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Du willst mich!

von

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Josh zerrte an den Fesseln, die um seine Handgelenke gewickelt waren, aber das einzige Resultat, was daraus folgte, war, dass sie sich noch tiefer in sein Fleisch bohrten. Aber das hielt ihn nicht davon ab, es weiter zu versuchen. Er wollte nur von hier weg. Es war dunkel und kalt und da er an einen Stuhl gefesselt war, glaubte Josh kaum, dass es gut ausgehen würde, was auch immer auf ihn zukommen würde. Während er immer noch an den Stricken zog, überlegte er fieberhaft, wie er hier her gekommen war. Josh konnte sich beim besten Willen nicht erinnern. Er konnte nicht einmal genau sagen, was das Letzte war, das er noch wusste.

Bevor er überhaupt dazu kam, irgendetwas zu erreichen, wurde plötzlich eine helle Lampe angemacht, was Josh dazu veranlasste, seine Augen zusammen zu kneifen. Das hämische Lachen, das kurz darauf ertönte, ließ ihn jedoch seine Augen wieder öffnen. Beim ersten Versuch gelang es ihm nicht, da das Licht noch zu sehr blendete, aber beim vierten Mal war er erfolgreich. Er blickte in das Gesicht eines jungen weißen Mannes mit kurzem hochgegelten dunklen Haaren. Er hatte diese Person noch nie gesehen, aber was er erkannte, war dieses Grinsen. Selbst mit einem neuen Körper hatte Josh keinerlei Zweifel, wer dort vor ihm stand. „Sammael“, zischte er.

„Ich freue mich auch dich wieder zu sehen“, flötete der Dämon und ging neben Josh in die Hocke. Sanft streichelte er ihm über die Wange. Josh drehte seinen Kopf so weit wie es ihm möglich war von Sammael weg. Auch ruckelte er wieder an den Fesseln. „Aber bestimmt nicht so sehr, wie du dich freust, stimmt‘s?“, fragte er ganz unschuldig.

„Wieso sollte ich das tun?“, spuckte Josh ihm voller Verachtung entgegen.

„Weil du mich vermisst hast“, war das Einzige, was Sammael sagte, und stand dann wieder auf. Langsam ging er um den Stuhl von Josh herum. Hinter ihm bückte er sich wieder an sein Ohr. Fast hauchend flüsterte er: „Du vermisst die Zeit, die du mit mir verbracht hast.“

Sofort versteifte sich Joshs Körper. Diese Zeit hatte er gekonnt verdrängt und er wollte wirklich nicht mehr daran erinnert werden. Vor allen Dingen nicht von ihm. Er, der für diesen ganzen Horror verantwortlich war. „Da irrst du dich, Sammael. Ich war noch nie glücklicher im Leben, als du wieder aus meinem Körper raus warst.“ Wie kam er nur auf die Idee, dass er ihn wieder haben wollte? Das war doch vollkommener Schwachsinn. Er hatte gelitten, wie noch nie in seinem Leben zuvor. Wie er hatte zusehen müssen, wie Sammael all diese Menschen tötete und das mit seinen eigenen Händen. Das Schlimmste war wirklich, dass Josh nichts hatte tun können, ganz gleich, wie sehr er sich gewehrt hatte. Nein, zu dieser Zeit sehnte er sich nun wirklich nicht mehr zurück. Auch wenn sie schon mehrere Monate her war, gab es immer noch Momente, in denen Josh daran erinnert wurde. Allein das war schon grausam genug, da musste man es ihm nun wirklich nicht auf diese Weise, wie Sammael es vorhatte, ins Gedächtnis rufen. Trotzdem versuchte Josh etwas ruhiger zu werden. Wenn er ehrlich war hatte er verdammte große Angst. Nicht nur, weil er gefesselt war und Sammael vor ihm stand. Diese Situation war schon beschissen genug. Aber es störte ihn ungemein, dass er keinen blassen Schimmer hatte, wie er hierher gekommen war. Das hieß, dass er auch nicht wusste, was mit Kara und Jay war und bei Sammael musste man auf alles gefasst sein, auch wenn Josh nicht glaubte, dass die Beiden tot waren. Zum Einen würde er das spüren und zum Anderen kannte er Sammaels Denkweise nun ganz gut. Das Wichtigste für ihn war der Spaß bei der ganzen Sache. Außerdem würde er die Drei quälen wollen. Vermutlich müssten sie dabei zusehen, wie Sammael einen nach dem Anderem umbrachte. Also wenn er hier alleine war, war folglich noch etwas Zeit. Vielleicht war auch nur er gefangen. Dieser Gedanke beruhigte ihn doch ungemein und half ihm dabei, etwas klarer zu denken. „Wo bin ich hier?“, fragte er sachlich ohne sich noch eine Gefühlsregung anmerken zu lassen. Er würde Sammael nicht den Gefallen tun, auf sein Spielchen einzugehen.

Von Sammael kam ein enttäuschtes Seufzen. „Was soll das, Joshi? Warum bist du plötzlich so abweisend zu mir?“ Er klang wie ein kleines Mädchen, dessen Freund gemein zu ihm gewesen war und dem man nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt hatte.

„Du hast nichts anderes verdient“, sagte Josh kalt.

„Ich habe es nicht verdient?“, stellte er Joshs Frage erneut, mit großer Empörung in seiner Stimme. „Ich habe in diesen zwei Monaten besser auf dich aufgepasst, als auf meine fünf Gefäße davor. Du hattest keinen Kratzer, nicht den Kleinsten und nun willst du mir sagen, ich habe es verdient, ignoriert zu werden, obwohl ich alles für dich geopfert habe?“

Josh konnte nur die Augen verdrehen. Auf diese Spielchen hatte er nun wirklich keine Lust. „Wo bin ich und was willst du von mir?“ Sammael sollte Klartext reden, sonst würde Josh ihn vollends ignorieren.

„Liegt das nicht auf der Hand?“, stellte der Dämon die Gegenfrage, dieses Mal wieder mit seiner normalen Stimme, in der immer ein Hauch von Überlegenheit mitschwang. „Ich will, dass du die Wahrheit zugibst.“

„Welche Wahrheit?“ Jetzt war Josh doch etwas verwirrt.

„Du willst mich!“, flüsterte Sammael.

Joshs Haare stellten sich auf bei diesen drei Worten. Oh nein, das war weiter von der Wahrheit entfernt als alles Andere. Nichts machte ihm mehr Angst, als die Vorstellung, dass Sammael wieder in seinem Körper kommen könnte. Aber das würde er sich nicht anmerken lassen, deshalb lachte er laut auf, um seine Furcht zu überspielen. „Da liegst du ganz falsch, Dämon. Ja, vielleicht will ich dich, aber nicht auf die Weise, wie du es gerne hättest. Ich will dich töten!“, spuckte Josh ihm entgegen. Immer wenn sie etwas Freizeit zwischen ihren Fällen hatten, hatte Josh angefangen zu recherchieren, um einen Weg zu finden, wie man einen Dämon ein für allemal töten konnte. Nicht nur zurück in die Hölle schicken, sondern wirklich töten, sodass er niemals wieder kommen kann.

„Leugnen wird nichts bringen, Josh. Früher oder später wirst du es einsehen.“

Josh schüttelte vehement den Kopf. „Nein, niemals.“ Das konnte wirklich nicht passieren. Wie kam Sammael überhaupt darauf? Er hatte doch gespürt, wie sehr Josh sich die ganze Zeit gegen den Dämon in seinem Körper gewehrt hatte. Im Moment war Josh wieder so eingenommen von seinen Gefühlen, dass er gar nicht merkte, dass das alles zu dem Spielchen von Sammael dazu gehörte und dass der Dämon wohl genau das bekam, was er haben wollte. Verzweiflung und Angst.

„Du fandest es erregend, wenn ich diese Mädchen mit meinem Messer bearbeitet habe.“

„Nein!“, schrie Josh ihm entgegen.

„Du fandest es berauschend, wenn wir unsere Hände um ihren Hals gelegt haben.“

„Nein“, beharrte Josh weiterhin, aber seine Stimme war um einiges leiser geworden.

„Und du konntest gar nicht genug davon kriegen, wenn du ihnen das Messer in den Bauch gerammt hast. Zu sehen, wie der letzte Funken Leben aus ihren Augen erlosch, hat dich angeturnt.“

„Nein.“ Es war kaum noch ein Flüstern.

„Und du wirst immer leiser, weil du gerade einsiehst, dass ich mit meinen Behauptungen wohl doch nicht so falsch liege, wie du die ganze Zeit geglaubt hast. Stimmt’s?“

Josh wandte den Blick ab und sah zu Boden. Nein, das stimmte nicht. Es war die schlimmste Zeit seines Lebens gewesen. Sammael lag falsch. Er hatte keine einzige Sekunde davon genossen. Es war die Hölle gewesen. Schlimmer konnte es da unten wirklich nicht sein.

„Bist du jetzt bereit für mich?“ Sammael fragte nur aus Höflichkeit. Josh hatte dabei gar nichts zu sagen, aber es war schon lustig, ihn davor schon zu quälen. Vielleicht würde er ja dann dieses Mal nicht so großen Widerstand leisten. Er wusste, dass es nichts bringen würde. Dann wäre es auch nicht so anstrengend für den Dämon.

Josh schaute mit geschockten Augen zu Sammael auf, sah in seine schokobraunen Augen, die ihn arglistig beobachteten. Er hatte es zwar kommen sehen, aber diese Worte zu hören, waren dann doch noch etwas ganz Anderes. „Du kannst nicht…“, hauchte Josh. Wieder zerrte er an seinen Fesseln. Sie müssten doch mittlerweile etwas gelöst sein. Sie mussten sich einfach lösen. Josh würde es nicht überleben, wenn Sammael ein weiteres Mal seinen Körper spazieren führte. Panik stieg in ihm auf und brachte seinen ganzen Körper zum Zittern. Er wollte es nicht zeigen, ganz sicher nicht, aber das war ihm nicht mehr möglich. Das Flehen allerdings konnte er sich noch so gerade verkneifen.

„Ich kann alles“, verkündete Sammael und lächelte wieder. Er konnte wirklich alles, wenn er nur wollte. Und in diesen süßen kleinen Körper zurück, das wollte er wirklich mehr als alles Andere. Nicht nur, dass er überaus großen Spaß mit dem kleinen Joshi gehabt hatte. Nein, er hatte Jay und Kara auch geschworen, dass seine Rache grausam werden würde und das war der erste Schritt dazu. Die Anderen würden noch folgen. Nicht nur die Drei sollten sterben, oh nein, noch so viele mehr. Jeden, den die Drei kannten, musste um sein Leben bangen. Das hatten sie verschuldet. Sammael würde sich auch noch mehr einfallen lassen, aber alles nacheinander.

„Aber-“, fing Josh an, brach aber direkt wieder ab. Was sollte er sagen? Es gab nichts, was Sammael von seinem Plan abhalten würde und Josh konnte sich nicht bewegen. Er konnte rein gar nichts tun, um sich gegen den Dämon zu wehren. Er musste mit seinem Schicksal leben, auch wenn es ihm nicht gefiel. Sein Herz klopfte immer schneller. „Dann tu es endlich“, forderte ihn auf. Wenn es schon sein musste, dann doch bitte schnell. Sein Herz erinnerte ihn daran, dass er es lieber hätte, wenn Sammael ihm einfach ein Dolch ins Herz rammen würde, aber so viel Glück würde Josh wohl nicht haben. Warte, sein Herz! Josh hatte doch ein Tattoo. Ein Tattoo, das Dämonen den Eintritt in seinen Körper verwehrte. Wusste Sammael davon? Ein kleiner Hoffnungsschimmer bildete sich, aber dieser zerbrach sofort wieder, als Sammael seinen Dolch zog und auf ihn zukam. Er setzte ihn an sein Hemd und schnitt die Knöpfe ab. „Was tust du?“, fragte Josh panisch. Eben hatte er zwar noch gebetet, dass Sammael ihn töten sollte, aber eigentlich wollte er keins von Beiden.

„Was wohl?“, fragte der Dämon gelangweilt. „Das Schloss aufmachen.“, grinste er und setzte die Spitze der Waffe auf Joshs Brust. Das Tattoo war direkt über seinem Herzen.

Joshs Brust hob und senkte sich mit hoher Geschwindigkeit. Sein Herzschlag wurde noch schneller und Josh konnte nur noch die Augen schließen. Das sollte einfach alles nur vorbei gehen.

Als der Schmerz ausblieb, öffnete er die Augen. Es war relativ dunkel, das helle Licht war verschwunden und Josh konnte sich wieder bewegen. Seine Brust allerdings war immer noch nicht zur Ruhe gekommen. Sein ganzer Körper war verschwitzt und er brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass das Ganze wohl nur ein Traum gewesen war. Trotzdem suchte seine Hand direkt die Stelle an seiner Brust, wo das Tattoo lag. Kurz schaute er, ob es noch da war. Er atmete einmal erleichtert aus, obwohl er sich nicht wirklich besser fühlte. Dieser Traum war verdammt echt gewesen und Josh hatte furchtbare Angst, dass er wirklich irgendwann einmal wieder zur Realität werden könnte.

Als er plötzlich eine Hand auf der Seinen spürte, zuckte er kurz zusammen, aber hatte sich schnell wieder beruhigt, als ihm klar wurde, dass es Kara war. Anscheinend hatte er sie aufgeweckt. Diese rückte ein Stück näher an ihren Freund heran und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Es war zwar schon einige Zeit her, dass Sammael in Joshs Körper gesteckt hatte, aber sie konnte ganz genau spüren, wann es ihn mal wieder bedrückte und jetzt war es gerade eindeutig. „Er kann dir nichts mehr tun“, flüsterte sie und streichelte sanft mit ihrem Daumen über seine Hand. Josh nickte. Er war unglaublich dankbar, dass Kara immer für ihn da war, aber trotzdem baute ihn dieser Satz nicht besonders auf. Wenn Sammael wollte und genügend Zeit hatte, käme er wieder an Josh heran, ob er jetzt dieses Tattoo hatte oder nicht. Der Dämon würde einen Weg darum herum finden.

„Außerdem muss er erst an mir vorbei“, meinte Kara frech grinsend, da sie bemerkt hatte, dass es Josh nicht wirklich besser ging. „Er hat keine Chance gegen mich.“

Nun brachte auch Josh ein Lächeln zustande. „Da hast du wohl Recht.“ Er gab ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn. „An dir kommt niemand vorbei.“ Natürlich wusste Josh, dass es ganz anders aussah, aber er vertraute Kara. Vielleicht würden sie sogar einen Weg finden, Sammael zu töten.

Kara kuschelte sich daraufhin noch mehr an Josh heran. „Ich würde niemals zulassen, dass er dir noch einmal weh tut“, sagte sie ganz leise, dabei war sie schon halb wieder eingeschlafen.

„Ich weiß“, kam es von Josh. Und davor hatte er ebenso große Angst wie vor Sammael selbst.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Frigg
2013-06-20T17:56:53+00:00 20.06.2013 19:56
Ok hier kommt also dein Re-Kommi von mir.
Ich muss sagen dein schreibstil gefällt mir sehr gut. Er ist sehr verständlich und es lässt sich sehr gut lesen. Mir sind auch keine Rechtschreib oder Gramatikfehler aufgefallen. Genauso wenig wie Umgangssprache oder Wortwiederholungen.
Leider sagen mir Josh und Kara nichts. Ich glaube, dass liegt jedoch daran, dass es Charas aus dem RPG sind, wie ich gelesen habe, oder?
Das Einzige, was mir nicht so gut gefallen hat, war, dass du oft die Namen genommen hast, statt Umschreibungen zu finden. Es war zwar nicht oft so, aber an einigen Stellen fiel es mir beim Lesen auf. Leider habe ich auch mit diesem Problem zu kämpfen.
Ansonsten ist der Schreibstil wie gesagt, sehr flüssig zu lesen und die Handlung gut aufgebaut. Man merkt also nicht, dass es einem RPG zugeordnet ist.

LG
Frigg

Re-✖✐✖
Antwort von:  DoctorMcCoy
20.06.2013 22:06
Vielen Dank für diesen lieben Re-Kommi :)

Ja, Josh und Kara sind dem RPG zugeordnet, was eigentlich nur in der SPN-Welt spielt. Viele Charaktere aus der Serie kommen da gar nicht vor.
Freut mich aber, dass es dir trotzdem gefallen hat :D

Und das Probleme habe ich wirklich und weiß manchmal echt nicht, was ich schreiben soll. Werde aber in Zukunft mehr darauf achten, vielen Dank^^

Lg
Lady
Von: abgemeldet
2012-09-13T21:12:44+00:00 13.09.2012 23:12
Danke, meine Süße.
Dieser OS ist das beste (verspätete, was aber absolut nicht schlimm ist!) Geburtstagsgeschenk, dass du mir neben dem anderen hättest machen können :*
Ich liebe diese Geschichte und vermisse grade mal den Like-Button.
Ich freue mich riesig.
Lieb dich meine Süße :**


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