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Warhammer 40.000 - Imperiale OneShots

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Ein Einzelner unter Brüdern

Ein Einzelner unter Brüdern

 

Der Geruch der Rüstungspolitur waberte durch den kleinen Raum. Schicht um Schicht trug Brydan sie auf seinen scharlachroten Kampfanzug auf. Er war ein Astartes und würde seinen Brüdern und ihrem geliebten Imperator alle Ehre machen. Es war sein erster Einsatz auf einer chaosgebeutelten Welt. Die Qualen seiner Umwandlung in einen stolzen Space Marine schienen fast vergessen, obwohl sie noch nicht allzu lange her waren.  Das schnelle Wachsen seines Körpers, seiner Muskeln, seiner Knochen. Die unzähligen Implantate überall in seinem Körper, die giftigen Gase in der Operationskammer. Alles hatte Brydan ertragen um nun in den stolzen Reihen der Adeptus Astartes zu stehen. Jetzt saß der junge Mann in seiner spärlich eingerichteten Kammer. Ein Bett, ein kleines Nachtschränkchen und ein einzelner metallener Schrank zierten den Raum. Mehr Habseligkeiten waren ihm aus seinem früheren Leben nicht geblieben, geschweige denn dass ihm überhaupt irgendwelche Erinnerungen geblieben wären. Kein Funken war mehr in seinem Gedächtnis verhaftet. Dies war eine Besonderheit bei den Blood Ravens hatte man ihm erklärt. Eine Art Gendefekt, der das Erinnern an die Zeit vor der Umwandlung unmöglich machte. Traurig war Brydan darüber nicht, warum auch? Er war jetzt ein Space Marine, ein treuer Diener des Imperiums und des Imperators, sowie ein Einzelner unter vielen Brüdern. Langsam wanderte sein Blick durch den Raum und wieder auf seine Rüstung hinab. Das Rot leuchtete fast schon wie ein Signalfeuer, die weißen Schulterschützer waren klinisch rein und hervorgehoben prangte der schwarze Rabe mit dem roten Blutstropfen auf ihnen. Brydan war, als hätte er nie etwas Schöneres als diesen Kampfanzug in seinen Händen gesehen.
 

Stück für Stück legte der junge Astartes seine Rüstung an. Jedes Einzelstück wurde so sorgsam behandelt wie ein rohes Ei. Ein kurzer Blick in den winzigen Spiegel des Schrankes überzeugte Brydan vom Sitz der einzelnen Teile. Ein etwas längerer Blick galt dann seinem Gesicht. Tiefe Narben entstellten ihn und zerfurchten die eigentlich noch recht junge Haut. Man hatte ihm nicht gesagt, wie alt er in seinem vorherigen Leben gewesen war und er selber hatte auch nicht gefragt. Was vergessen worden war, sollte auch vergessen bleiben. Nichts sollte den jungen Mann mehr an seine Vergangenheit auf einem ihm nun fremden Planeten erinnern. Kurz strich seine rechte Hand durch die schulterlangen Haare. Sie waren dunkelbraun, fast schwarz. Ebenso dunkel waren seine Augen. Einzig ein paar helle Sprenkel waren vorhanden, sodass sie nicht ganz schwarz wirkten. Vielleicht hatte er in seinem früheren Leben ganz gut ausgesehen, vor den ganzen Modifikationen zu einem Space Marine. Vielleicht hatte er auch ein Mädchen gehabt, weil er so gut ausgesehen hatte. Schulterzuckend schlug der Astartes wieder die Tür des Schrankes zu. Was interessierten ihn die Geschichten von gestern? Sie hatten keine Bedeutung für die glorreiche Zukunft die nun vor ihm lag.
 

Schwer hallten seine Schritte von den Wänden des Schlachtkreuzers wieder. Der Befehl zum Sammeln war gegeben worden und nun befand sich Brydan auf dem Weg zu den Landungskapseln. Der Gang schien ihm endlos lang und irgendwo auch einsam. Doch jegliches Gefühl wurde in ihm unterdrückt, er spürte nichts, wollte nichts spüren. Hier und da hörte man aus den seitlich liegenden Kabinen Stimmen, Geräusche oder auch Stille. Es schien als würde sich all dies immer wieder abwechseln. Auch wirkte es sehr seltsam, dass manche von den Sklaven an Bord fast vor Schreck alles fallen ließen, wenn sie ihm begegneten. Sie pressten sich an die Wände des Raumschiffes um ihm Platz zu machen. Man brachte dem jungen Astartes auch ohne große Schlachterfolge schon eine Menge Respekt entgegen. Das lag aber wohl alleine an der greif- und sichtbaren Überlegenheit eines Space Marines gegenüber Normalsterblichen. Für die Menschen an sich war er ein Halbgott in Rot, ein Wesen höherer Art, etwas ganz Besonderes und vor allem: nicht so wie sie. Er war anders. Tief furchte sich seine Stirn bei dem Gedanken und er erwog ernsthaft, diesen Punkt innerlich noch weiter zu führen, doch entschied er sich dagegen. Es zählte nur noch sein Leben für Imperium und Imperator. Nichts anderes sollte ihm mehr Sorge bereiten.
 

Sie standen gemeinsam alle in einer Reihe vor den Landungskapseln. Jeder Einzelne von ihnen wurde streng gemustert. Ihre Blicke waren nach vorne gerichtet, als ihr befehlshabender Offizier die Linie an Adeptus Astartes entlangschritt. Am Ende der Reihe angekommen, drehte sich der Offizier mit dem Rücken zu ihnen und schritt quer einige Meter von den Marines weg um in der Mitte vor der Reihe zu stehen. Dann ließ er seinen Blick nochmals auf und abgleiten, ehe er mit einem Wink den Befehl gab, die Kapseln zu besteigen. Geordnet spalteten sich die Space Marines in Gruppen auf und verteilten sich auf die einzelnen Maschinen. Alles war genau geplant, jeder hatte seinen Platz und Aufgabe. Untereinander waren sie nun alle gleich und jeder achtete auf den Anderen. Doch waren sie somit nicht einfach nur eine Reihe willenloser Klone? Kopfschüttelnd verdrängte er den Gedanken wieder. Nichts durfte ihn von seiner Aufgabe ablenken. Auch nicht der plötzliche Druckabfall in der Kapsel, als sie ausgeworfen wurden auf den Planeten, der angeblich dem Chaos anheim gefallen war. Man fühlte sich wie in einem stark beschleunigten Aufzug, was der Wahrheit ja auch ziemlich nahe kam, wenn man bedachte, dass sie nun mit ungeheurer Geschwindigkeit auf den Boden zurasten. Ein harter Aufschlag folgte nach nicht allzu langer Zeit und fast zeitgleich öffneten sich die Luken und gaben ein grünes, fruchtbares Umland preis.
 

Die Landezone war gesichert und man begann damit, den Umkreis zu erkunden. Brydan fühlte sich seltsam auf diesem Planeten, doch wollte er nicht, dass man es ihm anmerkte. Doch er spürte, dass etwas an ihm zog, tief in seinem Inneren. Ein beständiges Flüstern umgab ihn, als würden die Wälder, der Wind und die Gräser zu ihm sprechen. Es lockte ihn mit Versprechen, schmierte ihm Honig um den Bart und ließ einfach nicht locker. Kurz schüttelte er wieder den Kopf, was ihm einige irritierte Blicke einbrachte. Hielten sie ihn jetzt für blöd oder gar verwirrt? Der junge Astartes hoffte nicht. Doch es ließ ihn einfach nicht los und er spürte, wie nach und nach etwas von seinen Gedanken Besitz ergriff, Erinnerungsschubladen aufzog und Bilder herauszerrte, grausame Bilder. Die Verursacher des Schreckens, den er nun vor seinem geistigen Auge sah, schienen seine Brüder zu sein, die nun um ihn herum ausschwärmten und das Gebiet sicherten. Brydan blieb stehen auf der Stelle und senkte den Kopf. Wieder dieses Flüstern und langsam schwand sein Widerstand. Hatte man ihn getäuscht? Stand er nun auf der falschen Seite? Auf diese Gedanken hin durchfloss den jungen Space Marine ein bestätigendes, kaltes Gefühl. Zähnebleckend sah sich Brydan um und fixierte jeden einzelnen seiner vermeintlichen Brüder mit einem vernichtenden Blick. Das würden sie bereuen und das nicht zu knapp. Doch nicht jetzt. Nicht hier.
 

Innerlich breitete sich das Chaos aus, verdarb den Körper und den Geist und bald würde der Tag der Rache kommen. Er war einer unter vielen. Einer, der die Wahrheit kannte. Einer unter vermeintlichen Brüdern.



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