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So long dear Friend

Fortsetzung zu "Walk on the Edge"
von

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Disclaimer : Moshi Moshi. Hier ist Yama-chan's anrufbeantwortendes Digimon. Yama-chan muß leider die nächsten 3000 Jahre im Knast verbringen, weil er die Rechte an Digimon Adventure 02 nicht bezahlen kann, und es trotzdem gewagt hat, Fanfics dazu zu schreiben.
 

Author : Yamato yamato@chan
 

Titel : So long dear Friend : Part 2 : Chapter 5 und 6
 

Altersfreigabe : PG (kommt ein bißchen Erotik drin vor, und die Sprache ist nicht aus dem Bilderbuch)
 

Spoiler : Digimon Adventure 02.
 

Summary : Dies wird eine Serie über die alten Digiritter in 02. Es ist sozusagen eine Fortsetzung zu "Walk on the Edge". Die Hauptcharaktere sind Sora und Yamato, aber auch Taichi, Koushirou, Jou und Mimi spielen wichtige Rollen. Die jüngeren Digiritter kommen nur am Rande vor.
 

Warning: Es geht viel um Liebe, und gebrochene Herzen, und nicht jeder wird mit jedem Pärchen einverstanden sein. Wer aber mit wem zusammenkommt, möchte ich hier noch offen lassen.
 

Fortsetzung : Dieser Teil ist die Fortsetzung von:
 

So long dear Friend : Part 0 : Prolog

So long dear Friend : Part 1 : Chapter 1-4
 

Weiter geht's natürlich mit:
 

So long dear Friend : Part 3 : Chapter 7 und 8
 

Feedback: Aber immer doch! Kommentare, Vorschläge, Lob und Kritik an yamato@chan.de
 

Archive : Bisher ist diese Geschichte im Animexx Archiv (www.animexx.de), Wenn du die Story in ein anderes Archiv aufnehmen möchtest, dann gib mir bitte Bescheid.
 


 

So long dear Friend - Part 2 - Chapter 5-8

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Diese Story ist für Akane aka Sora-chan mit einem dicken Knuddel von Yamato :-)
 


 

5. Reden und Schweigen - Liebe und Freundschaft

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Ich war so groggy, daß ich am liebsten gleich nach Hause marschiert, und ab in die Heia gegangen wär'. Aber ich konnt' nicht schon wieder die Bandprobe schwänzen. Langt schon, wenn ich das ab und zu für wichtige Dinge tun muß. Beispielsweise wenn ich unserem Söhnchen in der Digiwelt helfen muß.
 

Söhnchen? Okay, ich bin unschuldig, Mimi und Koushirou haben mit diesem Unsinn angefangen. Vor ein paar Monaten haben sie im Internet eine Page gefunden, auf der man per Mausklick heiraten kann. Das haben sie dann auch gemacht, und weil sie eine Familie sein wollten, haben sie Miyako zu ihrer Tochter erklärt.
 

Weil Mimi für die Homoehe, und gegen die Monogamie ist, hat sie anschließend gleich Sora geheiratet, und die beiden haben Hikari adoptiert. Ich natürlich gleich Jou geheiratet, schon um sie zu ärgern, und ihn anschließend mit Taichi betrogen. Deshalb haben Taichi und ich jetzt Daisuke, während meine Ehe mit Jou leider kinderlos geblieben ist.
 

Taichi wollte eigentlich keiner haben. Aber weil Takeru schon seit unserem ersten Abenteuer vor drei Jahren das Kind von Sora und Taichi ist, hat sie sich schließlich seiner erbarmt, und ist mit Taichi den Bund der heiligen Ehe eingegangen. Gezwungenermaßen, denn Taichi hat ihr die Ohren vollgejammert, daß der arme Takeru sonst ohne Vater aufwachsen müsse. Für diesen Kommentar hätt' ich Taichi am liebsten gleich die Fresse poliert, aber mein Brüderchen meinte, ich soll mich nicht so haben. Ohne ein bißchen Galgenhumor verliert man seine geistige Gesundheit.
 

Na ja, muß ich ihm wohl recht geben.
 

Wen hab' ich noch vergessen? Ach, natürlich Iori. Er ist das Kind einer dramatischen Liebesnacht, in der Jou mich mit Koushirou, und Koushirou Mimi mit Jou betrogen hat. Ich sag's ja immer wieder, wir sind alle miteinander bescheuert. Digiritter unter sich, das ist ein klarer Fall für die Klapse.
 

"Oi! Yamato-kun!"
 

Wer lauerte mir jetzt schon wieder auf?
 

Ich drehte mich um, und sah Koushirou den Gang entlang düsen, um mich einzuholen. Ich blieb stehen, verschränkte die Arme, und tippte betont ungeduldig mit dem Fuß. "What's up, man? Geh' ich zu schnell für deine kurzen Beinchen?"
 

Früher war er der Kleinste von uns, sogar kleiner als die Mädchen, deshalb haben wir ihn gerne damit aufgezogen. Inzwischen ist er mächtig in die Höhe geschossen, aber da sich alte Gewohnheiten nur schwer abgewöhnen lassen, kriegt er diesbezüglich immer noch gern den einen oder anderen Spruch zu hören.
 

"Offensichtlich nicht schnell genug, um endlich ein paar anständige Muskeln zu entwickeln!" Unser Pech allerdings, daß sein Mundwerk mitgewachsen ist, denn jetzt läßt er sich nix mehr gefallen
 

" Hey! Ich hab Muskeln! Weiß gar nicht, wie du das übersehen kannst!"
 

Ich tat so als wolle ich meinen Bizeps spielen lassen, aber als er an mir vorbeidüsen wollte, nutzte ich die Gelegenheit, um ihn kräftig in den Arm zu boxen. "Also, was gibt's?"
 

"Bist du gerade in Eile, oder hast du einen Moment Zeit?"
 

"Geh'n wir kurz raus," schlug ich vor. In den Gängen wuselten mir zu viele neugierige Leute rum. Ich holte meine Stiefel aus dem Spind - er hatte die Straßenschuhe bereits an, weil er auf dem Heimweg war, und wir hockten uns auf die niedrige Mauer, die im Schulhof um die Blumenbeete herumlief.
 

"Du hättest uns das mit Mimi-chan und Jou ruhig erzählen können." Ohne Umschweife kam er zum Thema. "Sora und ich hätten dich vorhin im Klo bestimmt nicht so angeblafft, wenn wir gewußt hätten, was wirklich los ist. Wir haben gedacht, du hättest Taichi versetzt..."
 

"Ihr denkt ziemlich viel, wenn der Tag lang ist!"
 

"Entschuldige bitte, aber wenn du uns deine Sicht der Dinge nicht schilderst, können wir nicht darüber Bescheid wissen. Wenn du Taichi erklärt hättest, daß du dich um Jou gekümmert hast, und deshalb zu müde für die Party bist, hätte er es doch verstanden."
 

"Aber Mimi-chan, und Jou wär es vielleicht nicht recht gewesen, wenn ich es herumposaunt hätte!"
 

"Herumposaunen?" Koushirou sah mich entsetzt an. "Vertraust du uns auf einmal nicht mehr, oder wie darf ich das verstehen?"
 

"Nein, so hab' ich das doch nicht gemeint, ich bitte dich." Jetzt war ich wirklich erschrocken. Wie kam der Typ nur auf sowas Verrücktes? "Ich meinte nur, ....sag' mal, woher weißt du das mit Jou überhaupt?"
 

"Weil er's mir erzählt hat. Als ich von Mimi erfahren hab', daß sie Schluß gemacht, hab' ich ihn angerufen, und gefragt, ob ich etwas für ihn tun könnte. Und er meinte, nein, das wäre in Ordnung, er hätte so ziemlich die ganze letzte Nacht mit dir geredet."
 

"Wart mal! Mimi hat dir erzählt, daß sie Schluß gemacht hat?"
 

Mir hatte sie es nicht erzählt.
 

Koushirou nickte. "Ja, sie hat es mir heute mittag gemailt. Sie wollte erst warten, bis der Brief ankommt, bevor sie es jemand anderem erzählt, damit Jou es als erster erfährt, und nicht von einer dritten Person."
 

Jetzt checkte ich gar nix mehr. "Und woher wußte sie, daß der Brief angekommen ist?"
 

"Von Sora-kun. Du hast es ihr doch erzählt, vorhin im Klo."
 

So deutlich hatt' ich es ihr nicht gesagt, aber egal. Nach meiner Bemerkung über Michael mußte man nur zwei und zwei zusammenzählen, und daß Sora das geschafft hat, wunderte mich nicht. Sie ist ja schließlich nicht Taichi.
 

"So wie's aussieht, funktioniert die Kommunikation zwischen den alten Kids auch ohne Digiterminal recht gut."
 

"Größtenteils ja." Es bestand kein Zweifel, was Koushirou mit 'größtenteils' gemeint hatte.
 

"Ich wußte wirklich nicht ob es Jou recht ist, wenn ich euch das erzähle. Ich meine, das mit unserer Sauf-Session letzte Nacht. Jou redet nicht gern drüber, wenn's ihm nicht gut geht, und er hätte es als Vertrauensbruch empfinden können, wenn ich was gesagt hätte."
 

"Verstehe. Aber es ging lediglich darum, warum du die Party abgesagt hast. Keiner erwartet doch, daß du haarklein berichtest, was Jou dir erzählt hat, oder wie er sich fühlt. Er hat mir vorhin am Telephon auch nur das Nötigste erzählt, und ich hab' auch nicht weiter nachgehakt. Ein bißchen Einfühlungsvermögen darfst du mir ruhig auch zutrauen."
 

"Okay, okay, hast ja recht." Ich wehrte mit den Handflächen ab. "Du hast recht, und ich bin ein Idiot, zufrieden? Darf ich jetzt zu meiner Bandprobe, oh Koushirou-sama?"
 

"Wenn du dich noch ein bißchen im Staub wälzt, dann erlaub' ich's dir," grinste er zurück. Wie ich schon sagte, sein Mundwerk ist mitgewachsen. "Aber mal im Ernst, Yama-kun, du mußt nicht immer glauben, daß die ganze Welt sich gegen dich verschworen hat. Ganz besonders dann nicht, wenn es sich um deine Freunde handelt."
 

Is' ja gut, red' du nur! Das nächste Mal, wenn Taichi wieder plärrt: "Yama ist sooo gemein zu mir", stehst du doch wieder auf seiner Seite.
 

Aber das sagte ich natürlich nicht, ich wollte mich nicht mit ihm rumzoffen. Vor allen Dingen, weil er bei der Sache mit Jou wirklich recht hatte. Und es ist wirklich nicht so, daß ich ihm und Sora nicht vertrauen würde, bestimmt nicht. Es ist nur......
 

Na ja, lassen wir das lieber...eigentlich weiß ich es selbst nicht so genau.
 

Die Bandprobe klappte so einigermaßen, hab' schon besser gespielt. Meiner Stimme merkte man die letzte Nacht zum Glück nicht an, sonst hätte es nur wieder neugierige Fragen, und dumme Sprüche gehagelt.
 

Taichi kam mich doch tatsächlich abholen, das wär' das Allerletzte gewesen, womit ich gerechnet hätte. Er sah ein bißchen schuldbewußt drein, offensichtlich tat es ihm leid, daß er mich heute morgen so angeschnauzt hatte. So ist er immer, erst baut er Mist, und hinterher tut es ihm leid.
 

"Du - wegen heut' morgen..."
 

"Vergiß es," winkte ich ab. "Schlecht drauf sind wir alle mal. Du hast doch jetzt hoffentlich nicht die ganze Zeit auf mich gewartet," fragte ich mit einem Blick auf seinen Schulranzen, den er noch bei sich trug.
 

"Nein, nein," wehrte er ab, "ich war zwischendurch noch weg, bin nur noch nicht nach Hause gekommen. Geh'n wir noch 'ne Runde durch den Park?"
 

"Okay!"
 

Ich hätte ihn gern in den Arm genommen oder so, aber leider waren zu viele Leute unterwegs. Na ja, ein andermal wieder, wenn wir bei mir waren. Wir geh'n meistens zu mir, weil wir da ungestört sind. Bei ihm zu Hause wuseln Mutter und Schwester rum. Vor Schwester kann man nix verheimlichen, aber Mutter würde aus allen Wolken fallen, wenn sie Bescheid wüßte.
 

Meine Eltern wissen Bescheid. Seit Vater eines schönen Sonntags früher als geplant von einer Geschäftsreise zurückkam, und uns in ziemlich eindeutiger Situation erwischte, ist alles klar. Es gab einen Krach, der sich gewaschen hatte, und wir haben uns drei Tage lang nur angeschrieen. Bis auf die paar Stunden dazwischen, in denen wir beschlossen hatten, nie wieder ein Wort miteinander zu reden.
 

Die meiste Zeit stritt sich Vater sowieso mit Mutter am Telephon, wer mich denn nun falsch erzogen hätte. Er meint, ich hätt' einen Frauenhaß, weil ich ohne Mutter aufgewachsen bin, während Mutter irgendwie der Ansicht ist, sie könne gar nix falsch gemacht haben, sie habe mich schließlich nicht erzogen. Takeru, der es noch nie leiden konnte, wenn unsere Eltern sich streiten, packte kurzerhand seine sieben Sachen, und übernachtete bei Daisuke. Was die Stimmung auch nicht grade hob. Sie dachten wohl, er würde jetzt auch noch damit anfangen.
 

Nach drei Tagen hatte Vater sich wieder eingekriegt, außerdem waren die Verträge über Ranma und Detective Conan, die ab April 2002 auf einem deutschen Sender laufen sollten, weitaus wichtiger als meine sexuellen Präferenzen. Nur bei Mutter hatte ich stark das Gefühl, daß sie sich von mir zurückzog. Aber unser Verhältnis war nie das beste.
 

Na ja, lassen wir das lieber..
 

So begnügten Taichi und ich uns also damit, schweigend nebeneinander her zu trappeln, und wie zwei auf ewig verdammte Liebende aus einem Kitschmanga auf eine Gelegenheit zu warten, dem anderen einen Kuß, oder zumindest eine Berührung zu rauben.
 

Eigentlich hätt' ich ihn viel lieber hinter den nächsten Busch gezerrt, aber man ist ja schließlich ein zivilisierter Mensch und tut so was nicht.
 

Da die Gelegenheit nicht kam, schalteten wir um auf hochgeistige Konversation: "Du kannst doch nicht schon wieder erwarten, daß ich deine Englisch Hausaufgaben mache! Streng' gefälligst mal dein eigenes Brain an!"
 

"Hab' ich sowas? Nur gut, daß du nicht vergißt, mich daran zu erinnern."
 

"Natürlich hast du sowas, Taichi. Du hast genau fünf Gehirnzellen, eine fürs Essen, eine fürs Poppen, eine für Fußball und eine für Videospiele. In dieser Reihenfolge. Das Problem ist nur, du kannst immer nur eine davon mit Energie versorgen, sonst gibt's bei dir 'nen Kurzschluß. Das würde aber überhaupt nicht auffallen, denn da kommt nämlich deine geheimnisvolle fünfte Gehirnzelle ins Spiel! Die ist nämlich fürs Blödsinnreden, und steht unter Dauerstrom...."
 

Ich hatte meine Ausführungen noch nicht beendet, aber Taichi erledigte das für mich, indem er mich in den Magen boxte. Fiel wohl ein bisserl fester aus, als geplant, jedenfalls blieb mir ziemlich die Luft weg. Ich versuchte, ihn zu packen, aber er stürmte an mir vorbei, die Treppen zur U-Bahn hinunter. Ich nix wie hinterher.
 

Vieles hat sich verändert, in den letzten drei Jahren, aber wenn eines geblieben ist, dann sind das unsere ständigen Frozzeleien und Balgereien. Das wir uns dabei ziemlich behindert aufführen, stört uns nicht weiter, mit Jou spinn' ich auch fürchterlich rum, wenn auch auf ganz andre Weise. Unsere Lieblingsbeschäftigung ist es, möglichst tiefsinnig über möglichst alberne Themen zu philosophieren. Beispielsweise über die symbolische Bedeutung von Handy-Melodien im Vergleich zu den musikalischen Themen der U-Bahnhaltestellen. Es war eine Zeitlang in, sich die U-Bahnmelodien aufs Handy zu laden, deswegen kamen wir überhaupt drauf.
 

Am allerschlimmsten hab' ich mich ja immer mit Mimi aufgeführt, aber das gehört ja nun der Vergangenheit an.
 

"Vergiß' den Park," sagte ich plötzlich. "Fahr'n wir zu mir!
 


 

6. Mimi's Tipps - Sora bereitet sich auf die Party vor.

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"Wie spät ist es jetzt bei dir?"
 

"Kurz nach fünf Uhr nachmittags."
 

"Daß ich es auch nie schaffe, mir diese dämlichen Zeitzonen zu merken!" Am anderen Ende der Leitung raschelte es, offensichtlich war Mimi beschäftigt. "Nicht wundern, Sora-chan, bin nur grad dabei, mein Zimmer umzuräumen! Ich hab' 'ne neue Sitzgarnitur gekriegt, so mit Polstersesseln zum Hochklappen, und darin kann ich meine Sommergarderobe verstauen. Du weißt schon, was ich meine, oder? Diese Polstersessel, wo man die Sitzflächen hochklappen kann?"
 

Ehrlich gesagt, hatte ich keine Ahnung, was sie meinte, und sie nicht die Nerven, es mir zu erklären, deshalb hakte ich auch nicht nach. Mimi war in einer ihrer überdrehten Stimmungen, ich konnte mir bildlich vorstellen, wie sie plappernd in ihrem Zimmer herumwuselte, und jede mögliche Nachfrage nach ihrem Gefühlszustand im Keim erstickte.
 

Es würde mich nicht wundern, wenn sie nicht besonders gut drauf war. Die Sache mit Jou mußte ihr nahegeh'n.
 

"Wie geht es ihm?" fragte sie plötzlich und ohne Überleitung. "Ich weiß, ich sollte das nicht fragen, es ist gefühllos! Können wir bitte von was anderem reden, ja?"
 

"Mimi-chan..."
 

"Erzähl' mir, was du so machst? Wie läuft das Fußballtraining? Oder gibt's was Neues in der Liebe?"
 

"Nicht wirklich! Aber danke, daß du mich auch mal zu Wort kommen läßt."
 

"Ich bin schließlich ein sozialer Mensch!" Wieder raschelte es, gefolgt von einen lauten Rums, - offensichtlich hatte Mimi die Sitzflächen ihrer tollen neuen Polstergarnitur wieder runtergeklappt.

"Eben," ging ich auf ihren letzten Kommentar ein, "Und deswegen kannst du mir sicher bei meinem kleinen Problem helfen."
 

"Schieß' los!"
 

Ich holte tief Luft. "Kurz gesagt, ich bin auf einer Party eingeladen, und ich hab' keine Ahnung, was ich anziehen soll!"
 

"Und das ist alles?" fragte Mimi zurück. "Du hast dich eben so angehört, als wäre es irgendwas Schlimmes, 'ne Persönlichkeitskrise, oder so."
 

Sie kicherte, aber es klang hysterisch. "Tut mir leid," sagte sie plötzlich in völlig verändertem Tonfall, "ich bin etwas überdreht. Die Sache mit Jou, weißt du. Ich wünschte, ich könnte etwas tun, damit es ihm besser geht. Aber ich weiß, dass ich das nicht kann, und das macht mich verrückt. Ich bin's nicht gewohnt, so hilflos zu sein. Normalerweise, wenn es ein Problem gibt, pack' ich die Sache an. Aber in diesem Fall hilft einfach nur abwarten, und es gibt nichts, was ich mehr hasse."
 

"Ich glaube, in diesem Fall kannst du wirklich nichts tun, außer zu versuchen, dich abzulenken, und an was andres zu denken. Es hilft Jou nicht, wenn du über die Sache nachgrübelst, und dich macht es nur unglücklich."
 

"Mich ablenken? An was andres denken?" Ihre Stimme klang zynisch. "Sollte mir nicht schwer fallen, wir haben immerhin September und ich lebe in New York."
 

Ich kenne Mimi's Zynismus gut genug, um mich nicht auf sinnlose Debatten einzulassen. Zum Glück ist ihrer nicht so schlimm, wie der von Yamato, der Typ schafft es viel zu oft, mich zur Weißglut zu bringen. Wenn er seine bösen Sprüche auspackt, könnt' ich ihn manchmal echt ohrfeigen.
 

"Sora? Sora, bist du noch da?"
 

"Bin ich, Mimi. War nur mit den Gedanken grad woanders. Manchmal denke ich mir, wir sind schon bescheuert. Wir zerbrechen uns den Kopf über unsere kleinen Teenagerprobleme, dabei gibt es so viele Dinge, die wirklich schlimm sind."
 

"Jetzt klingst du wie deine Mutter," sagte Mimi. "Aber so was ähnliches denk' ich mir auch manchmal, ganz besonders wenn ich aus dem Fenster schaue. Ganz weit hinten am Horizont kann ich manchmal die Skyline von Manhattan sehen, und dann frag ich mich, ob wir überhaupt das Recht haben, uns den Kopf über lauter Blödsinn zu zerbrechen, wenn es in der Welt soviel Krieg und Mord und Haß gibt. Aber, weißt du was, Sora-chan? Es ist nun mal unser Leben, und dieser "Blödsinn" sind unsere Probleme. Und wir haben jedes Recht, uns damit auseinander zusetzen. Solange du nicht vergißt, daß du nicht allein auf der Welt bist, und andre Leute auch mal deine Hilfe brauchen können, mußt du dir überhaupt keine Vorwürfe machen. Du machst dir sowieso immer zu viele Vorwürfe, und denkst, daß alles deine Schuld ist. Ganz besonders die Dinge, für die du überhaupt nichts kannst."
 

"Es geht nicht nur um die Party, Mimi-chan. Ich glaub' ich hab' ein ernstes Problem."
 

Ich weiß nicht, wie lange ich redete. Ich erzählte Mimi alles, angefangen von Kozue und den Tamachi Mädchen in der U-Bahn, bis zu dem Streit zwischen Taichi und Yamato, und daß ich absolut keine Lust mehr habe, für die beiden Vermittler und Pufferzone zu spielen, und mir als Dank anhören darf, ich solle mich nicht in ihre Beziehung einmischen. Es sprudelte alles einfach so aus mir heraus. Heute

war ein langer Tag gewesen, und irgendwie waren viele Dinge an die Oberfläche gekommen, die ich schon eine ganze Weile verdrängt hatte.
 

Schon darüber zu reden, half eine ganze Menge. Aber ich glaube, es hätte mir noch mehr geholfen, wenn Mimi nicht ein paar tausend Kilometer weit weg gewesen wäre...
 

"Ich werd' dir helfen, so gut ich kann," versprach Mimi, als hätte sie meine Gedanken gelesen. "Vergiß nicht, ich bin immer noch deine Freundin, und so'n blöder Ozean kann daran nicht das Geringste ändern!"
 

Ich nickte, und dann fiel mir ein, dass sie es nicht sehen konnte.
 

"Also," sagte sie, und ich konnte hören, wie sie wieder im Zimmer auf- und abging, "wir denken jetzt mal ganz praktisch, das hilft dir hundertmal mehr, als das ganze sentimentale Gesäusel. Erstens, sieh zu, daß du fertig wirst, du solltest auf keinen Fall zu spät kommen."
 

"Hast du nicht mal gesagt, man sollte nie pünktlich auf eine Party kommen?"
 

"Nein, nein, das siehst du falsch, je bekannter du bist, desto später kommst du, um einen großen Auftritt zu haben. Wenn du neu bist, und keinen kennst, dann kommst du möglichst früh. Erstens, weil du dann andere Leute triffst, die aus genau demselben Grund so früh kommen, und sich freuen werden, dich kennenzulernen, und zweitens, weil die Leute im kleinen Kreis noch viel unbefangener sind. Wenn die VIP's erst mal da sind, scharwenzeln alle um sie herum. Dann achtet jeder auf sein Image, und keiner benimmt sich mehr natürlich."
 

"Hört sich eigentlich logisch an..."
 

Eigentlich war das alles andere als logisch, sondern absolut bescheuert. Was hatte man davon, irgendwelchen anderen Mädchen hinterherzurennen, nur weil sie Markenklamotten trugen, und wußten, was gerade in ist? Machte das glücklich?
 

Aber ich wollte einmal in meinem Leben normal sein, und nicht die Welt revolutionieren, also fing ich keine Grundsatzdiskussion mit Mimi an, sondern hörte ihr weiter zu.
 

"Zweitens, die Klamotten. Hast du schon überlegt, was du anziehen willst?"
 

"Nun ja, ich hab' nicht so viele schicke Sachen..."
 

"Egal! Du bist sowieso eher der sportliche Typ. Hm, mal überlegen. Hast du die rote Hose noch? Die mit dem Capri Schnitt?"
 

Ich flitzte zum Schrank. "Natürlich!"
 

"Ist doch schon mal ein Anfang. Rot steht dir, das ist überhaupt deine Farbe. Und der Schnitt betont deine Figur!"
 

"Ich weiß nicht, ob meine Figur so gut ist..."
 

"Jetzt hör' aber mal auf!" Mimi klang entrüstet. "Deine Figur ist absolut phantastisch. Natürlich bist du nicht so dünn, wie die ganzen Aidoru Mädels, die uns die Werbung als Schönheitsideal vorgaukeln will. Aber was du hast, sind doch alles Muskeln, kein Gramm überflüssiges Fett. Hier in Amerika rennen die Mädchen für teures Geld ins Fitness Studio, weil sie so aussehen wollen, wie du. Und die Firmen werben mit Sportlerinnen, nicht mit Models. Laß dir bloß von niemand was einreden!"
 

"Also gut..."
 

"Weiter im Text!" Mimi war jetzt richtig energisch geworden. "Du brauchst noch ein passendes Oberteil. Deine T-Shirts sind zwar ganz nett, aber nun doch etwas zu sportlich für den Anlaß!"
 

"Ich hätte da noch eine Bluse..."
 

"Die mit dem runden Kragen, die dir deine Mutter gekauft hat? Damit siehst du aus, als wärst du einem katholischen Mädcheninternat entsprungen! Nee, da weiß ich was Besseres. Du hast doch diesen weißen Body. " Sie gluckste vergnügt. "Siehst du, ich kenne deinen Kleiderschrank besser als du selbst."
 

"Aber dieser Body ist eigentlich Unterwäsche..."
 

"Wieso? Hat er Spitzen, oder so?"
 

"Nein, er ist nur etwas ...hm...durchsichtig. Und der Ausschnitt ist so offen."
 

"Macht doch alles nix. Du trägst ja immer diese elastischen Tops anstelle eines BHs, da sieht man nix durch. Nur deinen Bauchnabel, und das ist ja wohl kein Verbrechen."
 

"Ich hätte ein rotes Top, fast dasselbe Rot, wie die Hose...." Ich fing an, meine Schubladen durchzukramen. Mit einer Hand war das gar nicht so einfach.
 

"Hör zu, das wird eine Weile dauern, bis du dich umgezogen hast, und wir telephonieren jetzt schon eine Stunde miteinander, langsam wird's etwas teuer für mich. Zieh' die Sachen einfach mal an, und wenn du glaubst, daß etwas nicht gut aussieht, schreibst du mir einfach 'ne SMS, und ich ruf' noch mal an, okay? Oder wenn dir noch irgendwas einfällt, was wichtig sein könnte."
 

"Mach ich. Vielen vielen Dank, Mimi-chan, du hast mir sehr geholfen."
 

"Das mach' ich doch gern, Sora-chan. Meld' dich auf jeden Fall, wenn du noch Hilfe brauchst. Und wegen der Party, das packst du schon, einfach immer locker bleiben. Hab' dich lieb, Schätzchen!"
 

"Ich dich auch, Kleines."
 

Ich wollte schon auflegen, da fiel ihr noch etwas ein. "Schade, daß du dich noch nicht für Parties interessiert hast, als ich noch hier war. Dann hätten wir mal gemeinsam auf eine gehen können. Wär' sicher lustig geworden. Also bis dann!"
 

Es klickte. Ich hockte noch eine Weile ziemlich verwirrt da, und hatte plötzlich das Gefühl, ich müsse losheulen.
 

Ich schrieb Mimi eine kurze SMS, daß alles in Ordnung sei, und sie mich nicht zurückrufen müsse. Es ist schon genug, dass sie immer die Telephonate übernimmt, ich muß es nicht übertreiben. Ich zog das Top, den Body und die Hose an, und betrachtete mich im Spiegel. Ich gefiel mir, aber die ganzen Jahre davor hatte ich auch nichts an meinen T-Shirts auszusetzen gehabt, also war es eigentlich kein Maßstab.
 

Genaugenommen konnte ich wohl gar nicht beurteilen, was hübsch war, und was nicht. Vielleicht hätte ich doch mal einen Blick in die Modezeitschriften werfen sollen.
 

Ich schob die trüben Gedanken beiseite, ich hatte ohnehin nicht die Zeit dazu. Wenn ich die nächste U-Bahn nicht erwischte, würde ich zu spät kommen.
 

Schnell noch frische weiße Söckchen angezogen, bloß welche Schuhe? Meine ganzen Turnschuhe waren sicher zu sportlich, und die Riemchenschuhe, die ich zur Schule trage, hätte ich erst wieder putzen müssen. Ich entschied mich schließlich für meine Sneakers, das waren zwar genaugenommen auch Sportschuhe, aber doch einigermaßen elegante. Außerdem würde ich sie an der Tür sowieso wieder ausziehen, da die Party im Haus stattfand.
 

Ich schnappte mir Handy, Geldbeutel, Schlüssel, und Jacke, und wetzte nach draußen.
 

Erst in der U-Bahn fiel mir ein, daß ich das Wichtigste vergessen hatte. Ich trug ja überhaupt kein Make-up. Kozue hatte mir vorgeschlagen, dass ich welches tragen sollte.
 

Selbst, wenn ich etwas anderes besessen hätte, als das kindische Schminkset, das mir meine Tante vor drei Jahren zur Feier meiner ersten Periode geschenkt hatte, und das noch ungeöffnet in irgendeiner Schublade verkümmerte, hätte ich bestimmt nicht gewußt, wie man es richtig aufträgt. In meinem ganzen Leben hatte ich mir noch nie den Kopf über so was zerbrochen.
 

Egal, es mußte auch so gehen.
 

Als ich vor Kozue's Tür stand, hatte ich mächtig Muffelsausen. Ich würde bestimmt alles falsch machen.
 

Egal! Ich hatte schon weitaus schwierigere Situationen gemeistert. Was ist schon eine Party, wenn man einst für das Schicksal der Welt kämpfen mußte. Auf in den Kampf!
 

Ich drückte auf Kozue's Türklingel. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
 


 


 


 


 

Ore hitori de daijoubu sa
 

Yamato
 

Februar 2002



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Schokokatze
2009-09-02T06:49:25+00:00 02.09.2009 08:49
Oh mann, ich liebe diese FF total! *______*~
Kein Plan, wie oft ich die mir jetzt schon durchgelesen hab, ich kann immer noch an den selben Stellen lachen und mit den Digirittern mitfühlen... Ist echt voll hammer, was dir alles so eingefallen ist, wie die Zeit der 2. Staffel so für die 'alten' Digiritter weiterläuft!

Am meisten muss ich wohl darüber lachen, wie Taichi & Sora sich im Unterricht Nachrichten verschicken, und bei dem lustigen Spruch aus dem Kalligrafiebuch dauerts Minuten, bis ich mich wieder einkrieg! ^^ Voll genial der Einfall! XD
Aber auch die Erklärung von der Heiraterei per Mausklick fand ich cool! *o*
Und dann natürlich noch die vielen Kleinigkeiten, wie der Sarkasmus der Erzähler und die vielen Erinnerungen und Gedanken, die Yama und Sora haben!

Was ich außerdem noch toll find, ist die Story selbst, erst das Drama mit Jou und Mimi (Gott, ich liebe mittlerweile das Paar ;) und die ganzen Pupertätskrisen der Charaktere.
Der Perspektivenwechsel ist auch 'ne gute Idee und ich finds auch schön, dass Sora mal in 'ner Taito-FF mal keine fiese Rolle zugeteilt bekommt! =3

Ich fänds echt voll cool, wenn du die FF fortsetzen würdest! Bin echt total auf die Endpärchen gespannt! *o* - Und allgemein, wies weitergeht! ^^

Nyu~
Lg, Sora~
Von: abgemeldet
2002-02-18T17:17:40+00:00 18.02.2002 18:17
Ich finde es voll unfair, dass hier ersteinmal Schluss ist. Ich will wissen, wie es weiter geht!!! Bitte beeile dich mit der Fortsetzung!
Von: abgemeldet
2002-02-09T23:15:21+00:00 10.02.2002 00:15
Yamaaaa~a! Hat dir nie jemand gesagt, dass Cliffhanger fies sind? *g* Ich LIEBE diese Story! Ich mein, klar sind "Ashita wa Kitto", "Walk on the Edge" usw. auch gut, aber "So long dear Friend" ist momentan mein absoluter (absoluter ABSOLUUUUTER) Liebling...

Wo das mit Yama und Taichi bloß hinführen soll... *seufzt* Sieht nicht gut aus, klingt nicht gut... und überhaupt-- AAAAARGH! Will wissen, wie's weitergeht! *bettelt*

Achso, und noch was... Bittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebittebitte​bittebittebittebittebitteBITTE *NICHT* Takeru/Daisuke! *PDE* Dai gehört zu Ken...

*räusper* Ich stell mich wieder an... Schreib, was du am besten findest, ich les es auf jeden Fall!

Ja ne! und Doumou Arigatou gozaimashita! für diese Fic! *knuddelteinfachmalso*

Hino


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