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Insomina

Schlaflos
von

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Nachtwache

Es war schon sehr lange her, dass sie voneinander getrennt waren.
 

Eigentlich kam es so gut wie nie vor. Und wenn dann nur für wenig Zeit.
 

Wenn sie sich stritten, versöhnten sie sich auch genauso schnell wieder.
 

Im eigentlichen Sinne hatten sie sich noch nie ernsthaft gestritten… außer dieses eine Mal, aber selbst das war nur gespielt gewesen.
 

Also konnte er wohl behaupten, dass ihre Beziehung etwas ganz besonderes war.
 

Es war wie eine Art magisches Band, was sie zusammenhielt und doch so einiges schwieriger machte.
 

Hikaru und Kaoru.
 

Eine Einheit.
 

Man benannte sie immer zu zweit, man sah sie immer zu zweit und man redete nur in der Mehrzahl von ihnen.
 

Und auch wenn sie sich liebten, es war nicht befriedigend nur als „die Zwillinge“ gesehen zu werden. Sie wollten als vollwertig wahrgenommen werden.
 

Als Hikaru und als Kaoru und nicht nur als Ebenbilder, die sie aber nun einmal waren.
 

Nicht einmal ihre Eltern oder die Hausmädchen, die bereits ihr ganzes Leben mit ihnen verbrachten, konnten sie unterscheiden.
 

Und das schmerzte irgendwie.
 

Sie wollten individuell sein, sie wollten Menschen sein …
 

eigenständige Menschen.
 

Sie wollten gesehen werden, so wie sie waren, auch einzeln.
 

Genau diese Wünsche führten sie Jahre lang immer wieder vor den gleichen inneren Konflikt.
 

Und da niemand außer ihnen selbst das konnte, was sie sich so wünschten, zogen sie sich immer mehr zurück.
 

Das wiederum machte es Außenstehenden noch schwerer an sie heran zu kommen.
 

Immer wieder stießen sie die Menschen zurück, die zu ihnen durchdringen wollten.
 

Andere wurden lediglich zu Spielzeug, was ihnen die Laune vertrieb. Was sie daran hinderte an Langeweile zu sterben.
 

Und doch waren sie so unzufrieden mit der Situation.
 

Was nur dazu führte, dass sie sich noch mehr aneinander festhielten.
 

Ihre eigene Welt blühte in dieser Zeit auf. Es war ein Paradies, was nur für sie bestimmt war.
 

Das Tor hatte viele Schlösser.
 

Jedes Schloss entstanden nach einer Verletzung. Wer wollte schon gerne verletzt werden?
 

Also schlossen sie sich immer mehr ein und damit die Welt aus.
 

Sich immer an der Hand haltend.
 

Verdammt für die Einsamkeit in der Zweisamkeit.
 

Das war ihr Schicksal…
 

Auf ewig…
 

Jedenfalls glaubte er das damals.
 

Und dann.
 

Dann kam Tamaki.
 

Tamaki Suō.
 

Jemand auf den sie in dieser Zeit nie geachtet hätten.
 

Doch plötzlich stand er vor dem Tor zu ihrer Welt und rüttelte kräftig an den Streben.
 

Klirrend fielen die Schlösser ab.
 

Die Worte, die er an diesen Tag an sie Beide richtete, berührte ihr Herzen.
 

Sanft…
 

Diese Worte brannten sich in ihr Gedächtnis und hinterließen dort einen leichten Geschmack nach Neuem und Unbekanntem.
 

Es machte ihnen Beiden Angst und doch liefen sie auf das offene Tor zu.
 

Auf die Hand zu, die der Blonde ihnen entgegen hielt.
 

Und nur wenig später, waren sie nicht mehr allein gewesen.
 

Sie hatten sich…
 

Und Freunde.
 

Das begriffen sie nur sehr langsam.
 

Und als die Erkenntnis kam, schlug sie ein wie ein Komet.
 

Sie hatten die Tore geöffnet und das Neue herein gelassen.
 

Man wollte die Hände hineintauchen und es festhalten, wie Wasser, in einer hohlen Hand. Es huscht durch die Träume, begleitet einen wo immer man geht, steht oder fällt.
 

Und das war vielleicht das schönste daran.
 

Natürlich konnten auch die Mitglieder des Host Clubs sie nicht unterscheiden.
 

Aber sie nahmen sie als zwei eigeneständige Personen wahr, die sie waren.
 

Und das tat gut.
 

Es bedeutete ihnen viel, auch wenn sie es nicht von Anfang an wahrhaben wollten.
 

Und so kam es, dass sie ihr Tor einen Spalt breit öffneten und ab und an andere Menschen zu sich ließen.
 

Sich entfalteten.
 

Langsam konnte sie mehr sie selbst sein.
 

So kam es, dass man die kleinen Unterschiede immer mehr bemerkte. Die sie als Menschen ausmachten.
 

Auch wenn sie in manchen Situationen immer noch absolut synchron waren, verstellten sie sich nicht mehr allzu oft.
 

Und dann…
 

Nur wenige Jahre später kam Haruhi.
 

Und sie stieß das Tor zu ihrer Welt, das immer noch geöffnet war, ganz auf.
 

Zum ersten Mal viel ein anderes, fremdes Licht in das Paradies der Zwillinge.
 

Endlich hatten sie einen Menschen gefunden.
 

Jemanden der sie unterscheiden konnte, egal wie sehr sie versuchten ihre Identitäten zu verbergen.
 

Es war, als würde sie durch sie hindurch sehen.
 

Dieser Mensch war Haruhi Fujioka.
 

Und sie war auf ihre eigene Weise ein Wunder.
 

Nicht so wie Tamaki es damals für sie gewesen war.
 

Anders.
 

Sie war bis heute die einzige die mit dem Finger auf sie zeigen konnte und den richtigen Namen aussprach, der bei ihr nie geraten war.
 

Es war faszinierend und beängstigend zugleich.
 

Doch sie mochten sie Beide sehr.
 

Kaoru beobachtete halb belustigt und halb schockiert wie sehr sich sein Bruder immer weiter auf das Tor zu bewegte. Und damit vor allem auf Haruhi, für die er zärtliche Gefühle hegte.
 

Hikaru war in vielerlei Hinsicht einfach weiter als er selber.
 

Er eilte ihm voraus.
 

Und auch wenn er wusste, dass sein Zwilling ihn nie verlassen würde, rührte sich die Angst in seiner Seele nicht mehr hinter her zu kommen.
 

Er war schon immer stiller und zurückhaltender gewesen. Etwas worin sie sich immer ergänzt hatten.
 

Aber er wollte nicht alleine in dieser Welt verweilen.
 

Sie war nur für zwei Personen ausgelegt.
 

Alleine würde er in ihr zugrunde gehen.
 

Deswegen eilte er Hikaru hinterher und versuchte mit ihm Schritt zu halten.
 

Er wusste, dass er es gefährdete. Alles woran er glaubte.
 

Und doch trieb er immer näher darauf zu.
 

Alles Gewohnte würde bald vorbei sein.
 

Das Prinzip der verflixten Kutsche, wie er es selber immer gerne nannte.
 

Nichts hielt für ewig.
 

Manchmal freute man sich über Veränderungen und manchmal beweinte man sie.
 

So oder so…
 

Irgendwann wurde die Kutsche wieder zu einem Kürbis und dieser zu Matsch.
 

So war es nun einmal.
 


 

________ _________
 

Kaoru kam aus dem Bad zurück in das Zimmer von ihm und seinem Bruder.
 

Er hatte geglaubt Hikaru würde gleich nachkommen, doch dieser lag immer noch im Bett und schien tief und fest zu schlafen.
 

Mit gerunzelter Stirn beugte er sich über seine Zwilling.
 

Was war denn heute los? Sonst war er doch immer der Erste der aufstand, wenn der Wecker klingelte.
 

»Hey, Hikaru! Wach auf!« rüttelte er in sacht an der Schulter.
 

Diese Aktion wurde mit einem Murren beantwortet.
 

»Nun steh schon auf, der Wecker hat vor 10 Minuten geklingelt.«
 

Nun etwas grober schüttelte er seinen Zwilling wach.
 

»Kaoru, nicht…« nuschelte dieser unwillig und vergrub das Gesicht in seinem Kissen.
 

»Komm schon, du musst endlich aufstehen sonst kommen wir zu spät.«
 

»Verdammt…« hörte er es gedämpft aus dem Kissen. Und dann setzte Hikaru sich endlich auf.
 

Er rieb sich die Augen und sah irgendwie blasser aus als sonst.
 

»Bist du okay?«
 

»Ja, bin nur zu spät eingeschlafen gestern.«
 

»Beeil dich.«
 

»Hm mhm.«
 

Als Hikaru seine Körperhygiene beendet hatte und frisch angezogen aus dem Bad kam, packten sie ihre Sachen, zogen sich die Schuhe an und gingen raus.
 

Vor dem Haus wartete bereits ihre Limousine.
 

Alles im allen waren sie nur 5 Minuten später als sonst.
 

Der Fahrer sagte kein Wort dazu. Er fuhr lediglich etwas schneller als gewöhnlich.
 

Und so kam es, dass sie dennoch rechtzeitig zu Unterrichtsbeginn da waren.
 

»Guten Morgen, Haruhi« sagten sie synchron, als sie sich an ihre Pulte, unweit von ihrer Freundin setzten.
 

»Guten Morgen« erwiderte sie den Gruß, doch dann stockte sie. »Hikaru, ist alles in Ordnung?«
 

Aha. Er war also nicht der Einzige der das mitbekam.
 

»Ja. Alles bestens.«
 

Das war gelogen!
 

Das sah Kaoru sofort und auch Haruhi schien an den Worten zu zweifeln. Jedenfalls sagte das ihr Gesicht.
 

Aber was war mit seinem Bruder?
 

Die Gedanken wurden erst einmal vom Unterricht verdrängt.
 

Auch in den Pausen war nichts wirklich auffällig.
 

Trotzdem hatte er das Gefühl etwas stimme nicht, jedes Mal wenn Hikaru in anlächelte.
 

Also durchliefen sie ihren Schultag wie immer.
 


 

________ _________
 

»Konzentrier dich doch mal Hikaru!«
 

»Ich weiß es halt nicht. Mal ehrlich, Leute, es ist Selbststudium… wieso müssen wir jetzt lernen? Ich hab keinen Bock mehr.«
 

»Andere haben nicht das Privileg im Selbststudium zu schwänzen, weil sie sich ihre Noten hart erarbeiten müssen.« konterte Haruhi und strafte ihn mit einem bösen Blick.
 

»Du bist heute schon den ganzen Tag völlig unkonzentriert, ist wirklich alles gut?« fragte nun auch Kaoru zum wiederholten Male besorgt und fasste seinen Bruder an die Schulter.
 

»Alles bestens.« wehrte Hikaru ab, sah aber anscheinend in den Augen seines Bruders, das ihm diese Aussagen nicht mehr reichte. » Ich fühl mich nur ein wenig schlapp. Das ist alles. Wirklich. Es ist einfach nicht mein Tag heute. Und es scheinen gerade auch Kopfschmerzen dazu zu kommen.«
 

Nun legte auch die Braunhaarige das Buch weg, woraus sie die Zwillinge bis eben noch abgefragt hatte. »Meinst du wirklich das es nicht ernstes ist? Wenn es dir den ganzen Tag so schlecht geht, solltest du vielleicht mal in die Krankenstation und dich da untersuchen lassen.«
 

»Jetzt übertreibst du aber Haruhi.«
 

»Nein, sie hat Recht. Wenn - «
 

»Jetzt fang du nicht auch noch an. Es ist alles in Ordnung!« unterbrach er Kaoru genervt. »Los lernt weiter. Ich hör euch zu.«
 

Die Blicke der anderen Beiden ignorierend, lehnte Hikaru sich auf seinen Stuhl zurück, schloss die Augen und schwieg.
 

Kaoru seufzte.
 

Es hatte ja eh keinen Sinn. Sein Bruder war einfach ein Sturkopf.
 

Unfassbar!
 

Er griff nach dem Buch das Haruhi vor sich hingelegt hatte und schlug das Kapitel wieder auf, was sie vorher gelernt hatten.
 

»Du bist dran, Haruhi.«
 

»Okay.«
 

»1853?«
 

»Ähm…« machte Haruhi und kaute auf ihren Bleistift herum. »Warte nicht vorsagen… ich hab´s gleich!«
 

»Erster Tipp: Ausländer.« sagte Kaoru und blickte vom Buch auf.
 

»Zweiter Tipp: Schiff.« ergänzte Hikaru, der seine Augen immer noch geschlossen hatte.
 

»Ah! Ich weiß! Die Ankunft von Kommodore Perry!«
 

»Treffer!« riefen er und sein Bruder synchron.
 

Haruhi lächelte.
 

»Glückwunsch, das letzte Mal hast du vier gebraucht.«
 

»Ich weiß. Danke.«
 

»Machen wir weiter?«
 

»Okay.«
 

Während er ihre Freundin weiter abfragte, saß Hikaru neben ihnen und lauschte; gab ab und zu einen Hinweis, hielt sich aber sonst komplett raus.
 

Er hatte die Augen immer noch geschlossen und ließ sich die Sonne, die nun langsam um das Gebäude herum schlich und zu den großen Fenstern hineinfiel, auf das Gesicht scheinen.
 

Und immer wenn Kaoru zu ihm herüber blickte, verspürte er dieses leise Gefühl.
 

Es wand und ringelte sich wie eine Schlange im seinem Unterbewusstsein.
 

Irgendetwas stimmte hier nicht.
 

Das spürte er.
 

Aber was vermochte er noch nicht zu sagen.
 


 

________ _________
 

Und nach der Stunde gingen sie ihren Tätigkeiten im Host Club nach.
 

So wie sie es immer taten.
 

Heute schien ausnahmsweise mal kein Costplay an der Tagesordnung zu sein. Das ersparte das umziehen.
 

Also warteten sie auf ihre Kundinnen.
 

»Willst du wirklich nicht in die Krankenstation? Du bist immer noch so blass.«
 

»Würdest du vielleicht aufhören mich das alle zwei Minuten zu fragen?« entgegnete Hikaru gereizt.
 

»Das würde ich, wenn du mir die Wahrheit sagen würdest!«
 

»Aber das tu ich doch! Mir geht’s ausgezeichnet, Kaoru.«
 

Er blickte auf seine Tasse mit dampfenden Tee und sagte nichts mehr. Eigentlich sollte der Andere wissen, dass er ihm nichts vor machen konnte.
 

»Kaoru, nun schau nicht so. Ich - «
 

»Hikaru, Kaoru!«
 

Die Beiden wandten sich gleichzeitig zu ihren heutigen Kundinnen um, die nun vor ihnen standen.
 

»Guten Tag, ihr Hübschen. Setzt euch doch!«
 

Sie standen auf und boten den Mädchen die Sitzplätze an, während sie sich zwei Stühle näher zogen und dort Platz nahmen.
 

Es folgte das übliche Geplänkel.
 

Doch Kaoru konnte sich nicht wirklich darauf konzentrieren.
 

Er versuchte immer noch herauszufinden wie Hikarus Satz weitergegangen wäre, wenn sie nicht unterbrochen wären worden.
 

Also verfolgte er eher geistesabwesend das Gespräch und antwortete nur auf gestellte Fragen an ihn selbst.
 

Erst als er die Finger unter seinen Kinn spürte und sein Gesicht angehoben wurde, merkte er wie abwesend er eigentlich gewesen war.
 

Er starrte in die Augen seines Zwillings.
 

Automatisch legte er seine Hände auf dessen Arme.
 

»Wo bist du nur wieder in Gedanken, Kaoru?« hauchte Hikaru ihm entgegen.
 

Er wurde rot.
 

Er konnte nicht einmal sagen ob er sich wirklich ertappt fühlte oder ob sein Körper schon von alleine anfing seine Rolle zu spielen.
 

»Hikaru…« flüsterte er zurück und gab seiner Stimme einen verträumten klang.
 

»Warte mit deinen Träumereien bis wir zu Hause sind… dann erfüll ich dir alles, was du dir wünschst.«
 

»Auch wenn ich mir unanständige Dinge wünsche?«
 

Er sah zur Seite als wäre er beschämt.
 

Sein Bruder kam ihm noch näher und legte seine Stirn auf seine. »Du kennst doch die Antwort darauf, oder?«
 

»Hikaru… nicht…«
 

Er hörte das Kreischen der Mädchen, doch er achtete gar nicht so darauf.
 

Der Andere fühlte sich so warm an.
 

Hatte er etwa Fieber?
 

Sein Bruder löste sich in diesem Moment von ihm und sagte noch irgendwas, was die Kundinnen wieder hysterisch kichern ließ.
 

Was vermochte er nicht zu sagen.
 

Seine Gedanken drehten sich rasant im Kreis.
 

Vor den Prinzessinnen konnte er schlecht nach Hikarus Wohlbefinden fragen und ihn zur Rede stellen.
 

Er musste eine andere Lösung geben.
 

»Hikaru! Komm doch mal her zu mir!« wurde er durch Tamakis Stimme aus den Gedanken gerissen.
 

Was könnte der Chef jetzt von ihm wollen?
 

Der Angesprochene sah auf und lächelte dann den Mädchen am Tisch dann zu. »Ihr sehr, mein Typ wird verlang. Ich bin gleich wieder da.«
 

Damit stand er auf und stütze sich ein wenig unelegant und zu ruckartig am Tisch ab.
 

Was?
 

Kaoru suchte seinen Blick und sein Herz blieb für einige Sekunden stehen.
 

In dem Moment wo sich seine Augen verdunkelten und er taumelte, wusste Kaoru, dass etwas nicht stimmte.
 

Ungeachtet der Kundinnen um sie herum sprang er auf.
 

»Hikaru!«
 

Gerade noch rechtzeitig schaffte er es zu seinem Bruder zu gelangen, um ihn vor einem unsanften Sturz zu bewahren.
 

Er schien völlig weggetreten zu sein.
 

Außer sich vor Angst, drehte er den Bewusstlosen so, dass er sein Gesicht sehen konnte.
 

»Hikaru? Hikaru, wach auf! Was machst du den für Mist?!«
 

Mit sanfter Gewalt schlug er auf die Wange von Hikaru und spürte die gewaltige Hitze unter seiner Haut.
 

Was war nur los?
 

Hatte er schon die ganze Zeit so schlimmes Fieber gehabt?
 

Wieso war es ihm nicht vorher aufgefallen??
 

»Kyoya! Schnell…ruf einen Arzt! Er ist ganz heiß! Er braucht unbedingt einen Arzt!«
 

Er sah nur aus den Augenwinkeln, wie sich der Schwarzhaarige bewegte.
 

Seine ganze Aufmerksamkeit galt immer noch seinem Bruder, der regungslos in seinen Armen lag.
 

So verweilte er noch bis eine Schwester ins Zimmer geeilt kam.
 

Immer in der Hoffnung schlecht zu träumen.
 


 

________ _________
 

Kaoru saß auf dem großen Bett, welches jetzt so schrecklich leer wirkte.
 

Ihr ganzes Zimmer wirkte so leer ohne ihn.
 

Er war sich sicher, dass er die ganze Nacht kein Auge zubekommen würde.
 

Denn wenn Hikaru nicht bei ihm schlief, fühlte er sich, als ob ihm die Hälfte seiner Existenz genommen worden wäre.
 

Und das schmerzte.
 

Es tat so weh!
 

Er lehnte sich an die Kühle Fensterscheibe und starrte in die Dunkelheit.
 

Kaoru hatte kein Zeitgefühl mehr.
 

Er konnte nicht mal mehr sagen ob es Abend oder Nacht war.
 

Vielleicht schon früher morgen?
 

Er blickte einfach weiter in die Finsternis...
 

Doch eigentlich starrte er seine Augen an, die durch die Spiegelung aus der Dunkelheit blickten und ihn tottraurig anblickten.
 

Hikaru…
 

Und endlich.
 

Endlich konnte er weinen.
 


 

________ wenige Stunden zuvor _________
 

Er stürmte in das Krankenhaus und hielt die nächste Schwester auf die ihm entgegen kam.
 

»Ich muss zu meinen Bruder! Hikaru Hitachiin… wo ist er?«
 

Das junge Mädchen blickte ihn erschrocken an.
 

»Beruhigen sie sich doch erst einmal, dann erkundige ich mich bei dem zuständigen Arzt okay? Hitachiin heißt er?«
 

»Ja!«
 

Beruhigen?
 

Sollte das ein Witz sein oder was? Wie sollte er sich in so einer Situation beruhigen?
 

Er blickte der Schwester hinterher und konnte dann nichts weiter tun, als unruhig den Gang auf und ab zu laufen.
 

Irgendwie wünschte er sich Haruhi könnte hier sein. Aber das ging natürlich nicht.
 

Sie und die Anderen versuchten die Kundinnen zu beruhigen und mussten erst einmal den Host Club schließen, ehe sie nachkommen konnten.
 

Er selbst war dem Krankenwagen sofort mit einer Limousine ins Krankenhaus gefolgt und hatte sich keine Gedanken um den Club oder sonstiges gemacht.
 

Dafür mussten Kyoya und Tamaki nun sorgen.
 

Trotzdem wollte er hier so ungern alleine sein.
 

Sein Herz schrie jetzt schon und seine Augen brannten.
 

Die Kehle schmerzte.
 

Er wollte verdammt sein, wenn er jetzt vor all den Leuten in Tränen ausbrach!
 

Nein… nein, nein, nein, nein!
 

»Hitachiin?«
 

Kaoru drehte sich zu der Schwester um.
 

Was sollte dieser mitleidige Blick?
 

»Haben Sie eine Mölglichkeit ihre Eltern zu verständigen?«
 

»Ja…«
 

»Dann tun sie das, der Arzt würde gerne mit ihnen zusammen sprechen!«
 

»Aber ich kann nicht solange warten! Meine Eltern arbeiten auswärts!«
 

»Dann rufen sie sie trotzdem an. der Arzt nimmt sich gleich Zeit für sie.«
 

Ein unkontrolliertes Zittern bemächtigte sich seines Körpers.
 

Noch nie war es ihm so schwer gefallen die Nummer seiner Eltern zu wählen.
 

Umso so erleichterter war er, als er es geschafft hatte ihm die schreckliche Mitteilung zu machen ohne in Tränen auszubrechen.
 

Nun saß er auf einen weißen, unbequemen Stuhl und starrte auf eine ebenso weiße Wand.
 

Dann ging gas Arztzimmer auf und ein Mann im Kittel winkte ihn herein.
 

Automatisch bewegte er sich auf ihn zu.
 

Nahm die dargebotene Hand und schüttelte sie.
 

Dann setzte er sich auf einen weicheren Stuhl und blickte in die blauen Augen des Arztes, die ihn neutral musterten.
 

Im Nachhinein konnte er das Gespräch nicht im Einzelnen wiederholen (weshalb er auch froh war, das der Arzt extra mit seinen Eltern sprechen wollte. Er hätte all die Informationen gar nicht weitergeben können, die er ihm in diesem kurzen Gespräch gab.)
 

Es gab nur wenige Worte die zu ihm vordrangen.
 

Ihr Bruder ist schwer krank, waren davon die Schockierensten.
 

Mukokutanes Lymphknotensyndrom was in der Mundart auch Kawasaki-Syndrom genannt wird.
 

Hohes Fieber.
 

Eine Art Wunder das er das überhaupt bekommen hat, eigentlich betrifft es nur Kleinkinder.
 

Ähnliche Symptome wie Masern oder Scharlach, wenn Ihnen das was sagt.
 

Noch ungeklärt ob es ansteckend ist oder nicht.
 

Braucht absolute Ruhe, das heißt keinen Besuch.
 

Danach waren seine Erinnerungen nur noch ziemlich verschwommen.
 

Das einzige was er noch deutlich wusste war, dass er froh war, dass doch keiner seiner Freunde dabei war und sehen konnte wie er ausrastete.
 

Kaoru wusste nicht mehr genau was vorgefallen war, doch dass er zusammengebrochen war und sein Gesicht vor jeglichen Personal des Otorikrankehauses verloren hatte wusste er.
 

Doch es war ihm egal.
 

Im Endeffekt hatten sie ihm ein Beruhigungsmittel injiziert und ihn von seinem Chauffeur abholen lassen.
 

Er ließ sich willenlos von einen der Hausmädchen in ihr Zimmer führen und sank auf das Bett.
 

Es fühlte sich an, als hätte man ihm das Herz herausgerissen, zerteilt und ihn nur eine der beiden Hälften wieder eingenäht.
 

Er fühlte sich nicht komplett.
 

Kurz um: er fühlte sich miserabel.
 

Was war das nur für ein schrecklicher Tag?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  KleinesKeisuke
2013-06-28T17:32:55+00:00 28.06.2013 19:32
ich bin eigentlich keine große leseratte, aber dieses kapi hat mich echt gefesselt.
der arme hikaru ;__; hoffendlich wird das wieder.
und kaoru tut mir auch sehr leid.
total gut geschrieben und beschrieben. hier und da ein paar fehler reingedonnert, aber trotzdem gut ^^
Antwort von:  Noveen
29.06.2013 04:39
Vielen Dank, das ist ein sehr schönes Kompliment.^^

Jup... die Fehler. Ab und zu rutschen mir da einige durch.


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