2002年5月31日 13:00 - 14:00
Die folgenden Ereignisse finden am 31.Mai 2002 zwischen 13.00 und 14.00 statt.
Digitale Welt
Server-Kontinent
Emerald Jungle, verborgene Kammer unter der Maya-Pyramide
Ich glaube nicht, dass wir auf diese Weise eine Chance haben, gegen eine Armee der Finsternis zu gewinnen. Dazu müssten unsere Digimon noch viel stärker werden, und aufs Ultralevel digitieren. Aber keiner von uns hat eine Ahnung, wie das funktionieren soll.
“Natürlich hast du keine Ahnung, Ihr DigiRitter habt das nie.“
Will denkt, wenn wir irgendwo in der DigiWelt eine Energiequelle finden, die stark genug ist, bräuchten wir sie nur anzuzapfen, und dann wäre diese Digitation ein Kinderspiel.
“Erst mal finden, ihr Schlaumeier.“
Miaka hofft darauf, dass wir eine Lösung finden, wenn wir alle passenden Edelsteine für den Spiegel gesammelt haben. Aber ob die Macht des Spiegels uns da wirklich helfen kann?
“Ich bin ja mal gespannt, was dann passiert“
Ichi allerdings ist davon überzeugt, dass die Lösung ganz woanders liegt. Vielleicht hat es ja etwas mit den geheimnisvollen Stimmen zu tun, von denen er immer redet. Da aber bisher außer ihm noch niemand diese Stimmen gehört hat, sind wir immer noch nicht sicher, ob es sie überhaupt gibt.
“Nein, natürlich nicht, es gibt für alles eine ganz logische Erklärung. Den Göttern sei Dank, können nicht alle Kinder diese Stimmen wahrnehmen, sonst hätten wir’s schwerer.“
“Nun ich glaube ja nicht, dass es hier in der DigiWelt noch einen amtierenden Gott gibt,“ ließ sich die spöttische Stimme seiner Partnerin vernehmen. Er hatte sie nicht kommen hören, wie immer bewegte sie sich lautlos. Sie mochte schon eine ganze Weile im niedrigen Eingang der unterirdischen Kammer gestanden sein, Arme vor der Brust gekreuzt, ihr übliches spöttisches Lächeln im Gesicht.
Mit einem Mal schlug ihre Stimmung um. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, ihre Hände ballten sich zu Fäusten, und sie stieß ein wütendes Zischen aus: “Hast du nichts Besseres zu tun, als diesen Kram zu lesen, Mummymon? Ich zerbrech‘ mir hier den Kopf, wie wir die DigiWelt zerstören können, und du liest irgendwelche blöden Bücher über heilige Steine und heilige Jungfrauen. Absolut lächerlich!“
“Aber Arachnemon. Ich versuche doch nur, in den Mythen und Legenden der DigiWelt etwas herauszufinden, das uns weiterhelfen könnte. In jedem Mythos steckt doch ein Körnchen Wahrheit. Die Legende von der auserwählten Jungfrau zum Beispiel... “
“Blödsinn!“ keifte Arachnemon, “absoluter Blödsinn!“ Hastig schlug er das Buch zu, und steckte es zurück in die Schublade des Tisches, in der er es gefunden hatte. Falls sie auf den Gedanken kam, ihre Wut an ihm auszulassen, wollte er nicht, dass es Schaden nahm.
Sie konnte jeden Moment ausrasten, und er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Meistens half es, zu schweigen, und schuldbewusst dreinzublicken, aber manchmal war es auch sinnvoll, etwas zu sagen, was sie auf andere Gedanken brachte. Wenn er allerdings das Falsche sagte...
“Du hast vollkommen recht, ich könnte meine Zeit sinnvoller verwenden. Du arbeitest so hart, eigentlich sollte ich mich besser etwas um dich kümmern. Wünschst du ein Bad? Oder eine Massage?“
“Pass bloß auf, dass du keine Schleimspuren hinterlässt,“ fauchte sie, “Ich hab‘ keine Lust auszurutschen, und mir meine Frisur zu ruinieren.“
Doch die beruhigenden Worte schienen ihre Wirkung bereits getan zu haben. “Aber da wir gerade von Frisur sprechen, du könntest mir eigentlich die Haare kämmen! Aber wehe dir, wenn du mir nur ein einziges ausreißt! Dann kannst du etwas erleben!“
Er würde sich hüten. Ihr Haar war das Kostbarste, was sie besaß, die Quelle ihrer magischen Kräfte. Der Erfolg ihrer Pläne würde zu einem großen Teil von diesen Haaren abhängen. Aber zum Glück war er darin geübt, eventuell ausgekämmte Haare in den Falten seines Gewandes verschwinden zu lassen. Das würde also kein Problem darstellen.
Sie streckte sich auf dem Diwan aus, ohne sich im geringsten darum zu kümmern, dass dieser mit Staub bedeckt war. Vermutlich war seit ewigen Zeiten niemand mehr in diesem Raum gewesen.
“Arbeite ich wirklich so hart?“ schnurrte sie. “Findest du nicht, dass unser zahmer Kaiser die meiste Arbeit für uns erledigt?“
Immer diese verzwickten Fragen! Anscheinend war sie darauf aus, ihm irgendwie eine falsche Antwort aus der Nase zu ziehen. Ob es ihr wohl zu langweilig war? Durchaus möglich. Im Moment brauchten sie nichts weiter zu tun, als abzuwarten, bis der Digimon Kaiser seine Dark Towers überall in der DigiWelt verbreitet hatte. Dann erst würde Teil zwei des Plans in Aktion treten.
Leider war vor einigen Monaten eine unvorhergesehene Störung aufgetaucht. Eine Gruppe von Kindern, die sich selbst DigiRitter nannten, versuchte mit aller Kraft, die Türme zu zerstören. Vermutlich würde das eine geringfügige Verzögerung bedeuten.
“Glaubst du diese DigiRitter könnten dem Kaiser Probleme bereiten?“ fragte er vorsichtig, um sich vor der Antwort auf ihre Frage zu drücken.
Sie lachte laut auf. “Probleme? Mit diesen Insekten? Du weißt, wozu Insekten gut sind, mein Freund, zum Mittagessen. Bzzzz, bzzzz, bzzzzz!“
Sie zog einen Spiegel aus ihrer Handtasche, um ihr Haar zu begutachten. Es schien ein sehr kostbarer Spiegel zu sein, gestaltet in der Form einer Schildkröte. Die Spiegelfläche selbst stellte ihren Panzer dar und von seinem Rahmen aus, erstreckten sich die vier Beine, ein kleiner Schwanz, der die Spitze bildete und ein Kopf, der den Griff darstellte.
Ein äußerst seltsamer Spiegel und er war sich sicher, in irgendeinem seiner Bücher etwas darüber gelesen zu haben. War es nicht sogar das Tagebuch gewesen?
Sie sprang so plötzlich auf, dass er kaum Zeit hatte, ihr Haar loszulassen. “Lass’ uns wegfahren, irgendwohin! Ans Meer vielleicht, oder hoch in die Berge. Ich will mir die DigiWelt ansehen, solange sie noch steht.“
“Wie du möchtest, meine Liebe.“ Er konnte zwar nicht verstehen, was dieser Ausbruch sollte, aber wenn sie gut gelaunt war, dann war alles in Ordnung. Er öffnete die Schublade, um nach dem Tagebuch zu greifen, überlegte es sich jedoch anders. Das Buch würde sie nur wütend machen. Er würde es hier lassen und ein andermal weiterlesen, wenn sie nicht in der Nähe war.
Die unterirdische Kammer war gut verborgen, ebenso ihr Eingang. Und darüber stand nicht nur ein einziger Dark Towerum das Gebiet zu kontrollieren, sondern gleich drei. Niemand würde heil hier hereinkommen.
Digitale Welt
Net Ocean zwischen Server Continent und File Island
Er hasste es zu schlafen. Mehr als alles andere. Mit dem Schlaf kamen die Träume, und mit den Träumen der Zweifel. Nur solange er wach war, gab alles einen Sinn. Fügte sich zusammen wie ein Puzzle.
Wormmon hatte keinerlei Probleme mit dem Schlaf. Das widerliche grüne Ding hatte sich zu seinen Füßen zu einer Kugel zusammengerollt, und atmete ruhig und gleichmäßig.
Was hinderte ihn eigentlich daran, es mit einem Tritt ins Meer zu befördern? Anstoß!
Er blickte hinunter aufs Meer. Noch immer kein Land in Sicht, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis sie File Island erreicht hatten. Diese miese kleine Insel zwischen den Kontinenten. Vollkommen nutzlos. Aber wenn man sich vorgenommen hatte, die DigiWelt zu erobern, brauchte man auch vor einem solch mickrigen Stück Land nicht halt machen. Schließlich musste es auch unterworfen und besiegt werden, und besser heute als morgen.
Die gleichmäßigen Bewegungen des drachenartigen AirDramon, welches er als Reittier benutzte, wirkten beruhigend und einschläfernd. Aber auf gar keinen Fall durfte er zulassen, dass der Schlaf ihn übermannte. Seit er für immer in die DigiWelt gegangen war, um zum wahren Digimon Kaiser zu werden, war er mit vier Stunden Schlaf pro Nacht ausgekommen, und selbst das war ihm noch zuviel. Vielleicht ließ es sich noch weiter senken. Bis er irgendwann überhaupt nicht mehr schlafen, essen, oder etwas derart Menschliches tun musste. Bis er in der DigiWelt allmächtig war.
Allmächtig wie ein Gott.
Ein grausames Lächeln spielte um seine Lippen. Das könnte ihm gefallen.
Das Meer unter ihm hatte sich verändert. Es war düsterer, nebelhafter, mit einem Wort einfach unwirklicher geworden. Und doch wirkte es seltsam vertraut, wie etwas, das ihn schon seit undenklichen Zeiten begleitete.
Dunkelheit. Das Meer der Dunkelheit.
Wo Dunkelheit ist, muss es auch Licht geben...
Von woher kannte er diesen Satz?
Das Licht war wie die Sonne, die sich in den Wellen brach und die winzigen Schaumkronen zum Funkeln brachte. Es war wie der Mond, dessen sanfter Schimmer, die Nacht erfüllte. Es war wie eine Sternschnuppe, die einen Silberstreifen durch Meer und Himmel zog.
Es war wie nichts von alledem, und wie etwas, das er noch nie wahrgenommen hatte.
Warum war er hier? Wozu hatte er die dunklen Türme und Ringe und was wollte er von der DigiWelt?
Das Puzzlespiel verlor seine Teilchen. Stück für Stück..
Das Leben verlor seinem Sinn.
Wenn es jetzt noch irgend etwas gab, das ihm helfen konnte, dann war es dieses Licht. Wo immer es herkam, was immer seine Ursache war, es war die einzige Möglichkeit Antworten auf seine Fragen zu finden.
Aber das Licht zog sich unter die Wasseroberfläche zurück, und verblasste langsam im Meer der Dunkelheit.
Wenn er es noch einholen wollte, dann musste er ihm folgen. Ihm. Ihr. Wohin auch immer, er durfte nicht zögern.
Aber irgend etwas hinderte ihn daran ins Wasser zu springen. Etwas, das sich an sein Bein klammerte.
“Ken-chan,“ quietschte es, “Ken-chan, wach auf! Wach doch auf!“
Abgesehen von seiner Mutter, gab es nur ein Wesen, das ihn ‘Ken-chan‘ nannte, und das war ein kleines grünes, nervtötendes Digimon.
Er schlug die Augen auf. Es war heller Tag, und er war kurz davor, vom Rücken seines Reittieres ins Wasser zu stürzen. An seinem Bein zappelte Wormmon, und versucht verzweifelt, genau das zu verhindern.
Er verpasste dem Vieh einen Tritt, und setzte sich wieder hin. Natürlich, ein Traum. Ein Traum, der ihn von seiner Bestimmung abhalten wollte.
Er hatte doch immer gewusst, dass Schlafen gefährlich war.