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Fünf

Fünf Leben, fünf Leiden
von

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Kai - Außenseiter

Huhu,
 

ich wollte mich mal in einem neuen Genre bewegen und mal einiges von der Seele schreiben. Dies hier wird ein 5 Teiler sein und behandelt jeweils eine Thematik im Leben eines Schülers zwischen 16 und 18 Jahren. Es ist nichts besonderes und hat auch keine große Geschichte drum rum, sondern beschreibt den Moment oder den Zustand der jeweiligen.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.
 

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Es war 6 Uhr in der Früh. Der Wecker klingelte. Es war noch dunkel draußen, aber das war mir egal. Ich sah das Licht eh nicht mehr. Ich war nicht blind oder so was, für mich war es nur einfach dunkel. Ich schaltete den Wecker aus und versuchte nicht in Panik zu geraten. Ich musste heute mal wieder zur Schule. Ich wusste nicht mehr seit wann es so war, dass ich Angst hatte zur Schule zu gehen. Kurz dachte ich nach so zu tun als ob es mir nicht gut ginge, doch verwarf ich den Gedanken schnell. Meine Mutter würde es mir eh nicht glauben, galt ich in ihren Augen doch als Simulant. Eigentlich könnte ich ihr vor die Füße kotzen, denn zum kotzen war mir zu Mute. Doch auch das galt nicht mehr. Ich würde eh nur eine Tablette von ihr bekommen und dann trotzdem zur Schule geschickt werden. Es war schon ein wenig unfair.
 

Ich war erst 16 Jahre geworden und meine Mutter war es leid meine Ausreden zu hören warum ich nicht in die Schule gehen konnte. Aber was hätte ich ihr sagen sollen? ‘Sorry Mama, ich kann nicht zur Schule weil mich die Anderen nicht mögen.‘ Sie würde mir nur sagen, dass sie zur Schulzeit selber fast kaum Freunde hatte und das auch nicht schlimm sei, denn ich ginge ja dahin damit was vernünftiges aus mir wird und nicht um eine große Party zu feiern. Ich würde mich nicht beklagen über das was sie zu mir sagte, wenn ich ein Einser Schüler wäre, aber dem war nicht so.
 

Mürrisch verließ ich mein Bett und steuerte das Badezimmer an. Ich schloss mich darin ein und begann mit meiner morgendlichen Pflege. Ich achtete nicht auf meinen Körper oder das was mir mein Spiegelbild dar bot, ich schaute immer daran vorbei. Ich wollte nicht schon wieder mit meiner unterdrückten Wut auf Andere konfrontiert werden. Denn ich ließ diese Wut immer an mir aus. Früher hatte ich meine Geschwister geschlagen bis mir meine Mutter sagte, ich solle das gefälligst sein lassen und das nächste mal mir selber weh tun. Ich denke sie wollte damit bezwecken, dass ich dann automatisch aufhören würde so aggressiv zu sein, doch stattdessen bin ich auf den Geschmack gekommen. Es fing in der Grundschule an. Ich tat mir unbewusst absichtlich weh. Unbewusst deswegen, weil ich diese Gefühle nicht richtig zuordnen konnte und auch nicht wusste was ich auf Dauer damit bezwecken würde.
 

Zuerst war es einfaches schlagen gegen Gegenständen damit ich die Pausen, die ich eh alleine verbracht hatte, oben im Lehrerzimmer mit einem Kühlakku um meine Hand verbringen konnte. Dann wurde es nicht zur Seltenheit, dass ich mir auch schon mal den Kopf an irgendwelchen Mauern einschlug. In der Mittelschule verlor ich mich öfters in Phantasiewelten und konnte Realität und Phantasie nicht auseinander halten. Ich glaube zu dieser Zeit wurde ich der Freak der Schule. Auch nach der Mittelschule als ich und einige ehemaligen Klassenkameraden auf eine Oberschule wechselten, hatten die Gerüchte um mich kein Ende gefunden. Irgendwie war ich glücklich darüber das niemand es wagte mich körperlich zu verletzen, doch dieser psychische Terror den sie auf mich ausübten, hatte die Angst hervorgerufen mich auf andere Menschen ein zu lassen. Warum sollte ich mich mit jemanden abgeben der mich sowieso als Freak sah. Um mich noch mehr zu verspotten?
 

Mittlerweile war es halb sieben und ich begab mich in die Küche. Niemand sonst war wach. Ich stand da und sah erstmal in den Kühlschrank um fest zu stellen das dieser leer war. Also wieder mal kein Frühstück. Die Alternative wäre irgendwelche Proteinshakes meiner Mutter oder irgendwelche Kräuterpillen. Darüber regte ich mich nicht mehr auf. Das war wie jeden Morgen. Seufzend verließ ich die Küche und ging ins Wohnzimmer um mich wenigstens noch für eine kurze Zeit in die Cartoonwelt zu flüchten. Das Morgenprogramm war zahlreichen mit solchen Sendungen versehen.
 

Doch lange kann ich mich nicht dieser Welt hin geben, sondern musste schnell zum Bus, sonst hieß es ich müsste laufen und dazu hatte ich nicht nur kein Bock, sondern mir fehlte die Motivation dann zur Schule zur gehen, ich könnte ja stattdessen irgend was anderes machen. Erst als ich die Straße runter zur Schule lief, zündete ich mir eine Zigarette an. Hier hatte ich nicht das Risiko gesehen zu werden, und ich redete hier von irgendwelchen Verwandten oder Familienmitgliedern. Sie alle fanden Rauchen nicht nur scheiße sondern rasteten regelrecht aus wenn sie Personen meines Alters dabei zu sahen. Ich wollte nichts riskieren. Vor dem Schultor blieb ich stehen und rauchte zu Ende. Ich wartet auch erst auf den Schulgong eher ich den Schulhof betrat.
 

Ich wollte ,dass die Masse der Schüler zuerst im Gebäude verschwanden, damit ich in Ruhe und ohne das Gefühl gemustert zu werden den Schulhof passieren konnte. Da ich wusste dass mein Lehrer sich nicht von seinem morgendlichen Kaffe losreißen konnte, beeilte ich mich auch nicht um zum Klassenzimmer zu kommen. Ich wollte mich auch nicht zu meiner Klasse stellen damit jeder sah wie ausgegrenzt ich war. Ich stellte mich so hin das wenn der Lehrer kam, es so aussah als ob ich erst eben gekommen wäre, denn dann hatte ich die Chance nicht als Idiot dar zu stehen. In der Klasse tat ich immer sehr beschäftigt und mich grauste es wieder vor der Pause. Die letzten 10 Minuten vor dem Gong verbrachte ich damit mir einen Plan zu Recht zu legen wie ich es vermeiden konnte, dass mich jemand sah und damit merkte, dass ich auch außerhalb der Klasse keine Freunde hatte.
 

Heute würde Sinnloses Rumgefrage im Lehrerzimmer dran sein. Mit Sinnlosen Fragen im Kopf ging ich, als es zur Pause gongte ins Lehrerzimmer und fragte nach belanglosen Sachen wie; ob die nächste Lehrerin Kreide mitbringen könnte, da wir keine mehr hatten, oder ob ich die Aufgabe denn richtig verstanden hatten die wir als Hausaufgabe machen mussten. So schnell ging schon mal die kleine Pause rum. Die Mittagspause gestaltete sich da deutlich schwieriger. Das Schulgelände konnte man ja nicht verlassen und auf das Dach durfte man auch nicht. Auf das Klo verschwinden ging auch nicht, weil die Jungs der Oberen Jahrgänge immer auf den Toiletten rauchten und man nach einer Stunde roch wie ein Aschenbecher. Das war dann immer schwer den Lehrern zu erklären. Öfters täuschte ich Magenkrämpfe oder sonstiges Leiden vor um die Zeit im Krankenzimmer zu verbringen. Doch dies war nicht immer möglich. So was fiel einfach auf die Dauer zu sehr auf.
 

Wenn es aber doch dazu kam dass ich auf dem Schulhof meine Pause verbringen musste, so saß ich meist in einer Ecke und tat als würde ich was lesen. Ich hätte am liebsten geschrieben, doch zu groß war meine Angst das mir jemand meinen Block entreißen könnte und jeder erfährt was ich so schreibe. Also las ich dann. Meist Sachbücher, weil ich mir nicht unterstellen lassen wollte ich würde irgendwelche perversen Liebesschnulzen lesen oder irgendwelche Menschen bewundern. Ich wollte da möglichst neutral wirken. Und immer schnellten meine Augen über den Rand des Buches, ich hatte immer wieder das Gefühl beobachtet zu werden oder das jemand über mich sprach. Ich wollte nicht wissen was sie über mich dachten oder über mich tuschelten. Genug Material hatten sie ja von meinen Mitschülern die die Mittelschule mit mir besucht hatten.
 

Im Unterricht sagte ich nie was. Es lag nicht daran das ich es nicht wusste, es lag daran ausgelacht zu werden wenn es was Falsches war. Ich wusste ich würde dann rot werden wie eine Tomate und damit erneute Angriffsfläche für Sprüche bieten. Ich saß auch in der letzten Reihe um keine Blicke spüren zu müssen, dabei müsste ich vorne sitzen weil ich das Geschriebene an der Tafel schwer entziffern konnte. Um nicht vorne zu sitzen hätte ich eine Brille tragen müssen, doch auch hier gestaltete sich das Ganze als schwierig. Erstens wollte ich damit kein Aufsehen erregen etwas an mir verändert zu haben, zweitens hätte man mich damit nur geärgert und mich als Blindschleiche betitelt.
 

Ich versuchte die restlichen Stunden einfach nur zu überstehen und nicht gesehen zu werden. Die letzten beiden Stunden hatten wir Sport. Ich zog mich mal wieder auf der Toilette um und wartete bis sich alle in der Sporthalle versammelt hatten bis ich auch der Klasse folgte. Heute spielten wir Fußball. Nicht nur das ich als Letzter in eine Mannschaft gewählt worden war , nein ich wurde auch ins Tor gestellt. Was sollte ich da bitte schön. Die anderen Jungs waren in Fußballclubs oder in irgendwelchen Vereinen und spielten dementsprechend. Nachdem mich meine Mannschaft zum wiederholten Male angemeckert hatte, warum ich denn den Ball nicht fangen konnte, hüllte ich mich in meine Blase und schottete mich ab. Das hatte zur Folge, dass ich nur da stand und ins Leere starrte. Nur leider beschützte mich meine Blase nicht vor dem auf mich zu rasenden Ball. Mit voller Wucht krachte das Ding in mein Gesicht. Augenblicklich verlor ich das Bewusstsein.
 

Ich wache im Krankenzimmer auf und niemand war da. Also stand ich auf, ignorierte den Schwindel, und ging. Ich schlich mich zur Bushaltestelle und wartete auf den Bus. Ich rauchte noch eine und hoffte, dass der Bus heute nicht so voll sein würde. Auf den nächsten warten wollte ich nicht, schließlich hatte ich meinen MP3-Player dabei , also würde es gerade so gehen. Daheim angekommen wurde ich zu einem anderen Menschen. Ich fühlte mich manchmal so Schizophren. Daheim schrie ich rum und beschwerte mich , dass das Essen nicht das war was ich haben wollte. Daheim schrie ich alles und jeden an. Daheim ließ ich meine Angst und Wut an meiner Familie aus. Und meine Familie schrie zurück. Ich verzog mich ins Bad und tat mir weh.



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