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James Bond: Fatal Mistake

von

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Disclaimer: Natürlich gehören mir keine der hier dargestellten Figuren. Wäre ja noch schöner... Dies hier ist nur eine Fanfiktion.

Kommentar: An dieser Fanfiktion ist nur Mari schuld. Sie hat mich auf 00Q aka „a bloody big ship“ aufmerksam gemacht. Also, alle Beschwerden an sie. ;) Nein, natürlich nicht.
 

Fatal Mistake
 

„Und was machst du so beruflich?“
 

Uh, die Preisfrage schlechthin!
 

„IT-Admin für die Regierung.“
 

„Ach so.“
 

Marcus wusste nicht, ob das plötzliche Desinteresse an seinem Jobprofil der Tätigkeit an und für sich oder dem vermeintlichen Arbeitgeber geschuldet war. Aber letztlich war es auch egal. Dabei war es noch nicht einmal gelogen. Der MI6 gehörte weitestgehend schon zur britischen Regierung und sein Job als Quartiermeister hatte ab und an schon etwas von der Arbeit eines typischen IT-Administrators. Selbstverständlich waren Marcus‘ Kompetenzen ungleich größer und er glaubte auch nicht, dass ein gewöhnlicher IT-Administrator schon die angeblich sichersten Rechenzentren der westlichen Hemisphäre geknackt hatte, egal ob es sich dabei um den Internationalen Währungsfonds oder den Deutschen Nachrichtendienst handelte.
 

„Hätte dich jetzt überhaupt nicht für einen Nerd gehalten.“
 

„Ach was“, gab Marcus gelangweilt zurück. ‚Danke auch, bist nicht der Erste, der mir das unter die Nase reibt.‘

Und schon war seine Laune im Keller. Warum war er nochmal in die Bar gegangen? Er wollte sich doch amüsieren, aber stattdessen wurde er von diesem Yuppie hier angegraben, der sich einen Dreck darum scherte, dass sich Marcus die größte Mühe gab ihn zu ignorieren. Für manche Männer war ‚subtil‘ definitiv ein Fremdwort. Vielleicht hatte der Typ auch etwas eingeworfen? Koks? Wäre möglich. Es wäre ein leichtes für Marcus sich das Vorstrafenregister des Typen anzuschauen, oder wo er wohnte, welche Schule er besucht hatte, ob er wirklich Single war oder ihm nur etwas vorlog, um bei ihm landen zu können. Er könnte es tun. Aber zum einen war es verboten und zum anderen, wenn man einmal über eine gewisse Macht verfügte und tagtäglich wie selbstverständlich damit umging, dann stumpfte man ab. Man betrachtete es als gegeben, es musste so sein. Punkt.
 

Wieder einmal fragte sich Marcus, ob es den Doppelnullagenten genauso erging. Wenn man damit konfrontiert war Menschenleben auszulöschen und dies auch regelmäßig tat, dachte man dann überhaupt noch darüber nach? Wurde es leichter mit jedem Durchdrücken des Fingers am Abzug? Die Agenten, die er bereits kennengelernt hatte und die diesen Status innehielten, waren schon sehr spezielle Kaliber. Klar, wer blieb bei so einem Job schon normal?

Selbst Marcus bemerkte so langsam, wie sehr er sich vom Alltag und normalen Leben entfernte, je länger sein Dienst beim Secret Service andauerte. Kaum eine Nachrichtensendung, kaum eine Schlagzeile, wo er nicht wusste oder zumindest ahnen konnte, wie die Geschichte dahinter aussah, wo man an den Formulierungen gefeilt hatte, damit die Bevölkerung in eine trügerische Sicherheit gewiegt wurde.

Jetzt ging schon wieder seine paranoide Ader mit ihm durch. Hatte man ihm das auch nicht unlängst bei den turnusgemäßen Mitarbeitergesprächen vorgehalten? Er wäre zeitweise zu paranoid? Nun ja, war wohl ein Berufsrisiko, wenn man wusste, was alles technisch möglich war... Paranoia war genau so ein Berufsrisiko wie Magengeschwüre, Burnout oder wie in Marcus‘ Fall ein empfindlicher Darm. Reizdarmsyndrom sagten die Ärzte dazu, rein organisch war alles in Ordnung, aber in regelmäßigen Abständen schlug ihm der Stress und die langen Arbeitsstunden auf seine Verdauung. Da nützte auch eine gesunde Ernährung nichts mehr. Und seit ein paar Tagen spürte er, dass sich sein Körper einmal wieder gegen ihn verschworen hatte. Die nächste Arbeitswoche würde nicht angenehm werden, sein Kreislauf litt darunter und ebenso seine Konzentrationsfähigkeit. Aber Krankschreiben lassen ging auch nur schlecht.
 

Verflucht, er könnte es ja wenigstens einmal probieren abzuschalten, oder? Jetzt saß er schon in einer netten Bar und grübelte über seinen Job nach. Kein Wunder, dass sein Körper auf stur stellte, wenn er nicht einmal locker ließ. Nicht, dass er die Entscheidung bereute beim Geheimdienst zu arbeiten, doch seine Tätigkeit gab ihm nun einmal immer wieder genug Stoff zum Überlegen. Gerade in letzter Zeit seit Mallory ihre Abteilung übernommen hatte. Wie jeder Führungswechsel war auch dieser mit Restrukturierungen, vermeintlichen Verbesserungen und endlos langen Sitzungen verbunden gewesen. Noch dazu, dass sie alle erst einmal den Tod von Mallorys Vorgängerin verdauen gemusst hatten. Nur Wenige wussten von den wahren Umständen und welche Rolle darin unter anderem auch James Bond, alias 007, gespielt hatte. Marcus war einer dieser Wenigen. Er wusste, wo es passiert war, wer es getan hatte und warum. Er wusste, dass M in Bonds Armen gestorben war.

Und warum wusste er es? Weil er Bonds Bericht gelesen hatte – unerlaubterweise. Der Bericht war jetzt kein Meisterstück an Belletristik gewesen, nein Bond wechselte besser nicht den Beruf, aber vielleicht war es genau diese nüchternen und bemüht sachlichen Worte gewesen, die Marcus bei der Lektüre mehrmals hatte schlucken lassen.
 

Natürlich hatte sich Bond nichts anmerken lassen an den Tagen danach. Natürlich nicht. James Bond war eben James Bond, eine Marke für sich. Selbst unter den Leuten des MI6 galt es als verrückter Hund. Klar, seine dienstliche Bilanz war beachtlich. Er war die bevorzugte Wahl für schwierige Aufträge, wenn er sie auch nicht gerade kosteneffektiv ausführte. Legendär war wohl die Aktion um Le Chiffre und das berühmte Pokerspiel in Montenegro gewesen, das den Steuerzahler mehrere Millionen Dollar gekostet hatte. Ganz zu schweigen von seinem Materialverbrauch. Marcus‘ Vorgänger waren nicht gut auf den Agenten zu sprechen gewesen und er selbst hätte diesem blonden, arroganten, selbstgefälligen, sich maßlos überschätzenden Kerl am liebsten eine reingewürgt, als dieser behauptet hatte, er würde noch die Pickel in Marcus‘ Gesicht sprießen sehen. Eine Frechheit war es gewesen und er hatte Bond unmissverständlich klargemacht, dass er zwar nicht im Außendienst war, aber dennoch mindestens genau so viel Zerstörung und Verwirrung anrichten konnte, wie ein Doppelnullagent, der wild in der Botschaft von Nambutu um sich schoss. Was Bonds Spezialität war, wenn man den alten Dienstberichten glauben schenkte.
 

Nein, man konnte nicht sagen, dass zwischen ihnen größte Sympathie herrschte. Und doch... Nein, er wollte doch nicht über die Arbeit nachdenken. Marcus rieb sich den Nacken. Die Arbeit, damit konnte er noch eher abschließen. Es war niemand anderer als Bond, der ihn beschäftigte. Sie gerieten öfters aneinander und diese Auseinandersetzungen hatten einen merkwürdigen Effekt auf ihn. Einerseits war es ermüdend und auch ein wenig kindisch. Bond zerlegte irgendein der intelligenten und ausgeklügelten Devices, die Marcus entwickelt hatte, und er rügte ihn deswegen, was Bond mit einem stoischen Gesichtsausdruck ertrug. Stoisch, aber auch mit einer gewissen Belustigung, als ob es witzig wäre einem Kind zuzusehen, das sich über die fiesen, fiesen Erwachsenen erboste.

Auf der anderen Seite brachte es Marcus unbestreitbar in Fahrt. Nein, er musste nach einem Gespräch mit dem Agenten nicht auf die Toilette und sich einen runterholen. So schlimm war es nicht, aber er hatte schon immer eine Ader für dominante Männer gehabt. Dominant war Bond allemal. 007 strahlte dies mit jeder Faser seines Körpers aus. Kein Wunder, dass sich niemand mit ihm anlegte. M, ja, sie hatte Bond stets Paroli geboten. Das hatte man von ihrer verstorbenen Vorgesetzten erwartet, aber dass sich niemand anderer als Marcus, der kleine, nerdige Quatiermeister mit Bond aneinandergeriet, das war ein Novum und sorgte in den Pausenräumen des MI6 immer wieder aufs Neue für Gesprächsstoff.
 

Marcus griff nach der Teekanne und musste enttäuscht feststellen, dass sie inzwischen leer war. Er winkte dem Typen an der Bar, um sich noch eine Kanne zu bestellen. An Alkohol war zurzeit nicht einmal zu denken, wegen den Tabletten, die er sich seit zwei Tagen verordnet hatte. Besser er forderte sein Glück nicht unnötig heraus.
 

Einigermaßen gelangweilt beobachtete er das Kommen und Gehen in dieser kleinen Bar. Die Lokalität war noch ein Geheimtipp, in Insiderkreisen für die guten Cocktails bekannt... und für die Tatsache, dass homosexuelle Männer hier schnell jemanden fanden mit dem sie sich auf eine schnelle Nummer nach der Arbeit einlassen konnten. Ein After-Work-Fick sozusagen. War Marcus deswegen nach der Arbeit hierher gekommen? Es wäre nicht das erste Mal, dass er sich an dieser Bar einen Kerl angelacht hatte. Und war er nicht gleich von diesem Yuppie angemacht worden? Ganz zu schweigen von dem Typen am anderen Ende des Tresens, der ihm schon seit bestimmt einer Viertelstunde schmachtende Blicke zuwarf. Aber da musste schon etwas mehr kommen. Mit schmachtenden Blicken allein ließ sich Marcus nicht erobern. Ihm waren die aktiveren Typen lieber, so lange sie nicht betrunken waren. Da konnte er die Frauen schon gut verstehen, es war ein tolles Gefühl umworben zu werden und zu wissen, dass man der Grund dafür war, dass einem Kerl die Hose zu eng wurde. Kein Wunder also, dass die Frauen so auf Bond flogen...

Marcus musste bei diesem Gedanken doch glatt kichern, als er es sich bildlich vorstellte. Eine frische Kanne Tee wurde vor ihm abgesetzt und während der Earl Grey durchzog, verschwand er schnell auf die Toilette.
 

Als er die Tür aufgestoßen hatte, wusste Marcus nicht, was er davon halten sollte. Die Geräusche, die aus der hinteren Kabine zu ihm drangen, waren unmissverständlich sexueller Natur.

Am liebsten wäre er rückwärts wieder aus der Tür gegangen. Jedoch forderte die Natur ihren Tribut und Marcus würde nicht draußen stehen bleiben und warten, bis die beiden fertig waren, und dabei eine besonders schlechte Version von Charleston tanzen.
 

Verzweifelt versuchte er nicht hinzuhören, aber dies war schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit. Wie konnte man da nicht lauschen?

Oh, wow! Da bekam es aber jemand ordentlich besorgt. Klar, hier kam es schnell mal zu neuen Bekanntschaften, aber deswegen musste man es doch nicht gleich auf der Toilette miteinander treiben. Er war versucht „Nehmt euch ein Zimmer“ zu rufen.

Verflucht, allein zu hören, wie es hinter der verschlossenen Tür abging. Das Stöhnen und Grunzen. Männer konnten schon merkwürdige Laute von sich geben.

Nichtsdestotrotz, wem wurde jetzt die Hose eng?
 

Da kam jemand voll auf seine Kosten. Marcus hatte alle Mühe sich auf das zu konzentrieren, warum er eigentlich hier war und nicht am Pissoir zu stehen und sich auf dieses Gestöhne einen runterzuholen. Dann ging er ans Waschbecken. Das Gurgeln der Toilettenspülung hatte keinerlei nennenswerten Einfluss auf das Gerangel am Ende des Raumes gehabt. Womöglich hatten sie es nicht einmal gehört.

Marcus musste ja schon zugegeben, ein bisschen reizte ihn das auch und so starrte er wie hypnotisiert auf den Spalt zwischen Tür und Kabinenboden. Doch er konnte nichts erkennen und flach auf den Boden legen... Nein, so verzweifelt war er nun auch wieder nicht.

Ach du meine Güte! Hämmerte der Eine jetzt gegen die Wand?

„Oh Gott, ja!“, tönte ein kräftiger Bass durch den Raum. „Ja! JA!“
 

Wann hatte Marcus eigentlich das letzte Mal dermaßen guten, bewusstseinserweiternden Sex gehabt? Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern. Aber er hatte ja auch noch nie Sex auf einer öffentlichen Toilette gehabt. Dieser Örtlichkeit schien ja eine gewisse anregende Wirkung nicht abzusprechen zu sein, wenn er dieses Techtelmechtel als Referenz heranzog.
 

Himmel noch mal! Die beiden wurden noch lauter. Konnte man diesen Hengst buchen? Das schien ja ein traumhafter Ritt zu sein.

Die zwei Typen kamen zum fulminanten Finale, was erneut mit inständigen Anrufungen des himmlischen Vaters einherging. Eigentlich müsste er sich doch hochgradig fremdschämen, aber stattdessen beneidete er lediglich den Mann, der hier so offenkundig rangenommen und dabei verwöhnt worden war.

Kurz war nichts zu hören aus der Kabine, dann folgte das obligatorische hektische Geraschel von Hemden, die wieder in Hosenbünde gestopft wurden. Verlegenes Lachen und heiser geflüsterte Worte.

Marcus seifte sich noch immer die Hände ein, oder besser gesagt, er hatte es völlig vergessen, ob dieser interessanten Hintergrundmusik. Und jetzt sollte er sich wohl besser beeilen und hier rauskommen, ansonsten wurde es doch peinlich. Aber so schnell konnte er gar nicht die Hände waschen, denn prompt öffnete sich die Tür und der erste Kerl trat hinaus. Ein Anzugträger, ansonsten war er ziemlich durchschnittlich. Er knallte prompt mit der Schulter an den Türrahmen. Überhaupt war er nicht sehr sicher auf den Beinen. Weiche Knie-Syndrom von gutem, harten Sex. Er grinste selbstzufrieden, dass sie nicht alleine gewesen waren, schien ihn entweder nicht zu stören, oder sein Hirn war noch mit anderen Dingen beschäftigt, als Marcus‘ Anwesenheit zu registrieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Die Tür schwang erneut auf und nun war es an Marcus, dass ihm beinahe die Knie den Dienst versagten. Er hielt sich am Rand des Waschbeckens fest und starrte ungläubig in den Spiegel vor ihm. Was er da sah, was ihn so aus der Ruhe brachte und seinen ohnehin schon empfindlichen Magen zum Rebellieren? Niemand anderen als Doppelnullagent James Bond! Wie stets makellos in einen Anzug gekleidet. Marcus glaubte, dass es ein Modell von Tom Ford war, nicht, dass er sich da besonders gut auskannte.
 

Marcus wollte nicht einmal mehr irgendein derber Fluch über die Lippen kommen. In seinem Kopf herrschte ein völliger Blackout. Es war zu surreal, zu unglaublich und... Nein! Einfach nur unmöglich! Er hörte das Blut in seinen Ohren rauschen und schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen. Der Blackout schien sich von seinem Kopf auf seinen Körper auszubreiten. Völlige Dienstverweigerung und Schock. Vor jedem anderen wäre es OK gewesen, aber ausgerechnet vor Bond wollte er keine Schwäche zeigen. Bond, der ihn ohnehin für eine halbe Portion hielt und... Oh, nein! Ihm wurde jetzt wirklich übel. Das wohl die letzte Prise Stress gewesen, die sein Verdauungssystem jetzt gerade noch gebraucht hatte.
 

Marcus nahm nur noch die polternden Schritte wahr und das Gefühl der glitschigen Keramik, an der seine Finger abrutschten. Irgendwie schaffte er es sich auf dem Tisch abzustützen und ins Waschbecken zu erbrechen. Das hatte noch ein bisschen mehr Würde, als vor einer Kloschüssel auf dem Boden zu knien. Zugegeben, der Unterschied war nicht allzu groß...

Als er sich den Mund ausgespült hatte, wagte er kaum den Blick zu heben aus Angst, wessen Gesicht er noch immer im Spiegel sehen würde. Aber auf der anderen Seite es half nichts, Bond hatte ihn bereits gesehen und Marcus hatte sich geschworen dem Agenten zu zeigen, dass auch er ein Mann war und kein Teenager. Oder was auch immer Bond genau in ihm sah.
 

Demonstrativ wischte er sich den Mund mit dem Handrücken ab und streckte sich, spielte seine vollen 1,75m aus. Sonderlich überzeugend wirkte es nicht. Denn wie er feststellte, war sein Gesicht kreidebleich und das plötzliche Aufrichten hatte seinem Kreislauf auch nicht gerade gefallen.

Bond sah wohl, dass er sich erneut am Waschbecken festhalten musste. Da schüttelte er nur mit grimmiger Mine den Kopf.

„So früh am Abend und schon betrunken? Du scheinst deine Grenzen nicht zu kennen.“ Der Tonfall war spöttisch, abschätzend und nicht zu vergessen arrogant. Nichts das geringste Anzeichen, dass es Bond peinlich wäre, was Marcus hier mitangehört hatte.
 

„Ich habe nicht einmal etwas Alkoholisches getrunken“, gab Marcus zurück und versuchte ruhiger zu atmen.
 

„Sieht aber ganz so aus.“
 

„Es ist mein Bauch, ich bin etwas angeschlagen. Ich hätte nicht damit gerechnet ausgerechnet Sie hier zu sehen.“
 

Bond erwiderte nichts. Ihm ging es wohl ähnlich. „Muss ich ins Krankenhaus fahren?“
 

„Sie müssen gar nichts!“ Marcus stellte sich einmal mehr gerade hin und strich seine Weste gerade.
 

„Lassen wir das. Ich denke, wir müssen reden.“
 

Ah, klar. Bond hatte wohl Angst, dass ihn Marcus verpfiff. Er deutete mit dem Kopf auf den Ausgang der Toilette und hoffte, dass sein Platz am Tresen inzwischen nicht belegt war. Die trendige blaue Beleuchtung der Bar, die ihm noch wenige Minuten so gut gefallen hatte, störte ihn jetzt nur ungemein. Bekam er etwa auch noch eine Migräne? Sein Körper war wohl wirklich angeschlagen. Vielleicht sollte er ernsthaft darüber nachdenken Urlaub zu nehmen.
 

Bond stand neben ihm, als sich Marcus an den Kopf fasste und an einem Stuhl abstützte.
 

„Das reicht jetzt“, raunte er Marcus zu, als ob dieser hier absichtlich einen auf Dramaqueen machte. In Marcus‘ Augen war dies hier alles nur Bonds Schuld. Wenn Bond nicht von Kollegen beim Sex erwischt werde wollte, dann sollte er eben in seine Wohnung gehen.

Bevor Marcus überhaupt zur Wort kam, klatschte Bond eine 10 Pfund-Note auf den Tresen neben Marcus‘ Teeservice und hielt ihn am Ellbogen fest.
 

„Ich will noch nicht gehen“, wehrte er sich und wollte wieder Platz nehmen.
 

„Wir gehen jetzt. Du siehst schrecklich aus Marcus.“ Die vertraute Anrede war ein Schock und Überraschung gleichermaßen. Bond hatte ihn bis jetzt immer mit ‚Q‘ angeredet. Sein Vorname war kein Geheimnis, aber dennoch...
 

„Danke für das Kompliment“, giftete Marcus zurück. Es hatte überhaupt keinen Zweck sich gegen Bond zu wehren, also ließ er es zu, dass ihm der Agent in seinen Trenchcoat half und ihn dann zum Ausgang dirigierte. Die ganze Zeit eine Hand an Marcus‘ Ellbogen, als fürchtete er einen erneuten Kreislaufkollaps.

Marcus stolperte in der Tat über die Schwelle der Bartür, aber nicht, weil sein Kreislauf versagt hatte, eher weil es seltsam entnervend war, dass ihm Bond so dicht auf die Pelle rückte. Er streckte die Hand aus, um sich irgendwie abzufangen und prallte prompt gegen Bonds Körper. Kleine Korrektur am Rande: Bonds stahlhartem Körper. Wie viele Stunden am Tag verbrachte der Agent denn im Fitnessstudio? Wie brachte er diese Zeit auf bei seinem Job?

Marcus murmelte eine Entschuldigung und vermutete, dass nicht viel gefehlt hätte und Bond hätte ihn kurzerhand zum Parkplatz getragen. Aber hätte er dies versucht, dann hätte ihm Marcus ohne Erbarmen in die Nippel gekniffen. So weit kam es noch!

Schließlich hielt Bond vor einem unspektakulären schwarzen Landrover an und zog die Schlüssel aus seiner Jackentasche.
 

Marcus blieb vor dem Wagen stehen: „Das ist jetzt schon etwas enttäuschend.“
 

Für einen Moment verhärteten sich die Gesichtszüge des Agenten – sofern dies überhaupt noch möglich war – und ein kurzes, schmerzvolles Flackern spiegelte sich auf ihnen. Richtig, Bonds privates Liebhaberstück, ein alter Aston Martin aus dem Fundus des Secret Service war ja unlängst in Schottland in Flammen aufgegangen. Am selben Tag, der auch Ms Ende gesehen hatte.
 

„Äußerlichkeiten täuschen“, schoss Bond zurück. Zum Glück nur verbal und dann grinste er grimmig. Natürlich entging Bond nicht die Ironie dieser Worte, die er gerade geäußert hatte. Bond hatte Marcus zu Beginn in seiner Funktion als Quartiermeister eben wegen seines jugendlichen Looks für nicht kompetent und naiv abgestempelt. Marcus hatte damals argumentiert, dass sein Aussehen überhaupt keinerlei Rückschlüsse auf seine Fähigkeiten am Computer zuließ. Nun war es an Bond diese Argumentation zu verwenden.

Aber wieso sollte er überhaupt einsteigen? Bond hatte zwar gemeint, sie müssten reden, aber wohin wollte er ihn bringen? Hoffentlich fuhr ihn Bond nicht noch nach Hause. Das wäre die ultimative Demütigung.
 

„Steig endlich ein und versuch nicht auf das Leder zu kotzen.“
 

Marcus zog eine Grimasse und kam dem Befehl nach. Was blieb ihm auch anderes übrig. Wenigstens sparte er sich so das Geld für ein Taxi. Er schnallte sich an, setzte die Brille ab und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Dieser Abend verlief ja wirklich traumhaft. So hatte er sich seinen Feierabend wahrlich nicht vorgestellt.

„Nein, ich muss nicht kotzen.“ Er fühlte Bonds abschätzenden Blick mehr als deutlich auf sich ruhen.
 

Von seiner rechten Seite vernahm er dann nur noch ein unverständliches Brummen. Bond steckte den Schlüssel in das Zündschloss und drückte das Gaspedal durch. Er fuhr Auto wie er Sex hatte, dachte sich Marcus. Hart, unnachgiebig und man spürte es bis in die kleinste Zelle seines Körpers. Aber vielleicht war das auch nur dem unguten Gefühl in seinem Bauch geschuldet, dass er jede Bodenunebenheit so deutlich zu spüren bekam. Am irritierendsten waren Bonds stete Blick von der Seite. Als ob Marcus ein verletztes, in die Enge getriebenes Tier war. Und verängstigte Tiere hatte nun einmal die Tendenz noch einmal schmerzhaft zuzubeißen. Marcus versuchte es zu ignorieren und sich auf die Schilder am Rand der Straße zu konzentrieren. Sie fuhren zumindest nicht in die Richtung seiner Wohnung. Also ging es zu Bonds Unterkunft? Oder etwa in ein Stundenhotel? Die Vorstellung allein war sowohl erregend, gerade in Anbetracht der Episode auf der Toilette, als auch erschreckend und beängstigend. Mit Bond ins Bett gehen? Das wäre wohl ein Fehler, vor allem in Anbetracht von Marcus‘ Gesamtzustand.
 

Aber Bond stand wohl auf Männer! Wer hätte das gedacht. Er hatte einen gewissen Ruf, dass er sich alles angelte, was sich ihm nicht schnell genug entzog. Egal ob es sich damit Agentinnen oder die Geliebten von Terroristen handelte. Immer waren es Frauen gewesen. Nie hatte es Anzeichen gegeben, dass sich dies auch auf Männer bezog. Bond war ganz sicher nicht geoutet. Nach Marcus‘ Erfahrungen, und er war nun wirklich nicht unerfahren, was Bettgeschichten anging, war genau dieser Typus Mann am gefährlichsten. An dieser Stelle entfuhr ihm ein heiseres, nervöses Lachen, als ob Bond nicht an sich schon die pure Definition von ‚gefährlich‘ wäre.
 

Marcus holte sein Smartphone aus der Hosentasche und versuchte ihre Route zu bestimmen. Er musste seine Finger dazu mehrmals an der Hose abwischen. So feucht waren sie. Aber dann wusste er zumindest wieder, wo sie sich befanden.

Bond schwieg die gesamte Fahrt über. Das Autoradio blieb aus und so war Marcus froh, als Bond endlich in eine Tiefgarage einbog und damit das Ende ihrer Fahrt markierte.

007 bog gefährlich schnell um die engen Kurven, flog geradezu über die künstlichen Bodenwellen. Das gab Marcus den Rest. Besser gesagt seinem Magen. Er ließ glatt das Smartphone fallen und schlug sich die Hand vor den Mund. Bond legte eine vorschriftsmäßige Vollbremsung ein, nebst kurzem Fluch. Das Rattern des ABS ging Marcus durch und durch. Er fummelte an der Türverriegelung. ‚Verdammt, fuck...‘ Wieso ging es nicht auf, das war...
 

Bond beugte sich vom Fahrersitz herüber, stieß die Tür ohne Probleme auf und schnallte ihn zeitgleich los. Fast fiel Marcus aus der Wagentür, doch Bonds Griff an der Schulter verhinderte es noch rechtzeitig. Marcus würgte zweimal und dekorierte den Asphalt der Garage mit einem doch recht exzentrischen Muster. Aber immerhin bekam der Wagen nichts ab. Aber es war wahnsinnig anstrengend und das Würgen und Erbrechen ließen ihn abermals atemlos und zitternd zurück. Er hasste seinen Magen!
 

Bond parkte gleich neben Aufzugstüren, die mit Sicherheit in die darüberliegenden Wohnungen führten. 007 lief um den Wagen herum und öffnete abermals die Tür. Marcus wollte noch nicht aufstehen, es erschien ihm als viel zu anstrengend. Bond faselte irgendetwas von ‚dich tragen‘ und Marcus blickte ihn erbost an. Das führte zu einem genervten Augenrollen und einer angebotenen Hand. Als Marcus wieder auf seinen Füßen stand, schlang Bond einen Arm um seine Hüfte, was ihn zu der Erkenntnis brachte, dass Bond gar nicht so viel größer als er selbst war. Doch diese ganzen Pakete durchtrainierter Muskeln erzeugten einen ganz anderen Eindruck. Marcus konnte nicht verhindern, dass sein Kopf sich immer wieder gegen 007s Schulter bettete. Er war auf einmal viel zu müde, als dass es ihm noch peinlich war. Die ganze Aufregung und das Adrenalin ließen ihn ausgelaugt zurück. Da tat es auch keinen Abbruch, dass sie sich nun in Bonds Wohnung befanden und dieser ihn sogleich auf das Bett legte und ihm noch Schuhe und Mantel auszog. Marcus rollte sich auf die Seite und zog die Knie an. Bond würde ihn ja schon nicht vergewaltigen oder sonst etwas. Oh, und wo kam das jetzt bitteschön her? Er stöhnte leise in das Kissen.
 

Bond verschwand kurz aus dem Zimmer. Man hörte ihn in der Wohnung herumgehen. Ein laufender Wasserhahn, eine Schranktür, die geöffnet wurde. Klappern von Geschirr. Das könnte er sich sparen, Marcus würde keinen Bissen herunterbekommen, aber die Geste rührte ihn.

Die Tür zum Schlafzimmer öffnete sich erneut und Marcus blinzelte. Das Licht, das aus dem Flur hereinschien, blendete ihn ungemein. Bond zog die Bettdecke zurück unter der sich Marcus mittlerweile verkrochen hatte. Und dann tat er etwas völlig Unerwartetes: Er schob ihm eine Wärmflasche unter die Knie.
 

„Oh, Danke.“ Und dankbar war er wirklich. Marcus presste den Beutel an den Bauch. Ja, genau das brauchte er jetzt. Ein Glas Wasser wurden neben ihm auf dem Nachttisch abgestellt und ebenso eine Schachtel mit Tabletten.
 

„Woher?“
 

„In deinem Mantel.“
 

Bond hatte also seinen Trenchcoat gefilzt. Wie nett, aber Marcus würde nicht einen Streit vom Zaun brechen. Die Tabletten würden die schlimmsten Symptome in den nächsten Stunden lindern. Während er sich zwei der Pillen nahm, verschwand Bond wieder. Recht so.

Marcus legte sich wieder in die Kissen und schnupperte an dem feinen Baumwollstoff. Ein Hauch von schwerem Parfum haftete ihm an. Verführerisch, würzig und unbestreitbar gefährlich. Nun ja, das passte voll ins Bild. Von irgendwo her hörte er das Prasseln einer Dusche. Bond hatte wirklich Nerven. Hätte Marcus einen fremden Mann im Bett liegen, würde er nicht einfach so verschwinden und in Seelenruhe duschen. Okay sie waren Kollegen, aber das war nicht viel besser als ein Fremder. Hatte das nicht die Episode in der Bar gezeigt? Jedem anderen, nur nicht Bond hätte er so etwas zugetraut.

Ja, es gab wohl genügend Gesprächsstoff. Bond wusste, dass er ihn gesehen hatte, dass sein Quartiermeister genau wusste, was da auf der Toilette abgegangen war und wenn Bond mit Sicherheit eines nicht wollte, dann von Marcus geoutet werden.

Bond glänzte so lange mit Abwesenheit, dass es Marcus tatsächlich geschafft hatte einzuschlafen. Er unterstellte Bond jetzt nicht, dass ihm dieser ein paar Tropfen Tranquilizer in das Wasser gegeben hatte. Wobei, Bond würde er das glatt noch zutrauen. Es würde dann vielleicht den merkwürdig verwirrenden Traum erklären. Irgendetwas von warmen, feuchten Mundhöhlen, aber womöglich war es auch nur die Wärmflasche an seinem Bauch, die diese Fantasiegebilde induzierte.

Seine Augenlider waren verklebt, der Mund trocken. Neben dem Bett brannte noch eine Lampe, das konnte Marcus sogar hinter geschlossenen Lidern erkennen. Außerdem fühlte sich das Kissen unter seinem Kinn seltsam feucht und warm an. Aber er konnte doch unmöglich die Wärmflasche unter seinem Gesicht liegen haben. Endlich konnte er sich überwinden die Augen zu öffnen.
 

„Oh... Oh!“ Von wegen merkwürdiges Kissen. Es stellte sich als nichts anderes als der Prachtkörper von Bond heraus. Und damit nicht genug, er hatte den Pectoralis Major des Agenten vollgesabbert, während er selig geschlummert hatte. Hoffentlich hatte er nicht auch noch im Schlaf gesprochen.

Unbeholfen stützte sich Marcus mit der Linken auf und strich mit der anderen Hand die Haare aus dem Gesicht. OK, er lag noch immer halb auf Bonds Oberkörper und als er aufblickte, stellte er fest, dass sich ihre Gesichter nicht allzu weit voneinander entfernt befanden. Bei jedem anderen Mann hätte Marcus diesen Abstand überbrückt und diese Lippen für sich vereinnahmt. Bei Bond traute er sich das wahrlich nicht, überhaupt schien Bonds Körper regelrecht unter Strom zu stehen. Die Anspannung war ihm nicht abzusprechen. Aber warum? Weil ihm Marcus so nahe gekommen war? Zwar unbewusst, aber vielleicht konnte Bond das ja nicht ertragen? Jedoch, kamen ihm die anderen Männer und Frauen etwas nicht körperlich nahe? Und dies ging Marcus alles in dem Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf.
 

„Entschuldige, ich...“ Er rückte zur Seite. Gott, war das peinlich. „Hier.“ Marcus griff in seine Hosentasche und zog sein Stofftaschentuch heraus. Schon wollte er beginnen über Bonds Brust zu rubbeln, doch da hielt Bond blitzschnell sein Handgelenk fest. Unwillkürlich erinnerte es ihn an eine Dokumentation, die er kürzlich im Fernsehen verfolgt hatte, über Kobras und wie sie sich langsam ihrer Beute annähern, nur um dann brutal schnell zuzuschlagen. Marcus hob die noch freie Hand, als ob er Bond beruhigen, seine friedlichen Absichten kundtun wollte. Bond ließ ihn los und widmete sich wieder seinem Tablet-PC, der neben ihm auf dem Bett lag, wie Marcus erst jetzt feststellte.
 

„Was ist mit deinem Bauch?“, erkundigte sich 007 geschäftsmäßig und scrollte durch den Artikel, den er gerade gelesen hatte.
 

„Geht schon.“ In Wahrheit ging es sogar richtig gut. Die Tabletten hatten einmal mehr sehr gut angeschlagen.

Aber was war jetzt? Marcus hatte gedacht sie müssten reden. Oder war Bond etwa angepisst, weil ihm Marcus den Abend vermasselt hatte? Hatte geplant gehabt mit seiner Eroberung die heiße Nacht wo anders fortzusetzen? Aber es war ja nicht so, dass ihn Marcus darum gebeten hätte ihn mit in seine Wohnung zu nehmen und in sein Bett zu legen. Irgendetwas davon musste er laut ausgesprochen haben, denn Bond musterte ihn schräg von der Seite. Nun ja und wenn Marcus schon einmal dabei war: „Und wenn du wie jeder vernünftige Mensch einen Pyjama tragen würdest, hätte ich dich nicht vollgesabbert.“
 

Was war daran jetzt so komisch, Bond warf doch glatt den Kopf in den Nacken und lachte. Marcus zog sich schmollend auf seine Seite des Bettes zurück, lehnte sich gegen das massive Kopfteil aus Holz. Nette Möbel hatte 007, das musste man ihm schon lassen. Alles in hellem Holz gehalten mit ein paar dunklen Akzenten an den Ecken und Kanten.

Er blickte zu Bond hinüber. Dafür machte er sich gern zur Lachnummer. Allein um zu sehen wie sich die Muskeln am Bauch des Agenten anspannten, wieder entspannten, wie sich die Brust des Agenten hob und senkte beim Atmen. Die Muskelstränge am Hals und den austrainierten Schultern. Marcus wurde merklich wärmer und dann...

Wenigstens trug Bond noch Shorts, wenn Marcus wohl schon vermutete, dass dies nur ein Zugeständnis an den Gast im Bett war. Üblicherweise würde Bond wohl nackt schlafen, das würde er ihm sofort zutrauen. Ah, aber dieser dünne schwarze Stoff lud geradezu ein ihn herunterzuziehen. Die verführerischen Konturen seines Schwanz und die Schwere der Hoden waren zu erahnen. Bond war mit Sicherheit gut ausgestattet!
 

„Hör auf damit und benimm dich wie ein erwachsener Mann“, fuhr ihn Marcus an. Und Wunder über Wunder Bond verstummte tatsächlich.
 

„Und ein erwachsener Mann trägt deiner Meinung nach Pyjamas?“
 

„Natürlich.“ Marcus zog die Knie an.
 

„Richtig, ich erinnere mich. Du richtest ja in deinem Pyjama mehr Schaden an als ich in meinem Anzug.“
 

„So habe ich es nicht gesagt.“
 

„Aber so ähnlich.“ Bond lehnte den Tablet-PC gegen seine Oberschenkel und klickte sich durch weitere Seiten eines Lifestylemagazins. Jene Blätter für Männer, die mit den besten Tipps für ein erfüllteres Liebesleben aufwarteten. Oder den besten zehn Übungen für einen Waschbrettbauch. Nicht, dass Bond diese Workouts nötig hatte.
 

„Wo ist mein Smartphone abgeblieben?“
 

„Auf dem Nachttisch.“
 

Ah, richtig. Marcus entsperrte das Gerät, wenn Bond schon nicht reden wollte, dann konnte er auch schnell nach seinen Mails schauen.

Aber das war gar nicht gut. Er hatte ein paar der automatisierten Meldungen in seinem Dienstpostfach, die Ärger bedeuteten. Jemand hatte sich an einem Server einer kleineren Regierungsorganisation zu schaffen gemacht. Das konnten jetzt entweder unbedeutende kleine Hacker sein, die nicht wussten, dass sich hinter dieser Organisation auch der Geheimdienst befand und dich sich nur beweisen wollten. Allerdings konnte es auch eine ernstzunehmende Bedrohung sein. Kurzum, er musste sich das näher ansehen.
 

„Gib mir mal dein Tablet“, Marcus streckte schon die Hand danach aus, während er noch die Statuscodes studierte, die in den Nachrichten enthalten waren.
 

„Was?“
 

„Ich brauche das Tablet zum Arbeiten.“
 

Bond schnaubte, aber gab es ihm.
 

„Wo ist meine Jacke?“
 

„Hängt dort an der Wand.“
 

„Dann hol mir den USB-Stick, der in der Innentasche ist.“
 

Es gab keine Widerworte, aber Marcus war gar nicht in der Stimmung sich darüber zu wundern, er hatte ein Problem vor sich und dies fesselte seine gesamte Aufmerksamkeit. Wenig später drückte ihm Bond den Stick in die Hand. Marcus entfernte die Mini-SD-Karte, die in den Stick eingelassen war und steckte sie in das Tablet. Auf der Speicherkarte befand sich ein abgespecktes Betriebssystem mit den wichtigsten Diagnosewerkzeugen, die man so brauchte, wenn man etwas IT-Forensik betreiben wollte. Er wollte dafür nicht das möglicherweise mit Trojanern und Viren verseuchte Tablet eines Amateurs benutzen. Doppelnullagent oder nicht, Bonds IT-Kenntnissen traute er nicht.

Er loggte sich in die Server ein und begann noch einmal damit sich die Zugriffe genauer anzusehen. Vielleicht waren es auch nur chinesische Spambots gewesen? Das kam ja öfters vor. Wobei man sich bei den Chinesen auch nie sicher sein konnte, ob hinter solchen Attacken nicht eine größere Absicht stand.

Nein, keine Chinesen. Dazu passten die IP-Adressen nicht. Aber, was wäre wenn...
 

So saß er über das Tablet gebeugt und vergaß alles um sich herum. Vergaß, dass er sich in Bonds Wohnung und in dessen Bett befand. Er vergaß auch, dass sie noch ein paar Takte miteinander zu reden hatten.
 

„Bist du bald fertig?“, erkundigte sich Bond nach etlichen Minuten. Er lag neben Marcus auf dem Bett, das Kinn in die hohle Hand gestützt. Doch Marcus sah gar nicht hin, sondern nickte nur und furchte die Stirn.
 

„Marcus?“
 

„Mhm?“
 

Ein leises Lachen, auch dies ging an Marcus vorüber. Aber so war das immer mit ihm, wenn er sich einmal festgebissen hatte. So kam es auch zu seinen ganzen Überstunden, wenn er einmal vor seinen Computern festsaß, konnte er sich nicht mehr davon trennen. Dieses Tablet war jetzt nicht das Mittel seiner Wahl, um ernsthaft zu arbeiten. Doch zur Not funktionierte es, wenn er auch die Tastatur schmerzlich vermisste. Marcus schob sich die Haare aus der Stirn, setzte kurz die Brille ab und rieb sich die Augen. Das hier war tricky. Proxy-Kaskakaden aufzulösen grenzte an eine Unmöglichkeit, sofern wenn man nicht die Ressourcen und Berechtigungen des Geheimdienstes im Rücken hatte.

Ah, was für Amateure, es gab in der Tat eine Hintertür, hervorgerufen durch die Konfiguration der Server. Hätte er das zu verantworten gehabt... Doch es war kein Schaden entstanden. Zum Glück nicht. Jetzt musste Marcus nur noch die Einstellungen abändern und die virtuellen Maschinen neu starten. Es klang so simpel, aber bis er erst einmal herausgefunden hatte, wie diese Hacker die Hintertür gefunden hatten... Am Montag würde er sich dann darum kümmern herauszufinden, wer genau hinter diesem Angriff steckte.
 

„Und was war das jetzt? Hast du den Abschuss von Atomraketen verhindert?“
 

Marcus atmete tief ein und aus. Das musste er sich nicht bieten lassen, oder? Er war schon nahe daran loszulegen und Bond einmal en détail zu erklären, was er da gerade getan hatte, aber da fiel ihm der amüsierte Tonfall des Agenten auf. Also schwieg er, entfernte wieder die SD-Karte und überreichte Bond das Tablet.

„Danke.“
 

„Gerne wieder.“ Meinte er das ernst?
 

Marcus richtete sich auf. Autsch, das war sein Rücken. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass er so vornübergebeugt dagehockt hatte.
 

„Du solltest ab und an trainieren“, riet Bond und betrachtete ihn ungerührt.
 

Da hatte er nicht unrecht. Marcus streckte beide Arme in die Höhe, dann lehnte er sich zur Seite. Nach links, nach rechts. Auf der nachgiebigen Matratze war dies gar nicht so einfach. Dann ein Arm in den Nacken legen und am Ellbogen ziehen. Andere Seite. Das war besser. Er warf einen Blick auf die Uhr. Wow, er hatte eine dreiviertel Stunde vor dem Tablet verbraten? Und hatte Bond ihm etwa die Tasse Tee gebracht, die halb leergetrunken neben ihm auf dem Nachttisch stand?

007 lag noch immer neben ihm und musterte seine Bemühungen die starren Muskeln in seinem Rücken wieder zu lockern. Warum nicht jetzt? Der Zeitpunkt war so gut oder schlecht wie jeder andere.
 

„Du bist also schwul“, eröffnete Marcus diese brisante Unterredung.
 

„Nein!“ Die Widerrede kam so vehement und überzeugt, dass es Marcus blinzeln ließ.
 

„Nein?“, wiederholte er, zog die Augenbrauen nach oben und hatte Mühe nicht loszuprusten. „Nein? Und was war das dann auf der Toilette heute Abend?“
 

„Muss immer alles schwarz oder weiß sein?“ Das Thema war wohl ein wunder Punkt, wenn man bedachte, wie sich Bond hier gleich echauffierte. „Ich stehe auf Frauen.“
 

„Blödsinn!“ Kein Mann, der auf Frauen stand, würde mit einem anderen Mann so abgehen. Das war zumindest Marcus‘ bescheidene Meinung hierzu.
 

„Ich stehe auf Frauen“, beharrte Bond. „Und ab und an ficke ich gerne einen Kerl. Das macht mich noch nicht schwul.“
 

Marcus sah das bedeutend anders. „Stimmt, das ist nicht schwul, das ist feige.“
 

„Du...“ Bond war sprachlos, sein Mund klappte auf, wieder zu, ohne dass er ein Wort sagte.
 

Dadurch ließ sich Marcus nun gar nicht einschüchtern. Er zog nur die Schulter nach oben und begann seine Weste aufzuknöpfen. So wie es aussah, würde es noch eine längere Konversation geben und so langsam wurde ihm warm. Zugegeben, mit jedem Blick auf Bonds Körper wurde ihm warm. Wie er so lässig in seinen Shorts auf dem Bett lag.
 

„Ich bin nicht schwul“, presste Bond zwischen den Zähnen hervor.
 

„Wenn es dir hilft es zu leugnen“, Marcus zog die Weste aus, legte sie vor sich auf das Bett, knöpfte sie wieder zu und legte sie fein säuberlich zusammen. Er drehte sich zu Bond um: „Aber es ändert nichts an der Tatsache an und für sich.“
 

„Wirst du wenigstens deinen Mund halten?“
 

„Mhm, merkwürdig. Wenn du angeblich nicht schwul bist, warum ist es dir dann so wichtig, dass es unser kleines Geheimnis bleibt? Du hast doch nichts zu verbergen, oder?“
 

„Du bist wirklich ein Quälgeist. Ihr jungen Dinger macht es euch so leicht!“
 

„Ah, jetzt ist es wieder das Alter. Danke, das Thema hatten wir bereits, wenn ich mich recht erinnere.“
 

Sie starrten einander geradezu feindselig an. Keiner wollte zurückweichen, weder physisch, Marcus behauptete eisern seine Seite des Bettes, noch in ihren Standpunkten.

„Ich würde es mir gerne bequemer machen, wenn ich schon hier bleiben soll. Oder erträgst du es nicht, wenn du mit einem Kerl im Bett liegst? Hast du das überhaupt schon einmal gemacht?“
 

Bond schwieg, was dann wohl auch eine Antwort war.
 

„Hast du es schon einmal gemacht?“, fragte der Agent dann ein paar Minuten später, als Marcus seine Hose, Socken und auch die Weste über den nächstbesten Stuhl gelegt hatte. Sein Hemd beließ er noch an. Die Shorts natürlich auch. Nicht nur weil es der Anstand gebot, neben Bonds durchtrainierten Muskeln musste sich Marcus zwangsläufig wie eine halbe Portion vorkommen.
 

„Was gemacht? Mit einem Mann geschlafen? In einer Beziehung gelebt?“
 

Bond nickte grimmig und sein Blick wanderte unverhohlen über Marcus‘ Beine und seine schmale Hüfte. Er war wohl nicht Bonds übliches Beuteschema.
 

„Ja und ja. Ich verstecke mich nicht hinter einer Fassade.“
 

„Das heißt, du bist schwul. So richtig.“
 

„Da gibt es kein ‚richtig‘ oder ‚falsch‘ oder ein ‚weniger richtig‘. Man ist es oder ist es nicht.“ Und du bist es auch, fügte Marcus in Gedanken hinzu.
 

„Mhm, hätte ich dir gar nicht zugetraut.“
 

„Lass mich raten. Weil ich zu jung bin?“
 

„Entschuldige, wenn ich die Vorstellung, du würdest dich quer durch die Londoner Schwulenszene vögeln irgendwie belustigend finde.“
 

„Finde es wie du willst, ich bin schon voll auf meine Kosten gekommen. Danke auch.“ Marcus legte seine Brille auf dem Nachttisch ab und schlüpfte unter die Bettdecke. Er drehte Bond provokativ den Rücken zu und versuchte nicht allzu sehr auf die Bewegungen von der anderen Seite zu achten.
 

Bond mochte abstreiten was er wollte, aber irgendetwas war da. Er sah Marcus auf eine Art und Weise an, die es ihm nur sehr genau bewusst machte, dass er das letzte Mal vor etlichen Monaten Sex gehabt hatte. Dass eine kleine Nummer für Zwischendurch ja nicht schaden konnte. Aber sicher nicht mit Bond! Diesem arroganten und scheinheiligen Arsch. Marcus wickelte die Bettdecke enger um seine Schultern und zog die Knie an. Er sollte versuchen zu schlafen, eine gewisse Müdigkeit und Mattheit war ihm nicht abzusprechen. Doch so recht wollte es dieses Mal mit dem Einschlafen nicht funktionieren. Er fühlte sich beobachtet. Also drehte er den Kopf und richtig, Bond starrte ihn noch immer an. „Was noch?“, fuhr er den Agenten an. Der zuckte zusammen und schüttelte kurz den Kopf, als ob er irgendwelche unliebsamen Bilder vor seinem inneren Auge verscheuchen wollte.
 

„Worauf stehst du, Q?“
 

„Was?“ Marcus setzte sich auf und glaubte ernsthaft, dass ihm seine Ohren hier einen Streich spielten. Bond hatte ihn gerade nicht wirklich gefragt, auf was für Vorlieben er stand, oder? Das passierte nicht wirklich.
 

„Auf welche Männer stehst du?“ Bond schien ehrlich interessiert. Jeglicher Spott war aus seiner Stimme verschwunden. Es war eine schlichte Frage. Doch in ihrer Schlichtheit dann auch wieder verstörend.
 

„Na ja“, Marcus zögerte und fuhr sich durch die Haare. Er schielte zu Bond, der da ausgebreitet vor ihm auf dem Bett lag. Zum Glück trug er noch die Shorts, aber auch so... Verdammt noch mal, Bond könnte sein Typ sein. Marcus schaute weg und fixierte die Zimmerdecke über der Tür. „Das variiert“, meinte er dann lahm. Er wollte es sich einfach nicht eingestehen, dass er insgeheim schon darüber nachgedacht hatte, wie jemand von Bonds Kaliber im Bett sein würde.
 

„Wer ist jetzt feige?“
 

Marcus drehte sich wieder zu ihm um und holte tief Luft, um etwas zu erwidern, aber dann beließ er es. Die Spannung im Zimmer war zum Greifen nahe und was hatte er sich auch etwas vorgemacht. Jemand wie Bond war darauf trainiert in seinem Feind jede noch so kleine, unbedeutende Regung zu erkennen und darauf zu reagieren. Nur so konnte Bond im Einsatz überleben, immer einen Schritt weiter zu sein, den Gegner genau zu durchschauen und zu analysieren. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass Bond schon länger wusste, dass Marcus homosexuell war, entgegen seiner Frage vor wenigen Minuten, und dass der Agent von Anfang einkalkuliert hatte, dass zwischen ihnen etwas ‚vorfallen‘ könnte, wenn er ihn mit in seine Wohnung nahm.

Verdammt, aber diese berechnende Art konnte einen schon auf die Palme bringen.
 

Wieder blickte er in Bonds Gesicht. Es war absolut reglos, Bond blinzelte nicht einmal mehr. Das absolute Pokerface.
 

„Fuck“, murmelte Marcus. Er hatte geglaubt, dass Bond es nicht gehört hätte, denn es klang wirklich, wirklich miserabel. Als ob er sich einen Fehler eingestehen würde.

Oh, es sollte verboten sein. Diese harten, unnachgiebigen Gesichtszüge, die schmale Oberlippe, aber dann diese volle, sinnliche Unterlippe, die einen geradewegs einlud daran herumzuknabbern.

Und machte Bond das jetzt absichtlich, dass er die Lippen zusammenkniff?
 

„Fuck“, ließ Marcus noch einmal von sich hören.
 

„Q.“ So nüchtern. Bond hätte ihn auch im Flur des Hauptquartiers treffen und grüßen können. Allerdings wäre er ihm dabei nicht so nahe gekommen. Ihre Fingerspitzen berührten sich als sich Bond hinüberlehnte. Seine Nasenspitze stupste spielerisch Marcus‘ Wange an.
 

„007.“ Marcus schloss die Augen. Er traute seiner Stimme kaum noch.

Er hob die Hand und zog Bonds Kopf näher zu sich heran. Er wollte mehr als diese flüchtige kleine Berührung mit der Nase. Auch wenn er Bond so etwas Neckisches nicht im Geringsten zugetraut hätte. Auch seine Hände. Sie waren rau, hart. Verständlich Bond war auch nicht der Typ Mann, dem man zutraute eine Tube Handcreme auf dem Nachttisch stehen zu haben. Diese Hände hatten schon getötet, wie sich Marcus ins Gedächtnis rief. Wie viel Blut musste an diesen Händen kleben? Aber im krassen Gegensatz dazu liebkosten die Finger unendlich sanft Marcus‘ Gesichtszüge.

Wow, und er hätte Bond mehr für den Typen gehalten, der sich nicht mit Vorspiel aufhielt. Der sich ein Kondom überzog und gleich zur Sache kam. Das würde ins Bild passen, das ihm Bond auf der Toilette vermittelt hatte.
 

Bond schien seine geistige Abwesenheit bemerkt zu haben. Er schnalzte leise mit der Zunge und lachte, als Marcus dann erschrocken zu ihm hochblickte. Wow, Bond war... so groß und mächtig. Selbst jetzt, wenn er so neben Marcus auf dem Bett kniete, überragte er ihn. Man musste sich regelrecht klein fühlen neben diesem Mann. Kurz zuckte Marcus‘ Blick zu den schwarzen Shorts. Oh ja, auch wenn man dorthin blickte, konnte man sich leicht überwältigt fühlen. Bond füllte den seidenen Stoff ziemlich gut aus.

Aber Schritt für Schritt. Nervös – Fuck, ja! Er war mit einem mal so tierisch nervös! - lachte Marcus auf und blickte Bond unter seinen Augenbrauen hinweg an. Es war der koketteste Blick, den er zustande brachte. Bond zog die Bettdecke weg und ließ sie achtlos auf den Boden fallen. Er rückte näher an Marcus heran, so nahe, dass dieser die Bettdecke gar nicht mehr vermisste. Bonds Körper strahlte eine Wärme ab ganz so wie ein Kachelofen. Marcus war versucht seine Hände auf dieser Haut zu wärmen. Und warum auch nicht. Er legte die Handflächen auf Bonds Brust. Glatte Haut. Halt, nein, da waren die knotigen Erhebungen von Narben. Alte Wunden, aber auch lang verheilt? Bond schien es nicht zu stören, dass er so ein Interesse an den Verletzungen hegte. Marcus rechnete fest damit, dass gleich irgendein Kommentar kommen würde. Etwas in der Art „Berufsrisiko.“ oder „Gehört dazu!“, aber stattdessen hielt Bond perfekt still und ermutigte Marcus ihn anzufassen.

Er konnte Bonds Herzschlag fühlen und dieser war genauso schnell wie sein eigener. Immerhin eine Gemeinsamkeit. Oder fühlte sich Bond etwa auch so unsicher, so befangen? Es ärgerte Marcus ungemein, dass er sich so anstellte.

Bond machte irgendein Geräusch, seine großen Hände strichen über Marcus‘ Seite. Als wolle er ihn beruhigen und erst jetzt fiel ihm auf, dass er zitterte. Schön, jetzt glaubte Bond wirklich noch, dass er jung und unerfahren war.

‚Das liegt nur an dir‘, wollte er dagegenhalten, doch wieder war es eines dieser Geräusche aus der Tiefe von Bonds Kehle, das ihn davon abhielt.
 

„Was?“, murmelte er. Was wollte Bond sagen? Marcus hoffte, dass jetzt kein Machospruch losgelassen wurde, der die Stimmung zerstörte.
 

Ein Daumen drückte gegen seine Unterlippe. „Ich habe noch nie einen Mann geküsst.“ Eine simple, tonlose Feststellung. Eine gewisse Überraschung stahl sich in die Stimme des Agenten.
 

Das Geständnis war unerwartet und ließ Marcus ziemlich ratlos zurück. Was sollte er davon halten? Was erwartete Bond jetzt von ihm? Aber hatte Bond das ernst gemeint? Kein Kuss? Aber... Nein, über so etwas würde der Agent keine Scherze machen.
 

„Man muss nicht küssen, um einen Kerl in den Hintern zu ficken“, kam prompt die Erklärung.
 

„Aha.“ Das überforderte ihn jetzt irgendwie. Sex, ohne zu küssen, das war ja wie Earl Grey ohne einen Schuss Milch darin zu trinken.

Bond drückte ihn in die Kissen und setzte sich auf seine Hüfte. Die langen Locken wurden aus seiner Stirn gestrichen und die Falte geküsst, die sich dort gebildet hatte. Wie konnten diese Lippen nur so weich sein? Und wie würden sie sich erst auf seinem Mund anfühlen? Und wenn er der erste Mann war, den Bond je küssen würde, hieß das dann im Gegenzug, dass er mehr für den Agenten war als eine weitere Eroberung, eine Nummer für Zwischendurch.

Diese aberwitzige Vorstellung, diese sinnlose Hoffnung ließ sein Herz doch glatt aus dem Takt geraten. Aber vielleicht lag es auch daran, dass sich Bonds Finger an seinem Hemd zu schaffen machten. Mit den kleinen Knöpfen kämpfte. Er hatte von unten begonnen und als die Knöchel seinen Bauch streiften und den Bund seiner Shorts, war es wie ein Feuerstrahl, der sich durch sein Innerstes brannte. Zum Schluss öffnete Bond den Kragen und nun lagen die Finger an seinem Hals. Marcus schluckte schwer, was jetzt?

Bonds Hände an seinem Hals bescherten ihm eine ganz sonderbare Art von Kopfkino. 007 müsste sie nur ganz um seinen Hals legen und zudrücken. Marcus würde sich nicht wehren können, er war dem Agenten nun einmal hoffnungslos unterlegen. Er war Bond auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, wenn er es so betrachtete. Und wow, das war anturnend, vor allem, wenn man eine Schwäche für dominante Typen hatte.

Nicht, dass Marcus sich überhaupt wehren wollte. Er war sich zwar nicht sicher, ob es wirklich klug war, was sie hier im Begriff waren zu tun, denn dass es auf Sex hinauslaufen würde, das war eigentlich unvermeidlich, aber er gab sich Bond nur zu gerne hin.

‚Sich hingeben‘, was für ein altertümlicher Begriff, aber genau hier in dieser Situation erschien es ihm sonderlich passend. Er überließ sich ganz Bonds Vorstellungen und Liebkosungen. Marcus fühlte, vielleicht redete er es sich aber auch nur ein, dass Bond hier etwas ausprobieren wollte. Vielleicht hatte Marcus diesen Eindruck, weil die Zärtlichkeit hier im Bett im krassen Gegensatz zu dem schnellen Sex stand, dessen Zeuge er zuvor geworden war.
 

Wieder dieses Klicken, Bond schnalzte mit der Zunge. Schuldbewusst sah Marcus auf. Er war wieder einmal mental abgeschweift. Gab es den Begriff einer geistigen Hyperaktivität? So in etwa fühlte sich Marcus. Seine Gedanken sprangen von einem Thema zum anderen. Jeder neue Sinneseindruck rief eine neue Kaskade hervor. Einfach, weil...
 

Nun, das war ein sehr effektives Mittel, um seine geistige Achterbahnfahrt zu bremsen und schließlich zum Erliegen zu bringen. Bonds Lippen auf den seinen. Endlich! Marcus jauchzte förmlich auf und bot Bond so einen gewissen Vorteil an, welchen dieser sofort nutzte und seine Zunge in Marcus‘ Mund stieß.

Viel zu schnell war ihr Kuss vorüber und Bond setzte sich zurück. Er betrachtete Marcus einen Moment lang und dann zierte ein Lächeln seine Lippen. Marcus konnte sich vorstellen warum. Er fühlte es ja selbst, seine Wangen brannten, sein Atem ging schneller und seine Hände hatten sich in das Bettlaken unter ihm verkrallt. Ganz zu schweigen von seiner Erektion. Bond musste es doch bemerkt haben, dass sich da in Marcus‘ Hose etwas getan hatte und nun um Aufmerksamkeit bettelte.
 

„Und?“, presste Marcus hervor. „Anders als mit einer Frau?“
 

„Anders, ja.“
 

„Schlechter?“
 

„Mhm.“ Das klang unentschlossen. Bond zog die Schulter nach oben und beugte sich wieder nach vorn, um seine Datenbasis noch etwas zu erweitern. Marcus stand ihm sehr gerne als Testobjekt zur Verfügung.

Aber er konnte küssen, dieser Doppelnullagent. Marcus richtete sich auf, er musste sich zwar gegen Bonds Körper stemmen, aber schließlich saß er zwischen Bonds Beinen. Die Arme um die starken Schultern geklammert. Er ließ den Kopf in den Nacken fallen, um keuchend Luft zu holen. Bond nutzte diese Gelegenheit und seine Lippen pressten sich an Marcus‘ Hals, liebkoste den Übergang zwischen Hals und Schulter und biss ihn schließlich doch glatt in den Nacken.

Was Marcus zum Lachen brachte, wobei dies wohl nicht unbedingt die Reaktion war, die Bond beabsichtigt hatte, dann umfasste er das Gesicht des Agenten, fuhr die Augenbrauen nach, die Nase, die schon mehr als einmal gebrochen gewesen war. Oh, diese Augen. Marcus hatte noch nie die Muße gehabt sie in aller Ruhe gebührend zu bewundern. Ein kühles helles Blau, so kalt wie sich Bond gerne gab. Bond hielt zwar still, doch es war ihm regelrecht anzusehen, wie schwer es ihm fiel. Ob es jedoch Unbehagen war, oder die Anspannung und Erregung, das vermochte Marcus nicht zu sagen.

Schließlich lehnten sie Stirn an Stirn und Marcus‘ Finger wanderten Bonds Brust und Bauch entlang nach unten. Ob er es wagen sollte? Nun, Bond war ein großer Junge, er würde sich beschweren, wenn es ihm nicht passen sollte. Er ließ seine Hand in die Shorts wandern und gleich begegnete ihm Bonds Erektion, die Spitze bereits feucht. Bond machte einen regelrechten Satz rückwärts und Marcus zog seine Hand zurück.

„Woah, langsam, langsam!“, entfuhr es Bond.
 

Langsam konnten sie sich für später aufheben, entschied Marcus und er schälte sich aus seinen knappen Hipstern Marke aussiBum. Bond musterte ihn ungläubig und Marcus konnte sich nicht zurückhalten ein leicht genervtes „Was?“ hören zu lassen als er sich wieder auf das Bett setzte, sich auf der Matratze aufstützte und sich zu Bond vorbeugte. Nein, er legte es nicht darauf an, dass sein Hintern dabei verführerisch in die Höhe gestreckt war. Das ergab sich so...
 

„Du bist unglaublich“, kam Bond über die Lippen, er begegnete Marcus auf halbem Weg und küsste ihn wieder. Kurz darauf saßen sie sich beide komplett nackt gegenüber. Ihre Schwänze hatten schon Bekanntschaft miteinander gemacht und Marcus würde diese Bekanntschaft gerne noch vertiefen. Oh ja, Bonds bestes Stück passte perfekt zu dessen restlichen Körper: Hart, unnachgiebig, kraftvoll, prall... Ihm würden noch hunderte Adjektive einfallen, um dieses Prachtstück zu beschreiben. Bond rollte ein Kondom darüber. Natürlich würde er oben liegen wollen, alles andere hätte Marcus auch gewundert. Sie waren beide bereit, schon komisch, dass es jetzt ausgerechnet 007 war, der zögerte. Wohl erschien ihm Marcus als zu zierlich, zu zerbrechlich, aber er würde ihm schon zeigen, dass er nicht aus Zucker war. Oh, er liebte es hart.

Wieder klammerte sich Marcus an die breiten Schultern und richtete sich auf den Knien auf. Bond wusste, was er im Begriff war zu tun und eine Hand legte sich auf seine Hüfte, dirigierte ihn sanft.

„Uhm...“
 

„Langsam“, mahnte ihn Bond atemlos, die Augen geschlossen, als ob auch er sich wahnsinnig auf diese Sache konzentrieren musste. Meinte er das ‚langsam‘ jetzt in Bezug auf sich selbst oder ob Marcus‘ Manöver. Natürlich musste er es langsam angehen lassen, etwas zusätzliche Vorbereitung wäre nicht schlecht gewesen, aber Marcus wollte es jetzt, das Gleitmittel auf dem Kondom musste ausreichen.

Er sog scharf die Luft ein und verharrte, die Stirn an Bonds Hals gepresst. Die großen Hände des Agenten rieben über seinen Rücken, den Ansatz seiner Hinterbacken. Es half, es half ihm sich zu entspannen. Kurze Zeit später hatte er ihn wahrhaftig gemeistert und lächelte. Marcus konnte sich vorstellen, dass es ein ziemlich dämliches Lächeln sein musste. So dämlich und dümmlich fühlte er sich von seinem Endorphinüberschuss. Wer hatte das schon gedacht, dass er heute Abend noch Sex haben würde und dann ausgerechnet mit James Bond! Er fühlte sich wie ein Jackpot-Gewinner. Also, zumindest glaubte er, dass sich ein Lotto-Gewinner so fühlen musste. Bond war unglaublich. Nie hätte Marcus erwartet, dass er sich so feinfühlig dranstellen würde. Als Marcus kurz darauf seine Ladung auf ihrer beiden Körper verteilt hatte, legte er ihn auf das Bett zurück. Wie ein massiver Berg ragte er über Marcus auf, der gleich seine Beine um Bonds Hüfte schlang. Vielleicht konnte er noch einmal zum Zug kommen?

Bond begann sich wieder zu bewegen, mit Bedacht und immer wieder hielt er inne, um über Marcus‘ Gesicht zu streichen. Wow!
 

„James“, flüsterte Marcus und überließ sich ganz seinem Körper, schloss die Augen und es gelang im tatsächlich einmal für einige Augenblicke an rein gar nichts denken. Es gab nur ihn und James, diese fiebrige Hitze und die immer verzweifelten Bewegungen ihrer Körper.
 

Das Bett war längst vergessen und sie hatten sich zwischen dem Kleiderschrank und Bettrahmen ein Lager aus Decken und zahllosen Kissen eingerichtet. Marcus vermisste nicht einmal die komfortable Matratze, der bloße Boden war gerade gut genug, wenn man dafür ungehindert Bonds Gesicht betrachten konnte. Bond ließ es stillschweigend über sich ergehen, hielt seinem Blick stand und lächelte nur schwach, als Marcus einen Finger ausstrecke und damit über die raue Wange des Agenten fuhr. Die ersten grauen Stoppeln waren am Kinn nicht zu übersehen, aber Marcus würde sich hüten darüber herzuziehen.

Irgendwo hörte er eine Kirchenglocke und Marcus zählte die Schläge. Es war sieben Uhr morgens. Was für eine Nacht hinter ihnen lag! Nur eine Nacht? Blieb es dabei? Das war die große Frage. Irgendwo hinter ihm, wahrscheinlich unter dem Bett, lag seine Brille. Er tastete danach, denn er wollte Bonds Gesicht genau erkennen und nicht nur erahnen, wann sich dessen Mundwinkel zu einem Lächeln hoben.

„War es das jetzt?“
 

Bond schien ehrlich überrascht, er drehte sich auf den Rücken und faltete die Hände über die Brust. Marcus hörte förmlich die Gedanken, die dem Mann nun durch den Kopf rasten. Die Chancen für sie beiden standen aber wohl eher schlecht, und doch sah man Bond die innerliche Zerrissenheit an.
 

„Eine Nacht und nicht mehr?“, fragte Marcus weiter.
 

„Was hast du gedacht? Eine Beziehung? Heiraten? Händchen halten?“
 

Ah, jetzt waren sie wieder beim Zynismus angekommen. Ohne hatte ihm Bond bedeutend besser gefallen. Doch mit der aufgehenden Sonne, dem neuen Tag schienen auch wieder die alten Masken angelegt zu werden. Marcus wusste nicht, was ihn am meisten verletzte. Dass Bond sich wieder verstellte, oder dass sie bald der Alltag wieder hatte.
 

„Ja, warum nicht heiraten.“
 

Bond lachte und es war kein Lachen der Belustigung.
 

Marcus drehte sich ebenfalls auf den Rücken und starrte an die Zimmerdecke.
 

„Hör auf damit, nicht schmollen.“ Unvermittelt kam der Kuss, zärtlich und süß wie Zucker an seinem Mundwinkel.

Vielleicht sollte er in Zukunft im Hauptquartier schmollend vor seinem Computer stehen, wenn es Bond letztlich überzeugte. Träumen war ja immerhin erlaubt, denn mehr würde es wohl auf absehbare Zeit auch nicht sein. Bond würde sich nicht outen, diese scheinbare Schwäche wollte er sich nicht eingestehen. Ob es wohl die Psychologen wussten oder ahnten? Ließ es Bond bei den regelmäßigen Tests eigentlich durchblicken? Also, unbewusst natürlich.
 

„Du wirst irgendwann daran zerbrechen“, bescheinigte ihm Marcus und beobachtete wie sich Bond in die Höhe stemmte und den Kleiderschrank öffnete. Trainingshose und bequemen Pullover herausholte.

Das war irgendwie auch enttäuschend. Andererseits hatte Marcus ernsthaft erwartet, dass Bond zuhause in Anzügen herumlief?

Der Bund des Pullovers wurde über den flachen Bauch gezogen und schon jetzt bereute es Marcus den Sixpack nicht mehr zu sehen.
 

„Bevor ich daran zerbreche, wird mir eine Kugel durch den Kopf gejagt oder durch die Brust. Doppelnullagenten leben nicht lange.“
 

„Du machst den Job schon ziemlich lange. Nur die Guten überleben so lange.“
 

„Was nur die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der nächste Einsatz mein letzter ist. Irgendwann kommt die Kugel oder der Schlag, der für dich bestimmt ist. Und das wars dann.“
 

„Du flüchtest. Du flüchtest nur vor der Realität. Du willst es dir nicht eingestehen, du bist schwul, James!“
 

Keine Antwort. Nur ein unterkühlter Blick bevor sich Bond auf die Hände fallen ließ und anfing Liegestütze zu machen.
 

Bei fünfzig angekommen, hörte Marcus auf mitzuzählen. Er schaffte nicht einmal zehn Liegestütze, aber er war ja auch nicht im Außendienst. Irgendwelche Vorteile musste es ja haben ein Schreibtischtäter zu sein, was ihn doch glatt daran erinnerte... Schon war er über das Bett gekrabbelt und angelte sich sein Smartphone vom Nachttisch.

Nein, die Serverlogs sahen gut aus. Keine verdächtigen Aktivitäten mehr. Es war doch immer wieder schön, wenn man auch einmal wie jeder vernünftige Mensch an einem Sonntag nicht ins Büro gehen musste. Und es wäre verführerisch gewesen noch zwei Stündchen länger im Bett bleiben zu können, oder auf diesem Boden neben Bond liegen.
 

Die Matratze senkte sich neben ihm ab. Auch wenn er nur schnell die Logfiles hatte überprüfen wollen, schon wieder hatte er eine halbe Stunde damit zugebracht noch ‚schnell‘ irgendetwas zu tun.
 

„Earl Grey?“
 

Eine Tasse wurde ihm in die Hand gedrückt und Bond nahm ihm das Smartphone aus der Hand. „Wer flüchtet hier vor der Realität?“
 

Da hatte Bond nicht unrecht. Die Welt durch einen Plasmabildschirm oder den Touchscreen zu sehen, das hatte schon immer einen Reiz auf ihn ausgeübt und es machte vieles so viel leichter. Aber es war nur ein Fenster in die Realität, ein kleiner Ausschnitt. Das wahre Leben fand immer noch außerhalb der Nullen und Einsen statt. Wenn er vor dem Rechner gesessen wäre, dann wäre es nie zu diesem aberwitzigen Treffen in der Bar gekommen. Keine Nacht, in der er James Bond näher wie sonst kaum ein Mensch zuvor gekommen war. Und der Sex erst...
 

Bonds Finger woben sich in seine Strähnen. Er wickelte sie sich um den Finger, ganz so wie heute Nacht. Seine harten Worte zum Trotz, er wollte und konnte wohl nicht von Marcus lassen.

„Ich fahre dich dann nach Hause.“
 

„Ist ja wohl das Mindeste.“
 

„Du würdest sonst noch in der U-Bahn zusammenklappen.“
 

„Charmant wie eh und je 007.“ Verdrießlich starrte Marcus in die Teetasse. Bond hatte nicht einmal einen Schuss Milch hineingetan. Das würde er wohl lernen müssen, wenn sie... Aber nein, es gab kein ‚wenn‘.
 

„Oder...“
 

„Ja?“
 

Bond blickte weg, schüttelte den Kopf und rieb sich das Kinn. „Das ist verrückt.“ Er sah Marcus an, der die Knie angezogen und sich wieder in die warme Bettdecke eingewickelt hatte. Es war schon ein wenig verrückt, das stimmte. Bond könnte glatt sein Vater sein. Sie waren grundverschieden. Marcus versuchte sein Grinsen so gut es ging zu unterdrücken. Bond war ihm unter die Haut gegangen. Er musste auf 007 einen ganz ähnlichen Effekt ausgeübt haben.
 

„Es ist ein Fehler.“
 

Nein, ein Fehler war es ganz sicher nicht. Verrückt! Oh ja! Unüberlegt, ein Wagnis. Oh ja , auch das. Ob es gut gehen könnte, das wusste niemand. Aber ein Fehler. Oh nein! Bond musste aufhören so zu denken. Aber wenn er es als Fehler ansah...

„Wie du selbst gesagt hast, Doppelnullagenten leben nicht lange. Dein ‚Fehler‘ wird also ohnehin nicht von langer Dauer sein.“
 

„Q?“
 

„007.“
 

„Du musst immer das letzte Wort haben, oder?“
 

„Natürlich 007.“
 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  kokuchou
2012-11-29T18:31:44+00:00 29.11.2012 19:31
Hallo!
Da bin ich wohl erste :D

Super FF!
Ich hab Skyfall vor knapp 2 Wochen gesehen.
Auf so ne Idee wär ich spontan nicht gekommen, aber das ist echt ne Story wert!
Geniale Idee :)
Wird gleich zu meinen Favs mit getan

Immer weiter so
VlG
ruha


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