ich bin nun hellwach. Damit kehrt auch die Erinnerung an letzte Nacht zurück. An den Sex mit Leander und daran, dass er hier geschlafen hat.

Unweigerlich muss ich daran denken. Jakob hatte Recht. Mit viel Romantik war das Ganze nicht verbunden gewesen. Aber ich hatte Sex gehabt. Und Leander war perfekt, dafür dass er nur ein One-Night-Stand war.

Mein Sexpartner, oder wie auch immer ich ihn nennen soll, richtet sich nun auf und sieht mich an. „Wenn du mich noch weiter wegschiebst, dann fall ich aus dem Bett,“ mault er. Ich muss grinsen. Habe ich da einen kleinen Morgenmuffel in meinem Bett?

„Sorry,“ meine ich, um ihn zu besänftigen und ziehe ihn dann näher. Keine Ahnung, ob Kuscheln erlaubt ist, wenn man nur Sex hatte. Aber wenn nicht, kann ich mich ja immer noch heraus reden, dass ich Angst hatte, er würde wirklich aus dem Bett fallen.

„Besser so?“, frage ich deshalb nach.

„Zumindest nicht mehr lebensgefährlich,“ scherzt er, schon wacher und beugt sich dann tatsächlich über mich, um mich zu küssen. Erst mich, dann meinen Hals.

„Wie wäre es, wenn wir das von gestern wiederholen?“, schnurrt er und schiebt bereits seine Hand zwischen meine Beine, ehe ich wirklich eine Antwort darauf geben kann.

Ich keuche auf.

„Okay… aber diesmal… liegst du unten,“ beschließe ich und bin gar nicht mehr so nervös, wie gestern. Vielleicht hat dieser One-Night-Stand tatsächlich meine Angst genommen.

Wobei… jetzt ist es kein One-Night-Stand mehr… Denn wir werden noch mal… Ich schlucke. Ich werde tatsächlich noch mal mit Leander schlafen. So richtig kann ich das noch gar nicht begreifen. Erst gar kein Sex, jetzt immer zu. Und dann auch noch mit diesem niedlichen Wesen hier auf mir.

„Wirst du etwa mutig?“, lacht es gegen meinen Hals und ich grinse: „Vielleicht.“

Vorsichtig streiche ich über sein Glied. Ich spüre mehr, dass er keucht, als dass ich es höre… Seine Lippen sind immer noch an meinem Hals und ich spüre jeden Atemzug wie einen Windhauch über meine Haut streichen. „Interessant…“, nuschelt er.

Sanft schiebe ich ihn weg, so dass er mich wieder ansehen muss. Ehe er protestieren kann, habe ich bereits nach seinen Lippen geschnappt und verwickle ihn in einen langen Kuss.

Ein wenig tue ich das auch, um Mut zu tanken. So sicher ich mich nämlich momentan fühle, so nervös bin ich dennoch, wenn ich an die Herausforderung denke, den aktiven Part übernehmen zu werden.

Ich will gerade fortfahren, als jemand ruft: „Tobias? Bist du schon wach?“

Erschrocken fahre ich zusammen und will dann einfach antworten, dass ich noch etwas schlafen will, als mir ein paar kleine, unwichtige Details bewusst werden.

Meine Mum lässt sich davon nicht abhalten. Und sie weiß es nicht. Und Leander…

Ich blicke ihn an, wie er nackt auf mir sitzt und mich fragend mustert.

Schritte im Gang. Mein Herz rast. Wenn sie die Türe aufmacht.

„Ach du…“, fluche ich und versuche dann, sie doch noch aufzuhalten: „Ich will noch schlafen!“

Vergeblich.

Im nächsten Moment öffnet sie die Türe und platz in den Raum. „Ich bin wieder da und hab Frühstü-“

Wäre die Situation nicht so brisant, wäre es wirklich witzig, wie ihr der Mund aufklappt und sie Leander entsetzt anstarrt.

Ihre Augen huschen durch mein ganzes Zimmer, als fände sie so eine passende Erklärung. Als sie merkt, dass es keine gibt, sieht sie mich an. Ich kann ihren Blick nicht ganz deuten. Vielleicht ist das Entsetzten, vielleicht Wut… aber vor allem ist es Enttäuschung. Und das ist schlimmer als alles andere.

Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich nichts mehr sagen, sondern sie nur anstarren kann. Darüber vergesse ich fast Leander. Erst, als er sich leicht bewegt, merke ich, dass er noch da ist. Ich blicke zu ihm.

Er sieht nicht so aus, als wäre er total geschockt. Eher ein wenig peinlich berührt. Wahrscheinlich ist es ihm einfach unangenehm, dass meine Mum uns erwischt hat, denkt sich aber nichts dabei. Wie könnte er auch.

Ich will etwas sagen, aber das einzige, dass meinen Mund verlässt, ist: „Scheiße.“

Ich schnappe nach Luft und versuche es erneut: „Mum… also…“

Aber als hätte ich sie damit wachgerüttelt, macht sie auf den Absatz kehrt, knallt die Tür zu und haut ab, als würde es jede Erklärung nur noch schlimmer machen – ist wohl auch so.

Ich beiße mir auf die Lippen, meine Gedanken rasen. Fast ist es, als denke ich gleichzeitig an alles und nichts.

„Die macht ja einen ganz schönen Aufriss, dafür, dass sie uns beim Vögeln erwischt hat,“ holt Leander mich zurück in die Realität. „Mein Dad entschuldigt sich einfach und geht wieder…“

Er legt den Kopf schief und mustert die Türe: „Wir hätten abschließen sollen.“

Ich schnaube nur und er blickt wieder zu mir. „Du bist ganz weiß, was ist los? So schlimm ist das jetzt auch nicht.“

Am liebsten würde ich ihn jetzt anschreien, aber er kann ja nichts dafür, es wäre nur unfair. Also ist das einzige, was ich ziemlich energisch sage: „Doch!“

„Naja… sie wird ja wohl ahnen, dass du in deinem Alter Sex hast,“ hält er dagegen, ehe ich ihn über die Umstände aufklären kann.

Ich blicke ihn an, wie eine Kuh wenn’s blitzt und er sieht verwirrt zurück.

„Weißt du… sie weiß es aber nicht…“

Daran, dass er die Stirn runzelt, erkenne ich, dass er es einfach nicht verstehen will. „Was weiß sie nicht?“, fragt er da auch schon.

„Das ich schwul bin.“

„Oh!“

Eine unangenehme Stille entsteht, dann sehe ich, wie sein Mundwinkel zuckt. Als ich ihn scharf ansehe, macht er das Unpassendste, was es gibt. Er fängt an, zu lachen.

„Das ist gar nicht lustig!“, empöre ich mich aufgebracht, was ihn nur noch heftiger lachen lässt. „Find ich schon.“

Fassungslos sehe ich Leander und kämpfe dagegen, einfach mit zu lachen. Irgendwie ist sein Lachen ansteckend. Aber es ist einfach gerade nicht der Moment, um zu lachen. Eher der, Panik zu schieben.

Sie weiß es!!! Sie hat es gesehen!!! Die Realität wird mir immer deutlicher bewusst. Es gibt kein Zurück mehr. Jetzt muss ich ihr alles sagen. Und dann wird sie mich hassen.

Allein bei dem Gedanken daran, wird mir schlecht.

„Dann geh ich jetzt mal,“ fällt es Leander dann plötzlich ein und er steht auf. Ich starre ihn an und plötzlich ist mir kalt. Vielleicht, weil sein warmer Körper weg ist, aber auch, weil ich das Gefühl habe, wenn er geht, bin ich ganz alleine.

Vielleicht ist das der Grund, warum ich aufspringe, ihn packe und rufe: „Nein!“

Er blinzelt mich an. „Du kannst nicht gehen. Sonst weiß sie ja, dass wir nur Sex haben.“

Was gerade noch als Ausrede davor gedient hat, Leander zum Bleiben zu bewegen, bohrt sich wie ein Messer in meinen Bauch. Oh Gott… Das macht alles noch schlimmer. Wenn Leander wenigstens mein Freund wäre…

„Das wird sie eh erfahren, wenn ich hier nicht mehr auftauche,“ erinnert er mich nur an die knallharten Fakten, die auch nicht wirklich zu meinem leiblichen Wohl beitragen. Frustriert raufe ich mir die Haare. So langsam habe ich das Gefühl, dass meine Situation von Sekunde zu Sekunde schlimmer wird.

Leander redet weiter und versucht wohl, mich von seinen Argumenten zu überzeugen, aber ich höre gar nicht mehr zu. Viel zu sehr bin ich in Gedanken versunken, außerdem muss er mich auch gar nicht mehr überzeugen. Ich weiß ja, dass meine Mum früher oder später merken wird, dass ich nicht mit Leander zusammen bin.

„Oh nein,“ stöhne ich irgendwann und mein Besucher unterbricht seinen Monolog und sieht mich an: „Oh doch.“

Mein Blick fällt wieder auf ihn. Er steht immer noch halb angezogen in meinem Zimmer und ist versucht, zu gehen.

„Leander…“, spreche ich ihn erneut an. „Kannst du nicht bitte… wenigstens… Ein paar Minuten.“ Ich seufze und habe keine Ahnung, was ich eigentlich sagen soll – und sagen will.

Er sieht mich an, nachdenklich, und ich schniefe. Erst da fällt mir auf, dass ich mit den Tränen kämpfe. Nicht nur mir. Auch Leander ist minder geschockt von meiner Hysterie und kommt nun wieder auf mich zu. „Meine Güte,“ sagt er. „Du bist ja völlig fertig.“

„Ich weiß einfach nicht, was ich jetzt sagen oder machen soll. Meine Mum mochte Schwule noch nie und wenn sie dann noch merkt, dass…. dass du…“

Ein wenig hilflos werde ich in den Arm genommen und Leander tätschelt so unbeholfen meinen Rücken, dass ich fast schon wieder Lachen könnte, weil er so überfordert ist.

„Wenn es dir hilft, bleibe ich eben hier und… rede mit ihr oder so,“ schlägt er vor. Sein Atem haucht erneut über meinen Hals und wenn meine Situation nicht gerade so verzwickt wäre, würde es sicher erregen.

„Nein,“ entscheide ich, auch wenn Leanders Idee vielleicht ganz gut wäre. Aber ich denke einfach, dass meine Mum das absolut überfordern würde. Das teile ich meinem Gegenüber auch mit.

Als er sich lösen will, tue ich etwas unüberlegtes und kralle mich an ihm fest. Zum Glück bleibt er tatsächlich stehen und tätschelt weiter meinen Rücken.

„Wenn sie merkt, dass das nur ein One-Night-Stand war, dann habe ich alle ihre Klischees erfüllt und sie wird es niemals tolerieren,“ fasse ich mein Hauptproblem für ihn zusammen. Vielleicht kann mir ja sogar Leander sagen, wie ich aus der Sache wieder herauskomme. Er hatte ja offenbar keine Probleme mit meinem Coming-out. Zumindest, wenn ich davon ausgehe, dass stimmt, was er vorhin über seinen Vater erzählt hat.

Nun löst er sich doch von mir, sieht mich unsicher an. Dann würgt er ein wenig zögerlich hervor: „Weißt du… wie wäre es… wenn wir so tun, als wären wir zusammen?“

Erstaunt blinzle ich. Ehrlich gesagt habe ich mit Allem gerechnet, nur nicht damit. „Das würdest du tun?“, frage ich nach, einfach nur, falls er seine Idee doch wieder verwerfen möchte. Immerhin bringt er da ein ziemliches Opfer, dafür, dass er einfach gehen und sich nicht um mich scheren könnte.

Er nickt.

„Muss ja nicht für lange sein,“ überlegt er weiter. „Ich komme einfach ab und an vorbei und… wir machen so Pärchenzeugs vor ihren Augen. Irgendwann trennen wir uns und alles wirkt ganz normal.“

Erneut rasen meine Gedanken. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Die Idee ist natürlich perfekt und das Leander selbst dafür bereit ist, wundert mich. Andererseits sollte ich mich wohl einfach darüber freuen. Dennoch bin ich skeptisch. „Was hast du davon?“, frage ich deswegen nach. Sicher ist sicher. Nicht, dass er dann einfach keine Lust mehr hat und ich dann sehen muss, wie ich das Problem allein gelöst kriege.

Ich kriege keine Antwort. Er tritt nur näher, küsst meinen Hals. „Sex,“ haucht er nach gefühlten Stunden, die er meinen Hals bearbeitet hat.

Ich erschaudere. „Oh.“

„Weil das machen wir auch,“ bestimmt er. Als müsst er das vorher festlegen, als müsste er mich dazu zwingen…

Ein wenig muss ich lachen. „Bist du sicher, dass das für dich okay ist?“, frage ich und er nickt. „Ich kann doch nur gewinnen,“ zwinkert er mir zu. Ich muss lächeln.

„Vor allem könntest du dann mit ihr reden, wenn sie es erst Mal verdaut hat…. Das würdest du doch tun, oder?“ Ich sehe ihn flehend an, aber er nickt einfach und winkt ab, als wäre es gar nicht wert, darüber zu reden.

„Aber jetzt redest du erst Mal alleine mit ihr.“ Und damit zieht er sich an und ich lasse ihn ziehen. Vorher tauschen wir natürlich Nummern aus, sonst würde das Ganze ja keinen Sinn ergeben.

„Danke, Leander. Ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen soll,“ meine ich, als wir bereits an der Türe stehen.

„Wie wäre es, wenn du…“, er beugt sich zu meinem Ohr. „Mir einen bläst.“

Ich werde rot und er grinst mich an. „War ja nur ein Vorschlag.“

„Okay,“ flüstere ich leise und er sieht ziemlich zufrieden aus.

„Ciao, Schatz,“ meint er so laut, dass meine Mum das unweigerlich hat hören müssen. „Ciao,“ erwidere ich leiser und er haucht mir tatsächlich einen Kuss auf die Lippen, ehe er verschwindet.

Ich bleibe verwirrt zurück. Der Kuss war für unseren Plan unnötig, also war er ganz allein für mich gedacht – und genau deshalb hinterlässt er auch so ein seltsames Kribbeln in meinem Magen.

Beflügelt und eindeutig erleichtert trete ich damit den Weg zur Küche an, in der ich Mum vermute.
 

Ziemlich unsicher öffne ich die Türe und trete ein. Wie erwartet sitz meine Mum am Küchentisch und starrt die Tischplatte an, als würde diese ihre gerade die Lösung all ihrer Probleme verraten.

„Mum?“, frage ich leise nach.

Nur langsam wendet sie sich mir zu und ich sehe sie an und weiß nicht so genau, was sagen. Ängstlich presse ich die Lippen aufeinander und schlucke schwer.

Während ich gar keine Worte finde, würgt sie zumindest einen Satz über ihre Lippen: „Du magst also Jungs?“

Noch immer sprachlos, kann ich nur nicken. Sie hingegen schüttelt den Kopf, als könne sie es einfach kaum glauben; und als würde sie es auch nicht glauben wollen.

„Das kann nicht dein Ernst sein!“, bricht es da auch schon aus ihr heraus und ich zucke mit den Schultern, was vielleicht nicht die beste Reaktion ist, aber die einzige, zu der ich gerade fähig bin.

„Aber Mum…“, flüstere ich heißer. Heißer, weil sich schon wieder Tränen in meinen Augen anstauen.

„Das ist doch keine Liebe,“ unterbricht sie mich, ehe ich die Kraft finde, noch etwas hinzu zu fügen.

Ich blicke zu Boden.

„Doch…“

Das die Aussage ein Fehler war, wird mir sofort bewusst, denn meine Mum bezieht die ganze Sache natürlich auf Leander und fragt deshalb nach: „Dann liebst du ihn?“

Endlich schaffe ich es, den Kopf zu heben und sie anzusehen. Bisher habe ich nur zu Boden gestarrt. „Was?“, frage ich verwirrt, um Zeit zu schinden.

„Den Jungen von eben…“

Ich öffne den Mund und schließe ihn wieder. Was soll ich dazu jetzt nur sagen? Zu behaupten, ich würde Leander lieben, wäre eine Lüge. Es zu leugnen, wäre unvorteilhaft für das weitere Gespräch. Aber ich kann nicht lügen. Nicht jetzt, wo ich so aufgewühlt bin.

Liebe ich Leander? Natürlich nicht. Aber das sollte ich ihr wohl nicht sagen.

„Wir sind zusammen,“ weiche ich ihr aus.

„Also nicht,“ stellt sie fest.

„Doch… nein… so sehr, wie es nach so kurzer Zeit schon geht…“, versuche ich, mich auszureden.

„Wie lang geht das schon mit euch?“

„Drei Wochen,“ lüge ich. Erneut nicht die beste Entscheidung, denn sie braust auf: „Und da sagst du mir nichts?“

Betrübt schlage ich die Augen nieder. „Ich…“ Mehr sage ich nicht, weil ich einfach nicht weiß, wie ich den Satz beenden soll.

„Ich versuche, es zu akzeptierten, weil du mein Sohn bist. Aber wirklich leicht fällt mir das nicht,“ sagt sie dann erstaunlicher Weise, auch wenn ich nicht glaube, dass sie das wirklich ernst meint. Wahrscheinlich sagt sie nur, weil sie nicht viel anderes sagen kann.

„Okay, danke,“ sage ich dennoch und sie nickt nur und sieht unglücklich mit der Situation aus.

Ehe sie ihren Entschluss zurück nehmen, oder etwas anderes sagen oder fragen kann, ziehe ich mich in mein Zimmer zurück.

Kaum dort, greife ich augenblicklich nach dem Handy und lasse mich damit auf das Bett fallen. Keine Ahnung, warum ich sofort das Bedürfnis habe, Leander zu schreiben, aber da er mich eh gebeten hat, ihm zu sagen, wie es gelaufen ist, tue ich es das auch.

Außerdem wollen wir ja auch noch ein paar Dinge besprechen, die wir für unsere Fake-Beziehung klären sollten.

Deshalb und wegen vielem Weiteren rufe ich ihn also an.

„Ja,“ meldet er sich bereits nach dem ersten Klingeln, was mich darauf schließen lässt, dass er bereits auf meinen Anruf gewartet hat.

Wie lange ist es her, dass er gegangen ist? Ich blicke auf meinen Wecker. Nicht mal eine halbe Stunde. In der Tat dachte ich, das Gespräch mit meiner Mum wäre vielleicht länger gegangen.

„Ich bins,“ melde ich mich, weil ich noch gar nichts gesagt habe, und möchte es am liebsten gleich wieder zurück nehmen. Woher soll er denn wissen, wer >ich< ist?

„Tobias,“ füge ich deshalb hinzu.

„Dachte ich mir schon,“ lacht er belustigt am anderen Ende auf. Augenblicklich werde ich rot. „Und? Wie ist es gelaufen?“

Ich erzähle ihm in ein paar knappen Sätzen von dem Gespräch mit meiner Mutter und er seufzt.

„Okay…“

Mehr hat er dazu wohl nicht zu sagen, zumindest sagt er nicht mehr. Missmutig lasse ich mich nach hinten fallen und atme den Geruch meiner Matratze ein. Sie riecht noch immer nach Leander. Zumindest bilde ich mir das ein.

„Leander?“, frage ich, weil ich gerade nichts anderes zu sagen weiß.

„Ja?“, fragt er zurück.

„Glaubst du, sie wird es irgendwann akzeptieren?“, fasse ich meine Zweifel in einer Frage zusammen, die ich ihm dann vor den Latz knalle.

„Bestimmt. Wenn sie sich jetzt schon nicht mehr gänzlich dagegen sträubt,“ macht er mir daraufhin ein wenig Hoffnung. Genau das, was ich jetzt brauche.

Ein wenig tröstet es. Aber ich denke, ich sollte ihm auch die ganze Geschichte erzählen, damit er auch völlig eingeweiht ist und mit allen Wenn und Abers urteilen kann.

Deshalb berichte ich ihm kurz die Geschichte, dass mein Dad meine Mum wegen einem anderen Kerl verlassen hat.

„Ach so war das,“ meint er daraufhin und ich könnte schwören, er zieht die Brauchen hoch, auch wenn ich es nicht sehen kann. Würde zu ihm passen, zumindest insofern, wie ich ihn bisher kennen gelernt habe.

„Ja… Meinst du, so was ist vererbbar?“, frage ich, weil ich nichts anderes zu fragen weiß.

„Wohl nicht. Sonst gäbe es ja irgendwann keine Schwulen und Lesben mehr, oder?“, lacht er am anderen Ende auf und ich komme zu dem Entschluss, dass meine Frage absolut bescheuert war.

„Logisch,“ stimme ich zu.

Er lacht wieder sein glockenhelles Lachen, dass alles Schlimme irgendwie weniger schlimm erscheinen lässt.

„Wie haben deine Eltern reagiert?“, frage ich ihn, um ein wenig über ihn zu erfahren. Ist ja auch absolut nötig, wenn wir eine glaubwürdige Beziehung simulieren wollen.

„Für meinen Dad war es einfach okay… der hat das akzeptiert, ohne irgendetwas dagegen zu sagen. Wahrscheinlich hat er schon ein wenig damit gerechnet.“

„Und deine Mum?“, hake ich nach.

„Die ist gestorben, als ich Drei war.“

„Oh… tut mir Leid,“ meine ich und komme mir doof vor. In so einer Situation weiß ich einfach nie, was ich sagen soll, ohne wie der größte Idioten zu wirken.

„Schon gut. Ich war noch so klein, ich kann mich kaum erinnern,“ tut er die Sache ab, als wäre es gar nichts. Aber wahrscheinlich ist es auch so. Und ich will darauf auch nicht weiter eingehen, als nötig.

Deshalb frage ich nur aus Höflichkeit: „Was ist passiert?“

„Ein Autounfall.“

Weil ich darauf auch wieder nichts zu sagen weiß, brumme ich nur zustimmend, als bräuchte er dazu meine Zustimmung.

Dann wechsle ich das Thema.

„Ich hoffe, meine Mum akzeptiert es irgendwann genauso gut, wie dein Dad.“

„Bestimmt,“ spricht er mir erneut Mut zu.

„Wann sehen wir und das wieder?“ Nun ist er es, der das Thema wechselt. Wahrscheinlich nerv ich ihn einfach mit meinem Gejammer.

„Wann passt es dir denn?“, komme ich ihm ein wenig entgegen.

„Immer. Aber darum geht es nicht. Wir können uns nicht wahllos ab und an sehen. Wir müssen schon wie ein normales Paar wirken,“ hält er mir eine kleine Standpauke und ich muss schmunzeln. „Wie wäre es mit morgen Abend? Ich hol dich ab und wir gehen ins Kino,“ schlägt er mir vor und ich habe das Gefühl, dass er das Ganze ernster sieht, als ich.

„Okay,“ stimme ich einfach zu. „Wir kennen uns übrigens schon drei Wochen.“

Er lacht auf. „Hast du ihr schon von mir erzählt?“

„Nein…“

„Dann weiß sie nicht mal meinen Namen?“ Er klingt empört und ich muss schon wieder lachen.

„Nö.“

„Gut. Dann muss ich mich ihr einfach offiziell vorstellen,“ fasst er dann seinen seltsamen Entschluss und ich stöhen auf. „Oh Gott…“

„Leander reicht,“ grinst er zurück (Ich bin sicher, dass er grinst. Er hört sich so an.) „Lass mich nur machen. Ich krieg das hin.“

Und dann lässt er mir keine Chance zur Gegenwehr und verabschiedet sich einfach. Ehe ich mich versehe, hat er aufgelegt.

Na… das kann ja noch was werden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2012-07-27T11:45:47+00:00 27.07.2012 13:45
Oh fuck! Die Mutter! Dabei war das so schön beschrieben mit dem Aufwachen und der nächsten Runde (*sabber* :D)! Leanders Blick würde mich interessieren und Tobis erst! Und die Mutter - der Hammer! ich lach mich weg! Ich kann mir das soo gut vorstellen, einfach der Hammer!
Oh je, dass Leander von sich auf andere schließt, hilft dem armen Tobi ja mal gar nicht, ohje..
Tobis Einwand: Sonst weiß sie ja, dass wir nur Sex hatten - so der Brüller!
Tränchen, oh nein! Aber eine super Masche, dass Leander ihm doch hilft! :) Wobei wenn Leander weg wäre, könnte seine Mutter das ja als Ausrutscher sehen, oder nicht? So in der Art von: Leander hat meinen kleinen unschuldigen Tobias verführt?!
Und Leander ist ja so uneigennützig, dass er nur Sex will - hehehe!
Das Gespräch mit der Mutter war ein bisschen knapp beschrieben, man merkt, dass da die Chemie einfach nicht so paat - meiner Ansicht, eine gute Umsetzung von Tobis Gefühlen! Denn das Gespräch mit Leander danach ist ja wieder so knuffig - wie, sie weiß meinen Namen noch nicht - haha!
Von:  Shunya
2012-07-08T17:13:02+00:00 08.07.2012 19:13
Endlich komme ich dazu, das neue Kapitel zu lesen. *Jakob to tode knuddelt* (auch wenn er diesmal nicht vorkam) *O*
Awww~ Leander ist so süß! Ich bin auch so ein Morgenmuffel. ;P
Wow, das nenne ich mal einen coolen Start in den Tag. Sex nach dem Aufwachen. Leander lässt wirklich nichts anbrennen. XD lol
Tobis Antwort ist auch genial. :D
Aber irgendwie läuft da doch was falsch, oder? Immerhin schlafen die beiden noch mal miteinander. So hatte Tobi das doch sicher nicht geplant?
Yay, vielleicht wird ja doch noch mehr aus den Beiden? >.<
Okay, das ging ja jetzt total daneben. Die Ärmsten! Da werden sie auch noch von der Mutter erwischt. XD
Sind die nicht noch nackt? *hüstel* Muahahahaha...XD lol
Leander weiß ja gar nichts von seiner Familiensituation, das ist noch blöder. ;P
Folgt normalerweise nicht immer eine Standpauke von den Eltern? Die Reaktion von Tobis Mutter fand ich dann doch überraschend. O.o
Da lachen sie. XD lol
Ist ja eigentlich auch eine lustige Situation, nur wenn man die Umstände betrachtet, kann ich Tobi ganz gut verstehen.
Ist auch süß, wie er Leander aufhält. Die Szene gefällt mir. *O*
Och wie süß, da muss er doch nicht heulen. XD Ist das knuffig!
Und Leander ist so ein Lieber, der schlägt sogar vor mit Tobis Mutter zu reden. :D
Ein Paar? Hätte ja gedacht, dass Tobi damit ankommt, aber ausgerechnet Leander schlägt es vor. Das hat mich doch überrascht. Immerhin ist er doch eigentlich nur für One-Night-Stands. O.o ;P
Obwohl, die Aussicht auf Sex scheint ihm zu gefallen. Hahahahah XD lol
Hui, na wenn das mal nicht chaotisch wird. Ich wetter einer der beiden wird sich noch unweigerlich in den Anderen verlieben. So ein Plan muss doch schief gehen. :D
Armer Tobi. Jetzt bringt ihn das Gespräch mit seiner Mutter auch noch völlig aus dem Konzept. >.<
Da hat er sich aber in was reingeritten. O.o
Hoffentlich findet seine Mum nicht raus, dass sie ihre Beziehung nur vortäuschen? ó.ó
Endlich erfährt man mal ein bisschen was über Leander, wenn auch nur über seine Eltern. Der Ärmste. Da bin ich auch wie Tobi. In solchen Situationen weiß ich auch nie wirklich, was ich da sagen soll. O.o
Hahah, das Ende ist süß! Gefällt mir richtig gut. Besonders, weil Leander wohl Feuer gefangen hat. Oder sieht er das alles nur als Abenteuer? Aber ich finde es niedlich, wie die beiden Jungs so miteinander umgehen. *O*
Mal sehen, wie es so laufen wird und ob sie wirklich nur ein Paar spielen können und es nicht doch noch so einige Probleme geben wird. ;P
Von:  Last_Tear
2012-07-04T16:30:26+00:00 04.07.2012 18:30
Thihihi x.x
Ich habs gelesen, heute Nacht, wo ich nicht mehr denken konnte und ich hab kein Bock das jez nochmal zu lesen um irgendwelche Fehler zu finden - die sind nich vorhanden, punkt X__x

Aber wtf XD
Der sperrt nicht zu? Dumm dumm dumm dumm dumm X__X" Ich hatte nichtmalnen Schlüssel für mein Zimmer, das war was anderes *drop* Aber seine Mutter...autsch XXD Die hat jez erstmal nen Schock o.o"
*patt+
Irgendwie tut sie mir ja leid, irgendwie XD
Aber wtf..der spielt da ernsthaft mit?
*Leander patt*
Braves Burschi :D
Haw, ich glaub das wird noch lustig in nächster Zeit XD
Kinofilm *O*
*hrr*
*sich drauf freu*
Sorry, kein langes Kommenti wie sonst @.@
Von:  tenshi_90
2012-07-04T13:08:13+00:00 04.07.2012 15:08
sehr schönes kapitel :)

das die mum reinplatzt is natürlich doof *fail*, aber ich finds iwie süß, dass leander die scheinbeziehung vorschlägt :)

ich vermute ja stark, dass sich daraus was ernstes entwickeln wird ;)

bin gespannt, was noch so passieren wird

lg und schreib weiter so tolle geschichten :)
Von:  Loona_Strange
2012-07-03T21:37:31+00:00 03.07.2012 23:37
yes einfach perfekt und genail
zu hamma das die mum reinplatz XDD
wird schon werden ne?


glg lost_angel
Von:  dragon493
2012-07-03T20:56:34+00:00 03.07.2012 22:56
tolles Kapitel
das die mutter einfach rein platzt war schon recht komisch:)
bin sehr gespannt wie die Schein Beziehung funktioniert
freu mich aufs nächste Kapitel
Lg dragon493
Von:  Deedochan
2012-07-03T19:33:49+00:00 03.07.2012 21:33
genial *g*
ich musste das ganze Kapitel über irre kichern... obwohl es gar nicht sooooooooooo lustig ist... egal *g*
Freu mich auf das nächste Kapitel! (und danke für die ENS - hab extra auf mexx gewartet, bis es da war :D)

glg
Deedo


Zurück