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Wonderland of Steam and Rust

von

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tears into wine

Als Malik wieder zu sich kam, war es dunkel. Er riss die Augen weit auf, doch nichts, nichts als gähnende und unbarmherzige Schwärze erstreckte sich um ihn herum. Wo war er?

Er versuchte, sich zu rühren, doch sein Körper schrie vor Schmerzen, mit einem Stöhnen ließ er sich wieder zurück sinken.

Atmete flach. Lauschte in die Dunkelheit hinein. Aber da war nichts. Nichts und niemand, nur unendliche Leere.
 

Und Stille.
 

Und Kälte.
 

Malik sammelte sich einen Moment, ehe er erneut versuchte, den geschundenen Körper zu bewegen. Rein von der Theorie her müsste er sich bei diesem Sturz jeden einzelnen Knochen im Leib gebrochen haben und er spielte schon mit dem Gedanken, dass er hier, wo immer er auch war, wohl liegen bleiben musste…
 

Ein Weinen durchschnitt die Stille. Wer weinte da? Jetzt war es wieder still.
 

Malik kam ein Gedanke. Er war doch immer noch im Wunderland … oder? Wenn er es war, der es erschaffen hatte, dann … konnte er dann nicht auch seinen Körper heilen? Konnte er nicht einfach aufstehen, wenn er es wollte? Er versuchte es und – tatsächlich. Es funktionierte – ein triumphierendes Lachen entfuhr ihm, doch er hielt abrupt inne, als ihm sein eigenes Lachen plötzlich so laut in den Ohren erscholl, als wäre seine Stimme auf Dolby Surround gestellt.

Sein Herz schlug ihm heftig in der Brust. Nun war es wieder still.

Malik ging ein paar Schritte, ging in der Finsternis und die Finsternis nahm kein Ende, sein Schritt wurde schneller, schneller, bis er schließlich rannte. Rannte, bis ihm die Luft ausging, blieb dann stehen, und starrte verzweifelt um sich und beinahe schossen ihm die Tränen in die Augen.

„Fuck, wo bin ich hier?!“, schrie er in die Stille hinein. „Ryou, Bakura, Akefia – Mariku – IRGENDJEMAND!?!“
 

„Du brauchst nicht schreien. Außer mir ist hier niemand.“
 

„Wer hat das gesagt?“
 

„Malik, du weißt doch, wer ich bin. Du hast es immer gewusst.“
 

„Alice?“, wisperte er.
 

Ein glockenhelles Lachen. Und dann wurde es langsam heller. Das hieß … Malik sah plötzlich eine Gestalt näher kommen, umgeben von einem seltsamen Schein, er erkannte sie nicht sofort, doch als sie näher kam, sah er, dass es eine Frau war, eine Frau, alterslos, nackt und ganz in Weiß, so weiß, dass das Weiß jegliche Kontur verschluckte, nur ihre Augen, die waren golden. Das Haar wogte, als sei sie unter Wasser, es hatte eine seltsame Konsistenz, beinahe, wie von Schnee. Pudrig. Wie konnte Haar pudrig sein und dennoch so glänzen? Als geisterten ihr Abermillionen von Diamanten und Kristallen um den Kopf herum.
 

Malik!
 

Aber sie war schön. So unglaublich schön. Sie kam näher, Malik blieb wie angewurzelt stehen.
 

„Ja, das hast du richtig erkannt“, sagte sie sanft und ihr Mund, der aussah, als wäre er aus Glas lächelte ihn wohlwollend, gütig an. Er kannte dieses Lächeln. Er wusste nicht woher, doch er kannte es.
 

Malik, geh nicht zu ihr hin!
 

Seltsam. Was war das nur für eine dritte Stimme, die er plötzlich hörte?

„Einbildung“, sagte Alice. „Das einzige, das jetzt für dich zählt, das bin ich. Sag …“

Maliks Haltung erschlaffte langsam.

„... War ich dir in der Vergangenheit etwa keine gute Freundin?“
 

Hör nicht auf sie!
 

Irgendwie strahlte sie Wärme aus. Eine angenehme, bergende Wärme. Er wollte zu ihr, wollte von ihrer Wärme kosten. Ein entrücktes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Die Stimme im Hinterkopf wurde leiser und schwächer.

Alice war hier. Sie würde ihn retten, fortbringen. Jetzt wusste er es wieder. Damals in der besetzten Wohnung, die Sonne, die kaputten Scheiben, die Spritze, der Stahl, der sich in seine Vene bohrte.

Er wollte doch sterben. Wollte er doch noch, oder?

Warum nur war dann da diese Stimme in ihm, die sich heiser schrie, dagegen anzukämpfen versuchte vergessen zu werden, ihm versuchte zu sagen, dass das falsch war?
 

Falsch … Falsch? Gab es denn noch eine Rettung? Eine Lösung? Einen Ausweg? Einen Sinn? Ein Leben für ihn?

Alice war nun bei ihm angelangt. Sie streckte ihre Arme nach ihm aus, ihre zarten Hände berührten sein Gesicht.

Malik zuckte plötzlich zurück, denn es war keine Wärme, sondern unerträgliche sengende Hitze, die sie ausstrahlte.
 

„Was ist?“, fauchte sie plötzlich ungeduldig und da erkannte Malik etwas Schwarzes an ihrem Mundwinkel. Etwas Zähfließendes und als sie den Mund öffnete, sah er, dass es Öl war.

Schweres, stinkendes Maschinenöl. Seine Augen weiteten sich entsetzt.

Diese elende Verführerin!

Wieso nur hatte er sich jemals auf sie eingelassen?

Tränen des Zornes traten ihm in die Augen und wütend ballte er die Hände zu Fäusten.

„Wenn du glaubst, ich falle ein zweites Mal auf dich herein, muss ich dich enttäuschen – ich werde dich bekämpfen, wo ich nur kann!“, sagte er mit lauter Stimme und einen Moment zögerte sie tatsächlich, wie als habe sie mit diesem Widerstand nicht gerechnet. Sie wirkte wütend, Malik sah ihr Minenspiel, doch dann wurde ihr Gesicht wieder glatt und freundlich.

„Malik, mein armes Kind. Haben sie dir diese Lügen erzählt? Dass du tatsächlich stark genug bist, dich gegen mich aufzulehnen? Wem willst du eher Glauben schenken: Akefia, der dich abhängig gemacht, Bakura, der dich nicht gerettet, Mariku, der dir deinen Liebsten ausgespannt, oder Ryou, der dich verlassen hat? Oder eher mir, die immer an deiner Seite war, in jeder schweren Stunde deines Lebens, die deine Trösterin war und deine beste Freundin?“

Sie lachte abermals glockenhell und dieses Lachen tat Malik in den Ohren weh – mit einem leisen Stöhnen presste er die Hände auf die Ohren. Schloss die Augen, sie war so schrecklich grell.

Er fühlte sich schwach, er …
 

Malik, bitte, komm zurück! Malik, du musst aufwachen! Malik!
 

Da – abermals dieses Rufen und er war sich ziemlich sicher, dass er sich das diesmal nicht eingebildet hatte. Da rief jemand nach ihm. Eine bekannte Stimme und er kam nicht sofort darauf. Er wusste nur, dass dieser jemand ihn zurückholen wollte.

Sein Blick geisterte wieder zu Alice, ihr schönes Lächeln wich nicht, sie schien zu warten, zu locken und es fiel ihm schwer zu widerstehen, doch da war plötzlich etwas anderes in ihm. Etwas, das er jahrelang nicht mehr verspürt hatte.
 

Eiserner Wille. Entschlossenheit. Kampfgeist.
 

Und da trat er ihr entgegen. Und während er ihr entgegentrat, bildete sich etwas in seiner Hand, etwas Schweres, eine Axt. Eine rostige, riesige Axt, am Haltegriff spitz zulaufende Axt, mit scharfkantigen Zacken an der Hinterseite.

Malik lächelte plötzlich, als er den Hauch einer Unsicherheit auf Alice‘ Gesicht erkannte.
 

Du musst sie besiegen!
 

„Du wirst mir doch nichts antun?“, gurrte sie, versuchte zu verlocken, zu verführen, wie sie es früher getan hatte, doch Malik sah jetzt ihr wahres Gesicht, sie war nicht mehr schön, das Gold ihrer Augen wurde zu einem hässlichen matten Gelb, ihre Haut wurde aschfahl, grau und schließlich schwärzlich und das Öl quoll ihr über die Lippen, während sie rückwärts stolperte.
 

„Ich hab es in der Hand, Alice“, sagte Malik sanft, „Das hatte ich eigentlich schon immer. Es tut mir leid, aber ich fürchte, ich muss dich jetzt töten, altes Mädchen!“
 

Damit schwang er die Axt und sie schrie auf vor Angst und dann geschah etwas Merkwürdiges – sie änderte die Gestalt und plötzlich stand Malik sich selbst gegenüber.

„Was ist, willst du dich selbst ermorden???“, erscholl seine eigene Stimme in seinen Ohren, aber ihm entging nicht, wie nervös und wie ängstlich sie klang.

„Wenn das der einzige Weg ist, um dich zu besiegen!“, schrie er, dann schwang er die Axt und hieb sein Abbild in zwei Teile, ein langgezogener, unmenschlicher Schrei ertönte, dann ein Schneesturm, der kurz um ihn herumwirbelte und sich dann auflöste und nicht nur das, alles um ihn herum löste sich auf, drohte ihn mit zu verschlingen…
 

Malik, komm zu mir, komm!
 

Er wirbelte herum und dann sah er Ryou da stehen, hell und weiß und es war ein schönes Weiß, nicht so falsch wie das von Alice und er setzte sich in Bewegung, rannte in Ryous Richtung, sah wie schön er war, wie er da stand, mit ausgebreiteten Armen, lächelnd – war sein Lächeln schon immer so schön gewesen?

Noch während er rannte, verschwamm alles um ihn herum und Malik stiegen die Tränen in die Augen und sein ganzes Leben zog mit einem Schlag an ihm vorbei und als er in Ryous Armen zum Ruhen kam, wusste er, dass endlich alles gut würde ...



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Varlet
2013-12-30T19:27:54+00:00 30.12.2013 20:27
Joa also zu den letzten beiden Kapiteln hatte ich nicht viel zu sagen, daher mach ich auch erst bei diesem hier weiter.
Jetzt taucht also die liebe „Alice“ auf und schon lässt sich auch Malik verwirren, als auch eine weitere Stimme auftaucht. Dabei sollte er doch wissen, dass Alice momentan am Durchdrehen war, zumal das das Kaninchen auch sagte.
Ich find es gut, dass Malik kämpfen will. Es hätte auch nicht gepasst, wenn er jetzt auf die List herein gefallen wäre. Also Go Malik, kämpf.
Ich find es gut, dass man jetzt das Gefühl hat, dass die Alice, die es zu besiegen gilt, Malik selbst ist. Das man sein Selbst besiegen muss, um zu leben, um zu gewinnen. Und das es trotzdem gut werden kann.
Auch wenn ich noch ein Kapitel vor mir habe, so denke ich, dass Malik seinen Selbstmordversuch überleben wird und sein Leben vielleicht sogar drastisch verändern wird. Lassen wir uns überraschen.
Re-✖✐✖

Von:  Magneto
2013-02-05T21:12:27+00:00 05.02.2013 22:12
oooooow~
Ja, Malik, lauf in Ryous Arme, dann wird alles wieder gut *nick*
Eine wirklich klasse Darstellung der Alice! Dieses falsche Weiß... Nur Ryou ist es würdig dieses unschuldige Weiß ausstrahlen zu dürfen, mit seinem unschuldigen Lächeln. Er kann Malik helfen.

Aber jetzt habe ich irgendwie Angst das letzte Stückchen zu lesen... Ich befürchte so schlimmes und möchte lieber Malik und Ryous Armen lassen.
Von:  -Miaka-
2012-08-15T15:06:28+00:00 15.08.2012 17:06
Ich gebe abgemeldet recht, das Kapitel wirkte, ich würde sogar fast sagen, psychedelisch, ein bisschen, als wäre man selbst in eine Art Drogentraum gedriftet, aber genau das ist Malik ja auch irgendwie, als er versucht hat sich umzubringen und dadurch ins Wunderland kam.

Das Kapitel war wieder ziemlich gut geschrieben. Und bevor ich wieder ewig rumlabere, komme ich gleich zu meinem Lieblingspunkt. Alice, dass sie quasi die Schönheit und scheinbare Sicherheit darstellt, ein Licht, aber in Wahrheit durch und durch 'vergiftet' ist, finde ich wirklich gut. Habe ja eingangs gesagt, ich liebe solche Metaphern. Na gut, was das angeht, denke ich, hätte ich in einer solchen FF vielleicht Manches anders gemacht (einfach nur, weil ich so drauf steh xD), aber das mit Alice, da hatte ich vorher auch nicht dran gedacht. Großes Lob!

Ich finde es auch schade, dass es nun nach dem Epilog vorbei ist. Aber den habe ich gerade noch vor mir. Es folgt dann gleich ein Resümee der gesamten FF.


Von: abgemeldet
2012-07-20T20:30:52+00:00 20.07.2012 22:30
Falsche Geborgenheit. Falsche Versprechen.
Die Drogen haben Malik so viel Schönes versprochen, so viel… Und Malik hatte es geglaubt. Wer glaubt nicht süßen Versprechen lieber, als der bitteren Realität? Ist doch alles einfacher. Irgendwie kann man Malik keinen richtigen Vorwurf machen, dass er genau den Versprechen geglaubt hat, man könnte ihm nur einen Vorwurf machen, dass er nicht eher gekämpft hatte.
Aber zum Glück hat er es eingesehen…

Dieses Kapitel hatte ein eigenartiges Feeling. Es wirkte so eigenartig. So einfach, aber gleichzeitig auch so… psychomäßig.

Argh. Tut mir Leid… Es ist schon wieder so ein kurzer Kommi .o. Und ich will nicht schon wieder den Epilog lesen…
Auch wenn ich weiß, wie es ausgeht… Ich meine, es geht aus. Das ist schon tragisch genug, dass so eine schöne FF zu Ende geht >.<

Von:  jyorie
2012-07-18T18:13:38+00:00 18.07.2012 20:13
Hi^^

erstmal freu ich mich, dass ich dich neulich falsch
verstanden hab und es noch ein Kapitel gibt bevor
der Epilog kommt^^

Das Kapitel hatte echt Gänsehautfeeling. So bildreich
wie du alles beschreibst ist es nicht schwer sich alles
vorzustellen was Malik sieht, fühlt und tut.

Und jetzt muss ich dem dran wiederstehen zu mutmaßen
was im Epilog kommen könnte. Freu mich wenns freigeschaltet
ist .. nur schade das der Tripp ins Wunderland dann
schon vorbei ist.

Viele Grüße
Jyorie


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