Die Leiden des Shinji A.
Gemeinsam traten sie auf das Wohnhaus zu, sie schwiegen und der Sänger klimperte nebenbei mit seinen Hausschlüsseln. Gerade eben waren sie noch im Kino gewesen und schon schien der Abend ein Ende gefunden zu haben.
Die Aufzugtüren öffneten sich mit einem mechanischen Schiebegeräusch und sowohl Shou als auch Tora betraten diesen. Shou wohnte im siebten Stock des großen Gebäudes und die Fahrt bis nach oben kam Tora irgendwie vor, als würde sie Ewig dauern.
„Da wären wir.“, irgendwie klang Shou so als wäre er schrecklich müde, dabei sprach sein Gesicht regelrecht Bände von dem Abend den sie heute miteinander verbracht hatten. Es war immerhin Toras Idee gewesen gemeinsam einen Abend zu verbringen, aber da hatten weder Shou noch Tora geahnt welchen Verlauf dieser Abend eigentlich nehmen würde.
Eigentlich war der Abend lustig gewesen, aber der Weg zu diesem ‚lustig’ war für Tora sicher nicht der angenehmste gewesen. Was hatte er da bloß für eine Schnapsidee gehabt? Oh ja, er erinnerte sich noch sehr, sehr gut an diesen einen Tag vor drei Wochen…
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„Shou-kun?“ Tora war an den Sänger heran getreten und betrachtete diesen einen Moment. Einige braune Ponysträhnen fielen dem Sänger direkt in die Sicht, dabei hatte er doch sehr penibel darauf geachtet auch ja jedes einzelne Härchen mit einer Klammer zurück zu halten um voll konzentriert an seinen Lyrics zu arbeiten.
„Mh… Kleinen Moment.“, hauchte Shou, während sein Stift wie beflügelt über dem Papier zu schweben schien. Er brachte den Satz zu ende, legte den Stift weg und schaute dann zu dem größeren Gitarristen auf.
„Was kann ich für dich tun?“
Nun war Tora an einem Punkt angekommen an dem der dunkelhaarige Gitarrist doch schwer schlucken musste.
„Also… Um ehrlich zu sein, wie wäre es wenn wir uns mal wieder treffen würden?“, fragte er dann und beugte sich runter zu Shou um diesen in die Augen zu sehen. Shou sah nicht sonderlich überrascht aus, aber Tora hatte auch nicht die Worte gewählt die wirklich aussagekräftig waren um Shou deutlich zu machen was Tora eigentlich wollte.
„Klar, warum nicht.“, begann Shou und Tora stand die Freude bereits in den Augen. „…Hast du die Anderen denn auch schon gefragt? Saga hat da letztens von einem echt tollen Laden erzählt, da wollte ich auch mal hin.“, nun wurde Toras Gesicht fast etwas finsterer und innerlich schrie er gerade zu auf.
„Eh, eigentlich war es nicht das was ich gemeint habe.“
„Aber du kennst den Laden doch noch gar nicht.“, fiel Shou ihm regelrecht verwundert ins Wort.
„Das meinte ich doch auch gar nicht Shou-kun… Sondern… Ich wollte dich fragen ob du mit MIR weg gehst. Verstehst du? Wir beide… Alleine… Zu zweit… Nicht mit den Anderen.“, versuchte es Tora auf seine eigentlich direkte Art und Weise.
Irritiert sah der Brünette ihn an, als würde gleich ein Schwein quiekend vorbei fliegen. Shou war nicht doof, er war auch nicht verwirrt, aber die Worte des größeren Gitarristen überraschten ihn einfach zu sehr, beinahe so das er seine Sprache nicht mehr wieder fand.
„Du möchtest nicht?“, schlussfolgerte Tora aus dem Schweigen des hübschen Vocals.
„Was? Nein! Das hab ich doch gar nicht gesagt.“
„Richtig, du hast gar Nichts gesagt.“, konterte Tora mit einem kurzen Grinsen.
Nun verzog Shou das Gesicht zu einem angespannten Lächeln.
„Also… ich meinte aber nicht ‚Nein’. Ich war nur überrascht das du mich nach einem… Eh… Ist es das was ich denke? Also ich meine ein Date?“, Shou blinzelte aufgeregt.
Wie ertappt biss sich Tora auf die Zunge und verschluckte sich fast an seiner eignen Spucke, was dazu führte das er sich kurz räuspern musste.
„Klar.“, sagte er dann lediglich und versuchte seine Stimme dabei so ruhig wie möglich zu halten. Es war ihm nicht unangenehm, an sich, aber irgendwie wurde ihm doch leicht warm und er konnte auch nicht vermeiden rot an zu laufen.
„Okay!“, entgegnete Shou mit einem regelrechten Strahlen auf den Lippen…
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Das war nun also schon drei Wochen her gewesen und sie hatten einen Tag und eine Zeit ab gesprochen. Tora war so voller Vorfreude gewesen, das er alles hatte durchplanen wollen. Nur wie es immer mit Plänen war, wurden sie von irgendetwas doch immer zunichte gemacht.
„War ein schöner Abend.“, murmelte Tora nachdem sie vor Shous Wohnungstüre standen. Noch immer spielte der Sänger mit seinen Schlüsseln und schien damit zu hadern einfach nach drinnen zu gehen. Dabei hätte es ihm Tora sicher nicht übel genommen nach diesem recht katastrophalen Date.
„Ein schöner Abend? Ich glaube du hast dich nicht halb so gut amüsiert wie ich es eigentlich habe.“, Shou lachte leise auf und wie schon vor drei Wochen war es Tora der begann rot an zu laufen. Er brummelte etwas Unmissverständliches vor sich hin, bevor er den Rest hinab zu schlucken schien.
„Wenn man es so betrachtet war das wirklich das originellste Date was ich jemals hatte Tora, ganz ehrlich!“
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Eigentlich hatte es ja schon damit angefangen das Tora nicht zur verabredeten Zeit aufgetaucht war. Zu allem Übel war ihm seine Uhr daheim stehen geblieben so das er um sieben Uhr Abends gedacht hatte, noch genügend Zeit zu haben. Allerdings war es da schon acht… Und mit einer Stunde Verspätung war er dann doch endlich bei Shou aufgetaucht um diesen ab holen zu können.
„Es tut mir so Leid Shou-kun!“, entschuldigte sich Tora bei dem in der Tür Wartenden. Shou sah einfach umwerfend aus in seinem Outfit und Tora wusste, so einen Mann ließ man nicht ewig auf sich warten. Das gehörte sich einfach nicht.
„Meine Uhr ist stehen geblieben, als ich es bemerkt habe, hat mir dann auch noch die verdammte Katze auf das Hemd gekotzt und ich musste mich noch mal umziehen, das Auto wollte nicht anspringen und…“, man hörte die Verzweiflung aus Toras Worten sehr genau heraus das musste auch Shou zu geben. Ja, er hatte sogar langsam Mitleid mit dem Gitarristen.
„Wirklich Shou, es tut mir so Leid.“, Tora schaute beinahe bettelnd und das hatte Shou ehrlich noch nie gesehen…
„Ist schon okay, du bist ja jetzt da.“, wank Shou ab und lächelte.
„Ich hol nur eben meine Tasche und dann können wir auch schon los.“, sprach der Brünette Sänger, bevor er sich seine Tasche holte und dann auch schon zu Tora hinaus auf den Hausflur trat. Nachdem er abgeschlossen hatte machten sie sich auf den Weg.
Tora wirkte nervös auf Shou und der Sänger konnte nicht so richtig verstehen wieso das so war, immerhin waren sie schon ein paar mal gemeinsam weg gewesen… Aber vielleicht lag es ja auch daran das dieses Wort ‚Date’, über ihren Köpfen schwebte.
„Und… Wohin gehen wir nun?“, wollte Shou neugierig wissen.
„Ich hab da in einem französischen Restaurant einen Tisch reserviert, wenn dir das Recht ist?!“
„Klingt gut. Aber… Die Reservierung… Für wann war die?!“
Nun wurde Tora kreidebleich und mit einem Blick auf die Armbanduhr wurde dem Gitarristen wirklich schmerzlich bewusst, dass die Reservierung wohl eher hinfällig geworden war.
„Wir können es ja trotzdem versuchen.“, schlug der kleinere Sänger vor und hakte sich einen Moment bei Tora ein.
Wie Shou vorgeschlagen hatte, waren sie dann trotz allem zu dem Restaurant gefahren. Das edle Restaurant hatte Shou nur mal im vorbei gehen gesehen und er erinnerte sich das er zu Tora und den Anderen auch gesagt hatte, das er dort ja sehr gerne einmal essen würde. Es war also sehr lieb von Tora das er sich ausgerechnet das gemerkt hatte.
Nur wurden sie im Inneren des edlen Lokals alsbald eines besseren belehrt.
„Tut uns Leid, aber wir haben ihren Tisch bereits anderweitig vergeben.“, erklärte die freundliche Empfangsdame in einem sich angeeigneten französischen Tonfall.
„Kann man da denn Nichts mehr machen? Ich wäre auch bereit eine kleine extra Summe zu zahlen, wenn Sie wissen was ich meine?!“, ja Tora versuchte dieses Date mit seinen kleinen Hindernissen wirklich noch zum guten zu wenden, doch die Empfangsdame schien unerbittlich zu sein.
„Nein, ich entschuldige mich für diese Unannehmlichkeit, aber leider haben wir keinen Tisch mehr frei. Es tut mir sehr Leid.“, es schien als wäre das ihr letztes Wort.
„Na komm Tora, wir finden schon was anderes, mh?“, Shou wollte nicht sehen wie deprimiert der Größere wegen diesem Missgeschick war. „Okay.“, lenkte er deswegen ein und sie verließen das Restaurant wieder…
Aber es gab eine unumstrittene Faustregel: Wenn man dachte es hätte nicht mehr schlimmer kommen können, dann kam es doch noch viel, viel, viel schlimmer, als man hätte erwarten können! Und genau so war es auch. Kein Restaurant hatte noch einen Platz für sie frei, alle waren voll oder hatten einfach nicht geöffnet. Mittlerweile war es 22.05 Uhr und Toras Laune war eigentlich nur noch auf dem Tiefpunkt. Niedergeschlagen trotteten sie beide nebeneinander her.
„Hey, riechst du das?“, fragte Shou und schnüffelte einen Moment durch die Luft. Der köstliche Geruch stieg auch Tora in die Nase und er fragte sich ob sie vielleicht doch noch ein Wunder erleben durften, vielleicht hatte ja ein neues Restaurant in der Gegend aufgemacht von dem Tora und auch Shou noch nichts wussten? Wie Bluthunde folgten sie dem Geruch, ihre Mägen knurrten schon fürchterlich und gegeneinander an, als wären sie hungrige Wölfe die sich gleich gegenseitig verschlingen würden…
…Der köstliche Geruch kam von einer sehr simplen Ramen Bude!
Tora war beinahe schockiert und innerlich fragte er sich, mit welchem Pech er gestraft worden war an diesem Tag.
„Tora? Hör mal… Wir müssen doch nicht schick essen gehen… Okay? Ich meine, lass uns doch da Ramen essen und wenn wir satt sind gehen wir noch ins Kino. Das ist doch auch was Schönes.“
Sicher hatte Shou Recht, aber Tora hatte sich diesen Abend GANZ anders vorgestellt. Er hatte geplant mit Shou ganz schick und schön essen zu gehen, er hatte sich bereits ausgemalt wie sie danach miteinander noch durch die Straßen zogen und vielleicht noch etwas trinken gingen…
Danach hatte er den Sänger Heim bringen wollen um dann GANZ eventuell noch, einen Gute Nacht Kuss zu bekommen. Aber so wie es im Moment lief, glaubte der Dunkelhaarige eher das Shou nach diesem versauten Abend ihm eher den Kopf abschlagen würde, als wäre er die Herzkönigin persönlich!
„Vielleicht sollten wir den Abend auch einfach beenden.“, grummelte Tora und Shou zog eine Augenbraue nach oben.
„Ach was… Hör mal Tora, Missgeschicke passieren eben und das bringt doch jetzt Nichts wenn du nun den Kopf in den Sand steckst. Lass uns da jetzt essen und dann geh bitte mit mir ins Kino. Ich guck auch einen Actionfilm mit dir wenn du das möchtest.“, Shou griff nach der Hand des Anderen um ihn ein bisschen zu motivieren.
„Komm schon.“, er zog Tora näher an die kleine Bude heran, bevor er für sich und den Größeren bestellte. Tora ließ sich breit schlagen, aber Shou hatte ja auch nicht Unrecht. Außerdem hatte er dieses Date so sehr gewollt. Wenn er jetzt aufgab, dann würde Shou sicher erst recht nicht mehr mit ihm ausgehen wollen – egal wann er diesen fragen würde.
Also aßen sie Ramen und für eine halbe Stunde schienen sich Toras Hoffnungen zu erfüllen, dass dieser Abend doch noch gut werden würde!
Aber…
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„Ach Gott hör bloß auf… Ich wollte ja auch eigentlich gar nicht nach Hause.“, Tora hasste es regelrecht das Shou immer wieder solche Geschichten aufwärmte, zumal war Tora ja auch dabei gewesen und er wusste wie er sich noch vor wenigen Stunden benommen hatte.
„Hey, ich fand es lustig… Vor allem als du dann…“
„Shou! Wag es dich!“, drohte der Gitarrist und hielt eine Hand vor den Mund des Kleineren.
„Fang jetzt bloß nicht damit an, wie ich mir im Kino die Cola über die Hose gekippt habe, das Popcorn habe fallen lassen und dann auch noch mit diesem Platzanweiser aneinander geraten bin. Oder wie ich fast an dem übrig geblieben Popcorn erstickt wäre, den ganzen Saal mit meinem daraus entstandenen Husten genervt habe… ODER… Wie ich es mich auch noch wagen konnte, statt der Gangschaltung dich sexuell zu belästigen so wie du es genannt hast…“, merkte man das Tora wirklich genug hatte und er wieso schon die Hoffnungen komplett über Bord geworfen hatte das er jemals Shou für sich hätte gewinnen können?
„Hey, so wie du mein Knie angefasst hast, hätte man das wirklich denken können.“
Tora war danach sich die Haare zu raufen, seine Frisur die eh total hin war, noch mehr zu zerwuscheln und einfach zu gehen. Der Abend war wieso komplett gelaufen!
„Ich hab mich deswegen doch schon zigmal entschuldigt, ich wollte doch nach der Gangschaltung greifen… Verstehst du? Bitte? Sei nicht so grausam zu mir und wehe du erzählst das Morgen den Anderen!“, Tora wurde fuchsig. Shou konnte so gemein sein, aber wenn man es nicht selber mitbekam, glaubten einem die Menschen ja nicht.
„Ach Tora-shi…“, sagte Shou leise, beinahe umgarnend, dabei trat er einen Schritt auf den Gitarristen zu, bevor er diesen einfach in den Arm nahm und ihm über die Wange strich.
„Jetzt lass dich nicht so von mir ärgern… Und komm lieber mit rein, okay?“
Hatte sich Tora jetzt verhört? Das war nicht Shous Ernst oder etwa doch? Irrte er sich? Hatte er das eventuell falsch verstanden?
„Was denn? Du guckst als wäre das total abwegig… Ich sagte doch schon ich habe mich wirklich gut amüsiert… Aber wenn du nicht willst…“, langsam löste sich der Sänger von seinem Bandkollegen und steckte schon den Schlüssel in die Wohnungstüre um rein gehen zu können. Doch er hielt inne als sich Toras starke Arme um seine Hüfte schlangen und er gegen diesen gedrückt wurde. Warmer Atem traf kurz darauf gegen seine Ohrmuschel.
„Aber dann will ich mehr als einen Gute Nacht Kuss haben…“, flüsterte Tora. Shou grinste breit.
„Mh… Darüber lässt sich reden.“, Shou drehte sich in der Umarmung des Anderen herum, schloss hinter seinem Rücken die Wohnungstüre auf, bevor er diese aufstieß und Tora am Kragen in das innere seiner Wohnung zog.
Ende ~ Ein Date mit Hindernissen – Die Leiden des Shinji A.
