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Love Candy

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dies ist ein Kapitel aus L's Sicht. Ist einfach mal ein kleines Experiment, mache vielleicht noch eins, wenn es euch gefällt.
Viel Spaß :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen ^^

ich hoffe, die Kapitel haben euch bis jetzt gefallen und ihr hattet Spaß beim lesen :)
Bei diesem Kapitel gibt es eine Besonderheit, denn gegen Ende kommt wieder ein Song darin vor, ABER dieser Song ist von mir selbst geschrieben! Er heißt "You" und alle Rechte daran gehören mir.
Ich hoffe er gefällt euch :)

Ich wünsche euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel :)

Eure _Haruka-chan_ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Sooo Leute, mit diesem Epilog ist die FF abgeschlossen.
Erstmal ein riesiges Dankeschön, dass ihr sie gelesen habt, ich hoffe sehr, dass sie euch gefallen hat. Ich hoffe, ich hab das Ende nicht verhauen...

ABER ich habe mir etwas überlegt:

Ihr könnt, wenn ihr möchtet, euch ein Bonuskapitel wünschen! Schreibt einfach einen Kommentar oder schickt mir eine Nachricht.
Ihr könnt euch entweder aussuchen, an welcher Stelle der Geschichte ihr das Kapitel haben möchtet (also z.B. zwischen 3 und 4) oder ihr wünscht euche eine Situation (also z.B. L und Cat's Date, oder Cat und L gehen für eine Woche nach England, oder irgendwie sowas).
Ich werde mich bemühen, eure Wünsche so gut wie möglich umzusetzen.

Ich würde mich auch sehr freuen wenn ihr, nachdem ihr den Epilog gelesen habt, ein Feedback zur gesamten FF abgebt. Also was ihr gut fandet, und was ich noch verbessern sollte.

Ich wünsche euch jetzt viel Spaß mit dem Epilog :)

Eure _Haruka-chan_

PS: Nochmal ein riesiges Dankeschön, an alle, die diese FF gelesen haben :) Komplett anzeigen

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The Beginning/Black Eyes

Chapter 1
 

{... = Traumsequenzanfang

...} = Traumsequenzende

" = jemand spricht

// = jemand denkt
 


 

Viel Spaß :)
 


 

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{...Ich renne. Schneller, schneller, immer schneller. Doch er ist dicht hinter mir. Mein Verfolger. Um mich herum ist nur Nebel, ich kann nicht einmal meine eigene Hand sehen. Ihn sehe ich auch nicht, ich höre ihn nur. Schwere Schritte, keuchender Atem. Gleich hat er mich. NEIN, ich will nicht. Ich renne immer weiter obwohl ich nicht sehen kann wohin ich renne. Plötzlich stehe ich vor einer hohen Mauer, eine Sackgasse. Ich kann nicht entkommen ich sitze in der Falle. Er lacht und kommt schlurfend näher. „Nein!“ schreie ich... Und das letzte was ich sehe ist Blut.
 

Blood rans over your hand.

Is it yours?

Or maybe mines?...}
 


 

„Nein“, schreie ich. „Nein, nein, nein ich will nicht, ich...“ „Cat! Cat wach auf!“. Eine energische Stimme reißt mich gewaltsam aus meinem Traum. „Was ist passiert? Warum brüllst du so?“ frage ich verwirrt. Vor mir steht meine beste Freundin, Alice, hat mich noch an den Schultern gepackt und sieht mich entsetzt an. „Ich brülle? Na das sagt ja die richtige!“ entgegnet sie ärgerlich. „Hab ich schon wieder... ?“ Sie nickt. Ich murmle eine Entschuldigung und schleppe mich mühsam ins Badezimmer.

Ein Blick in den Spiegel bestätigt mir, dass ich furchtbar aussehe. Ich habe dunkle Ringe unter meinen Augen und meine Haare sind eine einzige Katastrophe. Ach ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Catheryne Duchanne, genannt Cat. Siebzehn Jahre alt, wohnhaft in Tokio und hab die größte Arschkarte, die man sich vorstellen kann. Ich bin ein Einzelkind, meine Mutter starb als ich fünf Jahre alt war und ach ja, vor sechs Tagen wurde ich fast ermordet. Mein Dad ist total ausgetickt und hat einen riesen Wirbel veranstaltet. Nicht, dass es mir keine Angst gemacht hatte, aber ich lebe ja noch oder? „Alles klar Cat?“, höre ich Alice' besorgte Stimme von draußen. Alice ist meine allerbeste Freundin. Und außerdem meine einzige. Solange ich zurückdenken kann, war sie schon immer da, war stehts an meiner Seite und hat mich nie im Stich gelassen. „Ja geht schon, ich bin ja dran gewöhnt“ rufe ich zurück. „Okay. Dann mach ich schonmal Frühstück...“. Ich antworte nicht, sondern versuche meine langen braunen Haare irgendwie halbwegs zu retten, erfolglos. Also schlurfe ich müde in die Küche und helfe Alice beim Frühstück machen.

Eigentlich wohnt Alice nicht hier, aber seit ich beinahe ins Gras gebissen habe, bekomme ich immer einen seltsamen Albtraum. Da mein Dad zurzeit Nachts arbeitet, wäre ich allein daheim und Alice hat angeboten eine Woche bei uns zu schlafen, damit ich nicht alleine bin. Auch wenn ich gesagt habe, dass ich alleine klar komme, bin ich doch froh, dass Alice da ist. Denn ich bin nicht das einzigste Mädchen, das angegriffen wurde. Nur das einzigste, das überlebt hat. Der Täter hat bisher vier Mädchen ermordet und auf grausame Weise verstückelt. Jedesmal ließ er ein Stück Papier zurück mit der Aufschrift „The Ripper is back“. Es herrscht großer Aufruhr wegen dieser Geschichte, auch im Fernsehn kommt immer wieder „Jack the Ripper, ein auferstandenes Phänomen?“ und lauter so Zeug. Es wurde sogar ein extra Ermittlungsteam der Polizei organisiert, welches sich ausschließlich mit diesem Fall befasst.

Und ich soll heute Mittag, nach der Schule; zur Zentrale um als Zeugin auszusagen. Mein Vater versucht seit Tagen diesem Team beizutreten, allerdings ohne Erfolg. Er ist auch Polizist, allerdings nur ein „normaler“ der auf Streife geht und Autofahrer anhält, wenn sie zu schnell gefahren sind.

Während ich gedankenverloren das Müsli esse, welches Alice mir hingestellt hat, merke ich gar nicht wie die Zeit vergeht. Als ich auf die Uhr sehe ist es 8.20 Uhr. //Verdammt um 25 kommt mein Bus!!//. Hastig springe ich auf, renne ins Schlafzimmer und ziehe mir mein rotes Lieblingstop und meine dunkelblaue Jeans an. Noch schnell in meine ausgelatschten Chucks geschlüpft, die Tasche gepackt brülle ich der verwirrten Alice ein „Sorry ich muss los!“ zu, reiße die Tür auf und spurte die Straße entlang. Der Tag fängt ja gut an.
 


 


 

Mit zwei Sprüngen hüpfe ich in den Bus, gerade noch rechtzeitig geschafft. Der Busfahrer guckt mich mürrisch an, als ich ihm meine Karte unter die Nase halte und dann den Gang entlanggehe, um mir einen Platz zu suchen.

Ich bin kaum ein paar Schritte weit gekommen, da setzt sich der Bus ruckartig in Bewegung und durch den Schwung reißt es mich, mitsamt meiner Tasche nach hinten. Ich halte die Augen geschlossen und warte nur darauf, auf den Boden zu knallen, wo mich alle angaffen können. Doch so weit kommt es nicht. Da ich meine Augen geschlossen habe, verstehe ich erst nicht so ganz was passiert ist, denn naja... der Boden ist erstaunlich weich. Ich mache die Augen auf und blicke in ein mir unbekanntes Gesicht. Pechscharze Augen starren mich an und ich springe erschrocken zurück. Ich bin garnicht auf den Boden geknallt, sondern dieser seltsame Junge hat mich aufgefangen. //Peinlich!!! Außgerechnet mir passiert sowas!//. Während ich mir den Dreck von den Hose klopfe, fixiert er mich mit seinem Blick. Das ist mit extrem unangenehm. Ich sehe ihn an. Seine Haare sind genauso schwarz wie seine Augen und sehen ziemlich verstrubbelt aus. Er ist größer als ich, etwa 1,80m, trägt einen weißen, ausgeleierten Pulli und eine blaue Jogginghose. Als mir bewusst wird, dass ich ihn ziemlich blöd anglotze, schaue ich schnell auf den Boden und werde rot. Mist! „Danke fürs auffangen.“, sage ich hastig. „Kein Problem. Du solltest allerdings nächstes Mal besser aufpassen.“, meint er gelangweilt. Ich nicke nur und setze mich auf den nächstbesten freien Platz. Auch er setzt sich hin und ich habe das Gefühl, als würde er mich beobachten. Ich hole mein Handy raus, drehe auf volle Lautstärke und versuche es zu ignorieren.

I am L, and you?

Endlich angekommen, steige ich immer noch leicht irritiert aus dem Bus und laufe über den großen Campus. Die ganze Fahrt über wurde ich das Gefühl nicht los, dass der Kerl mich beobachtet hat. Huhu gruselig. Eilig gehe ich durch die Eingangstür, denn ich will ja nicht (schon wieder) zu spät kommen.
 

Den ganzen Tag kann ich mich nicht richtig konzentrieren, ich bin einfach zu aufgeregt wegen der Aussage die ich in knapp 3 Stunden machen muss. Endlich ist die letzte Stunde vorbei und ich haste aus dem Gebäude. Ich muss mich beeilen, damit ich rechtzeitig nach Hause komme, sonst macht sich Alice noch Sorgen.

Daheim angekommen, muss ich feststellen, dass Alice gar nicht da ist. „Bin einkaufen“ ist das einzige, was auf dem Zettel steht, den sie auf dem Küchentisch zurückgelassen hat. //Egal, was solls// denke ich mir und schiebe mir eine Pizza in den Ofen. Es ist 14.30 Uhr und um 15.30 muss ich in der Zentrale sein. //Mist, das wars dann wohl mir Lernen und Hausaufgaben machen bevor ich gehe//. Genervt kicke ich meine Tasche quer durch den Raum, was meine Situation in keinster Weise verbessert. Dieser Tag ist echt das letzte.
 

Nachdem ich etwas gegessen habe, haben sich meine Nerven wieder etwas beruhigt und ich bin nicht mehr so.. hm... agressiv? Keine Ahnung, jedenfalls ziehe ich mir etwas anderes an und überlege wie ich auftreten soll. Vielleicht das kleine, eingeschüchterte Mädchen? Oder die eingebildete Schlampe? Oder doch lieber die coole und starke? Ich entscheide mich für letzteres, denn das ist der beste Schutz. Seit meine Mutter gestorben ist, verstecke ich mein wahres ich vor fremden Leuten. Ich habe Angst verletzt zu werden, Angst hintergangen zu werden. Niemand außer Alice und mein Dad können hinter die Fassade schauen. Andere Leute sehen das, was ich ihnen vorspiele. So kennen sie meine Schwächen nicht, und können mich auch nicht verletzen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Alice meine einzige Freundin ist. Aber ich bin zufrieden damit. Eigentlich. Meistens. Ist ja auch egal. Ich will nicht als Zeugin aussagen und die Leute von dem bescheuerten Spezialteam will ich erst recht nicht kennenlernen. //Ich spiele ihnen einfach irgendetwas vor und erzähl ihnen was und schon bin ich wieder weg und hab es hinter mir// denke ich, als ich die Hupe eines Autos höre. Unten auf der Straße sitzt mein Vater im Auto und winkt mir zu. Ich nicke, zum Zeichen, dass ich ihn gesehen habe, schnappe mir die Schlüssel und meine schwarze, kurze Lederjacke und gehe aus dem Haus. Ich steige neben meinen Vater ins Auto.

Während der Fahrt reden wir nicht viel. Ich habe ehrlich gesagt keine Lust über irgendetwas zu reden und mein Vater sieht ziemlich erschöpft aus. Er hat dunkle Ringe unter den Augen und er hat sich schon seit längerem nicht mehr rasiert. Als er meinen Blick bemerkt, lächelt er mich kurz an, was so viel signalisieren soll, wie „Mir geht’s gut, keine Sorge“, aber ich weiß es besser. Er macht sich große Sorgen um mich und hat echt hart gearbeitet. Ich lächle nicht zurück, sondern starre einfach aus dem Fenster. Schließlich halten wir an. Ich steige aus und bin überrascht. Wir sind nicht an der Polizeistation, sondern vor dem großen Teito-Hotel. Fragend sehe ich meinen Vater an: „Ich dachte wir fahren zur Sonderkommission?“. „Das sind wir ja auch. Komm.“ Verwirrt folge ich ihm in den großen Wolkenkratzer.
 

Ich war noch nie im Teito-Hotel und mein erster Eindruck ist WOW! Also wer hier absteigt, hat bestimmt keine Geldsorgen. Die Einrichtung ist sehr luxoriös und die Halle ist so groß, dass ich mir schon bedeutend kleiner vorkomme und ein bisschen den Kopf einziehe. In der Schule kann ich mich vielleicht verstellen, aber dashier ist eine ganz andere Liga. Während ich noch vor mich hin grüble, wie ich mich am besten verhalten sollte, geht mein Vater schon zielstrebig auf die Aufzüge zu. Hastig folge ich ihm und wiederhole meine Frage von vorhin: „Wir wollten doch zur Sonderkommission, oder? Warum sind wir dann im Teito-Hotel? Ich weiß das ja zu schätzen, aber ich hab eigentlich kein Lust und will wieder nach Hause und...“ „Wer hat den gesagt, das die Sonderkommission ihren Sitz in der Station hat?“ wendet sich mein Vater an mich und drückt die Aufzugtaste. Mit einem leisen „Bing“ springt die Tür auf und wir treten ein. Die Tür schließt sich wieder und ich frage: „Die haben ihren Sitz hier?! In einem Hotel?! Ohne Witz?“ „Ja genau. Warum werden dir die Ermittler noch erklären.“ //Suuper! Alle sind informiert nur ich nicht. Ich hasse sowas!!// Meine Laune hat jetzt ihren absoluten Tiefpunkt erreicht und ich wäre am liebsten einfach davongelaufen. Aber das kann ich meinem Dad nicht antun und so steige ich mit einem leisen Seufzer zusammen mit ihm im 19. Stock aus. Auch hier ist alles so... naja so pompöös. Ich fühle mich überhaupt nicht wohl. Mein Vater führt mich den Gang entlang und hält schließlich vor Zimmer 302 an und klopft leise gegen die Tür. Diese öffnet sich einen Spalt breit und ein alter Mann blickt uns an. „Ah sie müssen Mr. Duchanne sein. Kommen sie herein.“, sagt er mit einem lächeln und öffnet die Tür. Wie erwartet ist das Zimmer nicht weniger protzig als der Rest des Hotels. //Wo bin ich hier nur gelandet?// frage ich mich, als der alte Herr sich an mich wendet. „Und du musst Catheryne sein, nicht wahr? Nenn mich bitte Watari. Die Herren sind momentan noch in einer Besprechung, aber sie müssten gleich fertig sein. Wenn ich sie bitten dürfte, solange zu warten. Möchten sie etwas zu trinken?“ Ich schüttle nur den Kopf, während mein Vater um ein Glas Wasser bittet. Ich sehe mich im Zimmer um. Auf den ersten Blick fand ich es genau so abschrekcend wie das Hotel, aber jetzt wo ich es genauer betrachte, fällt mir auf das überall PCs und Laptops rumstehen und Akten rumliegen. //Irgendwie ein bisschen Chaotisch... Gefällt mir ^^// denke ich, woraufhin ich doch ein bisschen lächeln muss. Da geht die Tür am anderen Ende des Zimmers auf und drei Herren betreten den Raum. Der erste, ich schätze ihn um die 50, trägt eine Brille und einen Anzug und stellt sich als „Yagami“ vor. Der zweite, ein junger Mann mit schwarzen Haaren, grinst und und sagt: „Ich bin Matsuda.“ während der dritte, der mich an einen Schrank errinnert, nur mürrisch guckt und nur „Mogi“ sagt. //Tja, das läuft ja schon mal super -.-// denke ich mir, während ich mich ebenfalls vorstelle. „Wir freuen uns, das Sie sich bereit erklärt haben, uns in diesem Fall zu unterstüzen und eine Zeugenaussage zu machen.“ sagt Yagami. „Allerdings sind wir drei nicht die einzigen, die ermitteln. Was wir ihnen jetzt sagen, darf auf keinen Fall an die Öffentlichkeit gelangen. Wir arbeiten mit L zusammen.“ //L?? Ist das nicht der berühmte Meisterdetektiv, der schon die schwierigsten Fälle gelöst haben soll? Okay auch gut. Bin ja mal gespannt wie der aussieht//. „Sie können reinkommen, werter Herr“, ruft Watari und die Tür öffnet sich erneut. Ein Junge mit schwarzen, verstrubelten Haaren, einem weißen Pulli und Jogginghose betritt den Raum. „Ich bin L.“ Ich kann ihn nur noch anstarren. Das ist der Typ von heute morgen!

Tears don't fall

Völlig entgeistert starre ich den Jungen der mir jetzt gegenübersteht an. Der Kerl, den ich heute morgen im Bus angerempelt habe und der in Schlabberhose und Pulli vor mir steht, der soll der weltberühmte Meisterdetektiv L sein?! Nie im Leben.

Mir wird bewusst, dass momentan alle Blicke auf mich gerichtet sind, und ich ihn wie eine bekloppte anstarre. Schnell schaue ich zur Seite und murmle ein „Hallo...“. Auch er sieht etwas überrascht aus und auf den fragenden Blick meines Vaters sagt er: „Guten Tag. Ich bin L. Freut mich sie kennen zu lernen.“ Mein Vater nickt nur und sieht dann mich fragend an. „Kennt ihr euch etwa?“. „Ja wir sind uns durchaus schonmal begegnet.“, sage ich zähneknirschend. Ich weiß selber nicht, warum mich das so aufregt. //Idiotin! Reiß dich zusammen!//. „Können wir dann anfangen? Ich hab nämlich noch was wichtiges vor!“ sage ich gelangweilt. „Wenn du bereit bist, können wir sofort anfangen.“, meint L und ich stimme zu. „Dann folge mir bitte.“ Er führt mich in einen Raum, in dem sämtliche Fenster verdunkelt worden sind, allgemein wirkt der Raum kalt und abstoßend und die Einrichtung besteht aus einem Tisch und zwei Stühlen in der Mitte des Raumes. Die Wände sind dunkel gestrichen und die einzige Lichtquelle ist eine grelle Lampe, die von der Decke hängt. L setzt sich auf einen der Stühle und bietet mir den anderen an. Wiederwillig setzte ich mich hin und blicke ihn dann verärgert an. „Ich dachte ich soll eine Zeugenaussage machen und bin nicht zum Verhör eingeladen!“. Unbeeidruckt von meinem Tonfall holt er ein Mikrofon aus der Schublade und stellt es vor mich. „Du sollst auch eine Zeugenaussage machen, aber ich werde dir trotzdem einige Fragen stellen.“ „Wenns unbedingt sein muss.“ gebe ich mürrisch zurück. „Na dann. Also erzähl einfach von Anfang an was genau passiert ist.“ „Okay.“ //Bleib ruhig Cat, es ist alles okay. Du musst es nur erzählen und ein paar Fragen beantworten und dann kannst du wieder gehen. Das kriegst du doch wohl hin, oder? Reiß dich zusammen.// Um die Wahrheit zu sagen, ich habe Angst. Das ganze ist erst sechs Tage her und ich habe den größten Teil meiner Zeit damit verwendet, das Geschehene zu verdrängen um nicht durchzudrehen. Das ganze wahr sehr wohl ein Schock für mich und hat mich ziemlich mitgenommen, aber das würde ich niemals zugeben. Ich will nicht, dass ich plötzlich in Tränen ausbreche, wenn ich erzähle, was passiert ist. Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich gar erst gar nicht merke, als L mich anspricht. „Catheryne? Alles okay? Wir zwingen dich natürlich nicht, eine Aussage zu machen, du kannst das ganze selbstverständlich abbrechen und...“ „Nein, nein alles okay! Wirklich mir geht’s gut!“, unterbreche ich ihn und ich kann ihm ansehen, dass er mir nicht glaubt. Ich muss ziemlich bleich aussehen und ich wirke angespannt. Ich atme zweimal tief und wiederhole meine Antwort. „Mir geht’s gut. Ehrlich.“ „Na gut.“, meint L zögernd, aber er macht auch keine Anstalten zu gehen und das Gespräch von sich aus zu beenden. „Also, das war so...“, beginne ich. „Ich bin am Freitag nach der Schule noch mit meiner Freundin essen gegangen und bin danach zum Bahnhof gelaufen um mit dem Zug nach Hause zu fahren, weil mein Dad mich nicht abholen konnte. Dann...“ „Kurze Frage.“, unterbricht mich L, „um wie viel Uhr war das ungefähr?“ „Ähm... ich glaube so gegen halb sieben, es war auf jeden Fall schon dämmrig draußen.“ Er nickt. „Okay erzähl weiter.“ Ich nicke ebenfalls. „Ich hab auf den Plan geschaut und gemerkt das erst in eineinhalb Stunden der nächste Zug fährt. Und weil ich nicht so lange am Bahnhof stehen wollte bin ich noch ein bisschen in die Stadt gegangen. Um viertel vor acht hab ich mich dann auf den Weg zum Bahnhof gemacht. Es war dann schon ziemlich dunkel und deshalb bin ich ziemlich schnell gelaufen und...“ Ich merke, dass ich automatisch immer schneller spreche und ich werde rot. Er soll nicht denken, dass ich Angst habe. „Jedenfalls...“ , spreche ich weiter, und bemühe mich meine Stimme ruhig zu halten, „habe ich dann ein komisches Geräusch aus einer Seitengasse gehört und wollte dann nachsehen was passiert ist und...“. Ich stocke. Was danach passiert ist, habe ich noch nicht verarbeitet. Es war... grauenvoll und ich werde es nie wieder vergessen. Ich bin so unglaublich nervös, dass ich anfange zu zittern. Und dann kommt alles in mir hoch. Die Angst, die Panik und die Verzweiflung fressen sich in meinen Verstand und plötzlich wird mir schwarz vor Augen. Das letzte was ich sehe, bevor ich vollständig das Bewusstsein verliere, sind die weit aufgerissenen Augen von L, die mich erschrocken anstarren.
 

Ich falle, falle immer tiefer. Um mich herum ist vollkommene Schwärze. Ich weiß was gleich passieren wird. Sowas wie hier ist mir schon in meiner Kindheit passiert. Nach dem Tod meiner Mutter, bin ich regelmäßig zusammengebrochen und habe jedesmal die Szene ihres Todes erneut durchleben müssen. Auch danach, ist mir das gleiche immer passiert, wenn ich etwas schlimmes erlebt habe. Ich weiß, dass es diesmal nicht anders sein wird, und ich das grauenhafte Erlebnis von Freitag noch einmal durchleben werde.
 

Es ist dunkel und ziemlich kalt geworden. Ich ziehe meine Jacke enger um mich. Ich will eigentlich nur noch nach Hause. In dieser Gegend ist es ziemlich unheimlich. Plötzlich höre ich ein seltsames Geräusch, ein erstickender Laut. Ich fröstle. Ich will einfach weitergehen und so tun als hätte ich nichts gehört, aber ich bin einfach zu neugierig und laufe auf eine kleine Seitengasse zu, aus der das Geräusch kam. Ein Fehler, den ich noch bitter bereuen würde. Ich blicke um die Ecke und sehe eine schwarz vermummte Gestalt. Sie hält ein Messer in der Hand. Und von dem Messer... tropft Blut! Ich schlage mir die Hand vor den Mund um nicht laut loszuschreien. Oh mein Gott! Auf dem Boden liegt ein Mädchen! Die Gestalt grinst fürchterlich und sticht zu. Ich kann mich nicht bewegen, ich bin wie erstarrt. Ich wollte dem Mädchen helfen, doch in diesem Moment kann ich nichts anderes als Schreien. Ich bin vollkommen entsetzt und verängstigt. Die Gestalt dreht ihren Kopf ruckaritg in meine Richtung und ihre Augen blitzen gefährlich. Das Messer erhoben, welches immer noch voller Blut ist, kommt sie jetzt auf mich zu. Ich weiche ein paar Schritte zurück. „Nein... Nein“ , flüstere ich. „NEIN!“, kreische ich jetzt, drehe mich um und renne was das Zeug hält. Ich werfe einen Blick zurück, doch von dem Anblick, der zerfetzten Leiche des Mädchens wird mir schlecht. Die Gestalt zögert nicht lange und sprintet hinterher. Ich schreie und renne weiter. Plötzlich höre ich ein Sirren hinter mir und lasse mich instinktiv auf den Boden fallen. Keine Sekunde zu früh denn da, wo gerade noch mein Kopf war, saust jetzt das Messer vorbei. Ich rapple mich wieder auf und renne weiter. Die Gestalt ist mir dicht auf den Fersen und ich schreie verzweifelt um Hilfe. Ich bin wieder in der Shopping-Straße und ein paar Passanten, die noch unterwegs waren drehen sich um. Ich schreie immer noch verzweifelt um Hilfe und drehe mich kurz um, um zu sehen, ob die Gestalt noch da ist. Da schließt sich plötzlich eine Hand um meine Kehle und drückt zu. Ich ringe verzweifelt nach Luft, aber je mehr ich mich anstrenge, destso schwieriger wird es zu atmen. Im Hintergrund höre ich ein paar erschrockene Rufe und Stimmen, aber schon fängt alles an zu verblassen und ich blicke in graue, gefühlslose Augen. Dann wird alles schwarz.
 

„Und ihr geht’s auch wirklich gut?“ „Ja sie wird gleich wieder aufwachen, keine Sorge.“ Ich höre gedämpfte Stimmen und langsam öffne ich meine Augen. Ich liege offensichtlich irgendwo drauf da, das erste was ich sehe, die weiß gestrichene Decke ist. Ich höre die Stimmen von L, meinem Vater und Watari die sich alle rechts von mir versammelt haben. Ich versuche mich aufzusetzen und sofort verschwimmt alles wieder. Sofort sieht mein Vater mich an und setzt sich neben mich. „Cat? Alles wieder okay? War es arg schlimm?“ „Geht schon.“, sage ich leise und lehne mich erschöpft an seine Schulter. „Hab ich geschrien?“, frage ich leise. „Ja aber nur einmal, sonst lagst du einfach nur da.“ Ich nicke schwach. //Na toll. Ich bin nicht nur vor den Augen eines Meisterdetektivs umgekippt, sondern habe auch noch wie eine gestörte geschrien. Gott, ist das peinlich. Das sowas auch immer mir passieren muss.// Beschämt blicke ich auf den Boden. Ich spüre L's borenden Blick und sehe ihn schließlich an. Seine schwarzen Augen blicken mich besorgt an und er setzt sich neben mich. „Gehts dir auch wirklich wieder gut?“, fragt er. „Seh ich wirklich so scheiße aus?“, murmle ich, doch er hat es trotzdem gehört. „Nein, aber du bist blass und siehst ziemlich mirgenommen aus.“, sagt er ernst. „Möchten Sie etwas zu trinken?“, fragt Watari. „Oh ja gerne, ein Glas Wasser bitte.“ sage ich und Watari bringt mir sofort eins. Ich nehme es dankend an und stürze es sofort runter. Ich bin unglaublich durstig. Ich stelle das Glas auf dem Tisch vor mir ab und schweige. Ich weiß nicht ob ich etwas sagen soll. Sicher, L hat eine Erklärung verdient, aber ich kann einfach nicht darüber sprechen. Ich sehe meinen Vater an. Er nickt verständnisvoll und erklärt L und Watari was passiert ist. Die beiden hören schweigend zu und ich ziehe die Knie hoch und vergrabe mein Gesicht. Ich hasse das. Als mein Vater geendet hat, ist es still im Raum. Niemand sagt ein Wort. Das macht mich wahnsinnig. Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Ich spüre wie die Tränen in mir hochkommen. Ich versuche verzweifelt sie zu unterdrücken, doch leider erfolglos. Sie laufen mir nur so über die Wangen und ich schluchze. Ich wollte nie, dass die Sache so endet. Ich komme mir kindisch vor, wie ich hier so sitze, mein Gesicht hinter meinen Haaren versteckt und weine. Ich will einfach nicht, dass sie meine Tränen sehen. Plötzlich spüre ich wie jemand seinen Arm um mich legt und mich an sich zieht. Doch es ist nicht mein Vater, sondern es ist L. Das bringt mich nur noch mehr zum weinen und ich schluchze in seinen Pulli. Er legt den Arm um mich und flüstert mir zu, dass schon alles okay wäre und dass es nicht schlimm wäre, aber ich komme mir wie eine Idiotin vor. Und da ich nichts besseres weiß, bleibe ich einfach so liegen und weine weiter. L lässt mich nicht los. Und das ist gut so.

You've got a new Message!

„Und wie ist es gelaufen??“, ist Alice' erste Frage als ich die Wohnungtür aufstoße. „Scheiße!“, mumle ich und lasse mich erschöpft aufs Sofa fallen. Nachdem ich allen bestimmt fünf mal versichert hatte, dass es mir gut geht und ich alleine laufen kann, durfte ich gehen. Mein Dad wollte mich noch zum Arzt schleppen, aber diese Idee habe ich gleich im Keim erstickt. Ich bin einfach nur müde. „Wars so schlimm?“, fragt Alice besorgt und setzt sich neben mich. „Abgesehen davon, das ich geheult hab und umgekippt bin und das so ziemlich die peinlichste Situation meines Lebens war, wars ganz okay.“ sage ich sarkastisch. Sie prustet los und da ich weiß dass es nicht böse gemeint ist, lache ich mit. Es tut gut zu lachen. „Tja jetzt hast du wenigstens was zu erzählen, wenn du morgen in die Schule gehst.“, grinst sie. „Als ob ich das erzähle! Dann kann ich mir ja gleich ein Schild mit der Aufschrift „Idiotin“ umhängen!“.gebe ich zurück. „Na das passt doch zu dir!“, kichert sie. „Na warte!“ rufe ich und werfe spaßhalber ein Kissen nach ihr, was sie weit verfehlt. „Ich mach dir was zu Essen.“ sagt sie und ich werfe ein weiteres Kissen und schalte den Fernseher ein. Ich brauche jetzt Ablenkung.
 

Mittlerweile ist es 20.30 Uhr. Ich bin todmüde. Und muss Hausaufgaben machen. Ich seufze. Mathe ist echt nicht meine Stärke. Ich versuche mich zu konzentrieren, aber nachdem ich die Aufgabe dreimal falsch abgeschrieben habe, gebe ich auf und lehne mich erschöpft zurück. //Ich sollte jetzt ins Bett gehen//, denke ich, als ich sehe wie mein Handy aufleuchtet. Eine SMS! Aber wer sollte mir schreiben? Alice wohl kaum, die sitzt nebenan und mein Dad muss arbeiten, der kann es also auch nicht sein. Verwundert nehme ich mein Handy und lese: „Dein Vater hat mir deine Nummer gegeben. Falls dir noch etwas einfällt oder so. Meine Nummer wird nicht angezeigt und kann auch nichtzurückverfolgt werden, also keine Sorge. Hoffe das ist für dich okay. L. PS: Wie geht es dir?“ Völlig erstarrt glotze ich mein Handy an. Was zum...? Ich weiß nicht ob ich mich darüber freuen soll, oder ob ich sauer sein soll. Ich lese die SMS noch mindestens fünf mal durch, bevor ich mir sicher bin, dass das kein Scherz ist. Unschlüssig ob ich zurückschreiben soll, werfe ich es erst mal auf mein Bett und gehe duschen.
 

Noch mit nassen Haaren setzt ich mich aufs Bett. Ich trage meine bequeme Jogginghose und ein verwaschenes Top. Gedankenverloren sehe ich den Wassertropfen zu, wie sie von meiner Haarsträne langsam auf meine Hose tropfen. //Soll ich zurückschreiben oder lieber nicht? Ist es unhöflich wenn ich es nicht tue? Oder ist es aufdringlich wenn ich es tue? Aaach ich bin so verwirrt!//. Energisch schüttle ich den Kopf. //Mach dich nicht verrückt, Mädel!//, denke ich und gehe ins Bad um mir die Haare zu föhnen. Die SMS geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich bin eigentlich zu müde, um darüber nachzudenken. //Was soll ich denn jetzt machen?!//. Ich ziehe die Vorhänge zu und kuschle mich unter meine Bettdecke, das Handy fest umklammert. Warum mache ich mich eingentlich so verrückt? Ist doch egal was er von mir denkt oder? Zumindest war es mir egal. Nervös beiße ich auf meine Lippe und bin immer noch hin- und hergerissen, was ich tun soll. //Boa, es kommt doch aufs gleiche raus, oder?//. Ich nehme mein Handy und das Display leuchtet auf. Ich drücke „Neue Nachricht erstellen“. Aber was genau soll ich schreiben?? //Mein Gott, ist das schwierig!//, denke ich. Nach etwa zwanzig Minuten bin ich (mehr oder weniger) zufrieden. Ich habe geschrieben: „Ja, kein Problem. Ich werde mich melden, falls mir etwas einfällt. Es geht mir gut. Alles wieder in Ordnung, danke.“

Ich habe lange überlegt ob ich ein „Gute Nacht“ oder sowas ähnliches hinzufügen soll, aber das war mir dann doch zu peinlich. Es ist 23.00 Uhr. Ich sollte jetzt echt schlafen. //Hätte ich vielleicht bis morgen früh warten sollen? Es ist ja schon spät und.. aarrghh! Da hätte ich früher dran denken müssen!//. Ich könnte mich echt ohrfeigen! Manchmal bin ich an Dummheit nicht zu übertreffen. Deprimiert lege ich das Handy auf meinen Nachttisch und drehe mich um. Na toll, jetzt kann ich nicht schlafen, weil ich mich so sehr aufgeregt habe. Plötzlich sehe ich aus dem Augenwinkel ein Aufleuchten. Mein Handy! Ich springe auf und greife danach. Aufgeregt lese ich die Nachricht: „Gut. Sicher das es dir gut geht? Solltest du nicht eigentlich schon schlafen? Oder habe ich dich geweckt?“.

Oh mein Gott! Ich bin so aufgeregt. Warum eigentlich? //Ruhig, Mädel, ganz ruhig//, sage ich mir und atme zweimal ein und aus. Dann tippe ich die neue Nachricht: „Das hatten wir doch schon. Es ist echt wieder alles okay. Und nein du hast mich nicht geweckt, ich habe noch Hausaufgaben gemacht.“. Senden. Ich war noch nie so nervös beim Versenden einer SMS. Ich sitze aufrecht im Bett und starre auf mein Handy. //Soll ich noch warten, ob er schreibt? Oder doch nicht?// Ich beschließe zu warten. Nur zwei Minuten später kommt seine Antwort: „So spät noch Hausaufgaben? Hätt ich dir gar nicht zugetraut ;)“ Ein Smiley! Ein Smiley! Warum freue ich mich so über einen beknackten Smiley?! Ich bin echt nicht ich selbst! Trozdem kann ich es mir nicht verkneifen zurückzuschreiben: „Tja, so bin ich halt, voller Überraschungen ;)“. Bevor ich noch anfange darüber nachzudenken, ob das jetzt eingebildet klang, drücke ich auf Senden.

Jetzt sitze ich seit 10 Minuten auf meinem Bett, schreibe mit einem Typen, den ich vor knapp 8 Stunden kennengelernt habe, der zu allem überfluss auch noch ein Meisterdetektiv ist und bin hellwach. Mehr als das. Ich starre die ganze Zeit auf das Display, in der Hoffnung, dass er zurückschreibt. Als nach fünf Minuten immer noch keine Antwort gekommen ist, will ich mein Handy schon enttäuscht auf meinen Nachttisch legen, als es doch noch aufleuchtet. Voller Freude lese ich seine Nachricht: „Verstehe. Ich will dich nicht weiter aufhalten, du bist sonst morgen zu müde. Gute Nacht.“. Ich muss zugeben, dass ich doch ein bisschen enttäuscht bin. Ich hätte gerne noch länger mit ihm geschrieben. Aber jetzt ist nicht der richtig Zeitpunkt um Trübsal zu blasen. Also schreibe ich zurück: „ Okay, Nacht.“. Sehr kreativ, ich weiß. Ich lege mein Handy neben mich und kuschle mich wieder unter meine Decke. Um ehrlich zu sein, bin ich doch ganz schön müde. Außerdem hab ich kalte Füße, weil ich die ganze Zeit nur da saß. Was solls. Erschöpft schließe ich meine Augen. Es wird noch andere Gelegenheiten geben, bei denen wir schreiben können. Jetzt sollte ich schlafen. Mein letzter Gedanke, bevor mir die Augen zufallen ist, ob Alice wohl etwas davon mitbekommen hat.

It's my fault

Als ich am nächsten Morgen aufwache, wandern meine Gedanken sofort zu den SMS die L und ich gestern geschrieben haben. Ich ertappe mich dabei wie ich lächeln muss. Was ist nur los? Ich stehe auf und gehe ins Bad. Ich sehe noch ziemlich verschlafen aus und gähne ausgiebig. Nachdem ich mich gewaschen habe, gehe ich in die Küche, wo Alice schon meine Müslischüssel auf den Tisch gestellt hat. Alice ist eine Frühaufsteherin. Auch am Wochenende oder in den Ferien ist sie um sieben Uhr morgen topfit, im Gegensatz zu mir, ich bin da noch nicht so richtig ansprechbar. „Morgen ^^. Na Cat gut geschlafen?“ „Joa geht. Wenigstens kein Albtraum.“ gähne ich und beginne mein Müsli zu essen. Alice setzt sich zu mir an den Tisch. „Ja ich habs gemerkt. Denkst du es wird besser?“ „Weiß nich... Kann sein. War vielleicht auch nur Zufall.“, murmle ich. Sie nickt. Nach dem Frühstück ziehe ich mich an und gehe gemeinsam mit Alice zur Bushaltestelle. „Sag mal, du bist ja gestern nicht gekommen. Was ist eigentlich deine Ausrede?“, frage ich, und grinse. „Ich musste einen Dinosaurier bekämpfen!“, sagt sie mit einem so ernsten Gesicht, das man es ihr glatt abkaufen könnte. Ich lache los und auch sie kichert. „Nein, keine Ahnung. Zahnarzttermin oder sowas... Interessiert doch eh keinen.“, sagt sie achselzuckend. Wir sind an der Haltestelle angekommen. Ich muss an gestern denken, als ich meine erste Begegnung mit L hatte. Was er wohl gerade macht? //Hör auf darüber nachzudenken!!// denke ich mir energisch. „Da kommt der Bus, los!“, Alice packt mich am Arm und zieht mich in den Bus. „Schon gut, chill wir kommen schon nicht zu spät.“ sage ich. Wir setzten uns hin und der Bus setzt sich in Bewegung. Die Fahrt über bin ich total abgelenkt, weil ich die ganze Zeit an L denken muss. Das kann ja lustig werden!
 

Nach Schulschluss gehe ich erschöpft mit Alice über den Schulhof. „Oh man war das anstregend!“, sage ich und strecke mich erstmal. „Du wärst ja auch fast zwei mal eingepennt, wenn ich dich nicht angestupst hätte! Ich dachte du wolltest mal früher ins Bett gehen?“, neckt sie mich. „Schon gut, schon gut.“, grinse ich.

Daheim angekommen essen wir Pommes und versuchen unsere Hausaufgaben zu machen. „Wann kommt eigentlich dein Dad?“, fragt Alice. „Keine Ahnung, so gegen fünf oder so...“, sage ich nur, also plötzlich das Telefon klingelt. Ich seufze und stehe auf. „Duchanne“ sage ich gelangweilt in den Hörer. „Catheryne? Bist du es?“, fragt eine mir durchaus nicht unbekannte Stimme. Es ist L! Vor Schreck lasse ich erstmal das Telefon fallen und es landet dumpf auf dem Boden. Schnell hebe ich es wieder auf. „Hallo? Noch da?“frage ich hecktisch, aus Angst, es ist beim Sturz kaputt gegangen. „Ähm ja noch da. Ist alles okay bei dir?“, dringt seine Stimme aus dem Hörer. Gott sei dank! „Jaja alles bestens! Mir ist nur das Telefon aus der Hand gerutscht.“ sage ich schnell. Dümmste Antwort überhaupt! Super! „Gut. Ist dein Vater da?“,fragt er und ich bin irgendwie traurig. „Oh, nein der ist arbeiten, er kommt so gegen fünf Uhr wieder.“ sage ich. „Bist du jetzt etwa alleine daheim?“ „Nein Alice ist noch da“. „Wer ist Alice??“, fragt er und ich antworte: „Meine Freundin.“ „Achso. Naja immerhin etwas. Na gut, dann melde ich mich später nochmal. Pass auf dich auf und melde dich, wenn es Probleme gibt okay?“ „Ja mach ich.“ sage ich leicht genervt und sofort tut es mir leid. „Okay dann bis später...“ sagt er und legt auf. Super! Wütend knalle ich den Hörer auf die Ladestation. Warum bin ich eigentlich so wütend? Und warum war ich so enttäuscht, dass er meinen Vater und nicht mich sprechen wollte? „Alles okay? Hallo? Erde an Cat?!“ höre ich Alice aus der Küche rufen. „Ja alles klar, ich komme.“. Ich verstehe mich manchmal selber nicht!
 

„Gibts was neues?“, frage ich meinen Dad als er um kurz vor fünf nach Hause kommt. „Nicht wirklich.“, sagt er erschöpft und lässt sich erstmal aufs Sofa fallen. „Ich geh dann mal, okay? Bin so gegen 8 zurück.“, sagt Alice, nimmt ihre Tasche und geht. Sie hat noch etwas zu erledigen. Solange sie weg ist, ist mein Dad hier, sozusagen als Aufpasser. Die beiden haben beschlossen, dass immer einer von ihnen im Haus sein muss, damit ich nicht alleine bin. Ja ich weiß, zwei 17jährige Mädchen hört sich nicht gerade sicher an, aber Alice kann Karate. Man sieht es ihr zwar nicht an, da sie eigentlich sehr zierlich ist, aber sie kann ganz schön zuschlagen. Während mein Dad den Fernseher anschaltet, verkrieche ich mich in meinem Zimmer. Ich lasse mich auf mein Bett fallen und atme den Geruch von frisch gewaschener Bettwäsche ein. Mir ist Langweilig! Eigentlich habe ich genug Sachen, die ich noch erledigen muss, aber sie alle haben mit Schule zu tun, und daruf habe ich erst recht keine Lust. //Ich wünschte L würde mir schreiben...//, denke ich und ich meine es ehrlich. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, als wir gestern Abend geschrieben haben. Ich hab sie echt nicht mehr alle. Ich nehme mein Handy und meine Kopfhörer und drehe die Musik auf. Ich muss nachdenken!
 

Als ich wieder auf die Uhr sehe ist es 19.15 Uhr. Es ist bereits dunkel draußen. Ich mache die Musik aus und gehe ins Wohnzimmer. Mein Dad spricht aufgeregt in sein Diensthandy. „Ich kann nicht! Ja... Nein es geht wirklich nicht! Ja, aber...! Moment! Hey!“, schreit er ins Handy und seufzt. „Was ist los?“ frage ich und sehe ihn an. „Ach nicht so wichtig. Nur ein Einsatz und sie brauchen Unterstützung, aber ich kann nicht!“. Ich kann ihm ansehen, dass ihm das eigentlich wichtig ist und er helfen will. „Dann geh. Alice kommt sowieso bald und ich hab keine Angst. Mir geht’s gut. Außerdem hab ich noch die Nachbarn.“ Er sieht mich an. „Das geht nicht, Ich kann dich nicht alleine lassen!“. „Dad ich bin kein kleines Kinde mehr ich bin siebzehn! Ich kann auf mich selbst aufpassen!“, entgegne ich. Er sieht mich immer noch zweifelnd an. „Ich warte jetzt noch bis um halb und wenn Alice dann noch nicht da ist geh ich zu unseren Nachbarn, okay? Abgemacht?“ „Bist du dir auch wirklich sicher? Ich meine...“ Doch ich lasse ihn nicht ausreden. „Ja ganz sicher! Jetzt geh!“ Er nickt nur, beeilt sich und rennt los. Na also, geht doch! Es ist nicht so, als wollte ich meinen Dad loswerden, aber ich will zeigen, dass ich auch alleine klar kommen kann. Ich gehe in mein Zimmer und sehe aus dem Fenster. Draußen ist es schon dunkel und es sind nur noch wenige Leute auf den Straßen. Ich gehe zu meinem Bett und nehme mein Handy. Keine neuen Nachrichten. Ich stecke es in meine Hosentasche. Plötzlich klingelt es an der Tür. //Das muss Alice sein!//, denke ich mir und laufe nach vorne um sie zu öffnen. „Du bist ja schnell wieder da ich dachte du...“. Doch es ist nicht Alice die vor der Tür steht. Es ist der Mann, der mich umbringen wollte! Er ist schwarz vermummt und hat ein Messer in der Hand, mit dem er mich in die Wohnung drängt. Ich schreie und renne voller Panik in mein Zimmer. Ich verrigele die Tür und stelle noch einen Stuhl davor. Ich bin vollkommen überrumpelt, ich habe Angst. Große Angst. Ich höre ihn. Er drückt gegen die Tür und versucht sie aufzubrechen. Sie wird nicht lange standhalten! Verzweifelt suche ich ein Versteck, eine Fluchtmöglichkeit. Durch das Fenster kann ich nicht, wir wohnen im dritten Stock! Das Bad! So sitze ich zwar in der Falle aber ich gewinne Zeit. Ich renne ins Bad, verrigele die Tür und ziehe mein Handy aus der Tasche. Ich atme schnell und zittere. Wen soll ich anrufen? Dad? Alice? L? Er hat gesagt ich soll anrufen, wenn ich Hilfe brauche. Und ich brauche definitif welche! Schnell öffne ich das Menü und wähle seine Nummer. Ich höre wie meine Zimmertür knackst, offensichtlich gibt sie gleich nach. Dann trennt mich nur noch die Badezimmertür von dem Mann mit dem Messer und wer weiß wie lange die hält! //Komm schon, komm schon! Nimm endlich ab!// denke ich verzweifelt, während mir Tränen in die Augen steigen. „Ja?“, höre ich L's Stimme am anderen Ende der Leitung. „Hilf mir, hilf mir!“ wimmere ich, denn im ersten Moment bin ich einfach nur froh, dass er überhaupt an Telefon gegangen ist. Ich höre wie der Mann von außen gegen die Tür hämmert, und versucht sie aufzubrechen. „Catheryne? Was ist los? Was ist passiert?“ fragt er erschrocken. „Er ist hier! Er ist hier und will mich umbringen! Hilf mir!“ flüstere ich verzweifelt. „Hilf mir!“ „Hör zu wir sind gleich da! Halte durch!“ Ich schluchze. „Hilf mir!“. Plötzlich höre ich ein Krachen. Die Tür gibt gleich nach! Voller Angst weiche ich zurück. „Er ist gleich da!“, keuche ich ins Telefon. „Wir sind fast bei dir!“ höre ich L sagen, aber dann gibt die Tür mit einem fürchterlichen Krachen nach und er steht vor mir. Schwer atmend, das Messer in der Hand und ein fieses Grinsen im Gesicht. Und ich stehe da, in meinem Blick nichts als Angst, immer noch mit dem Handy am Ohr.

Er kommt auf mich zu und ich weiche an die Wand zurück. Ich sitze in der Falle! Das Handy fällt mir aus der Hand und landet klappernd auf dem Boden. „Catheryne? Catheryne?! Antworte!“, höre ich L's Stimme, aber ich kann nicht. Der Mann kommt auf mich zu und lacht. Ich schreie. Ich kauere am Boden, zittere und halte die Arme schützend über dem Kopf und mache mich bereit. Er wird gleich zustechen. Ich werde gleich tot sein. Ich wimmere und Tränen laufen mir über die Wangen. Ich höre das Sirren des Messers, zucke zusammen und wappne mich für den Schmerz, der gleich kommen wird. Doch es geschieht nichts. Vorsichtig öffne ich die Augen. Da steht L! Er hat den Arm des Verbrechers gepackt, welcher immer noch das Messer umklammert und verblüfft den Jungen anstarrt, der ihn festhält. „Du wirst ihr nichts antun“, sagt L mit fester Stimme. „Verfluchter Bastard!“, brüllt er, reißt sich los und ergreift die Flucht. L ignoriert ihn und kommt auf mich zu. „Catheryne bist du verletzt?“, fragt er besorgt. Voller Erleichterung werfe ich mich in seine Arme und fange bitterlich an zu weinen. „Ich hatte solche Angst L! Ich hatte solche Angst!“, schluchze ich. „Jetzt ist alles gut. Du bist in Sicherheit. Du musst keine Angst mehr haben.“, sagt er und nimmt mich in den Arm. Und obwohl ich das weiß, kann ich nicht aufhören zu weinen, und klammere mich an ihm fest, denn der Schock sitzt einfach zu tief. Er streicht mir übers Haar und versucht mich zu beruhigen. Mein Dad kommt vollkommen aufgelöst ins Zimmer gestürmt: „Cat! Cat, alles okay mein Schatz? Bist du verletzt?“, fragt er panisch. „N-Nein, schon okay.“, sage ich, mit noch zittriger Stimme und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. „Mein Gott Cat, es tut mir so leidl. Ich hätte niemals gehen dürfen, es ist alles meine Schuld! Ich hätte...“, verzweifelt sieht er mich an. Die Schuldgefühle stehen ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. „Dad es war nicht deine Schuld. Ich habe dich davon überzeugt, es war mein Fehler.“sage ich und versuche ihn zu beschwichtigen. „Nein Cat! Es war ganz allein meine Schuld. Es tut mir leid!“. Er rauft sich die Haare. „Beruhige dich Dad.“ Na das sagt ja grad die Richtige! „Es... es ist alles okay.“, sage ich und versuche ein Lächeln aufzusetzten. Es ist nicht sehr überzeugend. Aber ich muss jetzt stark sein. Ich wische mir erneut die Tränen aus dem Gesicht und stehe auf. Ich bin noch etwas wacklig auf den Beinen. Ich sehe mich um. Die Türen zu meinem Zimmer und meinem Bad zuich zerstört. Mein Zimmer ist verwüstet und inmitten von all diesem Chaos stehe ich. Sämtliche Ermittler der Sonderkommission, sowie mein Vater stehen im Raum und sehen mich mit besorgten Blicken an. Auch L macht sich offensichtlich Sorgen. „Es geht mir gut. Es war nur der Schock.“ sage ich mit fester Stimme und gehe an dem verwirrten Matsuda vorbei in die Küche. Mein Blick fällt auf unsere Wohnungstür. Sie steht sperrangel weit offen und hat auch ein paar Kratzer. Eigentlich habe ich ziemliches Glück gehabt. Es hätte viel schlimmer kommen können. Und zum ersten Mal, bin ich froh, dass ich alleine war. Wer weiß was passiert wäre, wenn Alice oder mein Dad hiergewesen wären? Wären sie stärker gewesen als der Mann? Hätter er sie verletzt? Als Geiseln benutzt? Es war besser so. Ich hole mir ein Glas Wasser und stürze es hinunter. Mit leerem Blick starre ich an die Wand. Eigentlich ist es doch meine Schuld oder? Wenn ich nicht hier wäre, wäre der Mann gar nicht hierher gekommen. Ich habe sie alle, Dad, Alice und auch L, nur unnötig in Gefahr gebracht. Ja, es ist alles meine Schuld. Was soll ich tun? Ist es richtig so zu handeln? Oder ist es egoistisch? Ich weiß nicht mehr weiter. Ich höre die gedämpften Stimmen der Ermittler im Nebenzimmer, die aufgeregte Stimme meines Vaters, und L, der alles zusammenfasst und seine Schlussfolgerungen zieht. Habe ich wirklich das Recht, all diese Menschen in Gefahr zu bringen? Nein, das habe ich nicht. Das habe ich definitiv nicht. Ich werde etwas ändern. Mein Entschluss ist gefasst.

Runaway

Also hier ist das 6.Kapitel. Eine Szene ist eine kleine Rückblende, ich habe sie mit [ und ] gekennzeichnet. Viel Spaß :)
 

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Ich bin noch nie weggelaufen. Noch nie. Nicht nur von zu Hause oder so, sondern auch im bildlichen Sinne. Ich habe mich niemals vor irgendetwas gedrückt, habe nie geschwänzt oder bin nicht gekommen. Ich bin noch nie davongelaufen. Doch genau das tue ich jetzt. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, als ich zurückdenke.
 

[Ich stehe in der Küche, ein Glas Wasser in der Hand. Mit leerem Blick starre ich vor mich hin, als L das Zimmer betritt. Ich habe soeben einen Entschluss gefasst, doch ich werde ihn ihm nicht mitteilen. Er würde es nicht verstehen. Also schweige ich und sehe zu Boden. L stellt sich zu mir und sieht mich an. „Wie geht es dir?“, fragt er leise. „Es geht schon. Ich wurde ja nicht verletzt. Es ist nur...“ Ich beende den Satz nicht und er nickt. „Du solltest dich ausruhen.“ Auch ich nicke, stelle das Glas auf die Spüle und folge L. Was würde er sagen, wenn er wüsste, was ich vorhabe? Ich will es nicht herausfinden. Auf dem Sofa liegt eine Decke und ein Kissen. „Wir suchen noch nach Spuren, deshalb müsstest du noch etwas warten, bis du wieder in dein Zimmer kannst.“ sagt er und ich nicke. „Ist gut.“ „Ich bin nebenan, falls du etwas brauchst.“, sagt er, dreht sich um und verschwindet im Nebenzimmer. Ich warte zwei Minuten, lausche meinem Atem, bis ich ganz sicher bin, dass sie nichts merken werden. Dann stehe ich leise auf und schleiche zur Wohnungstür. //Es tut mir leid//, denke ich, drücke sie auf und renne.]
 

Vielleicht könnt ihr mich jetzt nicht verstehen, aber ich musste das tun. Ich konnte nicht anders. Und jetzt stehe ich hier, mitten in der Nacht, auf dem Hauptplatz der Shopping-Straße in Tokoi mit nichts als meinen Klamotten und meinem Handy, welches ich ausgeschaltet habe, aus Angst sie könnten versuchen es zu orten, wenn sie mein Verschwinden bemerken. Damit sie nicht denken, dass ich entführt wurde oder so, habe ich eine Nachricht zurückgelassen.
 

„Dad, es tut mir leid. Auch wenn du denkst, dass es deine Schuld ist,

liegst du falsch, es ist meine. Ich bin aus freien Stücken gegangen, weil ich dich und

die anderen nicht weiter in Gefahr bringen will. Sucht nicht nach mir.

L, auch bei dir möchte ich mich entschuldigen.

Es tut mir leid,

Cat“
 

In meiner Eile ist mir nicht mehr eingefallen, als diese paar Zeilen, und ich weiß genau, dass sie nicht rechtfertigen, was ich getan habe, aber ich kann es nicht ändern. Ziellos laufe ich die Straße entlang. Die Geschäfte sind noch offen und das grelle Licht scheint auf die Straße. Ob sie mein Verschwinden wohl schon bemerkt haben? Ob sie schon nach mir suchen? Ich schaue in den Himmel. Die Sterne glitzern. Vielleicht war es doch die falsche Entscheidung? Aber jetzt kann ich nicht mehr zurück. Also laufe ich weiter, kreuz und quer durch Tokio, an Orten, an denen noch ein paar Menschen sind und starre ins Leere. Ich habe mich entschieden, und muss jetzt mit den Konsequenzen dieser Entscheidung leben. Um 2.00 Uhr beschließe ich, in meinen Lieblingsladen zu gehen. Ich weiß, dass das ein Risiko ist, aber ich weiß einfach nicht wohin ich gehen soll. Das Geschäft heißt „Music's Life“ und ist mitten in der Innenstadt. Es ist eigentlich kein allzu großer Laden, doch ich komme schon hier her, seit ich vier Jahre alt war. Als ich zum ersten Mal hier war, hat mich meine Mum mitgenommen. Ich war faszieniert von den vielen CD's, den Kassetten, der Instrumenten und den blinkenden Lichtern. Immer wenn meine Mum hier her kam, um etwas zu kaufen, oder wenn eine Saite ihrer Gitarre gerissen war und sie sie reparieren lassen wollte, bin ich mitgekommen und durfte mich an einen der Computer setzten, und mir die neuesten Lieder anhören. Eigentlich gibt es 10 kleine Computer, an denen die Kunden, etwa eine Minute des Liedes anhören konnten. Ich durfte immer an den Geschäfts-PC, wo ich die Lieder in voller Länge hören konnte. Seit dem Tod meiner Mutter bin ich noch sehr oft hier her gekommen, es ist wie ein Zufluchtsort für mich. Ich kenne alle dort und ich kann kommen, wann immer ich will. Ich betrete den Laden und mit einem leisen „Kling“, kündigt die Tür mich an. Sofort kommt mir Joey entgegen. Joey arbeitet seit zwei Jahren im „Music's Life“ und wir verstehen uns recht gut. „Cat! Schön dich zu sehen!“, grinst er fröhlich, kommt auf mich zu und umarmt mich kurz. „Hey Joey, na wie geht’s dir so?“ frage ich und muss lächeln. Hier bin ich zu Hause. „Der Boss ist nicht da, aber ich hoffe, ich stelle dich auch zufrieden“ lacht er und führt mich ins Hinterzimmer. Das Hinterzimmer war ursprünglich ein Büro. Doch als ich fast jeden Tag in den Laden kam, hat Tony, der Geschäftsführer, beschlossen, das Hinterzimmer zu meinem persönlichen Raum umzubauen. Ich durfte ihn selber streichen und einrichten und habe dort auch viele persönliche Sachen. „Ich hör ein bisschen Musik, okay? Stör mich aber bitte nicht.“, sage ich und betrete das Zimmer. „Alles klar.“, grinst Joey und verschwindet zwischen den Regalen. Ich schließe die Tür und lehne mich erschöpft dagegen. Der Raum ist nicht besonders groß, aber er ist gemütlich und hat einen weichen Teppich. Die Wände sind weiß gestrichen und es hängen viele Fotos daran. Fotos von mir und Alice, von meinem Dad und auch von meiner Mum. In der Mitte des Raumes steht ein Sofa und an der Wand ein Fernseher mit einer Playstation und einer Wii. Diese Geräte haben wir nur wegen der Sing- und Tanzspiele angeschafft. In der Ecke steht eine große Stereoanlage und nebendran eine Komode mit mehreren Kopfhörern und CD's. Ich lasse mich aufs Sofa fallen und nehme mir einen der Kopfhörer. Ich drehe die Musik auf und schließe die Augen.
 

I'm not a perfect person

There's many things I wish I didn't do

But I continue learning

I never meant to do those things to you

And so I have to say before I go

That I just want you to know
 

I've found a reason for me

To change who I used to be

A reason to start over new

And the reason is you
 

I'm sorry that I hurt you

It's something I must live with every day

And all the pain I put you through

I wish that I could take it all away

And be the one who catches all your tears

That's why I need you to hear
 

I've found a reason for me

To change who I used to be

A reason to start over new

And the reason is you.
 

Während ich so daliege und der Musik lausche, kommen Zweifel in mir auf. War es wirklich richtig abzuhauen? Mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher. Was soll ich tun? Die Musik hüllt mich ein und ich merke, dass ich eigentlich todmüde bin. Ich kann nicht mehr. Es ist einfach zu viel in den letzten paar Stunden passiert. Ich weiß nicht mehr weiter. //Ich hoffe sie suchen nicht nach mir...//, denke ich während mir langsam die Augen zufallen. Ich will doch nur, dass sie in Sicherheit sind. Ich will nicht, dass sie meinentwegen in Gefahr geraten. Ich will sie doch nur beschützen. Ist das so falsch?
 

Als ich die Augen öffne, weiß ich zuerst nicht wo ich bin, doch dann fällt mir alles wieder ein. Ich bin weggelaufen. Und ich bin im „Music's Life“. Ich setzte mich auf und sehe auf die Uhr. 4.30, morgens. Ich habe wohl ein bisschen geschlafen. Ich stehe auf, richte mir die Haare ein bisschen und öffne die Tür. Ich sehe Joey, wie er CD's einsortiert. Ich sehe die Menschen draußen auf der Straße, die jetzt schon unterwegs sind. Ich sehe Tony, wie er Anweisungen gibt und ich sehe mich in einem Spiegel. Ich sehe ein Mädchen, mit langen braunen Haaren. Sie ist bleich und sieht müde aus. Sie trägt eine schwarze Hose und ein schlichtes rotes Top, darüber eine kurze, schwarze Lederjacke. Das Mädchen bin ich. Ich sehe wirklich schlimm aus. Tony bemerkt mich und kommt auf mich zu. „Cat! Schön dich zu sehen! Aber du siehst mitgenommen aus. Ist alles klar?“ Für einen Moment will ich ihm alles erzählen, alles. Aber ich halte mich im letzten Moment zurück. Das kann ich nicht tun. „Nein, mir geht’s gut, ich bin nur unglaublich müde. Ich muss jetzt los, ich komme in ein paar Tagen nochmal vorbei. Sag bitte niemandem, dass ich hier war. Danke.“ Mit diesen Worten drehe ich mich um und verlasse den Laden. Tony sieht mir hinterher. Er glaubt mir nicht, aber er weiß auch, dass ich ihm nichts erzählen werde, wenn ich es nicht will. Es ist noch dunkel draußen. Inzwischen wissen sie auf jeden Fall, dass ich weg bin. Ich laufe durch die Straßen und die Leute die an mir vorbei laufen, sehen mich kurz an, beachten mich dann aber nicht weiter. Sieht man es mir an? Wie verzweifelt ich bin? Ich konnte meine Gefühle sonst immer verbergen. Warum kann ich es jetzt nicht? Ich habe kein Ziel, laufe einfach immer weiter, will sehen, wohin mich meine Füße tragen.

Noch bevor ich angekommen bin, weiß ich es. Der Friedhof. Hier liegt meine Mum begraben. Ich drücke das eiserne, rostige Tor auf und betrete das Grundstück. Der Friedhof ist kalt und leer, und genauso fühle ich mich. Ich laufe zum Grab meiner Mutter. Was wäre aus mir geworden, wenn sie nicht gestorben wäre? Würde ich dann auch hier stehen? Was hätte ich getan? Wäre mein Leben wirklich so anders? Auch wenn ich meine Mutter vermisse, habe ich immer geglaubt, ich sei darüber hinweg. Aber vielleicht habe ich mir das auch nur eingeredet. Der Wind fährt durch die Blätter der Bäume und ich fröstele. Langsam bildet sich ein heller Streifen am Horizont. Bald wird die Sonne aufgehen und ich brauche einen Ort, an dem ich mich ausruhen kann. Ich habe kein Geld bei mir und jetzt zurück zum „Music's“ zu laufen, wäre zu riskant. Mir ist klar, dass mein Dad und L, trotz meiner Bitte nach mir suchen werden, aber ich habe nicht vor, mich finden zu lassen. Ich werde mich verstecken und nicht zurückkommen. Doch die Zweifel quälen mich noch immer. „Woher willst du wissen, dass es richtig war? Wie würdest du dich fühlen, wenn der andere einfach gehen würde?“, flüstert eine Stimme in mir. „Ich weiß es nicht... Ich weiß es nicht.“ flüstere ich zurück und ich fühle, wie die Tränen in mir hochkommen. Doch wenn ich jetzt aufgebe, war alles umsonst. Ich werde mich vorerst im Wald verstecken und warten.
 

Ich stehe im Wald, abseits der Wanderwege, unter einer großen, alten Birke. Der Wind raschelt und ich frage mich wie viel Uhr wir wohl haben, da die Sonne mittlerweile aufgegangen ist. Was L wohl gerade macht? Ob er nach mir sucht? Und obwohl ich mir eigentlich wünsche, dass sie nicht nach mir suchen, hoffe ich doch, dass er sich Sorgen macht. Dieser Wiederspruch macht mich fertig. Ich lehne den Kopf an die kalte, harte Rinde und lausche. Mir fällt ein Lied ein, was meine Mutter immer sehr schön, aber auch traurig fand. Ich fange an zu summen. Und irgendwann singe ich leise.
 

Cause all of this is more than I can take.

And you could never understand the despair in my face.

So go away and close your eyes and lie right to the world.

Losing everything I am,

I'm just a little girl.

Just a little girl.
 

Es ist eine schöne, und doch auch traurige Melodie, aber dennoch fühle ich mich dadurch getröstet. Und so singe ich weiter, bleibe einfach stehen und versuche die Welt um mich herum zu vergessen. Yeah, I'm just a little girl.

Missed

Was sie wohl gerade macht? Wo sie wohl jetzt ist? Ob es ihr gut geht? Tausende von Fragen schwirren L, dem besten Detektiv der Welt durch den Kopf. Er und die anderen haben Catherynes Zettel gefunden, den sie auf dem zurückgelassen hatte. Ihr Vater ist verzweifelt. Genauso wie L. Seit etwa drei Stunden suchen die anderen nach ihr, während er nach irgendwelchen Anhaltspunkten sucht, wo sie sein könnte. Ihr Vater sitzt in der Küche auf einem Stuhl, wie ein Häufchen Elend. Er gibt sich die Schuld daran. Und L, denkt, dass er Schuld sei. //Ich hätte besser aufpassen müssen!// Doch jetzt ist sie fort und läuft irgendwo da draußen alleine durch die Straßen, während ein Massenmörder, der auf sie fixiert ist, frei rumläuft. Ja, der Kerl ist ihnen leider entwischt, doch jetzt gibt es wichtigeres. „Mr. Duchanne, haben sie wirklich keine Ahnung, wo sie hingegangen sein könnte?“, fragt er. „Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung. Ich habe ihnen doch schon gesagt, das einzige, was mir einfällt ist das Geschäft in der Innenstadt, „Music's Life“. Da ist sie früher immer mit ihrer Mutter hingegangen. Ansonsten fällt mir nichts ein.“. Verzweifelt stütz Mr. Duchanne den Kopf in die Hände und rauft sich die Haare. „Es ist nicht ihre Schuld.“, versucht L, den verstörten Vater zu beruhigen, ohne Erfolg. Plötzlich klingelt sein Handy. Sofort nimmt er ab. „Sind sie es, Yagami?“.

„Ja, wir haben jemanden gefunden, der Cat gesehen hat!“

„Ich will sofort mit ihm sprechen!“

„In Ordnung. Der Mann heißt Tony Baker und ist der Besitzer eines kleinen Geschäfts, namens „Music's Life“, von dem Mr. Duchanne erzählt hat.“

„Gut, bitte lassen sie mich mit ihm sprechen.“

Endlich haben wir eine Spur!
 

„Hallo?“, dringt eine L unbekannte Stimme aus dem anderen Ende der Leitung.

„Guten Tag Mr. Baker. Meine Kollegen, sagten mir, dass sie Catheryne gesehen haben?“

„Ja das stimmt. Joey hat gesagt, dass sie hier etwa um 2 Uhr ankam und sich dann ins Hinterzimmer verzogen hat. Ich kam um halb drei in den Laden und gegen halb fünf ist sie aus dem Zimmer gekommen und gegangen. Sie hat nicht gesagt wohin sie wollte und sie sagte auch, dass ich niemandem erzählen solle, dass sie hier war. Aber wenn jetzt schon die Polizei nach ihr sucht... Ich mache mir Sorgen um sie!“

L wirft einen Blick auf die Uhr. Es ist fünf Uhr dreißig morgens, das heißt dass sie vor knapp einer Stunde dort war.

„Ich danke ihnen. Sie haben uns geholfen und wir werden selbstverständlich weitersuchen. Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Catheryne erneut ihr Geschäft aussuchen sollte, oder sie eine Nachricht von ihr erhalten.“, sagt L.

„Das werde ich machen.“, erwiedert Tony Baker.

„Haben Sie vielleicht noch eine Idee, wo sie hingegangen sein könnte?“, fragte L. Er brauchte irgendeinen Anhaltspunkt.

„Sie hat nichts gesagt und das einzige was mir spontan einfällt ist der Friedhof, auf dem ihre Mum begraben liegt.“

L lies sich die Adresse des Friedhofs geben, bedankte sich bei Mr.Baker und sagte Yagami, er solle erstmal zur Wohung zurückkommen, damit sie nochmal alles in Ruhe besprechen könnten. //Wir finden sie auf jeden Fall//, dachte er sich und schaute aus dem Fenster. Die Sonne war bereits aufgegangen und die Vögel zwitscherten auf den Dächern. Wir werden sie definitiv finden!
 

Nachdem Yagami mit den anderen zurückgekehrt war, und sie alles besprochen hatten, sollte die Suche weitergehen. L und Yagami sollten zum Friedhof fahren, und sich dort umhören, während Mogi in der Innenstadt weiter nach Zeugen suchen sollte, die Catheryne möglicherweise gesehen hatten. Matsuda sollte, bei dem immer noch geschockten Mr. Duchanne bleiben, damit dieser nicht auf dumme Gedanken kam. Und so stand L jetzt um sechs Uhr morgens auf dem Friedhof und sah sich um. Es wirkte kalt und trostlos. Ob Catheryne wirklich hier war? „Vielleicht hat sie ja jemand gesehen?“, fragte Yagami und riss L damit aus seinen Gedanken. Er nickte. „Möglicherweise der Wärter. Wir sollten es zumindest versuchen und ihn fragen.“, erwiederte er und deutete auf ein kleines Häuschen. Yagami klopfte und ein mürrisch aussehender, älterer Herr öffnete die Tür. „Was wollen sie?“, fragte dieser genervt und L hielt ihm ein Foto von Catheryne unter die Nase. „Haben sie zufällig heute morgen dieses Mädchen gesehen?“, fragte er. Der Alte kratzte sich am Kinn und betrachtete das Bild kritisch. „Ja doch, die Kleine habe ich gesehen. Die stand eine Ewigkeit vor einem Grab, bis sie schließlich darüber in den Wald gegangen ist.“ Volltreffer! „Wann war das?“. L bemühte sich ruhig zu bleiben. Sie waren so nah dran. „Pah, was weiß ich! Vor ca. zwanzig Minuten oder so! Und jetzt habe ich keine Zeit mehr! Lassen sie mich in Ruhe!“. Mit diesen Worten knallte er die Tür zu und lies L und Yagami einfach stehen. Aber sie hatten genug gehört. Während Yagami Mogi kontaktierte lief L schon los. Sie mussten Catheryne schnell finden, denn je länger sie brauchten, destso größer war die Wahrscheinlichkeit, dass der Mörder sie vor ihm fand. Doch wohin genau konnte sie nur gelaufen sein? Ob sie vielleicht gar nicht den Wanderwegen gefolgt war? Doch jetzt war nicht die Zeit um zu zögern. //Ich werde sie finden! Um jeden Preis!//.

Lost & Found

Ich beende mein Lied und schließe die Augen. Ich weiß nicht wie lange ich schon hier stehe, aber mir kommt es vor, wie eine Ewigkeit. Mittlerweile ist mir kalt geworden, obwohl die Sonne sanft zwischen den Blättern hindurch scheint. Ich fühle mich alleine und einsam. Aber ich habe das hier gewählt, oder? Weil ich es für das Beste halte. Wo ist meine innere Stärke geblieben? Wo ist meine Willenskraft hin? Traurig sehe ich einem Blatt zu, wie es langsam zu Boden segelt. Es fliegt so federleicht in der Luft, das ich neidisch werde. Ich will auch einfach fliegen können. Ich seufze. Doch plötzlich höre ich eine Stimme. Eine Stimme, die meinen Namen ruft! Es ist L's Stimme! Im ersten Moment bin ich überglücklich, dass er mich fast gefunden hat. Doch dann wird mir klar, dass ich jetzt nicht antworten darf. Ich muss mich verstecken, bevor er mich sieht. Doch es ist zu spät. „Catheryne!“, ruft er und hat mich offensichtlich entdeckt. Ich drehe mich um und sehe ihn zwei Meter entfernt von mir stehen. In seinem Gesicht stehen Erleichterung und Freude, aber auch Enttäuschung und Trauer. Und genau diese Enttäuschung lässt mich schwach werden. Ich kann mit vielen Gefühlen umgehen, aber mit Enttäuschung nicht. Ich sehe ihn an und spüre, dass mir, wie so oft in den letzten Tagen, die Tränen kommen. Ich schluchze und kann meine Gefühle nicht länger unterdrücken. Ich breche zusammen und all die Zweifel und die Angst der letzten Stunden kommen in mir hoch. Die Tränen laufen mir über die Wangen und ich weiß nicht, was ich tun soll. Doch dann spüre ich, wie sich ein Arm um meine Schulter legt. Es ist L. Das bringt mich nur noch mehr zum weinen, denn obwohl ich ihm so viele Schwierigkeiten bereitet habe, schreit er mich nicht an. Er ist nicht wütend sondern nimmt mich in den Arm, um mich zu trösten. „Es tut mir leid...“ sage ich leise. „Es tut mir leid, aber ich dachte nur...“

„... das es das Beste ist, nicht wahr?“, beendet er meinen Satz und ich nicke. Und erst in diesem Moment begreife ich, was ich eigentlich schon von Anfang an gewusst habe. Nämlich, dass es falsch war. Ich wusste es die ganze Zeit, und habe es dennoch verdrängt. Ich hatte Angst und bin weggelaufen. Ja, ich bin weggelaufen, in der Hoffnung, meine Angst zurückzulassen. Jetzt, da ich es endlich verstanden habe, wird mir die ganze Tragweite meines Fehlers bewusst. „Wie geht es meinem Dad?“, frage ich zaghaft. „Er ist ziemlich mitgenommen, aber es wird ihm besser gehen, wenn er dich in Sicherheit weiß.“, sagt L. Ich nicke und löse mich aus seiner Umarmung, um aufzustehen. „Wir sollten zu den anderen gehen, sie haben sich alle Sorgen gemacht.“. Ich stimme zu und gemeinsam gehen wir den Weg zurück, aus dem Wald raus. Und dieses Mal, lasse ich wirklich meine Angst zurück.
 

Wieder in der Wohnung angekommen lasse ich alles über mich ergehen. Die Rede meines Vaters, dass ich so etwas nie wieder machen dürfe, und er sich schreckliche Sorgen gemacht hätte, Yagamis Ansprache, dass es verantwortunglos gewesen wäre, Matsudas Vorwürfe, ich hätte viel Aufregung für nichts veranstaltet und Mogis böse Blicke. Auch bei der Diskussion, mit der inzwischen eingetroffenen Alice, unterbreche ich sie kein einziges Mal und sehe einfach schweigend auf den Boden. Ich weiß, dass sie alle Recht haben und dennoch schmerzen mich ihre Worte. Nachdem alle ihre Meinung gesagt haben, weiß ich nicht wie ich reagieren soll. Mein Dad setzt sich neben mich. „Du darfst mich nie wieder so erschrecken!“, sagt er nachdrücklich und ich nicke nur. Was soll ich sagen? Ich habe mich bereits bei allen für mein Verhalten entschuldigt. Auch wenn ich weiß, dass ein „Es tut mir leid“, eigentlich nicht ausreicht. Außerdem meinen sie es ja nicht böse. Sie haben sich ja nur Sorgen gemacht. „Die Hauptsache ist, dass es dir gut geht und du wieder da bist.“, kommt L mir zu hilfe. Ich sehe ihn dankbar an und will aufstehen, um mir etwas zu trinken zu holen, doch er hält mich auf. „Warte, wir müssen noch etwas besprechen.“ Ich schaue ihn verwirrt an, bleibe aber sitzen. Wollen sie mich etwa nochmal daran erinnern, dass es falsch war? Also ich habs mittlerweile kapiert und es tut mir leid! Doch das ist nicht das Thema. „Wie wir dir bereits erzählt haben, ist der Mann, der dich umbringen wollte, uns entwischt.“ Bei diesem Satz wirft er Matsuda einen Blick zu. Offensichtlich ist er nicht ganz unschuldig. Ich nicke und deute ihm, fortzufahren. „Da er noch frei rumläuft und wir leider keinerlei Anhaltspunkte haben, denken wir, dass es gefährlich ist, wenn wir dich alleine lassen.“ Das war mir schon klar. Aber auf was will er hinaus? „Also haben wir beschlossen, naja... das du umziehst.“ Ich schaue ihn an und will schon den Mund aufmachen, um etwas zu erwiedern, aber er spricht weiter. „Du wirst vorerst zu mir ziehen, bis wir ihn geschnappt haben. Dein Dad und Alice können dich jederzeit besuchen. Es ist zu deiner eigenen Sicherheit.“ Er sieht mich eindringlich an. Also ich habe ja vieles erwartet, aber das nun nicht! Ich bin so verblüfft, dass ich zuerst nichts erwiedern kann. Ich weiß genau, dass ich jetzt nicht wiedersprechen kann, und ich weiß auch, dass er Recht hat, aber mir gefällt die Vorstellung nicht. Anscheinend kann man mir das ansehen, denn mein Dad mischt sich ein. „Es wäre ja nur für so lange, bis dieser Mann gefasst ist. Danach wäre alles wie früher!“. Er lächelt und versucht mich so zu überzeugen. Wie früher? Nichts ist wie früher! „Ich werde darüber nachdenken und euch heute Abend eine Antwort geben.“ sage ich langsam und beende somit die Diskussion. Ich stehe auf, hole mir etwas zu trinken und gehe in mein Zimmer, denn die beiden kaputten Türen sind wieder repariert worden. Ich lasse mich aufs Bett fallen. Eigentlich steht mein Entschluss fest. Ich werde zu L ziehen. Allerdings frage ich mich, ob das wirklich eine gute Idee ist. //Wo wohnt L eigentlich?//, frage ich mich unwilkürlich. Ist doch egal, ich werde es ja morgen herausfinden. Ich krieche unter meine Decke und schließe die Augen. Ich muss jetzt schlafen, denn ich bin todmüde.

Erschöpft schließe ich die Augen und lasse mich in den Schlaf gleiten.
 

Als ich die Augen wieder aufmache, ist es bereits dunkel draußen, und ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es bereits halb acht Uhr abends ist. Ich stehe auf und gehe ins Bad. Ich sehe noch etwas verschlafen aus und wasche mir daher noch kurz das Gesicht. //Bereit?//, frage ich mein Spiegelbild, doch das ist genauso aufgeregt und nervös wie ich. Ich atme tief durch und gehe ins Wohnzimmer, wo sich bereits alle vor dem Fernseher versammelt haben. Alice hat das Abendessen vorbereitet und als sie mich sieht, bietet sie mir lächelnd ein Käsebrot an. Ich nehme es dankend entgegen und setze mich zu den anderen. Alle sehen mich erwartungsvoll an, sie warten, dass ich ihnen meine Antwort mitteile, die ich versprochen habe. Doch ich lasse mich nicht beirren und esse in aller Seelenruhe mein Brot. L hat bemerkt das die anderen neugierig sind und ich sie ignorire und er grinst. Ich grinse ebenfalls und fange an zu lachen. „Schon gut, ich will euch nicht länger auf die Folter spannen.“ sage ich. Auch L fängt an zu lachen und die anderen sehen leicht verwirrt aus. „Ich habe mich entschieden, auf L's Vorschlag einzugehen und bei ihm einzuziehen, bis der Mörder geschnappt ist. Unter der Bedingung, dass ich Dad und Alice sehen kann und das ich zur Schule gehen darf!“ Ich verschränke die Arme, um meine Vorderungen zu untermauern und L nickt langsam. „Das lässt sich einrichten. Allerdings werden wir dich immer hinbringen und abholen. Das ist meine Bedingung.“ sagt er. „Einverstanden.“, entgege ich und bin irgendwie erleichtert, dass das geklärt ist. Na dann auf ein gutes Zusammenleben! „Wann geht’s denn los?“, frage ich. „Sobald du fertig bist, also eigentlich morgen früh.“ „Okay.“, ich nicke und stehe auf. Ich gehe in mein Zimmer und Alice folgt mir. Mir ist klar, dass ich nicht alles mitnehmen kann und Alice hilft mir, so viel wie möglich in einen Koffer zu quetschen. Als die wichtigsten Dinge in einen Koffer, eine Sporttasche und meine Lieblingshandtasche gequetscht sind, lassen Alice und ich uns erschöpft auf mein Bett fallen. „Ohne dich hätte ich da nicht so viel Zeug reingekriegt.“, sage ich grinsend. Alice lacht und grinst ebenfalls. „Ich geh dann mal schlafen.“ sagt sie und gähnt. Ich stupse sie an. „Na dann gut Nacht.“ Sie lacht und verlässt mein Zimmer. Ich sehe mich um, um mich zu vergewissern, dass ich auch nichts wichtiges vergessen habe. Auch das Blid von mir und meiner Mum, welches ein paar Wochen vor ihrem Tod aufgenommen wurde, habe ich eingepackt. Es ist still geworden, wahrscheinlich sind schon alle ins Bett gegangen. L und die Ermittler schlafen heute Nacht hier, um auf uns aufzupassen. Aber seltsamerweise bin ich überhaupt nicht müde. Ich stehe auf und mache mich auf den Weg in die Küche. Leise schleiche ich durchs Wohnzimmer, um die anderen nicht zu wecken. Ich hatte Recht, alle schlafen schon. Ich hole mir eine Flasche Wasser und will leise zurückschleichen, da höre ich eine leise Stimme. „Cathernye?“ Es ist L! „Ja?“, flüstere ich zurück und sehe wie er aufsteht und im halbdunkel auf mich zu kommt. „Ich muss mit dir reden.“, sagt er mit gedämpfter Stimme und ich bin zwar überrascht, aber ich nicke. Ich deute auf mein Zimmer, dort können wir uns normal unterhalten. Ich gehe voran und er folgt mir. Nachdem wir mein Zimmer betreten haben, schließe ich leise die Tür. Ich bin etwas nervös, denn es ist das erste Mal, dass ein Junge in meinem Zimmer ist. Ich räuspere mich, um die Stille, die zwischen uns herrscht, zu unterbrechen. „Du wolltest mit mir reden?“, frage ich und sehe ihn an. „Ja.“, sagt er. „Catheryne...“, setzt er an, doch ich unterbreche ihn. „Es wäre mir lieber, wenn du mich Cat nennst. Catheryne klingt so formal.“Verlegen sehe ich zu Boden. „Oh okay... gut.“ Er sieht kurz verwirrt aus, doch dann lächelt er. „Also Cat, ich glaube nicht, dass du so begeistert von meiner Idee bist, oder?“ Oh! Damit hatte ich nicht gerechnet. Denn das stimmt nicht! „Oh ähm, also... Nein, es ist so, dass ich einfach etwas überrascht und auch ein bisschen überrumpelt war und dann war ich mir im ersten Moment nicht sicher. Vielleicht hatte ich auch einfach Angst vor der Veränderung.“, gestehe ich und blicke wieder zu Boden. Er nickt. „Dann hat das also nichts mit mir zu tun?“, fragt er so leise, dass ich ihn fast nicht gehört hätte. Erstaunt blicke ich auf. „Nein, nein überhaupt nicht.“, sage ich schnell. „Dachtest du etwa, dass ich etwas gegen dich hätte?“, frage ich, neugierig geworden. Er sieht weg und antwortet: „So was in der Art...“ Ich lächle. Ich hätte nicht gedacht, dass er sich darüber Gedanken macht. Ich sehe ihn an. „L?“, frage ich. Er sieht mich an. „Danke. Danke, dass du nach mir gesucht hast. Danke, dass du an mich geglaubt hast. Ich danke dir von ganzem Herzen.“ Und in diesem Moment kann ich nicht anders. Ich gehe auf ihn zu und umarme ihn, denn ich bin unglaublich dankbar, für das, was er getan hat. Auch wenn er überrascht ist, erwiedert er meine Umarmung und legt die Arme um mich. Ich bin froh, dass er da ist. Ich bin froh, dass ich ihn getroffen habe. Ich bin glücklich. Ich lächle. Ich fühle mich geborgen. Ich mag L. Und vielleicht mag er mich ja auch.

Home sweet Home

Der nächte Morgen ist angebrochen. Ich bin unausgeschlafen und sitzte müde in der Küche und esse mein tägliches Müsli. L sitzt mir gegenüber und liest die Zeitung. Besser gesagt er tut so, als würde er lesen, denn eigentlich wartet er, dass ich fertig bin, damit wir los können. Denn heute werde ich umziehen. Nein, nicht mit so nem riesigen Laster, sondern mit einem Koffer und zwei Taschen. Und während ich das Müsli in mich reinstopfe und L Zeitung liest, rennt Alice in der ganzen Wohnung rum, um zu gucken, ob ich ja nichts vergessen habe. Dabei bin ich mir sicher, dass ich alles eingepackt habe. Ich gähne und stelle die leere Schüssel in die Spüle. Ich weiß nicht, für wie lange ich bei L wohnen werde, aber ich bin ziemlich aufgeregt. Ich gehe in mein Zimmer um meine Sachen zu holen, ziehe meine schwarzen Stilettos an und werfe mir die Lederjacke über. „Ich bin fertig!“, rufe ich L zu, aber der steht schon aufbruchbereit an der Tür. Alice umarmt mich und auch mir fällt es irgendwie schwer. Aber wir werden uns ja in der Schule sehen und sie kann mich besuchen kommen. Ich verabschiede mich von ihr und Dad, dem das doch auch irgendwie schwer fällt. Aber schließlich nehme ich meinen Koffer und meine Taschen und steige mit L in den schwarzen Porsche, der unter vor der Haustür wartet. Watari ist auch da und begrüßt mich. Ich steige in das sportliche Auto und schnalle mich an. „Und wohin geht die Reise?“, frage ich L, als Watari den Motor startet. „Lass dich überraschen.“, sagt er lächelnd und ich bin genau so schlau wie vorher.
 

Ich staune nicht schlecht, als der Wagen vor dem Teito-Hotel hält. Ich war ja vor ein paar Tagen schon hier. „Hier wohnst du?“, frage ich und schaue L schief an. Er grinst. „Nicht ganz. Aber wir werden hier wohnen, es sei denn du möchtest nach England fliegen.“ Er nimmt ganz gentlemen-like meinen Koffer und Watari trägt meine Taschen, also haste ich den beiden hinterher und frage an L gewandt: „ Du kommst also aus England?“ „Ich bin dort aufgewachsen.“, antwortet er nur und ich gehe auch nicht weiter auf das Thema ein. Im 23. Stock, Zimmer 526 bleibt er stehen und schließt es auf. Ich trete ein und das ist wirklich nicht zu übertreffen! Es ist riesig! Ein riesiges Mini-Appartment! Die Möbel sind edel und alles ist blitzblank und adrett. Ich gehe langsam hinein, um alles zu bestaunen. „Es gibt insgesamt 5 Zimmer. Dein Zimmer, mein Zimmer, das Wohnzimmer, ein Gästeraum und ein extra Besprechungszimmer. Dazu zwei Bäder und eine Gästetoilette und die große Küche.“ Er sagt das, als wäre das ganz normal, aber ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Die Küche ist größer als mein Zimmer in der Wohnung von mir und meinem Dad und im Wohnzimmer steht ein riesiger HD Fernseher mit 3D-Effekt und was weiß ich noch alles. Aber am allerbesten ist mein Zimmer. Das erste was ich sehe als ich die Tür öffne ist das riesige Himmelbett! Ich habe eine Schwäche für Himmelbetten. Schon als kleines Kind wollte ich unbedingt eines haben. Und jetzt steht es hier! Ich nehme Anlauf, renne los und lasse mich auf die weiche Bettwäsche fallen. „Das ist kein Bett, das ist eine Wolke. Eine unglaublich flauschige Wolke!“, sage ich lachend. Auch L muss lachen und ich rapple mich wieder auf, um den Rest meines Zimmers zu inspizieren. Ich habe einen eigenen Fernseher, eine Stereoanlage, ein eigenes Bad mit integriertem Whirl-Pool, und einen begehbaren Kleiderschrank. Von dem war ich so begeistert, dass ich ein paar mal rein- und rausgerannt bin, nur um zu gucken, ob er noch da ist, und ich nicht träume. Allgemein bin ich total hingerissen von dem ganzen Appartment. Daher verbringe ich auch den halben Tag damit, überall rumzurennen und jede Ecke unter die Lupe zu nehmen. L beobachtet mich manchmal belustigt, wie ich wie ein aufgescheuchtes Kaninchen von einem Zimmer zum anderen renne. Erst gegen ein Uhr Mittags lasse ich mich aufs Sofa fallen, denn jetzt bin ich erschöpft. Außerdem muss ich noch den Fernseher ausprobieren! L setzt sich zu mir. „Offensichtlich gefällt dir deine neue Unterkunft.“, sagt er lächelnd. „Gefällt ist noch weit untertrieben! Das ist fantastisch! Das ist unglaublich! Und das Beste ist...“. Während ich enthusiastisch vor mich hin schwärme, hört L mir belustigt zu und Watari kocht das Mittagessen. Als ich geendet habe lacht L. „Freut mich, dass es dir gefällt und du so viel Spaß hast.“ Auch ich muss lachen. „Ich zeige dir nacher noch das Hotel.“, sagt L und ich nicke. Ich freue mich schon. Aber jetzt will ich den Fernseher ausprobieren. Es gibt Menschen, die lesen die Anleitung, bevor sie irgendein elektrisches Gerät anschalten und ich gehöre nicht dazu. Mein Motto: Knöpfe drücken bis es klappt!. Also hämmere ich auf die Fernbedinung ein und versuche das 3D anzuschalten, aber irgendwie klappt das nicht so richtig. Immerhin hab ich schon herausgefunden, wo man die Lautstärke einstellt, und wie man die Sender wechselt. L sitzt auf dem Sofa und sieht grinsend zu wie ich auf alle Knöpfe einhacke, die ich finden kann, aber trozdem nichts passiert. Nach zwanzig Minuten gebe ich mich geschlagen und lese die Anleitung. Man muss eine Tastenkombination drücken, kein Wunder, dass ich das nicht hingekriegt habe. Also versuche ich es, und tatsächlich! 3D ohne Brille, vor dem Fernseher. Ich starre begeistert darauf und L schüttelt nur lachend den Kopf. „Komm ich zeig dir das Hotel.“, sagt er grinsend und ich komme sofort mit.
 

Nach geschlagenen zwei Stunden haben wir unseren Rundgang beendet. Ich habe die Sauna, das Casino, die Bar, das Schwimmbad, die Spielhalle, den Billiardraum, die Bibliothek, das Reisebüro, und unzählige von kleinen Geschäften gesehen, die alle in diesem riesigen Wolkenkratzer untergebracht wurden. L hat mir alles gezeigt und ich habe auch aufgepasst, aber es ist mir ein Rätsel, wie er sich merken kann, wo was ist. Ich habe mich ja schonn dreimal auf dem Weg zur Rezeption verlaufen. Also wer hier längere Zeit lebt, braucht eindeutig eine Karte, oder einen Bauplan. Als ich L das vorgeschlagen habe hat er nur gelacht und gemeint, ich würde, wenn ich mich verlaufen würde, schon einen Mitarbeiter finden, der mir dann helfen könnte. Ich war da nicht so überzeugt, aber ist ja auch egal. Mitterweile ist es Abend geworden und ich habe Hunger! Ich bestelle mir eine Pizza und nachdem ich sie vor dem Fernseher gegessen habe und alles aufgeräumt ist gehe ich auf den Balkon. Auch dieser ist unglaublich groß und schön und es weht eine sanfte Brise. Unter mir sehen die Passanten wie Ameisen aus und die Lichter der Straßenlaternen sind nichts weiter, als kleine Glühwürmchen. Ich habe ein Gefühl von Freiheit, und bin froh, dass ich mich so entschieden habe. Auch wenn ich Dad und Alice ein bisschen vermisse, morgen werden sie mich besuchen kommen.

Ich gähne und beschließe, ins Bett zu gehen. Es war nämlich doch etwas anstregend heute. Ich gehe wieder rein, schließe die Tür und begebe mich in mein Zimmer. L ist in seinem Zimmer, am Arbeiten und ich will ihn nicht stören. Ich ziehe meine Jogginghose an und ein ausgeleiertes T-Shirt und lasse mich auf mein Bett fallen. Der Stoff ist unglaublich weich und fühlt sich gut auf der Haut an. Ich schmiege mich in die Decke und bin glücklich. Ich bin schon lange nicht mehr so fröhlich gewesen. Es war eine gute Entscheidung. Morgen werde ich noch meine Sachen weiter auspacken, denn heute habe ich nicht alles geschafft, da ich zu beschäftigt war, alles anzuschauen. Ich schreibe Alice noch schnell eine SMS, damit sie weiß, dass es mir gefällt, und dass es mir gut geht und dann ziehe ich die Vorhänge zu, lasse die Jalousie runter, lösche das Licht und kuschele mich in die weiche Decke. Und schon bin ich eingeschlafen.

Everyday Life

Mein Wecker klingelt. Ich stöhne und versuche ihn auszuschalten, erfolglos. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als aufzustehen. Heute ist Montag, und ich habe die Hälfte meiner Hausaufgaben vergessen. Den Wecker stopfe ich in den Küchenschrank, hinter die Müslipackung, weil das blöde Ding einfach nicht ausgeht. Watari ist schon wach und L auch. Die beiden haben schon gefrühstückt und L ist bereits am Arbeiten. Ich renne mit meinem Nutellabrot im Appartment rum, und suche meine Bücher und Hefte zusammen, die ich für die Schule brauche. Danach haste ich ins Bad, um mich fertig zu machen. „Okay ich habs.“, sage ich, als ich in die Küche gerannt komme. Wir sind nämlich schon spät dran. Was vielleicht auch daran liegt, dass ich so getrödelt habe. Ich fahre mit Watari ins Hotelfoyer und von da laufen wir zur Tiefgarage. L hat darauf bestanden, dass mich immer jemand in die Schule fährt, und von da auch abholt. Das finde ich zwar etwas kindisch, aber immer noch besser, als gar nicht in die Schule zu gehen.
 

Am Schulgelände angekommen, rufe ich Watari ein „Danke und schönen Tag noch“ zu und springe aus dem Auto. Alice steht ungeduldig am Tor. „Da bist du ja endlich! Dachte schon du kommst wieder zu spät.“ „Tut mir leid, war ein bisschen chaotisch heute morgen.“,sage ich, noch etwas außer Atem und wir hasten ins Gebäude. Heute habe ich zu allem überfluss auch noch Nachmittagsunterricht. Das kann ja lustig werden!
 

Nach Schulschluss verabschiede ich mich von Alice, die mir erzählt, dass L sie und meinen Vater zum Abendessen eingeladen hat. Ich freue mich und steige zu Watari ins Auto. Er erkundigt sich, wie es war und ich sage nur, dass es anstrengend war und er nickt. Wieder im Hotel angekommen, esse ich erst mal ausgiebig und setzte mich dann vor den Fernseher. Eigentlich habe ich einen ganzen Berg Hausaufgaben zu erledigen, aber ich bin so müde, dass ich beschließe, sie später zu machen. Die Betonung liegt hierbei auf „später“ und nicht auf „machen“. Das wird noch Konsequenzen haben, aber im Moment ist mir das herzlich egal. In drei Tagen sind sowieso Ferien, dann interessiert das keinen mehr. Also verbringe ich die nächste Stunde vor dem Fernseher und helfe dann Watari, das Abendessen vorzubereiten. Genau genommen, decke ich den Tisch. Um sieben kommen Alice und mein Dad, welcher mich gleich in die Arme schließt, als hätte er mich für Wochen nicht gesehen. Alice ist genauso begeistert von dem Appartment wie ich und wir unterhalten uns ununterbrochen darüber. Nach dem Essen stürzen wir uns geradezu auf den Fernseher und Alice ist genauso fasziniert von dem 3D-Effekt. Mein Dad kann darüber nur den Kopf schütteln. Um halb zehn verabschieden sich Alice und mein Dad und mir fällt ein, dass ich doch eigentlich noch Hausaufgaben machen muss. Ich nehme meine Tasche und verschwinde unauffällig in meinem Zimmer. Mathe. Und ich kapiers nicht. Gleichungen und Brüche kann ich gar nicht. Soetwas brauche ich nie wieder in meinem späteren Leben! Außerdem ist es mir scheiß egal, was x für eine Zahl ist! Nach drei Aufgaben, verstehe ich gar nichts mehr und überlege, ob ich L fragen soll, aber das ist mir peinlich. Ich will nicht dumm dastehen. Jaja, ich und mein Stolz. Also mühe ich mich mit den nächsten fünf Aufgaben ab, habe jedesmal kein Ergebnis und mittlerweile ist es halb elf. Ich habe keine Lust mehr! Aber ich kann jetzt nicht nochmal die Hausaufgaben vergessen. „Verdammt ich check das nicht!“, brülle ich entnervt und sofort schlage ich mir die Hand vor den Mund. Verdammt! Ich habe bestimmt die anderen aufgeweckt! Ich habe Recht, denn es klopft leise an meiner Tür. „Ja?“, sage ich seufzend. L's Kopf schiebt sich durch einen Spalt und ich fege hastig meine Sachen vom Tisch und versuche sie zu verstecken. „Alles klar Cat?“, fragt er irritiert. „Haha ja alles bestens...“, sage ich schnell und schiebe das Buch hinter mich. Klang nicht sehr überzeugend. „Du versteckst irgendwas.“, stellt er fest und sieht mich durchdringend an. Jetzt noch so zu tun, als wäre nichts, hätte keinen Sinn mehr und so gebe ich mich geschlagen. Seufzend hebe ich demonstrativ mein Buch hoch. „Hausaufgaben... Und ich verstehs halt nich... Also es ist nicht so wichtig...“, sage ich schulterzuckend. Es ist mir doch irgendwie peinlich und ich fühle mich ertappt. „Was verstehtst du denn nicht? Ich erklärs dir.“, sagt er und setzt sich zu mir. Überrascht schaue ich ihn an, denn ich hatte erwartet, dass er sauer ist oder so was. „Oh ähm... also...“ Hastig blättere ich mein Buch durch um die Seite wiederzufinden. „Hier! Ja... also ich weiß nicht genau, was ich machen muss um das dann aufzulösen.“ Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe. L beugt sich über das Buch und kommt mir so etwas näher. Ich werde rot und mein Herz klopft. L sieht sich die Aufgabe an und nimmt sich einen Stift. Die nächte halbe Stunde verbringt er damit, mir Mathe zu erklären. Einfach und unkompliziert. Ich verstehe das System und er macht mir noch ein Merkblatt. Ich bin verblüfft, wie einfach das Thema eigentlich ist. Doch die ganze Zeit bin ich so nervös. L ist so nah! Um halb zwölf sind wir fertig und ich lege den Kopf auf den Tisch. „Gott sei dank ist das geschafft!“, sage ich und auch L sieht langsam müde aus. „Hast du es jetzt verstanden?“, fragt er und ich hebe meinen Kopf. „Ja ich habs kapiert. Eigentlich ist das gar nicht so schwer.“, sage ich und bin ihm echt dankbar. Er nickt. „Gut, das freut mich. Manchmal muss man die Sache einfach aus einem anderen Winkel sehen.“ Mit diesen Worten, verlässt er das Zimmer und wünscht mir vorher noch eine gute Nacht. Und ich sitze da und weiß nicht genau, was ich jetzt machen soll. Ich habe so ein seltsames Gefühl. Auch wenn es anstrengend war, es hat Spaß gemacht. Ich hätte noch länger hier sitzen und ihm zuhören können. Ich bin verwirrt. Ich bin wahrscheinlich einfach übermüdet. Also packe ich mein Zeug und gehe dann ins Bett.
 

Noch im Halbschlaf drehe ich mich auf die andere Seite. Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist. Aber irgendwas stört mich. Jemand stupst mich an. Ich drehe mich wieder um . „Nur noch fünf Minuten...“, murmle ich und schlafe schon halb wieder ein. „Nein keine fünf Minuten! Du kommst noch zu spät! Aufstehen!“. Ich gähne und öffne verschlafen einen Spalt breit die Augen. L steht vor mir und anscheinend versucht er schon seit längerem mich zu wecken. „Wasn los?“, frage ich, gähne und will mich wieder unter die Decke verkriechen, doch L hält sie fest. „Was los ist? Du kommst zu spät! Der Wecker steht immer noch im Küchenschrank!“. „Ist doch nicht so wichtig...“, sage ich, immer noch nicht ganz bei der Sache. Doch jetzt zieht L mir die Decke weg. Ich kreische und versuche sie zurück zu holen, doch er ist stärker und ich gebe auf. „Ich steh ja schon auf...“. Ich tappe in die Küche und esse mein Müsli. Finster blicke ich L an, der mir gefolgt ist, und er blickt genauso finster zurück. Ich konnte die halbe Nacht nicht schlafen, und bin müde. Ich gähne ausgiebig und gehe ins Bad, um mich zu richten. Das Bett sieht echt verlockend aus, so warm und kuschelig und das hebt meine Stimmung nicht gerade. Ich muss daran denken, wie L mir gestern Mathe erklärt hat. Ich hab das wirklich kapiert. Und es war gar nicht mehr so uninteressant, herauszufinden, was x für eine Zahl ist.Ich schüttle nur den Kopf, manchmal bin ich echt komisch. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Ich bin nicht so spät dran, wie gestern, aber ich beeile mich trotzdem, sonst ist Alice wieder sauer.
 

Um 15 Uhr schließe ich die Tür zu Zimmer 526 auf, und falle erstmal aufs Sofa und stöhne. L kommt aus seinem Arbeitszimmer. „Und wie wars?“ Ich hänge wie ein nasser Sack über der Lehne und habe mir nicht mal die Mühe gemacht, meine Schuhe auszuziehen. „Wir haben einen Überraschungstest geschrieben...“ stöhne ich und richte mich wieder auf. „War nicht so der Brecher. Hab kein Plan, ob ich gut war, oder ob ich es voll verkackt habe...“, brumme ich und gehe in die Küche, um mein mein Essen warm zu machen. L folgt mir. „Ja wusstest du viel oder wenig?“, fragt er, neugierig geworden. „Ja ich hab alles ausgefüllt, aber ob das richtig ist... da bin ich mir nicht so sicher...“, seufze ich und sehe zu, wie sich meine Suppe in der Mikrowelle dreht. „Ach das wird schon nicht so schlimm sein.“ sagt L aufmunternt und ich nicke nur. Nachdem ich die lauwarme Suppe gegessen habe setzt ich mich vor den Fernseher, und mache nebenher Hausaufgaben. Das heißt, immer wenn Werbepause ist, kritzle ich irgendwas hin. Ansonsten schaue ich meine Lieblingssendung und kaue auf meinem Stift. Nach zehn Minuten merke ich, dass L mich grinsend beobachtet, anscheindend muss ich schon ein bisschen blöd ausgesehen haben. „Du bist doof!“, sage ich gespielt beleidigt und werfe ein Kissen nach ihm. Ich verfehle ihm um zwei Meter und der lacht. „Das Kompliment gebe ich gern zurück.“. „Du bist richtig doof!“, sage ich mit mehr nachdruck und werfe ein zweites Kissen. Er weicht aus, und das dritte fliegt hinterher. Beide verfehlen ihn. „Dir fällt nichts besseres ein, oder?“ sagt er lachend. „Na warte, jetzt setzt was...!“ Ich will nach einem weiteren Kissen greifen, doch wie es aussieht, habe ich meine Munition verschossen. „Scheiße! Na dann eben das hier!“. Ich greife eine Packung Tempos und werfe die. Die Tempos fliegen besser, aber auch dieses Mal verfehle ich L, der sich vor lachen kaum noch halten kann und auch ich muss jetzt lachen.

Schon lange hatte ich nichts mehr zu lachen. Es macht mich froh. L kriegt sich wieder ein und lächelt. „Du bist schon manchmal komisch.“, sagt er und ich grinse. „Haha, ja manchmal habe ich schon einen Schaden.“ Er lacht und setzt sich zu mir aufs Sofa. „Ich wollte mit dir reden.“, sagt er ernst. Ich schaue ihn überrascht an. „Okay.“ sage ich und blicke erwartungsvoll in seine schwarzen Augen. „Naja zuerst wollte ich dir sagen, dass wir jetzt einige Verdächtige haben, was den Fall betrifft. Die anderen kommen heute Abend, um das zu besprechen, und ich möchte, dass du dabei bist, es könnte nämlich sein, dass der Täter einen persönlichen Bezug zu seinen Opfer hat.“ Ich nicke. Ich bin etwas aufgeregt, aber ich stimme zu.
 

Gegen 19 Uhr, als ich gerade mal wieder vor dem Fernseher sitze, klingelt es an der Tür. Ich bin zu faul um aufzustehen. Es klingelt nochmal. Ich bleibe sitzen. Es klingelt wieder, diesmal energisch. Ich stöhne genervt und stehe auf. Wo sind eigentlich Watari und L?! Ich stampfe zur Tür und reiße sie schwungvoll auf. „Wer ist denn das zum Teufel?!“, brumme ich und sogleich will ich es wieder zurück nehmen. Vor der Tür steht ein ziemlich irritiert dreinblickender Yagami und Matsuda schaut mich verblüfft an. Auch Mogi ist dabei. Ich hatte total vergessen, dass die ja noch kommen wollten! Mann, bin ich blöd! „Ah, tut mir leid, wusste nicht, dass ihr es seid...“ sage ich verlegen und bitte die drei herein. Na toll, da hab ich mich mal wieder zum Affen gemacht! Die drei treten ein und ich gehe zum Arbeitszimmer. Jetzt fällt mir auch wieder ein, dass Watari einen wichtigen Termin hat und L in seinem Arbeitszimmer eh nichts hört, weil er zu beschäftigt ist. Ich klopfe und als ich keine Antwort erhalte, mach ich kurzerhand die Tür auf. „Ähm L ich wollt nur sagen, dass die anderen jetzt...“ Ich stocke mitten im Satz, den das Zimmer sieht aus wie ein Schlachtfeld. Die Akten und Papiere stapeln sich auf dem Boden, dem Tisch und dem Sofa. Mittendrin liegen hier und da verstreut leere Süßigkeitenpapiere und mehrere Teller, auf denen wahrscheinlich mal Kuchen waren, stehen auch rum. Weiter hinten im Raum, wo zwei Schreibtische stehen, sitzt L und neben ihm eine Schüssel Erdbeeren. Um ihn herum stapeln sich die Schüsseln und Schokoladen. Als ich ihn anspreche dreht er sich um. Ich stehe da mit offenem Mund und starre das Chaos an. Das sieht ja schlimmer aus als bei mir! „Oh Cat? Was die anderen sind schon da??“ Er steht auf und wühlt sich hektisch durch den Aktenstapel und schmeißt dabei die Hälfte um. Ich kann mich mittlerweile wieder zusammenreißen und antworte: „Ähm... ja sie sind gerade gekommen... Sollte hier nicht mal aufgeräumt werden?“, füge ich noch hinzu und er kratzt sich verlegen am Kopf. „Ha... ja das wollte ich heute noch erledigen, aber habs wohl irgendwie vergessen...“. Ich muss grinsen. Ist ja auch irgendwie zu komisch. „Und jetzt? Sollen sich die anderen auf die Akten setzten oder soll ich sie ablenken, damit du noch schnell umräumen kannst?“, sage ich, immer noch grinsend. Er guckt mich verlegen an. „Das wär echt nett...“ „Okay, aber lass dir nicht zu viel Zeit.“ Ich gehe aus dem Zimmer und mache die Tür wieder zu. So jetzt heißt es Zeit gewinnen! Ich gehe ins Wohnzimmer, wo die Ermittler schon ungeduldig warten. „Also wollen sie sich nicht setzten? Ich mache einen Tee. Oder Kaffee wenn jemand will.“, biete ich freundlich an. „Ich nehm nen Kaffee“, sagt Matsuda und lässt sich auf das Sofa fallen. Mogi möchte nichts und Yagami nimmt den Tee. Ich gehe in die Küche und komme kurz darauf mit einem Tablett zurück und verteile die Getränke. Fünf Minuten sind bereits vergangen. Da die Zeit wohl kaum ausreichend ist, um das Chaos in L's Arbeitszimmer zu beseitigen, frage ich Matsuda wie es ihm den geht, Yagami, was die Familie macht und Mogi ignoriere ich vorerst, der würde mir glaub sowieso nicht antworten. Schon 10 Minuten. Ich überlege schon fieberhaft, über was ich reden könnte, da reißt L die Tür zum Arbeitszimmer auf und begrüßt die Ermittler. Sie folgen ihm ins Arbeitszimmer und auch ich komme hinterher. Das Zimmer ist komplett aufgeräumt! Sämtlicher Müll, die Teller und Schüsseln sind verschwunden und die Akten sind ordentlich im Regal eingeordnet. „Hast du das Zeug aus dem Fenster geschmissen, oder was?“ flüstere ich L zu. „Nee nicht ganz.“ flüstert er zurück und grinst. Wir setzten uns zu den anderen aufs Sofa und L beginnt.

Suspicion

L, ich und die Ermittler sitzen um den kleinen Tisch im Arbeitszimmer. L fasst nochmal zusammen, was bis jetzt passiert ist und legt schließlich drei Fotos auf den Tisch. Er deutet auf das erste. „Das hier ist Tamaki Nakamura, 27 Jahre alt, arbeitet bei Sakura TV.“ Alle schauen auf das Foto. Der Mann, der dort abgebildet ist, hat kurze, blonde Haare und eine auffällig große Nase. Ansonsten sieht er eigentlich recht normal aus, mir fällt zumindest nichts auf. Auf dem zweiten Foto ist ein weiterer Mann zu sehen, sehr groß und er hat dunkle Haare und Augen. „Das hier ist Hinata Kugo, 31 Jahre alt, arbeitet bei einer Filiale der Touto-Bank.“ erklärt L. Nun zeigt er auf das dritte und letzte Foto. Ich bin überrascht. Der Kerl auf dem Foto ist mein Geschichtslehrer! Verwirrt schaue ich L an. Er nickt nur. „Das hier ist Ichiro Fujima, 34 Jahre alt, arbeitet an der Sakurami-Oberschule als Lehrer.“ Die Ermittler und L sehen mich an. Ich starre immer noch auf das Foto. Mein Lehrer ist unter den Verdächtigen? Das kann nicht sein! Der würde soetwas nie tun! Wie kommen sie überhaupt darauf, dass er der Schuldige ist? Ich hole noch einmal Luft und sage: „ Ich kenne ihn. Fujima-sensei ist mein Geschichtslehrer. Ich habe ihn Montags, Mittwochs und Donnerstags jeweils eine Stunde. Aber wie kommt ihr auf ihn?“ Fragend blicke ich in die Runde. „Alle Opfer, die es bisher gab gingen auf die Sakurami-Oberschule und wohnten auch alle in etwa im gleichen Bezirk. Der Täter muss einen persönlichen Bezug zu den Opfern haben. Daher haben wir dein Umfeld und das der Opfer untersucht und diese drei sind die einzigen, die mit allen Opfern zu tun haben.“ Jetzt wo L das sagt, kommen mir auch die anderen Gesichter bekannt vor. Tamaki Nakamura, der Reporter von Sakura TV, hat schon öfter mit meinem Vater kleine Interviews gemacht und ist allgemein in unserem Bezirk aktiv, immer auf der Suche nach den neuesten Storys. Und Hinata Kugo, der Banker, ist bei der Bank angestellt, an der mein Konto und das meines Vaters angelegt sind. Er berät uns manchmal und ist eigentlich ganz nett, aber ich hatte nicht so viel mit ihm zu tun. Ich sehe mir nochmal die drei Fotos an. Einer dieser drei Männer ist wahrscheinlich der Serienmörder und hat versucht mich umzubringen. Aber warum? Nachdenklich blicke ich ins Leere und lasse mir nochmal alles durch den Kopf gehen. „Cat?“, fragt L und ich schrecke hoch. „Was? Sorry war grad in Gedanken...“, sage ich und blicke ihn an. „Wir würden jetzt so verfahren, dass wir die drei Verdächtigen einige Tage beschatten und sie vielleicht auch befragen, doch dann würde ich gerne einen Test machen.“ „Einen Test? Wie meinen Sie das?“, fragt Yagami. „Ich würde gerne die Reaktion der einzelnen Personen testen. Und zwar wenn sie mit Cat in Kontakt kommen. Selbst wenn sie versuchen, es zu verbergen, irgendetwas wird man sehen und dann haben wir Gewissheit. Natürlich nur, wenn du einverstanden bist.“ fügt er an mich gewandt hinzu. Ich überlege kurz. Einerseits ist es vielleicht nicht gerade die beste Idee, zu jemandem zu gehen, der einen tot sehen will, doch andererseits, ist L ja da und so könnten wir den Fall lösen. „Okay einverstanden.“, sage ich und nicke. „Gut. Damit wäre das heutige Meeting beendet.“ sagt L und begleitet die Ermittler noch zur Tür. Ich bleibe sitzen und starre auf die Fotos. Ist derjenige, den wir suchen, wirklich unter diesen drei Personen? Und warum habe ich so ein ungutes Gefühl? Ich seufze und stehe auf. Es bringt nichts, sich jetzt darüber Gedanken zu machen, ich muss abwarten, was passiert.
 


 

„Meine Fresse war das anstrengend!“, stöhne ich und falle aufs Sofa. L kommt aus seinem Zimmer und begrüßt mich. „Und wie war Schule?“

„Frag bloß nicht! Erst Mathe, dann Chemie und auch noch Physik! Und nicht zu vergessen die drei Stunden Mittagsschule, inklusive eine Stunde Geschichte bei unserem Verdächtigen! Ich konnte mich überhaupt nicht konzentrieren, weil ich die ganze Zeit dachte, dass er jetzt gleich ein Messer rausholt und es mir in den Rücken rammt! Ich bin echt fertig!“

„Du hast es ja fast geschafft. Morgen ist letzter Schultag und dann sind zwei Wochen Ferien.“

„Gott sei Dank!“, sage ich und gehe in die Küche um mir mein Essen warm zu machen. Tiefkühlpommes. Einer der besten Erfindungen der Menschheit, abgesehen von Strom, Computer und fließendem Wasser. Ich schiebe die Packung in die Mikrowelle. Ist vielleicht nicht die beste Idee, denn auf der Packung steht dick und fett: „Nur für den Backofen geeignet!“, aber ich bin einfach zu faul, so lange zu warten. L schüttelt nur den Kopf und holt sich einen Jogurt. Natürlich mit Erdbeeren. Er liebt das Zeug echt. Watari muss ständig einkaufen gehen, denn L futtert das ganze Obst und ich die Pommes und Schokolade. L kippt sich noch fünf Löffel Zucker in den Jogurt und setzt sich an den Küchentisch. „Irgendwann stirbst du an einer Überdosis Zucker, ganz sicher!“, sage ich mit einem spöttischen Grinsen. Er blickt auf. „Und du an einer Überdosis Schokolade! Oder Pommes.“ fügt er grinsend hinzu und sieht auf meine Pommespackung die sich munter in der Mirkowelle dreht und irgendwie angekokelt aussieht. „Ahhhh scheiiiißeee!“, fluche ich und schalte schnell die Mikrowelle aus. Weder die Packung noch die Pommes sind noch zu retten. „Meine schönen Pommes...“, schniefe ich und funkle L an. „Das ist alles nur deine Schuld! Du hast mich abgelenkt!“, sage ich gespielt beleidigt. Das machen wir ständig. Wir necken uns gegenseitig und versuchen den anderen wegen jeder Kleinigkeit dranzukriegen.

„Ist nicht meine Schuld wenn du die Beschreibung nicht richtig lesen kannst.“ sagt er achselzuckend und grinst.

„Doch natürlich! Wegen dir hab ich nicht aufgepasst und dann...“

„Streitet ihr schon wieder? Das ist ja wirklich furchtbar mit euch!“, unterbricht mich Watari, der soeben in die Küche gekommen ist und zwei frische Einkaufstüten in der Hand hält.

„Wir streiten nicht!“ rufen L und ich im Chor und fangen an zu lachen.

„Ihr seid mir so zwei Verrückte...“, mumelt Watari kopfschüttelnd und räumt die Einkäufe ein. Ich schnappe mir eine Tafel Schokolade und verschwinde in meinem Zimmer. Erstmal mit Alice telefonieren.
 

Der letzte Schultag vor den Ferien ist eigentlich immer ganz okay. Da machen alle Klassen einen Ausflug und das ist meistens ganz lustig. Meistens. Dieses Jahr allerdings nicht, denn unser Klassenlehrer hat beschlossen, dass wir wandern gehen! Yeah, wir wohnen mitten in Tokio, wo zum Teufel will man da wandern gehen?! Leider hat er dann einen Bus bestellt und jetzt sitzte ich am Donnerstagmorgen, 9.11 Uhr in einem Bus, der geradewegs in die Pampa fährt. Nichtmal Handyempfang hat man hier. Und das allerbeste ist ja immer noch, dass auch Fujima-sensei als Begleitperson mitkommt. Seit er in den Bus gestiegen ist, habe ich ihn beobachtet, vollkommen paranoid. Alice sitzt neben mir und spielt in aller Ruhe mit ihrem Handy, während ich keine ruhige Minute finde. Watari und L haben mir noch gesagt, dass ich keine Angst haben soll, vor solch einer Menschenmenge wäre ein Mord nicht ausführbar und ich darf mich nur nicht weglocken lassen. Super Tipp, da wär ich auch von allein draufgekommen! Und so beobachte ich weiterhin meinen Geschichtslehrer, der da so unschuldig drei Reihen vor mir sitzt und in einem Buch liest.
 

Nach drei Stunden machen wir eine Pause. Gott sei Dank! Ich weiß nicht wo wir überall rumgekraxelt sind und zu jedem Stein und jedem Busch gab es irgendeine Geschichte zu erzählen. Wir machten an einem Fluss Rast. Er war nicht sehr breit aber doch etwas tief. Wenn man ungünstig fällt, könnte man sich schon verletzten. Jedenfalls saßen wir dann alle da mit unserem Lunchpaketen und kaum einer konnte noch stehen, geschweige denn laufen. Während Alice und ich unsere Brote aßen, saß Fujima-sensei fünf Meter weiter, schon wieder in sein Buch vertieft. Alice stupste mich an. „Haha sieh dir die Idioten an.“ sagte sie lachend und zeigte auf Alex, Josh, Harry und Percy. Die vier sind diejenigen, die immer für Spaß sorgen. Gerade versuchten sie sich gegenseitig in den Fluss zu stoßen und die anderen machten auch schon mit. „Komm wir gehen auch hin.“ grinste Alice. „Wenn ich wegen dir nass werde, bist du dran!“, drohte ich scherzhaft und wir gingen zu den anderen. Das Gerangel war bereits in vollen Gange. Und dann passierte es. Ein kurzer Stoß. Ich fand nirgendwo Halt. Ich rutschte und plötzlich fiel ich. Ich hörte Alice Schrei, und das letzte, was ich sah, bevor ich ins Wasser fiel, war Fujima-senseis Gesicht.
 

Mit einem lauten platschen fiel ich ins Wasser und stieß mir den Kopf an etwas hartem an. Ich kämpfte um nicht das Bewusstsein zu verlieren. Ich hatte zu viel Wasser geschluckt und konnte kaum atmen. Ich hatte meinen Orientierungssinn vollkommen verloren und konnte nicht länger zwischen oben und unten, links und rechts unterscheiden. Meine Kehle war voller Salzwasser und mein Kopf dröhnte. Doch dann spürte ich, wie eine kräftige Hand mich packte und nach oben zog. Sobald ich über der Wasseroberfläche war hustete ich und rang nach Luft. Es war Alex der mich soeben gerettet hatte. Ich war klatschnass und alle schauten mich erschrocken an. Offensichtlich hatten sie nicht damit gerechnet, dass ein solcher Unfall passieren würde. „Alles klar?“, fragte Alex. „Jaja geht schon.“ hustete ich und setzte mich erstmal hin. Alice kam zu mir gerannt und umarmte mich. „Gott sei Dank geht’s dir gut. Ich dachte schon du wärst ertrunken.“

„Mädel, alles okay keine Sorge. War nur der Schock.“ beruhigte ich sie. Auch wenn es nicht stimmte. War es Fujima? Hatte er mich geschuckt? Wollte er es wie einen Unfall aussehen lassen? Er stand immer noch bei den anderen und hielt offenbar eine Standpauke. Doch mich ließ das Gefühl nicht los, dass er etwas damit zu tun hatte. War das gerade wirklich ein Anschlag? Konnte ich ihm noch trauen?

War er wirklich fähig einen Menschen zu töten? Und wenn ja, warum ausgerechnet ich? Was hatte ich getan?
 

„Haaatschi“. Ich niese. Und huste. Ich saß auf dem Sofa in L's Hotelzimmer. Nach dem Zwischenfall im Fluss hatte man mich nach Hause geschickt. Auch mein Dad war da. Er lief auf und ab, wütend, besorgt und vollkommen aufgewühlt. L saß neben mir in einem Sessel und dachte nach. Und ich hustete und starrte mit leeren Augen ins Nichts. Was soll ich tun? Bin ich einfach nur paranoid und steigere mich da in etwas rein? Habe ich mir das nur eingebildet? Oder hat mein Geschichtslehrer wirklich versucht mich umzubringen? Aber was habe ich getan? Warum sollte er soetwas tun? Ich lege den Kopf auf die Knie und eine Träne läuft meine Wange hinunter. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll.

Ich habe keine Ahnung wie es weitergehen soll. Ich weiß selbst nicht, warum mich die Sache so extrem mitnimmt, aber die Verzweiflung in mir ist mächtiger als alles andere. Das Bild von Fujima-senseis Gesicht, kurz bevor ich fiel, hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Was soll ich tun?

Rainy Days

Ich öffne blinzelnd die Augen. Mir tut alles weh. Stöhnend greife ich nach meinem Handy. 5.30 Uhr, Freitag, zeigt das Display. Ach ja, heute ist ja mein erster Ferientag. Und ich wache um halb sechs auf, na toll! Ich habe Kopfschmerzen und Halsschmerzen. Und allgemein tut mir irgendwie alles weh. Mir ist heiß, aber gleichzeitig auch kalt. Meine Augen brennen und mein Mund ist trocken. Ich fasse mir an die Stirn. Ein bisschen warm bin ich schon. //Ach was, das bildest du dir nur ein!//, denke ich und drehe mich auf die andere Seite.
 

„Cat? Guten Morgen! Bist du wach?“, höre ich irgendwo im Hintergrund eine Stimme. Ich blinzele. „Hey hörst du mich? Klar es sind Ferien aber wir haben jetzt halb 4! Nachmittags!“ Es ist L's Stimme. Verschlafen drehe ich mich zu ihm um. „Das ist jetzt ein Witz oder?“ Ich gähne. „Nee ist es nicht! geht’s dir gut??“ fragt er besorgt und legt seine Hand auf meine Stirn. „Mein Gott du glühst ja!! Du hast bestimmt Fieber! Ich rufe einen Arzt!“, ruft L und will losrennen, doch ich greife nach seiner Hand. „Haaalt! Mir geht’s gut, keine Panik, passt schon...“. Ich will weiterreden, doch ich werde von einem Hustenanfall unterbrochen. Ich muss so heftig husten, dass ich beinahe vorüber aus dem Bett kippe. L fängt mich auf und ich lehne mich erschöpft gegen seine Brust. „Ich ruf jetzt den Arzt und du bleibst liegen, okay?“. Das war eher eine retorische Frage, doch ich nicke und L steht auf und geht ins Wohnzimmer, um zu telefonieren. Ich lege mich wieder hin. Wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich vollkommen kaputt. Ich schließe die Augen und warte.
 

Nach einer halben Stunde ist der Arzt wieder gegangen und neben mir, auf meinem kleinen Schränkchen stehen zwei Dosen Medizin. Eine ist gegen das Fieber und die andere soll gegen die Schmerzen helfen. Ich schlucke beides und verkrümele mich halb unter meiner Decke. L zieht die Vorhänge zu, setzt sich zu mir ans Bett und greift nach meiner Hand. „Werd schnell wieder gesund, ja?“ flüstert er und lächelt mir aufmunternd zu. Ich lächle zurück und drücke seine Hand. „Bleibst du noch ein bisschen hier?“ frage ich leise. „Ich warte bis du eingeschlafen bist.“ sagt er und ich schließe die Augen und irgendwann schlafe ich ein.
 

Als ich wieder aufwache ist L nicht mehr da. Anscheinend hat er wirklich gewartet bis ich geschlafen habe. Ich werde rot. Warum habe ich überhaupt solche Dinge gesagt?! Liegt wahrschienlich am Fieber. Hoffe ich zumindest. Ich drehe mich wieder auf die andere Seite.
 

Die nächsten Tage bestehen einzig aus Schlafen, ein bisschen Essen und Medikamente nehmen. Ich verbringe einen Großteil meiner Zeit im Bett, trinke Tee und schone mich, in der Hoffnung wieder gesund zu werden. Wenn ich wach bin, leistet L mir Gesellschaft und auch Joey vom Music's Life kam vorbei und hat mir eine Tafel Schokolade und einen Pikachu-Handyanhänger mitgebracht. Ich bin total kindisch, aber für Pikachu hatte ich schon immer eine Schwäche. Und jetzt baumelt ein kleiner Pikachu an meinem Handy hin und her. L beäugt ihn nur skeptisch. Ich muss grinsen. Er ist doch irgendwie süß. Er sieht meinen Gesichtsausdruck und lacht. Auch ich lache, muss dann aber husten. Er streicht mir die Haare aus dem Gesicht. „Ich habe jetzt noch ein bisschen zu tun, aber ich komm nacher wieder, okay? Versuch etwas zu schlafen.“ „Okay.“ L geht aus dem Zimmer und ich schließe die Augen.
 


 

« L's Sicht »
 

Die kleine, graue Digitaluhr zeigt schon 23.41 Uhr, als L seinen Laptop runterfährt und sein Arbeitszimmer verlässt. Das Appartment ist still, denn Watari ist auch schon im Bett. Die Arbeit hat länger gedauert als erwartet. Doch aus Cat's Zimmer kommt noch ein Lichtstrahl durch den Türspalt. Ist sie etwa noch wach? Langsam schleicht er zu ihrem Zimmer und öffnet die Tür einen kleinen Spalt. Cat lag wie eine Katze zusammengerollt und fast vollständig unter ihrer Decke versteckt in ihrem Bett und schlief. Ihre kleine Lampe brannte, sie musste noch gelesen haben. L betrachtete Cat. Ganz ruhig lag sie da, ihr Atem ging regelmäßig, sie hustete nur gelegentlich. Er setzte sich auf die Bettkante und strich ihr übers Haar. //Hoffentlich wird sie schnell wieder gesund.//, dachte er sich, löschte das Licht und ging leise aus dem Zimmer und schloss die Tür.

Es ist jetzt fast Mitternacht, aber L war zu aufgewühlt um zu schlafen. Er starrte aus dem Fenster und sah zu, wie die vielen Autos unter ihm wie Ameisen umherwuselten. Die Lichter der vielen Wolkenkratzer waren so hell, dass sie fast das ganze Wohnzimmer beleuchteten. Es war eine klare Nacht und man konnte die vielen, kleinen Sterne am Himmel sehen, die zwischen den Gebäuden der City aufblitzten. L hört ein Geräusch. Die Tür zu Cat's Zimmer öffnete sich und sie sah ihn an. Sie trug eine Jogginghose und ein schwarzes Top und hatte sich ihre Decke über die Schultern gelegt. „Hab ich dich geweckt?“ fragt L leise. Sie schüttelt den Kopf. „Konnte einfach irgendwie nicht schlafen.“ flüstert sie zurück und stellt sich neben L. Eine Weile stehen sie schweigend nebeneinander und starren hinaus. L bricht schließlich die Stille. „Wie geht es dir? Besser?“ „Es geht. Schon besser aber richtig gut nicht.“ Sie gähnt. „Du bist müde, leg dich wieder hin.“ „Ich will aber nicht. Den ganzen Tag nur im Zimmer liegen ist langweilig und außerdem kann ich sowieso nicht schlafen.“ Eine Weile sagt sie nichts mehr. Doch dann senkt sie den Kopf. „Ich hatte schon wieder diesen Albtraum.“ sagt sie leise, so leise das L sie fast nicht gehört hätte. Eine winzige Träne rollt ihr langsam über die Wange. Ihr Vater hat schon davon erzählt. Ein seltsamer, immer wiederkehrender Albtraum vor dem Cat offensichtlich Angst hat. L zögert, doch dann nimmt er sie ganz vorsichtig in den Arm, fast so als hätte er Angst, sie könnte zerbrechen. „Ist ja gut. Es ist alles okay. Shh, shh...“. Er streicht ihr übers Haar. Cat schluchzt und sinkt auf den Boden. L trägt sie auf Sofa, wo sie leise weint. „Alles wird gut.“ flüstert er ihr ins Ohr.

Und irgendwann spürt er wie sie langsam einschläft. Er sieht hinaus in die blinkenden Lichter, und blickt dann zu dem Mädchen was friedlich in seinen Armen schläft. Und schließlich fallen auch ihm die Augen zu.
 


 

« Cat's Sicht »
 

Langsam öffne ich die Augen. Verschlafen blinzle ich und das erste was ich sehe, sind die Sonnenstrahlen, die durch das große Wohnzimmerfenster fallen. Die Staubfusseln tanzen auf dem Teppich und die Uhr an der Wand tickt. Ich hebe den Kopf, und erschrecke mich so, dass ich erstmal vom Sofa falle und mir beinahe den Kopf an dem gläsernen Couchtisch anschlage. Da auf dem Sofa sitzt L und schläft tief und fest. Und ich habe bis gerade eben auch dort geschlafen. Bei L. Die ganze Nacht. Oh mein Gott! Ich werde wahrscheinlich gerade knallrot im Gesicht. Das ist mir so peinlich! Ich stehe auf und will ganz leise in mein Zimmer schleichen. Oder sagt L dann nacher irgendwas zu mir? Soll ich einfach so tun als würde ich schlafen und warten bis er aufwacht? Oder soll ich mich vielleicht einfach dazusetzten? Nein, auf keinen Fall! Ich weiß überhaupt nicht was ich sagen soll. Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe. Ich sehe von meinem Zimmer zu L. Er sieht ja doch schon irgendwie süß aus, wie er da so seelig schläft und irgendwie bekomme ich Lust, ihm durch die Haare zu wuscheln.

Was denke ich denn da?! Ich haste in mein Zimmer und schließe leise die Tür. Was ist bloß los mit mir? Das ist bestimmt noch irgendeine Nachwirkung vom Fieber. Ganz sicher!
 

Drei Stunden später stehe ich vorm Music's Life. Ich atme tief durch. Ich konnte L den ganzen morgen nicht in die Augen sehen, weil ich einfach keinen blassen Schimmer hatte, wie ich reagieren sollte. Vor allem, weil ich nicht wusste, was L darüber dachte. Jedenfalls brauch ich jetzt einen klaren Kopf und welcher Ort wäre besser geeignet als mein Lieblingsladen? Ich drücke die Tür auf und hätte beinahe Joey umgerannt, der gerade den Laden verlassen will. „Heyy Kleine, du bist ja wieder fit! Schön dich zu sehen!“ sagt er fröhlich und umarmt mich erstmal. „Ich freu mich auch dich zu sehen, Joey!“, sage ich lachend. „Ich geh schnell zum Bäcker, willst du auch was?“ Ich schüttle den Kopf. „Nee danke, hab erst gefrühstückt. Ich bin im Hinterzimmer.“ Er nickt und ich betrete den Laden. Es sind nur ein paar Kunden da, es ist ja auch noch Vormittag. Ich winke Tony, der mir kurz zunickt und verschwinde im Hinterzimmer. Kopfhörer auf. Musik an. Welt aus.
 


 

Dreißig Grad, ich kühl mein' Kopf

Am Fensterglas auf dem Zeitlupenknopf

Wir leben immer schneller, feiern zu hart

Wir treffen die Freunde und vergessen unser'n Tag

Woll'n kein Stress, kein Druck, nehmen zu, noch 'n Schluck

Vom Gin Tonic, guck in diesen Himmel, wie aus Hollywood

Rot knallt in das Blau, vergoldet deine Stadt

Und über uns ziehen lila Wolken in die Nacht
 

Wir bleiben wach, bis die Wolken wieder lila sind

Wir bleiben wach, bis die Wolken wieder lila sind

(oh oh) bis die Wolken wieder lila sind

Wir bleiben wach, bis die Wolken wieder lila sind

Guck, da oben steht ein neuer Stern (yeah)

Kannst du ihn sehen bei unser'm Feuerwerk? (oh)

Wir reißen uns von allen Fäden ab (yeah)

Lass sie schlafen, komm, wir heben ab
 


 

Ich liebe das Lied. Joey hat es mir per E-Mail geschickt, doch hier im Music's Life auf dem Sofa zu liegen und sich quasi damit volldröhnen zu lassen, das ist ein unglaubliches Gefühl. Es ist fast so als würde ich schweben, als würde mich die Musik vollständig umgeben. Manchmal mache ich die Musik so laut, dass ich beinahe vibrire und Tony sagt immer, dass ich spätestens in 10 Jahren taub sein werde, aber ich liebe dieses Gefühl. Ich summe die Melodie nach und mein Fuß klopft im Takt.
 

Ich höre das Lied wirklich in Dauerschleife. Aber nach einer Stunde schalte ich die Stereoanlage aus und baue mein Keyboard auf. Ich spiele eigentlich lieber auf dem Klavier, aber das wäre jetzt zu laut, ich könnte die Kunden stören. Also stelle ich den Ton leiser und fange an zu spielen. Meine Mutter hat mir damals das Klavier spielen beigebracht. Als sie dann starb musste ich mir alles andere selber beibringen. Ich habe mir die Noten von meinem neuen Lieblingssong aus dem Internet runtergeladen und ausgedruckt. Also fange ich an zu spielen. Anfangs etwas holprig, doch nach der Zeit wird es besser und irgendwann singe ich leise mit. Ich vergesse völlig die Zeit.
 

„Du spielst sehr schön.“ Ich schrecke hoch. Ich war so in meine Musik vertieft, dass ich gar nicht mitbekommen habe, wie jemand ins Zimmer gekommen ist. Ich sehe zur Tür. Da steht L! Hat er mich etwa gehört? Wie lange steht er schon da? „Oh... ähm... danke.“ Was besseres fällt mir im Moment nicht ein. L setzt sich zu mir. „Wie lange spielst du schon?“, fragt er. „Seit ich vier bin. Meine Mutter hat es mir beigebracht.“ antworte ich. Er nickt. „Du spielst wirklich toll.“ sagt er und sieht mich an. Ich werde ein bisschen rot. „Danke... ähm, warum bist du eigentlich hier? Ist was passiert?“ frage ich. „Achso ja genau. Ich habe einen Plan. Es geht um Hinata Kugo, den Banker. Ich würde ihn gerne heute überprüfen. Dazu bräuchte ich die Mithilfe von dir und deinem Vater.“

„Klar, wann soll es losgehen?“

„Jetzt.“
 

Nur zwanzig Minuten später sitze ich mit Watari, L und meinem Dad im Auto. „Also der Plan sieht so aus, dass...“ setzt L an, doch ich unterbreche ihn. Ich kenne ihn auswendig. „...dass ich und mein Dad zu Kugo-san gehen und ein bisschen plaudern, Dad legt noch ein neues Konto an und ich verwickle ihn in ein Gespräch zum Thema Zinsen und durch die Kamera...“. Ich deute auf den Knopf meiner Bluse, in den eine mini High-Tech-Kamera platziert wurde. „... kannst du alles beobachten. Danach dampfen wir wieder ab und werten die Aufzeichnungen aus. Sollte es auf irgendeine Art und Weise brenzlig werden, ziehen wir uns zurück. Korrekt?“, füge ich noch hinzu und L grinst und nickt. „Perfekt.“

„Na dann kanns ja losgehen.“, murmle ich und um ehrlich zu sein, habe ich ein ganz mieses Gefühl bei der Sache.

Elevator

Gemeinsam mit meinem Dad betrete ich die Touto-Bank. Der imposante Wolkenkratzer glitzert im Licht der Mittagssonne. Die Schiebetüren öffnen sich und wir treten ein. Dad geht zu einem der Schalter und sagt etwas, daraufhin verschwindet der Mitarbeiter in einem Nebenzimmer und kommt nur wenige Augenblicke später mit Hinata Kugo wieder heraus. Als er mich und meinen Dad erblickt lächelt er und kommt strahlend auf uns zu. „John, wie schön dich mal wieder zu sehen.“ Er umarmt meinen Dad und dann kommt er zu mir und gibt mir die Hand. „Und Catheryne, du bist ja so groß geworden!“ Wie ich das hasse -.- Diese ewigen Sprüche mit dem du-bist-so-groß-und-so-erwachsen-geworden-wie-faszinierend-Getue kann ich überhaupt nicht ausstehen. „Freut mich auch sie zu sehen.“ Lächeln, immer schön lächeln.

Dad und Hinata waren zusammen in der Oberschule und sind noch alte Freunde. Hinata führt uns in sein Büro. „Setzt euch doch, setzt euch.“ sagt er und bietet uns zwei Stühle an. Sein Büro ist doch recht groß. Ein breiter Schreibtisch und viele Regale nehmen den größten Teil des Raumes ein. Durch das große Panoramafenster hat mein einen großen Ausblick auf die Straße und Geschäfte. Mein Dad und ich setzen uns. Hinata bringt uns beiden ein Glas Wasser und ich trinke sofort ein paar kleine Schlucke, damit ich nicht reden muss. Die ganze Situition behagt mir nicht. Außerdem kann L alles sehen durch die kleine Kamera.

Dad beginnt ein Gespräch und ich höre mit halbem Ohr zu, konzentriere mich aber größtenteils auf mein Glas. „Planst du also etwas größeres Catheryne? Wenn du so viel sparen möchtest?“, fragt Hinata mich jetzt. Hastig stelle ich mein Glas ab. „Oh ähm...“, sage ich zögernd, doch mein Dad wirft mir den Na-los-lass.dir-was-einfallen-Blick zu. „Ja Kugo-san, ich möchte gerne studieren und eine Studentenwohnung wäre auch nicht schlecht.“, sage ich lächelnd. „Oh du brauchst nicht so förmlich sein, nenn mich einfach Hinata.“, sagt er freundlich. „Das ist eine schöne Idee...“. Und schon ist er wieder in ein Gespräch mit meinem Dad vertieft. Erleichtert atme ich auf. Ist ja gerade nochmal gut gegangen. Zwanzig Minuten diskutieren sie noch miteinander, bis ich Hinata schließlich frage, wo die Toilette sei. Möglicherweise war das extrem unpassend, aber ich muss für ein paar Minuten hier raus. „Also, wenn du den Gang runtergehst gleich links sind welche, aber nimm lieber die im dritten Stock, die sind besser.“ Er zwinkert mir zu und ich bin ziemlich irritiert. Sollte das jetzt ein Scherz sein? Ich lasse mir nichts anmerken und gehe. „Nimm am Besten den Aufzug, die Treppen wurden eben gerade erst gewischt.“, ruft er mir noch hinterher. „Alles klar.“ rufe ich zurück und mach mich auf den Weg zu den Aufzügen.

Ich drücke den Knopf und mit einem „Pling“ springt die Tür auf. Außer mir ist niemand darin und so drücke ich die große Taste mit der Aufschrift „3“ und die Tür schließt sich.

Diese klischeehafte Fahrstuhlmusik ertönt und ich warte. Der Aufzug sieht edel aus, die Wände haben helle Farbtöne und es ist fast als würden sie strahlen. Ein aufwändiges Muster ist auf der Decke zu sehen, allerdings kann ich keine Form darin erkennen und habe keinen Plan was es darstellen soll. Das Bedienfeld ist aus Edelstahl und hat eine elektronische Anzeige. Die leicht gedämpften Lampen an der Decke geben dem Aufzug eine schummrige Atmosphäre. An beiden Seiten und im hinteren Teil befinden sich auf halber Höhe die Griffstangen. Als ich klein war, habe ich immer versucht mich da drauf zu setzten, aber ich bin nie hochgekommen. Dad musste mich immer hochheben, aber nur wenn keine anderen Leute da waren. Irgendwann wurde ich groß und habe aufgehört es zu versuchen und mich, wie alle anderen, nur noch daran festgehalten. Aber jetzt nicht. Ich fasse diese Stangen nicht gerne an, wer weiß wer die schon alles angepackt hat. Und da ich mich nicht festhalte, bin ich auch nicht vorbereitet und ich stolpere, als der Aufzug plötzlich stehen bleibt. Vor lauter Schreck falle ich hin. Was ist jetzt los? Der Aufzug ist ganz plötzlich stehen geblieben, aber die Türen gehen nicht auf. Klemmen sie etwa? Ich stehe wieder auf und versuche die Tür aufzuziehen. Mir ist das schonmal passiert, man muss einfach ein bisschen ziehen und dann geht das wieder. Aber so sehr ich auch ziehe und zerre, es passiert nichts. Die Lampe fängt an zu flackern und plötzlich geht sie aus, die Tasten des Bedienungsfelds ebenfalls und schon sitze ich vollkommen im Dunkeln. „Hallo?“ rufe ich. „Hallo, ist da jemand? Hinata? Dad?“ Keine Antwort. „L?“, frage ich leise in die Dunkelheit hinein, denn er müsste mich eigentlich noch hören können. Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und leuchte. Im Aufzug tut sich rein gar nichts. Da klingelt mein Handy plötzlich und ich gehe sofort ran. „Hallo? L?“

„Cat? Alles klar? Was ist passiert?“, fragt er.

„Keine Ahnung. Ich dachte, dass könntest du mir beantworten.“, sage ich.

„Laut unseren Information ist der Aufzug stecken geblieben.“

„Ja das könnte durchaus sein. Jedenfalls ist der ganze Strom weg.“. Ich sehe mich nochmal um. Offensichtlich hat mich mein komisches Gefühl von vorhin nicht getäuscht. „L könnt ihr mich hier rausholen?“, frage ich und bekomme erstmal keine Antwort. Ist der Empfang etwa weg? Wurde die Verbindung unterbrochen? „Hallo? Hallo L?“, rufe ich ins Telefon. Doch dann kann ich seine Stimme wieder hören. „Cat, wir haben ein Problem.“
 

„Was soll das heißen ich habe zehn Minuten?!“ Ich brülle fast ins Handy. L hat mir soeben eröffnet, dass das Stahlseil, welches den Aufzug hält, beschädigt ist und sie es nicht sofort reparieren können. Der Aufzug steckt fest und durch das Gewicht und die daraus entstehende Belastung, wird der Aufzug in etwa zehn Minuten abstürzen. Mit mir, wenn ich nicht vorher rauskomme. „Bleib ruhig Cat, wir sind schon unterwegs.“ Im Hintergrund höre ich Schritte und aufgeregte Stimmen, darunter auch die meines Vaters. „Cat? Cat mein Schatz geht es dir gut?“, fragt er besorgt. „Ja, Dad mir geht’s gut. Aber sagt mir jetzt wie ich hier rauskomme!“, entgegne ich und dann höre ich wieder L's Stimme. „Also hör zu. Über dir, an der Decke des Aufzugs, befindet sich eine Luke, eine Art Notausgang. Die musst du aufdrücken und dann lassen wir ein Seil runter. Du hälst dich fest und wir ziehen dich hoch.“, erklärt er. „Wir können leider niemanden runter schicken, der Sicherheitsbeamte meinte, das wäre zu gefährlich, er könnte das Risiko nicht einschätzen.“ grummelt er. Alles klar. Luke aufmachen, Seil nehmen, rausklettern. „Okay“, sage ich ins Telefon und leuchte dann mit dem Display nach oben.

Ich kann einen kleinen Griff sehen. Aber ich bin zu klein. Ich stelle mich auf Zehenspitzen und dann packe ich den Griff und drücke. Aber da tut sich nichts. Ich springe hoch und haue dagegen, aber das Teil ignoriert es komplett. Doch dann fällt mir etwas auf. Ich leuchte wieder und sehe genauer hin. Die Luke ist nicht sehr groß und rechteckig, aber sie wurde... naja es sieht aus als wäre sie zugeschweißt worden. Rund um die Luke sehe ich nämlich eine etwa einen halben Zentimeter breite, metallige Schweißnat. „L, mit dem Teil stimmt was nicht! Es sieht aus, als wurde es zugeschweißt!“, sage ich ins Telefon.

Langsam werde ich doch etwas nervös. Was harmlos angefagen hat, ist jetzt zu einer ernsten Sache geworden und ich finde das alles hier überhaupt nicht mehr witzig. „Zugeschweißt?!“ L's Stimme überschlägt sich fast. Ich habe ihn noch nie so aufgebracht erlebt. Anscheinend gehen auch ihm langsam die Ideen aus. Für etwa eine Minute herrscht Stille und ich habe schon Angst, dass die Lage vollkommen aussichtslos ist, doch dann kann ich seine Stimme wieder hören. „Cat, hör mir jetzt genau zu. Wir konnten eine Verbindung herstellen und können gleich den Strom widerherstellen. Aber den Aufzug selber können wir nicht bewegen, irgendwas wurde da herumgepfuscht. Jedenfalls werden wir im Erdgeschoss die Türen öffnen und auch die Türen des Aufzuges. Wir werden das Seil kappen und können genau berechnen, in welcher Sekunde der Aufzug am Erdgeschoss vorbeifahren wird. Wir werden dir einen Countdown geben und du musst rausspringen. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht.“ Im ersten Moment halte ich das für einen schlechten Scherz und warte nur darauf das jemand „Reingefallen!“ ruft. Aber es ruft niemand. „Ich soll also aus dem Aufzug springen?“ frage ich nochmal nach. „Ja.“, sagt L und er klingt nervös. Aber ich glaube ich bin um einiges nervöser als er. Ich habe nur einen eizigen Versuch und den darf ich nicht vermasseln. Aber wenn ich nichts tue sterbe ich wahrscheinlich. Ich atme nochmal tief durch. „Okay wann geht’s los?“, frage ich. „So schnell es geht, wir haben nur noch etwa fünf Minuten. Wir geben dir einen Countdown von 30 Sekunden.“, sagt L. Wozu noch warten? Je schneller ich es hinter mich bringe, desto eher ist es vorbei. „O-okay, dann los.“, sage ich und meine Stimme zittert. „Gut. Bleib einfach ruhig Cat. Also der Sicherheitsbeamte wird den Countdown einleiten. Ab 10 Sekunden zähle ich dann runter. Bei 10 kappen wir auch das Seil. Das wird dich vielleicht kurz umwerfen, halt dich also gut fest. Stell dich ganz hinten an die Wand und wenn ich bei 1 bin rennst du los und bei null spring einfach. Du kannst es.“, erklärt L und seine Stimme klingt gefasst, ganz im Gegensatz zu meiner. „O-okay. I-ich bin bereit.“, sage ich und atme tief durch. Eine mir fremde Stimme dringt durch das Telefon. „30... 29... 28...“ Ich klammere mich an der Stange fest. Das Licht fängt an zu flackern und leuchtet schließlich wieder. Die Tür des Aufzugs öffnet sich und ich blicke auf die graue Betonwand. Beruhig dich Cat, beruhig dich!! Tief atmen, ganz ruhig. Aber im Gegenteil ich zittere am ganzen Körper. Mein Gehrin weigert sich einen klaren Gedanken zu fassen und ich atme schnell, das Handy immer noch in der Hand, da ich es mittlerweile auf Lautsprecher gestellt habe. „L?“, frage ich. „26... 25...“ höre ich die andere Stimme, doch dann auch L's. „Cat? Bleib ganz ruhig. Wir sind da. Du wirst es schaffen.“, sagt er beruhigend. „Was wenn nicht?“. Meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. „Was wenn ich versage? L, wenn ich es nicht schaffe, dann sag meinem Vater, dass...“, doch er unterbricht mich. „Cat ich habe vollstes Vertrauen zu dir. Du wirst nicht scheitern. Ich weiß dass du es schaffen wirst. Du wirst nicht sterben! Und ich weiß das du es schaffen wirst! Glaub an dich!“. L klingt so überzeugt und durch seine Worte bekomme ich Hoffnung. „12... 11...“ sagt die Stimme und dann höre ich L. „10...“ In diesem Moment geht ein Ruck durch den Aufzug und es reißt mich beinahe von den Füßen, doch ich halte mich oben. Die Betonwand raßt an mir vorbei und die Lampen fangen an zu flackern. „6... 5... 4...“ Gleich ist es soweit. Ich mache mich bereit. „3... 2...“ In diesen wenigen Momenten achte ich einzig und allein auf L's Stimme. Seine Worte hallen mir noch in den Ohren und geben mir Kraft. Und in dem Moment in dem ich die 1 höre stoße ich mich mit beiden Händen an der Wand ab, renne los und sehe fast wie in Zeitlupe wie die Betonwand verschwindet und stattdessen sehe ich die Eingangshalle der Touto-Bank, ich sehe die Menschen draußen auf der Straße, die Geschäfte und alles sieht in diesem Bruchteil einer Sekunde so unwirklich aus. Ja, es ist nur ein Bruchteil einer Sekunde, in der ich all das sehe, doch es kommt mir viel länger vor. Ich setzte den letzten Schritt über die Kante und springe mit aller Kraft aus dem Aufzug.

Say, that I love you

Kennt ihr das, wenn ihr für wenige Augenblicke alles in Zeitlupe seht? Wenn die ganze Welt stehen bleibt und euer Leben an euch vorbeizieht? Wenn euch wieder einfällt, was ihr alles flasch gemacht habt? Wenn alles um euch herum auf einmal so unreal und unwirklich wirkt? Genau das passiert gerade. Mir fällt wieder ein, wie ich mal die Kette meiner Mum versteckt habe, und sie sie schon verzweifelt gesucht hat, bis ich ihr schließlich das Versteck gezeigt habe. Mir fällt wieder ein, wie ich Alice' Kuscheltier damals einen Arm abgerissen habe. Mir fällt so vieles wieder ein, so viele Erinnerungen, von denen ich niemals glaubte sie noch zu besitzen.

Das alles passiert in dieser einen Sekunde in der ich springe. In der ich in der Luft fliege und es sich entscheidet ob ich den Boden des Erdgeschosses erreiche, oder mit dem Aufzug in die Tiefe gerissen werde. In dieser einen Sekunde ist mein Kopf wie leergefegt und gleichzeitig kommen tausende Gedanken in mir hoch. Es ist als wäre die Zeit angehalten worden und alles steht still. Doch nur für diese eine Sekunde. Dann ist es vorbei.
 

Wenn man springt, dann muss man irgendwann auch wieder fallen. Wenn man nur nach oben springt, dann fällt man sofort wieder. Wenn man aber nach vorne oder hinten springt gibt es einen Augenblick in dem man nicht fällt, sondern fliegt. Man fliegt und erst dann fällt man. Ich bin gesprungen, geflogen und jetzt falle ich, ich weiß nur noch nicht, ob ich auf dem Dach des Aufzuges laden und tot sein werde, oder ob ich sicher im Erdgeschoss auf dem Boden liegen werde.
 

Ich schlage auf. Mit dem Knie und dann falle ich auf die Seite und bleibe keuchend liegen. //Ich lebe. Ich habs geschafft.//, ist der erste klare Gedanke der mir durch den Kopf geht. Ich bin noch so geschockt, dass ich nicht aufstehe sondern einfach liegen bleibe. Ich bin so unglaublich erleichtert. Ich höre schnelle Schritte. Das sind L und die anderen. „Cat?! Cat!“, schreit er aufgeregt und ich setze mich auf. Ich sitze mitten in der Eingangshalle und die Strahlen den Mittagssonne scheinen durch die Fenster herein. Die wenigen Angestellten, die um diese Uhrzeit hinter den Informatiosschlatern sitzen schauen mich erschrocken und entgeistert an. Und von der Treppe kommen mir fünf Leute entgegengerannt. L, mein Dad, Hinata und zwei Sicherheitsbeamte. L stützt auf mich zu und umarmt mich. „Cat ist alles klar bei dir??“, fragt er noch ganz außer Atem. Auch mein Dad und Hinata hecheln etwas aber Dad sieht unglaublich erleichtert aus, doch in Hinatas Gesicht keine ich keinerlei Gefühlsregung erkennen. „Mir geht’s gut.“ sage ich, aber ich zittere noch am ganzen Körper. L hält mich immer noch fest und ich bin froh, denn ich glaube ich wäre sonst einfach auf dem Boden zusammengebrochen. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und ein paar Minuten sitzen wir beide schweigend auf dem Boden, bis L schließlich aufsteht und mir die Hand reicht. „Komm, wir gehen nach Hause.“, sagt er lächlend und da muss auch ich lachen und greife nach seiner Hand. Ich will sie nie wieder loslassen.
 

Als wir wieder im Appartment sind mache ich mich auf dem Sofa breit. Ich bin erschöpft und mache mir nicht mal die Mühe, die Schuhe auszuziehen. Dad ist auch mitgekommen und er sitzt jetzt ziemlich mitgenommen auf einem Sessel und trinkt einen Kaffee. L bringt mir eine Cola. „Danke.“ sage ich und nehme das Glas entgegen. Es klingelt und Watari öffnet die Tür. Es sind Yagami, Mogi und Matsuda. L hat sie angerufen.

Als sich alle im Wohnzimmer versammelt haben, beginnt L die Geschichte ausführlich zu erzählen und die Ermittler sind geschockt. „A-aber dann wurde der Aufzug ja sabotiert!“, ruft Matsuda entsetzt. „Davon gehen wir aus.“ sagt L und sein Gesicht verdunkelt sich. Ich nippe an meiner Cola. Wer sollte den Aufzug sabotieren? Und warum? Denn, wenn es wirklich so war, wo ist der Beweis, dass er für mich und nicht jemand anderes sabotiert wurde. „Cat, ich habe eine Frage an dich.“, sagt L. „Was? Okay ja, was gibt’s?“ Ich stelle mein Glas auf dem Tisch ab und schaue L erwartungsvoll an. „Also wenn im 1. Stock und im 3. Stock Toiletten sind und du im 1.Stock bist, zu welchen gehst du dann?“, fragt L. Irritiert sehe ich ihn an. „Ähm... zu denen im ersten. Aber warum...“ Doch er unterbricht mich. „Und wenn du in den 3.Stock müsstest würdest du laufen oder den Aufzug nehmen?“, fragt er weiter. Jetzt werde ich irgendwie sauer. „Ich würde die Treppe nehmen und laufen. Aber was sollen diese komischen Fragen?!“

„Ganz einfach. Hinata sagte, dass du die Toiletten im dritten Stock benutzen sollst und dass du den Aufzug nehmen sollst. Er hat beeinflusst, welchen Weg du nimmst, verstehst du?“, erklärt L. „Soll das heißen du glaubst Hinata hat den Aufzug sabotiert?“, frage ich. „Ja , genau das denke ich. Aber wir klären noch wie viele Mitarbeiter sich zu dem Zeitpunkt im Gebäude aufgehalten haben und wer von ihnen Zutritt zum Aufzugsschacht hatte. Wir brauchen erst mehr Informationen, aber immerhin ist Hinata nicht umsonst einer unserer Hauptverdächtigen. Wir sollten diese Tatsache nicht außer Acht lassen.“. L's Worte bringen mich ins Grübeln. Ob Hinata wirklich den Aufzug sabotiert hat? Energisch schüttle ich den Kopf. Ich sollte nicht jetzt darüber nachdenken. Es ist wie L gesagt hat, wir haben momentan noch zu wenig Informationen.

Die Ermittler bekommen ihre Aufgaben zugeteilt und machen sich auf den Weg. Auch Dad geht schweren Herzens nach Hause, aber er muss arbeiten und L konnte ihn auch noch etwas beruhigen. Er war vollkommen aufgewühlt. Kein Wunder, das waren immerhin drei Anschläge in nur drei Wochen. L setzt sich zu mir. „Wie geht es dir?“, fragt er besorgt. „Mir geht’s gut. Alles klar, ehrlich.“, sage ich beschwichtigend. Doch er schüttelt den Kopf. „Das mein ich nicht. Ich meine ob es dir psychisch gut geht? Die letzten Wochen waren nicht leicht. Cat, wenn irgendwas ist, dann kannst du immer kommen und es sagen, ich und die anderen helfen dir.“ Er sieht mich ernst an und sein Blick ruht auf mir. Um ehrlich zu sein, habe ich mir darüber nicht viele Gedanken gemacht. Durch meinen immer wiederkehrenden Albtraum werde ich zwar ständig an die Vorfälle erinnert, und natürlich hatte ich auch furchtbare Angst um mich und die anderen, aber seltsamer Weise habe ich dennoch das Gefühl, als würde alles gut werden. Ich muss nur durchhalten, und irgendwann ist es vorbei. Dann kann ich wieder ganz normal leben. Das Ganze macht mich schon manchmal nervös, aber es ist nicht so, als wäre ich jetzt paranoid.

Ich sehe L an. „Es geht mir gut. Ja, die letzten Wochen waren durchaus nicht leicht, aber ich komme klar. Es ist alles in Ordnung, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“ Ich lächle und L sieht erleichtert aus. „Dann ist gut. Aber denk dran, wenn irgendwas ist, dann kannst du immer kommen.“ Er drückt meine Hand und verschwindet dann in seinem Arbeitszimmer um sich dem Fall zu widmen. Ich bin ziemlich verwirrt. Warum macht sich L solche Sorgen um mich? Und warum werde ich immer so nervös? Ich rufe Alice an und verabrede mich mit ihr für den nächsten Tag. Ich brauch eine beste Freundin zum reden.
 

Der restliche Nachmittag vergeht gemächlich, ich döse ein bisschen und schaue Fernsehn. Doch da klingelt es plötzlich an der Tür. „Ich geh schon.“ rufe ich Watari zu, der in der Küche gerade das Abendessen vorbeitet. Ich öffne die Tür. „Hey jo Kleine, na was geht?“. Joey steht grinsend vor der Tür. „Hab gehört was du heute wieder angestellt hast. Du hast echt Nerven Kleine!“ Ich bin so verdutzt dass ich erstmal zu lachen anfange. „Komm rein. Und ich hab nichts angestellt. Und nenn mich nicht immer Kleine! Nur weil du einen Kopf größer bist als ich!“ Joey kommt rein und ich schließe die Tür. Wir setzten uns aufs Sofa und erst jetzt bemerke ich das große Päckchen und den Umschlag, den er bei sich trägt. „Nicht nur einen ich würd sagen ich bin sogar ein ein-halb Köpfe größer als du.“ Ich schnaube verächtlich, fange dann aber gemeinsam mit ihm an zu lachen. „Okay, okay is ja gut. Also warum bist du hier?“, frage ich. „Schon wieder vergessen? Wegen deiner Email natürlich!“, sagt er lachend und dann fällt es mir wieder ein. Joey sollte mir eine Gitarre besorgen! Ja genau eine einfache Konzertgitarre von Yahama. So eine ähnliche, wie meine Mutter sie hatte. Sie hat gerne darauf gespielt, und ich dachte mir, dass ich das vielleicht auch lernen könnte. Also habe ich Joey kurzerhand eine Email geschrieben und voilà hier ist er, und jetzt kenne ich natürlich auch den Inhalt des Pakets.

„Oh! Ich dachte nicht, dass die schon so schnell da ist. Lass es mich aufmachen!“ begeistert rupfe ich die Verpackung runter und verteile dabei die Hälfte auf dem Boden, aber das stört mich nicht. Joey grinst nur. Ich ziehe die Klebestreifen ab und öffne das Päckchen. Zwischen Styroporkügelchen liegt eine schöne Gitarre aus Palisanderholz. Faszinierd streiche ich über die Saiten fahre mit dem Finger über das polierte Holz. „Die ist fantastisch!“ Ich stelle das Packet auf den Boden und umarme Joey. „Danke! Du bist echt der Beste!“ Er lacht. „Hab ich doch gern gemacht Kleine!“ Ich will ihm schon eine Predigt wegen meines Spitznamen halten, doch da reicht er mir den Briefumschlag. „Das ist der Song, den du geschrieben hast. Ich hab dir die Noten aufgeschrieben, du musst jetzt nur noch spielen lernen. Ich habe die nächste Woche leider keine Zeit, es dir beizubringen, aber dann nehm ich mir Zeit versprochen.“ sagt er lächelnd und geht wieder. Ich verziehe mich mit meiner neuen Errungenschaft in mein Zimmer und fahre den Laptop hoch. Ich habe keine Lust, eine Woche zu warten, ich will versuchen ein Online-Tutorial zu finden, so kann ich vielleicht ein paar Sachen lernen.
 

Es wird langsam dunkel draußen, und das einzige Licht in meinem Zimmer kommt von meinem Laptop, der vor mir auf dem Boden steht. Seit zwei Stunden suche ich nach einem Tutorial, aber erfolglos. Ich habe zwar einige Videos gefunden, aber entweder ist die Qualität schlecht oder die sprechen eine andere Sprache, oder das Video wird nichteinmal abgespielt. Ich bin so konzentriert, dass ich nichtmal merke, dass ich eigentlich im stockfinstern sitze. Aber ich will unbedingt jetzt spielen. Der Grund ist, dass ich einen Song geschrieben habe. Und eine Melodie dazu habe ich auch schon und Joey hat mir ja die Noten aufgeschrieben, denn ich habe sie ihm mehrmals vorgesummt. Jedenfalls suche ich weiter und meine Uhr zeigt mittlerweile 20.53 Uhr an. „Hey Cat... ähm sag mal warum sitzt du eigentlich im Dunkeln?“ Ich schrecke hoch. L steht im Türrahmen, ich habe ihn gar nicht gehört. „Was? Redest du mit mir? Oh... ähm... keine Ahnung, hab einfach vergessen des Licht anzumachen.“, sage ich verlegen. Sein Blick fällt auf die Gitarre. „Kannst du spielen?“, fragt er und setzt sich zu mir. „Oh! Nein, ähm... noch nicht. Joey hat sie vorhin vorbeigebracht, aber er hat die Woche noch keine Zeit und da dachte ich, ich kanns ja auch mal so versuchen. Es gibt da nämlich so einen Song... und ja...“ Ich stocke und schaue verlegen zur Seite. „Darf ich?“, fragt L und ich gebe ihm die Gitarre. Er fängt an, eine kurze Melodie zu spielen. Faszinierd sehe ich zu, wie seine Finger die Saiten zupfen und als die Töne verklingen schaue ich ihn mit offenem Mund an. „Du kannst spielen!! Das war fantastisch!! Woher kannst du das?“ Ich bin vollkommen begeistert. Jetzt sieht er verlegen aus. „Aach, ist schon ewig her, dass ich das gelernt habe.“ Er lächelt. „Spiel nochmal was! Bitte!“, bettle ich und er lacht. „Schon gut.“

Die nächsten zwanzig Minuten, höre ich L beim spielen zu. Wir sitzen gemeinsam vor meinem Bett und lehnen uns an, das Licht ist immer noch aus und im Schein meines Laptops spielt L. Es sind sehr schöne Melodien und ich habe das Gefühl, als könnte ich ewig zuhören. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und er lächelt.

Schließlich verklingt der letzte Ton und ich blicke auf. L sieht mich an und ich werde nervös. Ich hatte gar nicht registriert, wie nah wir uns gekommen sind. Ich hoffe, dass L nicht sieht, wie rot ich gerade werde. Sein Blick fällt auf den Zettel mit dem Songtext. Bevor ich ihn daran hindern kann, nimmt er ihn und ließt. Seine Augen wandern von Zeile zu Zeile und ich weiß nicht ob ich einfach abwarten, oder ihm das Papier aus der Hand reißen soll. Ich habe den Song selber geschrieben, daher ist es mir doch etwas peinlich. Vor allem, weiß ich nicht einmal warum ich diesen Song geschrieben habe, die Zeilen kamen mir einfach ganz plötzlich in den Sinn, es war einfach so ein Gefühl, doch ich kann es mir nicht erklären. Ich weiß selber nicht, was meine Worte bedeuten, oder an wen sie gerichtet sind. Außerdem bin ich unglaublich gespannt auf L's Reaktion. Ich warte und dann lässt er das Papier sinken und sieht mich an. „Hast du das geschrieben?“, fragt er. „Oh ähm... also naja... ja... nein... doch, also ich meine ja irgendwie schon, aber das ist jetzt nichts besonderes oder so,...“ Meine Stimme wird immer leiser, bis ich dann gar nichts mehr sage. „Nichts besonderes? Cat, ich finde das super!“, sagt er und es schwingt Begeisterung in seiner Stimme. Überrascht sehe ich ihn an. „Meinst du echt?“ Er nickt. Dann entdeckt er den zweiten Zettel mit den Musiknoten. Er sieht ihn sich kurz an und beginnt zu spielen. Er versucht es ein paar mal, bis es fehlerfrei klappt und die Melodie ist genauso, wie ich sie mir vorgestellt habe. L sieht mich erwartungsvoll an. „Sing!“, verlangt er. „W-was? Ich? Jetzt? Nein! Auf keinen Fall!“

„Warum nicht?“

„I-ich hab doch noch gar nichts geübt oder so und... ich weiß auch nicht ob der Song gut ist und... und er is ja auch noch nicht fertig...“ ich rede ziemlich schnell, denn ich bin unglaublich aufgeregt.

L sieht mich an, er schaut mir direkt in die Augen. „Ich habe dich im Music's Life singen hören, du hast eine fantastische Stimme, glaub mir. Und jetzt sing.“ Er lächelt mir aufmunternd zu. Ich gebe mich geschlagen. „Okay, na gut.“ L fängt an zu spielen. Die Melodie ist perfekt und anfangs singe ich noch etwas zögerlich, doch dann kommen die Worte wie von selbst.
 

There was a time I was afraid of the world

But though I would like to fly like a bird

I never wanted to know the people around me,

but now
 

Right now I'm standing here in front of you,

and you told me the truth

that the world can be so beautiful

And I said, yeah I said
 

The most people say that I'm ordinary

they can't see me behind the wall of lies

I have built, but you looked close

and you showed me who I really am, and

Now I'm the one who I ever wanted to be

and you showed me the way

and now I just want to say, that I love you,

I just want to say that I love you baby
 

When we first met, I was so enchant

I want to loose myself in your beautiful eyes, but I can't

You're the one who gave me the hope

And I won't lose it, no I won't allowed
 

Right now I'm standing here in front of you

and you told me the truth

that my live can be so beautiful

no matter, what happens
 

The most people say that I'm ordinary

they can't see me behind the wall of lies

I have built, but you looked close

and you showed me who I really am, and

Now I'm the one who I ever wanted to be

and you showed me the way

and now I just want to say, that I love you,

I just want to say that I love you
 

Die Musik und auch meine Stimme verklingen. L und ich sehen uns an. „Das war wunderschön.“, sagt er leise und lächelt. Verlegen streiche ich mir eine Haarsträne aus dem Gesicht. „Meinst du das ehrlich?“, frage ich verlegen. „Natürlich! Du singst einfach unglaublich.“ Ich hebe den Kopf und blicke direkt in seine schwarzen Augen. Mein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. Wir sind uns so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Wange spüren kann. L sieht mich an, und unsere Gesichter kommen sich immer näher. Doch dann springt plötzlich die Tür auf und ich zucke fürchterlich zusammen. Ich werde rot und L glaub auch und wir drehen uns schnell in eine andere Richtung. Watari steht im Türrahmen. „Warum sitzt ihr denn im Dunkeln?“, fragt er irritiert und knipst das Licht an. Ich kneife kurz die Augen zusammen. Da Watari weder von mir, noch von L eine Antwort bekommt verlässt er kopfschüttlend das Zimmer. L steht auf und legt die Gitarre auf mein Bett. „Na dann... Gute Nacht Cat.“, sagt er schnell und geht. „Nacht!“, rufe ich noch hinterher, aber ich bin mir nicht sicher, ob er es gehört hat. Ich lasse mich auf das Bett fallen. Was zum Teufel ist da gerade passiert? Wollte L etwa...? Nein, viel wichtiger ist die Frage, wollte ich? Ich weiß es nicht. Ich bin so durcheinander, ich könnte ausrasten! Ich wälze mich hin und her und überlege fieberhaft, was ich tun soll. Aber ich weiß nicht weiter. Ich weiß nicht, wie ich L morgen unter die Augen treten soll. Vor allem nachdem er gerade eben so kurz angebunden war. Habe ich mir alles nur eingebildet? Aber wenn ja, warum? Bin ich etwa...? So ein Blödsinn!! Erschöpft verkrieche ich mich unter der Bettdecke. Das war eindeutig zu viel Aufregung für einen Tag! Ich lösche das Licht und schließe die Augen. //Morgen kann ich mit Alice darüber reden, sie weiß bestimmt eine Lösung.//, denke ich noch, bevor ich einschlafe.

Feels

Am folgenden Morgen habe ich mir fest vorgenommen, L erst mal aus dem Weg zu gehen, aber das ist nicht nötig, denn als ich aufstehe ist L schon am Arbeiten. Um halb 11 Uhr morgens fährt Watari mich in die Stadt und ich treffe mich mit Alice. Ich bin so verdammt froh sie zu sehen und wir bummeln zunächst ein bisschen durch die Stadt. Doch sie merkt, dass ich irgendwie hibbelig bin und spricht mich schließlich darauf an.

Wir gehen ins Music's Life, da können wir ungestört reden. Wir setzten uns aufs Sofa und Tony bringt uns Kaffee. Erwartungsvoll sieht Alice mich an. „Uuund? Was ist los? Irgendwas ist passiert, das sehe ich dir an! Also raus mit der Sprache!“ Ich druckse noch etwas herum, doch schließlich erzähle ich ihr vom gestrigen Abend. Als ich geendet habe, schägt Alice die Hände vor den Mund. „Oh mein Gott! Und, und habt ihr euch geküsst?“ Sie hüpft vor Aufregung auf dem Sofa. „Nein haben wir nicht!“, fauche ich zurück und sofort tut es mir leid, dass ich sie so angefahren habe. „Ich meine... nein. Nein, haben wir nicht.“, sage ich nochmal, aber in einem normalen Tonfall. „Wolltest du?“, fragt sie. „Nein! Ähm... ja... aach ich weiß doch auch nicht.“ Ich seufze. „Ich weiß nicht was mit mir los ist! Warum bin ich immer so komisch? Ich kann mich in L's Gegenwart kaum noch konzentrieren!“ Ich raufe mir die Haare. „Süße, liegt das nicht auf der Hand?“ Alice sieht mich an. „Du bist eindeutig und zu 100% in ihn verliebt! Ha!“ Sie klatscht in die Hände. Entsetzt schaue ich sie an. „W-was?!! ICH? Niemals!! Ich doch n-nicht!“ Und noch während ich das sage, spüre ich tief in meinem Inneren, das es stimmt. „Das sieht doch sogar ein Blinder! Ich hatte schon seit längerem den Verdacht, aber seit gestern Abend, ist es ja nun wohl offiziell!“ Sie grinst. Ich weiß nicht, was ich darüber denken soll. Ich kenne solche Gefühle nicht gut. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ich mich L gegenüber verhalten soll. „Warum sagst du es ihm nicht einfach?“, schlägt Alice vor. „W-was?! Bist du bekloppt? Das geht nicht! Niemals! Auf gar keinen Fall!!“, sage ich hastig. „Warum denn nicht? Hast du Angst, dass er dir einen Korb gibt? Und wenn schon, du wohnst ja nicht ewig bei ihm oder?“. Sie zuckt die Achseln. „Ja aber im Gegensatz zu dir, hab ich kein so riesiges Selbstvertrauen!“,entgegne ich. „Ach komm schon! Wer spielt denn in der Schule immer die Harte?? Und lässt niemanden an sich ran? Weißt du noch, erst vor einem Monat, als Josh dich die ganze Zeit angebaggert hat, da hast du ihm eine reingehauen.“ sagt Alice grinsend. „Das war was anderes!“, sage ich, doch muss bei der Errinerung auch schmunzeln. Dann werde ich wieder ernst. „Bei L ist das was anderes. I-ich will ihn nicht verlieren, verstehst du? Er ist mir wichtig! Ich habe Angst alles kaputt zu machen.“ Ich senke den Kopf, und Alice nimmt mich in den Arm. „Kopf hoch! Ich bin sicher du schaffst das! Ich helf dir doch. Dafür sind Freunde da! Und jetzt lächel, die Trauer steht dir nicht! Und L will dich bestimmt auch lieber lachen sehen!“ Ich grinse. Alice versteht es einfach mich aufzubauen. Ich fange an zu lachen. Alice lächelt zufrieden. „Na also! Und jetzt lass uns zocken, sonst bläßt du noch den ganzen Tag Trübsal.“, sagt sie grinsend und drückt mir einen Controller in die Hand.
 

« L's Sicht »
 

L sitzt fluchend in seinem Arbeitszimmer vor dem PC. Schon zum dritten Mal hat er das falsche angeklickt. //Das passt überhaupt nicht zu mir...//, denkt er, seufzt und leht sich zurück. Normalerweise ist L die Ruhe selbst und kann schnell arbeiten, doch jetzt ist er unkonzentriert. Er kann keinen klaren Gedanken fassen und ständig wird er abgelenkt. //Was ist nur los mit mir?//, fragt er sich. Besonders Cat geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Ständig sieht er ihr Gesicht vor sich. Und seit gestern Abend, wird er regelrecht nervös, wenn er nur an sie denkt. Deshalb hat er sich auch schon früh morgens in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen. Was gestern Abend passiert ist, löst ein vollkommen neues Gefühl in ihm aus, er kann es sich einfach nicht erklären. Cat ist so anders, als die anderen Mädchen die er kennengelert hat. Diese Bekanntschaften entstanden zwar nur durch die Fälle, die er gelöst hat, doch niemand hat ihn je so beeindruckt wie Cat. Er kann es nicht wirklich beschreiben, aber sie hat einfach irgendwas an sich, was ihn faszinierd. Und wenn sie lacht, dann wird ihm ganz warm ums Herz. Sie ist ihm unglaublich wichtig geworden, und er errinnert sich noch genau an die Angst, die er um sie hatte, und an die Panik als er ihre zitternde Stimme hörte. Er hatte sich schrecklich gefühlt, weil er kaum etwas für sie hatte tun können. Und er war unglaublich erleichtert gewesen, als sie dann in Sicherheit war.

Sein Ehrgeiz, den Täter zu fangen wurde dadurch nur so verstärkt. Es war das erste Mal, dass so viele persönliche Gefühle in seine Arbeit miteinflossen. Er hatte sich angewöhnt, alles immer sachlich zu betrachten. Gefühle trüben nur das Urteilsvermögen. Doch seit Cat in sein Leben getreten war, geriet diese Behauptung ins wanken. Er konnte ja nichtmal seine eigenen Gefühle unterdrücken, geschweige denn verstehen. Aber seit gestern Abend waren seine Gedanken vollkommen durcheinander, er wusste weder ein noch aus, hatte keine Ahnung wie er Cat gegenübertreten sollte. Am meisten Angst hatte er davor, dass er sich alles was passiert ist, nur eingebildet hat. Denn in Wahrheit war er von Cat's Augen fasziniert gewesen und hatte in dem Moment nichts lieber tun wollen, als sie zu küssen. Doch Watari hatte den Moment unterbrochen. Er fragte sich, ob das möglicherweise auch gut war, denn sich auf Gefühle einzulassen kannte er nicht, das war ihm fremd. Und doch wünschte er sich nichts sehnlicher, als das Watari doch nur ein paar Sekunden später hätte reinplatzen können. Doch was sollte er jetzt tun? Wie dachte Cat über die Sache? Ja, das wollte er unbedingt wissen. Er wollte wissen, ob sie das gleiche empfunden hatte wie er. Doch soetwas würde er sie niemals fragen, dazu fehlte ihm der Mut. Ja, so lächerlich es auch klang, allein schon bei dem Gedanken Cat soetwas zu fragen, verschwand sein komplettes Selbstvertrauen.

Doch was sollte er tun? Cat würde in zwei Stunden zum Mittagessen zurückkommen, bis dahin würde er schon eine Lösung finden.
 

« Cat's Sicht »
 

Nachdem Alice mich zum siebten Mal vernichtend geschlagen hatte und das Endergebnis 7:3 stand, schmiss ich den Controller weg und stöhnte. „Ich habe echt keine Chance gegen dich.“ Alice grinst. „Tja ich bin einfach unbesiegbar.“ Sie lacht. Ich werfe einen Blick auf die Uhr, schon 13.15 Uhr. „Sorry ich muss los.“ sage ich, nehme meine Tasche und verlasse mit Alice das Hinterzimmer.

Joey hat gesagt, dass er mich nach Hause fahren wird, und er wartet schon draußen beim Auto. „Okay Mädel, halt die Ohren steif! Und hau rein, verlier nicht den Mut! Schreib mir okay?“ sagt Alice und umarmt mich. Ich lächle und steige ins Auto.
 

„So Kleine wir sind da.“, sagt Joey und der Wagen hält. „Danke fürs Fahren.“, sage ich und steige aus. „Kein Problem. Man sieht sich.“ Joey grinst und fährt davon. Ich drehe mich um und betrete das Teito-Hotel. Im Foyer ist nicht viel los und die Frau an der Rezeption winkt mir kurz zu, immerhin bin ich ja schon länger hier und sie hat mir ein paar Mal geholfen, als ich mich mal wieder verlaufen hatte. Ich gehe auf die Treppen zu, seit dem Vorfall weigere ich mich Aufzüge zu benutzen. Doch dann sehe ich aus dem Augenwinkel, wie jemand die Eingangshalle betritt. Es ist Fujima-sensei!

Ich werde panisch. Die Errinerung an den Sturz in den Fluss habe ich nicht vergessen. Und auch wenn er mein Lehrer ist, habe ich begriffen, dass er einer unserer Verdächtigen ist, und er eine Gefahr darstellt. In meinem Kopf springen sämtliche Alarmglocken an. //Er darf mich nicht sehen!//, schießt es mir durch den Kopf. Und sofort sprinte ich los. Mehrere Stufen aufeinmal nehmend rase ich die Treppen hoch, ignoriere alle Leute die mir entgegenkommen, und hoffe das er mich nicht gesehen hat. Doch dann höre ich ein Rufen. In meiner Panik, bin ich mir nicht sicher, ob es seine Stimme war, und ob er überhaupt meinen Namen gerufen hat, doch das veranlasst mich nur dazu noch schneller zu rennen. Ich renne so schnell ich kann, sprinte die Treppen hoch und als ich endlich die Tür erreiche kann ich kaum noch atmen, so außer Puste bin ich. Ich habe keinen Schlüssel, denn wir haben uns geenigt, dass es zu riskant ist, er könnte gestohlen werden. Also hämmere ich gegen die Tür. Nach wenigen Sekunden geht sie auf und Watari steht verdutzt vor mir. Ich drücke ihn zur Seite, schließe die Tür hinter mir und sinke keuchend auf den Boden. Ich höre, wie sich die Tür zu L's Arbeitszimmer öffnet und er kommt erschrocken angerannt. „Um Himmels willen Cat, was ist passiert?“ In diesem Moment ist es mir egal, was gestern passiert ist. Immer noch schwer atmend sage ich: „Er ist hier. Fujima-sensei. Im Foyer. Ich hab ihn gesehen, ich war in Panik, ich bin losgerannt...“ sage ich hastig. L macht ein ernstes Gesicht. „Watari, die Kameras.“ sagt er und richtet dann das Wort an mich. „Du hast richtig gehandelt.“, sagt er er und legt mir kurz die Hand auf die Schulter. Dann geht er zurück in sein Arbeitszimmer. L hat eine Möglichkeit gefunden, die Überwachungskameras des Hotels anzuzapfen und kann sich in das System hacken. Ich stehe auf und gehe zu ihm.

Hochkonzentriert beobachtet L jeden Zentimeter der Eingangshalle und ich deute mit dem Finger auf die Tür. „Dort kam er. Ich hab ihn gesehen und bin hier die Treppen hochgerannt.“, erkläre ich. L nickt, wendet allerdings nicht eine Sekunde seinen Blick vom Monitor.

Nach einigen Minuten wird klar, dass Fujima-sensei nicht mehr da ist. L ist enttäuscht, doch ich bin ehrlich gesagt erleichtert. Ich ziehe mich in mein Zimmer zurück. Denn ich will erstmal in Ruhe nachdenken und ich kann wieder normal denken und die Szene von gestern hat mal wieder meine Gedanken erobert und blockiert meinen Verstand. Ich bin so fertig, dass ich mich auf den Teppich lege und einfach liegen bleibe.
 

Vier Stunden später sitze ich mit L und Watari am Küchentisch und esse zu Abend. Es herrscht Schweigen und ich hefte meinen Blick fest auf meine Suppe und vermeide es, einen von beiden anzusehen. L tut es mir gleich und Watari wundert sich, denn sonst streiten L und ich uns immer um die letzte Portion. Da klingelt es plötzlich. Wer kann das sein? Watari steht auf und geht zur Tür. Es ist die Frau von der Rezeption, offensichtlich wurde ein Brief abgegeben. Watari kommt zurück und reicht mir den Brief. Es steht mein Name drauf, aber der Absender fehlt. Vorsichtig öffne ich ihn und darin liegt ein einziger Zettel. Ich nehme ihn heraus und falte ihn auseinander. Langsam lese ich die Zeilen und vor Schreck lasse ich ihn beinahe in die Suppe fallen.

Auf das Papier wurden mit Ausschnitten aus Zeitungen Buchstaben aufgeklebt, die folgende Sätze bilden:
 

Komm morgen Mittag zur verlassenen Fabrikhalle im alten Industriegebiet. Wir werden die Sache ein für alle Mal klären. Komm allein, bring niemanden mit, schalte nicht die Polizei ein. Wenn du diese Forderungen missachtest stirbt dein geliebter Vater.
 

- Jack the Ripper
 

Vollkommen entsetzt starre ich das Blatt an. Ich muss den Text dreimal lesen, bis ich den Inhalt wirklich verstanden habe. Doch mein Blick bleibt jedes Mal nur an dem einen Wort hängen. Dad. Er hat Dad. Er wird ihn umbringen, er will mich umbringen. Ich spüre wie L mich ansieht. Doch es gibt wichtigeres. Ich lasse den Zettel fallen, springe auf und renne zum Telefon. Tief in mir ist da die Hoffnung, dass alles nur ein Bluff war, dass Dad gerade daheim vor dem Fernseher ist, und die Welt noch in Ordnung ist. Ich wähle die Nummer und warte. Doch alles was ich höre, ist das gleichmäßige Tuten des Telefons.

Confrontation

Ich warte. Und warte. Doch egal, wie fest ich das Telefon an mein Ohr presse, es hebt niemand ab. Langsam lasse ich den Hörer sinken und lege auf. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie L den Zettel ließt und seine Augen weiten sich. Erschrocken sieht er mich an und ich starre einfach ins Nichts. Ich bin noch dabei, das zu verarbeiten. Ich bin noch in einer Art Schockstarre, unfähig etwas zu sagen, oder mich zu bewegen. Es ist als würde die Zeit stillstehen und die Welt wurde angehalten, doch dann ganz plötzlich, rast die Zeit los, die Welt dreht sich wieder und ich fange an zu zittern. Ich kann mich nicht mehr auf den Beinen halten und breche zusammen. L stürzt zu mir. „Cat! Cat!“ Er rüttelt mich an den Schultern. Ich nehme es gar nicht richtig war. Es ist als wäre er ganz weit weg, seine Stimme klingt so leise.

Ich weiß nicht, ob ich schreien, weinen oder um mich schlagen soll. In meinem Kopf ist nur ein einziger Gedanke. Dad. Ich darf ihn nicht verlieren. Auf keinen Fall! Ich habe doch schon Mum verloren, ich kann ihn nicht auch noch verlieren! Ich muss etwas tun! Ich kämpfe mich zurück in die Gegenwart. L hat mich noch an den Schultern gepackt und sieht mich besorgt und auch ein bisschen ängstlich an. „Cat?“, fragt er leise. Ich nicke langsam. „Cat? Mach dir keine Sorgen. Wir finden eine Lösung. Wir retten deinen Dad, aber du musst dich jetzt zusammenreißen, okay?“ Er spricht langsam, aber mit solch einer Überzeugung in der Stimme, dass es mir Hoffnung gibt. Immer noch mit zitternden Knien stehe ich auf und L bringt mich zum Sofa und legt mir eine Decke um die Schultern. Dann telefoniert er aufgeregt. Ich bekomme nicht viel mit und starre ins Leere.
 

Nur wenige Minuten später kommen die Ermittler mit Alice im Schlepptau herein. Sofort stürzt sie auf mich zu und umarmt mich. Ich erwiedere die Umarmung und bin unglaublich erleichtert, dass sie in Sicherheit ist. Alle versammeln sich um den Couchtisch und blicken erwartungsvoll zu L. Er ist angespannt und reicht Yagami den Brief. Der reicht ihn stumm an Mogi weiter, und so macht er einmal die Runde. Es herrscht schweigen und dann kommt Watari herein. „Die Dame von der Rezeption meinte, es wäre ein mittelgroßer Mann gewesen, mit einem schwarzen Hut, der sein Gesicht verborgen hat. Er war wohl recht dünn und hatte einen ebenfalls schwarzen Mantel an. Das fand sie sehr auffällig, da draußen die Sonne geschienen hat.“ berichtet Watari. L nickt. „Wir brauchen einen Plan. Das wichtigste ist, dass Mr. Duchanne in Sicherheit gebracht wird.“, beginnt L und alle stimmen ihm zu. Ich sitze nur da, ich bin das reinste Nervenbündel. „Und was ist mit Cat?“, wirft Matsuda ein. „Sie sollte hier bleiben, so ist es viel sicherer.“, meint Yagami und L will schon eine Antowrt geben doch ich unterbreche die beiden. „Nein!“, sage ich und bin froh, dass meine Stimme fest und sicher klingt und nicht mehr zittert. „Es geht um Dad! Ich darf die Forderungen nicht missachten. Dad's Leben steht auf dem Spiel!“ Ich schaue in die Runde. „Aber Cat...“, setzt L an. „Kein aber!!“, sage ich wütend.

„Cat hör doch wenigstens...“, versucht L zu sagen doch dann brülle ich los.

„NEIN ICH HÖRE NICHT ZU! MEIN DAD WURDE ENTFÜHRT! ER IST DA DRAUẞEN IN GEFAHR WÄHREND ICH HIER SITZE! ICH WILL MICH NICHT MEHR VERKRIECHEN!“ Ich bin selbst überrascht, dass ich so ausraste, aber ich bin einfach so erschöpft und habe Angst und bin verzweifelt.

„Cat, wir werden eine Plan ausarbeiten! Du musst Ruhe bewaren!“, sagt L.

„RUHE BEWAHREN?! IN SO EINER SITUATION?! WENN ICH MORGEN MITKOMME...“. Doch jetzt bin ich es die unterbrochen wird.

„WENN DU MORGEN MITKOMMST DANN IST ALLES WOFÜR WIR DIE LETZTEN WOCHEN GEARBEITET HABEN UMSONST!“ Ich habe noch nie erlebt, dass L geschrien hat. Ich habe ihn wirklich noch nie so wütend gesehen. Ich schweige. L sieht mich an. „Tut mir leid.“ murmelt er und widmet sich wieder dem Plan. Die Ermittler sehen etwas erschrocken aus, doch sie reißen sich schnell wieder zusammen. Und so entwerfen wir einen Plan um meinen Dad zu retten.
 

Bis wir noch die letzten Dinge geklärt haben, ist es schon 22 Uhr. Yagami, Mogi und Matsuda sind nach Hause, um noch einige Vorkehrungen zu treffen und Alice hat sich in meinem Zimmer auf einer Matraze einquartiert. L steht im Wohnzimmer am Fenster und starrt hinaus. Es tut mir leid, dass ich vorhin so geschrien habe, und ich möchte mich bei ihm entschuldigen. Langsam gehe ich zu ihm un stelle mich neben ihn. „L?“, frage ich leise. Er sieht mich an. „Tut mir leid das ich so geschrien habe.“, sage ich. „Ich war einfach so verzweifelt. Ich habe so große Angst Dad zu verlieren, und...“.

„Schon gut.“, sagt L, lächelt und zu meiner Überraschung nimmt er mich in den Arm. „Es tut mir auch leid. Ich mache mir nur Sorgen um dich.“, sagt er. Jetzt tut es mir noch mehr leid. L hat die letzten Wochen alles getan um mich zu schützen und als Dank dafür raste ich aus, und benehme mich wie ein kleines Kind. Eine Weile stehen wir einfach da. „Du solltest schlafen gehen. Morgen wird sehr anstrengend.“, sagt er und wünscht mir noch eine gute Nacht. Ich sehe hinaus in den Nachthimmel. Könnte ich doch nur die Zeit zurückdrehen. Ich habe das Gefühl, dass zwischen L und mir jetzt zwar alles wieder okay ist, doch etwas ist anders. Seit dem Abend und der Sache gerade eben, hat sich eine Distanz zwischen uns aufgebaut. Aber ich werde weder Dad noch L verlieren, dass lasse ich nicht zu. Auf keinen Fall! Ich werde die Menschen, die mir wichitg sind beschützen und mich nicht mehr verstecken.
 

Am nächsten Morgen stehen Alice und ich gemeinsam auf. Ich bin so erschöpft und nervös, dass ich nichtmal mein Müsli runterkriege und es kurzerhand in den Müll kippe. Den ganzen Morgen bin ich ein eniziges Nervenbündel und renne planlos in der Wohnungs rum. Weder L noch Alice können mich beruhigen und ich werde immer nervöser, je näher der Mittag kommt. Ich habe solche Angst, dass mir schon fast schlecht wird und ich atme schnell, denn ich fühle mich als würde ich ersticken. Vor meinen Augen spielen sich die grausamsten Szenen ab. Dad stirbt. L stirbt. Beide sterben. Das verstärkt meine Angst und meine Panik nur noch. L dagegen ist die Ruhe selbst, er sitzt schon seit dem Frühstück in dem großen, weißen Sessel im Wohnzimmer und sagt nichts. Er starrt in die Ferne, denkt über irgendetwas nach. Alice versuchte zunächst mich zu beruhigen, setzt sich aber schließlich aufs Sofa und hört mit ihrem MP3-Player zur Ablenkung Musik. Ich kann nicht eine Sekunde still sitzen und renne im Kreis. Ich will mich ablenken, doch egal was ich tue es klappt nicht. Meine Panik wächst von Minute zu Minute und ständig sehe ich Dad's Gesicht vor mir. Was er jetzt wohl durchmachen muss? Ob es ihm gut geht? Wurde er verletzt? Hat er Angst? Und je mehr ich darüber nachdenke, desto schlimmere Gedanken kommen mir in den Sinn. //Hör auf! Denk nicht darüber nach!//, sage ich mir immer wieder energisch. Doch auch das hilft nichts. Und so kann ich nichts weiter tun, als zu warten. Das regelmäßige Ticken kommt mir lauter vor als sonst und es dröhnt in meinen Ohren, als würde es mich auslachen. Als würde es mich verhöhnen. Ich wünsche mir fast, dass die Zeit stehen bleibt und gleichzeitig, dass sie schneller vergehen möge, denn ich halte dieses ewige Warten nicht mehr aus. Das macht mich verrückt!
 

Ich zittere so heftig, dass ich das Gefühl habe, als würde ich gleich auseinander brechen. Ich sitze auf dem Rücksitz eines Leihwagens neben L. Die Regentropfen trommeln gegen die Scheibe und ich sehe zu, wie sie einer nach dem anderen, langsam hinuntertropfen. Der Himmel ist von dunklen Wolken verhangen. //Na das passt ja zur Situation.//, schießt es mir durch den Kopf. Es ist beinahe 12 Uhr Mittags und wir sind auf dem Weg zur Fabrikhalle. Unser Plan wird gleich beginnen. L und Watari, der den Wagen fährt, werden mich etwa 1km vor dem Industriegebiet absetzten. Dann werde ich alleine zum Treffpunkt gehen, und erfahren wer „Jack the Ripper“ in Wirklichkeit ist. Ich werde Dad's Freilassung verlangen, und sobald mein Gegenüber die Bedingungen dafür gestellt hat, kommen L und die Ermittler aus ihren Verstecken und werden ihn festnehmen. Wie genau sie das anstellen wollen, weiß ich auch nicht. L meinte, darüber müsse ich mir nicht auch noch den Kopf zerbrechen. Der Wagen hält. Stocksteif sitze ich da. Ich bin wie gelähmt, doch irgendwo in meinem Kopf weiß ich, dass ich Dad retten muss. L sieht mich an. Und dann nimmt er mich ganz plötzlich in den Arm. Er hält mich fest und ich weiß nicht, ob ich mir das nur einbilde, aber ich glaube er zittert. „Pass auf dich auf Cat, okay? Versprich mir, dass du auf dich aufpasst okay?“ flüstert er und ich bringe keinen Ton heraus. Also nicke ich, löse mich aus seiner Umarmung und steige aus dem Auto. Ich werfe einen letzten Blick zurück und dann laufe ich los.

Der Regen hat sich beinahe verzogen, doch der Himmel ist so dunkel als stünde die Apokalypse bevor. Erst laufe ich nur, doch dann fange ich an zu rennen. Schneller, immer schneller bis ich schließlich vor der alten Fabrikhalle stehe. Das graue, zerfallene Gebäude war ursprünglich für die Fahrzeugproduktion gedacht, doch die Firma ging pleite und seitdem steht die leer. Da sich niemand mehr darum gekümmert hat, ist sie nun zerfallen und das nasse Moos klebt an den Wänden. Der Wind pfeift leise und unheimlich durch das Gelände und ich fröstele. „Hallo?“, rufe ich. „Ich bin hier. Zeig dich!“ Und dann höre ich Schritte. Hinter der Halle stand jemand und diese Gestalt kommt nun zu mir. Als sie aus dem Schatten tritt, stockt mir der Atem. Bis zu diesem Moment wollte ich es nicht wahrhaben, auch wenn ich es tief in mir vielleicht schon die ganze Zeit wusste. Ich wollte einfach nicht glauben, dass man sich so in einem Menschen täuschen kann. Ich hatte die Augen des Mannes, der nun vor mir stand immer als gütig und freundlich in Errinerung, doch jetzt glühten sie vor Gier und Hass. Und Wahnsinn. Ja ich konnte sehen, dass der Mensch den ich gekannt hatte, nicht mehr existierte. Vor mir stand ein Wahnsinniger, der keinen Funken Verstand mehr besaß.

Mit einem blitzenden Messer und noch triefenden Haaren und nassen Kleidern stand er vor mir und hatte ein irres Grinsen im Gesicht, als er das Messer hob und lachte.

All or Nothing

Wie erstarrt stehe ich da. Ich kann es immer noch nicht glauben. Der Mann, der mich umbringen wollte, der meinen Vater entführt hat und der jetzt mit dem Messer auf mich zurennt, ist Fujima-sensei. Seine Haare und Klamotten sind nass und seine Augen glühen vor Wahnsinn.

In letzter Minute erwache ich aus meiner Starre und springe zur Seite. Das Messer schneided sirrend durch die Luft, dort wo nur wenige Sekunden zuvor mein Arm war.

Obwohl ich immer noch geschockt bin, reiße ich mich zusammen. Ich darf jetzt nicht die Nerven verlieren! Es steht zu viel auf dem Spiel. Fujima lacht. Es ist kein schönes Lachen. Es klingt wahnsinnig, mordlustig. So wie das Lachen der Bösewichten in den Filmen. Es ist grauenvoll und ich erkenne diesen Mann kaum wieder.

Ich habe ihn als freundlich, gütig und fröhlich in Errinerung. Ein Lehrer, der sich um seine Schüler bemüht, der Interesse zeigt und viel Erfahrung und Wissen besitzt. Es ist als wäre er ein völlig anderer Mensch. „Wo ist mein Vater?“, rufe ich und gehe ein paar Schritte zurück. Ich muss Abstand halten, sonst habe ich keine Chance dem Messer auszuweichen. Er lacht schon wieder. „Dein Vater? Ach es war so lustig mit ihm!“ Er kichert. Mir läuft es eiskalt über den Rücken. Er hat keinen Funken Verstand mehr! Und genau das macht mir Angst, denn er ist unberechenbar! „Sein Blut hatte eine wunderschöne Farbe! So tiefrot. Und er hat geschrien! Immer und immer wieder, doch egal wie laut es war, niemand konnte ihn hören!“ Sein irres Gelächter schallt über den Platz. Mir wird heiß und kalt. Ich kann nicht atmen. Dad... Dad ist... tot?

In diesem Moment falle ich in ein tiefes Loch. Mein Herz setzt aus und als es wieder anfängt zu schlagen, fühle ich keine Angst und keine Trauer. Das einzige was ich fühle ist Hass und Wut. Es gibt nur einen Gedanken in meinem Kopf. Töte ihn! Töte ihn! TÖTE IHN!!

Wie bessesen renne ich auf ihn zu. Ignoriere das Messer in seiner Hand. Ignoriere die Tatsache, dass ich nicht sehr stark bin. Alles ist egal. Ich will ihn nur töten! Will mich an ihm rächen. Ich schreie meine Verzweiflung, Trauer, Wut und den Hass hinaus und schlage ihm ins Gesicht. Er ist so überrascht, dass ich ihn angreife, dass er nicht schnell genug reagieren kann und so treffe ich ihn genau zwischen den Augen. Er fliegt einige Meter nach hinten. Meine zur Faust geballte Hand schmerzt, doch ich nehme es kaum war. Ich atme schwer und will schon zu einem neuen Schlag ausholen, da fängt er wieder an zu lachen. So schallend und irre, dass es beinahe nicht menschlich klingt. „Hahahahaaa!! Du hättest dein Gesicht sehen müssen! Du dachtest also wirklich dein Vater ist tot! Ahahahaha! Du kannst ja richtig agressiv werden! Das gefällt mir. Es wird ein interessantes Spiel werden!“ Er steht auf und klopft sich den Schmutz von der Hose.

Dad... lebt? Er ist am Leben? Oder lügt er? Das Blut gefriert mir in den Adern. Er manipuliert mich! Ich darf nicht auf ihn hören! Alles könnte ein Trick sein, eine Falle in die ich tappen soll. Mir wird klar, wie unüberlegt ich gehandelt habe, und wie riskant es war. Meine Wut und mein Hass verrauchen und verwandeln sich in Angst. Fujima kennt mich. Er hat mich drei Jahre lang unterrichtet. Es ist ein Kinderspiel für ihn, mir Angst zu machen und mich zu manipulieren. „Warum tun sie das...?“ Meine Stimme versagt. „Warum? Warum ich das mache? Ahahahaa! Ganz einfach! Jack the Ripper ist unglaublich faszinierend. Man konnte ihn nicht schnappen. Ein teuflischer Killer. Ich habe mich lange und intensiv mit dem Thema beschäftigt. Doch es gibt niemand, der meine Begeisterung teilen will.“ Anfangs klang seine Stimme noch euphorisch, doch jetzt wirkt er maulig und beleidigt, wie ein Kind das nicht bekommt, was es will. „Die Menschen vergessen ihn! Deshalb habe ich ihn wieder ins Leben gerufen! Sie sollen sich wieder erinnern!“ Jetzt schreit er. Als wolle er seinen Worten noch mehr Ausdruck verleihen, sodass sie auf der ganzen Welt zu hören sind. „Das ist Wahnsinn!“, brülle ich.

„Wahnsinn? WAHNSINN SAGST DU?! DU VORLAUTE GÖRE, DU HAST KEINE AHNUNG!“ Er funkelt mich bedrohlich an. Ich weiche zurück.

Was soll ich tun? Ich muss herauskriegen wo Dad ist. Aber man kann mit ihm nicht verhandeln. „Du wirst mein letztes Opfer sein! Ich werde dich zerstückeln!“ Er klingt siegessicher. Ich will gerade etwas erwiedern, doch da höre ich eine Stimme hinter mir. „Das Spiel ist aus Fujima!“ Es ist L!! Ich drehe mich um, und wirklich da steht L gemeinsam mit Yagami und... meinem Dad!! Mir fällt ein Stein vom Herzen! Dad lebt! Es geht ihm gut! Er sieht noch etwas blass und mitgenommen aus, aber er lebt. Ich bin so erleichtert! Ich drehe mich wieder zu Fujima um, der seinen Blick auf L heftet. „Wie habt ihr ihn gefunden?!“ Seine Stimme klingt düster und voller Verachtung. „Bei den vielen Spuren, die Sie hinterlassen haben, war es ein leichtes Cat's Vater zu finden.“, sagt L abwertend und schaut Fujima verächtlich an.

Sein Blick springt kurz zu mir und Erleichterung blitzt in seinen Augen auf. Offensichtlich hat er sich einige Sorgen um mich gemacht. Ich bin unglaublich froh, dass er da ist. Mir ist endlich klar geworden, wie wichtig L mir ist.

Ich schaue wieder zu Fujima. Sein Gesicht ist jetzt vor Wut verzerrt. „ICH HABE KEINE SPUREN HINTERLASSEN! MEINE VERBRECHEN WAREN PERFEKT! ICH BIN JACK THE RIPPER!“ Er ist völlig außer sich vor Wut und schreit und fuchtelt mit dem Messer rum.

Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl. Als würde gleich irgendetwas fürchterlich schief laufen. Ich werde nervös, und bin angespannt. Fujima's Gesicht ist rot vor Zorn, doch in seinen Augen ist keine Wut. Nein dort ist Triumph. Er hebt das Messer.

Ohne hinschauen zu müssen, weiß ich auf was, besser gesagt auf wen er zielt. Auf L. Und obwohl ich weiß, dass L wahrscheinlich ausweichen könnte, dass ihm nichts passieren würde, ist da eine Stimme in meinem Kopf, die sagt, dass die winzige Wahrscheinlichkeit besteht dass L doch verletzt wird. Sämtliche Sicherungen brennen bei mir durch und alle Alarmglocken in meinem Kopf springen an. Ich habe nur noch ein Ziel: Rette L!

Und dann tue ich das, was in der Situation wahrscheinlich das Dümmste ist, was man machen kann. Ich renne auf Fujima zu und brülle: „Du willst doch mich! Also komm und fang mich!“ Kurz vor ihm, wende ich mich nach links und renne in eine schmale Gasse zwischen zwei Gebäuden. Ich brauche mich nicht umzudrehen, ich höre seine Schritte und weiß, dass mein Plan aufgegangen ist.

Mein Kopf ist wie leer gefegt, als ich durch die schmalen Gassen hetze. Rette L! Lenk Fujima ab! Rette L! Schießt es immer wieder durch meinen Kopf.

Das Wasser spritzt unter meinen Füßen, als ich durch die vielen, kleinen Pfützen renne. Ich weiß nicht wohin ich renne, doch ich werde das Gefühl nicht los, dass ich diesen Ort kenne, dass ich ihn schon einmal gesehen habe.

Und dann wird es mir klar. Mein Traum!! Diese Gassen sah ich in meinem Albtraum! Ich werde panisch. Am Ende meines Traums sah es nie gut für mich aus. Und während ich renne, ist es fast wie ein Déjà Vu. Ich höre Fujimas schwere Schritte, höre seinen keuchenden Atem und kann beinahe den Nebel spüren, obwohl es keinen gibt. Und dann stehe ich vor der Sackgasse.
 

Vor mir ragt die große, graue Mauer in die Höhe. Verzweifelt taste ich nach oben, versuche hochzuklettern, doch ich komme nicht heran. Panik befällt mich. Ich sitze in der Falle!

Und bevor ich Zeit habe, weiter darüber nachzudenken, steht Fujima auch schon vor mir. Er ist noch etwas außer Atem, doch er lächelt. //Beruhig dich! Beruhig dich!//, rede ich mir ein. //Zeig ihm deine Angst nicht!// Ich weiche zurück, doch schon spüre ich die kalte Mauer an meinem Rücken. „Das war ein ganz unterhaltsames Spiel!“, sagt Fujima und wischt das Messer an seiner Jacke ab, als wolle er es vor seiner letzten Tat noch säubern. Ich presse mich an die Wand.

Mein Herz klopft und mein Puls rast. Ich kann nicht mehr klar denken. Ich bin wie ein in die Enge gedrängtes Tier, ich kann nicht entkommen. Ich suche nach einem Ausweg, einer Chance zu fliehen, doch es gibt keine. Es ist aussichtslos. Und als mir das klar wird, ruschte ich langsam an der Wand runter. Ich kann meine Angst nun nicht länger verbergen. Fujima kommt ganz langsam näher, er genießt es, mich zappeln zu lassen. Er will mich quälen. Und als ich kurz davor bin aufzugeben, fällt mir noch eine letzte Möglichkeit ein. Eine allerletzte Notlösung. Versteckt an meinem Bein, verdeckt von meinen schwarzen Stiefeln. Eine silberne Pistole, eine Beretta 92. Die fast ein Kilo schwere Waffe gab L mir, kurz bevor wir aufgebrochen sind.

Ich wollte sie erst nicht nehmen, doch L's ernstes Gesicht hat mich schlließlich überzeugt. Ich solle sie im Notfall verwenden, hat er gesagt. Ich habe genickt, doch ich hatte nie vor sie einzusetzten.

Doch jetzt? Die Waffe ist meine einzige Möglichkeit zu leben. Meine einzige Rettung. Langsam wandert meine Hand zu meinem Stiefel und greift nach der Pistole. Sie ist kalt. Ich will sie gerade ziehen, doch dann stocke ich. Das kann ich doch nicht machen! Ich kann nicht auf einen Menschen schießen! Meine Hand zittert.

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Fujima sieht meine Verzweiflung und sticht urplötzlich zu. Mein Schrei zerreißt die Luft und aus Reflex kneife ich die Augen zusammen. Doch das Messer hat nicht wie erwartet mich getroffen, sondern ist an mir vorbei gesaust. Im ersten Moment denke ich, dass L oder einer der Ermittler mich und Fujima gefunden haben, doch so ist es nicht.

Es war Fujima's Absicht. Er will mir nur Angst einjagen. Doch als ich in seine Augen sehe, weiß ich, dass der nächste Stich treffen wird. Das hier ist meine letzte Chance. Ich muss mich entscheiden. Will ich die Schuld auf mich laden, auf einen Menschen geschossen zu haben, oder will ich aufgeben und sterben?

Ich denke an L, an Alice, an Joey und an meinen Vater. Bei dem Gedanken daran, dass ich sie nie wiedersehen würde, schnürt es mir den Hals zu. Ich will leben! Entschlossen packe ich die Waffe fester, ziehe sie mit einem Ruck heraus und ziele auf Fujima. Er wirkt erst verblüfft, doch dann grinst er. „Du wirst nicht schießen, Catheryne.“, sagt er leise. „Dazu fehlt dir der Mut.“

Ich weiß, dass er Recht hat und meine Hände zittern, als ich die Waffe hebe, ziele und meinen Finger auf dem Abzug lege. Ich will leben! Und doch kann ich mich nicht überwinden den Abzug zu drücken.

„Es ist vorbei, Catheryne!“, sagt Fujima, hebt das Messer und mit einem furchtbaren Sirren saust es auf mich herab.
 

Ich höre wie das Messer durch die Luft saust. Ich schreie. Ich mache mich bereit für den Schmerz. Ich werde nicht schießen. Das kann ich einfach nicht. Nicht einmal jetzt, wo ich weiß, dass ich gleich sterben werde. Ich schließe die Augen und wappne mich. Doch ich spüre keinen Schmerz. Ich höre nur einen Schlag. Doch ich bin nicht die, die geschlagen wird. Ich öffne die Augen und sehe, wie Fujima mit verdrehten Augen vor mir auf dem Boden zusammensackt und bewusstlos liegen bleibt. Ich verstehe erst nicht was passiert ist, doch dann sehe ich L. Noch völlig außer Atem steht er da, offensichtlich hat er Fujima niedergeschlagen. Die Waffe fältt mir aus der Wand und fällt zu Boden. Als er sieht, dass ich unverletzt bin, rennt er auf mich zu und zieht mich an sich.

Es fängt an zu nieseln. L hält mich fest und ich halte ihn. Ich zittere am ganzen Körper. Ich bringe keinen Ton heraus, und klammere mich einfach an ihn. „Cat...“, flüstert er leise. Er lässt mich los, packt mich an den Schultern und sieht mich an. „Wie konntest du das tun? Wie konntest du einfach wegrennen? Du wärst fast gestorben!!“ Er ist wütend, das sehe ich. Aber nur, weil er sich Sorgen gemacht hat.

Ich kann nicht mehr. Meine Nerven liegen blank und so falle ich einfach in seine Arme. Eine einzelne Träne rollt mir über die Wange. Nicht aus Trauer, sondern weil ich einfach so erleichtert bin, dass es L gut geht. Dass es meinem Dad gut geht. Dass Fujima außer Gefecht ist. Dass ich am Leben bin. Ich bin so unglaublich erleichtert und gebe meiner Erschöpfung nach. Ich falle einfach zur Seite. Und kurz bevor alles schwarz wird, weiß ich, dass ich in L's Armen landen werde. Und dass ich dort sicher bin. Dass ich dort immer sicher sein werde. Und dass ich L niemals verlieren möchte.

Happy End

Als ich die Augen öffne, fällt das Licht der Nachmittagssonne durch mein Fenster in mein Gesicht. Ich fahre hoch und werfe einen Blick auf meine Uhr. Es ist kurz nach vier. Ich sehe mich um. Ich bin in L's Appartment in meinem Zimmer.

Ich höre gedämpfte Stimmen aus dem Nebenzimmer. Ich springe auf, reiße die Tür auf und sehe, dass L, Alice, die Ermittler und mein Dad im Wohnzimmer sitzen. Dad!! Mein Harz hüpft vor Freude, so erleichtert bin ich, ihn heil und gesund zu sehen. „Dad!“, rufe ich und wir fallen uns in die Arme. „Cat, mein Schatz ich bin so froh, dass es dir gut geht!!“

„Und ich erst!“ Ich lächle. Ich setze mich zu Dad aufs Sofa und schaue in die Runde.

Und zum ersten Mal seit Tagen, fällt die Anspannung und die Nervosität von mir ab und ich fühle mich gut. Dad ist in Sicherheit. Fujima ist gefasst. Es ist vorbei.

Der Fall ist gelöst. Ich bin so froh, dass es gut ausgegangen ist. „Was ist jetzt eigentlich mit Fujima?“, frage ich. Das „-sensei“, lasse ich weg, Fujima ist nicht mehr der Mensch, den ich mal gekannt habe.

„Wir haben ihn verhaftet. Die Aufzeichnungen und Beweise, die wir gesammelt haben, hat Yagami dem Polizeipräsidium übergeben. Die Gerichtsverhandlung wird bald stattfinden. Bis dahin sitzt Fujima im Gefängnis und wird 24 Stunden am Tag überwacht.“, antwortet L. Gut so. Yagami will gerade etwas sagen, da klingelt es stürmisch an der Tür.

Watari, der in der Küche Kaffee kocht, öffnet und Joey stürmt herein direkt auf ich zu. „Cat!! Du Wahnsinnige! Ich dachte mir das ja schon länger, aber jetzt ist es offiziell! Du hast nicht mehr alle Tassen im Schrank!“ Verdutzt schaue ich ihn an. „Du kannst doch nicht einfach auf eigene Faust handeln!“ schimpft er weiter, doch ich muss lachen. Warum, weiß ich auch nicht. „Was lachst du denn jetzt?“, fragt er. „Dein Dad hat mir eben alles am Telefon erzählt! Und dann bin ich sofort hergekommen, um....“ meckert er. „Um mir eine Predigt über mein unmögliches und verantwortungsloses Verhalten zu halten. Jaja schon klar.“ Joey schüttelt nur den Kopf und muss dann auch grinsen. „Mensch Kleine, wegen dir liegen meine Nerven so blank, das hat mein Leben bestimmt um fünf Jahre verkürzt!“, sagt er.

„Wenn einer Cat eine Predigt hält, dann bin ja wohl ich das!“, schaltet sich mein Dad dazwischen. L schnaubt belustigt. Ich lache. „L hat aber auch Anspruch darauf. Ihr könnt ja auslosen.“ Ich weiß selbst nicht, warum ich das alles gerade so witzig finde. Vielleicht liegt es daran, dass der Fall endlich abgeschlossen ist, oder dass ich einfach glücklich bin.

„Möchten die Herrschaften einen Kaffee?“, fragt Watari und kommt mit einem Tablett mit dampfenden Tassen ins Zimmer. „Ich will einen!“, ruft L und wir alle fangen an zu lachen.
 

Erst gegen Abend gehen alle nach Hause. Mein Dad war schon am Mittag, während ich bewusstlos war im Krankenhaus und es fehlt ihm nichts. Er ist zu Hause und hat zwei Wochen frei bekommen. Alice ist auch wieder zu Hause und morgen soll ich auch wieder zu Dad, damit mein normales Leben weitergehen kann.

Doch wenn ich ehrlich bin, will ich das gar nicht. Ich habe mich so an das Zusammenleben mit L gewöhnt. An unsere Streitereien beim Essen, der Kampf um die letzten Erdbeeren, unsere gemeinsame Zeit. Und obwohl die letzten Wochen mehr als anstrengend waren, war ich doch immer froh, dass L da war.

Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, einfach wieder ganz normal in die Schule zu gehen, und ganz normale Sachen zu machen. Denn L wird ja weggehen. Er wird einen neuen Fall bekommen. Und dann wird er für immer aus meinem Leben verschwinden. Und ich werde ihn nie wiedersehen.

Das macht mich traurig, während ich meine Sachen einpacke. Es ist schon fast 22 Uhr, und ich suche schon mal ein paar Kleinigkeiten zusammen. //Warum denkst du überhaupt jetzt schon über den Abschied nach?//, frage ich mich selber. Dieser Gedanke lastet schwer auf mir.

Ich denke zurück, an den Tag an dem ich L das erste Mal getroffen habe. Das war, als ich im Bus fast hingefallen wäre, und er mich aufgefangen hat. Damals fand ich ihn ziemlich seltsam. Bei der Errinerung daran kommen mir die Tränen. Seit diesem Tag ist so viel Zeit vergangen und es ist so viel passiert. Ich möchte nicht, dass es endet. //Du blöde Kuh, hör doch auf zu heulen!//, sage ich mir und gehe ins Bad. Ich wasche mir das Gesicht. Ich schaue in den Spiegel.

Früher war es immer mein Ziel, niemanden Vertrauen zu schenken. Mich abzuschotten. Eine Maske aufzusetzten, eine Mauer zu bauen, um mich zu schützen. Doch seit ich L kenne, habe ich das Gefühl, dass ich das nicht muss. Das ich ganz einfach ich selbst ein kann.

Ich schaue mein Spiegelbild an, und ich weiß nicht, ich wirke... glücklicher. Lächle! Du musst immer lächeln!, höre ich die Stimme meiner Mutter ganz leise in meinem Kopf.

Das hat sie oft gesagt. Und dabei hat sie immer gelacht. Es war ein sehr schönes Lachen, voller Wärme und Güte. Nach ihrem Tod, wollte ich nicht lächeln, doch jetzt weiß ich, dass sie gewollt hätte, dass ich lächle. Lächle!

Und so lache ich und bin selbst erstaunt, wie gut es tut.
 

Ich fühle mich jetzt etwas besser, aber ich denke trotzdem noch über mich und L nach.

Ich schaue aus dem Fenster. Der Mond steht hoch am Himmel und leuchtet silbern. Wahrscheinlich schlafen L und Watari schon. Leise schleiche ich zur Tür und öffne sie. Ich will gerade leise in die Küche gehen, da sehe ich L. Er ist noch wach, steht am Fenster und schaut in den Nachthimmel. Als er mich bemerkt, dreht er sich um und lächelt. Ich gehe zu ihm. Er sieht nachdenklich aus. „Über was denkst du nach?“, flüstere ich leise.

Irre ich mich, oder wird L gerade leicht rot? Ich kann es nicht genau erkennen, denn das einzige Licht im Raum, ist das Mondlicht, was durch das Fenster auf uns fällt. „Nichts wichtiges.“, gibt er schließlich leise als Antwort zurück. Ich sage erstmal nichts mehr. Ich wüsste nicht, über was.

Denn obwohl zwischen L und mir eigentlich alles wieder geklärt ist, bin ich immer noch etwas nervös, wenn ich mit ihm alleine bin. Ist ja auch kein Wunder, nach unserem Beinahe-Kuss.

Ich spüre, wie ich rot werde. Gott sei Dank ist es nicht sehr hell, so kann L es hoffentlich nicht sehen. Wir stehen eine Weile einfach da und sagen nichts. Ich errinere mich, dass wir das auch oft gemacht haben. Ich erinnere mich an so vieles. Die Zeit mit L war wunderschön, und ich will immer noch nicht akzeptieren, dass sie morgen einfach vorbei sein soll. Ich will mich umdrehen und zurück in mein Zimmer gehen, doch L hält mich fest. „Warte...“, flüstert er und seine Stimme verliert sich. Ich bleibe stehen und sehe ihn an. Wir stehen uns gegenüber. Ich kriege keinen Ton heraus. Vielleicht liegt es am Ton von L's Stimme, oder daran, wie nah wir uns sind. So nah, wie damals, als ich mein Lied gesungen habe. Mein Herz klopft so heftig, dass ich Angst habe, er könnte es hören. Ich schaue in seine schwarzen Augen und kann seinen Atem an meiner Wange spüren. Unsere Gesichter sind nur noch wenige Zentimerter voneinander entfernt. „Cat...“, flüstert er, doch ich kann nicht antworten. Mein Herz rast und mein Kopf ist wie leer gefegt, ich kann nicht einen klaren Gedanken fassen. Ich möchte nichts weiter, als L nah sein.

L beugt sein Gesicht ganz langsam zu meinem und dann treffen unsere Lippen aufeinander.

Es fühlt sich wunderbar an. Und vor allem fühlt es sich richtig an. Seine Lippen sind warm und weich. Sie lösen ein Feuerwerk der Gefühle in mir aus. Das Herz in meiner Brust klopft so heftig, als würde es zerspringen. Ich erwiedere den Kuss und L legt seine Arme um mich. Es ist wunderschön. Ich wünschte, dieser Moment könnte ewig andauern.

Wir lösen uns voneinander. Ich bin noch vollkommen sprachlos. „Ich liebe dich Cat.“, sagt L und küsst mich wieder. Ich liebe dich auch L.

You and me

„ALICEEE!! HAST DU MEINE SCHUHE GESEHEN??“, brülle ich, während ich von meinem Zimmer ins Wohnzimmer, dann in die Küche und schließlich ins Bad renne. Alice sitzt vor dem Fernseher. „Keine Ahnung. Vor der Tür?“, sagt sie, ohne aufzusehen. Sie schaut gerade ihre Lieblingssendung und normalerweise darf man sie bei sowas wirklich nicht stören. Aber bei mir macht sie eine Ausnahme.

Ich hetze zur Tür und reiße sie auf. Tatsächlich. Meine neuen Schuhe, die ich gestern gekauft habe, stehen ordentlich und blitzsauber vor der Haustür. Ich knalle sie zu und hüpfe, mir die Schuhe anziehend in mein Zimmer zurück.

„Was macht ihr denn für einen Lärm?“, fragt mein Dad, der noch verschlafen und mit der Kaffeetasse in der Hand aus der Küche geschlurft kommt.

„Ich komm zu spät!“, rufe ich, schnappe mir meine Jacke und will schon zur Tür rausrennen, da fällt mir noch etwas wichtiges ein. „Mein Geldbeutel! Wo ist mein Geldbeutel?!“ Hektisch schaue ich mich um.

„In deiner Jackentasche.“, sagt Alice.

„Oh ja, stimmt. Danke und bis heut Abend!“ Und schon haste ich die Treppen herunter.
 

Seit fünf Tagen bin ich wieder zu Hause. L und ich sind ein Paar. Und er hat mich heute auf die Kirmes eingeladen. Ich bin beinahe ausgerastet vor Freude! Schon den ganzen Morgen war ich total hibbelig. Ich freue mich sehr!

Dad und Alice freuen sich für mich. Auch Watari freut sich sehr, er meint ich würde etwas Leben in die Bude bringen. Darüber musste ich lachen.

Aber das allerbeste an der ganzen Sache ist: In ein paar Monaten habe ich meinen Abschluss und werde 18. Dann werde ich zu L ziehen. Oder besser gesagt werde ich mit ihm ziehen, denn für seine Fälle muss er immer wieder reisen und ich werde ihn dabei begleiten.

Dad war erst nicht so begeistert davon, aber L und ich konnten ihn schließlich überzeugen.

Ich habe auch versprochen, dass ich Dad und Alice regelmäßig besuchen werde. Ich denke, ich werde sie schon vermissen, aber ich habe ja L und Watari.

Außerdem hat L mir versprochen, mich mit nach England zu nehmen, dort ist er nämlich aufgewachsen. Ich bin schon so aufgeregt, dass ich es beinahe kaum erwarten kann, die Prüfungen hinter mich zu bringen. Beim Lernen wird L mir helfen.

Da hupt es plötzlich und ein schwarzes Auto fährt vor. Ich lächle und steige hinten ein.

„Hey Cat!“, sagt L, dreht sich zu mir um und lächelt.

„Hey.“, sage ich und lächle auch.

„Na dann wollen wir mal los.“, sagt Watari schmunzeld und der Wagen fährt los. Es wird bestimmt ein toller Tag!
 


 

THE END
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen :)
Und für alle die es wissen wollen (ich denk die meisten kennen's eh), das Lied ist "Lila Wolken" von Marteria, Yasha & Miss Platnum.

Vielen Dank für's Lesen ;-)

Eure _Haruka-chan_ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, erstmal sorry das ich so lange für das neue Kapitel gebraucht habe!
Ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen. Im nächsten Kapitel wird endgültig aufgelöst, wer der Täter ist, und auch Cat's Traum aus dem ersten Kapitel hat seinen Sinn.
Wie gesagt, ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen:) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (17)
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Von:  KataraKyoshi
2013-05-31T10:25:31+00:00 31.05.2013 12:25
ja ein happy end^^ der epilog war zwar kurz, aber gut, länger hätte er ja auch nicht seien müssen;) ich bin auf jedenfall froh, dass cat L begleitet:D
Antwort von:  _Haruka-chan_
31.05.2013 13:32
Ja, ich liebe Happy End's:D Gut, danke ich war mir nicht ganz sicher, wie lang er sein sollte:) Aber gut, wenn er dir gefallen hat:)
Das freut mich:) Ich fand die Idee einfach schön, dass Cat und L ein bisschen durch die Welt reisen;)
Von:  AriesLawliet
2013-05-31T09:05:07+00:00 31.05.2013 11:05
Super FF,
ich hab sie von Anfang bis Ende durchgelesen und bin zu der Meinung gekommen: das ist eine FF, die es Wert ist, immer und immer wieder gerne gelesen zu werden :)
Einfach schöne Ideen, die Situationen und Stimmungen klasse beschrieben und du hast so geschrieben, dass man ganz einfach das Mit-Feeling dafür haben musste!
Also klasse gemacht, ich bin begeistert :D
Antwort von:  _Haruka-chan_
31.05.2013 13:31
Vielen, vielen Dank!!! Ich bin echt froh, dass meine erste FF euch so gut gefällt!!
Das bedeutet mir echt viel, danke :)
Von:  KataraKyoshi
2013-05-30T20:22:24+00:00 30.05.2013 22:22
Schade, dass die FF schon vorbei ist:(( aber ganz tolles ende!:D endlich haben es L un Cat doch nochmal geschafft;) um ehrlich zu sein kamen mir ein bisschen die tränen:)
Ansonsten eine ganz tolle und gelungene FF.Und dass sie deine erste FF ist, kann man kaum glauben, da du so unheimliche gute Ideen hast und dein schreibstil wirklich toll ist!;)
Antwort von:  _Haruka-chan_
31.05.2013 11:03
Ja, es ist schade, aber im Epilog wartet ja noch eine kleine Überraschung auf euch;)
Vielen, vielen Dank!!! Ich freue mich sehr dass sie dir so gut gefallen hat :) Danke!
Von:  KataraKyoshi
2013-05-20T16:49:19+00:00 20.05.2013 18:49
die arme cat tut mir so leid!:(( Das L gezittert hat ist ja so süß:) ich hoffe, dass sie ihren vater noch retten kann und freue mich schon auf das nächste kapitel, hoffentlich liege ich mit meinem verdacht, was den mörder angeht richtig;)
Von:  KataraKyoshi
2013-05-07T15:24:28+00:00 07.05.2013 17:24
oh super kapitel!:D das ende war mal wieder richtig spannend und ich kann es kaum erwarten, ednlich zu erfahren, wer der mörder ist:)
Antwort von:  _Haruka-chan_
07.05.2013 17:45
vielen dank:) hihi also entweder wird es im nächsten oder übernächsten kapitel aufgelöst;)
Von:  AriesLawliet
2013-04-23T18:25:39+00:00 23.04.2013 20:25
Woooh!!!!
Ich glaubs nicht!!! Srry, aber in diesem romantischen Moment am Ende zw. den beiden hätte ich Watari am Liebsten erwürgt!!! Da platzt der einfach rein und macht alles kaputt!!!
Richtig tolles Kapi und auch sehr spannend!
Mach weiter so! Hast echt ein Händchen für sowas! :D
LG, Aries ^^
Antwort von:  _Haruka-chan_
23.04.2013 21:01
haha, ich wollte es ein bisschen spannend machen:D vielen, vielen dank für das tolle feedback, ich bin echt total happy, dass dir meine FF gefällt. ^^ dankee :) echt super, dass du kommentiert hat, dankeschön:)
Von:  AriesLawliet
2013-04-21T17:38:08+00:00 21.04.2013 19:38
Wow!!!
Spannung pur!!
ich hab richtig mitgefiebert, als sie da im fahrstuhl feststeckte und dann auf einmal die seile gekappt wurden, der countdown und dann der sprung!!!! .O.
hammerst gut geworden!! einfach spannend und emotional!!!
Mach weiter so, das ist grandios!!!
Lg, Aries ^^
Antwort von:  _Haruka-chan_
21.04.2013 20:26
danke, hab mir mit der szene auch sehr viel mühe gegeben :) vielen dank :)
Von:  AriesLawliet
2013-04-21T17:36:50+00:00 21.04.2013 19:36
Woaahh!!
richtig tolles kapi!!
Wie süß, sie is krank und L kümmert sich um sie!! Einfach himmlisch *o*
richtig schön geworden
Lg, Aries ^^
Antwort von:  _Haruka-chan_
21.04.2013 20:24
vielen, vielen dank :) ich freue mich sehr über das feedback, danke :) ich freue mich,wenn es dir gefällt ^_^
Von:  KataraKyoshi
2013-04-04T12:45:51+00:00 04.04.2013 14:45
Wow*__* Super Kapitel, echt richtig spannend!:D dieser lehrer macht mir wirklich angst:O
Von:  KataraKyoshi
2013-03-28T10:47:24+00:00 28.03.2013 11:47
Endlich ist das neue Kapitel da!:) L ist wirklich so ein Chaot:D Ich bin schon gespannt, wer der Verdächtige ist.

LG Kat


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