„Rin steh endlich auf!“, „nur noch 5 Minuten!“antwortete sie verschlafen, “das hast du schon vor einer halben Stunde gesagt! Heute ist doch euer Klassenausflug zum Tempel! Steh sofort auf!“ Man konnte ihre Mutter nerven. Sie quälte sich aus dem Bett und in ihre Schuluniform, nahm ihren kleinen Koffer und ließ sich von ihrer Mutter zu Schule bringen.
Bereits am Schultor wurde sie schon stürmisch von einem schwarzhaarigen Mädchen begrüßt. Winkend stand sie neben einem hochgewachsenen Jungen, der ebenfalls schwarze Haare hatte. „Morgen Yuuki! Morgen Shimotsuki~kun!“ der angesprochene Junge hob nur kurz die Hand uns verschwand dann im Reisebus. Sie verabschiedete sich von ihren Eltern und bald waren sie auch schon auf dem Weg nach Kyoto.
Ihre Lehrerin stellte gerade mehr oder weniger ihre Besuchsziele vor. „Und dann werden wir gemeinsam über den Weihnachtsmarkt gehen und er wird mich unter einem Mistelzweig küssen ~kyaaa!“ Sie hatte eindeutig zu lange keinen Freund, aber sie wurde sowieso schon von der Klasse ignoriert, denn die meisten dösten vor sich hin oder redeten mit ihren Sitznachbarn. „RIN!“ sie schrak auf, „Was?“ verwirrt sah sie ihre Sitznachbarin an „Hörst du mir eigentlich zu?!“ „Ja, du hast erzählt, dass du unbedingt mit Kazuya auf den Weihnachtsmarkt willst.“ Yuuki sah beleidigt drein „nein hab ich nicht! Ich habe dir gerade erzählt, dass du endlich mal die Augen aufmachen sollst, denn dann würdest du nämlich auch mal einen Freund abkriegen!“ „ Huh?“ „Du raffst echt gar nichts!“ beleidigt stand sie auf und ging zu einigen Mädchen hinüber die sich lautstark über Mode unterhielten. Was meinte sie denn damit schon wieder? Während sie grübelnd aus dem Fenster blickte setzte sich der Junge von vorhin neben sie. Er beugte sich leicht vor und hauchte ihr „Morgen Arishima~saaan“ ins Ohr. Sie sprang reflexartig auf und stieß sich den Kopf, weswegen der Junge neben ihr in Lachen ausbrach. „Mensch, Shimotsuki! Er grinste immer noch. Als sie ihn ansah fingen sie beide an zu kichern. „Sag mal hast du auch schon davon gehört? In dem Tempel soll es angeblich eine ganze Gruppe von Monstern geben.“ „Na toll, warum fahren wir da nochmal gleich hin?“ „Ich hab keine Ahnung.“ Er grinste noch breiter als vorher. Die ganze Fahrt über alberten sie herum und redeten. Er konnte sie immer zum Lachen bringen, egal wie es ihr gerade geht.
Als sie in Kyoto ausstiegen staunten alle nicht schlecht. Es war erst der 5. Dezember und trotzdem lag hier schon Knöchelhoch Schnee. Plötzlich bekam sie einen Schneeball an den Kopf. Als sie sich umdrehte um sich nach dem Schützen umzusehen bekam sie einen weiteren ins Gesicht. Verflucht, wie konnte er nur so schadenfroh grinsen?! Nicht weit von ihr entfernt stand Shimotsuki. „Das bekommst du zurück!“ sie formte einen Schneeball, lief auf ihn zu und drückte ihm den Schnee direkt ins Gesicht. Das harte Kendotraining hatte doch etwas gebracht, denn er hatte keine Zeit gehabt um zu reagieren. „Eingeseift.“ Sie grinste breit. Doch da hatte er sie schon kurzerhand hochgehoben und sie in eine kleine Schneewehe fallen lassen. Grinsend stand er über ihr, „Gibst du auf?“ „Niemals!“ rief sie und zog ihm die Beine weg, sodass er ebenfalls in einer Schneewehe landete. Sie lachten bis ihnen beiden die Tränen übers Gesicht liefen, als sie sich beruhigt hatten sahen sie, dass sie einen regelrechten Schneeballkrieg ausgelöst hatten: Die Jungs versuchten die Mädchen einzuseifen, die von der Sport-Elite beschützt wurden. Die Sport-Elite waren 3 Mädchen aus der Klasse: Miyako – Baseball, Aiko - Judo, und sie selbst, Rin – Kendo und Bogenschießen. Als die Jungs sich ergaben, machten sie sich auf den Weg zur Herberge.
Ihre Herberge war ein sehr alter, aber sehr großer Tempel. Verpflegen mussten sie sich selber und man heizte mit Feuerholz, also teilten sie die Aufgaben auf. „Wer übernimmt das Kochen?“ Keiner meldete sich. „Dann gibt es wohl nichts zum Abendbrot.“ Gemurmel erhob sich. Die Lehrerin seufzte „fragen wir mal so wer von euch kann denn kochen?“ niemand meldete sich. Yuuki, die neben Rin saß redete wild auf sie ein, als das nichts brachte griff sie sich ihren Arm und hob ihn in die Höhe, „Rin kann kochen!“ Sie wollte am liebsten im Erdboden versinken, sie hasste es wenn sie im Mittelpunkt stand und sie machte sich so klein wie möglich. „Wer hilft ihr?“ Niemand meldete sich. „ Sie schafft das unmöglich alleine!“ „Ich helfe. “ Shimotsuki hatte die Hand erhoben. Ihr Herz schlug schneller. Wieder einmal hatte er sie gerettet.
Nun stand sie alleine mit ihm in der Küche. „Also was machen wir?“ erwartungsvoll sah er sie an. Als sie sich auf etwas geeinigt hatten begann die Arbeit – sie mussten schließlich für fast 20 Leute kochen. Sie war nicht oft allein mit ihm, sie war nervös. Aus Unachtsamkeit schnitt sie sich in den Finger. „Au!“ Er ergriff ihre Hand und betrachtete seufzend den Schnitt. „Mensch Arishima.“ Er grinste. Er hob ihre Hand zum Mund und fuhr mit der Zunge über den Schnitt. Sie errötete und fragte stotternd: „Shi-Shimotsuki~k-kun, Was m-machst d-du d-denn da?!“ Sie versuchte erfolglos ihre Hand aus seinem Griff zu befreien. „Ich lass dich erst los, wenn du versprichst, dass du heute mit mir zum Markt gehst.“ Sie wich seinem Blick aus, nickte zögernd und er ließ sie los. Wenig später war das Essen fertig.
Nach dem Essen zog sie sich in ihr Zimmer zurück, ihr Herz hatte sich immer noch nicht beruhigt. Was war nur mit ihm los? Was war mit ihr los? Immer wenn er ihr zu nahe kam fing ihr Herz an schneller zu schlagen. Sie überlegte was sie anziehen sollte, wurde jedoch unterbrochen als Yuuki den Raum betrat. Sie sah sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Als sie die Geschichte gehört hatte grinste sie bis über beide Ohren. „Los du musst dich umziehen! Du kommst sonst noch zu spät. Wenn du willst leihe ich dir ein Paar meiner Sachen, wenn du dich von mir Stylen lässt. Natürlich nicht zu auffällig!“ Sie zwinkerte Rin zu. „Was ich dir übrigens vorhin sagen wollte war, dass ich glaube, dass sich mein Bruder in dich verliebt hat.“ „Shimotsuki?“ fragte Rin ungläubig zurück, „Niemals!“ „Du wirst ja schon sehen“ grinste Yuuki zurück.
Wenig später trat sie aus dem Tempel und ging zum Tor wo sie mit Shimotsuki verabredet war. Ihre blonden Haare fielen ihr in Locken über die rechte Schulter. Sie wurden von einer Kleinen Klemme, mit einem dunkelblauen Blauen Band und weißen Federn, zusammengehalten. Sie trug ein eine weiße Bluse, die von einer weißen figurbetonenden Jacke verdeckt wurde, die am Hals, der Unterseite und den Ärmeln mit weißem Kunstfell besetzt war. Unten an der Jacke war eine Türkise Schleife befestigt, sie trug einen dunkelblauen relativ kurzen Rock und darunter eine weiße Stoffleggins die nur bis zum Ende des Rockes reichte. Ihre Stiefel waren ebenfalls weiß und mit dem gleichen Fell besetzt wie ihre Jacke. Als sie Shimotsuki erreichte musterte er sie von oben bis unten und wich ihrem Blick aus. „Du siehst toll aus.“ Beide erröteten leicht „Danke.“ erwiderte sie.
Schon von weitem hörte man das bunte Treiben auf dem Weihnachtsmarkt, er war nicht nur voll sondern total überfüllt. Alle waren in warme Mäntel gehüllt und der Duft von Glühwein und Zimt durchdrang die Luft. Die großen Geschmückten Tannenbäume glitzerten und funkelten und die Lichterketten erleuchteten den Platz. Die Luft war erfüllt von Gemurmel und von irgendwoher hörte sie leise Weihnachtsmusik. Viele Pärchen tummelten sich an den Ständen, die alle möglichen Waren anboten. Shimotsuki nahm ihre Hand, „damit du nicht verloren gehst.“ Sie errötete. Er grinste sie an und sie wanderten von einem Stand zum nächsten, während sie sich von der Atmosphäre treiben ließen.
Die Sonne war schon untergegangen als sie sich vor einem großen beleuchteten Weihnachtsbaum niederließen, der sich etwas abseits der Menge befand. Sie tranken heiße Schokoladen mit kleinen Marshmallows. Rin genoss das weihnachtliche Treiben. Plötzlich zog Shimotsuki ein Geschenk aus der Tasche und reichte es ihr. Es war in silbernem Geschenkpapier eingepackt und eine Blaue Schleife war darum gewickelt. „Hier, dein Nikolausgeschenk!“ „aber Nikolaus ist doch erst morgen!“, „so lange ist das ja auch nicht mehr hin immerhin ist es schon halb neun!“ mit großen Augen nahm sie es entgegen und packte es aus. Darin befand sich ein Armband mit verschiedenen Anhängern. Als er es ihr umgelegt hatte umarmte sie ihn stürmisch, „Danke Shimotsuki!“ er lachte. Sie kramte in ihrer Tasche und hielt ihm ein kleines Päckchen entgegen. Als er es öffnete kam ein Lederband mit einem schwarzen Plektrum zum Vorschein, auf dem jemand unterschrieben hat. Er starrte erst die Kette und dann sie an. Sie errötete leicht „ Ich wollte sie dir eigentlich schon früher geben, aber…“ Er unterbrach sie indem er ihr Gesicht zwischen ihre Hände nahm und sie küsste. Sie begriff es sobald ihre Lippen sich berührten: vom ersten Tag an war sie in ihn verliebt gewesen ohne es zu bemerken. Er löste sich schnell wieder von ihr und sah verlegen zur Seite „ tut mir Leid, ich…es war...“ Er fand nicht die richtigen Worte. Plötzlich sah er ihr direkt in die Augen „Ich hatte mich auf den ersten Blick in dich verliebt und als ich dich dann näher kennenlernte, als du dich vor 2 Jahren mit Yuuki angefreundet hast, wollte ich dir immer näher kommen. Ich…es tut mir leid...“ er blickte wieder zur Seite. Sie konnte das Lachen nicht mehr unterdrücken. Sie lachte bis ihr die Tränen kamen während er sie leicht entsetzt ansah. „Tut mir leid.“ Japste sie und wurde dann ernst. „ Ich dachte nur, dass es Ironie des Schicksals ist, dass wir mehr als zwei Jahre dasselbe empfinden und nur einer den anderen hätte ansprechen brauchen. „ Sie konnte regelrecht sehen wie es in seinem Hirn arbeitete bis er es endlich verstand und er errötete, als er sie fragte ob sie mit ihm ausgehen würde.
Sie gingen zusammen zurück zum Tempel, sie wussten beide nicht so recht wie sie sich verhalten sollten. Als sie eine Abkürzung durch den Bambuswald nahmen, bemerkten sie ein Schild, das dort aufgestellt war: „Nehmt euch in Acht, der Pass wird euch Prüfen. Wenn die Krampi erst einmal erwacht, werden die Unartigen Büßen. Die Braven werden beschenkt, wenn ihr eure Taten bedenkt.“ „Was das wohl heißen soll?“ überlegte sie laut. „Keine Ahnung, aber wir sollten uns beeilen.“ Shimotsuki zog sie in den Wald hinein. Plötzlich tauchte vor ihnen eine Gruppe von behaarten Großen Ungetümen auf, die an ihren Schläfen Hörner trugen. Da fiel es ihr wieder ein:
Krampus
Der Krampus ist eine Schreckgestalt in Begleitung des Heiligen Nikolaus des Adventsbrauchtums im Ostalpenraum, in Ungarn, Slowenien, Tschechien, Teilen des außeralpinen Norditalien und Teilen Kroatiens.
Während der Nikolaus die braven Kinder beschenkt, werden die unartigen vom Krampus bestraft. Der Krampus ähnelt somit in der Funktion dem Knecht Ruprecht, es bestehen aber Unterschiede zwischen beiden Figuren: Während Knecht Ruprecht einzeln auftritt, treten die Krampusse meist in größeren Gruppen auf. Die Gruppe aus Nikolaus, Krampus und anderen Begleitern wird als Pass bezeichnet.
Sie hatte darüber in einem Buch gelesen. „Wart ihr unartig, Kinder?“ grollte eins der Ungetüme. „Natürlich n…nnnnn!“ sie hielt ihm den Mund zu. „Es liegt nicht an uns das zu beurteilen, denke ich.“ Antwortete sie. Der Krampus nickte „ Das ist wahr. Wie denkst du darüber?“, „ wenn ich unsere Taten bedenke…denke ich, dass wir beides sind oder gar nichts davon.“, „warum?“ fragte er. Die Antwort schien weder richtig noch falsch gewesen zu sein. Sie dachte kurz nach „Ein Mensch kann nicht brav oder unartig sein. Ich meine, wenn er einen Tag lang unartig ist, aber den Rest seines Lebens brav ist, was ist er dann? Brav ? oder ist er unartig, weil er einmal einen Fehler begangen hat? Dann ist er eigentlich beides oder gar nichts davon.“ Der Krampus schien kurz nachzudenken, dann ließ er ein grollendes Lachen ertönen. „Was für ein interessantes Mädchen. Nun ich denke ich lasse das gelten, es war eine gute Antwort. Ihr dürft passieren.“ Seine Stimme verklang und die Krampi verschwanden. Die beiden gingen weiter.
Sie schlug die Augen auf und rappelte sich hoch. Wo war sie? „Rin!“ „Shimotsuki~kun?!“ „Ich habe dich von Anfang an belogen. Ich wollte dich nur als Freundin, weil du einigermaßen süß bist. Deswegen hab ich meiner Schwester gesagt sie soll sich mit dir anfreunden und versuchen uns zu verkuppeln. Alles war eine Lüge. Alles war inszeniert. Eigentlich liebe ich sie und nicht dich.“ Sie spürte einen Stich im Herzen. Doch als sie darüber nachdachte wurde ihr klar, dass es sie zwar unglaublich quälen würde, Yuuki und Shimotsuki aber glücklich miteinander wären. Die Personen, sie ihr am wichtigsten waren, sie wollte, dass sie glücklich sind. Yuuki und Shimotsuki.
Sie erwachte erneut und blickte in das Gesicht eines weißbärtigen Mannes und das von Shimotsuki. “Hohoho! Na kleines Fräulein, ihr seid die ersten, die es je durch die ersten beiden Prüfungen geschafft haben.“ Sie richtete sich auf. Besorgt blickte Shimotsuki sie an. Der weißbärtige Mann trug einen roten Mantel, der mit weißem Pelz besetzt war. „ Nikolaus?“ Er lächelte und nickte. „Sollen wir also mit der letzten Prüfung beginnen?“ Beide nickten. „Gut.“ Er reichte jedem von ihnen einen Ring. „Denkt an die Person die ihr liebt. Wenn eure Liebe zu dieser Person stark genug ist, wird sich der Ring verändern. Ihr werdet anhand des Rings wissen an wen der jeweils andere gedacht hat.“ Sie sahen sich an. „Shimotsu…“, er schüttelte den Kopf. „Hast du schon mal ein…Pärchen getroffen, dass sich… mit den Nachnamen anspricht?“, er errötete leicht. „R-R-Ry-Ryu…?“ sie spürte wie ihr das Blut in die Wangen schoss. „Rin?“ Sie sah ihn an und lächelte. „Gut gemacht. Ihr habt die Prüfung bestanden!“ verwirrt blickten sich Ryu und Rin an, dann sahen sie auf die Ringe in ihren Händen. Es waren keine Ringe mehr. In seiner Hand lag ein kleiner zierlicher Anhänger, ein Wolf, der einen kleinen Mondstein im Maul hielt. In ihrer Hand befand sich eine Silberkette mit einem Drachen, der einen nachtblauen Stein in seiner Kralle hielt. Sie passten perfekt auf den jeweils anderen. Als sie sich bei dem Nikolaus bedanken wollten, war er spurlos verschwunden. „Lass uns gehen Rin.“ Sie nickte. „Danke, Ryu.“ Er nahm ihre Hand und sie kehrten zum Tempel zurück.